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Nr. 279

vienstag, äen 28. November 1939

113. Jahrgang

Englands Blanbnch beweist seine Kriegsschuld

Das verbrecherische Doppelspiel der englischen Kriegshetzer eindeutig enthüllt Die alleinige Verantwortung für Polens Starrsinn trägt England

DNB. Berlin, 27. Nov. Amtlich wird verlautbart: Eng­lands Blaubuch beweist seine Kriegsschuld. England wollte den Krieg. Beweis auf Beweis konnte Deutschland hierfür der Welt schon vor Augen führen. Nichts hat England dem bisher ent­gegenzusetzen gewußt. Darum mutzte es immer wieder zur Lüge und Verdrehung greisen.

Das kürzlich herausgekommene englische Blaubuch erweist sich auch nach genauester Prüfung als nichts anderes als ein neuer, mißlungener Versuch der Entlastung, d. h. als ein neuer, aber schwacher Versuch der Verdrehung der Wahrheit. Tat­sächlich ist diese englische Dokumentensammlung für jeden, der sie zu lesen versteht, ein einziger schlüssiger Beweis für Englands unbedingten Willen zum Krieg.

Im englischen Blaubuch sind willkürlich Dokumente zusam­mengestellt, um einen einseitigen Eindruck entstehen zu lassen. Andere Dokumente wiederum sind fortgelassen, und auch der übrige Inhalt kann auf alles andere als Genauigkeit und er­schöpfende Darstellung Anspruch erheben. Es würde zu weit führen, aus alle diese Ungenauigkeiten und Widersprüche ein­zugehen. Wir möchten aber doch aus dieser Fülle der Unklar­beiten einen Punkt herausgreifen, der klar beweist, daß Eng­land nicht, wie es vorgab, ehrlich als ein Vermittler zwischen Deutschland und Polen aufgetreten ist, sondern daß es gerade als jene Kraft gewirkt hat, durch deren wohlüberlegte Intrigen der Krieg unvermeidlich wurde. Das Blaubuch selbst tritt den Beweis dafür an, daß die britische Diplomatie nicht etwa ver­sucht hat, eine unmittelbare deutsch-polnische Verhandlung, auf die im Endstadium der letzten Augusttage alles ankam, wenn der Krieg hätte vermieden werden sollen, herbeizusiihren, son­dern im Gegenteil, eine solche Verhandlung böswillig verhindert hat. Entgegen der Behauptung der englischen Pro­paganda, Lord Halifax habe bis zuletzt versucht, Deutschland und Polen gemeinsam an den Verhandlungstisch zu bringen, um eine friedliche Lösung zu erzielen, wird die deutsche These, datz das Ziel von Lord Halifax und seines Gehilfen, der briti­schen Botschafters in Warschau, Sir H. Kennard, darin bestand, die Polen davon abzuhalten, mit Deutschland in ernsthafte Ver­handlungen einzutreten, durch das englische Blaubuch voll und ganz bestätigt. Es scheint kaum glaubbar, und trotzdem ist es so!

Die Dokumente des Blaubuches zeigen:

1. Der britische Außenminister Lord Halifax hat die Reichs­regierung in gröblicher Weise hintergangen, als er behauptete, er habe aus Warschau eine Zusicherung erhalten, daß Polen zu Verhandlungen bereit sei.

2. Sir H. Kennard, der britische Botschafter in Warschau, hat die Ausführung des ihm aus London zuteil gewordenen Auftra­ges, die Polen aufzufordern, sie sollten in Verhandlungen mit der Reichsregierung eintreten, bewußt solange verzögert, bis der von der Reichsregierung gesetzte Termin, der durch die pol­nischen Mobilisierungsmaßnahmen notwendigerweise gesetzt wer­den mußte, verstrichen war.

3. Ein« polnische Verhandlungsbereitschaft über die maßvollen deutschen Vorschläge war nur deshalb nicht vorhanden, weil die Polen sich auf die englische Unterstützung verlassen zu kön­nen glaubten.

4. Auch die französische Regierung, die offensichtlich an der Ent­sendung eines bevollmächtigten polnischen Vertreters nach Ber­lin in letzter Stunde interessiert war, ist von England darüber getäuscht worden, daß in Wirklichkeit England überhaupt nichts dazu getan hat, um diese Verhandlungen, von denen Krieg oder Friede abhing, zustande zu bringen.

5. Der im deutschen Weißbuch bereits angetretene Beweis da­für, daß Polen auf Grund dieses englischen Doppelspiels nie­mals einen bevollmächtigten Vertreter nach Berlin entsandt hat und datz auch der polnische Botschafter in Berlin zu keiner­lei Verhandlungen bevollmächtigt war, ja, datz ihm sogar jede Art von Diskussion verboten war, wird durch das englische Blaubuch in vollem Umfang belegt.

Dies sind die nackten Tatsachen, die sich aus den von den Eng­ländern veröffentlichten Dokumenten ergeben. Sie erhärten nicht nur Englands Schuld am Kriege, sie zeigen vielmehr auch, daß die britische Regierung während der entscheidenden Tage Ende August ein niederträchtiges Doppelspiel getrieben hat, das erst durch die englischen Veröffentlichungen vollständig überblickt werden kann.

DNB. faßt die Dokumente zusammen, aus denen sich das Falschspiel der britischen Diplomatie zwischen dem 28. und 31. August ergibt. Es ergibt sich aus ihnen, daß England, anstatt während jener entscheidenden vier Tage zwischen dem 28. und 31. August den direkten Kontakt zwischen Warschau und Ber­lin herbeizuführen, durch eine Unzahl von böswilligen Kniffen, ja selbst durch Lügen dies Unterlasten, ja unterbunden hat und feine ganze diplomatische Aktion nur auf das eine Ziel abstellte. Polen Zeit für seine Mobilisierung zu geben und Deutschland möglich lange hinzuhalten. Dies ist die wahre Rolle, die Hali­fax und seine diplomatischen Gehilfen während der Tage vor Kriegsausbruch gespielt haben.

Der Bericht des OKW.

Schwaches Störungsfeuer im Westen

Berlin, 27. Nov. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Westen außer schwachem Störungsfeuer der Artillerie keine nennenswerten Kampfhandlungen.

Italienische Warnung

Schamloseste Verletzung des internationalem Rechtes

Mailand, 27. Nov. Die zahlreichen scharfen Proteste der neu­tralen Staaten gegen das jegliche Recht widersprechende Pira­tenvorgehen der englischen Regierung und die Unterredung des italienischen Botschafters in London mit dem britischen Außen­minister werden von der norditalienischen Presse in großer Auf­machung hervorgehoben.Regime Fascista" nimmt zu der Ange­legenheit mit einer Deutlichkeit Stellung, die keinerlei Zweifel offen läßt.

Der britische Entschluß, die Schiffe der Neutralen anzuhalten und nach deutschen Waren zu durchsuchen, schreibt das Blatt, zeige wieder einmal, mit welchen Mitteln England den Krieg zu führen beabsichtige, diesen Krieg, den es gewollt und vom Zaune gebrochen habe, um den englisch-jüdischen Imperialismus auf der ganzen Welt zu verstärken. Trotz der französische« Hilfe sei England z« Lande ohnmächtig, entschieden unterlegen in der Luft und machtlos zur See trotz der ungeheuren Hochseeflotte» die heute «icht nur ans der Nordsee vertrieben sei, sonder» sogar bis in die befestigte« Schlupfwinkel verfolgt werde, die man für unzugänglich gehalte« hatte. Nur seine Wat abzu- kühlen» habe England beschlossen, »icht nur die Leutsche Ein­fuhr, souder» auch die Ausfuhr zu unterbinde« mit der genau bestimmten Absicht, die ganze Bevölkeruug des Reiches ans» Mhungern. Dies sei der Krieg für die Freiheit! So sehe der Krieg der Humanitätsapostel aus! Das nenne man den Krieg für dasRecht"! England verweigere das Menschenrecht jenen, die es als seine Feinde erklärte, und wolle ganze Völker zum Tode durch Aushungerung verurteilen. Der britische Entschluß stelle die offensichtlichste und schamloseste Verletzung der Bestim­

mungen des inlernationaleu Rechtes dar und schädige brutal die Interessen der Neutralen, die ein Recht darauf hätten, ihren Geschäften nachzugehen: aber England gestatte dies nicht nnd das von ihm mitgerissene Frankreich folge England auf diesem Wege der Gesetzwidrigkeit und der Gewalt. Mit der­artigen Methoden brutalsten Seeräubertums sei England zu weit gegangen. Der Faden des Tragbaren und der Duldsamkeit sei schon" zu sehr gespannt und könnte nur zu leicht reißen.

Französischer Fischdampfer versenkt

Madrid, 27. Nov. Ein französischer Fischdampfer aus La Rö­chelte wurde von einem deutschen ll-Boot versenkt. Die Be­satzung ist von spanischen Fischern übernommen worden.

Liverpool« Lotsendampfer gesunken

Berlin, 27. Nov. Der Londoner Rundfunk meldet, daß sich Sonntag das schwerste Unglück seit einem Vierteljahrhundert auf dem Mersey-Fluß bei Liverpool ereignet hat. Der Liver­pools: Lotsendampfer (!) war auf eine Sandbank gelaufen. Seine Sirenensignale wurden falsch gedeutet und als Flieger­alarm ausgelegt. Erst nach Stunden kamen daher Rettungs­boote an den Ort der Katastrophe, konnten aber nicht an da» Schiff heran. Die Mannschaft hatte sich an der Takelage fest­geklammert, wurde jedoch von der stürmischen See fortgespült. Als einer der ersten kam der Kapitän ums Leben. 22 Mau» sind ertrunken und nur zehn konnten gerettet werde».

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Englischer Dampfer im Atlantik versenkt

London, 27. Nov. Hier wird berichtet, datz der DampferRoy- ston Erange", 5144 Tonnen, von der Reederei Houlder Line im Atlantischen Ozean versenkt wurde. Menschenleben sind nicht zu beklaaen. -

Holländischer Dampfer gesunken

Amsterdam, 27. Nov. Wie die Direktion der Holland-Amerika- Linie bekannt gibt, ist der holländische DampferSpaarndam" (8866 Tonnen) Montagfrüh in der Themse-Mündung auf eine Mine gelaufen. Die Mannschaft hat das Schiff aufgegebeu und ist in die Rettungsboote gegangen.

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Scharfer Protest der russischen Regierung gegen ernsten Grenzzwischenfall

Moskau, 27. Nov. Die TASS verbreitet eine amtliche Meldung vom Stab der Truppen des Leningrader Bezirks, wonach es am Sonntag nachmittag an der finnisch-sowjetische« Grenze zu einem ernsten Grenzzwischenfall gekommen ist. Nach dem Bericht der TASS sei von finnischer Seite am Sonntag nach­mittag um 15.45 Uhr Moskauer Zeit plötzlich Artilleriefeuer auf, das sowjetische Territorium eröffnet worden, und zwar seien sieben Kanonenschüsse abgefeuert worden, wodurch auf sowjeti­scher Seite drei Rotarmisten und ein Unteroffizier getötet und sieben Rotarmisten, ein Unteroffizier und ein Leutnant verwun­det wurden.

Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare und Außen­kommissar Molotow hat im Zusammenhang mit diesem Vor­fall dem finnischen Gesandten eine Note überreicht, die folgenden Wortlaut hat:

Herr Gesandter! Laut Mitteilungen vom Eeneralstab der Roten Armee wurde gegen unsere Truppen, welche in die Ge­gend des Dorfes Mainila auf der karelischen Landenge verlegt sind, unerwartet heute am 26. November um 15.45 Uhr Artillerie­feuer vom finnischen Gebiet her eröffnet. Insgesamt wurden sieben Artillerieschüsse abgegeben, welche zur Folge hatten, datz drei Soldaten und ein Unteroffizier getötet und weiterhin sieben Soldaten und zwei Unteroffiziere verletzt wurden. Die russischen Truppen, welche strengen Befehl erhalten haben, sich nicht zu einer Provokation verleiten zu lassen» beantworteten nicht das Feuer. Die russische Regierung bringt das zu Ihrer Kenntnis und sieht es für notwendig an, zu unterstreichen, daß bei Len kürzlich vor sich gegangenen Verhandlungen mit Herrn Tanner und Paasikivi die russische Regierung auf die Gefahr aufmerksam gemacht hat, welche die Konzentrierung starker aktiver Truppen in unmittelbarer Nähe der Grenze gegenüber Leningrad bedeu­tet. Aus Anlaß der vom finnischen Gebiet aus eingetretenen provozierenden, gegen die russischen Truppe» gerichteten Artille- riefeners ist die russische Regierung jetzt gezwungen, festzustellen, daß die Konzentrierung finnischer Truppen in der Nähe Lenin­grads nicht nur eine Bedrohung Leningrads dar­stellt, sondern tatsächlich eine feindliche Handlung gegen die Sowjetunion bedeutet, welche schon zu Angriffen gegen russische Truppen geführt und Opfer gefordert hat. Es ist nicht die Absicht der Sowjetregierung, diesen verabscheuungswürdigen Angriff zu übertreiben, welchen Abteilungen der finnischen Armee unter­nommen Laben, die daz« vielleickt durcki ibr« -Tübruna versübrt

! wurden, aber die russische Regierung würde wünschen, daß solche ! verabscheuungswürdigen Handlungen zukünftig »icht eintreffen. j Aus diesem Anlatz bringt die russische Regierung einenschar- ! fe« Protest vor und schlägt vor, datz die finnische Regie­rung unverzüglich ihre Truppen von der karelischen Nase 26 bis 25 Kilometer weiter von der Grenze wegverlegt und damit die Möglichkeiten zu nene« Provokationen verhindert."

Gegen die Politik Finnlands

Scharfer Angriff derPrawda"

Moskau, 27. Nov. DiePrawda" richtet einen scharfen Angriff auf die Politik Finnlands nnd den finnische» Ministerpräsiden­ten Cajander. Der offenbar von höchster Stelle inspirierte Ar­tikel stellt eine unmißverstänliche Warnung an die fin- nischeRegierung dar. Der finnische Ministerpräsident habe am 23. November, so schreibt diePrawda", in Helsinki eine Rede gehalten, die als antisowjetische Provokation aufgefatzt werden müsse. In dieser Rede habe Tajander sämtliche Tat­sachen auf den Kopf gestellt. Er habe die Politik des zaristischen Rußland gegenüber Finnland gelobt nnd zugeich gegen die Sowjetunion die Anklage erhoben, datz sie die Unabhängigkeit Finnlands bedrohe. Gegenüber solchen Verdrehungen müsse fest­gestellt werden, datz Finnland mit seiner Unabhängigkeit auf demimperialistischen Markt" hausiere» gehe. Besonders empört ist diePrawda" über die Aeutzerung des finnischen Minister­präsidenten, datz die drei baltischen Staaten z« bedauern seien, denn sie hätten durch die Beistandsverträge mit der Sowjet­union ihre Selbständigkeit eingebützt. Dazu schreibt die Prawda":Cajander beklagt die Staatsmänner Estlands, Lett­lands und Litauens und meint, sie hätten eine kurzsichtige Poli­tik betrieben. Nur er selbst sei so weitsichtig. Er ist weitsichtig, dieser Herr aus der Schule des weitsichtigen Beck und des weit­sichtigen Moscicki. Möge er daran denken, wie es diesen polnischen Hanswursten jetzt geht, die endgültig ihr Engagement verloren haben." DiePrawda" fährt fort:Bald wird auch Cajander die Möglichkeit haben, sich an Hand der Tatsachen zu überzeugen, daß nicht die Marionettenfiguren aus der finnischen Regierung weitsichtig waren, sondern die gegenwärtigen Führer Estlands, Lettlands und Litauens, die mit der Sowjetunion Beistands­pakte abgeschlossen haben." Cajander werde die Verantwortung vor vem finnischen Volk zu übernehmen haben.