2. Seite Nr. 287

Ragolder TagblattDer Gesellschafter'

Dienstag, den 1t. November 193S

Die deutsche Wirtschaft im Kriege

Sie greife« znm Verbreche« Eingeständnisse der erfolg­losen Blockade Der deutsche Augenhandel wird fortgesetzt Die ersteKriegsanleihe" 6,18 Milliarden RM. Steuern im 3. Vierteljahr Aufbau im Osten Noch stärkerer Druck auf die Neutralen

Es war keine Kriegshandlung, die das Gesicht dieser elf­ten Kriegswoche prägte, sondern ein gemeines, niederträch­tiges Verbrechen. Der ruchlose Attentatsanschlag auf den Führer am Abend des 8. November im Bür­gerbräukeller hat im ganzen deutschen Volk eine einzige Stimme der Empörung gefunden. Die Spuren dieses Atten­tats weisen in das Ausland. Allzu genau deckt sich das von Premierminister Chamberlain angegebene offizielle Krisgs- ziel Englands mit den Mordaufforderungen der internatio­nalen jüdischen Clique, als daß hier keine Verbindung be­stehen sollte England greift zum Verbrechen. Das bedeutet das Attentat von München.

Ein größeres Eingeständnis seiner Schwäche kann es allerdings gar nicht geben. Es ist kein Zufall, daß Eng­land schon jetzt zu solchen Mitteln greift. Militärisch ver­mag es nach Polens Ende nichts zu unternehmen, und wirt­schaftlich hat sich die Blockade, auf die man so große Hoff­nungen setzte, bereits jetzt als erfolglos herausgestellt. Die englische Presse bringt Ueberschriften wieEnglands Blockade schädigt England"; die Unterhaus-Debatten über die Butter- und Speckversorgung zeigten Englands Nöte ebenso deutlich wie die dauernden Klagen über den Herrn Wirrwarr, der Handel und Wandel völlig lähmt. Selbst Männer wie der französischen Vlockademinister, der ehe­malige französische Finanzminister Saint Germain,.und in England Herr Lloyd George, geben offen die Erfolglosigkeit der Blockade zu. Herr Churchill muß nach Paris fahren, um den französischen Bundesgenossen zu beschwichtigen und sich die Hilfe der beiden französischen SchlachtkreuzerStraß- bourg" undDunkerque" zu erbitten, die neben den bereits schwer beschädigten englischen SchlachtkreuzernHood" und Repulse" sowie derRenown" die einzigen sind, die es an Schnelligkeit und Armierung mit den deutschen 10 000 Tonnen-Panzerschiffen aufnehmen können. Herr Churchill befürchtet also offenbar weitere Schläge Deutschlands gegen die britische Schiffahrt im Atlantik. Allein eine Gefähr­dung der Oelversorgung Englands würde genügen, um seine Lage verhängnisvoll zu gestalten. Das sind die bisherigen Wirkungen der englischen Blockade.

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Sie sollte doch aber den deutschen Außenhandel zum Er­liegen bringen und alle Einfuhren nach Deutschland unter­binden! So las man es vor dem 1. September. Inzwischen merkt man wohl auch in England, daß der deutsche Handel trotz der Blockade fortgesetzt wird. Das merkt der englische Geschäftsmann, wenn seine durch die englische Bürokratie verärgerten Auslandskunden ein­fach zu den deutschen Lieferanten übergehen; das merken die Neutralen, wenn sie zu ihrem Erstaunen feststellen, daß Deutschland ihnen sogar Waren liefert, die zum unmittel­baren Kriegsbedarf gehören. Der einstmals so viel bespöt­telte schwerfällige deutsche Handelsverkehr mit seinen vie­len Formalitäten erweist sich heute als wesentlich wendiger, schneller und zuverlässiger als die umständliche bürokratische Ausfuhrkontrolle Englands mit ihrer Vielzahl von Kompe­tenzen und ihren dauernden Widersprüchen. Das ginge alles noch, wenn den Engländern die Hoffnung bliebe, daß die Blockade wenigstens in Zukunft wirksam werden könnte. Nun, Adolf Hitler hat ihnen ja bereits gesagt, daß Deutsch­land selbst für einen fünfjährigen Krieg gerüstet ist. Außer­dem stellt John Bull nun endlich auch die Ueberlegungen an, die wir ihm bereits vor Kriegsbeginn vorgehalten haben. Von den acht Feindstaaten (Großbritannien, Frank­reich, Südafrikanische Union, Kanada, Aegypten, Irak, Australien und Neuseeland) wurden im Jahre 1938 nur 12,4 v. H. der deutschen Einfuhr und 14,6 v. H. der deutschen Ausfuhr bestritten. Diese Ausfälle sind bei der im Kriege selbstverständlichen Einschränkung zweifellos zu entbehren. Bedeutsamer ist allerdings der Anteil der neutralen Ueber- seemärkte. Nord- und Südamerika bestritten immerhin 26 v. H. der deutschen Gesamteinfuhr und etwa 15 v. H. der deutschen Eesamtausfuhr. Dem steht aber gegenüber, daß der deutsche Handel mit diesen überseeischen Gebieten keineswegs gänzlich unterbunden ist, da es immer noch die mannigfachsten Wege über andere Staaten für uns gibt, und zum zweiten ist der Handel mit den übrigen Ländern, zu denen uns England die Verbindung nicht abschneiden kann, noch wesentlich erweiterungsfähig. Das gilt insbeson­dere für Sowjetrußland, aber auch für einen großen Teil der anderen neutralen Länder, die ja in manchen Erzeug­nissen einfach auf die deutschen Lieferungen angewiesen sind, wie beispielsweise mit Kohlen. Es dämmert also in Eng­land allmählich, daß die Blockade tatsächlich keine wirksame Waffe mehr ist und auch niemals mehr werden kann. Denn unser Handel mit den Kontinentalländern wird naturgemäß von Monat zu Monat größer, aber nicht kleiner werden.

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Noch unerfreulicher wird für England das Bild bei Be­trachtung der finanziellen Seite. Nur schlecht ge­lingt es der englischen Presse, die Besorgnis zu verhehlen, daß die Lohn- und Preisschraube, die sich bereits zu drehen beginnt, zu einer Inflation führen könnte. Das Pfund will sich nach wie vor nicht erholen. Unter diesen Umstän­den stellt man sorgenvolle Betrachtungen darüber an, ob die Lage für die Auflegung einer ersten Kriegsanleihe bereits reif ist, oder ob man noch etwas damit warten soll. Wir haben dagegen unsere ersteKriegsanleihe" bereits hinter uns. Zwar handelt es sich dabei nicht um eine Anleihe des Staates, wie im vorigen Kriege, sondern um die Anleihe der Deutschen Reichsbahn in Höhe von 500 Miiionen RM. Diese hinsichtlich der Gewinnchancen wesentlich ungünstiger ausgestattete Anleihe als die erste Kriegsanleihe des Jah­res 1914 wurde trotz des Fehlens jederpatriotischen" Pro­paganda an einem einzigen Tage überzeichnet! Gleichzeitig war der Kapitalmarkt in der Lage, neue Jndustrieanleihen aufzunehmen, wie die 25 Millionen RM der Rheinisch- Westfälischen Elektrizitäts-AG.

Das ist das Verdienst der vorangegangenen deutschen Finanzierungspolitik. Der Staat ist nicht wie 1914 auf Anleihen angewiesen. Mit 6,18 Milliarden NM. waren die Reichssteuereinnahmen im dritten Vierteljahr 1939 bereits ganz erheblich höher als in der gleichen Zeit des Vorjahres mit 4,63 Milliarden NM. Und das, obwohl die Kriegszuschläge aus die Einkommensteuer und die be­kannten Eenußmitiel erst im letzten Atonal des Viertel­jahres (September) in Erscheinung traten. Die Schätzung Staatssekretär Reinhardts von etwa 24 Milliarden RM. für 1939 dürfte also noch erheblich übertroffen werden. Die

nächsten Monate müssen ja infolge der Kriegssteuern noch wesentlich höhere Erträge bringen. Die Finanzkraft der deutschen Wirtschaft erweist sich damit in Kriegszeiten als zuverlässig und stark, kein Wunder, denn siearbeitet" ja wie im Frieden.

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Zeichen wirtschaftlicher Stärke sind für den objektiven Beobachter auch die großzügigen Aufbaumaßnahmen im Osten. Die Errichtung der Hauptreuhandstelle Ost auf An­ordnung des Eeneralfeldmarschalls wird den Aufbau in Polen in den richtigen Einklang bringen mit den Erforder­nissen der deutschen Wirtschaft. Im Warthegau wie im Gau Danzig und ebenso in Ostoberschlesien steht die deutsche Verwaltung, die durch die Ernennung von Reichsminister Frank zum Eeneralgouverneur ihre Spitze erhalten hat.

In Posen, Bromberg und Lodz wurden die Reichskredit­kassen bereits in Reichsbankstellen mit einer ganzen Reihe von Reichsbanknebenstellen umgewandelt. Zwei leistungs­fähige Strecken stehen für die Verbindung mit Ostpreußen bereits wieder zur Verfügung. Die wichtige Kohlen­magistrale ist ebenfalls bereits in Betrieb genomemn, und auch auf der für den Verkehr mit Rußland wichtigen Durch­gangslinie PosenWarschauBrrst-Litowsk rollen bereits wieder die Züge. Mitten im Kriege fand das Deutschland Adolf Hitlers Zeit und Kraft, die deutschen Hochschulen in Prag, ebenso das deutsche Ständetheater wieder in deutsche Verwaltung zu übernehmen. Zielbewußt planvolles Han­deln in Deutschland, Wirrwarr und Planlosigkeit in Eng­land. Das ist der Unterschied zwischen dergelenkten" Wirt­schaft Deutschlands, in der alles nach dem Willen der Füh­rung geschieht und der sogenanntenfreien" Wirtschaft Englands, in der wildgewordene Bürokraten herumkom­mandieren, ohne in der Lage zu sein, dem profitgierigen Händler- und Schiebertum sein Handwerk zu legen.

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England sieht keinen anderen Ausweg als einen immer stärkeren Druck auf die Neutralen. Rücksichtslos kapert es ihnen die Schiffe weg und versucht mit allen Mitteln, die Regierungen zu zwingen, daß sie ihren Handel mit Deutsch­land so gut wie gänzlich einstellen. Das ist verbrecherisch, schreien die Neutralen, aber sie find selbst mit schuld daran, denn warum haben sie sich nicht von vornherein schärfer gegen Englands Seeräubermanieren zur Wehr gesetzt. Die englische Weltherrschaft war immer eine Seeräuberherr­schaft, das heißt eine Herrschaft, die auf der Verachtung von Gesetz und Recht beruht, und sie ist es auch jetzt siehe das Verbrechen von München. P. B.

Württemberg

Stuttgart, 13. Nov. (Opfer des Verkehrs.) Am Sonntagabend sind in der Cannstatter Straße eine 37 Jahre alte Frau und ihre 12 Jahre alte Tochter beim Ueber- schreiten der Straße von einem Personenkraftwagen an­gefahren worden. Die Frau erlitt eine Gehirnerschütterung und Brüche beider Oberschenkel, das Mädchen einen Bruch des rechten Unterschenkels. Beim Verlassen der Straßen­bahn wurde ein jüngerer Mann von eniem zu nahe an -der Haltestelle vorbeifahrenden Kraftwagen erfaßt und «twa 20 Meter weit geschleift. Er erlitt Kopfverletzungen und einen Bruch des linken Unterschenkels. In der Neckar­talstraße in Bad Cannstatt fuhr ein Personenkraftwagen einen Radfahrer von hinten an. Verletzungen am Hinter­kopf und eine Gehirnerschütterung waren für den Rad­fahrer die Folgen.

Verstärkter KdF.-Sport in den Betrie­ben.) Wie der Gauobmann der DAF., Schulz, anläßlich einer Unterredung mitteilte, sollen im Nahmen des ver­stärkten Betriebssports mehr Sportlehrerinnen eingestellt werden. In der Betriebsarbeit kommt dem körperlichen Ausgleich gesteigerte Bedeutung zu.

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Ludwigsburg, 13. Nov. (50 Jahre an einem Arbeitsplatz.) Der bei der Firma Heinrich Franck Söhne in Ludwigsburg beschäftigte Gustav Reichert aus Asperg konnte aus eine 50jährige ununterbrochene Tätigkeit im Dienste der Firma zurückblicken. In einer schlichten Feier wurde der Jubilar durch die Betriebsführung und die Gefolgschaft geehrt und beschenkt.

Backnang, 13. Nov. (Arbeitsdienstlager.) In dem hiesigen Arbeitsdienstlager, in dem bis Ende Oktober Angehörige des männlichen Reichsarbeitsdienstes unter- gebracht waren, sind am Montag 40 Arbeitsmaiden ein- gczogen. Sie werden den Bauersfrauen und kinderreichen Müttern eine wertvolle Hilfe bedeuten.

Laupheim, 13. Nov. (Tödlich verunglückt.) Als auf einer hiesigen Baustelle eine Anzahl Leute mit Balken­tragen beschäftigt war, wechselte kurz vor dem Abwurf des Balkens ein Mann mit dem Tragen auf die andere Schul­ter. Dadurch kam er bei dem Abwurf unter den Balken zu liegen. Dabei wurde ihm der Schädel zertrümmert, jo daß er auf der Stelle tot war.

Böhringen bei Neu-Ulm, 13. Nov. (Kind tödlich verbrüht.) Das dreijährige Töchterchen der Familie Knoll in der Ulmer Straße fiel in ein Gefäß mit kochendem Wasser. Es erlitt derartige Verbrühungen, daß es trotz sofortiger lleberführung ins Ulmer Krankenhaus nicht mehr gerettet werden konnte.

Winnenden. 13. Nov. (Todesfall.) Die Schriftstellerin Kornelie Lechler ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Sie, hat zwei Bände Tiergeschichten herausgegeben. Die köst­lichen Erzählungen der weithin geschätzten Verfasserin machten bei alt und jung viel Freude. Kornelie Lechle* war auch Mitarbeiterin von Jugendzeitschriften; ihr gol­dener Humor war bekannt.

Heidenheim, 13. Nov. (Aus einer Schule wurde ein Krankenhaus.) In welch vorbildlicher Weise in unserem Gau die rückgewanderten Volksgenossen aus den geräumten Westgebieten betreut werden, zeigt sich u. a. in einem Hilfskrankenhaus, das für Rückwanderer in einem Schulgebäude in Heidenheim eingerichtet wurde. Eine Anzahl schon älterer Frauen und Männer sowie einige Kinder haben darin Aufnahme gefunden. Aus dem frühe­ren Musikraum der Schule wurde ein Tagraum für die Kranken, im Zimmer des Schulvorstandes wurde km« Sprechzimmer des leitenden Arztes und einer Aerzti» ein­gerichtet. Die Lehrküche der Schule war wie geschaffen als Küche für die Krankenhausinsassen und aus einem Gym­nastik-Saal wurde ein wohnlicher Raum für die Schwestern. Sogar der Chemie- und Phyfiksaal steht im Dienst der Rückwanderer. Dort ist jetzt das Laboratorium des Kran­kenhauses untergebracht. Wie groß die Arbeit für Aerzte und Schwestern ist, geht schon jetzt daraus hervor, daß bei­spielsweise der iünaste männliche Patient 68 Jahre zählt. >

während der älteste schon vor dem 90. Geburtsjahr steht. Wie sehr aber dieser aufopfernde Einsatz von den Rück­wanderern geschätzt wird, zeigt die Ueberzeugung der Betreuten selbst, die immer wieder dankbar betonen, daß mehr für sie wirklich nicht getan werden könnte.

Saulgau, 13. Nov. (Sturz von der Treppe.) Bei einem Sturz von der Treppe zog sich der 70 Jahre alte Braumeister Zinser eine schwere Gehirnerschütterung zu. Er wurde in bewußtlosem Zustand in das Krankenhaus verbracht.

Oberdorf, Kr. Friedrichshafen, 13. Nov. (Zwei Tote auf der Straßenkreuzung.) Am Samstagfrüh ereignete sich an der gefährlichen Kreuzung der Reichs- straße 31 FriedrichshasenLindau mit der Straße Tett- nangLangenargen ein schweres Verkehrsunglück, dem zwei Menschenleben zum Opfer fiel. Der 56 Jahre alte Gipser- nNnster Johann Straub aus Tettnang, der mit seinem Auto und einem kleinen Anhänger.sich auf der Fahrt zu einer Baustelle befand, stieß mit einem aus Ulm stammenden großen Lastkraftwagen zusammen. Der Zusammenprall war so heftig, daß der vordere Teil des Straubschen Autos wie eine Zündholzschachtel zusammengedrückt wurde. Straub und der mit ihm fahrende 30 Jahre alte Hilfsarbeiter Georg Gebhard aus Fünfehrlen wurden auf die Straße geschleudert. Während Gebhard sofort tot war, erlitt Straub so schwere Verletzungen, daß er aus der Fahrt ins Kran­kenhaus starb.

Wurzach, Kr. Wangen, 13. Nov. (Selbstentzün­dung von O e h m d.) In der Frühe des Samstag ent­stand auf dem 50 Morgen großen Anwesen des Bauern Franz Natterer in Reute ein Brand. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr gelang es dem tatkräftigen Bemühen des Bauern und seiner Familie, das Uebergreifen des Feuers auf den Wohngebäudeteil zu verhindern, dagegen ist der angebaute Stadel mit reichen Futter- und Getreidevorräten ausgebrannt. Das Vieh konnte gerettet werden, erstickt sind lediglich einige Tauben in dem abgeschlossenen Schlag. Da der Hof weit abgelegen und die Alarmierung der Feuer­wehr mit Umständen verknüpft war, konnte das Gebäude nicht mehr gerettet werden. Ursache des Brandes ist das Vorhandensein schlecht eingebrachter Oehmdvorräte.

Zuchthaus für gemeingefährlichen Brandleger

Ravensburg, 13. Nov. In der Nach: zum 9. Januar .1939 hatte es im Schopf des Landwirts Waldinger in Weißenau gebrannt. Herzhafte Männer, die gerade noch zur rechnen Zeit hinzukamen, griffen ein und erstickten das Feuer, bevor es größeren Schaden anrichten konnte. Den Brandstifter konnte man auf frischer Tat ertappen. Man hatte in ihm einen Gewohnheitsverbrecher ding­fest gemacht, der, wie sich jetzt in der Verhandlung vor der Gro­ßen Strafkammer beim Landgericht Ravensburg herausftellte, bereits 12 Brandstiftungen auf dem Kerbholz* hatte. Der Ver­brecher, der 37 Jahre alte Paul Schneider aus Oberzella, spürte, wie er angab, in sich den unwiderstehlichen Drang, bei feinen abendlichenSpaziergängen" und nachdem er den nötigen Alko­hol zu sich genommen hatte, Fenstervorhänge oder Reisig in offen- stehenden Schuppen anzuzünden. An den sprühenden Funken hatte er dann seine satanische Freude. Bereits 1930 hatte Schnei­der auf seinem unsteten Wanderleben durch Süddeutschland in Oberwolfach das Strohdach eines Bauernhauses angezündet, wo­bei das 200 Jahre alte wertvolle Gebäude niedergebrannt war. Als ihm der Boden zu heiß wurde, verlegte er den Schauplatz seiner verbrecherischen Neigungen nach Oberschwaben. Im Holz­schopf des Adolf Segelbacher in Bechlingen bei Tettnang ent­zündete er eine Matratze und brachte durch das Feuer das An­wesen und zehn kleine Kinder in ärgste Gefahr. Dann dünkte ihm auf der Straße von Meckenbeuren nach Ravensburg die Werk­statt eines Steinhauermeisters für seine Zwecke geeignet, glück­licherweise wurde auch dieser Brand bald entdeckt. Schließlich kam er nach Weißenau, wo man den Verbrecher dann endlich packen konnte. Das Urteil lautete auf vier Jahre Zuchthaus und verfügt die Einweisung in eine Heilanstalt.

Vade«

Niefern bei Pforzheim, 13. Nov. (Das zweite Todesopfer.) Das schwere Verkehrsunglück am Abend >es 20. September auf der Zufahrtsstraße zur Neichsauto- >ahn hat nun ein zweites Todesopfer gefordert. Nachdem mmals der Verkehrsteilnehmer Huttenloch aus Ncefern ,on dem Personenkraftwagen aus Mühlacker sofort tot jefahren worden war, ist der Karl Scherb von hier nun- nehr seinen Verletzungen erlegen.

Heidelberg, 13. Nov. (Bahnschranke durchsah- :e n.) In der Nacht fuhr in scharfem Tempo ein Kraft­vagen gegen die Bahnschranke in der Rohrbacher Straße, vabei durchschlug der Kraftwagen beide Bahnschranken. Oer Wagenlenker konnte in der Dunkelheit unerkannt ent­nommen.

Neustadt/Weinstraße, 13. Nov. (Ertrunken). Der !4jährige ledige Friedrich Freitag von hier stürzte m der stacht auf dem Wege nach Weidental, wo er beschäftigt oar, in den Speyerbach und ertrank. Erst am nächsten Norgen konnte seine Leiche geborgen werden.

Brühl bei Schwetzingen, 13. Nov. l <h ^ n l ä n - ) u n g.) Hier wurde aus dem Rhein eine männliche Leiche zeländet. Die Personalien stehen noch nicht fest.

Langenbrand, 13. Nov. (Altes Eintopfrezept.) stier wurde im Eemeindearchiv ein Eintopsrezept aus dem Zahre 1817 aufgesunden. Es handelt sich um einen Em- wpf, der in den Notjahren 1813 bis 1817 alsRumfortsche- Suppe" von der badischen Regierung empfohlen wurde. Das jweiseitige Rezept ist gut leserlich und wohl erhalten zeblieben.

Schlierstadt (Baden), 13. Nov. (Auf die Tenne ; es kürzt.) Der 73jährige Landwirt Ludwig Leix wurde ruf der Tenne im bewußtlosen Zustand von feinem Sohne zefunden. Der 73jährige war vom Scheunengebalk auf die

Armbruch davon.

Bergzabern, 13. Nov. (Eifersuchtstat.) Der 1908 geborene Fritz Bautz aus Heuchelheim lauerte hinter eniem Baum der 22jährigen Karolina Becker auf, die in Beglei­tung eines anderen jungen Mannes war. In seiner Elfer- sucht gab er aus einem Revolver einige Schüsse auf sie ab. Das Mädchen wurde verletzt, der Täter verhaftet und ins Landauer Gerichtsgefängnis eingeliefert.

Landan/Pfalz, 13. Nov. (V e r k e h r s u n f a l l.) Auf der Straße vpn Landau nach Impflingen, am sogenannten Jmpflinger Stich" wurde der Personenwagen des Karl Wendel aus Niederhorbach durch einen entgegenkommen­den Lastkraftwagen gestreift und zur Seite geschleudert. Da­bei erlitt Wendel so schwere Verletzungen, daß er kurz

darauf starb.