er Gesellfchatter
Bezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungsgebühr und zuzüglich 36 Pfg. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer (Lewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.
Nr. 268
Amtsblatt
des Preises Lalw stur Aagold und Llmsebrmg
Nagolder üagblatt / Gegründet 1827
Fernsprecher: Nagold 429 / Anschrist: „Der Gesellschafter" Nagold, Marktstrabe 14. Postfach 55 Drahtanschrift: „Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto Gewerbebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 95 / Gerichtsstand Nagold
Anzeigenpreise: Die I spaltige mm-Zeile oder deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg., Text 24 Pfg. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschluß ist vormittags 7 Uhr.
Mittwoch, den 15. November 1939
Schamloser bril. Lügenfeläzug gescheitert
„Giornale d'Italia" über die skrupellosen Methoden der Westmächte
DNB. Rom, 15, Nov. Ein neuer Verleumdungsfeldzug der englischen Presse gegen Deutschland veranlaßt«: den Direktor des „Giornale d'Italia" zu einer energischen Stellungnahme.
Die große englische Seifenblase über einen angeblichen Angriff Deutschlands auf Holland, so schreibt dieser, sei in nichts zerronnen. Von dem ganzen laut ausposaunten Märchen bleibe nichts anderes übrig, als der Alarm, den die demokratische Presse habe verbreiten wollen, was aucknauf die Methode dieser Frage ein eigenartiges Licht werfe. AüHeinend merke die demokratische Presse gar nicht, daß der Nervenkrieg, auf den die Westmächte größere Hoffnungen setzten als auf den der Kanonen, dem Gegner keinen Schaden zufüge, dagegen aber die eigene Bevölkerung zermürbe.
»
Englands infamste Lüge
Südafrikaner prangern Londons Kriegstreiber au.
Sonderfrieden mit Deutschland gefordert
DNB. Bloemfontein, 14. Nov. Auf dem Kongreß der United Party -es Freistaates erklärte Hertzog, er werde den Rest seines Lebens der Arbeit für die Freiheit des südafrikanischen Volkes widmen. Wie immer, gehe auch heute der Kampf gegen den tödlichsten Feind Südafrikas und des Afrikanertums, gegen die Auswüchse des britischen Imperialismus'. Er glaube nicht ein Wort der Behauptung, Deutschland habe den Krieg angesangen, um die Weltherrschaft zu erringen. Schon 1935 habe er, Hertzog, in England erklärt, der von England und Frankreich Deutschland auserlegte verfluchte Versailler Friedensver trag sei der Grund allen zukünftigen Unheiles. Er habe damals' bereits gewarnt, daß eine große und stolze Nation wie Deutschland eine dauernde Unterjochung nicht ertragen werde. Als Südafrikaner, der den südafrikanische» Krieg mitgemacht habe, wisse er, was Deutschland empfand. „Denn", so fuhr Hertzog wörtlich fort, „kann man erwarten, daß Deutschland duldet, daß ein Teilgebiet der Nation durch einen einer fremden feindseligen Macht gehörenden Korridor abgeschnitten bleibt"?
Deutschland habe nicht für die Weltherrschaft, sondern für die Beendignng seiner Erniedrigung gerüstet. Damals hätten ihm viele in England für seine offenen Worte gedankt. Jetzt aber tauche wieder die Behauptung der deutschen Weltherrschaft als Kriegsentschuldigung auf. „Diese Behauptung", so stellte Hertzog fest, „ist eine der infamste» Lügen, die die Propaganda je erfunden hat".
Der Kongreß unterstütze Hertzog nahezu einstimmig. Bei anderer Gelegenheit erklärte der Nationalistenfiihrer Dr. Malan seine Bereitschaft, Hertzog als Führer der Vereinigten Nationale« Partei anzuerkennen.
Englands Sorgen
„Unausstehlich für die reichen Leute"
Berlin, 14. Nov. Der Londoner Vertreter der „Dreine" berichtet über seine Beobchtungen in der britischen Hauptstadt. Er erklärt, daß das Leben im Armenviertel keine besonderen Veränderungen aufweise, da diese armen Leute nicht die Möglichkeit hätten, ihre Lebensweise den veränderten Verhenltnissen anzupassen. Dagegen hätten sich die reichen Leute völlig umgestellt. In der Gegend des Hydeparks oder um Kensington herum könne man ganze Blocks von Häusern sehen, die geschlossen seien und die Aufschrift trügen: „Zu verkaufen" oder „Billig zu vermieten". Diese reiche» Leute, die dort wohnten, hätten die Last der Verpflichtungen, die auch ihnen zugefallen sei, als unausstehbar empfunden, sie hätten deshalb ihre Häuser geschlossen und seien in Hotels gezogen, wo sie viel ungestörter leben könnten. Es sei für sie unerträglich, an den Pflichten, die die Öffentlichkeit von ihnen verlange, mitzuwirken. Unausstehlich für diese reichen Leute sei es auch, die vielen Diener zu behalten, für die sie heute nicht mehr genügend Beschäftigung hätten, und Automobile zu haben, für die es kein Benzin gebe.
Wie der „Daily Expreß" berichtet, herrscht unter den Mitgliedern der Verbrauchergenossenschaften eine lebhafte Unruhe über die immer noch nicht endgültig festgelegten Butterrationierungspläne der Regierung.
In den Kreisen der kleinen Eeschästslebte hält die Unzufriedenheit wegen der früheren Polizeistunde unvermindert an. So traten am Sonntag in Birmingham die Delegierten von 650 000 kleinen Geschäftsleuten zusammen, um gegen diese Maßnahme zu protestieren. Es wurde erklärt, daß man nicht eher ruhen werde, bis der späte Geschäftsschluß, wie er im Frieden gewesen sei, wieder hergestellt würde.
„Ein kategorisches Nein*
Zur Ablehnung des belgisch-holkändischeu Vermittlungsvorschlages durch England und Frankreich
Mailand, 14. Nov. Die norditalienische Presse stellt übereinstimmend fest, daß die englisch-französische Antwort auf das belgisch-holländische Bermitlungsangebot nichts anderes als ein kategorisches Nein bedeute.
Wie der „Corriere della Sera" hervorhebt, seien die beide» Antworten der Westmächte nur äußerlich voneinander abweichend, während sie von dem gleichen Willen und den gleichen Zielen beseelt seien. Wahrscheinlich habe die französische Note die Kriegsziele der Alliierten mit mehr Nachdruck und Genauigkeit betont, weil man der Anklage entgegentreteu wollte, daß sich Frankreich im Schlepptau des britischen Imperiums befinde. Wie man in London höhnisch erkläre, sei die Tür noch ein wenig offen gelassen worden, aber gerade nur so weit, daß sie den Eintritt einer deutschen Delegation ermöglichen würde, die mit weißer Fahne zur lleberbringung der deutschen Unterwerfung erscheinen würde. Der „Popolo d'Italia" meint, die englische Antwortnote mache den Eindruck eines amtlichen Dokuments,
113. Jahrgang
das nur aus Formalität veröffentlicht werde und durch einen offizielle» Akt nur eine bereits bekannte Tatsache bestätige. Mit andere« Worte» bedeute dies, daß die edle Initiative der beide» neutralen Monarchen das gleiche Schicksal wie die Bemühungen anderer Regierungen vor der Kriegserklärung Englands und Frankreichs au Deutschland habe.
Holländische Mahnung zur Ruhe
Berlin, 14. Nov. Der niederländische Ministerpräsident de Geer wandte sich in einer Rundfunkansprache an das niederländische Volk in Europa und in den Kolonien gegen die wilde« Gerüchte, die in der vergangene» Woche in Holland in Umlauf gesetzt wurden. Die Unruhe scheine ihre Ursache in ausläs-, dischen Rundfunk- und Presseberichten sowie in einzelnen Maß»-! nahmen der niederländischen Regierung zu haben. Es sei niA notwendig, sich noch Sorgen hineinzuphantasieren. Zum Schluß betonte der Ministerpräsident Le» Wille» Hollands, neutral und? wachsam zu bleiben.
Zwei britische Flugboote zerstört
Deutscher Fliegerangriff auf die Shetlands-Inseln
Berlin, 14. Nov. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Bei nur geringer Spähtrupp- und Artillerietätigkeit verlief der gestrige Tag an der ganzen Front ruhig.
Trotz ungünstiger Wetterlage unternahm am 13. November ein deutscher Kampffliegerverband eine« Angriffs- slnggegendieShetlands-Jnfeln. Hierbei wur- de« zwei Flugboote zerstört.
Ei» vermutlicher Treffer gegen einen englischen Kreuzer konnte mit Sicherheit nicht beobachtet werden. Die eigenen Flugzeuge kehrten sämtlich wohlbehalten wieder zurück.
Die deutschen Handelsersolge
Britische Wehklage über die stabile Mark
Amsterdam, 14. Nov. In einem längeren Artikel über die Außenhandelsbedingungen der südosteuropäischen Länder kommt die bekannte englische Wirtfchaftszeitung „Economist" nicht daran vorbei, die deutschen Erfolge im Handel mit diesen Ländern anzuerkennen. Die Zeitung schreibt, man müsse sich darüber klar sein, daß Deutschland einen unbestreitbaren Vorsprung im südosteuropäischen Handel habe. Das verdanke es drei Umständen: Einmal der erfolgreichen Vermehrung seiner südosteuropäischsn Handelsinteressen in vergangenen Jahren, zum zweiten den sehr verbesserten Transportbedingungen und drittens, so seltsam das auch klinge, der deutschen Währungstechnik, die es noch stets mit sich bringe, daß die Mark im Clearinggeschäft stabil geblieben sei, wahrend das Pfund Sterling und der französische Franken eine Entwertung von etwa 15 v. H. durchgemacht hätten. Auch verteidigten die Deutschen jeden einmal erzielten Vorsprung hartnäckig. Sie begnügten sich nicht mit dem Verkauf oder Ankauf von Gütern allein, sondern eröffneten noch überall Geschäfte. Einen weiteren Einfluß habe Deutschland auch im Bankwesen erzielt. Deutschland habe darüber hinaus auch einen persönlichen Kontakt hergestellt, indem es eine Menge Handelsreisender, Ingenieure und Mechaniker in diese Länder geschickt habe. Derartig enge Beziehungen, so gesteht „Economist" ei«, seien darru anaetan. aucb'in Krieas-
zeiten fest zu bleiben. Was die Verkehrsbedingungen im Verhältnis zu den Südoststaaten angehe, so könne Deutschland seinen Handel fast völlig auf der Eisenbahn abwickeln, fern von U-Booten, Blockade und hohen Verficherungssätze». Man könne dessen gewiß sein, daß Deutschland, wo immer seine Interessen gewahrt werden müßten, auch für die notwendigen Eisenbahnwaggons zum Transport der Ware sorge. Außerdem dürfe man die Donau als Transportweg nicht vergessen. Der Verkehr auf der Donau nähme einen ungehinderten Verkauf und werde noch durch besonders schnelle Motorboote beschleunigt.
Die Amerikaner bleibe«
Washington, 14. Nov. Ein Beamter des Staatsdepartements erklärte, die Vereinigten Staate« beabsichtigten nicht, ihre Truppen aus Nordchina zurückzuziehe». Die Vereinigten Staates hätten zur Zeit 1500 Mann in Nordchiua, die ans Schanghai, Peiping und Tientsin verteilt seien.
Französische Truppen sollen NorLchina verlassen
Tokio, 14. Nov. Der französische Botschafter überreichte dem japanischen Außenminister eine Note, der zufolge Frankreich einen Teil seiner Truppen ans Nordchina zurückziehen werde.
PaffiverWiderstand gegerrbrttischeVedrücker
Unruhen in den indischen Nordwestproviuze«
Rom, 14. Nov. Die Proklamation Gandhis, England die kalte Schulter zu zeigen und passiven Widerstand zu leisten, hat im indischen Volk die richtige Seite getroffen. Wie die römische Zeitung „Teuere" aus Simla meldet, sind die indischen Nordwestprovinzen in großer Unruhe, die von den dortigen Stammeshäuptlingen mit antienglischer Propaganda genährt und in die gewünschten Bahnen geleitet wird. Auch die Plänkeleien an der Grenze haben wieder begonnen. Die englischen Bhörden zeige» sich höchst beunruhigt und lasten Massenverhaftnngeni» den größeren Zentren vornehmen. I» Bombay sind bei einer Versammlung 100 Gandhi-Anhänger verhaftet worden, woraus das Kongreßkomitee mit einem heftigen Protest geantwortet hat.
Abendempfaug beim Generalgouoerneur
In der Krakauer Burg empfing Reichsminister Dr. Frank, der Generalgouverneur für die besetzten Gebiete, die ersten Gäste. Links fern Stellvertreter, Reichsminister Dr. Seyß-Jnquart.
(Presse-Hoffmann, Z.-M.-K.)
, i
-