5. Seite - Nr. 281
Nazolber Tagblstt .Lee Gesellschafter*
Donnerstag, den 38. November 1838
Dss Seegefecht hei Isla«-
Wenn in den letzten Tagen immer wieder Nachrichten die Ueberfliegung der Shetland-Inseln durch deutsche Flug- streitkräste meldeten, so schien damit gewissermaßen der nördlichste Punkt des gegenwärtigen Kriegsschauplatzes zwr- schen Deutschland und England bezeichnet zu sein. Die noch nördlicher gelegenen dänischen Schasinseln, die Faroer und das ebenfalls dänische Island, das schon den antrken Geographen als „ultima Thule" bekannt war schieden wie von selbst, schon allein durch ihre staatliche Zugehörigkeit zu einem neutralen Lande, aus den meisten Betrachtungen aus Aber diese Außerachtlassung des Nordatlantiks oarg Kehlerauellen in sich, die jetzt deutlich geworden sind. Eigentlich hätte schon die seltsame Affäre der englischen Flieger, die auf Island notlandeten, zur Vorsicht mahnen müssen. Diese Angelegenheit, die zunächst zu einer Internierung der Engländer, dann zum Bruch ihres Ehrenwortes und zur Klucht und schließlich zur Rückreise der Flieger nach Reykjavik mit Kind und Kegel unter dem Druck der Weltmeinung führte, zeigte deutlich, daß die britische Luftflotte in diesen nordischen Gewässern einen ständigen Patrouillendienst unterhielt, der auf eine UeLerwachung der direkten Verbindungslinie zwischen Neufundland und Norwegen und vor allem auf eine Beobachtung des Frachtdampferverkehrs nach dem norwegischen Hafen Bergen hinauslief. Diese Gewässer wurden dann noch wichtiger nach Erklärung der amerikanischen Sperrzone um England, die Bergen zum erlaubten Einfuhrhafen aller Schiffssendungen aus USA. machte. Seit dieser Zeit befanden sich in den Gewässern zwischen den Shetland-Inseln und den Faräer ständig Einheiten der englischen Kriegsflotte. Die Engländer waren überzeugt, daß ihnen in diesem Teil des Nordatlantiks nicht allzu viel zustoßen könnte. Zum mindesten glaubten sie nicht im entferntesten daran, daß Teile der deutschen Seestreitkräfte jemals in so nördliche Gewässer in greifbarer Nähe der schottischen Kriegshäfen vorstoßen würden.
Auch diese englische Ueberzeugung ist. wie sich jetzt herausstellt, nichts anderes als ein kurzsichtiger Trugschluß gewesen. Die deutsche Hochseeflotte hat sich keineswegs, sehr zum Unterschied von der englischen, in ihre Häfen verkrochen. Sie hat auch durchaus nicht nur Flugzeuge oder U-Boote in das soeben gekennzeichnete Gebiet vorgeschickt. Sie ist selbst dort aufgetaucht, ohne sich durch stürmisches Wetter irgendwie beeinflussen zu lassen. Und bei dieser kühnen Fahrt ist ihr tatsächlich auch sofort ein englischer Hilfskreuzer von größeren Ausmaßen in den Weg gelaufen. Er griff in seiner Ueberraschung und Bestürzung zu dem einzigen Mittel, das die britische Flotte heute mit einer gewissen Meisterschaft handhabt, er — floh. Aber bereits die dritte Salve der deutschen Schiffsgeschütze lag haargenau im Ziel. Der Hilfskreuzer „Rawalpindi" ging den Weg alles Irdischen. Und mit ihm versank zugleich die britische Hoffnung auf die ungefährdete Beherrschung des Nordatlantiks. Sie erwies sich als ein englischer Bluff. Und es ist sehr bemerkenswert, daß der deutsche Heeresbericht auch den Namen des Mannes nannte, der mit seinen Streitkräften zugleich diesen Bluff und den „Rawalpindi" erledigte, den Namen des deutschen Vizeadmirals Marschall. Dieser kühne deutsche Admiral hat sich tatsächlich, wenn dieser Vergleich erlaubt ist, in dem Seegefecht bei Island seinen Marschallstab geholt.
Es wäre nun sehr verfehlt, etwa mit Winston Churchill anzunehmen, daß das Auftauchen der deutschen Seestreitkräfte nordwestlich der Shetland-Inseln gewissermaßen ein letzter Run vor dem hereinbrechenden Winter gewesen ist, dem die natürlichen Klimaverhältnisse der nordischen Breiten sehr bald ein Ende bereiten müßten. Davon kann keine Rede sein. Das Klima der Färöer ist gemäßigt ozeanisch, d. h. es ist auch im Winter mild, da die vulkanischen Inseln im Zuge des Golfstroms liegen. Freilich ist gleichzeitg auch seit alters hier mit starken Stürmen, Regen und verbreitetem Nebel zu rechnen, der die Benutzung dieses Seeweges nicht gerade zu einer Annehmlichkeit macht. Man darf jedoch niemals vergessen, daß die mittlere Temperatur des Winters immer noch 3,1 Grad über Null beträgt. Aus diesem Grunde sind auch im Winter die Steilküsten der Faroer, deren Talgründe üppigen Eraswuchs und Mospolster aufweisen, 'von ungeheuren Scharen von Seevögeln bewohnt, die hier eine Art von Winterdorado finden.
Von diesen klimatischen Verhältnissen her erhält der deutsche Heeresbericht noch einen besonderen Akzent. Er zeigt mit aller Deutlichkeit, daß dis deutsche Hochseeflotte keineswegs darauf verzichtet, auch diese S ch i f'f a h r t s st r a ß c n des Nordens unter deutsche Kontrolle zu nehmen. Damit ist aber eine neue Ausdehnung der deutschen Interessensphäre und des deutschen Abwehrkampfes gegen die brutalen britischen Piratenmethoden erfolgt. Auch im Norden ist England in Zukunft vor deutschen Schlägen nicht mehr sicher. Seine Seeherrschaft, die sich auf der Nordsee bereits zurückzog, ist auch zwischen den Färöer und Island im Zusammenbrechen. Wiederum wird eine völlig andere Lage als im Weltkrieg sichtbar. Damals legte sich im Jahre 1913 der englische Blockadekommissar Cable mit britischen Kriegsschiffen vor Island und waltete dort wie ein Diktator. Der isländischen Bevölkerung wurde alles abgenommen, was für den Krieg nur irgendwie brauchbar war und es entstand bald eine Lebensmittelknappheit, die in einem gewissen Umfange auch heute bereits zu erkennen ist. Wie aus Reykjavik gemeldet wurde, sind schon jetzt dort in der 13. Kriegswoche die Preise für Margarine um 60 Prozent und für Butter um 25 Prozent gestiegen. Auch Benzin und Treiböl ist ein lehr begehrter und sehr knapper Artikel geworden. Aber diesmal unterstehen diese Gebiete keineswegs nur der Diktaturgewalt der englischen Flotte. Auch Deutschland hat jetzt dort ein sehr erhebliches Wort mitmspreck m. Man wird mit einiger Spannu—- beobachten müssen, welche weitere Entwicklung der schwere britische Prestigeverlust auch im Nordatlantik nimm'.
Bor de« Tore« Leningrads
Probleme der finnisch-russischen Grenze
Leningrad, das frühere Petersburg, einst die Hauptstadt des russischen Zarenreiches, ist durch seine geographische Lage ein erstaunliches Phänomen. Diese ehemalige russische Residenz, das berühmte „Fenster nach Europa", wurde geradezu in die äußerste Ecke des russischen Hauses gebaut. Schon etwa 30 Kilometer von dort beginnt die finnische Grenze, die sich dann quer nordöstlich über die riesige Wasserfläche des Ladoga-Sees zieht und weiter durch das nördliche Karelien dem Eismeer zuläuft. Die erste finnische Bahnstation von Leningrad aus, Terijoki, ist von ihm kaum weiter entfernt als die früheren Zarenschlösser Peterhof und Oranienbaum an der anderen Seite des finnischen Meerbusens.
Das hatte während der Zaren,reit, als Kinnland noch zu
Rußland gehörte, dem es als „Großfürstentum Finnland" einverleibt war, die natürliche Folge, daß z. B. der bereits finnische Ort Terijoki für die Petersburger ebenso selbstverständlich als „Datschenort" (Villenort) galt wie andere rein russische Villenorte, sozusagen noch zu Petersburg gehörig und in den Bannkreis der Stadt mit einbezogen. Diese kleine Einzelheit beleuchtet vielleicht, wie hart hier, nachdem sich um Finnland die nationale Grenze schloß, die beiden Nachbarn aufeinandersitzen. Auch die Teilung des Ladoga-Sees ergibt Reibungsflächen. Für die Sowjetunion ist dieser gewaltige See als Teil des Wasserweges nach dem Weißen Meer auch strategisch wichtig geworden. Für Finnland ist es als Fischereigebiet und als Aufnahmegebiet des großen Wucksenflussss eine lebenswichtige Ausmiindung der Wasserstraßen aus dem Innern des Landes. Bedenkt man zudem, daß in diesem äußersten Ostgebiet, in Finnisch-Kare- lien — dem auf der russischen Seite der „Wirtschaftsrayon Leningrad-Karelien" entspricht — mit dem Saimakanal und seinen 16 Schleusen in der Nähe von Wiborg eine Wasserverbindung aus dem Seengebiet Finnlands zum Finnischen Meerbusen hergestellt ist, so ist die Bedeutsamkeit dieses äußersten Ostzipfels von Finnland, der bis vor die Tore von Leningrad sozusagen reicht, bereits angedeutet.
Aber auch dessen mit Mühe entsumpftes Gebiet, die schmale Lanobrücke zwischen Finnischem Meerbusen und Ladoga-See, sitzt sozusagen mit dem jetzigen zweiten „Kopf" Rußlands, Leningrad, das durch die Festung Kronstadt auch eine hohe strategische Bedeutung hat, wie eingeklemmt zwischen den zwei Gewässern. Der ganze „Apparat" um die wieder regsamere Großstadt, sowie die Festungs- und Hafenanlagen — auch SchlüsselLurg am Ladoga-See wie die Insel Kotlin mit Kronstadt — drängen sich bei diesem schmalen Landrücken zusammen, auf dem Leningrad liegt. Die gleiche Eisenbahnspurweite, noch aus der früheren Zeit des finnischen und russischen Gebiets, weist noch auf die einstige engere Verbindung hin.
Die gesamte finnisch-russische Grenze, also die Ostgrenze Finnlands, beträgt über 1000 Kilometer vom Finnischen Meerbusen bis zum nördlichen Eismeer auf der Halbinsel Kola (Halbinsel von Murmansk). Als breiter Streifen schiebt sich bis zum tief einschneidenden Weißen Meer der seendurchsetzte Landstrich Karelien — ebenfalls von einem finnischen Volksstamm bewohnt — zwischen das staatliche Finnland und das sonstige, nicht karelische Rußland, wozu im Norden noch die Lappen als Nachbarn treten, sofern sie auf russischem Gebiet sitzen. Durch Aussiedlungen sind diese Verhältnisse allerdings zum Teil in Russisch-Karelien verschoben worden.
Die traurige Rolle des letzte« erKM« Botschafters
Verantwortungslose Haltung der britischen Negierung
Berlin, 29. Nov. Von unterrichteter Seite erfahren wir u. a: Vor einigen Tagen hat der ehemalige britische Botschafter in Berlin, Sir Neville Henderson, auf einem Frühstück des Presseklubs in London gesprochen. Henderson erklärte, datz.Cham- berlain und er selbst schließlich dein deutschen „Größenwahn" erlegen seien. Er erging sich in Beschimpfungen und Verunglimpfungen Deutschlands und erklärte, England müsse den Krieg in einer Weise beenden, dag Deutschland sich nur noch über seine eigenen Führer und sein System beklage!
i Der Mann, der solch bittere und gehässige Worte gegen Deutsch- s land geäußert hat, ist in Deutschland immer freundlich und mit ^ größter Bereitschaft zum Verständnis ausgenommen worden. Ilm ^ so befremdlicher ist es, daß er sich zu solchen ebenso törichten wie naiven Bemerkungen Hinreißen ließ. Nicht Henderson hat Grund, 'über Deutschland verbittert zu sein, sondern das Deutsche Reich hat einem Mann gegenüber allzu lange Duldsamkeit erwiesen, der diese in keiner Weise verdient, sondern vielmehr in den letz- s ten Wochen vor Ausbruch des Krieges eine direkt verhängnisvolle s Rolle für die deutsch-englischen Beziehungen gespielt hat. Henderson, der bei diesen entscheidenden Verhandlungen Wortführer ! Englands und Mittelsmann zwischen Reichsregierung und bri- s tischer Regierung gewesen ist, war seit langem einMann, der seiner Aufgabe nicht mehr gerecht wurde. Er war den geistigen und körperlichen Anstrengungen von Gesprächen, bei denen es um das Schicksal Europas ging, nicht gewachsen, j Ein wirklich schöpferisches Gespräch, das durch die zwischen den ! beiden Ländern zweifelsohne bestehenden Spannungen auf einen höheren Einheitsnenner hätte gebracht und damit der Friede hätte erhalten werden können, war mit ihm nicht möglich. Die Kräfte dieses verbrauchten Mannes reichten höchstens noch aus, um mit Mühe dem Gang des Gespräches zu folgen. Infolge der Gedächtnisschwäche Hendersons bestand ständig die Gefahr, daß der Inhalt der von ihm geführten Unterredungen ihm bei der Rückkehr in die Botschaft nicht mehr gewärtig waren und infolgedessen unvollständig oder direkt falsch weitergegeben wurden; man mußte deshalb stets ganz besonders darauf bedacht sein, ihm das Gesagte genau einzuprägen, fast einzumemorieren. Wir wissen aus bester Quelle, nämlich durch ein Mitglied der Botschaft selbst, daß man in London mit den unzulänglichen Berichten des oft völlig konfusen Henderson unzufrieden war und Wert darauf legte, daß er zu wichtigen Besprechungen nur noch in Begleitung eines Herrn der Botschaft gehe.
. Freilich hat Henderson versucht, diesen völlig ungenügenden Eindruck seiner Berichte dadurch zu verbessern, daß er lange ideologische Litaneien brachte oder gar seine Berichte bewußt fälschte. Jedenfalls hat die britische Regierung, der diese Tatsache wohl bekannt war, nichts getan, um dem untragbaren Zustand abzuhelfen, daß sie sich in der schwersten deutsch-britischen Krise seit 1914 durch einen körperlich und geistig behinderten Mann vertreten ließ. Sie hat damit ebenso verantwortungslos gehandelt wie der Mann, der auf seinem Posten ausharrte, obwohl er wußte, daß er ihn nicht wirklich aussüllen konnte und damit den Zweck seiner Mission in einer für England verhängnisvollen Weise verfehlte. Es setzt diesem ganzen verantwortungslosen Treiben die Krone auf, wenn Henderson nunmehr in echt britischer Ueberheblichkeit dem deutschen Volke vordozieren will, was ihm fromme und was zu seinem Besten diene. Das deutsche Volk wird Henderson und Genossen in wirksamerer Weise als durch Worte die Antwort aus diese komische und gouvernantenhafte Anmaßung erteilen.
»Rumänien bleibt neutral«
Programmrede Tatarescus
Bukarest, 29. Nov. Ministerpräsident Tatarescu gab eine ausführliche Erklärung über die allgemeine Lage und über das Regierungsprogramm. „Im gegenwärtigen Konflikt hat Rumänien seinen Standpunkt gewählt: Die Neutralität. Das rumänische Volk wird sich nur für sein eigenes Schicksal schlagen. Rumänien ist und bleibt neutral und wünscht, freundschaftliche Beziehungen mit allen Völkern, besonders mit seinen Nachbarn, zu unterhalten."
Zwei polnische MordbandiLen zum Tode verurteilt
Bromberg, 29. Nov. (Drahtbericht unseres nach Vromberg entsandten Berichterstatters.) Unter dem Vorsitz von Landgerichtspräsident Moutoux verhandelte das Brombergcr Sondergericht in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen gegen den 22jührigsn Joseph Wroblewski aus Michelin und den 49 Jahre alten Wla- dislaus Rybicki aus Culm. Die beiden Polen, deren viehische Taten nur ein Bruchstück aus den entsetzlichen Vlutdokumenten aus Bromberg in den ersten Septembertagen bildeten, wurden wegen gemeinschaftlichen Mordes, begangen an Volksdeutschen, zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Zum größten Teil waren es selber Polen, die als Zeugen vor Gericht austraten und unter ihrem Eid und unter Anrufung Gottes die menschenunwürdigen Verbrechen der Angeklagten mit Ekel in der Stimme schilderten.
Heute wissen wir auf Grund der bisherigen amtlichen Feststellungen, daß mindestens 1200 Volksdeutsche — Männer, Frauen, Greise und Säuglinge — allein in Bromberg und Umgebung von verhetztem polnischem Pöbel buchstäblich abgeschlachtet und zu Tode gemartert worden sind. „Wenn unsere Truppen nicht so rasch gesiegt hätten", so hört man immer wieder die Volksdeutschen in dankbarem Glück sagen, „kein einziger wäre von uns davongekommen." Fleißige deutsche Hände sind jetzt überall an der Arbeit, um die Stätten der Verwüstung wieder aufzubauen. Hier haben Pioniere die von den Polen vor ihrer Flucht zerstörte Brücke neu errichtet — dort sieht man die ausgebesserten Häuser. Ueberall schon ist der Geist deutscher Ordnung zu spüren. Daneben ist deutsche Gerechtigkeit mit eiserner Strenge am Werk, um das begangene furchtbare Unrecht zu sühnen.
Mosaikartige Teilchen nur aus dem grausigen Gesamtbild waren es, die vor dem Vromberger Sondergericht in dem Prozeß gegen den 22jährigen Robert Wroblewski und den 49 Jahre alten Wladislaus Rybicki beleuchtet wurden. Es war in den ersten Kriegstagen. „Schlagt alle Deutschen tot", diese verbrecherische Parole der ehemaligen „polnischen Regierung" von Englands Gnaden schwirrte durch die Dörfer und Städte des einstigen Polens. Ein furchtbares Morden begann. Wenn sie nicht sofort erschlagen wurden, trieb man die Volksdeutschen wie Viehherden zusammen und schleppte sie als Geiseln in das Innere des Landes. Ein solcher Zug von etwa 200 deutschen Männern und Frauen, eskortiert von polnischer Polizei, kam auch durch den Ort Michelin, wo der Angeklagte Wroblewski wohnte. Unter den Gefangenen befand sich auch e i n 80jähriger Greis, der mitten auf der Straße vor Erschöpfung zusammenbrach. Wie die Zeugin Palagia Wieczorek und der Kaufmann Siedleki, beides Polen, vor Gericht bekundeten, versetzte der polnische Polizist darauf dem alten Mann drei Schläge mit dem Koppel, so daß der Greis stark blutende Verletzungen davontrug. Polnischer Pöbel stürzte sich jetzt auf den hilflosen Volksdeutschen und mißhandelte ihn unter den wüstesten Beschimpfungen in der viehischsten Weise. Die Zeugin Wieczorek sah, wie besonders der Angeklagte Wroblewski mit den Stiefelabsätzen mehrfach nach dem Volksdeutschen stieß und auf dem Brustkasten und dem Leib des Greises herumtrampelte. Endlich ergriff der Untermensch sogar einen Stein und schlug damit gegen den Kopf des alten Mannes, so daß das Gehirn herausspritzte. Die Zeugin war über diese entsetzliche Roheit empört und bat den Mörder, doch von dem Sterbenden abzulassen. „Bist Du eine Polin oder eine Deutsche?" herrschte sie der Angeklagte an und. nachdem sich die Zeuain als
^ eine Polin zu erkennen gegeben hatte, rief Wroblewski drohend ' aus: „Wenn Du nicht stille bist, ergeht es Dir genau so. Mit ^ Deutschen hast Du kein Mitleid zu haben! Dieser Hitler- Hund muß sterben!" Hierauf durchsuchte der Angeklagte die Taschen seines unglücklichen Opfers, fand aber nur lO Zloty. Verächtlich sagte er darauf: „Der verfluchte Hund hat nichts bei sich. Ich habe heute schon einen totgeschlagen, der hatte wenigstens 150 Zloty in der Tasche!" Zum Schluß ihrer Vernehmung erklärte die Zeugin, daß der Greis von dem Angeklagten zu Tode gemartert worden sei. Andere polnische Zeugen — einer von ihnen hatte später mehrere Leichen mit durchschnittenen Kehlen und zertrümmerten Schädeln fortgeschafft — bekundeten, daß nachher noch dem getöteten alten Mann von polnischen Banditen die Schuhe von den Füßen gestohlen worden waren.
„Ein alter, wehrloser Mann wurde ermordet", so rief Staatsanwalt Bengsch in seinem Plädoyer aus, „wie ein Hund rotgetrampelt, ein Mann, dem man nichts weiter als sein Deutschtum vorwerfen konnte. Es handelte sich hier keineswegs um eine Einzelaktion, sondern — wir sehen es immer wieder an einigen anderen Fällen — es ist nur ein Glied in einer in sich geschlossenen Kette. Auf die Anklagebank gehören nicht nur die einzelnen Mörder, sondern auch die Hetzer selbst, die im polnischen Volk allerdings nur allzu willige Werkzeuge gesunden haben. Man braucht nicht Staatsanwalt oder Richter zu sein", so fuhr der Anklagevertreter fort, „um festzustellen, daß hier ein gemeiner Mord nach dem Rechtsempfinden jedes Volles vorliegt!" Das Urteil gegen Wroblewski lautete dem Antrag des Staatsanwaltes entsprechend auf Todesstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit.
Die polnische Soldateska war nicht besser
Der nächste Fall gegen den 49 Jahre alten Wladislaus Ry- bicki ähnelt dem vorherigen in vielen Punkten. Rybicki hatte in seiner Eigenschaft als Lastkraftwagenfahrer mehrere Polen abbefärdert, die vor den anriickenden deutschen Truppen ins Innere des Landes flüchteten. Unterwegs, als das Fahrzeug eine Panne hatte, traf die Kolonne auf einen Zug internierter Volksdeutscher. Einer von ihnen, ein älterer Mann, konnte nicht mehr weiter. Sofort war eine Horde Polen aus dem nächsten Dorf um den Unglücklichen herum und schlug und stach mit Messern auf ihn ein. Nach den Zeugenaussagen — Rybicki hatte sich nachher seiner „Heldentat" gerühmt — hatte der Angeklagte dem sterbenden Volksdeutschen mit dem Fuß mehrere Tritte versetzt, so daß ihm das Blut die Stiesel hochspritzte. Wie die Zeugen, übrigens zum Teil ebenfalls Polen, bekundeten, forderte die Menge einen herankommenden Lastwagen durch laute Zurufe auf, doch über den sich im Todeskampf windenden Volksdeutschen hinwegzufahren. Die polnische Soldateska war hier nicht besser als der Pöbel. Als ein polnischer Radfahrer sich über diese Barbarei beschwerte, bekam er von einem polnischen Offizier, der Augenzeuge dieses bestialischen Treibens war, als Antwort einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. Auch in diesem Falle traf den Angeklagten, dem Antrag des Staatsanwaltes entsprechend, die einzige gerechte Sühne, die Todesstrafe.
Angesichts der überzeugenden Beweise und der eidlichen Bekundungen ihrer eigenen Landsleute brach der Versuch der Angeklagten, ihre schändlichen Taten zu beschönigen, kläglich zusammen. Beide mutzten zugeben, sich an dem brutalen Morden beteiligt zu haben, wenn sie auch, wie sie glauben machen vollten, in den zur Aburteilung stehenden Fällen die „Volksdeutschen nur ein bißchen mit dem Fuß angetippt" hätten. Die ergangener, Urteile des Sondergerichts erlangten sofort Gesetzeskraft.