8. Leite - Nr. 279
Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter'
Dienstag, den 28. November 1939
Trotz Krieg -
«Kraft durch Freude«
ErLttdungstag der Reichskulturkammer und der NSE.
«Kraft durch Freude"
Dr. Goebbels und Dr. Leq im Theater des Volkes
Berlin, 27. Nov. Während in den vergangenen Jahren die Jahrestagung der Reichskulturkammer und der NS.-Gemein- schaft „Kraft durch Freude" eines der größten repräsentativen Feste in der Reichshauptstadt gewesen ist, wurde diesmal die Erinnerungsfeier in einer Form begangen, die dem Charakter der Zeit angemessen war. Im Theater des Volkes fanden sich Soldaten, Arbeiter und Künstler zu einer gemeinsamen Kundgebung zusammen, in der Reichsminister Dr. Goebbels, der Präsident der Reichskulturkammer, und Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, der Schöpfer der NS.-Eemeinschaft „Kraft durch Freude", zu den Versammelten üb^r die unzerstörbaren Werte von Kunst und Kultur, Freude und Erholung sprachen.
Festlich intonierte zu Beginn der Kundgebung das Berliner Philharmonische Orchester unter Stabsführung von Generalmusikdirektor Prof. Hans Knappertsbusch die Ouvertüre zu Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg". Anschließend brachte der Kittel'sche Chor zusammen mit dem Berliner Philharmonischen Orchester die Kantate «Der ewige Ruf" zum Dortrag.
Danach ergriff Reichsorganisationsleiter Dr. Ley das Wort:
„Künstler, Arbeiter und Soldaten! Wenn wir an diesem Tags den Jahres- und Gründungstag der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" begehen, so könnte es dem Uneingeweihten erscheinen, als ob wir dazu kein Recht hätten." Was will „Kraft durch Freude", so werden die Menschen gefragt haben. Oder: „Run muß „Kraft durch Freude" warten, bis wir wieder Frieden haben." Krieg und „Kraft durch Freude" schließen sich aus, so wähnen die Unbeteiligten. Gewiß, ich gestehe, daß wir im ersten Augenblick selbst tief traurig waren, unsere junge auf- blühende Arbeit nicht mit aller Energie sortsetzen zu können. Jedoch sehr bald schon offenbarten sich große und gewaltige Aufgaben, die nur über die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" gelöst werden konnten. Wenn das Wort von der „Kraft durch Freude" richtig war, so mußte jetzt die Freude beweisen, ob sie den Menschen in der Zeit der höchsten Belastung neue Kraft geben konnte.
Wenn die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" unserem Volke von 1933 bis zum Beginn des Krieges in seiner schweren Arbeitsbelastung, in dieser Zeit der Opfer und der Hingabe durch die Vermittlung der Freude, der Kultur und der Kunst, durch Reisen und Wandern, durch Sport und Volksbildung Kraft gegeben hatte, so muß sie jetzt in der schwersten Belastungsprobe, im Kriege, dem Volke erst recht Kraft geben können! Die ersten zehn Kriegswochen haben diese nationalsozialistische Ansicht als richtig erwiesen. Das Volk hungert nach Kunst und Kultur, nach Freude und Erholung. Das ist auch absolut verständlich. Je schwerer die Belastung, je größer die Anforderungen, umso mehr verlangt der Mensch nach dem Ausgleich. Arbeit und Freude, Opfer und Erholung gehören zusammen. „Kraft durch Freude" hat noch nie soviel Veranstaltungen kultureller, musikalischer und künstlerischer Art geboten als gegenwärtig. Es gibt keine brotlosen Artisten, Artistinnen, Künstler und Künstlerinnen mehr. Allein im letzten Monat wurden in sechs Gauen dcr Westfront über 5000 Veranstaltungen aufgezogen und durch- geführt.
Die Abteilung Reisen und Wandern erhielt im Kriege Sonderausgaben, zum Beispiel: Die Betreuung der Rückwanderer aus dem Baltikum und aus anderen Volksdeutschen Gebieten. Das Volksbildungswerk hat in großem Umfange im Ostoberschlesischen Gebiet und in den neuen Reichsgauen der ehemals polnischen Gebiete Sprachkurse für die Volksdeutschen eingerichtet. Selbstverständlich geht der Betriebssport weiter und ist auch in dieser Zeit verstärkt ausgebaut worden.
vo bin ich denn davon überzeugt, daß die nationalsozialistische Jdee von der unbedingten und unbändigen Lebensbejohung m diesem schweren Ringen dem deutschen Arbeiter und den, deutschen Soldaten Kraft durch Freude bringen und geben wird! Das ist auch der Sinn der heutigen Tagung und der heutigen Feierstunde. Ich bin überzeugt, wenn wir die feste, frohe und starke Haltung beibegalten werden, daß es dann niemals wieder einen solchen Nervenzusammenbruch geben wird wie am 9. November 1918. „Kraft durch Freude" wird in dieser schweren Zeit beweisen, daß es ein ewiges Daseinswert in unserem Volke hat. Und es wird sich noch mehr als bisher in die Herzen und Hirne der deutschen Menschen eingraben. Alles für den Führer! Alles für Deutschland!
Lebhafter Beifall dankte dem Reich: lciter für seine Ausführungen. Sodann betrat, herzlich begrüßt, Reich-minister Dr. Goebbels, der Präsident der Neichslutturlammer, dis Rednrr-
bühne.
Rede Dr. Goebbels
«Die Kunst kein Zeitvertreib für den Frieden, sondern auch eine scharfe geistige Waffe für den Krieg"
Berlin, 27. Nov. In seiner Rede zur Jahrestagung der Reichs- knlturkammer und der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" im Theater des Volkes führte Reicheminister Dr. Goebbels u. a. aus:
„Wir dürsten heute den Eründungstag der Reichskulturkammer und der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" in traditioneller Weise feiern, wenn kein Krieg wäre". Mit diesen Worten wies Reichsminister Dr. Goebbels zu Beginn seiner Rede an die Soldaten, Arbeiter und Kunstschaffenden auf das besondere Vorzeichen hin, unter dem diese erste Jahrestagung im Kriege stand. Der Krieg, der das deutsche Volk vor neue Probleme und schwerere Sorgen gestellt habe, sei da, aber trotzdem solle dieser Tag nicht ohne jede Erinnerung vorübergehen. Wenn auch gegenwärtig organisatorische Fragen in Deutschland in den Hintergrund getreten seien und Organisationen nur noch insofern Bedeutung besäßen, als sie sich auch im Kriege als notwendig erwiesen und bewährten, so könne von den beiden Organisationen, die zu dieser ihrer Jahrestagung über 3000 Soldaten, Arbeiter und Kunstschaffende in das Theater des Volkes gerufen hätten, gesagt werden, daß ihre Arbeit gerade im Kriege erhöhte Bedeutung gewonnen habe. Der Reichs- lulturkammer und der NS.-Eemeinschaft „Kraft durch Freude" sei damit erst ihr eigentlicher Daseinszweck gegeben und bestätigt worden.
Unter zustimmendem Beifall betonte Reichsminister Dr. Goebbels, daß die kulturelle Tätigkeit am deutschen Volk, insbesondere an der deutschen Wehrmacht, eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Standhaftigkeit und Durchhaltekraft der ganzen Nation in ihrem Schicksalskampf sei. Dr. Goebbels wandte sich dann den zahlreichen neuen Problemen zu, die der Krieg schon an seinem Anfang aufgeworfen habe, Problemen, vor denen solche aus Friedenszeiten vollkommen zurückgetreten seien. Die neuen Sorgen, die der Krieg mit sich gebracht habe, seien manchmal so groß, daß sie das Gemüt des deutschen Volkes belasteten. Vielleicht erscheine daher der Alltag grauer und schwerer als das sonst der Fall war. „In solchen Zeiten nun ist es um sotwondiger, daß die Staatssührung eifrig darum bemüht bleibt, hier rechtzeitig für Ausgleich zu sorgen und dem Volke gerade in so schwere» Zeiten Entspannung und Erholung zu gebe», aus die es heute mehr denn je Anspruch erheben kann. Ohne Optimismus ist kein Krieg zu gewinnen. Er ist genau so wichtig wie die Kanone» und die Gewehre." „Was wäre mehr dazu geeignet", so rief Dr. Goebbels unter starkem Beifall seiner Zuhörer aus, „das Volk, unsere Soldaten und arbeitenden Menschen in diesem Optimismus seelisch aufzurichten und innerlich zu erneuern, als die Kunst?"
Reichsminister Dr. Goebbels betonte, daß in diesem Sinne auch die kulturelle Arbeit bei der Wehrmacht aufgerichtet worden sei. „Die deutschen Künstler", so rief er unter dem begeisterten Beifall seiner Zuhörer aus, „haben es als ihre erste und wichtigste Aufgabe angesehen, unseren Soldaten Unterhaltung und Entspannung zu bringen". Von dieser umfassenden Kulturarbeit des Krieaes erwähnte Dr. Goebbels
nur einige Beispiele. Er sprach von den Millionen Büchern, die bereits an die Soldaten gegangen seien, von den zahllosen Theater-, Variete- und Filmauffiihrungen überall hinter der Front, und wies besonders auch auf den Siegeslauf hin, den der deutsche Film dabei angetreten hat. Besondere Anerkennung widmete er hierbei der aktuellen Wochenschau, die allwöchentlich einen plastischen Ucberblick über das geschichtliche Zeitgeschehen vermittele, vor allem jedoch auch den Kameramännern, die unter Einsatz ihres Lebens mitten in den schwersten Schlachten diese Wochenschauen gedreht hätten. Dank und Anerkennung sprach der Minister auch der Rundsunkarbeit aus, die in ihrer Bedeutung alles bisher Dagewescne übertreffe, i „So sind auch Rundfunk und Film beute moderne Volksfüh- rungsmittel geworden. Neben ihnen steht die Presse als die machtvolle Wortführerin des geistigen und propaaandistischcn Kampfes, den Deutschland heute einer feindlichen Welt gegenüber mit allen Mitteln der lleberzeugungskraft durchzufechten hat."
Reichsminister Dr. Goebbels stellte die gewaltige Wandlung auf diesem Gebiet dem Weltkrieg gegenüber heraus. Während damals in Deutschland die Möglichkeiten eines geistig-propagandistischen Kampfes gegen die uns feindlichen Mächte noch gänzlich unbekannt waren und auch die Technik noch in ihren Anfängen war, stehe das deutsche Volk heute in seinem geistigen Kampf gegen die Feindmächte auf der Höhe der technischen Vollkommenheit. „Ln souveränem Einsatz von Geist und Technik", so rief Reichsminister Dr. Goebbels unter begeistertem Beifall seiner Zuhörer aus, „schlagen wir auch auf dem Felde der propagandistischen Auseinandersetzungen die großen Schlachten unserer modernen Kriegsführung. Wir besitze» nicht nur die Mitte! der Technik, um diesen Kamps siegreich zu bestehe«, sonder» auch die Menschen, die sich der Technik zu > bediene» wissen.
^ In dieser Stunde nun appellieren wir von dieser Kundgebung der Soldaten, Arbeiter und Kulturschaffenden aus an die deutsche Volksgemeinschaft und in ihr besonders an die Wehrmacht. Soldaten, Arbeiter und Künstler haben sich um diese i Nachmittagsstunde im Theater des Volkes versammelt, und sie sind mit der ganzen Nation bis zum letzten Bunker und bis ! zur letzten einsam vorgeschobenen Kompanie im Osten durch die , Aetherwellen verbunden. Sie wenden sich an das ganze deutsche i Volk. Sie wollen durch diese Kundgebung, die in der Zeit des s Krieges eine erhöhte Bedeutung hat, vor aller Welt bekunden, j baß die Kunst kein Zeitvertreib für den Frieden, sondern auch ! eine scharfe geistige Waffe für den Krieg ist-
s Mit dieser geistigen Waffe, die wir unserem Volke in die ! Hand gelegt haben, so erklärte Reichsminister Dr. Goebbels, ! und auch für sie tritt die deutsche Nation zum Kampfe um ihre ' Existenz an. Nicht nur um die Verteidigung unseres Lebens- ! raumes, unseres täglichen Brotes und unserer Maschinen gehe es in diesem Krieg gegen die feindlichen plutokratischen Mächte, ! nein, das deutsche Volk verteidige auch seine Kul- < tur und mit ihr den großen Segen, den sie dem ganzen Volke ^ bringe. Dafür solle diese Nachmittagsstunde ein Beweis sein, i Dr. Goebbels machte sich zum Sprecher dieser 3000 Männer ! im Theater des Volkes, als er seine Ausführungen mit den i Worten schloß: „In diesem Sinne sind hier Soldaten, Arbeiter ! und Künstler zusammengekommen. Sie verbinden sich im Elau- ! ben an den Führer, im Vertrauen auf unser Volk und Reich und auf unsere große nationale Zukunft. Ein Volk sind wir; ein Weltvolk wollen wir werden!"
Stürmischer Beifall der versammelten 3000 Arbeiter, Soldaten und Künstler dankte Dr. Goebbels, der in seinen Ausführungen in überzeugender Weise die tiefe Verankerung künstlerischen Denkens und Wesens dem deutschen Volke dargestellt und der gemeinsamen Arbeit der NS.-Eemeinschaft „Kraft durm Freude" und der Rsichskulturkammer eine große, über den Tag s hinausweisende P?'>"lltive gegeben hatte. Mit leuchtenden
Augen riefen alle im Saal Versammelten die Heilrufe auf den Führer und das Eroßdeutsche Reich aus, die Reichsorganisationsleiter Dr. Ley am Schluß des ersten Teiles dieser Ver-
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Deutsche Erfolge
in äer Norcksee
Die ausgedehnten Erkundungsflüge deutscher Aufklärer lenken die Aufmerksamkeit wieder auf die Nordsee und die englische Küste. Die Torpedierung des britischen Kreuzers „Belfast" und auch der Minenkrieg, dem der modernste britische Zerstörer „Gipsy" zum Opfer fiel, deuten darauf hin, daß die Nordsee wieder zum Schauplatz erhöhten Einsatzes geworden ist. Der neueste Erfolg der deutschen Flugwaffe, die zum dritten Male bei den Shetland-Inseln mit Erfolg angegriffen hat und ein britisches Flugboot zur Strecke bringen konnte, führt mit aller Deutlichkeit vor Augen, wer von den Kriegführenden Herr über die Nordsee ist. In der kurzen Spanne, die zwischen der Versenkung des britischen Flugzeugträgers „Courageous" (23 000 Tonnen) durch ein U-Boot am 18. September und diesem letzten Erfolg liegt, hat England folgende Verluste erlitten: Am 26. September: Zerstörung des Flugzeugträgers „Ark Royal" (22 000 Tonnen) und Bombardierung des größten Schlachtschiffes „Hood" (42 000 Tonnen) durch deutsche Flugzeuge; Beschädigung eines britischen Kreuzers bei der Jsle of Man am 48. September durch Bombentreffer. Am 9. Oktober wurden britische Kreuzer an der norwegischen Westküste angegriffen; am 15. Oktober wurde das Schlachtschiff „Royal Oak" (29 000 Tonnen) mitten in der Scapa-Flow-Vucht durch den schneidigen U-Boot-Angriff des Kapitänleutnants Prien versenkt und der Schlachtkreuzer „Repulse" (32 000 Tonnen) torpediert. Am 16. Oktober folgte ein Angriff deutscher Bomber auf den Kriegshafen im Firth of Forth. Die Kreuzer „Southampton" (9006 Tonnen), „Edinbourgh" (10 000 Tonnen) und der Zerstörer „Mohawk" wurden getroffen. Am 17. Oktober wurde wieder vor Scaza Flow der „Iran Duke" durch Bombentreffer beschädigt. Am 16. Noveniber gelang es deutschen Bombern, bei den Shetland-Inseln zwei Flugboote zu zerstören. Am 22. November wurde im Tiefflug ein britisches Flugboot im gleichen Gewässer in Brand geschossen. Einen lückenloseren Beweis dafür, daß das Gesetz des Handelns bei den deutschen Streitkräften liegt, dürfte es kaum geben.
(Jnterpreß, Zander-M.)
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