2. Seite — Nr. 262
Nagoldcr Tagblatt »Der Gesellschafter'
Mittwoch, de» 8. November ISS»
Krieges trüge« sie die Verantwortung, jene Verantwortung insbesondere, daß der jetzige in die Länge gezogen und unter der Verbrecherischen Behauptung geschürt werde, daß dieser Krieg um der Verteidigung der Demokratie willen geführt werde. Alledem entgegen stehe die Sowjetunion mit ihrem Friedenswillen und ! ihrem heißen Streben, eine schnelle Beendigung des Krieges her- ' beizuführen.
Auf wirtschaftlichem Gebiete führte Molotow einige ein- drucksvolle Ziffern über die Entwicklung der sowjetische» Produktion im Laufe der letzten Jahre an. Die gesamte Industrie der Sowjetunion habe gegenüber dem Vorjahr eine Mehrerzeugung von 14,4 Prozent zu verzeichnen, die Schwerindustrie allein 15 Prozent die Maschinenbauindustrie um 25 Prozent, die Rüstungsindustrie sogar um 45 Prozent. Für die Landwirtschaft gab Molotow bekannt, daß die diesjährige Getreideernte 6,5 Milliarden Pud, das sind 106 Millionen Tonnen, betrage, während die Erzeugung der speziellen landwirtschaftlichen Kulturen sich gleichfalls im Verhältnis zum Vorjahr erheblich gesteigert habe.
Molotow schloß mit der Feststellung, daß die Sowjetunion für die Feinde noch furchtgebietender, ihren aufrichtige« Freunden aber noch teurer geworden sei. Man könne nicht wissen, welchen außenpolitischen Prüfungen Sowjetrußland noch begegnen werde. Eines aber sei gewiß, daß die Verteidigungskräfte der Sowjetunion nicht geschwächt, sondern noch mehr und noch beharrlicher verstärkt werden würden. Der mächtige Quell der inneren Kräfte der Sowjetunion sei unversiegbar und die Feinde Sowjetrußlands müßten mit jedem Jahr immer ernsthafter mit dieser unbestreitbaren historischen Tatsache rechnen,
Phrasen als Rechtfertigungsversuch
Warum ging Australien in den Krieg Englands?
London, 7. Nov. Angesichts der scharfen Kritik, die die Kriegspolitik der Londoner Regierung im gesamten Empire findet, hat jetzt das englische Lügenministerium den ausstralischen Vertreter Casey an das Mikrophon bemüht. In einer Rundfunkansprache versuchte dieser, die Teilnahme Australiens an diesem Krieg der englischen Plutokratie zu rechtfertigen. Bezeichnend ist dabei, daß er zugeben mußte, daß „viele Ausländer" den Beschluß der australischen Regierung „schlecht verstanden" hätten. Er versuchte daher eine Antwort zu geben, kam aber dabei über die billigsten Phrasen nicht hinaus. So wußte er nicht mehr zu sagen als die pathetischen Worte, daß alle Mitglieder des Empire im Kriege stehen müßten, wenn der König im Kriege stehe.
Tagesbefehl an die Sowjetarmee
Woroschilow über den Freundschaftsvertrag mit Deutschland Kriegspolitik der Westmachte aufs schärfste verurteilt
Moskau, 7. Nov. Die Presse veröffentlicht den Heeresbsfehl des Kriegskommissars Woroschilow zum 22. Jahrestag der Oktober-Revolution. Darin wird eine Uebersicht über die Erfolge des Sowjetstaates während des letzten Jahres gegeben unter besonderem Hinweis auf den Einsatz der Armee bei der Besetzung der Westukraine und des westlichen Weißrußland.
Auch die Außenpolitik der Sowjetregierung wird in dem Heeresbefehl berührt. Die Beistandspakte mit den drei baltischen Staaten bezeichnet der Kriegskommissar als dauerhafte Basis des Friedens im östlichen Teil der Ostsee und in Osteuropa. Der Freundschaftsvertrag mit Deutschland wird ferner als unübertreffliches Instrument gerühmt, das den Interessen der beiden größten Staaten Europas diene. Dieser Freund- schastsvertrag ist, wie der Heeresbefehl betont, auf der dauerhaften Grundlage der gemeinsame« Interessen der Sowjetunion «nd Deutschlands aufgebant, und darin bestehe seine gewaltige Kraft. „Dieser Vertrag ist ein Wendepunkt nicht nur in den Beziehungen zwischen den beiden Großstaate», sondern er müßte sich auch aufs allerweseutlichjte auf die ganze internationale Lage answirken."
Eine neue starke Verurteilung findet die Kriegspokitik der West Mächte auch in dem Heeresbefehl Woroschilows. „Der europäische Krieg, dessen Anstifter und hartnäckige Fortsetzer England und Frankreich find, har sich, so heißt es in dem Heeresbefehl weiter, noch nicht zu einer verheerenden Feuersbrunst entfacht; jedoch tun die englischen und französischen Aggressoren, die den Frieden nicht wollen, alles dazu, um den Kriegsbrand zu verstärken und ihn auch auf andere Länder auszudehnen." Die Sowjetregierung dagegen wirke auf alle Weise mit an der Wiederherstellung des Friedens, den die Völker aller Länder wünschen.
Woroschilow schließt den Heeresbefehl mit der an alle Armeeangehörigen gerichteten Auffoderung, sich mit dem bereits Erreichten nicht zufrieden zu geben, sondern neuen Errungenschaften «ld »eueu Siegen zuzustrebe«.
Göring und Ribberrlrop
beim Empfang in der russischen Botschaft
Berlin, 7. Nov. Eeueralfeldmarschall Göring und der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop nahmen am Dienstag nachmittag an dem aus Anlaß des Jahrestages der Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken stattgefundenen ersten Empfang des ueuernannten russischen Botschafters Schkwarzew teil.
Forderungen Gandhis
Sofortige Wahl der Konstituierenden Bersammlung Indiens — Pandit Nehra stellt eine amtliche englische Erklärung richtig
Amsterdam, 7. Nov. Nach einer Meldung des Londoner Rundfunks soll Gandhi die sofortige Wahl der Konstituierenden Versammlung Indiens verlangt haben. Einzelheiten seien, wie der Londoner Rundfunk sagt, noch nicht bekannt. PauditNehru erklärte, der Zusammenbruch der Verhandlungen zwischen der britischen Regierung und den indischen Rationalisten sei auf die grundsätzlichen Gegensätze zwischen der britischen Regierung und -er Kongreßpartei und nicht, wie dies in einer englischen amtlichen Darstellung behauptet werde, zwischen der Kongreßpartei und der Moslem-Liga zurückzuführen.
Die Dominien sollen Englands Krieg zahlen
Rücksichtslose Ausnützung aller wirtschaftlichen Kräfte durch die Loudoner Kriegshetzerclique — Kredite» die nie zurückgezahlt werden
Berlin, 7. Nov. Der Deutsche Dienst schreibt: Die in London gegenwärtig stattfindenden Besprechungen von Vertretern der Dominien mit der britischen Reqieruna scheinen überwiegend den
Die württ. Äln-Varr-Gulen
Von Oberregierungsrat Wilhelm G s ch w e n d - Stuttgart
nsg. Der Regierungsanzeiger vom 2. November 1939 Skr. 126 enthält die Bekanntmachung des Kultministers über die Aufnahme in die württ. Aufbauschulen im Frühjahr 1940. Diese Bekanntmachung sowie verschiedene Anfragen aus Kreisen der Elternschaft geben Veranlassung, noch einmal auf die Bedeutung und das Lehrziel dieser Anstalten hinzuweisen.
Wir haben in Württemberg zur Zeit vier Aufbauschu- lenfürJungen(in Saulgau, Nürtingen, Nagold und Kün« zelsau) und zwei Aufbauschulen für Mädchen (in Markgröningen und Schwäb. Gmünd). Es ist in der Oeffent- lichkeit zum Teil noch zu wenig bekannt, daß diese sechs Anstalten sowohl was ihr politisches Ziel als ihren sozialen Charakter anbelangt, grundsätzlich als neue nationalsozialistische Schulen wie die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten und die Adolf- Hitler-Schulen zu betrachten sind und in ihrer besonderen Auf- Lauform wohl einzigartig im Reich dastehen. Aeußerlich entspricht der Lehrplan dem der höheren Schulen (Oberschulen) des Reiches. Während aber die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten in Württemberg ihren Nachwuchs aus . der höheren Schule (der Klaffe 2 der Oberschulen) erhalten, kommen die Jungmannen der Aufbauschulen grundsätzlich aus der Volksschule und zwar treten sie nach Besuch der 6. Volksschulklasse in die 1. Klaffe der Aufbauschule ein. Die Jungen und Mädel, dis also im Frühjahr des nächsten Jahres in die Aufbauschulen ausgenommen werden wollen, befinden sich jetzt in der 6. Klaffe der Volksschule. Nur in Ausnahmefällen werden auch Schüler der 6. Volksschulklasse ausgenommen. Die Aufnahme aus Klassen der Mittelschule ist ebenfalls möglich. Für die Aufbauschulen für i Mädchen gilt insofern eine besondere Regelung der Aufnahme, als diese auch Schülerinnen aus kleineren, nicht ausgebauten höheren Schulen aufnehmen können.
Die Jungmannen der Ausbauschulen haben sechs Schuljahre bis zur Reifeprüfung zurückzulegen. Der Lehrplan baut auf dem Volksschullehrplan auf und führt die Jungen unter starker Betonung der politischen Unterrichtsgebiete im engeren Sinne (Deutsch, Geschichte, Erdkunde und Leibesübungen) und mit normaler Berücksichtigung der naturwissenschaftlich-mathematischen Gebiete, zweier Fremdsprachen und der künstlerischen Erziehung zum Abschluß der Reifeprüfung. Die Mädchen erhalten eine ähnliche Ausbildung mit einer Fremdsprache und unter stärkster Betonung der Fächer des Frauenschaffens (Hauswirtschaft, Gesundheitspflege u. a.). Das Reifezeugnis der Aufbauschulen verleiht dieselbe Berechtigung wie das Reifezeugnis der Oberschulen. Die Jungen können also sowohl das Studium an der Universität als an der Lehrerhochschule ergreifen. Sie können selbstverständlich auch die Offizierslaufbahn oder jeden anderen beruflichen Weg einschlagen. Die Mädchen haben nach Ablegung der Reifeprüfung dieselben beruflichen Möglichkeiten, wie sie durch die Reifeprü- jfung an der grundständigen Oberschule hauswirtschaftlicher Form gegeben werden.
Was nun die württembergischen Aufbauschulen für unseren Gau bedeutsam macht und sie hervorhebt aus der Gruppe der Schulen mit Schülerheim, ist ihr ausgesprochen politischer und sozialer Charakter. Um das Leben dieser Anstalten mit der aktiven nationalsozialistischen Bewegung auf das enaste zu verbinden, bat der württemberaische Ministerpräsident
und SÄ.-Obergruppenführer Mergenthaler den Führer der SA.» Gruppe Südwest, SA.-Obergruppenführer Ludin, an maßgebender Stelle als Inspekteur der württembergischen Aufbauschulen eingesetzt. Die sportliche und politische Ausbildung der Jungen der Aufbauschulen wird zusammen mit dem Kultministerium von der SA. betreut. Die Anstalten werden so mit dem politischen Leben und der Tradition des politischen Kampfes der SA. eng verbunden. Selbstverständlich gehören alle Jungmannen und Jungmädel der HI. an. Der Dienst in den örtlichen Formationen sichert eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und HI.
Der soziale Charakter wird besonders deutlich, wenn man feststellt, daß die Erziehungsberechtigten verhältnismäßig nur geringe Kosten für die Erziehung und den Unterricht zu tragen haben. Das Anstaltsgeld, das erhoben wird, ist abgestuft nach den Einkommenverhältnissen der Erziehungsberechtigten und bewegt sich zwischen 120 und 420 RM. im Jahr. Mit diesen Mitteln werden die Kosten für Unterkunft, Uniformierung, Verpflegung und Unterricht abgegolten. Den Jungen und Mädchen werden vier Garnituren Uniformen (einschließlich der Sportausrüstung, der Stiefel u. a.) von der Anstalt gestellt. Mittellose Schüler erhalten völlige Freistellen. Auf Grund der gesammelten Erfahrungen darf man feststellen, daß unsere Aufbauschulen tatsächlich die sozialste Einrichtung auf dem Gebiete des Schulwesens unseres Gaues darstellen. Dem entspricht auch die Zusammensetzung der Schülerschaft. Im Schuljahr 1938 gehörten von rund 400 Schülern der Aufbauschulen 173 kinderreichen Familien an. Unverhältnismäßig groß ist der Anteil der Kinder aus Bauern- und Handwerkerfamilien aus dem Lande und kleineren Gemeinden. Die Verpflegung an den Anstalten ist ausgezeichnet. Eine geprüfte Haushaltsleiterin, die dem Anstaltsleiter zur Seite steht, sorgt für das leibliche Wohl der Jungen «nd Mädel. Eine gut eingerichtete Krankenabteilung ist in allen Anstalten vorhanden. Der Anstaltsarzt überwacht den Gesundheitszustand und die gesamte hygienische Gestaltung des Betriebs.
Das Anstaltsleben wird beherrscht durch das Ziel der Erziehung, junge, zielbewusste und vor allem politisch denkende deutsche Männer heranzubilden, die in den wissenschaftlichen Berufen ebenso brauchbar sind wie im praktischen Leben. Die Vormittage sind im wesentlichen dem Unterricht Vorbehalten. Die Nachmittage dem Sport und dem Arbeitsunterricht. Besondere Begabungen für naturwissenschaftliche Gebiete, für Bastelarbeit sowie künstlerische Neigungen werden sorgfältig betreut. Im Sommer und im Herbst gehen die Jungen auf größere Fahrten, j auf denen sie ihre Heimat und das größere Deutschland kenncn- lernen. Die Mittel für diese Exkursionen und Wanderfahrten werden von den Anstalten aufgebracht. Wer sich ein Bild vom Leben der Anstalten machen will, dem steht ein Besuch an einer der genannten Anstalten jederzeit frei. Nicht alle Anstalten konnten in neue Gebäude gelegt werden. Ein Teil dessen, was mit diesen neuen Aufbauschulen geplant ist, ist z. B. in der Anstalt in Künzelsau in dem dortigen wunderschönen restaurierten Schloß Wirklichkeit geworden: Dort ist unter Wahrung der Tradition des architektonisch Vorhandenen zugleich ein Dokument der Baugesinnung und des neuen erzieherischen Wollens unserer Zeit in musterhafter Weise geschaffen worden.
Fragen einer wirtschaftlichen Unterstützung des i Mutterlandes zu dienen. Es ist bekannt, daß die Londoner ! Stellen auf die Dominien große Hoffnungen als Lieferanten ! von Kriegsmaterial und Lebensmitteln setzen. Zu allen Zeiten hat es England verstanden, die Hauptlasten seiner Kriege auf andere Staaten abzuwälzen, und auch jetzt geht sein Streben wieder in gleicher Richtung. Ebenso wie im Weltkriege von 1914 sollen die Dominien auch für die jetzige europäische Auseinandersetzung materiell das Rückgrat des Mutterlandes bilden und dies um so mehr, als diesmal außer Frankreich keine anderen Bundesgenoffen zur Verfügung stehen. Es ist interessant, daß in diesem Zusammenhang der Hauptschriftleiter der kanadische« Zeitung „Financial Post" in einem Artikel hervorhob, daß Kanada neben den Lieferungen an Kriegsmaterial und Lebensmitteln noch eine weitere Verantwortung zu tragen habe, denn es werde die Rolle eines Bankiers für einen nicht unbedeutenden Teil der englischen Käufe übernehmen müssen, indem die kanadische Regierung England große Krediteeinräume. Das Ausmaß derartiger Kredite könne niemand Voraussagen, da es bei einer solchen Berechnung zu viele unbekannte Faktoren gebe
Aus einer derartigen Aeuherung, die sich auch in Londoner Zeitungen fand, ist eindeutig erkennbar, daß die katastrophale Abwertung des englischen Pfundes in ihren Auswirkungen sehr weit geht und offenbar die britische Kriegsfinanzierung ernstlich gefährdet. Kanada und naturgemäß auch die anderen Dominien sollen nun an diesem Gefahrenpunkt ein- springen. Zweifellos spielt dabei auch noch der Gedanke mit, aus diese Weise die britischen Auslandsanlagen wenigstens teilweise vor der Mobilisierung retten zu können. Die Dominien sollen zahlen, damit Englands finanzielle Stellung in der Welt noch einigermaßen gehalten werden kann. Es kann als ganz sicher angesehen werden, daß die Dominien dadurch in die gleiche Lage kommen wie die Vereinigten Staaten, die bekanntlich im Weltkrieg die großen Kreditgeber Englands waren und noch heute auf die Rückzahlung warten, lleberdies kann nicht unbeachtet bleiben, daß die Dominien neben solchen direkten Krediten umfangreiche indirekte Zahlungen für Englands Krieg zu leisten haben.
Der Sieg Deutschlands sicher
Interview mit Queipo de Llano
Buenos Aires, 7. Nov. Die Erklärungen des spanischen Generals Queipo de Llano bei seiner Ankunft in Italien, finden in der argentinischen Presse größte Beachtung. Die „Prensa" veröffentlicht auf der ersten Seite ein ausführliches Interview des römischen Ilnited-Preß-Vertreters. Der engste Mitarbeiter General Francos, welcher das neue Deutschland aus eigener Anschauung kennengelernt habe, faßte seine persönliche Ansicht dahin zusammen, daß der Sieg Deutschlands sicher und unabhängig von der Kriegsdauer sei. Das Deutsche Reich sei wirtschaftlich und militärisch für alle Möglichkeiten gerüstet. Die deutsche Luftwaffe sei doppelt so stark wie die Englands und Frankreichs zusammen, was die Gegner schon in kürzester Zeit zu spüren bekommen würden. Deutschland habe auch genügend Oelvorräte. Der Pakt mit Rußland als dem größten Rohstoffproduzenteu eröffne überdies ungeahnte Perspektiven.
Der Krieg werde nicht, so sagte der General weiter, aus ideologischen Gründen geführt, sonder« um die Entscheidung, ob England weiter — wie in den letzte« zweieinhalb Jahrhunderte» — die Welt beherrschen könne.
Berlverlmigsspene für Liegeuschasten gelockert
Berlin, 7. Nov. Durch Verordnung des Ministerrates für die Reichsverteidigung vom 31. Oktober 1939 ist die bisher auf Grund der Verordnung vom 1. September 1939 bestehende Der- wertungssperre für Liegenschaften und bewegliche Sachen in weitem Umfange gelockert worden. Auf Antrag des Erundstückeigen- tümers, des Schuldners oder des Gläubigers können die bisher einstweilen eingestellten Versteigerungsverfahren auf Grund der allgemeinen Vorschriften fortgesetzt werden, nur auf besonderen Antrag kann das Vollstreckungsgericht das Verfahren einstweilen eingestellt lassen, wenn dies im Interesse eines Beteiligten geboten erscheint. Die Verwertung beweglicher Sachen ist nunmehr wieder uneingeschränkt zulässig, soweit nicht die allgemeine Voll-- streckungsschutzvorschriften eingreifen.
Gustav Adolf-Gedenkfeier in Litzen
Kränze der Reichsregierung «nd der schwedischen Gesandtschaft
Lützen, 7. Nov. Wie alljährlich, fand auch jetzt wieder am 6. November in der Gustav-Adolf-Stadt Lützen eine würdige Gedenkfeier für den großen schwedischen König statt. In der Eustav-Adolf-Kapelle sprachen in einem Gottesdienst der schwedische Seemannspfarrer Nils Hultgard und der Lützener Superintendent D. Hagemeyer.
Danach versammelten sich die Teilnehmer am Eustav-Adokf- Denkmal vor der Kapellelzur Kranzniederlegung. U a. legten Regierungspräsident Dr. Sommer als Beauftragter des Reichsministers des Innern Dr. Frick einen Kranz namens der deutschen Reichsregierung nieder und der schwedische Oberst Julihn- Dannfelt als Vertreter der königlich schwedischen Eesandschaft in Berlin.
An den König von Schweden und an Reichsminister Dr. Frick wurden Erußtelegramme übermittelt. Wie in allen Jahren waren auch diesmal wieder von schwedischer und deutscher Seite zahlreiche Vertreter von Staat und Wehrmacht, Kunst und Wissenschaft erschienen
Aenderung des Vermögenssteuergesetzes
Berlin, 7. Nov. Der Reichsminister der Finanzen teilt mit: Im Reichsgesetzblatt wird eine Verordnung zur Aenderung des Vermögenssteuergesetzes vom 31. Oktober 1939 bekanntgegeben. Diese Verordnung enthält keine Erhöhung der Vermögenssteuer. Eine solche ist nicht vorgesehen. Die Verordnung regelt vielmehr für die zum 1. Januar 1940 bevorstehende Vermögenssteuerveranlagung mehrere Einzelheiten.
Als wichtigste sind die folgenden hervorzuheben: Für Juden wird kein Freibetrag mehr gewährt. Hinsichtlich der Familien- lermäßigung wird das Vermögenssteuergesetz dem neuen Einkommensteuergesetz angepaßt. Insbesondere werden neben den Kindern auch andere Angehörige berücksichtigt
Die Vermögenssteuerveranlagung gilt im allgemeinen für drei Jahre. Für Kinder, die erst nach dem Stichtage der Veranlagung geboren wurden, konnte bisher kein Freibetrag gewährt werden. Nach der jetzigen Regelung wird für neugeborene Kinder der Freibetrag schon von dem auf die Geburt folgenden Jahr ab gewährt.
Die Vermögenssteuer wird auf Grund der bevorstehenden Vei-j anlagung ab 1. April 1940 erhoben werden.