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Nr. 273
Dienstag, den 21. November 1939
113. Jahrgang
Deutsche Ernährung beispielhaft geregelt
Peruanische Professoren über die einheitliche Versorgung der ganzen deutschen Bevölkerung begeistert
DRV. Rio de Janeiro, 21. Noo. An Bord des belgischen ! Dampfers „Piriapolis" trafen hier die peruanischen Professoren ! Arneaz und Caceres auf der Rückreise aus Deutschland ein. In Erklärungen an die brasilianische Presse unterstrichen sie, daß ihr zweimonatiger Aufenthalt in Deutschland ihnen stärkste Eindrücke vermittelt habe. Auf ihrer Rundreise, die dem Studium des Schul- und Universitätswesens diente, hätten sie auch Berlin einen Besuch abgestattet. Berlin mache keineswegs den Eindruck der Hauptstadt eines kriegführenden Landes. Das Berliner Leben sei völlig normal. In allen Theatern und Kinos herrsche wie immer starker Andrang. Die Alarmsirenen für den Luftschutz seien während ihres Aufenthaltes nicht in Tätigkeit getreten.
Ueber die Ernährungslage in Deutschland befragt, äußerten sich die peruanischen Professoren begeistert über die einheitliche Versorgung der ganzen Bevölkerung. Die deutschen Behörden seien im Krieg zu einer Lösung gelangt, die von allen Ländern übernommen zu werden verdiene. Die Gerichte seien nährstoffreich. Wissenschaftlich sei es erwiesen, daß eine gute Ernährung des Organismus' nicht im Vielessen der verschiedensten Gerichte bestehe.
Mussolini vor dem Auiarkieral
Wirtschaftlich trifft der Krieg alle Staaten
Rom, 20. Nov. Der Oberste Autarkierab Italiens trat unter dem Vorsitz des Duee zu seiner diesjährigen Tagung zusammen. Mussolini ergriff das Wort und führte u. a. folgendes aus: „Der Oberste Autarkierat tritt heute am vierten Jahrestag der schändlichen und doch gegen den Willen ihrer Erfinder wohltuenden Sanktionen in einem Zeitpunkt zusammen, den man ohne literarischen Beigeschmack als historisch bezeichnen kann. Der Krieg, der sich dank der Haltung Italiens, vom militärischen Gesichtspunkt aus gesehen, noch nicht auf den gesamten europäischen Kontinent ausgedehnt hat, ist vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus bereits zu einem Weltkrieg geworden, da er die wirtschaftliche und soziale Tätigkeit aller Staaten der Welt ohne Ausnahme trifft, in Mitleiden- .
schaft zieht und verwirrt. Im Lichte der Ereignisse, die wir von neuem nach kaum zwanzig Jahren erleben, erscheint die Berechtigung der auf die Erreichung der größmöglichen wirtschaftlichen Unabhängigkeit Italiens gerichteten Aktion des Faschismus' in eindeutiger und unwiderleglicher, ja man kann hinzufügen, dramatischer Weise bestätigt. Vor allem steht heute jeder, auch der Blödeste, daß es einfach absurd ist, einen Unterschied zwischen Friedens- und Kriegswirtschaft zu machen. Es gibt keine Friedens- und keine Kriegswirtschaft, es gibtnureiueKriegs- wirtschaft, denn die Geschichte beweist, daß der bewaffnete Kriegszustand der Normalzustand der Völker, wenigstens der in Europa lebenden, ist und man auch in den sogenannten Friedensjahren den Krieg in einer Art und Weise führt, die wiederum bewaffnete Kriege vorbereitet. Die Tatsache, ja das immanente Schicksal des bewaffneten Krieges muß also die Wirtschaft beherrschen und beherrscht sie in der Tat. Wer diesem Gebot nicht folgt, ist verantwortungslos und hat nicht das Recht, sich über die Katastrophe, der er zusteuert, zu wundern und zu beklagen. Das italienische Volk hat nicht nur die Nützlichkeit, sondern die Notwendigkeit, und — ich möchte sagen — die heilige Notwendigkeit des Autarkiekampfes gefühlt und begriffen. Jeder Wille muß auf das Ziel gerichtet sein, jedes Opfer gutgeheißen, und alle noch vorhandenen Nachzügler und Skeptiker müssen ausgeschaltet werden. Der Einsatz dieses Spieles ist ungeheuer. Es handelt sich um die militärische Stärke, also um die Zukunft des Vaterlandes."
Nach einer eingehenden Berichterstattung des Korporationsministers, der auf den erfolgreichen Ablauf der Autarkieschlacht und auf die bisher auf allen Gebieten erzielten Ergebnisse hinwies, hat der Oberste Autarkieausschutz die Erklärungen der Minister der Korporationen von Jtalienisch-Afrika und des Staatssekretärs für die albanischen Geschäfte über die Entwickung der Autarkiepläne angehört. Er nahm Kenntnis von den bisher erreichten Ergebnissen und der Einsatzbereitschaft der Arbeitgeber, der Techniker und der Arbeiter, bestätigte den unerschütterliche» Entschluß, auch auf jenen Gebieten, auf denen die Entwicklung der Autarkie notwendigerweise langsamer und schwerer vor sich geht, die vom Duce gewiesenen Ziele zu erreichen, und gab dem Wunsche aller Italiener Ausdruck, die begonnene Schlacht entschlossen bis zum siegreichen Ende weiterzuführe»
Zahlreiche englische Minen-Dpsttr
DNV. London, 21. Nov. Der britische Kohlendampfer „Torchbearer" ist, wie gemeldet wird, am Wochenende an der Ostkiiste Englands auf eine Mine gelaufen und gesunken. Von der dreizehnköpfigen Besatzung sind vier Ueberlebende in einem englischen Hasen eingetroffen. Ueber das Schicksal der anderen ist nichts bekannt. Die vier Ueberlebende« hatten beträchtliche Verletzungen davongetragen. Außerdem sank noch ein französischer Dampfer. Zwei weitere kleine britische Schiffe wurden beschädigt. Somit sind am Wochenende an der Ostküste sieben Schiffe durch Minen gesunken und zwei beschädigt worden.
DNB. London, 21. Nov. Der Fischkutter „Wigmore" ist in der Nordsee mit 16 Mann untergegangen.
DNV. Agram, 21. Noo. Eins der modernsten Schiffe des ! »Jugoslawischen Lloyds", der 9950 Tonnendampfer „Carica Milica", lief am Samstag an der englischen Südostkiiste auf eine Mine und sank. Der Dampfer hatte Kohlen an Bord, die von London nach Dubroonik gebracht werden sollten. Sämtliche Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden.
Auf eine Mine aufgelaufen
Britische Lüge von belgischem Seegericht zurückgswiessn
Brüssel, 20. Nov. Der belgische Kongodampfer „Alex van Ops- tal", der in den ersten Tagen des Krieges auf eine englische Mine gelaufen und gesunken war, verdient insofern wieder erwähnt zu werden, als der seeamtliche Untersuchungsausschuß in Antwerpen noch einmal kategorisch erklärt hat, daß das Schiff nach einwandfreien Feststellungen nicht torpediert worden, sondern auf eine Mine gelaufen sei. Diese wiederholte amtliche Bekräftigung der schon seit Wochen bekannten Tatsachen weist die Lüge der britischen Piraten, deutsche U-Boote hätten den belgischen Dampser torpediert, eindeutig in die Schranken.
Wettere neue Minerr-Opfer
Italienischer «nd schwedischer Dampfer gesunken
Amsterdam, 20. Nov. Der Preß Assocation zufolge ist der italienische Dampfer „Erazia" am Sonntag früh, sieben Meilen von der englischen Küste entfernt, auf eine Mine gelaufen und innerhalb weniger Minuten gesunken. Fünf Besatzungsmitglieder wurden durch die Explosion getötet. Zwei Schiffe, die an die Unglücksftelle geeilt waren, nahmen 29 Ueber- lebende an Bord.
Ferner wurden 22 Besatzungsmitglieder des englischen Dampfers „Blackhill", darunter der Kapitän, am Sonntag an Land gebracht. Die „Blackhill" war auf eine Mine gelaufen j und unter denselben Umständen wie der „Simon Bolivar" unter- >
gegangen. Schließlich berichtet Preß Association noch, daß 13 Ueberlebende des schwedischen Dampfers „Vorjesson" in der Nacht zum Montag in einem Hasen der englischen Ostküste ankamen. Acht Besatzungsmitglieder dieses Dampfers waren durch die Explosion getötet worden, als das Schiff in den Küstengewässern auf eine Mine stieß.
Auch die „Vinnendijk" lief auf eine Mine
Amsterdam, 20. Nov. Der niederländische Rat für die Schifffahrt hat über den Untergang des holländischen Dampfers „V i n- nendij k", der am 7. Oktober beim Feuerschiff „Shambels" bei Weymouth nach einer Explosion unterging, sein Urteil abgegeben. In dem Spruch heißt es, es könne mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die Explosion durch eine Mine erfolgt sei. Es fehle jeder Hinweis und auch jede Wahrscheinlichkeit, so schließt der Spruch des niederländischen Rates, daß der Dampfer „Vinnendijk" durch ein Torpedo — wie von England behauptet worden war — getroffen worden sein könnta
Englands Blutschuld wächst!
IW Opfer des holländischen Dampfers „Simon Bolivar"?
Amsterdam, 20. Nov. Es wird nunmehr damit gerechnet, daß die Zahl der Vermißten des holländischen Passagierdampfers „Simon Bolivar" etwa 100 beträgt.
Das fast vollbesetzte Schiff begab sich, nach dem Bericht des „Telegraaf", von Humiden" zunächst nach den Downs, weil sich dort, nahe der englischen Küste, angeblich der einzige Durchgang durch den Aermelkanal befinde, der von den Engländern noch nicht mit Minen gesperrt sei. In der Nähe des Feuerschiffes Sunk ist der „Simon Bolivar" dann bei rauher See aus die englische Mine gelaufen, ebenso wie in unmittelbarer Nähe zwei andere kleinere Schiffe. United Preß meldet sogar, daß der holländische Dampfer auf die englische Mine gelaufen sei bei dem Versuch, diesen beiden kleineren Schissen Hilfe zu bringen. Die Stellen, an denen die drei Schiffe auf Minen liefen, hätten etwa eine Viertelmeile auseinandergelegen. Wie der „Telegraaf" mitteilt, befanden sich 265 Fahrgäste und 135 Besatzungsmitglieder an Bord des „Simon Bolivar". Nach den letzten Berichten seien 310 Personen an Land gebracht worden.
„Keine besonderen Ereignisse«
Verlin, 2«. Nov. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Keine besonderen Ereignisse.
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Waziri gegen britische Anler- -rüchmgl
Der blutige Feldzug nach Nordwest-Jndie,
Waziriftan, das Gebiet an der Nordwestgrenze Indiens gegen Afghanistan, ist für die britischen Imperialisten der Inbegriff eines immer gewitterschwülen Wetterwinkels. Seit mehr als zwei Jahrzehnten macht England größte Anstrengungen, unter dem Waziri-Stamm Ruhe und Ordnung herzustellen, d. h. ihn so zu unterdrücken, daß er sich die britische Knechtschaft widerstandslos gefallen läßt.
Schon im Jahre 1919 und 1920 mußte die britische Indien- Regierung zahlreiche Feldzüge gegen das unwirtliche Ee- birgsland unternehmen. Die Engländer erlitten schwere Verluste, aber es gelang ihnen damals, den Aufstand zu unterdrücken. Nach Beendigung des Feldzuges wurde ein großes Straßenbau-Projekt in Angriff genommen, das den Engländern aus strategischen Gründen notwendig schien. Zwei befestigte Lager wurden in Nazmak und Wana eingerichtet, von denen das erste die Waziri und das zweite die Mahsuds in Schach halten sollte. Diese vorbeugende Maßnahme zeitigte aber nicht das gewünschte Ergebnis. Waziriftan blieb der Wetterwinkel Indiens. Einer der schwersten Aufstände, gegen die England in Nordwestindien jemals zu kämpfen hatte, ereignete sich im Jahre 1937.
Schon ein Jahr vorher war ein Mann, dessen Name später in der ganzen Welt berühmt werden sollte, durch die Dörfer und Siedlungen des Berglandes gezogen, wo er zu einem heiligen Krieg gegen die britischen Unterdrücker aufrief. Es war der Fakir von Jpi. Er genoß bei seinen Stammesbrüdern größtes Ansehen. Sein politischer Radikalismus entfachte unter seinen Zuhörern eine begeisterte Kampfstimmung. Seine menschliche Lauterkeit brachte ihm bald den Ruf eines Heiligen ein. Es war ein Mann von etwa 35 Jahren, ein Halbinvalide, von kämpferischer Gesinnung durch und durch beseelt. Besonders unter den Waziri mußten seine Anklagen gegen England aus fruchtbaren Boden fallen. Denn dieser Bergstamm lebt unter den schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen. Die Ernten werden durch große Dürren oftmals vernichtet und die britische Regierung tut nichts zur Linderung der sozialen Not. Mit der Waffe in der Hand müssen sich die Männer oftmals das erkämpfen, was ihnen die Natur versagt, und was die englischen Machthaber ihnen nicht gewähren.
Ganz Waziriftan geriet in Hellen Aufruhr, als im Frühjahr 1937 der Höchstkommandierende der anglo-indischeu Armee, Sir Robert Cassels, eine Expedition gegen das nordwestliche Indien ausrüsten ließ. Sechs Brigaden wurden an strategisch wichtigen Punkten zusammengezogen und eine ganze Division in Reservebereitschast gestellt. Dieser Krieg ging „nicht gegen das Volk" der Waziri. Nein, nur ihr Anführer, der Fakir von Jpi, sollte beseitigt werden. Deshalb ließ der Befehlshaber der Expeditionstruppen die Waziri auffordern, ihren Anführer auszuliefern. Dieser Trick verfing jedoch nicht. Die Waziri wußten, daß die Auslieferung des Fakirs von Jpi nur ein weiterer Schritt zur völligen Unterdrückung und Unterwerfung bedeuten konnte. So schritt der Befehlshaber zu einer „militärischen Demonstration", d. h. er ließ die Expeditionstruppen in Waziriftan einrücken. Hier wurde ihm allerdings ein blutiger Empfang bereitet. Die Waziri schlugen sich äußerst tapfer. Zum Beweis, daß der Feldzug nicht gegen das Bergvolk selbst, sondern nur gegen den Fakir von Jpi gerichtet war, ließ der britische Oberbefehlshaber zehn Dörfer mit Bomben belegen. In einem Weißbuch, das im Juni 1937 in London erschien, wurde berichtet, daß auf britischer Seite 143 Tote und 400 Verwundete gezählt wurden. 720 einheimische Waziri wurden getötet. 40 000 britische Soldaten waren notwendig, um den Aufstand niederzuwerfen.
Nach dem Feldzug wollte die Indien-Regierung das Werk von 1920 fortsetzen. Ganz Waziriftan sollte von neuen Straßen durchzogen werden. Den Bergstämmen wurde sogar eine jährliche Unterstützung zugesagt, wenn sie den Straßenbau unterstützten. Diese Pläne sind aber inzwischen nicht viel weiter gediehen. Die Unruhen nahmen trotz eines formellen „Friedensvertrages", in dem Waziriftan als besonderes „Schutzgebiet" erklärt wurde, schon bald darauf ihren Fortgang. Heute scheinen sie sich erneut zu einer schweren Auseinandersetzung zuzuspitzen. In England weiß man genau, daß der Feldzug vor zwei Jahren ein Mißerfolg war. Der Fakir von Jpi wurde nicht gefangen. Wiederholt entdeckte man seine Verstecke, wenn man ihn aber festnehmen wollte, war er bereits verschwunden. Des Fakirs politische Ideen sind auch durch den llnterdrückungs- feldzug nicht ausgerottet worden. Die schweren Zwischenfälle der letzten Tage und Wochen beweisen, daß das letzte Wort über Waziriftan noch nicht gesprochen ist.
Me England «itt den Neutralen umspringt
Schwere wirtschaftliche Schädigung der Schweiz
Amsterdam, SO. Nov. Zu den britisch-schweizerischen Handelsverhandlungen, die seit einiger Zeit in London geführt werden, meldet der diplomatische Korrespondent des „Manchester Guardian". sie machten keine« rnirieden st ollen den Tort-