5. Seite — Nr. 282
Freitag, den 1. Dezember 1938
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
dacious" erfuhr, und selbst'dann war sic noch im Zwestei', ob es sich nicht um ein Gerücht handelte."
Gefälschte Schiffslisten, unterschlagene Verluste und ähnliche Tricks werden aus die Dauer nicht ausreiche», Englands schon jetzt schwer getroffene Herrschast in der Nordsee zu retten. Die Welt, die durch die Bekenntnisse der britischen Politiker der Jahre 1911 bis 1918 gründlich aufgeklärt ist, weih allzu genau, was sie von britischen Statistiken und amtlichen britischen Heeresberichten zu halten hat als dah sie noch einmal auf die alten Methoden Churchills hereinsallen könnte. Dre auf dem Meeresgründe ruhende Schifsstonnage ist bereits zu groß, als dah sie hinweggeleugnet oder etwa durch britische Dementis wieder an das Licht des Tages gebracht werden könnte.
Dr. Goebbels in Danzig
Danzig, 39, Nov. Am Mittwoch traf Reichsminister Dr, Goebbels zu einem Besuch im Reichsgau Danzig-Westpreuhen auf dem Flugplatz Lanafuhr ein. Er wurde von Gauleiter und Reichsstatthalter Förster sowie vom Leiter des Reichspropagandaamtes in Danzig, Diewerge, empfangen und in das Haus des Gauleiters in der 2open-Easse geleitet, Reichsstatthalter Förster begrüßte hier Reichsminister Dr, Goebbels auf das herzlichste. Fast Jahr für Jahr sei Dr, Goebbels, zum erstenmal am 15, November 1930, in diese Stadt gekommen. Seither habe Danzig durch das stets lebendige Interesse des Ministers am Deutschtum und am
Von Kapitänleutnant Prien vernichtet
Ein britischer schwerer Kreuzer der „London-Klasse" ist durch Kapitänleutnant Prien, den Sieger von Scapa Flow, ostwärts der Shetland-Inseln torpediert und vernichtet worden. Unser Bild zeigt den schweren Kreuzer „London", nach dem diese Klasse benannt ist, (Presse-Hofsmann, Zander-M,-K.)
Ul.mirMn Lebe» dieser Stadt Stärkung und Förderung ersay- ren. Zum Dank dafür wolle er dem Minister den einzigen in Danzig gestifteten Orden, das Kreuz von Danzig, überreichen als ein Zeichen der Dankbarkeit und als Erinnerungszeichen des befreiten Danzig. Reichsminister Dr. Goebbels dankte dem Gauleiter herzlichst für diese Ehrung. Am Nachmittag besuchte Dr. Goebbels zusammen mit Gauleiter Förster verschiedene Brennpunkte der Kämpfe um Danzig. Am Abend wies Reichsminister Dr, Goebbels im Hause des Gauleiters in der Jopen-Easse den Leiter des Rcichspropagandaamtes, Diewerge, in sein Amt ein.
! Familienunterhalt
in London, Paris, Berlin
j Großzügige Regelung in Deutschland
^ Dah die deutschen Unterstützungssätze im Kriege wesentlich günstiger liegen als die Unterstützungssätze, die in England oder Frankreich gezahlt werden, zeigt ein konkretes Beispiel, wie es jetzt im Amtsblatt des Neichsarbeitsministeriums, im „Reichsarbeitsblatt", dargestellt wird. Es wird dabei ausgegangen von den Mindestsätzen ohne alle Sonderzulagen, und zwar werden dabei die Unterstützungssätze verglichen, wie sie augenblicklich ! in London, Paris und Berlin bezahlt werden.
! Um die richtigen Vergleichszahlen zu ermitteln, müssen die I englischen und französischen Unterstützungssätze zunächst auf > Reichsmark umgerechnet werden. Ein Schilling entspricht dabei 50 Pfg,, und 100 französische Francs werden nach den Devisensätzen mit 5 08 NM. umgeccchnet Diese Umrechnung über die Devüeniabelle lässt die Leistungen Englands und Frankreichs vielleicht etwas zu gering erscheinen, da in Wirklichkeit die englischen und französischen Unterstützungen eine etwas höhere Kaufkraft besitzen. Die Differenz ist jedoch so minimal, daß sie außer Betracht bleiben kann, zumal sichere Vcrgleichsmöglich- keiten der verschiedenen Kauslraftwerte infolge der ständigen Preissteigerungen bei unseren Gegnern nur schwer anzustellen sind. In dem für Deutschland gewählten Zahlenbeispiel ist genau wie bei England und Frankreich der ungünstigste Fall angenommen, so dah die Ehefrau nicht einen höheren Tabellensatz, sondern den Mindestunterhaltsatz (61,50 NM.) erhält und daß es sich bei den Kindern um solche unter 16 Jahren handelt, für die leine Sonderbeihilfen gewährt werden Lediglich für die Miete, die stets in Deutschland in voller Höhe gewährt wird, ist in allen Fällen ein einheitlicher Betrag von 35 RM. eingesetzt, Das deutsche Vergleichsbeispiel stellt die tatsächlichen Verhältnisse in Deutschland also noch etwas ungünstiger dar, als sie in Wirtlichkeit liegen, weil in Deutschland die Sonderzuwendungen eine sehr große Rolle spielen, während sie in England nur sehr selten bewilligt werden. Unter diesen Voraussetzungen beträgt der monatliche Unterhaltsbetrag für eine Soldaten- samilie:
London
Paris
Berlin
Ehefrau ohne Kind
51.15
20.15
99.50
Ehefrau mit 1 Kind
62.10
29.82
125.50
Ehefrau mit 2 Kindern
70.65
39.19
151.50
Ehefrau mit 3 Kindern
77.10
18.56
177.50
Ehefrau mit 1 Kindern
83.55
57.93
203.50
Wir geben für London die Unterhaltssätze nach dem gegenwärtigen Stand an, England hat sich unter dem Druck der öffentlichen Meinung zu einer Aufbesserung der Unterhaltssätze bereit erklären müssen. Vor dem 13, November lagen die Unterhaltssätze noch wesentlich niedriger. Bei kinderlosen Frauen und bei Frauen mit einem Kind hat sich zwar nichts geändert, aber bei kinderreichen Familien sind die Sätze im Höchstfall um 10 Prozent heraufgesetzt worden. Eine Londoner Frau mit vier Kindern, die jetzt 83.55 RM, im Monat erhält, erhielt bis zum 13, November nur 75 RM, Trotz der Aufbesserung bleiben die Sätze immer noch um 50 bis 80 Prozent hinter den deutsche» Unterstützungssätzen zurück. Bedenkt man, dah es sich hier nur um Mindestzahlen handelt, bedarf die Tabelle keines weiter«» Kommentars.
Churchills gefälschte Schiffslifien
Auch Dementis bringen versenkte Kreuzer nicht wieder an die Oberfläche
Berlin, 30, Nov, Der Deutsche Dienst schreibt: Angesichts der katastrophalen Verluste der britischen Schiffahrt hat sich der englische Premierminister gezwungen gesehen, in einer Rundfunkrede dem englischen Volke Trost zuzusprechen. Lhamberlain bemühte sich, die schweren Schläge, die der britischen Kriegsund Handelsmarine bis jetzt zugesügt worden sind, zu bagatellisieren mit der Erklärung, dah die englischen Verluste die britische Seeherrschaft noch nicht erschüttert hätten. Den Gipfel der Naivität erreichte Mc. Millan, als er den englischen Rundfunkhörern treuherzig versicherte, daß die englische Regierung jeden Verlust sofort und offen berichten werde. Niemals werde sie davor zurückschrecken, unangenehme Meldungen zu veröffentlichen, es sei denn, daß man deswegen davon Abstand nehmen müsse, weil man mit der Veröffentlichung von Verlusten dem Feind einen Dienst erweise. Mit dieser ebenso künstlichen wie heuchlerischen Erklärung, deren zweiter Teil den ersten aufhebt, gibt Chamberlain offen zu, daß tatsächlich die englische Regierung gewisse Schiffsverluste unterschlägt und nur jene Verluste zugibt, die nicht verheimlicht werden können, weil der Augenzeugenkreis zu groß ist.
Es wiederholt sich also heute die gleiche Erscheinung wie im Weltkrieg. Wiederum versucht die englische Admiralität nach Möglichkeit die Erfolge der deutschen Luftwaffe und Marine zu verkleinern oder wenn irgend-möglich abzustreiten. Der durch Bombentreffer eines deutschen Flugzeuges zerstörte Flugzeugträger „Are Royal" wurde von Marineministcr Churchill als unbeschädigt und unverletzt bezeichnet, ohne daß man jedoch der internationalen Presse bisher Gelegenheit gegeben Hütte, sich davon zu überzeugen, dah der britische Flugzeugträger noch existiert. Da sich die Versenkung der „Royal O a k" durch Kapitänleutnant Prien in der Bucht von Scapa Flow nicht verheimlichen lieh, versuchte man zum mindesten die gleichzeitige Torpedierung der „Repuls e" abzuleugnen. Amtliche Verlautbarungen verzeichnten als einzige „Opfer" der deutschen Luftangriffe auf britische Kreuzer in Scapa Flow „einen Hund und ein zersprungenes Fenster". Erst Wochen später erfuhr man aus anderen Meldungen, dah mehrere Einheiten der britischen Flotte zur Zeit infolge der Bombentreffer deutscher Flieger kampfunfähig sind und repariert werden müssen. Die deutschen Luftangriffe auf britische Kriegsschiffe im Firth of Forth wurden ebenfalls als „erfolglos" hingestellt, bis endlich aus Umwegen oder durch die Veröffentlichung von Verlustlisten doch die Wahrheit ans Licht kam. Mehrere Tage wurde die Torpedierung des Kreuzers „Belfa st" im Firth of Forth durch ein deutsches U-Boot verschwiegen, bis auch durch die Veröffentlichung dieser Nachricht durch eine amerikanische Tageszeitung und durch den deutschen Heeresbericht keine Möglichkeit mehr zum Ausweichen vor dem peinlichen Eingeständnis gegeben war. Kein Geheimnis ist es ferner, dah die von der britischen Admiralität herausgegebenen Schiffslisten, die das Ein- und Auslaufen von Handelssahrzeugen in britischen Häsen anzeigen, gefälscht sind.
Die englische Admiralität geht hier nach den gleichen Methoden vor, die sie bereits im vorigen Krieg anwandte und über die Lloyd George in seinen Kriegserinnerungen („Mein Anteil am Weltkrieg") in dem Kapitel über die U-Boot-Eesahr schreibt: „Um die traurigen Nachrichten (über die versenkten Schiffe) nicht gar so hoffnungslos erscheinen zu lassen, veröffentlichte die Admiralität wöchentlich eine Aufstellung der Schiffe, die im Laufe der betreffenden Woche britische Häfen erreicht oder verlassen hatten. Um diese Zahl zu erhöhen, wurde jedes Einlaufen und Auslaufen mitgezählt, einschließlich des häufigen Kommens und Gehens kleiner Küstenfahrzeuge, die von einem Hafen zum anderen pendelten, so dah eine Ziffer von ungefähr 2500 Ladungen wöchentlich und ebenso viele Ausfahrten erzielt wurde. Tatsächlich berührten nicht mehr als 120 bis 110 seegehende Schiffe in der Woche britische Häfen!"
Lloyd Georges Kriegserinnerungen weisen noch andere derartige Bekenntnisse auf, die heute wiederum höchst aktuell geworden sind und ausgezeichnete Rückschlüsse auf britische Propagandamethoden zulassen. Der ehemalige britische Ministerpräsident im Weltkrieg schildert in seinen Kriegserinnerungen eine Unterredung, die er nach Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Krieges mit Admiral Jellicoe Anfang 1917 hatte: „Nach den üblichen Begrüßungen zog der Admiral ein Dokument aus der Schublade und überreichte es mir. Es war eine Aufstellung der Tonnageverluste aus den letzten Monaten. Die Ausstellung bewies, dah die Eesamtverluste der britischen und neutralen Schifffahrt im Februar 536 000 Tonnen und im März 630 000 Tonnen erreicht hatte. Es ging ferner aus ihr hervor, dah im April nach den bisherigen Verlusten mit der Zerstörung von nahezu 900 000 Tonnen gerechnet werden müsse. Diese Ziffern verrieten, daß die Verluste das Drei- und Vierfache dessen betrugen, was in der Presse veröffentlicht wordenwar. So schrecklich hatte ich mir die Sache niemals vorgestellt!" Admiral Jellicoe erklärte in dieser Unterredung Lloyd George: „Die Deutschen werden den Krieg gewinnen, wenn es uns nicht gelingt, diesen Verlusten ein Ende zu machen — und zwar bald!"
Lloyd George wird, als er seine Kriegserinnerungen niederschrieb, wohl kaum daran gedacht haben, dah diese offenherzigen Eingeständnisse in kurzer Zeit wiederum Anhaltspunkte für einen recht reizvollen Einblick in die britische Propagandatechnik geben würden. Ebenso wenig wird auch Mister Churchill, als er in dem Buch „Weltkrisis" seine Memoiren über die Weltkriegszeit schrieb, vorausgesehen haben, was kommen würde. Sonst hätte er nicht so offenherzig der Weltöffentlichkeit mitgeteilt, wie sehr dem englischen Volk während des Krieges die Wahrheit vorenthalten wurde. In dem Kapitel „Die große Flotte und die U-Boot-Gesahr" beschäftigt sich Churchill, der während des Weltkrieges an gleicher Stelle wie heute sah, mit dem Fall des briti-' schen Kreuzers „Audacious", der am 27. November 1911 von einem deutschen U-Boot versenkt worden war. Die englische Regierung hat wochenlang den Verlust dieses wertvollen Kriegsschiffes verschwiegen und abgeleugnet. Mit welchen Methoden Churchill damals es verhinderte, dah die Wahrheit bekannt wurde, gesteht er selbst in erfrischender Ungeniertheit, wenn er schreibt: „Vom militärischen Standpunkt aus hatten wir mit der „Audacious" den ersten schweren Verlust zu beklagen. Sie war eine jener lebenswichtigen Einheiten, von denen wir damals nicht mehr als sechs oder sieben hatten und auf denen unsere ganzen strategischen Betrachtungen aufgebaut waren. Als ich die Frage der Geheimhaltung des Verlustes vor das Kabinett brachte, waren die Ansichten sehr geteilt. Es wurde dagegen geltend gemacht, dah das öffentliche Vertrauen erschüttert würde, wenn man argwöhne, dah wir die Verluste verheimlichten. Schließlich wurden jedoch meine Vorschlag», angenommen. Die Presse wurde von der Admiralität ersucht, über das Ereignis zu schweigen. Einige Zeitungen kamen dem Verlangen nur unwillig nach. Wir blieben jedoch standhaft und beobachteten sorgfältig die deutsche Presse auf die leisesten Anzeichen, die auf Kenntnisse des Verlustes hindeuteten. Es dauerte fünf Wochen, bis die deutsche Admiralität den Verlust der Au-
ReichMMerkarte md EmSmss- lemine
Die Reichskleiderkarte regelt den Verbrauch von Spinnstoffwaren der Menge nach, indem sie jedem das Seine zuteilt. Sie sorgt zugleich dafür, daß sich der Verbrauch der dem Einzelnen zustehenden Menge über das ganze Jahr verteilt, indem sie eine bestimmte Anzahl von Punkten stufenweise zu nacheinander folgenden Terminen gültig werden läßt. Sie gibt aber drittens dadurch, daß sie die im Eültigkeitszeitraum nicht verausgabten Kaufberechtigungen nicht verfallen läßt, einen Anreiz zur Bildung von Punktreserven zum Einkauf bei besonderen Gelegenheiten. Mit diesen beiden letzten Eigenarten trägt die Reichskleiderkarte offensichtlich der Tatsache Rechnung, daß der Textil- warenverkauf in weitem Umfange ein Saisongeschäft ist. Die getroffene Regelung paßt sich also so viel wie möglich sogar den Kaufgewohnheiten an, die sich für die Befriedigung des Bekleidungsbedarfs in der Bevölkerung herausgebildet haben, und die Frage ist nun, in welcher Weise die Verbraucherschaft ihre Kaufgewohnheiten mit dem Gebrauch der Reichskleiderkarte in Einklang bringen wird.
Die großen Einkaufstermine der Verbraucher und die sich daran knüpfenden Saisonschwankungen im Einzelhandel mit Textilwaren kennen wir. Im Frühjahr — in den Monaten von März bis Mai und im Zusammenhang mit Ostern und Pfingsten — steigen die Monatsumsätze bei Damen- und Müdchenkleidung auf 150 v. H. des Jahresdurchschnitts; im Oktober erreichen sie diese Höhe noch einmal; im Dezember pflegen sie sich bei Damenkleidung auf dem Jahresdurchschnitt zu halten, während sie in diesem Monat bei Mädchenkleidung die Frühjahrsspitze übersteigen. Bei Oberbekleidung für Herren und Knaben ist die Saisonbewegung fast die gleiche, nur spielt hier der Dezember bei beiden Verbrauchergruppen eine größere Nolle als beim weiblichen Geschlecht. Ferner ist der Dezember ein ganz großer Verkaufsmonat für Strümpfe, für Wirk- und Strickwaren, Taschentücher, Handschuhe und endlich für Herren- und Damenwäsche. Damenwäsche erlebt eine zweite hohe Saisonspitze in den Sommermonaten von Juni bis August.
Was besagt das nun, wenn wir es mit der Derbrauchs- regelung durch die Reichskleiderkarte in Beziehung setzen? In den wichtigsten Warengruppen, für Oberbekleidung der Jungen und Alten beider Geschlechter, ist der bedeutendste herbstliche Einkaufsmonat, der Oktober, schon vorüber. Auch der November, in dem die Monatsumsätze in diesen Waren- i gruppen immerhin den Jahresdurchschnitt-zu erreichen pfleg- f ten, wird zu Ende gehen, bevor die Einkäufe nach der : Reichskleiderkarte beginnen. Inwieweit der nach alter Ge- wohnljeit und den Erfordernissen der Jahreszeit sehr hohe
, Beueioungswarenvedars dieser zurückliegenden Zeit durch die Abgabe von Bezugscheinen erfüllt worden ist, läßt sich nicht ermessen. Jedenfalls ist es wahrscheinlich, daß nicht alle Wünsche der Verbraucherschaft befriedigt wurden, so daß sich — zwar nicht in Wirklichkeit, aber doch nach den Vorstellungen der Verbraucher — ein gewisser „aufgestauter Bedarf" herausgebildet haben könnte. Daher wird auch damit zu rechnen sein, daß Neigung besteht, nach der Ausgabe der Neichskleiderkarten unverzüglich „Versäumtes" nachzuholen und zugleich den Bedarf des Weihnachtsmonats zu decken.
Die Reichskleiderkarte stellt nun für die Zeit bis Ende Dezember dem Verbraucher regulär 30 Punkte zur Verfügung. Das ist mit Rücksicht auf die Bedeutung der Herbstsaison die größte Zweimonatsguote des ganzen Jahres. Sie dürfte aber, wie die Dinge liegen, in den meisten Fällen noch im Dezember verausgabt werden, und es ist sogar zu erwarten, daß viele Käufer von der Möglichkeit des Vorgriffs auf Punkte mit späterem Gültigkeitsdatum noch in diesem Jahre reichlich Gebrauch machen werden. Die Mahnung „Spart Punkte!" ist also gerade in der nächsten Zeit am Platze. Sie sollte im Ton einer dringenden Warnung ständig wiederholt werden — schon darum, weil sich eine unbesonnene Verschwendung von Punkten beim nächsten großen Einkaufstermin bitter rächen müßte. Dieser Termin, d-r Frühjahrseinkauf, läßt nicht sehr lange auf sich warten. In weiser Rücksichtnahme auf diesen Zeitpunkt sind nach der Reichskleiderkarte für die zwei „stillen Monate" des Bekleidungswarenhandels, für Januar und Februar, regulär nur 10 Punkte gültig, während sodann für die Monate März und April 20 Punkte freigegeben werden.
Ob sie, gemessen an den zu dieser Zeit sehr lebhaften Bekleidungswünschen, den Verbrauchern ausreichend erscheinen, bleibe dahingestellt Ohne Einschränkungen in diesem und jenem wird es ja überhaupt nicht abgehen? Jedoch wäre es bestimmt für viele Verbraucher — und besonders für manche Verbraucherin — besonders schmerzlich, wenn sie einst feststellen müßten, daß sie, statt für diese Zeit Punkte aufzusparen, durch eine unüberlegte Vorwegnahme von Kaufberechtigungen sich selbst um die Möglichkeit der Erfüllung ihrer frühjahrsmäßigen Bekleidu'ngswünsche und Schmuckbedürfnisse betrogen haben. Sie können dann nicht das Frühjahrskleid nach der neuesten Mode anschaffen, sondern müssen das aus der vorjährigen Mode weitertragen.
Vielleicht finden auch die Verkaufsgeschäfte des Bekleidungswarenhandels Möglichkeiten, ihren Kunden und Kundinnen immer wieder den sparsamen Verbrauch von Punk- : ten nahezulegen. Zu ihrem Schaden wäre es nicht. Im ! Gegenteil, eine Abschwächung der Saisonspitzen, die sich ! womöglich aus einem wirlschaftlichen Umgang mit den re- s gulär verfügbaren Punkten ergeben könnte, würde ihrer betriebswirtschaftlichen Rechnung zustatten kommen.