2. Seite Nr. 279

Nagoldrr TagblattDer Gesellschafter

RaudbemerkMge«

Deutscher Angriffsgeist Minen »nd englische Blockade

Genau wie in den Jahren 1914 bis 1918 fahren unsere Il-Voote allen Unbilden der Witterung zum Trotz auf die Nordsee und auf den Atlantik hinaus, um die englischen i Kriegsverbrecher an ihren verwundbarsten Stellen zu tref­fen. Diese Frontsoldaten in der vordersten Linie unserer Marine haben schon heute unvergänglichen Lorbeer an ihre Fahnen geheftet. Sie begeistern unser Volk. Man mutz von s diesem neu entflammten deutschen U-Boot-Eeist sprechen, j wenn man die letzte Heldentat unserer U-Boot-Waffe, die i Torpedierung des modernsten englischen Kreuzers,, Belfast" mitten im Firth of Forth abseits von aller technischen Be­wunderung in der richtigen Weise würdigen will. Denn daran kann kein Zweifel bestehen: die britische Admiralität hat nach dem kühnen Vorstotz von Kaptänleutnant Prien in die Bucht von Scapa Flow alles getan, um ihre Schiffe und ihre Kriegshäfen vor einer Wiederholung dieses schnei­digen Handstreichs zu sichern. Die Minensperren um die englischen Kriegshäfen, die schon von Natur geradezu un­angreifbare Festungen sind, sind ebenso verdoppelt und ver­dreifacht worden, wie die Beobachtungsposten und Signal­stationen die Luftsicherung und die Anwendung der letzten technischen Abwehrmittel gegen die U-Boot-Eefahr. Von einem überraschenden Angriff, von einer unerwarteten Ausnutzung der U-Boot-Wafse konnte also keine Rede mehr fein. Die britische Flotte war gewarnt und sie hat aus die­ser Warnung der Torpedoschüsse auf dieRoyal Oak" und dieRepulse" alle Folgerungen gezogen. Wenn trotzdem jetzt ein deutsches U-Boot erneut in einen noch stärker ge­scherten britischen Kriegshafen von der natürlichen Ab- wehrkraft des Firth of Forth einlief, um dort den modern­sten britischen Kreuzer zu torpedieren, wenn dieses gleiche U-Boot trotz der britischen Hafensperren ungefährdet wie­der in die freie Nordsee zurück gelangte, so ist damit der Be­weis erbracht worden, datz auch jetzt die britischen Kriegs­häfen gegen deutsche U-Boot-Angriffe nicht sicher sind. Auch an diesem wichtigen Punkte haben sich die Erwartungen und Erohsprechereien der britischen Admiralität als Illu­sionen erwiesen. Die deutsche U-Boot-Waffe ist stärker, küh­ner und technisch besser, als die englischen Sachverständigen glaubten. Die britische Flotte hat damit nicht nur Ver­luste, sondern eine schwere und unbestreitbare Niederlage erlitten.

Auch unsere Flieger zeigen diesen hervorragenden An­griffsgeist und schädigen die englische Kriegsflotte in ihren

Schlupfwinkeln und zur See, wo sie diese finden.

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Der Handelskrieg ist in einer Schärfe entbrannt, den die britische Admiralität und ihr Lügenlord Churchill in dieser Weise niemals vermutet haben. Sie glaubten felsenfest, datz es im Krieg für England eine leichte und ungefährliche Sache sein würde, die neutrale Handelsschiffahrt unter die britische Diktatur zu bringen. Sie gingen deshalb vom ersten Tage an mit der ganzen Brutalität einer angeblich über­legenen Machtstellung gegen die neutralen Staaten vor, um sie einzuschüchtern. Sie kümmerten sich nicht um die völkerrechtlichen Bestimmungen für den Seekrieg, sondern legten alle wichtigen Paragraphen der internationalen Ver­einbarungen dreist und frech zu ihren eigenen Gunsten aus. Auch diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Sie steckte voll gröbster Fehler. Und der Hinweis des Führers, datz er jeden englischen Schachzug hart und unerbittlich mit dem Eegenzug beantworten würde, hat sich bereits für England als viel bedenklicher und gefährlicher erwiesen, als die Lon­doner Admiräle angenommen haben. Die Schiffsverluste der letzten Tage, die zum Teil noch die Neutralen getroffen haben, find eine klare Wirkung der falschen englischen Be­urteilung des dem deutschen Volke aufgezwungenen Krieges zur See. Sie haben alle geltenden Porstellungen von der britischen Ueberlegenheit über den Haufen gestürzt.

Die bequeme Maßnahme, durch Sperrung des Kanals bei Dover mit Minen die gesamte neutrale Schiffahrt zur Passage unmittelbar an der Küste vor englischen Kriegs­häfen zu zwingen, ohne Rücksicht auf etwaige Gegenwir­kungen der deutschen Seekriegführung, ist jetzt auf England zurückgeschlagen. Die grohen Verluste der Schiffahrt durch Minen (über 80 009 Tonnen in fünf Tagen) haben die Wirkung gehabt, datz die Neutralen überhaupt keine Lust mehr zeigen, solcheHimmelfahrtsreisen" anzutreten. Das seebeherrschende Albion hat sich als unfähig erwiesen, seine eigenen Küstengewässer für die Schiffahrt zu sichern. Eng­land braucht aber den Schiffsraum der Neutralen. Es ist daher leicht möglich, datz diese Situation die Engländer zwingen wird, mit ihrer Flotte etwas aktiver zu werden, Uns kann das recht sein, denn wir, insbesondere unsere A-Boote, warten nur darauf.

Die englische Blockade wird so immer mehr zu einer Blockade Englands. Daran werden auch alle Versuche, neue Blockadematznahmen zu treffen, nichts ändern. So will England jetzt auf allen Schiffen Waren deutschen Ur­sprungs, die aus Deutschland exportiert werden, beschlag­nahmen. Das widerspricht zwar allem internationalen Recht, aber was macht das England aus, wenn es glaubt, dadurch Deutschlands Devisenerlöse schmälern zu können. Doch auch hier irrt sich der englische Krämer wieder einmal. Er sieht immer nur die Geldseite der Dinge und glaubt, uns lahmlegen zu können, wenn er uns Geldmittel entzieht. Unsere Währung ist die Arbeit, und wir importieren den größten Teil unserer Einfuhren gegen deutsche Arbeit, d. h. gegen Waren, die in Deutschland hergestellt werden, erst in zweiter Linie gegen Geld oder Devisen. So wird auch diese Maßnahme ein Schlag ins Leere sein. Genau so jener an­dere, dem man deutlich die Herkunft aus jüdisch-kapitalisti­schen Trust- und Monopolkämpfen anmerkt, nämlich der Versuch, Deutschland überall als Käufer zu überbieten und als Verkäufer durch Preisdumpings zu unterbieten. Das ist die typische Taktik eines Kartells gegen einen Außen­seiter. Nur übersehen die Engländer dabei, datz der Kampf mit Deutschland nicht nur ein wirtschaftlicher ist. Wir haben noch andere Mittel. Wenn englische Aufkäufer uns in einem Lande, mit dessen Negierung wir Handelsabma­chungen getroffen haben, die Ware vor der Nase wegschnap­pen, dann find wir berechtigt, uns an die Regierung zu halten und notfalls an deutschen Waren, die diese Länder brauchen, entsprechend weniger zu liefern bezw. die deut­schen Waren zu einem Preise, der den durch England ver­teuerten Importwaren entspricht. Die Folge diese Maß­nahme wird lediglich eine Schwächung der englischen Finan­zen sein.

Duff Loopers alte Leier. Der immer noch in llSA. hau­sierende Duff Cooper hat anscheinend seinen glanzvollen Zitatenschatz völlig erschöpft und wiederholt deshalb in der Herald Tribüne" zur Erbauung der Amerikaner noch ein­mal die amüsante Behauptung, es habe in der ganzen Welt­geschichte nie einengerechteren und faireren" Vertrag gegeben als den Vertrag von ^"'ailles.

Dieustag, de« 28. November 1839

Englands Knsehen als Seemacht schwindet

Neuyork, 27. Nov. Mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgt die amerikanische Presse an Hand spaltenlanger Berichte aus Berlin und London die Erfolge der deutschen Gegen­blockade gegen den Seeräuber st aat England, die hier zweifellos einen tiefen Eindruck machen. Der militärische Mitarbeiter derNeuyork Herald Tribüne", Major Eliot, schreibt, die Konzentration des deutschen Angriffes aus Englands empfindlichste Stelle, nämlich seine Seeverbiudungen, beweise, daß Deutschland auch auf diesem Gebiete die Lehren des Welt­krieges sorgfältig beachte. Dabei müsse man bedenken, daß alle bisherigen deutschen Operationen gegen die britische Schiffahrt nur auf'verhältnismäßig kleiner Basis geführt worden seien.

Der Berichterstatter der Hearst-Blätter im Haag drahtet, Eng­lands Ansehen als Seemacht schwinde angesichts der zahlreichen Versenkungen britischer Kriegsschiffe selbst in solchen neutralen Staaten dahin, die stets außerordentlichen Respekt vor England gehabt hätten.

ImNeuyork Journal American" malt Lloyd George ein recht düsteres Stimmungsbild aus England. Von den deut­schen Gegenmaßnahmen im Handelskrieg spricht Lloyd George als einer zweifellos gewaltigen Waffe, deren Anwendung be­unruhigende Erfolge erzielt habe. Lloyd George muß zugeben, daß der britische Schiffsverkehr dadurch erheblich gehindert wird und datz die Admiralität der Gefahr nicht wirksam begegnen kann. Die Nordsee sei zur Zeit kaum befahrbar. Englands Handel mit den baltischen Ländern, Skandinavien, Holland und Belgien sei praktisch auf dem toten Punkt an­gelangt. Die nordischen Länder, die England mit Holz, Eisenerz, Flachs, Butter usw. versorgt hätten, seien blockiert.

England sucht Freiwillige für den Miuensuchdienst

cBrlin, 27. Nov. Die englische Oeffeutlichkeit steht unter dem niederschmetternden Eindruck ddr täglichen Schjffsvcrluste, Seren Ausmaß auch die schlimmsten Befürchtungen in London über­troffen hat. Die britische Admiralität hat üch unter dem Druck der erregten öffentlichen Meinung veranlag gDl-n, besondere Rekrutierungsbüros einzurichten, in denen man Freiwillige für den Minensuchdienst werben will. Man ging sogar so weit, diese Rekrutierungsbüros entgegen der traditionellen starren Einhaltung der englischen Sonnta-wruhe auch am letzten Sonn­tag osfenzuhaltcn, um möglichst rrpch Mannschaften zu gewinnen.

Rührende Geschichte des Londoner Rund­funks

Kaffer», Hottentotten, Bantu-Neger und Buschmänner stiften ein Schlachtschiff für das stolze Albion

Berlin, 27. Nov. Der Londoner Rundfunk hatte wieder eine Sensation für seine Hörer. Man staune: 300 vüü Kaffern, Hot­tentotten, Bantu-Neger und Buschmänner haben sich in ihrer Begeisterung für England zusammengetan, um sich jeden Monat einen Schilling von ihremgroßen" Vermögen, das ihnen die englischen Aussauger noch gelassen haben, abzudarben. Das gesammelte Geld soll dann zum Bau eines Schlachtschiffes für England verwendet werden. Es soll nämlich, wie der Londoner Rundfunk erzählt, der Wunsch der genannten südafrikanischen VLlkerstämme sein, die Engländer im Kampf gegen oie deutschen Il-Boote zu unterstützen,damit diese ja nicht bis Südafrika Vordringen". Wahrlich, eine rührende Geschichte vom Einsatz der Kaffern, Hottentotten, Bantu-Neger und Buschmänner für England. Beleidigend für diese ist es nur, daß sich die Englän­der, anstatt ihnen zu danken, sich sogar ihrer schämen, denn der Londoner Rundfunk spricht in seiner Meldung schlicht, um nicht zu sagen feige, lediglich voneingeborenen Südafrikanern". Gleichzeitig bestätigt er aber durch Verbreitung einer der­artigen Erzählung die schlotternde Angst vor den deutschen U-Booten in England.

Ein interessanter dänischer Bericht

Stimmung an der französischen Front

Kopenhagen, 27. Nov. Der französische Rüstungsminister Dau- try erklärte dem Pariser Korrespondenten derNational Ti- dende" bei einem Empfang von Vertretern der skandinavischen Presse u. a., wie lange der Krieg dauern werde, wisse niemand. Aber es sei seine Aufgabe, die Industrie Frankreichs und die Produktion des französischen Imperiums auf die Möglichkeit eines Krieges von 15, von 30 Jahren oder noch länger einzustel­len. Die Geschichte kenne ja Kriege, die 100 Jahre gedauert hätten... Der Brüsseler Korrespondent vonFaidrelandet" weiß von Fällen nervöser Krisen unter den französischen Solda­ten in der Maginotlinie zu berichten, die in unheimlichem Grad unter der durch die Untätigkeit erzeugten Depression litten. Diese Unruhe mache sich, so schreibt der Korrespondent weiter, besonders unter denen bemerkbar, die aus de Landbevölkerung rekrutiert seien. Im übrigen herrsche unter den französischen Soldaten große Unzufriedenheit darüber, daß sie es seien, die die ganze Zeit in die vorderste Linie geschickt würden, während die englischen Hilfstruppen in sicherer Reserve gehalten würden. Von den Engländern lese man nur in den Zeitungen, an der Front dagegen sehe man nur Franzosen.

Schisfsfriedhof um England

Selbst Frankreich bezweifelt die Wirksamkeit der Blockade

Rom, 27. Nov. Der deutsche Minen- und U-Boot-Krieg macht, wie die Londoner Korrespondenten der römischen Zeitungen über­einstimmend melden, auf die englische Öffentlichkeit fraglos tiefsten Eindruck.Eiornale d'Jtalia" stellt in diesem Zusammen­hang fest, daß die vernichtenden Folgen der Tätigkeit der U-Boote und des deutschen Minenkrieges sogar noch lebhaftere Besorgnis und Unruhe hervorgerufen hätten, als die Torpedierung der Belfast", und schreibt:Die englischen Hoheitsgewässer beginne« sich in der Tat in einen regelrechten Friedhof von Handels- und Kriegsschiffen zu verwandeln, «nd es vergeht kein Tag mehr, an dem nicht in der Nähe der englischen Küste neue Schiffe auf den Meeresgrund verschwinden."

Gleichzeitig wird demEiornale d'Jtalia" aus Paris berichtet, daß man in Frankreich an der Wirksamkeit des Blockadekrisges überhaupt zu zweifeln beginnt. Die Ansichten darüber werde», wie der Korrespondent des Blattes meldet, allmählich einer Re­vision unterzogen. Während man zunächst die Blockade für eine Art Zauberstab hielt, mit dessen Hilfe man die deutsche Nieder­lage schnellstens und unvermeidlich zu erreichen hoffte, habe man jetzt in Frankreich das Gefühl, datz man sich über die Wider­standskraft Deutschlands keinen trügerischen Hoffnungen mehr hingeben dürfe und daß das Ende des Krieges nur durch einen entscheidenden militärischen Sieg herbeigeführt werden könne.

Die Humbermündung voll von Wracks

Berlin, 27. Nov. Wie erst jetzt bekannt wird, hat der englische DampferClayton" am 12. November zuiammen mit den Dam­

pfernBordfield" undDryburgh" den schottischen Hafen Leith , bei Edinburgh verlassen, um nach Antwerpen zu fahren. Eine

> Stunde nach Abfahrt lief dieBordfield" auf eine Mine und : sank; eine Stunde später lief auch dieDryburgh" auf eine ! Mine und wurde von zwei englischen Torpedobooten in sinken-

> dem Zustande bei North Berwick auf Strand gesetzt. Das Schiff ! ist verloren.

Diese Nachricht ist eine Bestätigung dafür, daß England sich bemüht, die zahlreichen Schiffsverluste durch Minentreffer so lange wie möglich geheimzuhalten. Die tatsächlichen Verluste sind weit höher als bisher gemeldet. Auch über die zahlreichen Schiffs­verluste in der Humller-Mündung waren von England zunächst keine Nachrichten ausgegeben worden. Erst durch die Aussage des Kapitäns des dänischen DampfersCanada" sind die Ein- ! zelheiten bekannt geworden. Vor dem Seegericht in Kopenhagen ! berichtete der Kapitän dieses gesunkenen dänischen Dampfers,

! daß die Humber-MLndnng voll von Wracks war. Nach schwe- ! bischen Meldungen haben Dampscrkapitäne in diesem Gebiet ! nicht weniger als 28 Wracks uniergegaiv?:::r Schisse gezählt.

ABC" meldet schwere britische Brr' sie

Der Londoner Berichierstatter der ZeitungABC" weiß zu melden, daß die englische Kriegsmarine seit Kriegsöeginn 1526 Tote, die Hand.ismarine 250 und die Luftwaffe 370 Tote zu ver­zeichnen hatte. Der Außenpolitiker der gleichen Zeitung schreibt, daß die neutralen Staaten bei Andauern des erfolgreichen deut­schen Handelskrieges gegen England dem Beispiel der Vereinig­ten Staaten folgen und die Parole ausgebcn würden:Zahlt voraus und holt die W^ren mit eigenen Schiffen ab!"

Iran protestiert in London

Teheran, 27. Nov. Die iranische Regierung erhob in England Vorstellungen wegen des englischen Beschlusses, die deutschen Exportwaren zu beschlagnahmen.

Die beiden großen Blätter TeheransEttelaat" undIran" veröffentlichen an hervorragender Stelle lange Zuschriften aus Wirtschastskreisen, die sich über die englischen Maßnahmen gegen deutsche Ausfuhren nach neutralen Ländern außerordentlich beunruhigt zeigen. Es sei unverständlich, so heißt es, warum stritt neutrale Staaten, wie der Iran, die sich in keiner Weise an Feindseligkeiten beteiligten, durch Kriegführende, welche auf Recht und Gerechtigkeit" pochen, in so ungerechter Weise mit Bankerott und Zerstörung des wirtschaftlichen Gleichgewichtes bedroht werden. Der größte Teil der iranischen Kaufleute sieben mit Deutschland in Handelsbeziehungen und habe für bestellte Güter vorausbezahlt. Wenn England nunmehr diese Waren beschlagnahme, so habe Iran allein den Schaden und Deutsch­land sogar Vorteile davon. Es sei eine bizarre Logik, für den Iran bestimmte Güter zu beschlagnahmen, um Deutschlands Deviseneingänge zu schmälern, da jedermann wisse, daß zwischen Deutschland und dem Iran keine Devisenzahlung, sondern Clearing-Verkehr bestehe. Die Beschlagnahme von den Iran gehörenden Waren deutscher Herkunft sei kein feindseliger Akt gegen Deutschland, sondern vielmehr ein Eingriff in unbestreit­bare iranische Rechte.

Indien, rin Dokument britischer Kolonial- schonde

Kein Bauer itzt sich satt! 2» Pfg. Lohn für den Tag 4V bis Millionen Arbeitslose

Berlin, 27. Nov. Die sachlichen und nüchternen Feststellungen, > die im Zusammenhang mit dem indischen Freiheits­kampf von deutscher Seite über die menschenunwürdigen Zu­stände unter der eingeborenen indischen Bevölkerung dem Urteil der Weltöffentlichkeit unterbreitet worden sind, haben in London erhebliche Verlegenheit hervorgerufen. Der Londoner Rundfunk: sieht sich am Samstag genötigt, ein lendenlahmes Dementi zu bringen, in dem bestriten wurde, datz die Sterbeziffer in Indien so hoch, die Geißel der Arbeitslosigkeit so furchtbar und die Ver­schuldung so trostlos sei wie sie von den Nazis hingestellt werde.

Radio London hätte lieber schweigen und über dieses peinliche Thema Gras wachsen lassen sollen. Wir können mit Zahlen die­nen, deren Richtigkeit man in London beim besten Willen nicht bestreiten kann. Der Londoner Rundfunk rühmt die Tatsache, daß die indische Bevölkerung in wenigen Jahrzehnten von 250 auf 350 Millionen gestiegen sei. Dem Sender des britischen Lügenministeriums unterläuft jedoch ein bedauerlicher Gedächt­nisfehler. Er verschweigt einmal, daß die Bevölkerungsziffer Großbritanniens sich ebenfalls in noch nicht einem Jahrhundert verdoppelte, obwohl die Geburtenhäufigkeit viel geringer ist. Zum anderen aber stellt er nicht die Sterblichkeitszisfern gegen­über, die ein Dokument britischer Kolonialschande für ewige Zei­ten darstellen. Die indische Geburtenziffer ist nämlich mit 34,4 Geburten auf 1000 Menschen außerordentlich hoch. An­gesichts der katastrophalen wirtschaftlichen und ernährungspoliti­schen Verhältnisse unter der glorreichen britischen Herrschaft kann aber jeder neu geborene Junge nur knapp 26,91 Jahre alt wer­den, jedes Mädchen nur 26,56 Jahre, während in Großbritannien selbst die durchschnittliche Lebensdauer mehr als das Doppelte, nämlich 58,47 Jahre bei Männern, bei Frauen sogar 62,88 Jahre beträgt! Und wie steht es mit der wirtschaftlichen Lage aus? Ein indischer Gelehrter, Professor Mukerjee, erklärt, nur ein Bruchteil des indischen Volkes könne sich eine Ernährung : leisten, die auch nur den Normen der englischen Eefängnisnah- rung entspreche.

Ein anderer indischer Führer, Habibur Rahman, stellt fest: Kein indischer Bauer ist imstande, sich einmal täglich sattzuessen. Er erzeugt alle möglichen Dinge, für ihn selbst aber bleibt nichts übrig als trockenes Brot und Zwiebeln."

Dann wendet sich der Londoner Rundfunk gegen die deutsche Behauptung, es gebe in Indien 40 Millionen Arbeitslose bei einer Bevölkerung von 350 Millionen. Radio London erklärt wörtlich:Die Tatsache, daß in der Industrie Indiens insgesamt nur 26 Millionen Menschen beschäftigt sind und daß die städtische Bevölkerung Indiens überhaupt nur 29 Millionen Menschen be­trägt, zeigt die Lächerlichkeit dieser deutschen Erklärung." Herr, dunkel ist der Rede Sinn! Jedenfalls stellt Rahman, dessen Au­torität von britscher Seite wohl nicht bezweifelt wird, eindeutig fest, daß in Indien überhaupt nur 15,4 Millionen Menschen, die ihre Angehörigen ernähren müssen, Arbeit finden.Die niedri­gen Frauenlöhne 20 bis 40 Pfg. für den Tag sprechen für sich. Der größte Teil der männlichen ungelernten Arbeiter er­hält einen Lohn von 3 RM. wöchentlich bei zehn- und elfstündi- ger Arbeitszeit.

Die Gesamtzahl der Arbeitslosen in Indien be­ziffert sich auf 49 bis 60 Millionen, die jeder Unterstützung ent­behren und auf das angewiesen sind, was sie erbetteln können," Von deutscher Seite find also nur die niedrigsten Zahlenangabe« verwendet worden, die von sachkundiger Seite einwandfrei fest-, gestellt wurden.