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Nr. 283

Zamstag, äen 2. Dezember 1939

113. Jahrgang

Was wird in Frankreich?

Kluft zwischen Kabinett und Parlament

Brüssel, 1. Dez. In der französischen Kammer wurde von Da- ladier und im französischen Senat von Chautemps eine Regie­rungserklärung abgegeben, in der die Einsatzbereitschaft der fran­zösischen Armee und das unverbrüchliche Bündnis mit England gefeiert wurden. Den angeblichen Greueln in Polen wobei indes nicht an die unmenschlichen Massenmorde von Bromberg gedacht wurde wurde breiter Raum gegeben, offenbar um die Kriegsbegeisterung zu schüren. Als Kriegsgrund wurde außer­dem angegeben die Notwendigkeit, Frankreichs Sicherheit und Freiheit vor einem Deutschland verteidigen, das Frankreich in Wirklichkeit nie bedroht hat. Zum Schluß kündigte Daladier an, daß Frankreich nach einem siegreichen Kriege die Forderung materieller Garantien" stellen würde, von denen jeder weiß, Laß sie Versailles bedeuten würden.

Nach Abgabe der Regierungserklärung durch Ministerpräsident Daladier unterbrach die französische Kammer ihre Sitzung bis gegen 21 Uhr. Nach Wiederzusammentritt stimmte sie in Gegen­wart sämtlicher Minister über den Gcgenenkwurf des Vorsitzenden des Finanzausschusses ab. Ein rechtsgerichteter Abgeordneter er­läuterte diesen dahin, daß die Kammer der Regierung die ver­langten außerordentlichen Vollmachten gewähren, aber nicht von ihren Rechten abtreten wolle. Ministerpräsident Daladier lehnte den Antrag des Finanzausschusses ab und stellte die Vertrauensfrage. Daraufhin zog der Vor­sitzende des Finanzausschusses seinen Antrag in seinem persön­lichen Namen zurück,um nicht die Existenz der Regierung in dieser tragischen Zeit aufs Spiel zu setzen". Da der Antrag aber weiterhin vom Finanzausschuß unterstützt wurde, kam es zur Ab­stimmung, wobei der Gegenvorschlag des Finanzausschusses auf Abänderung des Gesetzes über die Organisation der Nation in Kriegszeiten mit 309 gegen 189 Stimmen abgelehnt wurde.

Die französische Kammer hat darauf die Gesamtheit des Ge­setzentwurfes über die Regierungsvollmachten mit 318 gegen 125 Stimmen angenommen.

Vor einer Neubildung

der französischen Regierung?

Rom, 1. Dez. Die Schwierigkeiten Daladiers bei der Sitzung der französischen Kammer und ihr Verlauf werden von der römischen Presse in ihren Pariser Korrespondenzen als ein Bruch

Berlin, 1. Dez. Die Verluste der anf England fahrenden feindlichen und neutrale« Handelsschisfahrt sind weiter gestiegen.

Ln der Zeit von Kriegsbeginn bis zum 2g. November 1339 sind durch ll-Voote oder Minen versenkt worden:

sj nach bereits bestätigten Meldungen: 162 Schiffe mit 639 689 Bruttoregistertonnen, davon 52 neutrale Schiffe mit 185 248 Bruttoregistertonnen;

b) nach sonstigen Meldungen weitere 32 Schiffe mit 96 079 Bruttoregistertonne», davon 16 neutrale Schiffe mit 39321 Bruttoregistertonnen.

Damit find die Eesamtverluste seit Kriegsbegin« anf 194 Schiffe mit 735 788 Vruttoregistertoaue« gestiegen.

In dieser Zahl ist ein besonders hoher Prozentsatz an versenk­ten Tankern enthalten» und zwar beträgt der versenkte Tankra « m 150 867 Bruttoregistertounen bei einer durchschnitt­lichen Tonnage des einzelnen Tankers von 7500 Bruttoregister­tonne».

Unter Berücksichtigung der bekannten Tatsache, daß von eng­lischer Seite die Verluste an eigenen Schiffen, insbesondere in der Nähe der englischen Küste, verschwiegen werden, sind die Ge­samtverluste noch wesentlich höher anzusetzen.

Die deutsche Gegenblockade wirkt sich aus Zn Paris seit Tagen kein Kaffee mehr zu haben

DNV. Brüssel, 2. Dez. Man hat sich in der französischen Presst seit einigen Monaten immer über den Kaffeemangel in Deutschland lustig gemacht und erklärt, daß in keinem Ge­schäft echter Kaffee zu erhalten sei. Wie schon in so vielen an­deren Fällen wie zum Beispiel der Einführung fleischloser und sleischarmer Tage, so müssen die Franzosen auch mit dieser Ein­schränkung Bekanntschaft mache«; denn in Paris gibt es schon seit einigen Tagen keinen Kaffee mehr. Die zuständigen Stellen behaupten zwar, daß dies nur einevorübergehende Erschei­nung" sei. Aber man darf wohl annehmen, daß sie einfach nicht den Mut haben, anzuerkennen, daß die Kaffeeinfuhr infolge der deutschen Seekriegsführung eine wesentliche Einschränkung er­fahren hat.

Immer wieder die bösenDefaitisten".

Weitere Verhaftungen in Frankreich

DNB. Paris, 2. Dez. Die Pariser Polizei hat am Donners tag wiederum vier sogenannteDefaitisten" verhaftet, nachdem

derUnion Sacröe" betrachtet, wobei der llebergang der Sozial­demokraten zur offenen Opposition noch besonders unterstrichen wird.Tribuna" bezeichnet die Kammersitzung als einwider­liches Schauspiel parlamentarischer Gewis­senlosigkeit". Der Verlauf der Sitzung sei höchst lehrreich und zeige klar die Schwierigkeiten der französischen Regierung, mit den heimtückischen Machenschaften und Hinterhalten des parlamentarischen Regimes Herr zu werden. Nach drei Kriegs­monaten, die weder Schlachten, noch Verluste, noch andere Opfer gebracht hätten, habe das parlamentarische Frankreich gegen Daladier Stellung genommen und jenes Vertrauen verweigert, ohne das er eigentlich unter den gegenwärtigen Umständen die Stellung seiner Regierung einer Nachprüfung unterziehen müßte, wie man heute zu sagen pflege, um das Wort Krise zu vermeiden. Die Kammer- und Senatssitzung sei im Grunde ein Sieg des Parlamentarismus, der auch heute noch das nationale Leben Frankreichs beherrsche.

Abschließend bemerkt der Pariser Korrespondent derTri­buna", die französische Regierung gehe auf jeden Fall aus der Kammersitzung geschwächt hervor, weshalb man bereits in vielen politischen Kreisen der französischen Hauptstadt von der Möglichkeit der Neubildung der Regierung spreche.

DNB. Brüssel, 2. Dez. Die Sitzung der französischen Kam­mer am Donnerstag hat, wie deutlich aus der Pariser Presse hervorgeht, gezeigt, daß in der Regierung und in den einzelne» Parteien bei weitem nicht das Einvernehmen besteht, das man sich nach außen hin den Anschein zu gebe» versucht. Schon das Abstimmungsergebnis über die Erneuerung der Vollmachten zeigt, daß die Opposition keineswegs gewillt ist, sich einfach mundtod machen zu lassen. Wenn man berücksichtigt, daß Dala­dier, um überhaupt dieses ziemlich klägliche Ergebnis zu errei­chen, gezwungen war, die Vertrauensfrage zu stellen, so er­kennt mau deutlich die Kluft, die zwischen dem Kabinett und dem Parlament besteht.

DasJournal" unterstreicht den Unwillen, der auf den Abge­ordnetenbänken bei der Lektüre der Regierungsvorlage über die neuen Vollmachten ausgetaucht sei. Als Daladier hierauf die Frage stellte, ob denn die Kammer ständig tagen wolle, wurde diese Frage einstimmig durch ein langanhaltendes Za beant­wortet.

in ihren Wohnungen Material für die Herstellung von Flug­schriften gefunden worden war.

Der WehrmachlsLericht

Geringe Artillerie- und Spähtrupptätigkeit im Westen

Berlin, 1. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Lm Westen geringe Artillerie- und Spähtrupptätigkeit.

Bei der Luftaufklärung über der Nordsee ge­rieten die eingesetzten Kräfte in ein schweres Unwetter. Vier Flugboote mußten auf See niedergehen und wurde» teilweise beschädigt. Die Besatzungen sind sämtlich gerettet.

Brarrchitsch an der Oberrhein-Front

Berlin, 1. Dez. Der Oberbefehlshaber des Heeres, General­oberst von Brauchitsch, hat sich an die Oberrheiu-Front zur Besichtigung der dort eingesetzten Trnppe» begeben.

Amerikanischer Militärattache

weist Greuelmeldungen zurück

Neuyork, 1. Dez. Der stellv. amerikanische Militärattache in Berlin, Major Percy Black, der nach dreijähriger Anwesenheit in Deutschland wieder aktiv wird, erklärte bei seiner Ankunft in Neuyork, er glaube nicht an die Greuelgeschichten, die den deutschen Truppen in Polen angedichtet wurden. Im Gegenteil, die Truppen hätten die polnischen Kriegsopfer sogar verpflegt. Black lehnte eine Erklärung zu der Frage ab, wer den Krieg gewinnen werde, indem er hinzufügte, daß Deutschland keinen aktiven Nahrungsmittelmangel habe. Die Stimmung des-^ deutschen Volkes sei gut, da das deutch-e Volk von der Gerechtigkeit seiner Sache überzeugt sei und sich als angegriffen betrachte. Jeder Deutsche fürchte nichts mehr als eine Meder» holung des Versailler Diktats.

Wieder ein britischer Dampfer überfällig

Berlin, 1. Dez. Wie gemeldet wird, ist jetzt auch der britische DampferWilliam Humphris" überfällig. Wahrscheinlich ist er auf eine Mine gelaufen und untergegangen.

Todbringende Englandfahrt

Berlin, 1. Dez. Der Deutsche Dienst schreibt: Die neueste, fo» eben veröffentlichte Zusammenstellung der Verluste der feind­lichen und der auk Enaland fabEden neutralen 5mndels!cknnobrt i

! ist ein eindrucksvoller Beweis für die nachhaltigen Erfolge der zielbewutzteu deutschen Seekriegsührung. Seit der letzte» Ver­öffentlichung dieser Art ist ein weiteres stetiges Ansteigen der Versenkungsziffer zu verzeichnen. Der darin enthaltene hohe Prozentsatz an versenkten Tanker« dürfte sich in England beson­ders empfindlich auswirken. Die Gesamtziffer von anuäherub Millionen Brnttoregistertonneu seit Kriegsbeginn bedeutet eine durchschnittliche Versenkung von rnnd 250 000 Brnttoregifter» tonne» in jedem der bisherige« drei Kriegsmonate. Haben wir es hier schon mit sehr wichtigen Größen zu tun, so sind die tat­sächlichen Versenkungsziffern noch weit höher. Denn bei der Uebersicht handelt es sich ausschließlich um bereits bestätigte oder sonstige zuverlässige Meldungen, wogegen mit Bestimmtheit an­zunehmen ist, daß zahlreiche weitere englische Schiffsuntergänge nach der bekannten Praxis der Briten verschwiegen war- den sind. Das wird überall da der Fall sein, wo die Eng­länder bei den Schiffskatastrophe» keine fremden Zeugen gehabt haben. Hier setzen sie aus Gründen des Prestiges und der Irre­führung der Neutralen alles daran, die Versenkung unter alle» i Umständen geheimzuhalten. So wird selbst den Angehörigen vo» Schiffbrüchigen ein strenges Schweigegebot auferlegt. Daran» kann also ohne weiteres der Schluß gezogen werden, daß die tab­sächlichen Versenkungsziffern weit größere sind als die in unserer Uebersicht angegebenen. Im übrigen aber genügen auch diese einwandfrei festgestellten Zahlen, um den Großsprechereien Win- ston Churchills eine vernichtende Antwort zu erteilen. Dietz Ziffern sind bester als alles andere geeignet, die im krasseste« Widerspruch zur Wirklichkeit stehenden lächerlichen Be­hauptungendes Lügenlords ad absurdum zu führen, wonach die britische Admiralität die deutschenll-Booteunter ihre Kontrolle bekommen" habe und daß die deut­schen ll-Voote ihren Schrecken für England verloren hätten. Das englische Volk, seine Verbündeten und darüber hinaus die ganze neutrale Welt werden jetzt misten, was sie von diesen üblen Prahlereien des Ersten Lords der Admiralität zu halten haben. Wenn es immer noch Neutrale gegeben hat, die den Versiche­rungen der Engländer Glauben schenkten, daß die Fahrt auf Eng­land unter dem Schutz der britischen Kriegsflotte gesichert sei, so werden die jetzigen Versenkungsziffern sie eines anderen belehren. Denn diese Zahlen sind ein unwiderlegliches Argument für die Richtigkeit der wohlbegründeten deutschen Warnung: Wer auf England fährt, fährt in den Tod!

Londoner Rundfunk muß wieder Dampferverfenknngea ' zugeben

Berlin, 1. Dez. Der Londoner Rundfunk meldet, daß ein fran­zösischer Zerstörer die lleberlebenden des britischen Dampfer» Uksmouth", darunter sieben Offiziere, gelandet hat. Der Dam­pfer ist im Atlantik vo» einem U-Voot torpediert worden.

Auch die lleberlebenden des britischen DampfersSheap Crest", die von einem ehemals polnischen Zerstörer gerettet wurden, sind in England au Land gebracht worden.

BefchSWes britisches A-Voot lief norwegischen Hase» n»

Oslo, 1. Dez. Am Donnerstag vormittag lief ein beschädigtes britisches ll-Boot im Mastrafjord bei Stavanger ein und machte bei Moster-Oe fest. Von Land aus konnte beobachtet werden, wie aus dem Achterdeck des ll-Bootes Master abgelasten wurde, so daß das Boot später ungewöhnlich hoch im Wasser lag. Später wurde bekannt, daß das ll-Boot zur Reparatur, die einige Tage dauern dürfte, zur Werst Rosenberg in Stavanger gebracht wor­den ist. Der norwegische Küstenwachschutz hatte ein Flugzeug und ein Torpedoboot zur Untersuchung des Vorfalles entsandt.

Argentinien gegen englische Seeranbermethoden

Buenos Aires, 1. Dez. Die gesamte argentinische Presse ver­öffentlicht den Wortlaut eines gleichlautenden Memorandums an die hiesigen diplomatischen Vertretungen Englands, Frank- ' reichs und Deutschlands, worin Argentinien Vorbehalte gegen die von kriegführenden Staaten letzthin beschlossenen Maßnah­men erhebt. Bekanntlich hat sich Argentinien bereits zu Kriegs­beginn gegen das englische Kriegskonterbande-System verwahrt. Die Note weist daaruf hin, daß die durch Großbritannien und Frankreich angekündigte Beschlagnahme deutscher Exportwaren den neutralen Handel am schwersten gefährdet. Die Rechte krieg- führender Mächte sind jedoch nicht unbegrenzt. Die Pariser Deklaration von 1856 besagt klar und deutlich, daß die neu­trale Flagge mit Ausnahme von Kriegskonterbande selbst aus Feindesland stammende Waren schützt. Angesichts dieser neuen Sachlage, so heißt es abschließend, werde Argentinien zu gegebe­ner Zeit die Interessen seines Landes zu vertreten und zu wahren wissen.

Japan läßt sich nichts vormachenk

Es hält feinen entschiedenen Protest aufrecht

Tokio, 1. Dez. Aus den Besprechungen des japanischen Außen­ministers mit den Botschaftern Englands, Frankreichs, Italiens und Belgiens hat sich klar ergeben, daß Japan seinen entschiede­nen Protest gegen die völlerrechtswidrig verschärfte Blockade Englands und Frankreichs aufrecht erhält und bei Schädigung japanischer Interessen Gegenmaßnahmen angekündigt hat. Gleich­zeitig verlautet, daß Japan eine entsprechende Fühlungnahme mit neutralen Ländern ausgenommen hat. Politische Kreise erwarten, daß künftig gemeinsame Schritte neutraler Staaten

735000 ro. Verluste seit Kriegsbeginn

194 Schiffe auf ihrer Fahrt nach England durch U-Boote und Minen versenkt