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3« Mer Bequemlichkeit l
Der vierte Kriegsmonat hat begonnen. In seiner Rund- : sunkansprache an das französische Volk spricht der Ministerpräsident Daladier von einem Festungskrieg. Es sei nicht an Frankreich, Millionen seiner Soldaten zu opfern. Gleichzeitig macht sich in England der Kriegsminister Höre Belisha stark, den Krieg „in aller Bequemlichkeit zu gewinnen".-In aller Bequemlichkeit — so schreibt u. a. die „DAZ." Dazu gehören zwei! In diesen drei Monaten hat eine offensive deutsche Kriegführung schon allerhand Unbequemlichkeiten nach England hineingetragen. Die englischen j Seewege und die englischen Küsten sind nicht mehr sicher. ' Die einzige Verbindung zwischen Nordamerika und England, die noch besteht, erfolgt durch bewaffnete englische Handelsschiffe in Eeleitzügen, aus denen schon allerhand herausgeschossen worden ist. Es wird dafür gesorgt, daß der Krieg für England noch unbequemer wird. Das britische Eingeständnis, den Krieg in aller Bequemlichkeit führen ! zu wollen, überrascht allerdings die Welt nicht mehr. W8H- ! rend wir dafür sorgen, daß es den Engländern unbehaglich ! wird, versuchen die Engländer, die Unbequemlichkeiten des s Krieges und seine Gefahren auf Alliierte und Neutrale abzuwälzen. Am 4. Dezember trat die Königliche Order in Kraft, die der britischen Flotte den Naubzug auf neutrales Eigentum befiehlt, das von neutralen Schiffen transportiert wird. An diesem Tage auch sprachen die Waffen an der finnisch-russischen Grenze. Nicht zufrieden damit, daß Polen das Opfer der englischen Kriegspolitik geworden ist, stellen die Engländer ihren gefährlichen Rat weiterhin zur Verfügung, um andere in den Konflikt hineinzuzerren, während England in aller Bequemlichkeit gewinnen möchte.
Einige Engländer haben sich unter den harten Schlägen der letzten Zeit offenbar doch schon davon überzeugt, daß die bequeme Methode zu peinlichen Erfahrungen führen muß. So ruft im „Observer" Earvin zu einer eigenen britischen Kraftanstrengung auf. Die große Zahl der Arbeitslosen in England macht ihm Sorgen, und er kommt zu dem ! Schluß, daß an dem System etwas nicht stimmt. Er fordert - Führerschaft. Im selben Sinne kritisiert der „Sunday § Expreß" die Personalverhältnisse in der britischen Admi- > ralität. Durch das Seegefecht bei Island ist bewiesen, daß s Churchill auch die Nordatlantik-Passage nicht kontrolliert. ? Auch uns scheint an dem englischen System etwas nicht zu stimmen. In überheblichen Erinnerungen an 1914 hat dieses System so lange geschwelgt, daß es die Veränderung der Weltlage ebenso wenig verstand wie die Zeichen der Zeit. Man glaubte, kleine Nationen in das Feuer schicken und große Neutrale als Werkzeuge britischer Kriegführung mißbrauchen zu können. Die deutsche Kriegführung hat in diesen drei ersten Monaten des Krieges dafür gesorgt, daß in beiden Fällen die britischen Absichten zunichte gemacht wurden. Das geschah einmal im Feldzug gegen Polen und dann dadurch, daß unsere Kriegführung den Krieg an die j englischen Küsten trug. Hierdurch haben wir nicht nur in i der direkten Bekämpfung Englands die bekannten Erfolge erzielt, sondern haben auch im Interesse der neutralen Welt nötige und nützliche Aufklärungsarbeit geleistet.
Diese Aufklärungsarbeit mußte sich gegen solche Tendenzen richten, die in verschiedenen Ländern gegenüber England das Nachgeben empfahlen. Veraltete Vorstellungen von der Reichweite der britischen Seeherrschaft waren überall da zu bekämpfen, wo sie aus Bewunderung oder auch aus Angst noch zu fest saßen. Die moderne Strategie und ihre Mittel waren von den Politikern nicht nur Englands und Frankreichs unzureichend begriffen worden. Es war auch noch nicht hinreichend verstanden worden, daß das Deutsche Reich von heute bei der Beurteilung von Neutralitätsfragen von dem Standpunkt absoluter Gleichberechtigung ausgeht, und daß dieser Krieg auch in den Methoden auf Gegenseitigkeit geführt wird. So haben wir den englischen Hungerkrieg gegen Fxauen und Kinder mit offensiven Schritten gegen die englische Versorgung aus ^ Uebersee beantwortet, und bedauerliche Verluste an neutralem Gut und Blut sind nur in den Fällen eingetreten, wo von neutraler Seite englische Anweisungen befolgt wurden.
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Heute weiß jeder, wohin das führt, und das Argument vom englischen Druck ist keine Entschuldigung mehr für einseitiges Verhalten. Als ein Nebenprodukt unserer Kriegführung gegen England ist diese Aufklärungsarbeit der ersten drei Kriegsmonate in einem für England peinlichen Maße geleistet worden. Eine dreiviertel Million Tonnen Schiffsraum wurde auf der Fahrt nach England versenkt. Neben zahllosen Protesten haben einige Neutrale aktive Eegenmaßregeln gegen den englischen Raubzug angekündigt, aber verbieten ihren Bürgern, sich solchen Kontrollen zu unterwerfen, wie sie England den Neutralen sogar in ihren eigenen Häfen aufzwingen will. Daß die Engländer ein schlechtes Gewissen haben, geht auch daraus hervor, daß man in der City Erwägungen anstellt, ob man nicht statt des Raubzuges auf neutrales Eigentum Waren überall aufkaufen sollte. Die britische Regierung aber entschied sich für den Raubzug. weil der Krieg sie sechs Millionen Pfund täglich kostet und die amerikanischen Kreditquellen ihr gesperrt sind.
Die Engländer haben geglaubt, ihres Empires nur sicher hv sein, wenn sie zugleich den Kontinent beherrschten. Das ist der Urgrund der ewigen Bedrohung des kontinentalen Friedens durch die immer wiederholten englischen Kriege. Es ist unser Ziel, den Kontinent von dieser ewigen Bedrohung freizumachen, von dem Gewaltanspruch, der gerade auch die Neutralen dauernd in die große englische Gefahr hineinzerrt. Diese Vorherrschaft wird allerdings in diesem Kriege gebrochen, und wenn die Engländer glauben, ihre Weltherrschaft in Uebersee dann nicht mehr halten zu können, so ist das ihre Sache und die Sache der von ihnen unterdrückten Völker. Die letzte Rede Daladiers zeigt demgegenüber den Mangel kontinentaler Erkenntnisse und kontinentaler Verantwortung in Frankreich. Nach drei Kriegsmonaten weiß Daladier den Franzosen nichts anderes zu sagen, als ihnen die alte Lüge aufzutischen. Deutschland bereite die Knechtschaft Europas vor und „die Reihe werde auch an Frankreich kommen". Gerade Daladier weiß, daß wir ein Kriegsziel gegen Frankreich nicht hatten. Die französische Regierung aber identifiziert sich mit dem privaten britischen Kriegsziel und damit auch mit den Folgen dieser Herausforderung.
Die Seeschlacht Sei Sen Falklandinseln
Zur 25. Wiederkehr des Heldenkampfes des deutschen Kren- zergeschwaders von Oberstleutnant a. D. Venary
Die Niederlage bei Coronel ist den Engländern mächtig in die Glieder gefahren. Sie senden ihre stärksten Panzerkreuzer „Jnvincible" und „Inflexible" aus, um gemeinsam mit den Schiffen der Südatlantischen Station das siegreiche Geschwader des Admirals Graf Spee abzufangen. Bei den Falklandinseln legen sie sich auf die Lauer. Sie rechnen richtig: Admiral Graf Spee kann nicht mehr lange durch ferne Gewässer fahren. Die Munition geht zu Ende. Die Maschinen bedürfen der Ueberholung. Er muß den Durchbruch zur Heimat wagen, die Falklandinseln auf seinem Wege passieren.
Sorglos dampft seine Vorhut, die „Gneisenau" und die „Nürnberg", am Morgen des 8. Dezember 1914 auf den Hasen der Jnselhauptstadt zu. Der Offizier am Ausguck reibt sich plötzlich die Augen: „Am Horizont im Hafenbecken Dreibeinmasten! Croßkampfschiffe!" Der Kommandant der „Gneisenau" will es nicht glauben! „Wo sollten die Herkommen?" Ein feindlicher Kreuzer läuft aus. „Gneisenau" und „Nürnberg" steigern die Fahrt, wollen ihn abschneiden. Da spritzen vier Wassersäulen vor ihnen auf. Das Linienschiff „Canopus" hat das Feuer vom sicheren Port aus gegen sie eröffnet. Die deutschen Vorhutschiffe geben die Jagd nicht gleich auf. Sie gehen auf Zick-Zack-Kurs. Aber ein Funkbefehl ruft sie zurück. Graf Spee hat erkannt, daß er in ein Wespennest gestochen hat. Er hof't den Gegner noch abschütteln zu können. Vergebens! Die „Glasgow", eine alte Bekannte von Coronel, kommt auf und mit ihr zwei rätselhafte Schiffe, die man bisher in dielen Gewäl-
Freitag, den 8. Dezember 193 9
fern noch nicht spürte. Bald jedoch geben ihre Umrisse sie als die neuesten, artilleristisch überlegenen Panzerkreuzer der englischen Flotte zu erkennen.
Langsamer, als man gedacht, naht das Verhängnis. Der verdutzte Gegner schießt unsicher, dreht, als man ihm auf elf Kilometer auf den Leib rückt und alle Geschütze spielen läßt, schleunigst ab. Das Eeschützfeuer schweigt. Graf Spee schöpft noch einmal Hoffnung, bisher sind die Verluste leicht, die Beschädigungen gering. Aber der englische Admiral ist zäh. Er folgt ihm, hält sich aber vorläufig auf Entfernungen, auf denen ihn nur wenige der deutschen Geschütze erreichen können, während seine 30.5-Zentimeter- Geschütze mit voller Wucht auf die deutschen Schiffe niederhämmern. Allmählich werden sie zu Wracks geschossen. Immer mehr Offiziere, Maate und Matrosen sinken tot oder verwundet nieder. Immer mehr Geschütze fallen aus. Die j Maschinen streiken. Die hohe Fahrt ist nicht mehr zu halten.
! Noch einmal erhebt sich die Gestalt des Grafen Spee zu s heldenhafter Größe. Er läßt der „Gneisenau" winken:
! „Wenn Maschinen noch intakt, zu retten versuchen!" Er ! selbst dreht mit der „Scharnhorst" erneut auf den Feind ^ zu, um sich kameradschaftlich vor die „Gneisenau" zu stellen, s um vielleicht noch seine Torpedos an den Mann zu bringen, l Doch ehe er auf wirksame Entfernung heran ist, vollendet ; sich das Geschick. Um 10.17 Uhr sinkt die „Scharnhorst" mit ' wehender Flagge, reißt die gesamte Besatzung, vom Admiral l bis zum jüngsten Matrosen, in die Tiefe. Nur ein Zeuge
> ist geblieben: Eine Krieasflaggs des Schiffes. An die Küste ! Brasiliens wird sie mit der Leiche eines Matrosen an- ! getrieben.
! Nicht minder ruhmvoll ist der „Gneisenau" Ende. Aus ! dem Munde der Ueberlebenden wissen wir, wie jeder Mann ! der Besatzung seine Pflicht tut, bis die letzten Kampfmög- ! lichkeiten erschöpft sind. Dann befiehlt der Kommandant:
; „Alle Mann von Bord! Schiff versenken!" Drei Hurras ^ auf den allerhöchsten Kriegsherrn, drei Hurras auf die
> alte, brave „Gneisenau", und das Schiff versinkt.
, Auch „Leipzig", auch „Nürnberg" erliegen am gleichen : Tage den übermächtigen schnellen Verfolgern. Auch sie sind bis in den Tod getreu. 24 Mann stehen noch lebend auf der Back um den Kommandeur der „Leipzig", Fregattenkapitän Haun, als sie zu kentern droht. Er entläßt sie: „Jetzt alle springen!" und hat auf ihre Bitte, es ihnen gleich zu tun, nur die Antwort: „Sie wissen ja, der Kaiser hat mich zum Kommandanten dieses Schiffes gemacht, also gehe ich nicht eher von Bord, als bis es unter Master ist." Dann zündet er sich eine Zigarre an und wendet sich zum Kommandostand. Die „Nürnberg" steht in Hellen Flammen. Der größte Teil der Besatzung l>r mrr oem nommanoanren ! gefaÜen. Die Flaggen sind weggeschossen. Da befestigt ein ' Leutnant eine Bootsflagge an einem Kutterdavit. Gleich
> darauf sinkt das Schiff. Nach englischen Berichten halten , vier Mann an einer Stange die Flagge hoch, bis die Wellen ! über dem Deck zusammenschlagen. „Ich wünschte, meine
Leute wüßten ebenso heldenhaft zu sterben, wenn es einmal ' zum letzten Augenblick kommt", hat ehrlich ergriffen der ; Erste Offizier der „Kent" bekannt.
- Nur dis „Dresden" und das Troßschiff „Seydlitz" ent- ! kamen. „Seydlitz" erreicht einen argentinischen Hafen und , wird dort interniert. Die „Dresden" wird nach monate- ! langer Jagd von überlegenen feindlichen Kräften in neu- ! tralen Gewässern gestellt und wider alles Völkerrecht in ! Grund geschossen. Auch ihr Kommandant hat die Flaggen- ! ehre voll zu wahren gewußt.
! Die Schlacht bei den Falklandinseln, kein Aufstieg, kein ! Sieg, sondern ein bitteres Ende! Dennoch — ihr Ruhm
> wird leuchten durch die Jahrhunderte. Von der Besatzung : des Kreuzergeschwaders werden nur 17 Offiziere und 195 1 Mann gerettet. Nahezu 2000 Offiziere, Unteroffiziere und s Matrosen, ihnen voran der Admiral Graf Spee und seine ! beiden Söhne, besiegeln ihren Fahneneid mit ihrem Leben, i Den Leistungen von Schiffen und Besatzungen hat selbst der : Führer des Feindes, Admiral Sturdee, höchste Anerkennung ! bezeugt, wenn er erklärt: „Sie waren derart, daß keine ^ Marine der Welt sie nachmachen kann!"
Wir aber neigen uns 25 Jabre nach ihrem Untergang ihrem Tode in Ehrfurcht, das Gelöbnis im Herzen: „Allezeit getreu zu sein wie sie."
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vlmeven-irLct-irLLcuvrr ovacu vevr^ü os^kr «-leisre« «31. Fonjegung.i
Da wurden seine Augen ernst und schwermütig.
„Das weiß Gott. Hanna. Nie werde ich eurem anderen Menschen zugehören, nie, Hanna."
Ähre Stimme bebte als sie weitersprach:
„Ich war so töricht, Klaus Laß mich nicht allein durchs Leben gehen."
Er blieb ihr die Antwort schuldig doch seine Augen sprachen lo beredt, datz sie froh wurde
Sie traten in den „Gambnnus" Das herzliche „Willkommen!". das ihnen dort geboten wurde, tat ihnen unsagbar wohl.
Es war noch nicht eine Stunde vergangen, als Werner erschien, noch müde und bleich. Aber auch er wurde froh
unter den fröhlichen Menschen.
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Am Sonntag früh erhielt Klaus einen Brief von seinem Stiefneffen Erich, der um eine Aussprache im Treptower Park bat. Der Treffpunkt war genau bezeichnet.
„Was gedenkst du zu tun? Der Bursche verdient nicht, datz du dem Verlangen entsprichst"
Klaus überlegte: „Wann, schreibt er?"
»Um halb zehn Uhr erwartet er dich "
„Wenn wir von Hanna kommen, können wir es wohl einrichten. Werner. Vielleicht will er Abbitte leisten "
»Traust du das dem Burschen zu?"
„Ich weiß nicht Werner. So genau kenne ich ihn nicht. Wir werden ja sehen "
Als sie sich nach dem Esten fertig machten, um dem versprochenen Besuche zu genügen, schlug sich Klaus an den Kopf.
„Um Gottes willen. W'rner, jetzt Hab' ich Hannas Adresse vergessen!"
»Du bist großartig. Vielleicht fällt sie dir noch ein."
»Ich weiß nur noch: Grunewald, Villa „Hanna"."
„Na. das genügt, da finden wir sie schon "
Nach wenigen Minuten fuhren sie mit dem Vorortzug von Lichterfelds fort.
Als sie im Grunewald die breite Villenstratzs im schönsten Sonnenschein hinunterschritken. iahen sie aufmerksam nach rechts und links. Nirgends aber stand Villa „Hanna".
Endlich erfuhren sie von einem Grunewalder, wo die Villa „Hanna" zu suchen sei.
Während sie rüstig ausschritten, fragte Werner plötzlich:
„Weißt du über Hanna eigentlich Näheres, Klaus?"
„Nein. Nur daß sie bei reichen Verwandten lebt. Ihr Onkel ermöglicht ihr das Studium und eine bescheidene, sorgenfreie Lebensweise."
„Werner schüttelte den Kopf.
„Das — das glaube ich nicht."
„Glaubst du, daß Hanna lügt?"
„Ruhig, nur nicht gleich so böse, Klaus. Dis Hanna ist der beste, zuverlässigste Mensch in meinen Augen. Aber ich glaube doch — sie ist ein sehr, sehr vermögendes Mädel."
„Warum sollte sie mir das Gegenteil sagen?"
„Weiß ich nicht Also Schluß davon Hier sind wir ja auch. Donnerwetter, ist das ein prachtvoller Bau!"
Beide blieben unwillkürlich stehen und betrachteten aufmerksam das stattliche Gebäude, eine im reinsten alt-englischen Stil erbaute Villa. Im Garten blühten Rosen und viele andere herrliche Blumen.
Sie klingelten
Eilfertig öfinete ein Diener und verbeugte sich.
„Die Herren Michael?" fragte er höflich.
„Sind wir "
„Bitte treten Sie ein Darf ich oorangehen, um Ihnen den Weg zu zeigen?"
„Bitte, bitte "
Sie folgten dem Diener, der an der Haustür, die von hinten in das kleine Schloß führte, stehen blieb und die Brüder eintreten ließ.
Sie stiegen einige Stufen empor und standen in einer riesigen Diele, die mächtige Bilder schmückten und deren kostbare. geschmackvolle Einrichtung von des Besitzers feinsinnigem Geist und tiefgründigem Geldbeutel zeugten.
„Bitte, nehmen Sie Platz, meine Herren. Die gnädige Frau wird gleich erscheinen "
Während der Diener davoneilte, versanken beide in den tiefen Sesseln und schauten erst den Raum und dann sich an.
„Unerhört nobel, die Einrichtung, Klaus."
„Ja" Förmlich bedrückt kam es heraus.
„Nanu, mein Lieber, daß paßt dir wohl gar nicht?" >
Klaus nickte.
„Ich kann mir Hanna in dieser Umgebung gar nicht vorstellen."
„Richtig. Bruderherz. Aber abwarten."
Der Vorhang bewegte sich und wurde zurückgeschoben. Eine hochgewachsene, weißhaarige alte Dame mit ungemein gütigen Zügen trat ein.
Die Brüder erhoben uno oelu..ug..m ,!..,
„Herzlich willkommen, meine Herren," grüßte die Dame und reichte ihnen die Hand „Ich treue mich. Sie kennen- zuiernen Meine N'chte hat mir sehr viel von Ihnen erzählt. Ich bin Frau Anni Eschler-Hochheim. Hanna wird Ihnen kaum von meiner Existenz erzählt haben."
„Nichts Näheres, gnädige Frau," sagte Werner herzlich. „Aber wir freuen uns, das Vergnügen heute zu haben, Sie und hoffentlich auch Ihren Herrn Gemahl kennenzulernen."
Der offene, herzliche Ton schlug sofort eine Brücke, und als sie zu dritt nach dem Salon schritten, war ihnen, als ob sie schon immer e.nander gekannt hätten und stets gute Freunde gewesen wären.
Verstohlen musterte Frau Eschler-Hochheim die beiden prächtigen Gestalten, und sie hätte keine Frau sein müssen, wenn die Schönheit der beiden nicht stark auf sie gewirkt hätte.
Im Salon nahmen sie Platz und sahen sich voll Erstaunen in dem prächtigen, lichten Raume um
Wände und Decken waren getäfelt, und herrliche Gemälde alter Meister schmückten sie. Breite Fenster ließen das Sonnenlicht voll in das große Zimmer fluten. Alle Möbel waren gediegene, schwere Stücke im altenglischen Stil gehalten.
Und trotz der wuchtigen Linie wirkte das Zimmer selten licht und heiter. Vielleicht war die Freundlichkeit und stille Heiterkeit, die von der Frau im Silberhaar. Frau Eschler- Hochheim, ausging, mit der Grund dazu.
„Hanna wird gleich erscheinen. Sie hat schon von zwei Uhr ab keine Ruhe mehr gehabt und Sie erwartet. Sie ist ein wenig müde geworden und im Lehnstuhl auf dem Balkon eingeschlafen."
„Lasten Sie Hanna ruhen, gnädige Frau."
Die schüttelte lächelnd den Kopf. „O nein, ich will mir nicht die Ungnade meiner lieben Hanna zuziehen. Ich werde sie wecken. Oder wollen Sie mir die kleine Mühe abnehmen."
„Gnädige Frau, ich weiß nicht, ob —," sagte Klaus verlegen.
„O, Sie dürfen es, gewiß," sagte Frau Eschler-Hochheim munter. „Ich erlaube es gern, und Hanna ist mir nicht böse."
Da erhob sich Klaus. „Würden Sie mich zu unserem Dornröschen führen?"
„Bitte, mein Prinz."
Sie ging ihm voran mit leichten Schritten, wie ein junges Mädchen.
<Fortfetzung folgt.)