5. Seite Nr. 285
Nogoldrr Togblatt „Der Gesellschafter'
Dienstag, den 3. Dezember 1939
DieNechlsarbeiL derPartei im Kriege
Rede van Reichsminister Dr. Frank
Berlin, 4. Dez. Im Hause der Deutschen Rechtsfront in Berlin begann am Sonntag in Anwesenheit von Reichsminister General- gouverneur Dr. Frank eine vom Reichsrechtsamt der NSDAP, im Zusammenhang mit dem NS.-Rechtswahrerbund durchgeführte Arbeitstagung, auf der die Gaurechtsamtsleiter und die Kausührer des NS.-Rechtswahrerbundes richtungweisende Ausführungen ihrer Reichsleiter über die Rechtsarbeit der Partei im Kriege entgegennahmen. Reichsminister Dr. Frank führte u. a. aus: Die Arbeit galt bisher der Durchsetzung des nationalsozialistischen Rechtsideals. Ihr Ziel war die Erziehung des deutschen Volkes zum germanischen Rechtsdenken, die selbstverständliche Einfügung des Einzelnen in die Eemeinschaftsnotrvendig- keiten. Der Satz: Recht ist, was dem Volke nützt, und Unrecht, was ihm schadet, stand am Anfang unserer Rechtsarbeit. Dieses Wort leuchtet.auch über der Eemeinschaftsordnung dieser Zeit.
Es gibt für uns keine blassen Schemen objektiven Rechts mehr. Für uns gibt es nur mehr eines: Jede Zersetzung unserer Ideale, jeden Klassenwahn für alle Zukunft hintanzuhalten. Trotz mancher Schwierigkeiten, die heute die Rechtsunrklichkeit durchziehen und trotz der Krisis, in der sich das formale Rechtsprinzip notwendigerweise immer befand, wenn die Geschicke sprechen, können wir sagen, das; sich der Uebergang von dem Normalstatus des nationalsozialistischen Rechtsdenkens zum Kriegsrechtdenken ohne allzu heftige Erschütterung vollzieht. Im Jahre 1914 war das - anders. Damals suchte man mit lächerlichen Phrasen einen kaum i möglichen Uebergang zu verbergen und eine Volksgemeinschaft i vorzutäuschen, die in Wirklichkeit nicht vorhanden war. s
Heute istunserKriegsrechtdie Wirklichkeit des Krieges ! selbst. Der Führer hat uns jetzt in eine Welt der Wirklichkeit ge- ! stellt, die von Werten erfüllt ist, die vom Formalen unabhängig ! sind. Wir können daher mit Befriedigung feststellen: 1. Die ! Kriegsrechtslage des deutschen Volkes braucht nicht neu geschaf- l sen zu werden wie im Jahre 1914 Es ist nur notwendig, daß ; das nationalsozialistische Ideal bis ins Letzte unserer Rechts- i Verwirklichung einwirkt. 2. Das Kriegsrecht dieses nationalsozia- ! listischen Reiches bedeutet die Gewährleistung der absoluten Einheit von Führung und Geführten in jedem Bereich. 3. Dieses Kriegsrecht des nationalsozialistischen Reiches ist ausschließlich bedingt von einem soldatischen Ideal. j
Im Kriege kann man nur dafür sorgen, die Urelemente der Kraft sicherzustellen, als da sind: Völkische Einheit und Vernichtung jeglicher Möglichkeit feindlichen Widerstandes. Jetzt gilt nur das entscheidende Prinzip: Wer ist stärker? Wertst entschlossener? Wer hat bessere Nerven? ! Darauf allein baut sich die Entscheidung auf. Wer das nicht i wahr haben will, ist einfach ein blasser Theoretiker und taub so- f wohl für die Politik als auch in tiefstem Sinne für die Rechts- s schöpfung. Der Krieg ist der Appell an die Kraft. Er sieht den ! Einzelnen als den Träger des Eemeinschaftsschicksales, der sein ! Recht in die Wagschale des Volkes legt. Es geht in diesem ! Kampf nicht nur um Deutschland und um unseren Führer, son- i dein das Entscheidende ist die Durchsetzung unseres nationalsozia- j listischen Ordnungsprinzips. Der Führer sagte einmal: Sie gön- ! nen uns nicht unseren Sozialismus, sie wollen nicht haben, daß ! wir Sozialisten sind. Nicht Recht und Liberalismus sind identisch, j auch nicht Recht und Demokratie, aber Recht und Sozialismus > sind identisch " Der Reichsleiter schloß seine Ansprache mit dem ; Hinweis, daß der Gedanke dieses Rechts in dieser Zeit besonders wach bleibe. Mit der siegreichen Waffe halte auch das siegende neue Rechtsprinzip seinen Einzug in die Weltordnung.
Das antarktische
„Neu-SchaiaßenlMd"
Von Professor Dr. E. von D r y g a l s k i - München
An den rund 17 000 Kilometer langen Küsten des antarktischen Kontinents liegt nur an wenigen Stellen eisfreies Land, sonst sind sie mit Eis bedeckt und noch weit ins Meer hinaus von Eis überschritten. Das Inlandeis des großen Innern ist so mächtig, daß seine tieferen Lagen un- . ter dem Druck der höheren plastisch werden und dann aus- i einanderfließen: aus den Gebieten mit arößerer Eisdicke
und daher höherem Druck zu denen mit geringerem hin. So kommt eine allgemeine Bewegung zustande, die aus dem Inneren des Kontinents strahlenförmig nach allen Küsten führt und an der des Kaiser-Wilhelm-II.-Landes zehn bis zwölf Meter im Monat erreicht; in anderen Teilen der Antarktis ist sie bisher nicht gemessen, nur vereinzelt geschätzt worden. Das Eis strömt über die Festlandsküsten ins Meer hinaus und bricht dort ab. wo das Meer so tief wird, daß der Auftrieb seines Wassers den Druck des spezifisch leichteren Eises überwindet und es vom Boden hebt. Hier lösen sich die Eisberge an den SLeilmauern ab, welche die Jnland- eisküsten bilden, die weiter außen gelegen sind als die Küsten des Festlandes. Wenn aber im Meer Untiefen oder Klippen vorhanden sind, die den Abzug der Eisberge hemmen, setzen sich diese fest und halten die später abgelösten sowie das dazwischen gebildete und durch Schneefülle verdichtete Meereis zusammen. Solche Massen nennt man Schelfeis, weil sie sich in oen flachen Schelfmeeren vor den Küsten zukammenschließen. Wo der Boden der Schelfmeere zu steileren Böschungen und das Meer darüber zu größeren Tiefen übergeht, also an der Außenkante der Schelfe, endigt auch das Schelfeis, weil es weiter vorne keine Untiefen gibt, die es Zusammenhalten. Es löst sich durch Vranduugen und Flutwellen in Eisberge auf, die aber anders aussehen als die unmittelbar vom Inlandeis gebildeten; ihre Abbruchlinien sind die Schelfeisküsten, die äußerste Umgrenzung der Antarktis. Inlandeis- und Schelfeis-Küsten können auch nebeneinander Vorkommen und sich fortsetzen; die Verteilung und der Wechsel der Meerestiefen ist dafür bestimmend. Der Gürtel des Treibeises, welcher alles außen umgibt, besteht aus frei schwimmenden Eisbergen und Schollen. Er wird von Winden und Strömungen bewegt, kann sich zusammenschließen und wieder zerfallen und hat keinen bleibenden Zusammenhalt mehr. Auch seine äußere Kante wechselt ständig ihre Formen und ihre Lage, je nach Richtung und Stärke der äußeren Kräfte der Atmosphäre und des Meeres.
Ein Schiff, das den antarktischen Kontinent sucht, muß zuerst den Treibeisgürtsl durchdringen, der verschiedene Breite haben kann, je nachdem ihn die Winde Zusammenhalten oder auflösen. Bei der Deutschen Antarktischen Expedition 1938/39 unter Kapitän Nitscher wurde er im Meridian der atlantischen Bouvet-Jnsel etwas südlich von 69 Grad südlicher Breite getroffen und auf ihrem durch Umbau darauf vorbereiteten Motorschiff „Schwabenlaud" durchfahren. Dieses kam dann in eine Wake, die nach Osten offen und nach Westen durch dichtes Treibeis verschlossen war, das sich an die Eisküste anlegte. An dieser ist die Expedition zwischen 5 Grad westlicher und 16 Grad östlicher Länge entlanggefahren und hat ihre Forschungen ausführen können. Sie konnte bei zahlreichen Flügen feststellen, daß die Eisküste, um 70 Grad südlicher Breite liegend, meist aus Steilmauern besteht und daß hinter ihr die Oberfläche des Eises 100 bis 200 Kilometer weit langsam südwärts ansteigt. Etwa bei 71 Grad beginnend, stellten kkie Flugzeuge zwischen 12 Grad westlicher und 20 Grad östlicher Länge vier hohe Gebirgsstöcke fest, die mit scharfkantigen Bergen, doch auch mit runderen Formen bis über 4000 Nieter aufragen und meist aus zerklüfteten granitischen Gesteinen, an einer Stelle aus geschichteten zu bestehen scheinen. Südlich von ihnen sah man die Jnlandeisslächen geschlossen gegen das Innere emporsteigen, während das Eis zwischen den Eebirgsstöcken und ihren Bergen in zahlreichen Aesten nach Norden dringt und sich dann bis zur Eisküste wieder zusammenschließt. Linzelgletscher, die in den Gebirgen entstehen, wurden nicht festgestellt.
Es ist nun wichtig, ob das Inlandeis selbst bis zur Eisküste strömt oder ob es sich vorher auflöst und die dabei gebildeten Eisberge sich zu Schelfeis zllsammenschließen. Nach den vorläufigen Berichten und Karten der Expedition scheint beides der Fall zu sein. Von der Eisküste, die sonst um den 70. Grad südlicher Breite liegt, treten um den 15. Grad östlicher Länge und um den Nullmeridian zwei breite Zungen vor und reichen bis gegen den 69. Breitengrad nordwärts. Nach der Verteilung der Meerestiefen, die durch die Lotungen der Expedition festgestellt wurden, kann man annshmen, daß jene Zungen teilweise auf Land liegen und Inlandeis sind, zumal da die Gebirge zu ihnen hin
grellen uuo oas ge in rnelen Aesten ourchstrvmeuoe Inlandeis hierher zu leiten scheinen. Auch aus den ermittelten Formen der Eisoberfläche läßt sich schließen, daß verschiedentlich Inlandeis bis zur Eisküste strömt. Dazwischen mag auch Schelfeis liegen; es würde weitere Untersuchungen erfordern, das Vorkommen beider festzustellen und sie an der Eisküste zu unterscheiden, was für deren Nutzung von Wichtigkeit ist. Denn an den Küsten der Antarktis gibt es wenige Stellen, wo Schiffe anlegen und bleiben können. Südlich von Amerika sind im Grahamlande solche zu finden und von Expeditionen benutzt worden, etwa an der von dem deutscher Kapitän Dallmann 1874 entdeckten Petermann- Jnsel im Kaiser-Wilhelm-Archipel. Dallmann war der erste, Welcher sin Dampfschiff in die Antarktis geführt hat. Auch im Roßmeer südlich von Neuseeland haben Engländer und Amerikaner brauchbare Anlegestellen gefunden und benutzt, desgleichen die australischen Expeditionen unter Sir Douglas Mawson südlich von Australien und die deutsche Gauß- Expedition 1901 bis 1903 am Kaiser-Wilhelm-ll.-Land, während es der deutschen Expedition Milchners an der Ostseite des Weddcllmeers nicht gelang; ihr Anlegeplatz rrieb schon am folgenden Tage als Eisberg davon. Wo man eine Festlandküste findet, wird man auch Anlegestellen finden und als Häfen gebrauchen können. Wo nur Eisküsten sind, wie meistens in der Antarktis, ist zu beachten, ob sie aus den Abbruchen des Inlandeises oder des Schelfeises bestehen. Diese sind am wenigsten geeignet, da sie sich am leichtesten auflösen und auch bei der Jnlandeiskllste besteht immer die Gefahr der Eisbergbildung und damit einer Zerstörung des Schiffes und seiner Anlagen. Doch wo diese beiden Küstenarten aneinanderstoßen, darf man mit großer Stabilität rechnen, wie es stellenweise auch bei der von Kapitän Ritscher befahrenen Küste des „Neu-Schwaben- landes" der Fall sein kann.
Zm SKKrMsunterftand
P. K. Der Soldat soll stets einsatzbereit sein. Dazu gehört, daß er gesund und im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte ist. Es wird deshalb auch alles getan, um dies zu erreichen. Arzt und Sanitäter betreuen den Soldaten und sorgen in vorbildlicher Weise für seine Gesundheit. Wir hatten Gelegenheit, einen' Canitätsunterstand zu besuchen und uns von besten vorbildlicher und vielseitiger Einrichtung zu überzeugen. Da ist alles vorhanden, was zur Behandlung von Kranken und Verwundeten und zur Vorbeugung gegen Gesundheitsschädigungen nötig ist, angefangen vom Verbandspäckchen bis zum Operationsbesteck und Sauerstoffgerät. Die Räume sind hell und sauber und machen einen freundlichen Eindruck. Der Stabsarzt führt mich durch die Räume/ Hier ist der Operations- und Behandlungsraum. In Kisten und Kästen liegen die notwendigen Instrumente und Hilfsgeräte, Arm- und Beinstützen, Mullbinden, Klemmen und sonstige Geräte. Auf den Tischen und den Regalen an den Wänden stehen die Fläschchen und Flaschen mit Tropfen und Arzneien, die Tiegel und Ampullen. Aber es ist noch alles neu und wenig gebraucht, das merkt man dem Raum und den Gegenständen an, und wir freuen uns darüber, ist es doch ein Zeichen für die gute Gesundheit unserer Soldaten im Westwall.
Wir gehen weiter. Dort ist der Gasraum mit den Schränken zum Desinfizieren der Kleider und hier die Krankenstube, in der aber niemand liegt, obwohl es gerade feuchtes, unfreundliches Wetter ist, das zu allen möglichen Krankheiten Anlaß gibt. In einem kleinen Stübchen sitzen wir mit dem Stabsarzt zusammen und sprechen über seinen Dienst. Täglich ist er draußen bei den Soldaten, hält Sprechstunde, untersucht, führt hier eine kleine Behandlung durch und gibt dort Ratschläge, denn nicht nur für die Kranken soll der Arzt sorgen, sondern auch den Gesunden gilt seine Hilfe und sein Rat. Es ist immer bester, wenn man rechtzeitig vorbeugt, als wenn man wartet, bis man nicht mehr weiter kann. Deshalb finden auch regelmäßig Eesund- hcitsappelle statt, auf denen alle immer und immer wieder untersucht werden. Nur so ist es möglich, eine genaue Kontrolle über den Gesundheitszustand der Truppe zu haben. Die Aufgabe des Arztes ist eine schöne und verantwortungsvolle, diesen Eindruck erhält man draußen bestätigt, wenn man mit dem Arzt spricht und seine Tätigkeit kennen lernt. Er darf Wind und Wetter nicht scheuen und muß stets zur Stelle sein, um seinen Kameraden, dem Soldaten, zu helfen. Dr. E.
usueseir-krecttrsLcrwrr ouacn verruss ricisrs»
(28. Fortsetzung.)
Er zögerte mit der Antwort, dann sagte er ehrlich: „Er wird Sie nie vergessen, aber er soll es "
Da stand Frau Maya auf, und ihre kleinen Fäuste ballten sich.
„Wer will das?"
„Ich, gnädige Frau!"
„Mil welchem Recht wollen Sie ihn zwingen?"
„Mit dem Recht des Bruders, der den Bruder liebt."
Ein hartes, bitteres Lachen.
„Das Recht — wird eine Frau nie anerkennen. Nie. — Herr Michael, warum wollen Sie uns auseinanderreißen?"
„Weil Sie meinen Bruder verraten haben "
Da sank sie zusammen. Alles Rot wich von ihren Wangen.
„Verraten," stöhnte sie auf.
„Ich wollte Ihnen nicht wehe tun, gnädige Frau."
Sie schüttelte abwehrend den Kopf.
„Herr Michael — Sie sind wie Ihr Bruder so ehrlich Wollen Sie mir versprechen, ihm wiederzusagen, was ich fetzt zu Ihnen sprechen werde?"
Klaus schwieg einen Augenblick. Der bittende Blick der schönen Frau tat so weh
„Ich verspreche es. gnädige Frau "
Erleichtert atmete sie auf „Sagen Sie ihm. daß ich ihn liebe, so unendlich liebe, daß ich nicht aufhören werde, um ihn zu kämpfen. Ich warte auf ihn."
Dringend bat er sie: „Nehmen Sie das Wort zurück. Frau Maya. Ich bitte Sie darum "
„Nein," >agte sie ruhig „Wenn Liebe aufhört zu hosien und zu kämpfen — dann ist's erbärmlich Einmal habe Ich die ungeheure Qual durchgekostel Ich sage Ihnen — in meiner Todesstunde werde ich der Qual gedenken. Haben Sie denn schon einmal geliebt?"
Er dachte au Hanna, aber er schwieg.
Dis schöne Frau fuhr fort: „Herr Michael, vielleicht sehe ich Sis nie wieder und — vielleicht ist mir Werner doch verloren. I.h will Ihnen von mir erzählen. Darf ich von rne'N"m armseligen Leben reden?"
Sie wartete die Bestätigung nicht ab, sondern fuhr fort:
„Meine Mutter ist tot. Heute erst erfuhr ich daß sie bei meiner Geburt starb, oder kurz darauf Mein Vater ging übers Meer und ließ das zwei Jahre alte Kind zurück bei Leuten, die gewerbsmäßig Kinder annehmen Mit Hunger und Schlägen hat man versucht, mir die Seele auszutreiben. Bi^ ich neunzehn Jahre alt war. Da lief ich fort. Mit zu- sammengebisfenen Zähnen trotzte ich dem Leben, bis ich fast müde war — und da fand ich einen Menschen. Ich habe Herrn von Syrtinghall geliebt wie einen Vater Er war damals sechzig Jahre alt und ich zweiundzwanzig. Nach zwei Jahren starb er und hinterließ mir sein bescheidenes Vermögen. Und — dann bin ich geworden, so wie Sie mich kennenlsrnten War ich schlecht? Ich weiß es nicht. Nur das eine kann ich Ihnen sagen: Ich war lebenshungrig. Mit fünfundzwanzig Jahren stand ich allein. Wollte leben, nachholen, was ich versäumt hatte, und — ich habe dem Leben ins Auge gesehen. Es ist vorbei. Und so wurde ich zu der Frau, die Sie und Werner kennenlernten Die — Weltdame, die zum Leben nicht taugt Bis ich sie beide sah, Herr Michaeli Von dem Tage an fühlte ich. daß sich alles wandelte. Mein armseliges, erbärmliches Leben kam mir zum Bewußtsein — und ich wurde ein anderer Mensch. Ich habe Ihren Bruder lieben gelernt, maßlos Gut wurde ich durch ihn. und ich wollte nichts, als ihm gehören. Gott weiß, wie es kam, daß mich die Feigheit packte, daß ich den Reden eines Teufels glaubte, der mir sagte, daß ich unglücklich mit Werner würde — und den unglückseligen Schritt tat. — Ich wollte es zu seinem Besten tun. Er sollte frei und unbeengt sein Leben meistern, ich mochte ihm nicht eine Kette sein."
Ihre Züge wurden zu Stein, wie ein Statue lehnte sie am Fenster.
„Gehen Sie jetzt. Herr Michael Erzählen Sie Werner alles, was ich Ihnen sagte Alles — Und daß ich ihn lieb habe Lieb über Himmel und Hölle Und wenn ich noch so schlecht gewesen wäre, io könnte ich nicht aufhören, zu hoffen und — auf ihn zu warten. — Ich verlasse die Stadt, in der mein Elend und mein höchstes Glück geboren wurden. In die Einsamkeit gehe ich. zu meinem Vater — und nur eins will ich tun: aus Werner warten —."
Klaus faßte ihre eiskalte Hand, er war tief erschüttert.
„Leben Sie wohl. Frau Maya." Noch tausenderlei hätte er ihr lagen mögen, doch er fühlte, daß jedes weitere Wort nur neue Qual hsraufbejchwören konnte
! Er ging Und als die Tür ms Schloß gefallen war, trat j Thea ins Wohnzimmer.
„Frau Maya." bal sie
Die raffte sich müde aus und iah ihre Dienerin traurig an. „Was ist denn. Liebe? — Sorg dich nicht. Es ist so, wie es sein muß. Er kommt nie wieder."
„Liebe — liebe Frau Maya!"
„Er kommt nie wieder, nie wieder. Thea!" Leidenschaftlich schrie es aus ihr. „Nie! So unbarmherzig kann Gott nicht sein!"
Tränenlos war ihr Schmerz. „ s
10 . "
Iosias Tewel Segslbusch ließ sich Herrn Kommerzienrat Michael melden.
Als dem der alte Bürodiensr Friedrich die Karte überreichte. stieg ihm das Blut in den Kopf. Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Also wieder! — Ist mein Sohn da?"
„Sehr wohl, Herr Kommerzienrat."
„Sofort zu mir!"
Der Alte verbeugte sich und teilte Erich Michael den Wunsch seines Vaters mit
Erich zuckte zusammen. Sein fahles Gesicht wurde noch bleichet.
„Ist gut, alter Herr Komme sogleich."
Er ahnte, um was es sich handelte, und ihm wurde noch erbärmlicher zumule.
Als er ins Zimmer trat, wußte er, was die Glocke geschlagen hatte, denn der alte würdevolle Halsabschneider Iosias Tewel Ssaelbusch saß seinem Vater gegenüber.
Der Kommerzienrat erhob sich und schloß das Zimmer ad.
„So, jetzt sind wir ungestört. Bitte, was wünschen Sie wieder, Herr Segelbusch?"
Segelbusch nahm seinen Kneifer ab und begann mit seiner schleimigen Stimme: „Ich möchte Ihnen zwei Wechsel präsentieren"
„Dort steht mein Sohn, bitte, wenden Sie sich an ihn "
Ein trockenes Lächeln ging über das bartlose Gesicht des Geldverleihers.
„In dem Falle nicht, denn die Wechsel sind zwar . . ---. Ihrem Herrn Sohn — aber sie tragen Ihre Unterschrift."
Der Kommerzienrat zuckte zusammen, seine Fauste ballten sich. Es war, als wolle er sich auf ihn stürzen- Aber er bezwang sich.
„Wollen Sie mir die Wechsel zeigen?" sagte er mit erzwungener Ruhe.
(Fortsetzung folgt.),