Der Gesellsctiakter
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Amtsblatt
des Ivettes Laltv fürr Kagold mrd Llmsebmrg
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Nr. 282
Freitag, äen 1. Dezember 1939
113. Jahrgang
Aufstand in dev Güdafvisan. Llrilon?
DNB. Rom, 1. Dez. Die römische Zeitung „Teuere" meldet aus Amsterdam, in holländischen Kreisen spreche man crnsthast von einem Ausstand in der Südafrikanischen Union. Mehrere südafrikanische Städte hätten sich gegen das Regiment und vor allem die englandfreundliche Haltung des Generals Smuts empört. Man habe daraufhin sofort eine verschärfte Post- und Pressezensur eingesührt.
England verstärkt indische Garnisonen Hilsstruppen aus Nepal angefordert
DNB. Berlin, 1. Dez. Mit welcher Besorgnis England die Entwicklung in Indien betrachtet, geht aus der Tatsache hervor, daß Großbritannien von einem Abkommen mit Nepal Gebrauch macht und Kurkha-Truppen aus diesem Lande angefordert hat. Wie in London mitgeteilt wird, werden insgesamt 8 Bataillone eingeborene Truppen aus dem Lande Nepal nach Indien transportiert werden, um hier Dienst zu tun.
Gärendes Indien
Britischer Gouverneur in Lucknow machtlos Die Fahne der Freiheitspartei weht unverändert DNB. Kabul, 30. Nov. In Lucknow ereignete sich ähnlich wie erst vor einigen Tagen in Allahabad wieder ein Flaggen- zwischensall. Der britische Gouverneur dort erhob Protest dagegen, daß man aus dem Universitätsgebäude in Lucknow die Flagge des indischen Nationalkongresses gehißt hatte und verlangte, daß sie heruntergeholt werde. Auf Grund von Drohungen wurde tasiichlich die Flagge zunächst herabgenommen, jedoch bereits eine halbe Stunde später erneut gehißt. Die weiteren Proteste des britischen Gouverneurs wurde» zurückgewiesen.
gegeben hat. Während er sich nach Kräften bemühte, seine Zuhörer für den verbrecherischen Krieg im Interesse der englisch- jüdischen Geldsäcke zu begeistern, ertönte aus der Hörerschaft im höchst unzarter Weise der Ruf nach Bezahlung der britischen Weltkriegsschulden, was einen minutenlangen Tumult auslöste. Gleichzeitig demonstrierte draußen eine große Menge verantwortungsbewußter Amerikaner gegen die englischen „Propaganda-Agenten, die Amerika zum Kriege verlocken wollten". Unmittelbar am nächsten Morgen verließ Duff Looper, sichtlich verschnupft, Boston, um angeblich seine Vortragsweisen sortzusetzen.
England wird nichts gewinnen!
Amsterdam, 30. Nov. Auf einer Versammlung von kaufmännischen Angestellten und Arbeitern in Stratford, so berichtet der englische „Manchester Guardian", sei eine Entschließung angenommen worden, in der es u. a. heißt, diese Versammlung glaube, daß ein zweiter Weltkrieg weder Polen befreien noch die Demokratie erhalten werde und daß er auch der Maste des englischen Volkes in keiner Weise zum Nutzen gereichen werde. Die Bersami. ung sei vielmehr der Ueberzeugung, daß ein Frieden, der lediglich das gegenwärtige System imperialistischer Unterdrückung verlängere, diejenigen Probleme ungelöst laste, die dem gegenwärtigen Krieg zugrunde lägen, insbesondere die Armut, die bisher das lebenslängliche Schicksal der englischen Arbeiter gewesen sei. Die Konferenz verlange daher von den britischen Arbeitern, daß sie ihren Kampf gegen die britischen -Kapitalisten fortsetzen. „Manchester Guardian" bemerkt zu dieser Entschließung, daß die Versammlung gut besucht gewesen sei und sich bei der Abstimmung über die Entschließung nur eine Stimme gegen ihren Inhalt ausgesprochen habe.
Stak« fertigt Havas ad
Moska», 30. Nov. Das französische Havas-Büro ist in einer scharfen Stellungnahme Stalins der Lüge und Fälschung überführt und aufs schärfste zurückgewiesen worden. Ein Redakteur der „Prawda" hat sich, wie der Moskauer Rundfunk meldet, au
Stalin mit der Frage gewandt, wie er sich zu der Mitteilung der französischen Havas-Agentur über die Rede Stalins stellte, die er angeblich im Polit-Büro am 19. August gehalten haben soll und in der er angeblich den Gedanken zum Ausdruck gebracht habe, daß der Krieg möglichst lange dauern solle, um die kriegführenden Parteien zu erschöpfen.
Auf diese Anfrage hat Stalin folgende Antwort gegeben: Diese Mitteilung der Havas-Agentur ist, wie auch viele andere ihrer Mitteilungen, eine Lüge. Ich kann natürlich nicht wissen, in welchem Cafe diese Lüge fabriziert wurde. Doch wie die Herren von der Havas-Agentur auch lügen, sie können nicht leugnen, daß a) Deutschland nicht Frankreich und England überfallen hat, sondern Frankreich und England Deutschland überfielen und die Verantwortung für den gegenwärtigen Krieg tragen, b) Deutschland sich nach Eröffnung der Kriegshandlungen an Frankreich und England mit Friedensvorschlägeu wandte und die Sowjetunion die Friedensvorschläge Deutschlands offen unterstützte, da sie der Ansicht war und immer noch ist, daß die baldmöglichste Beendigung des Krieges die Lage aller Länder und Völker von Grund aus erleichtern wird, c) die regierenden Kreise Englands und Frankreichs haben sowohl die Friedensvorschläge Deutschlands als auch die Versuche der Sowjetunion, eine baldigst mögliche Beendigung des Krieges zu erzielen, zurückgewiesen. Dies sind die Tatsachen. Was können, so fragt Stalin, die Kaffeehauspolitiker aus der Havas-Agentur diesen Tatsache» entgegenstellen?
Reinfall Duff Coopers
Protest gegen die imperialistischen Kriegshetzer
Boston, 30. Nov. Ein Propaganda-Vortrag, den der britische Reklameagent Duff Looper in Boston hielt, erlitt eine programmwidrige Unterbrechung, die diesem Geschäftsreisenden des englischen Imperialismus' sicherlich überraschende Einblicke in die wahre Stimmung weiter Kreise des amerikanischen Volkes
Moskau, 30. Nov. Die Moskauer Presse steht ganz im Zeichen der russisch-finnischen Krise. Sämtliche Blätter bringen zahlreiche neue Resolutionen und Kundgebungen von Massendemonstrationen. Die Resolutionen, die heute in den Blättern erscheinen, sind durchweg noch erheblich schärfer gehalten als bisher.
» In einem Bericht der TASS, aus Helsinki wird die starke Polemik gegen das Verhalten der finnischen Regierung fortgesetzt, wobei in Sonderheit die neuen Trpppenkonzentrationen in Finnland erwähnt sind. Die „Jswestija" bringt in einem Artikel neue heftige Angriffe gegen die finnischen Regierungsparteien. Jetzt hätten die finnischen Chauvinisten endgültig ihre Maske fallen lasten und bereiteten endgültig den Krieg gegen chie Sowjetunion vor. Am 26. sei das erste Blut der Sowjet- lsoldaten geflossen, die einem räuberischen lleberfall ausgesetzr Awaren. Die finnische Regierung habe die gerechten Forderungen der Sowjetunion abgelehnt und die Spannung bis ins Extreme gesteigert. Die Tausende von Versammlungen, die in der ganzen Sowjetunion stattfinden, würden davon Zeugnis ablegen, daß die Geduld des Sowjetvolkes erschöpft sei.
Der WehrnrachlsLericht
Berlin, 3V. Rov. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Ander Westfront schwaches örtliches Artilleriefeuer. Die Luftaufklärung gegen England wurde fortgesetzt.
lischen Landenge um 10 bis 15 Klm. westlich -er Grenze und von Patrosawodsk aus bis zum See Suojarwy. Auf der Kare- i lischen Landenge wurden von den Sowjettruppen mehrere Dörfer und Eisenbahnstationen besetzt; die Stadt Tälioki ist bereits erreicht worden. Beim Vormarsch wurden von den Sowjettrup- pen einige Dutzend Gefangene gemacht.
Gleichsam unternahm die sowjetische Luftwaffe trotz ungiiu- j stiger Witterung Erkundungssluge über das Territorium Finn- s lands und bombardierte die Flugplätze von Wiborg und Helsinski.
Schweden und der russisch-finnische Konflikt Flugverbindung bereits eingestellt
'DNB. Stockholm, 30. Nov. „Aftenbladet" meldet, daß bis auf weiteres keine schwedischen Maßnahmen erfolgen würden; gleichzeitig betont das Blatt jedoch, daß die Lage sich sehr schnell ändern könne. Das fahrplanmäßige Flugzeug Stockholm Helsinski ist heute morgen von Stockholm planmäßig abgeflo- gen, es mußte jedoch in Abö landen, wo es bis auf weiteres bleiben wird. Die Flugverbindungen von Helsinski nach Stockholm sind eingestellt.
Für deulsch-italienisch-japanisch-ruffische Zusammenarbeit
Rede des japanischen Botschafters Shiratori
Osaka, 30. Nov. Der frühere japanische Botschafter in Rom, Shiratori, hielt vor der Industrie- und Handelskammer in, Osaka eine Rede über die internationale Lage. Er betonte, daß Japan den Abschluß des Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und der Sowjetunion als Beweis ansehe, daß Deutschland sich nicht von Japan trenne. Er sei, führte er weiter aus, von den freundschaftlichen Gefühlen Deutschlands und Italiens Japan gegenüber überzeugt und es sei keinerlei Wechsel eingetreten. Shiratori entwickelte ausführlich die Bestimmung der vier Länder Deutschland, Italien, Japan und Rußland und wie dieselben zusammenzuarbeiten hätten. Die Zusammenarbeit würde die alten Einflüsse vollkommen abschütteln, natürlich könne nichts die Kontinentalpolitik Japans beeinflussen. Shira- tori erwähnte zum Schluß, daß der Abschluß des Vündniüss Japan-Deutschland-Jtalien-Sowsstunion die endgültige R lung der China-Angelegenheiten bedeuten würde. Diese Regelung würde von allen als dringend notwendig anerkannt. Japan -hätte seine nationalen Verteidigungspflichten im Pazifik zu erfüllen. Shiratori endete mit einem Appell an die Sowjetunion, die Idee der Weltrevolution aufzugeben und sich statt dessen zum Nationalismus zu bekehre».
Britischer 3114-TounendMyser aus eine Mine güÄsen
Amsterdam, 30. Nov. Wie „United Preß" aus London meldet, ist der britische Dampfer „Jonian" (3114 Tonnen) auf eine Mine s gelaufen und gesunken. 38 Mitglieder der Besatzung find in! einem Hafen an der englischen Ostküste an Land gekommen.! Zwei Mann sind verletzt. Nach der Aussage des Kapitäns hat! sich eine furchtbare Explosion ereignet, worauf das Schiff sofort) sank.
Die ckrampßhandlunsen besannen!
Moskauer amtl. Mitteilung über den Ausbruch feindl. Handlungen zwischen Rußland und Finnland
Avisen der ensi. Bwieskühmrns
DRV. Moskau. 1. Dez. Um 0,45 Uhr Moskauer Zeit (22.45 llhr MEZ.) wurde über sämtliche sowjetischen Sender eine amtliche Mitteilung verbreitet, worin nunmehr auch von Sowjetseite der Beginn der Kampfhandlungen gegen Finnland bekanntgcgeben wird.
In der Nacht vom 29. auf den 30. November haben sich an der sowjetisch-finnischen Grenze mehrere neue Zwischenfälle ereignet. Um 2 llhr nachts, so heißt es in der amtliche« Mitteilung, überschritt beim Dorfe Kowaino (nördlich des Ladoga- Sees) eine Gruppe finnischer Soldaten die Grenze und griff die sowjetische Grenzwache an. Die finnischen Abteilungen wurden mit starken Verlusten znriickgeschlagen. Um 3.15 Uhr er- öffnete eine weitere starke Abteilung finnischer Truppen beim Dorfe Raasuli auf der Karelischen Landenge Maschinengewehrfeuer auf die Sowjettruppen. Die Angreifer wurden gleichfalls zurückgeschlagen. Dabei wurden von de« Sowjettruppen in der Nähe des Dorfes Kormianki 10 finnische Soldaten und ein Unteroffizier gefangen genommen. Um 4 Uhr morgens versuchte eine weitere Abteilung finnischer Truppe» auf der Karelischen Landenge Leim Dorfe Termolowo eine« Angriff, wurde jedoch von Sowjettruppen mit Maschinengewehrfeuer zuriickgetrieben.
Zn Anbetracht dieser neuen Provokationen mit bewaffnetem Uebersall seitens der finnischen Truppen erteilte das Oberkommando der Roten Armee den Truppen den Befehl, am 30. November um 8 Uhr morgens die sowjetisch-finnische Grenze z» überschreiten. Abteilungen der Roten Armee rückten sofort an mehreren Punkten der Grenze vor, und zwar auf der Kare-
Briissel, 30. Nov. Die Minengefahr an der belgischen Küste hat sich in den letzten Tagen katastrophal verschärft, lleberall werden durch den Sturm englische und französische Minen an die Küste gespült, diezumgrötztenTeilexplodieren. Der Hafeneingang von Zeebrügge ist auf das äußerste gefährdet, da dort viele Minen hin- und Hertreiben. Die Tätigkeit der belgischen Fischer ist durch die englische Minengefahr fast unmöglich geworden. Die Fischereibevölkerung ist auf das tiefste darüber erbittert, daß die englischen Minen gegen jedes Völkerrecht scharf bleiben, wenn sie von ihren Verankerungen losgerissen werde».
Einschränkung des griechische» Frachtschiffsverkehrs mit England
Athen, 30. Nov. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, dürste der griechische Frachtschifssverkehr mit England wegen der Weigerung der Mannschaft, in der Gefahrenzone Dienst zu tun, wesentlich eingeschränkt werden. Die griechische Handelsflotte gehöre mit zu den am meisten betroffenen neutralen Flotten. Sie hat bisher bereits neun Dampfer mit zusammen 40 000 Tonnen verloren.
MV neutrale Schiffe in der Gewalt der englischen Seeräuber
Amsterdam, 30. Rov. Der Marinemitarbeiter von „Het Va- derland" berichtet seinem Blatt über einen Besuch, den er wäb-
reud des letzten Wochenendes in einem britischen Konterbande- kontrollhafeu machte. Er habe dort etwa 200 neutrale Handelsschiffe liegen sehen, die alle auf den Augenblick warteten, daß das erlösende Wort „Sie können abfahreu" gesprochen werde.
Japan kündigt Gegenmaßnahmen an
Beschlagnahme britischer Frachten angedroht
Tokio, 30. Nov. Halbamtlich wird mitgeteilt, daß die japanische Regierung im Falle ablehnender Antworte» England« «nd Frankreichs ans den japanischen Protest wegen der verschärfte» Blockade gegen deutsche Exportgüter in London »nd Paris Gegenmaßnahme« aukiindige» »erd«.
„Tokio Nitschi Nitschi" schreibt hierzu, daß die Regierung endgültig beschlossen habe, sich dem britisch-französischen Vorgehe, scharf zu widersetzen. Die Regierung erwäge gleichzeitig entschiedene Gegenmaßnahmen, wie z. B. Beschlagnahme britischer Frachten in japanischen Gewässer«, als Vergeltung für die Schäden der japanische» Handelsflotte in Europa. Am 24. November so stellt das Blatt mit Empörung fest, hätten die japanische» Botschafter in London und Paris protestiert, worauf am 28. No-