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Nr. 288
Freitag, den 8. Dezember 1939
113. Jahrgang
Gewaltiges Werk friedliche« Aufbaues volleudet
Die Bedeutung der Fertigstellung des Adolf-Hitler-Kanals und des ersten Spatenstiches für den Oder-Donau-Kanal
DRV. Breslau, 8. Dez. Wie seinerzeit am 14. Mai 1834 bei dem Beginn der Arbeiten am Adols-Hitler-Kanal, so gibt Reichsminister Rudolf Hetz heute der Vollendung dieser Wasserstraße durch sein persönliches Erscheinen die Weihe.
Stellte der Kanal-Bau zunächst die größte Arbeitsbeschaf- fungsmatznahme Oberschlefiens in der Arbeitsschlacht des Jahres 1934 dar, so hat sich im Lause der fünf Baujahre mehr und mehr auch seine immerwährende Bedeutung durchsetzt, nämlich die verkehrspolitische.
Gerade in dem nunmehr zu Ende gehenden Jahr ist diese Seite des Kanalbaues in die vorderste Linie getreten. Nachdem das ostoberschlesische Industriegebiet mit dem west-oberschlestschen wieder zu einer natürlichen und naturgegebenen Einheit zusam mengewachsen ist, erhält diese Wasserstraße für die Erschließung des „zweiten deutschen Ruhrgebietes" eine eminent wichtige Bedeutung. Bei der Beanspruchung, der der Wagenpark der Reichsbahn durch die Ausweitung des Reichsgebietes innerhalb von zwei Jahren ganz naturnotwendig unterworfen wurde, ist die Erschließung eines solchen Massentransportweges, wie es der nunmehr fertiggestellte, den Namen des Führers tragende Kanal darstellt, von unabweichlicher Notwendigkeit.
Wieder ist damit inmitten des Krieges ein gewaltiges Werk friedlichen Aufbaues vollendet worden. Damit aber noch nicht genug, fügt Reichsminister Rudolf Heß bei seiner Anwesenheit in Oberschlesien dem vollendeten Werk des Adolf-Hitler-Kanals mit dem ersten Spatenstich für den Oder Donau-Kanal noch eine Ergänzung an, deren Bedeutung heute noch viel weniger als 1934 für das damals begonnene Werk in seinem vollen Umfange erfaßt werden kann. Die Oder wird mit dem Oder- Donau-Kanal ihrer natürlichen Fesseln beraubt: War die Oder bisher nur ein Ausläufer des deutschen Wasserstratzennetzes, so wird sie nach der Vollendung des Oder-Donau-Kanals ein Herzstück nicht nur des deutschen, sondern des europäischen Wasserstraßennetzes bilden. Aus jeden Fall haben die Veränderungen aus der politischen Landkarte Europas im Zusammenhang mit dem gesteigerten Verkehrs- und Handelsbedürfnis im Gefolge gehabt, daß die Oder mit dem nunmehr vollendeten Adolf-Hit-
DNV. London, 8. Dez. Wie gemeldet wird, find deutsche Erkundungsflüge auch nach London und über Westfrankreich ausgeführt worden. In weiten Gebiete« Frankreichs wurde, wie es in London heißt, Fliegeralarm gegeben.
DNB. Amsterdam, 8. Dez. Reuter meldet, daß am Donnerstag wieder Luftalarm in Firth os Forth gegeben werden mußte.
Der Wehrmachtsberichl
Aufklarungsflüge gegen England und Schottland — Mißglückte britische Einflugversuche nach Schleswig-Holstein
Berlin, 7. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Westen schwache örtliche Artillerietätigkeit
Die Luftwaffe führte Aufklarungsflüge gegen England und Schottland durch. Die Aufklärer stießen wiederum bis zu den Shetlands-Inseln vor. Bei einem Luftkampf westlich der holländischen Insel Texel stießen ein deutsches und ei« englisches Flugzeug zusammen und stürzten ins Meer.
In den Abendstunden fanden fünf Einflüge britischer Flugzeuge von der Deutschen Bucht her nach Schleswig-Holstein statt Flakfeuer zwang den Gegner zum Abdrehen nach Norden, wobei er versuchte, über dänisches Hoheitsgebiet zu entkommen. Bomben wurden über deutschem Gebiet nicht abgeworfen.
London mntz zngebe«
„Unbekannte" Flugzeuge über der Themse-Mündung
Amsterdam, 7. Dez. Das englische Luftfahrtministerium teilt nach einer Londoner Reuter-Meldung mit, im Laufe der Nacht Mm Mittwoch habe an der Ostseeküste Englands Akti- vitätfeindlicherFliegergeherrscht. Britische Jagdflugzeuge seien losgeschickt worden, doch sei die Wetterlage sehr schlecht gewesen, so daß es zu keiner Fühlungnahme kam. Weiter
lcr-Kanal und dem gleichzeitig begonnenen Oder-Donau-Kanal auf der Landkarte Europas nicht mehr wegzudenken ist.
Neue Provinz durch das LandesdulturwerL
Ernührungsgrundlage für vier Millionen
Berlin, 7. Dez. Das vom Reichsernährungsminister geleitete Lalideskulturrverk nimmt unter den Maßnahmen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung einen bedeutenden Platz ein. Der Staatssekretär im Reichsernährungsministerium, Willikens, veröffentlicht im „Vieriahresplan" zusammen mit dem Ergebnis der Meliorationstätigkeit für die beiden letzten Jahre einen umfassenden Ueber blick über das Landeskulturwerk feit 19 3 3. In den beiden letzten Jahren war eine Steigerung leider nicht mehr möglich, da es an technischen Kräften fehlte. Insgesamt wurden in den sechs Jahren über zwei Millionen Hektar vom Landeskulturwerk erfaßt durch Entwässerungen, Flußregelungen, Eindeichungen, Oedlanderschließung usw. Hinzu kommen der Talsperrenbau, der Bau von Wirtschaftswegen und andere Maßnahmen. Fast 1200 Millionen NM. wurden an Kosten für diese Arbeiten aufgewendet. Der Staatssekretär berechnet den ernährungswirtschaftlichen Erfolg, der allein durch die sechsjährige Tätigkeit der Meliorationsbehörden erreicht wurde, auf einen Neulandgewinn von etwa 600 000 Hektar, mehr als das ganze Land Oldenburg. Da schätzungsweise etwa diS Hälfte davon auf Grünland entfällt, rst der durch die Meliorationen erzielte Mehrertrag so groß, daß rund vier Millionen Menschen daraus ihren Bedarf an Brot und Mehl, Kartoffeln ! und Butter decken können. Eine besondere Erwähnung verdient s noch die Tätigkeit der llmlegungsbehörden, die durch die Reichsumlegungsordnung neuen Auftrieb erhalten hat. Die umgelegten Flächen werden erst seit 1937 statistisch erfaßt. In den beiden letzten Jahren wurden über 230 000 Hektar umgelegt. Da die Umlegung eine durchschnittliche Ertragssteigerung von mindestens 25 Prozent mit sich bringt, bedeutet die Umlegung ! dieser beiden Jahre einen Neulandgewinn von 57 000 Hektar.
Für die Neubildung deutschen Bauerntums wurden allein durch s die Umlegung 9400 Hektar Land gewonnen. Rund 1100 Erb- ! Höfe wurden dadurch gebildet. Der Bedarf an Grenzsteinen in- ! folge der Umlegung betrug rund 1,3 Millionen Stück. Der i Kostenaufwand erreichte etwa 33 Millionen RM. Diese Flur- ! Vereinigung bringt vor allem im Westen und Süden des Reiches ,' eine weitgehende Verbesserung der Besitzverhältnisse. Im gesam- I ten Reich sind noch etwa 8 bis 9 Millionen Hektar umlegnngs- I bedürftig. Bei Einsatz aller Mittel und Kräfte wird diese Auf- I gäbe immerhin 25 bis 30 Jahre erfordern.
berichtet Reuter, daß auch am Mittwoch morgen „unbekannte Flugzeuge" die Themse-Mündung überflogen hätten. Zwei Flugzeuge seien, als sie von Scheinwerfern angestrahlt wurden, im Sturzflug auf die See heruntergeschossen und flach über dem Wasser fliegend verschwunden.
Auf den Orkney-Inseln wurde am Mittwoch Fliegeralarm gegeben. Eine halbe Stunde später ertönte das Entwarnungssignal. Man konnte das Motorengeräusch eines Flugzeuges hören. Bald darauf gab es noch einen zweiten Fliegeralarm. Die Entwarnung erfolgte 20 Minuten später.
Der Tod an Englands Küsten
Wieder vier Dampfer mit zusammen 12 833 Tonnen gesunken
Amsterdam, 7 Dez. ^Aus London wird berichtet, daß der britische Dampfer „Huntsman" (8196 Tonnen) vermißt wird und als verloren gelten mutz.
Ferner berichtet die Fachzeitschrift „Scheepvart". daß der britische Dampfer „O r s a" (1478 Tonnen) versenkt worden ist.
Weiter ist der dänische Dampfer v e Toft" (2135 Tonnen) am Sonntag auf eine Mine gelaufen. Sechs Mann der Besatzung ertranken, 15 wurden gerettet.
Schließlich ist auch der norwegische Dampfer „Primula" (1024 Tonnen) infolge einer Minenexplosion gesunken. Ein Teil der Besatzung konnte von einem Floß gerettet werden. Die übrigen werden vermißt.
Nahezu alle angeschwemmten Mine» englischer Herkunft!
Amsterdam. 7. Dez. Ein Vertreter der holländischen Presse hatte eine Unterredung mit dem Leiter der holländischen Minendemontageabteilung und berichtet darüber, daß nach dessen Aussagen seit letzten Samstag insgesamt 60 Minen an der holländischen Küste zwischen Ymuiden und Hoek van Holland angespült worden sind. Von diesen 60 Minen konnten wegen ihrer Explosion zwei nicht mehr bestimmt werden. Von den übrigen 58 Mine« seien 56 als englischer Herkunft festgestellt worden. Don den übriaen Minen lei die ein«
eine französische und die andere eine holländische gewesen. Die englischen Minen habe man in zwei Abteilungen ihrer Natur nach unterscheiden können: Die einen seien sehr große Minen mit einer sehr schweren Ladung und nicht weniger als 11 Fühlhörnern gewesen, wohingegen die anderen leichteren Kalibers gewesen feien.
England requiriert Schiffe!
Amsterdam, 7. Dez. Die wachsenden Erfolge der deutschen Eegenblockade zwingen England, den Versuch zu machen, feine immer schwieriger werdende Versorgung mit den lebenswichtigen Nahrungsmitteln durch Zwangsrequirierung von Schiffsraum sicherzustellen. Wie der „Telegraaf" aus London meldet, soll die englische Regierung in den letzten zwei Tagen schon etwa 20 Schiffe requiriert haben. Die britische Regierung wolle, wie der Schisfahrtsminister das kürzlich im Unterhaus bereits angekündigt habe, auf diese Weise die genügende Tonnage für die Getreideverschiffungen auf der Atlantik-Route sicherstellen. Man verfolge hierbei die Methode, Schiffe vorübergehend für eine Fahrt zu chartern, deren Fracht erst später festgelegt werden solle. Bisher habe man diese Charterform fast ausschließlich auf Spezialschisfe für Wehrmachtszwecke beschränkt.
Der britische Geheimdienst am Werk!
Scho» wieder eine geheimnisvolle Brandkatastrophe im rumänischen Erdölgebiet
Bukarest, 7. Dez. Die Serie der geheimnisvollen Brände im rumänischen Erdölgebiet reißt nicht ab. Jetzt ist bereits ei» fünfter großer Brand zu verzeichnen, und zwar in der Raffinerie Apollon-Petrol in Targoviste. Es verbrannten eine moderne Anlage zur Paraffingewinnung sowie 12 Waggons Paraffin und etwa drei Waggons Gasöl. Der Brand, der auch weitere Anlagen der Raffinerie teilweise beschädigte, konnte nur nach schwerer siebenstündiger Arbeit der Feuerwehr gelöscht werden. Bemerkenswert ist, daß die rumänische Presse zum erstenmal die Möglichkeit einer Brandstiftung zugibt und daß in der rumänischen öffentlichen Meinung immer stärker von der Wahrscheinlichkeit englischer Sabotageakte gesprochen wird.
Sturm im Unterhaus bei der Aussprache über die Unterstützung der Soldatenfamikien
Amsterdam, 7. Dez. Im englischen Unterhaus kam es nm Dienstag zu einem Zwischenfall, der die brutale Fratze der britischen Plutokratie schonungslos enthüllt. Wieder einmal wurde die Frage der Unterstützungen für die Familien eingezogen er Soldaten angeschnitten. Ein Abgeordneter, der sich dabei für die hungernden Frauen und Kinder einsetzte, für die die Herren Chamberlain-Churchill und Konsorten nur schöne Phrasen, aber keine tatkräftige Hilfe übrig haben, wurde von der bigotten englischen „Volks"-Vertretung gezwungen, das „hohe" Hans zu verlassen, weil seine Anklagen dessen „Ansehen" verletzten.
Auf die Erklärung des Pensionsministers, daß „seines Wissens" keine Schwierigkeiten mehr bestünden, diese Unterstützungen zu beziehen, warf der Abgeordnete Dobbie ein: „Glaubt die Regierung nicht, daß es ein eigenartiges Licht auf ihre eigens Organisation wirst und daß es eine Schande für die ganze Regierung ist, daß stets diese gleiche Antwort gegeben wird und Laß es trotzdem immer noch Frauen in England gibt, deren Männer seit August im Wehrdienst stehe«, und die »och nicht einmal die erste Zahlung erhalte« haben."
Diese Feststellungen des Abgeordneten hatten lebhafte Einwendungen auf den Regierungsbänken zur Folge, während die andere Seite den Abgeordneten mit Zwischenrufen unterstützte, die Regierung müsse hierauf antworten. Unter ständigen Zwischenrufen und Ordnungsrufen fuhr Dobbie fort: „Ich fordere eine Antwort. Ich habe in meinem Wahlkreis eine Frau mit acht oder neu« Kindern, die »och nicht eine» Penny von der Regierung erhalte» hat. Mit Ordnungsrufen können Sie hungrigen Frauen und Kindern nicht kommen. In dieser Woche habe ich in meinem Wahlkreis Frauen in Pfandleihen gehen sehen, um Dinge zu verpfänden, damit sie für ihre Kinder etwas zu essen kaufen können. Ich schere mich den Teufel um Ordnungsrufe, denn ich spreche hier für hungrige Frauen und Kinder."
Als der Sprecher hierauf den Abgeordneten ersuchte, sich wegen seiner Bemerkungen zu entschuldigen, erwiderte Dobbie: „Ich bin niemanden im Parlament oder im Lande z» einer Entschuldigung verpflichtet, wenn ich im Namen hungriger Frauen und Kinder spreche".
Daraufhin ersuchte der Sprecher Dobbie, das Parlament zu verlassen, was Dobbie auch tat, nachdem er erklärt hatte: „Im Name« dieser hungrigen Menschen verlasse ich das Parlament, denn die Sach« dieser Menschen steht mir höher als das Ansehen des Parlaments".
wieder deutsche Flieger über London
Auch über dem Firth of Forth und über weiten Gebieten Frankreichs