Seite Nr. 273

Nagold« Tagblatt »Der Gesellschafter

Dienstag, den 21. November 193»

Württemberg

m« 20. Nov. (Vereinszusammenschlüsse.) Dem Ausruf des Präsidenten der Reichsmusikkammer fol­gend, auch im Eefangsleben keine Kräfte brach liegen zu lassen» hat sich der Sängerkreis Ulm mit der Frage der Weiterführung der Singstunden und des Zusammenschlusses von kleineren Vereinen befaßt. Die Folge davon ist, daß sich die SängergesellschastMerkuria" der Sängergesellschafr »Liedertafel" angeschlossen und die SängergesellschaftAle- mania" undHarmonia" zu einer Chorvereinigung sich zusammengeschloffen haben. Die Sängergesellschaften des Turnerbundes und des Turnvereins haben sich schon früher vereinigt.

Friedrichshafen, 20. Nov. (Tödlicher Sturz.) In Oberailingen fiel der 81 Jahre alte Karl Brielmann, der seit 42 Jahren auf dem Hofe seines Bruders mithalf, die Haustreppe hinunter, als er sich abends in sein Zimmer be­geben wollte, das im Nebengebäude lag. Durch den Sturz erlitt er so schwere Kopfverletzungen, daß er tags darauf im Krankenhaus Friedrichshafen starb.

Ailingen» Kr. Friedrichshafen, 20. Nov. (D i e b st ä h l e.) In der vergangenen Woche wurden in der Gemeinde meh­rere Diebstähle ausgeführt, ohne daß es gelang, des oder der Täter habhaft zu werden. So wurden am Hellen Tage aus einem Bauernhaus ein Paar Stiesel gestohlen, aus einer offenen Scheune einige Zentner Frucht entwendet. Ferner wurde einem Handwerksgesellen aus Berg aus dessen Tischschublade der mühsam ersparte Betrag von 113 RM. gestohlen und einem anderen wenig begüterten Volks­genoffen wurden aus der Sparbüchse 18 RM. entwendet. Der Verdacht richtet sich in erster Linie auf einen fremden Burschen, der sich in der Gegend herumgetrieben hat.

Winterlingen, Kr. Balingen. 20. Nov. (Verun­glück t.) Als Omnibusbesitzer Arnold seinen Wagen durch Ankurbeln in Gang bringen wollte, schlug die Kurbel zurück und traf ihn so schwer am Arm, daß dieser brach.

Schlechtenfeld, Kr. Ehingen, 20. Nov. (Im Stein­bruch erschlagen) Markus Braun von hier war mit dem Ausladen von Steinen unterhalb der hochragenden Steinwand eines Steinbruchs beschäftigt, als sich in ziem­licher Höhe und ohne Geräusch ein großer Steinbrocken löste und Braun in der Hüftgegend traf. Eine halbe Stunde nach der Einlieferung in das Krankenhaus verschied Braun. Er hinterläßt eine Witwe und drei Kinder.

Aus dem Karlsruher Eerichtssaal

Karlsruhe, 20. Nov. Wegen Sittlichkeitsverbrechens gemäß 8 178 Ziffer 1 verurteilte die Karlsruher Strafkammer den 51 Jahre alten verheirateten W. Füg aus Karlsruhe zu acht Monaten Gefängnis. Der Angeklagte hatte am 20. September ein 26jähriges Mädchen, das allein in der Wohnung war, auf­gesucht, angeblich um die Adresse ihrer Mutter zu erfahren. In der Küche riß er sie plötzlich an sich und nahm unter Gewaltanwendung unzüchtige Handlungen an ihr vor. Wegen fortgesetzten Vergehens der Blutschande nach § 173,2 verur­teilte die Strafkammer den 57 Jahre alten Wilhelm Metz aus Kandel zu sechs Monaten und dis 23 Jahre alte Frieda Wiederkehr aus Karlsruhe zu zwei Monaten Gefängnis. Von der Großen Strafkammer in Düsseldorf wurde der 30jäh- rige Boris Romanow, der die Gutgläubigkeit heiratslustiger Mädchen ausnützte und mit deren Ersparnissen ein flottes Leben führte auch in Karlsruhe spielte ein Fall zu 2 Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren verurteilt.

Zuchthaus und Gefängnis für SittlichkeitsverVrecher

Karlsruhe, M. Nov. Als gefährlichen Gewohnheitsverbrecher verurteilte die Karlsruher Strafkammer den vorbestraften 41- jährigeü Heinrich Ziegler aus Karlsruhe wegen Sittlichkeitsver­brechen nach Paragraph 175 a und 175 zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe,' gleichzeitig wurde die Sicherungsverwahrung des Angeklagten angeordnet. Gegen den 52 Jahre alten Johann Braun aus Bühlertal wurde wegen Sittlichkeitsverbrechen nach Paragraph 175 a eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und zehn Monaten ausgesprochen.

Anna kauft Säcke

Mannheim, 20. Nov. Wege» Hehlerei erhielt die 40jährige Anna D. aus Neu-Ulm durch einen Mannheimer Richter vier Monate Gefängnis. Anna wußte, daß der Handel mit Säcken nicht frei ist, hatte aber gleichwohl aus der Hand eines Unbe­kannten 1100 alte Säcke gekauft, um diese mit je 8 Rpf. Gewinn weiterzuverkaufen. Die Säcke waren zudem gestohlen gewesen.

Betrüger erhält Zuchthaus

Mannheim, IS. Nov. Die Strafkammer verurteilte den viel­fach vorbestraften 63jährigen Wilhelm Förster aus Mühlheim wegen Betruges zu einem Jahr Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust. F. hatte Verlagshäuser und Zeitschriften in betrü­gerischer Weise dadurch geschädigt, daß er obwohl mittel­loser Wohlfahrtsempfänger ihnen Anzeigenaufträge gegeben hatte. In den Anzeigen hatte er großsprecherisch Reklame für erfolgreichere Champignonzüchtung in Schuppen, Kellern, Gar­tenbeeten usw. als landwirtschaftlichen Nebenerwerb" gemacht.

Zuchthaus für eine gemeine Handlungsweise Freiburg, 1?. Nov. Unter der schweren Anklage des wissent­lichen Falscheides und falscher Anschuldigung hatte sich die 29jäh- rige verheiratete Maria Jsemann geb. Biehler aus Lörrach vor der Großen Strafkammer zu verantworten. Die Angeklagte hatte ihrem Mann den Lohn in Höhe von 57 RM. gestohlen und einen anderen Mann, der ab und zu im Hause verkehrte, des Dieb­stahls bezichtigt. Die Angeklagte Jsemann hatte geschworen, daß sie das Geld ihres Mannes nicht an sich genommen habe und daß als Täter nur der von ihr Genannte in Frage käme. Das Gericht verurteilte die angeklagte Jsemann zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus, abzüglich zwei Monaten Untersuchungs­haft und zu drei Jahren Ehrverlust.

Leichtsinn führt ins Gefängnis Pforzheim, 18. Nov. Drei leichtsinnige Burschen waren der Un­treue bezw. Hehlerei angeklagt. Der Haupttäter Walter Glasier nahm seiner Firma, bei der er angestellt war, schon von seiner Lehrzeit ab in 82 Fällen Frachtbriefe, die mit Nachnahme be­lastet waren, weg, bestellte die eingelaufenen Güter selber und strich die Nachnahmebeträge in seine Tasche. Zwei Helfershelfer in Person des Helmut Bauer und Otto Letsche erhielten von j Glasier jeweils eine anständigeAbfindung". Der auf diese § Weise veruntreute Gesamtbetrag von weit über 4000 RM. wurde verpraßt. Die Strafkammer verurteilte Glasier wegen fortgesetz- ! ter Untreue usw. zu einem Jahr vier Monaten Gefängnis, Bauer i und Letsche wegen fortgesetzter Hehlerei u. a. zu zehn Monaten i Gefängnis. Alle drei wurden außerdem mit Geldstrafen von je j 100 RM. belegt.

j Devisenschieber in jüdischen Diensten

! Konstanz, 20. Nov. Die Große Strafkammer des Landgerichts s Konstanz verurteilte den 51jährigen Friedrich Krüger aus

> Chemnitz wegen mehrerer Devisenvergehen zu zwei Jahren i Gefängnis, abzüglich eines Teils der Untersuchungshaft und j insgesamt 8000 Mark Geldstrafe. Die beschlagnahmten Devisen ! und Gegenstände werden eingezogen. Das Gericht nahm aus- j nahmsweise von der Verurteilung zur Zuchthausstrafe Abstand, j da der Angeklagte nicht vorbestraft ist, nicht aus reiner Gewinn­sucht handelte, sondern vielmehr jüdischem Einfluß unterlag,

! und weil Devisen und Gegenstände zum großen Teil nach

> Deutschland zurückgebracht werden konnten. Im Aufträge meh- i rerer Juden hatte Krüger rund 23 700 Mark widerrechtlich über s die Grenze gebracht, sie dort in.fremde Valuten umgewechselt ! und deren Ueberweisung an dritte Personen veranlaßt.

i Gefängnis für Amtsunterschlagung

i Konstanz, 19. Nov. Ein 31jähriger Mann, der in Markdorf ! als Eemeindevollzugsbeamter beschäftigt war, machte sich der ! Amtsunterschlagung in sieben Fällen, erschwerter Amtsunter­schlagung, versuchter Urkundenfälschung und Unterschlagung schuldig und wurde deshalb von der Großen Strafkammer zu i Jahren Gefängnis verurteilt. Die Straftaten erstreckten sich . auf mehrere Monate des laufenden Jahres, wobei er die von ! ihm einzuziehenden Beträge einer Rechnung, Grund-, Bürger- ! und Kirchensteuer, Fleischbeschaugebühren, Vaukostenanteile für einen neuen Waldweg, nicht an die zuständigen Kassen ab- lieferte, sondern das Geld für sich verbrauchte. '

Rückfälliger Betrüger verurteilt

Rottweil, 18. Nov. In der Person des von Stuttgart gebür­tigen Willi Maier stand ein Gauner vor Gericht, der trotz seines verhältnismäßig jugendlichen Alters schon 14mal vorbestraft ist. Mit seiner verbrecherischen Laufbahn begann er schon mit 14 Jah­ren. Nun hatte er sich wiederum wegen 14 Verbrechen des Rück­fallbetrugs zu verantworten. Dabei gab er sich meistens als Kaufliebhaber von Kraftwagen aus und auch als Inhaber eines Autovermietungsgeschäftcs. Neben einer Reihe von Zechprelle- ! reien und Heiratsschwindeleieu betrog er auch einen Autovermie- j ter in Wellendingen, Kr. Rottweil. Die Strafkammer Rottweil stellte ihm die Quittung aus für seine Betrügereien in Form von vier Jahren Zuchthaus, drei Jahren Ehrverlust und 380 RM. Geldstrafe, die durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt anzusehen ist. Der Vorsitzende stellte für das nächstemal Anord­nung der Sicheniuasverwabrnna in Ai>«5^>

Handel und Vevkebv

Neckar-AG. Nach dem Geschäftsbericht der Neckar-AG., Stutt­gart, stand das Jahr 1938 im Zeichen einer ungewöhnlich starken Beschäftigung des Baugewerbes, was auf die Vauarbeiten der AG. nicht ohne nachteiligen Einfluß blieb. Hinsichtlich der Kraft­werke konnte die Leistung der einzelnen Maschinen-Abteilunge« voll ausgenutzt werden. Die Stromerzeugung betrug auf der Strecke MannheimHeilbronn 274,8 Millionen kWh gegen 22L Millionen kWh im Vorjahr und auf der Strecke HeilbronnPlo­chingen 57,2 (50,51) Millionen kWh im Vorjahr. In allen Kraft­werken wurde der Betrieb störungsfrei durchgeführt. Bei den in Bau befindlichen Werken wurden die elektrischen Einrichtungen, insbesondere beim Werk Aldingen, fertigmontiert. Für die im Bau befindlichen Kraftwerke der Staustufen Lausten und Mar­bach sind die maschinellen und elektrischen Anlagen in Auftrag gegeben worden. Der Güterverkehr auf der Strecke Mannheim Heilbronn hat sich im Geschäftsjahr 1938 weiter günstig ent­wickelt. Zu Berg wurden 1,17 (i. V. 1,11) Millionen Tonnen und zu Tal 0,75 (0,85) Millionen Tonnen befördert. Der Jahres­verkehr im Heilbronner Kanalhafen betrug im Berichtsjahr 906 000 (i. V. 873 000) Tonnen Die Gesellschaft weist an Be­triebseinnahmen der Kraftwerke einen fast unveränderten Betrag von 2,72 Millionen RM. aus. An außerordentlichen Zuwendun­gen wird diesmal nur ein Betrag von rund 206 000 NM. auf­geführt gegen 11,11 Millionen RM. im Vorjahre. Diese außer­ordentliche Differenz beruht darauf, daß die Schiffahrtsanlagen der Strecke MannheimHeilbronn vertragsgemäß unentgeltlich auf das Reich übertragen wurden. Diese B'ilanzumstellung be­ruht auf Verhandlungen, die mit den Hauptdarlehensgläubigern dem Reich und den Ländern Württemberg, Baden und Hessen, die zugleich Hauptaktionäre sind geführt wurden. In An­betracht der 'besonderen Verhältnisse des Unternehmens wurde der Wert des Konzessionsrechtes für die überlassenen Neä'ar- wasserkräfte unter Berücksichtigung der später zufließenden Ein­künfte auf einen Betrag von 22,8 Millionen RM. festgesetzt.

Die Friedrich Krupp AG., Esse«, legt eine 4,5prozentige An­leihe im Betrage von 40 Mill. RM. auf. Die Teilschuldverschrei­bungen werden von einer unter Führung der Dresdner Bank stehenden Bankengemeinschaft in der Zeit vom 20. November bis 4. Dezember 1939 zur öffentlichen Zeichnung zum Kurse von 97 v. H. zuzüglich Börsenumsatzsteuer und Stückzinsen aufgelegt.

Crailsheimer Schweinepreise vom 17. 11. Läuferschweine 68 bis 120, Milchschweine 2042 RM. das Paar. Handel lebhaft.

Baihingen-Enz. Schweinepreise vom 18. 11. Milchschweine kosteten 3040 RM. das Paar. Handel mäßig.

Valinger Schweinepreise vorn 18.11. Preise für Milchschweine 815 RM. Handel flau.

Jlshofener Schweinepreise vom 16. Nov. Milchschweine 22 bis 42 RM. je Paar.

Kiinzelsauer Schweinepreise vom 17. Nov. Milchschweine 30

> bis 40 RM. je Paar.

! Oehringer Schweinepreise vom 18. 11. Preis für ein Paar

> Milchschweine 2842 RM.

! Nördlinger Schweinepreise vom 18. 11. Preis für 1 Paar Saugschweine 3046, für 1 Paar Läufer 75120 RM.

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Nagold, den 20. Nov. 1939

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erfahren durften, sprechen wir unseren befände ren Dank aus.

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