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Nr. 289

Samstag, äen 9. Dezember 1939

113. Jahrgang

Scharfe Verwahrung der USA in London

Amerikanische Note gegen völkerrechtswidrige englische BlockadeKriegführende dürfen sich eine derartige Schädigung

Neutraler nicht anmaßen"

DNB. Washington, 9. Dez. Eine amerikanische Note, die gestern der englischen Regierung überreicht wurde, legte scharfe Verwahrung gegen den englischen Beschluß vom 28. November «in, alle Schiffe mit Waren aus Deutschland nach dem 4. De­zember anzuhallen. Amerikanische Schiffe würden dadurch ge­zwungen, englische Häfen anzulaufen, gleichgültig wo ihr Ziel oder wer Eigentümer der aus Deutschland kommenden Wa­ren ist.

Amerika könne eine Blockade nur anerkennen, wenn sie effek­tiv ist, nicht aber einen derartigen Beschluß, der sich auf Schiffe beziehe, die weit außerhalb des Kriegsgebietes fahren, und der legitime Interessen amerikanischer Bürger verletze. Kriegfüh­rende Regierungen dürften sich eine solche Schädigung neutraler Betätigung nicht anmaßen, und die amerikanische Regierung sehe sich daher genötigt, zu verlangen, daß die von der engli­schen Regierung beschlossenen Maßnahmen nicht deu legitimen Handel amerikanischer Bürger stören. Inzwischen behalte sich die USA.-Regierung alle Rechte und etwaigen Ansprüche vor.

Die Amerikaner sollen den englischen Krieg finanziere«

Neuyork, 8. Dez. Wie hier verlautet, wird die Bildung einer Kanadischen Gesellschaft erwogen, die die in ausländischem Besitz befindlichen Wertpapiere übernehmen soll. Sie soll unter Lei­tung internationaler Bankiers mit Einsatz nordamerikanischer Persönlichkeiten im Aufsichtsrat stehen. Die Gesellschaft soll au­torisiert werden, in den USA. für rund eine Milliarde Dollar Obligationen auszugeben. Bei diesem Vor­gehen würde, wie es weiter heißt, die Anwendung der Bestim­mungen der sogenannten Johnson-Acte unterbleiben, die USA.- Kredite an fremde Länder verbieten, die mit der Bezahlung früherer Schulden an Washington im Rückstand sind.

Wer hinter diesem Plan steht, ist in der Meldung mit keinem Wort erwähnt, ist aber aller Welt so bekannt, daß es einer sol­chen Erwähnung gar nicht bedarf. England sucht wieder einmal nach einem neuen Ausweg, mit dem Gelds der Ver­einigten Staaten seinen Krieg zu führen! Kre­dite, wie man sie im Weltkrieg bekam, sind auf Grund der John- son-Acte diesmal nicht erhältlich, da es die Kredite von damals trotz feierlicher Verträge und Unterschriften nicht zurückgezahlt hat, sondern schon seit 1933 ohne Zinsberechnung 857 534 »üü Pfund schuldig blieb.

Nun aber braucht man wieder amerikanisches Rüstungsmate­rial amerikanische Munition, amerikanische Flugzeuge und ameri­kanische Rohstoffe. Bisher wußte man sich, da die Amerikaner ,nur gegen Kasse, d. h. Barzahlung, verkaufen, nicht anders zu Helsen, als zur Finanzierung der Käufe die in englischem Besitz befindlichen amerikanischen Effekten zu verkaufen. Das machte nicht nur in den USA. einen sehr schlechten Eindruck, da darin die finanzielle Schwäche Englands deutlich zum Ausdruck kam, sondern ließ auch diesen Besitz täglich nach zuverlässigen Schätzun­gen um mindestens eine Million Dollar zusamenjchrumpfen. Jetzt aber ist man endlich auf eine erleuchtende Idee verfallen. Man gründet in den USA. einfach eine kanadische Gesellschaft, bei der man die Effekten einstweilen nur beleihen läßt Die Gesellschaft bringt die Mittel hierfür durch Auslegung einer Anleihe in den Vereinigten Saaten auf, bei der man gleich von der runden Summe von einer Milliarde Dollar spricht! Diese Anleihe soll noch dazu in Form von sogenannten Debenturas er­folgen, d. h. in Schuldverschreibungen, die nur durch die Aktien und den Kredit des Schuldners gesichert sind, eine positive Sicher­heit also in keiner Weise haben.

Durch diesen Gaunerstreich würde dann der Abgabedruck an der Börse Nachlasse«, die Kurse könnte« steigen und für eine Neu- emisfio« in gedachtem Sinne wäre eine günstige Kapitalmarkt­lage geschaffen. Unter diesen Voraussetzungen hält man die amerikanischen Bürger und die politischen Freunde Englands in den USA. für dumm genug, auf dem Umwege über einekana­dische Gesellschaft" erneut Bargeld England zur Finanzierung seines Krieges zur Verfügung zu stellen. Es kann jedoch wohl keinem Zweifel unterliegen, daß durch derartige plumpe Bauern­fängerei nicht nur gegen den Geist der Johnson-Acte, sondern auch gegen den formal-juristische» Buchstaben verstoßen werden würde,

DNB. Amsterdam, 8. Dez. Der belgische DampferLouis Scheid", der Donnerstag an der englischen Küste strandete, mußte aufgegeben werden. Die Besatzung konnte gerettet werden.

DNB. Amsterdam, 8. Dez. Zum Untergang des britischen DampfersThomas Walton" (4480 Tonnen) wird noch bekannt, daß das Schiff der Coronation Steamship Company gehörte. Das Schiff sank nach einer heftigen Explosion im Westfjord bei > Bodoe. Das Schiff sank in sieben Minuten. DieThomas Wal- ^ ton« war auf England nach Narwik unterwegs.

Mchnr?g gegen kriegerische VeruMu-igen in 8SA.

W»5 v. H. des amerikanischen Volkes lehnen die Pläne der mglischen Kriegshetzer ab

Ncuyork. 8. Dez Das Eallup-Jnstitut für öffentliche Meinung ermittelte aus fünf seit Kriegsbeginn veranstalteten H m > r a g e n über das ThemaSollen die Vereinigten Staaten

>

Deutschland den Krieg erklären und Armee und Flotte nach Eu­ropa entsenden?" eine steigende Abscheu des amerikanischen Vol­kes gegen jegliche kriegerische Verwicklung. Während bei der ersten Umfrage 94 v. H. der Befragten sich gegen die Kriegsbeteiligung erklärten, waren es bei der zwei­ten und dritten Umfrage 95 v. H., bei der vierten und fünften sogar 9 6,5 v. H. Das Institut bemerkt zu diesem Ergebnis, es habe seit seinem vierjährigen Bestehen in keiner Frage, die die öffentliche Meinung angehe, eine ähnliche Einmütigkeit angetrosfen.

ASA.-Borbehalie gegen die Mische SeerSuderei

Washington, 8. Dez. Bei der Pressekonferenz am Donnerstag sagte Hüll, es werde wahrscheinlich eine Botschaft an die englische Regierung gesandt werden, in welcher der Standpunkt der Vereinigten Staaten in bezug auf die englische Blockade deutscher Güter auseinandergesetzt werde. Wie verlau­tet, haben sich die Vereinigten Staaten heute alle ihre Rechte aus dem internationalen Gesetz bezüglich der britischen Blockade deutscher Exportwaren Vorbehalten. Dieser Vorbehalt soll dem britischen Botschafter zur Weiterleitung nach London übermittelt werden.

Churchill bewaffnet Fischerboote

Neuer glatter Bruch des Völkerrechtes durch Englarld

Berlin, 8. Dez. In einer Unterhausrede hat Churchill sich damit gebrüstet, daß bereits 1Ü0Ü englische Handels­chiffe bewaffnet worden sind und daß diese Zahl bald auf 2000 steigen werde. Die britische Admiralität verwen­det die bewaffneten Handelsschiffe für Zwecke der Kriegsfüh­rung gegen Deutschland.

Aus früheren Nachrichten ist bekannt, daß die Reeder und die Kapitäne dieser Schiffe wegen ihres Offensivgeistes nicht nur in der englischen Presse, sondern auch im Unterhaus gelobt wurden. Englische Berichte haben sich öffentlich über Handelsschiffskapi­täne anerkennend geäußert, die das Feuer auf Unterseeboote ichon in dem Augenblick eröffneten, als diese beim Auftauchen die Wasseroberfläche durchbrachen. Die offensive Bewaffnung der Handelsschiffe ist nun noch verstärkt worden. Zu der Ausrüstung mit Geschützen ist teilweise eine Ausrüstung mit Wasser­bomben hinzugetreten, wobei die Bedienung dieser kompli­zierten Angrisfswaffen in Händen von Personal der britischen Kriegsmarine liegt, das zu diesem Zweck auf bewaffnete Han­delsschiffe kommandiert wird. Auf die Folgen, die sich hieraus für die deutsche Seekriegsführung ergeben, ist von deutscher Seite wiederholt aufmerksam gemacht worden.

Ein deutsches Unterseeboot hat kürzlich Lei den Hebriden mit einer bewaffneten Fischerslottikle aufgeräumt und mehrere Fisch­dampfer versenkt, nachdem es deu Besatzungen Gelegenheit gegeben hatte, sich in ihren Booten zu retten. Das deutsche

, Unterseeboot hat das Völkerrecht nicht verletzt, sonder« trotz eigener Gefahr mehr getan, als völkerrechtlich nötig gew.'rn wäre. Es hätte die Boote der bewaffnete« Fischerflottille wie Kriegsschiffe angreifen und Niederkämpfen könne«, gab ober der Besatzung Gelegenheit, sich z« retten. Die Methode Chur­chills ist besonders verwerflich. Den« man gibt diesen Fischer­booten zwar Geschütze und setzt sie damit einer zusätzlichen Kriegsgefahr aus, läßt sie aber offenbar mit ganz unzureichen­de« Rettungsmitteln auslause».

Die Bestimmungen des A-Voot-Protokolls können selbstver­ständlich nicht als ein Verzicht auf Anwendung von Waffen­gewalt gegenüber feindlichen Schiffen ausgelegt werden, die von der britischen Admiralität mit Ofsensivwaffen ausgerüstet wer­den. Es gibt keine Bestimmung des Völkerrechtes, die einen Staat verpflichten könnte, Angehörige seiner Wehrmacht dem Selbstmord auszusetzen.

Die scheinheiligen Beteuerungen Churchills werden durch das Verhalten der Engländer selbst Lügen gestraft. Als am 29. No­vember englische Flugzeuge sich Borkum näher­ten, haben sie die auf Reede liegenden unbewaffneten Handelsdampfer mit Maschinengewehren be­schossen. Die inzwischen angestellte Untersuchung hat ergeben, daß auf einem dieser Schisse acht Einschläge auf der Kommando­brücke und in ihrer Nähe liegen. Diese Handlungsweise stellt nicht nur einen glatten Bruch des Völkerrechtes dar, sondern charakterisiert sich selbst als eine besondere Barba­rei. Denn das sinnlose Feuern auf Zivilpersonen konnte weder einen militärischen Zweck haben, noch der britischen Handeln kriegssührung dienen, da die britischen Flieger sich kaum ein­gebildet haben werden, mit Maschinengewehren ein Schiff ver­senken zu können. Die einseitige britische These, daß die Deut­schen Freiwild sind, wird von uns nicht anerkannt, sondern als Herausforderung behandelt.

Der Bericht des OKW.

Me Englaad-Flüge der deutschen Luftwaffe am Donnerstag

Berlin, 8. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Westen geringe örtliche Spähtrupptätigkeit.

Die Luftwaffe führte mit stärkeren Kräften Kontroll- flügeüberderRordfee durch und streifte dabei auch die Ostk « ste Schottlands in niedrigster Flughöhe ab. Eine deutsche Staffel wurde östlich des Firth of Forth non britischen Jägern erfolglos angegriffen. Auf dem Rückflug mutzte ein deutsches Flugzeug wegen Motorstörung eine Rotwasserung vornehmen. Die Besatzung verliest das Flug­zeug im Schlauchboot. Flugsicherungskräfte zur Bergung der Besatzung sind unterwegs.

Echiffs-Ariedhok um England

Reise nach England ist eine Todesfahrt! Wieder zahlreiche Schiffe gesunken

DNB. Amsterdam, 8. Dez. De» englische Frachtdampfer Merew" (1888 Tonnen) lief auf eine Mine und sank innerhalb ! von 4 Minuten an der Südostküste.

DNB. Kopenhagen, 8. Dez. Der dänische DampferTrans- ! porter" hat die 21-köpsige Besatzung des schwedischen 193» Ton- : neu großen DampfersWenga" gerettet, der am Mittwoch ! bei einer Minenexplofion in der Nordsee unterging.

! DNB. Amsterdam, 8. Dez. Vom belgischen Dampfer !Adour" (11Ü5 Tonnen), der von Bordeaux nach Swansea in ! Wales unterwegs war, wurden SOS.-Rufe empfangen. Das ! Schiff soll an der französischen Küste auf ei» Riff (?) gelaufen ! sein.

! DNB. Amsterdam, 8. Dez. An Bord des englischen Damp­fersSambre" (5260 Tonnen), der in der Nähe von Grenwich j lag und eine Jute-Ladung an Bord hatte, ist heute Feuer aus- s gebrochen.

Englischer Dampfer (448Ü Tonnen) nach Explosion gefunken DNB. Oslo, 9. Dez. Der englische DampferThomas Wal­ton" (446Ü Tonnen) ist «ach einer Explosion bei Weftfjorde« im Norden Norwegens gesunken. 16 Mann der Besatzung käme« ums Leben, 11 wurden von einem deutschen Dampfer gerettet.

Belgiens größter Kongo-Dampfer außer Dienst DRV. Brüssel, 9. Dez. Einen neuen Beweis dafür, daß die britischen Gewässer für die neutrale Schiffahrt Gefahr und Tod bedeuten» liefert ein Beschluß de, belgischen Reedereien, den schönsten und größte« belgischen Kongo-DampferBau- douinville" vorläufig außer Dienst zu stellen. Man will das kostbare Schiff vor dem Schicksal bewahren, das schon so viele

englische und neutrale Schiffe in de« minenversenchte» briti­schen Gewässern betroffen hat.

Opfer des Seekrieges

Zahlreiche Handelsdampfer gesunken

Amsterdam, 8. Dez. Der holländischen Presse zufolge ist der griechische DampferParalos^ (3435 Tonnen) in der Themsemündung auf eine Mine gelaufen und gesunken.

Stockholm, 8. Dez. Nach einem in Göteborg eingetroffenen Telegramm ist der DampferVing a", 193» Tonnen, nach einer Explosion gesunken. Die Besatzung von 21 Man» wurde von einem dänischen Dampfer an Bord genommen.

London, 8. Dez. Der Sekretär der Admiralität bedauert berich­ten zu müssen, daß H. M. TrawlerW ashingto u", 209 Ton­nen, in der Nordsee auf eme Mine lief und sank.

Amsterdam, 8. Dez. Wie aus Pmuiden berichtet wird, ist der holländische FischdampferSilvain" seit längerer Zeit über­fällig. Es wird angenommen, daß er gesunken ist.

Amsterdam, 8. Dez. Wie das Allgemeen Niederländische Presse­büro meldet, hatte das holländische FrachtschiffTajondoen" der Dampfschiffahrtsgesellschaft Nederland, das im Kanal gesun­ken ist, 8159 Registertonnen. Es war auf dem Wege nach Nieder- ländisch-Jndien. Einschließlich der Fahrgäste befanden sich 67 Personen an Vord. Einem Telegramm des Kapitäns zufolge wurden alle Passagiere gerettet. Sechs Mann der Besatzung werden vermißt.

Brüssel, 8. Dez. Wie aus Ostende gemeldet wird, hat der bel­gische FischdampferMemling" in der Nähe der englischen Küste 25 Schiffbrüchige des HandelsdampfersBritta" gerettet, der in den englischen Gewässern gesunken ist. DieBritta" (6214