2. Seite Nr. 258

Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Mittwoch, den 1. November 1SS9

Deutschland unbesiegbar

Generaloberst von Brauchitsch über unser« heutige Sage

Berlin, 31. Okt. Der Oberbefehlshaber des Heeres, General­oberst von Brauchitsch, gewährte dem Hauptschriftleiter der ZeitschriftFreude und Arbeit" eine Unterredung, in der er einige an ihn gerichtete Fragen beantwortete.

Frage: Welcher Unterschied besteht, Herr Generaloberst, in militärischer Hinsicht zwischen der heutigen Lage Deutsch­lands und der des Weltkrieges?

Antwort: Wir find heute militärisch wesentlich stärker als vor 25 Jahren. Das gilt sowohl hinsichtlich der Bewaffnung und Ansrüstung als auch vor allem hinsichtlich der Ausnutzung der gesamten Wehrkraft des Volkes. Unsere auf den Erfahrun­gen des Weltkrieges aufgebaute Ausbildung sowie die Gliede­rung und Zusammenfassung der verschiedenen Waffengattungen haben sich im polnischen Feldzuge hervorragend bewährt. Die Errichtung des Westwalls, der stärksten Befestigungsanlage der Welt, hat es uns ermöglicht, das polnische Heer in kürzester Zeit zu vernichte«, ohne daß wir wie 1914 die Masse unserer Kräfte an mehreren Fronten zersplittern muhten. Jetzt haben wir den Rücke« frei «nd können ohne die Gefahr eines Zweisronten- Krieges der weiteren Entwicklung in überlegener Ruhe ent­gegensehe«.

Frage: Womit ist der überraschend schnelle Erfolg der deut­schen Wehrmacht im polnischen Feldzuge zu erklären?

Antwort: Mit der Ueberlegenheit der deutschen Führung und -es deutschen Soldaten und mit -er Güte der deutschen Waffen! Auf polnischer Seite versagten Führung und Organi­sation völlig. Der polnische Soldat hat sich vielfach zäh und hartnäckig geschlagen, war aber sowohl moralisch als auch in Ausbildung und Ausrüstung den deutschen Soldaten keines­wegs gewachsen. Er hätte seinen Widerstand ohne Zweifel noch eher aufgegeben, wenn er nicht, wie aus Gefangenenaussagen einwandfrei hervorgeht, über die militärische Lage auf das Gröbste belogen worden wäre.

Neben den über alles Lob erhabenen Leistungen der ein­zelnen am Einsatz beteiligten deutschen Truppen hat das vor­bildliche Zusammenwirken aller Waffen und besonders auch die engste Zusammenarbeit zwischen Heer und Luftwaffe wesentlich zu den raschen Erfolgen beigetragen.

Frage : Ist mit einer ähnlichen Wirkung der englischen Blockade wie vor 25 Jahren zu rechnen?

Antwort: Eine Wiederholung der Aushungerung, auf die unser menschenfreundlicher Gegner in erster Linie abzielt, ist aus zwei Gründen nicht möglich. Wir sind nicht wie 1911 bis 1918 von allen Seiten abgeriegelt. Wir sind in der Lage, de« Handel mit dem oft- und südosteuropäischen Wirtschatfs- raum fortznsetzen und »och weiter auszubauen. Wir haben uns «nherdem mit großen Vorräten, insbesondere an Getreide, ein­gedeckt und tun alles Erforderliche, die landwirtschaftliche Erzeugung in vollem Umfange auch im Kriege ausrechtzuerhal- ten und sogar noch zu steigern. Auch unsere alten Korn- und Fleischkammern Posen und Westpreuhen werden uns von großem Nutzen sein. Für die Bestellung mit Wintersaat ist gesorgt.

Die englische wirtschaftliche Kriegsführung wird allerdings die neutralen Staaten wieder schwer treffen. Deutschland wird sein Möglichstes tun, durch Lieferungen ihre Leiden zu mildern. Es bedarf allerdings auch einer energischen Selbsthilfe der Neutralen gegen die englische Wirtschaftsblockade.

England wird sich über unsere heutige wirtschaftliche Kraft täuschen. Ich glaube, daß die gegenwärtige Lage Englands mehr gefährdet ist als die unsrige.

Frage: Was erwarten Sie, Herr Generaloberst, von der deutschen Arbeiterschaft im Kriege?

Antwort: Ich habe schon Lei meiner Rede in den Rhein- Metall-Werken betont, daß die nationale und soziale Geschlos­senheit des deutschen Volkes auch in schweren Tagen ihre Prüfung bestehen wird. Heute kann ich sagen, daß die Kame­radschaft zwischen deutschen Arbeitern und deutschen Soldaten sich bereits in den ersten Kriegswochen hervorragend bewährt hat. Die deutsche Arbeiterschaft, die auch ihre Arbeit in der Heimatfront als Soldatentum auffaßt, hat mit eiserner Dis­ziplin an dem ihr zugewiesenen Platz ihre Pflicht erfüllt. Wir haben damit der Welt den Beweis liefern können, daß Deutsch­land nicht nur die besten Soldaten, sondern auch die besten Arbeiter hat. Ich bin überzeugt, daß die deutsche Arbeiterschaft auch weiterhin in nationalsozialistischem Geiste ihre Pflicht erfüllen wird.

Indien erneut vergewaltigt!

Der Eegenfchlag des britischen Imperialismus

Amsterdam, 31. Okt. Reuter meldet, daß der britische Gouver­neur von Madras den Rücktritt des von der Indischen -Kongreßpartei gebildeten Ministeriums angenom­men hat. Der Rücktritt des Ministeriums war bekanntlich als Protest gegen die kürzliche Erklärung des britischen Vizekönigs über die Zukunft Indiens erfolgt. Wie Reuter weiter berichtet, wird der britische Gouverneur einenAusschuß" ernennen, der aus drei britischen Mitgliedern der Zivilverwaltung bestehen ifoll, um die Regierungsgeschäfte weiter zu führen. Man kann stich leicht vorstellen, mit welchen Gefühlen dieserAusschuß" von -der indischen Bevölkerung, die für ihre Unterdrücker in den Krieg gehen soll, ausgenommen wird. Die Provinz Madras Mird von nun an unter vollständiger Ausschaltung der indischen Vertreter regiert werden. Die Briten denken nicht im Traum Daran, mit den Indern weiter zu verhandeln, umeine fried­liche Bereinigung der strittigen Punkte" zu erzielen. Wie istberall, greifen sie auch hier sofort zu Gewalt, um ihre impe­rialistischen Interessen durchzusetzen.

Richtlinien des faschistische» Regimes bleibe»!

. Die römische Presse zur Umbesetzung der Ministerposte«

Rom, 31. Okt. Die weitgehende Umbesetzung hoher Regie­rungs- und Parteiftelleu steht im Mittelpunkt der römischen Abendpresse. Die Zeitungen erklären, den zurückgetretenen Kameraden seien nach faschistischem Brauch ebenso wertvoll« und tatkräftige Kameraden gefolgt. Die abtretende Garde habe, wieTribuns" betont, die ihr vom Duce anvertrauten Auf­gaben mit voller und leidenschaftlicher Hingabe erfüllt und sei nun an neue, ebenso wichtige Posten berufen worden, was die Gewähr biete, daß die unabänderlichen Richtlinien des Regimes mit eiserner Stetigkeit befolgt würden. Italien werde die von diesen Kameraden in schwierigen Augenblicken geleistete Arbeit sowie ihr vorbildliches Wirken und ihren mutige» Einsatz bei der Eroberung des Imperiums und im spanischen Krieg nicht vergessen, den mancher von ihnen aktiv mitmachte. Besonders ^herzliche Worte findet das Blatt abschließend für die achtjährig« Überaus erfolgreiche Tätigkeit von Parteisekretär Minister 'Etarace sowie die Leistungen des Ministers für Volksbildung

Alfieri, der die italienischen Journalisten" in kameradschaftlicher Meise unterstützt und geführt habe.

«Keine Möglichkeit. Deutschland z« zerschlagen"

Die Ansicht eines früheren englischen Mitglieds der Inter­alliierten Rheinlandkommijsion

Renyork, 31. Okt. An Bord des USA.-DampfersVlackgull" traf der britische Ingenieur William Eeorgi, seinerzeit Mitglied der Interalliierten Rheinlandkommission, mit seiner vier­köpfigen Familie aus London ein. Er wollte den Kriegsgefahren in England entgehen und wird sich dauernd in den Vereinigten Staaten niederlassen. Eeorgi erklärte, alle hätten ihn bei seiner Abreise beneidet. Zahlreiche Engländer würden gern in die Vereinigten Staaten übersiedeln, wenn sie ihren Besitz nach Amerika schaffen könnten. Er wisse nicht, wie England den Krieg Lberstehen werde, aber er sei sehr besorgt.Seit Ruß­land Deutschland mit Vorräten versorgt, haben England und Frankreich meiner Meinung nach keine Möglichkeit, Deutschland ,u zerschlagen."

Me lange bleibt Frankreich defensiv?

Frankreich wartet» bis die englischen Truppen vorn sind"

Belgrad, 31. Okt. Der militärische Mitarbeiter derPolitika" meint, daß Frankreich allein keine Initiative ergreifen wolle. In den beiden ersten Weltkriegsjahren hätte es nämlich fast allein die ganze Last an der Westfront tragen müssen und sie mit blutigen Opfern bezahlt. Frankreich wünsche keine Wiederholung dieser Verhältnisse und verhalte sich so lange defensiv, bis eine genügende Zahl englischer Divisionen an der Front sei.

Verletzungen der belgischen Neulri»!M

Sluch die Engländer werfen Hetzschriften über neutralem Boden ab

Brüssel, 31. Okt. Die lleberfliegung belgischen Gebietes durch ausländische Flugzeuge häufen sich in letzter Zeit wiederum. Me erst jetzt bekannt wird, wurden am vergangenen Samstag­nachmittag viele Tausende von englischen Flugschriften auf belgischem Gebiet und zwar in der Nähe von Thimister und Hombourg gefunden. Die Flugschriften enthielten nach den Mel­dungen desPeuple" eineAntwort auf die letzte Rede Hitlers".

Am Montagnachmittag wurde Namur von einem auslän­dischen Flugzeug überflogen, dessen Nationalität nicht festgestellt werden konnte. Die belgischen Luftabwehrgeschütze nahmen die Maschine unter Feuer und zwei belgische Jagdmaschinen nahmen die Verfolgung auf. Nach Pressemeldungen soll das Flugzeug aus nordwestlicher Richtung, das heißt also von England her, gekommen sein.

Wieder 36 ermordete Volksdeutsche arrf- gefunden!

Posen, 31. Okt. Wie dasPosener Tageblatt" meldet, ist das verbrecherische und aufhetzende Treiben des britischen Geheim­dienstes in Polen wieder einmal erschütternd in Erscheinung getreten. Von der Zentrale für die Gräber ermordeter Volks­deutscher sind auf einer weiteren Bergungsfahrt in den letzten Tagen erneut 30 ermordete Volksdeutsche ausfindig gemacht worden. Auch bei diesen bedauernswerten Opfern handelt es sich um Angehörige des Verschlepptenzuges, der am 3. September Schroda verlassen mußte.

Nach dem gegenwärtigen Stand der Erhebungen wurde dieser Verschlepptenzug in der Gegend von Tuliszkow von der Begleit­mannschaft verlassen. Der Zug versuchte in mehreren Gruppen, sich in die Heimat durchzuschlagen. Aber die Mehrzahl dieser Gruppen fiel schon nach kurzer Zeit polnischen Soldaten und verhetzter polnischer Landbevölkerung zum Opfer. Teils wurden sie zu mehreren, teils einzeln umgebracht, beraubt und ver­scharrt oder vorläufig noch weiter verschleppt, um dann später ermordet zu werden. Nur einige wenige Gruppen erreichten über Kolo und Kutno bei Lowicz die Freiheit.

Die Suche nach den übrigen Mitgliedern dieses Zuges ist durch das waldreiche Gebiet in der Umgegend von Tuliszkow außerordentlich erschwert. Durch Militärstreifen, Hinweise heim­gekehrter Verschleppter und durch Verhöre unter der einheimi­scheil Bevölkerung konnten bisher die Gräber von 30 ermor­deten Volksdeutschen ausfindig gemacht, die Leichen geborgen, ihre Identifizierung versucht und ihre Einsargung und vor­läufige Beisetzung auf Friedhöfen durchgefllhrt werden. Für die völlige Verwahrlosung der polnischen Bevölkerung zeugt ein Massengrab von sieben Ermordeten auf einem schon bestellten Felde bei dem Dorfe Kiszewy. Die Toten waren hier in beson­ders schamloser und sadistischer Weise beraubt, so daß ihre Identifizierung außerordentlich erschwert ist.

Wir besuchen ein Beutelager im Westen

NDZ. Berlin, 31. Okt. (PK.)

In dem Vorraum eines Bahnhofes ist reiches Kriegsmaterial aufgehäuft, das den Franzosen bei ihrem Rückzug in der ver­gangenen Woche abgcnommen wurde. Da liegen Maschinen­gewehre, Gewehre, Helme, Gasmasken, Körbe voll scharfer Pa­tronen, Flügelminen, Kartuschen, Feldflaschen, Brotbeutel, Zelt­bahnen und vieles andere mehr. Täglich wird neue Beute zu­getragen.

Sieh da! Eben wird wieder eine Kiste Eier-Handgranaten hereingebracht. Schwupp, schon hat sie unser Truppsührer ge­sichtet, ein Weltkriegsteilnehmer mit dem EK I und anderen Kriegsauszeichnungen. Er ist Spezialist im Entschärfen von Eierhangranaten und erteilt vorne bei der kämpfenden Truppe gern kostenlosen Unterricht über die praktische Verwendung dieser handlichen Dingerchen. Uebrigens eine dankbare Nebenbeschäfti­gung, denn die Kenntnis der gegnerischen Waffen kann nur von Nutzen sei; erst vor drei Tagen hat ein Kameras, der seine Muniton restlos verschossen hatte, sich durch die Verwendung der soeben erbeuteten französischen Eierhandgranaten aus einer sehr gefährlichen Lage gerettet, und wieder ein anderer hat beim Sturmangriff dem fliehenden Feind dessen eigene Handgranaten nachgeworsen, nachdem er ebenfalls seine« Vorrat aufgebraucht hatte.

Ein lehrreiches Beispiel frü alle Frontkämpfer, die mit dem Feind in Berührung kommen!

DerCher irr llMfriedeveu" wächst

Lebhafteste Kritik der englische« Öffentlichkeit an de« bürokratische« Kriegsmatznahmen der Regierung

Amsterdam, 31. Okt. Di« verschiedenen Maßnahmen, die die britische Regierung auf dem Gebiet der Kriegswirtschaft, des Luftschutzes usw. getroffen hat, stoßen immer wieder auf leb-

§ haste Kritik ii^ der englischen Öffentlichkeit. So bemängelt der !Daily Expreß" vor allem die hohen Ausgaben, die der Luft­schutz verursache. Die Löhne, die für voll im Luftschutz Tätige gezahlt werden, drohten ein solches Ausmaß anzunehmen, daß sie um 10 Millionen Pfund über dem Sold der Marine, uni 13 Millionen Pfund über dem der Armee und um 27 Millionen j über dem der Luftwaffe lägen. Das Blatt fordert, daß dem Einhalt geboten wurde und daß der ganze Luftschutz auf eins freiwillige Basis gestellt werde. Demgegenüber erhalte das Ernährungsministerium seinen großen Stab an Kontrolleuren, der bereit sei, ständig die Qualität zu nivellieren oder die Preise zu steigern, während man am kleinen Angestellten zu sparen beginne. Unter den kleinen Geschäftsleuten hat die Regierungs- Verfügung, daß die Läden um 7 Uhr abends schließen müssen, lebhaften Unwillen ausgelöst. Ein Sonderkorrespondent des Daily Telegraph" hat eine ganze Reihe kleinerer Werkstätten in London besucht, die sehr wohl Rüstungsaufträge ausführen könnten, die man jedoch übersehen habe, und deren Maschinen heute still stünden. Darunter seien Leute, die während des Welt­krieges die Wehrmacht mit Material beliefert hätten. Die Daily Mail" wendet sich in ihrer Kritik besonders gegen die kriegswirtschaftlichen Maßnahmen und gegen die vielen Regie­rungskontrollen. Diese Wirrwarrstifter, diese Verkörperung des Amtsschimmels, so schreibt das Blatt u. a., erdrosselten den englischen Handel und die englische Industrie. Sie trieben die Preise herauf, schufen Arbeitslosigkeit und hemmten England in feiner Kriegsanstrengung. England könne des Sieges solange nicht sicher sein, wie diese Bürokraten nicht geschlagen seien.

Old Englands Wachsoldaten im Zivilmantel

Daily Herald" setzt seine Kampagne gegen den inWhite Hall" sitzendenHerrn Wirrwarr" unvermindert fort. Herr Wirrwarr habe sich, so schreibt das Blatt, gegen eine schwere ^ Anklage zu verteidigen: Die Soldaten der britischen Armee hätten keine Mäntel. Ueberall könne man britische Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett, Stahlhelm und brauner Uniform und darüber angezogenem Zivilmantel Wache stehen sehen. Es gebe ein merkwürdiges und unharmonisches Bild ab. Es gebe aber nicht nur eine Knappheit an Winter­mänteln für die britischen Truppen, sondern man sehe auch bereits einer Uniformknappheit entgegen. Beim Aus­bruch des Krieges habe es 20 Kleiderfirmen in England gegeben, die für die Herstellung von Uniformen und Mäntel geeignet gewesen seien. Diese Zahl habe man als ungenügend erachtet und 500 neue Schneiderfirmen ins Leben gerufen, ihnen, ungeachtet, ob sie die Arbeit auch bewältigen könnten oder nicht, große Aufträge zu geben. Das Kriegsministerium habe seine gesamten Tuchbestände auf die Schneiderfirmen verteilt. Der Höhepunkt aber sei, daß das Kriegsministeriüm einigen Schnei­derfirmen nur Uniformtuche und kein Futter und weiteres Zubehör und anderen wiederum nur Futter und Zubehör und keine Tuche geliefert habe. Daher all das Durcheinander!

England unter Papier begraben"

Unter der UeberschriftEngland unter Papier begraben" berichtet der Londoner Korrespondent desAmsterdamer Tele- graaf" über den seit Ausbruch des Krieges in England ent­standenen Ueberbürokratismus. Ein führender Kanadier, der während der letzten Wochen in der Lage war, die Arbeits­methoden der verschiedenen britischen Regierungsämter zu studieren, habe seine Eindrücke wie folgt zusammengefaßt:Es ist das vollkommenste Vorbild von gut orga­nisiertem Chaos, das ich je gesehen habe." Die­ses scharfe Urteil sei keine Uebertreibung, so fährt der Korre­spondent fort. Die wachsende Macht der Bürokratie werde von vielen Engländern als furchtbar empfunden. Außerdem säßen sich die vielen neuen Beamten einander selbst im Wege. Ein sehr gutes Beispiel, um dieses zu beweisen, gäbe die Konter­bande-Kontrolle von Schiffen ab. So habe man von einem neutralen Schiff gehört, das eine kleine Gütermenge an Bord hatte. Die Beantwortung der Frage auf Konterbande habe aber wochenlange Ueberlegungen verursacht. Jeder Tag im Kontroll- hafen habe die Reeder einige Hundert Pfund Spesen gekostet. Der Wert der Güter selbst habe dagegen ein paar Hundert Pfund auch nicht überstiegen, so daß der Kapitän schon bat, man möge endlich die Waren beschlagnahmen, denn dann könne er wenigstens mit seinem Schiff abreisen. Die schönste Erfindung aber, die sich die englischen Behörden geleistet hätten, sei das sogenannte Poolsystem. Gibt es in England eine Ware, die knapp geworden sei, dann bilde die Regierung einen soge­nannten Pool, in den alle Produzenten ihre Waren zu liefern hätten. Aus diesem Warenlager entständen dann Einheits­produkte. Die Bürokraten, so schreibt der Korrespondent ironisch, feien bereits schlimm genug, aber die Poolograten schössen den Vogel ab.

Winterflugplan der Deutschen Lufthansa

Berlin, 31. Okt. Am Mittwoch, den 1. November, tritt der Winterflugplan der Deutschen Lufthansa in Kraft. Erfreulicher­weise kann die Lufthansa gleichzeitig eine Reihe wesentlicher Verbesserungen und die Aufnahme weiterer Flugverbindungen melden. Zunächst fällt bei Betrachtung des neuen Flugplanes auf, daß werktäglich von Berlin aus nicht nur zwei Verbindun­gen nach Wien führen, sondern auch zwei Strecken nach Kopen­hagen zur Verfügung stehen. Ebenso hat Wien zwei Strecken nach Budapest. Hier verzweigen sich dann die Linien nach Ru­mänien, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei. Der neue Flugplan ermöglicht es, wieder in einem Tage von Deutschland aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Italien, Ungarn, Jugo­slawien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und die Türkei zu erreichen. In zwei Tagen kann der Luftreisende über München > und ab Rom unter Benutzung des italienischen Luftverkehrs­netzes nach Spanien und Portugal gelangen. Außerdem auch nach Afrika. Ueber.das nordeuropäische Lustverkehrsnetz gelangt man weiter nach Lettland, Sowjetrußland und Ainnlanu

Kleine RachrWen ««; all« Well

Eraudenzer Weichselbrücke ist fertig. Anstelle der gesprengten Eisenbahnbrücke bei Eraudenz versah bisher eine provisorische Pontonbrücke den Verkehr über die Weich­sel. Gleichzeitig wurden die Wiederherstellungsarbeiten an -er gesprengten Brücke ausgenommen, die aber noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden. Um jedoch den Zugver­kehr über die Weichsel bei Graudenz möglichst bald wieder in Betrieb nehmen zu können, machten sich die Eisnbahn- pioniere zu Beginn des Monats an die Errichtung einer Kriegsbrücke, die in 9 Meter Höhe und mit einer Länge von mehr als 1000 Metern über den Strom hinwegführt. Die Eröffnung dieser mit bewundernswerter Schnelligkeit! errichteten Eisenbahnbrücke wird am Mittwoch erfolgen.

Die finnische Abordnung wird in der gleichen Zusammen­setzung wie beim letzten Male am Dienstagabend wieder nach Moskau reisen. Diesmal bringt sie eine von der Regierung im Einverständnis mit den Führern der Reichs­tagsgruppen ausgearbeitete schriftliche Antwort mit nach, Moskau.