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Nr. 256
Mittwoch, äen 1. November 1939
113. Jahrgang
Große außenpolitische Rede Molotows
DNB. Moskau, 31. Okt. Die fünfte außerordentliche Tagung -es Obersten Sowjets der UdSSR, wurde Dienstagabend eröffnet
Drei wichtige Tatsachen haben, so führte Molotow aus, die Weltlage in den letzte« Monaten geändert: „In erste» Linie der völlige Umschwung in den Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion, der zur Herstellung einer dauerhafte« Freundschaft zwischen diesen beiden größten Staaten Europas geführt habe; 2. Die militärische Vernichtung Polens und der Zerfall des polnischen Staates; 3. Die Fortsetzung des Krieges zwischen Deutschland einerseits und England und Frankreich andererseits.
Mit sarkastischer Polemik behandelte der Sowjetrussische Regierungschef das von den Westmächten angeblich verfolgte Kriegsziel, nämlich die „Vernichtung des Hitlerismus". Dieses auch noch unter der Flagge der Demokratien verfochtene Kriegsziel der Wcstmächte nannte Molotow schlechthin verbrecherisch. Staatsideen wie die nationalsozialistische könne man ablehnen oder annehmen, sie jedoch zum Kriegsgrund zu erklären, sei sinnlos und verbrecherisch. Die wirklichen Kriegsziele der Westmächte bestünden denn auch in der Behauptung ihrer Weltherrschaft und in der weiteren ungestörten Ausbeutung ihrer Kolonialvölker.
„Unsere Beziehungen zu Deutschland haben sich, so erklärt der Redner, von Grund auf gebessert. Es ist eine praktische Zusammenarbeit erreicht und eine politische Unterstützung der deutschen Fricdcnsbestrebungen durch die Sowjetunion".
Unter Bezugnahme aus den deutsch-sowjetrussischen Freund- schasts- und Grenzvertrag hob Molotow nachdrücklich hervor, daß die deutsch-sowjetrussische Freundschaft sich bei der schwierigen Frage der Festlegung der Jnteressengrenzen auf dem Territorium des früheren polnischen Staates bewährt habe.
Die Sowjetunion verfolge den Kampf Deutschlands für die Beseitigung des Versailler Systems mit tiefem Verständnis» denn sie stände auf dem Standpunkt, dah „ein starkes Deutschland die unablässige Voraussetzung für den Frieden in Europa ist. Der Versuch der Westmächte dagegen, Deutschland in ein neues Versailler System hineinzuzwingen, sei gefährlich und könne für diese Staaten selbst mit dem Ruin enden.
Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Deutschland haben sich ferner, so fuhr Molotow fort, in einer Erneuerung der wirtschaftliche» Beziehungen zwischen beiden Ländern ausgewirkt. Durch die politische Freundschaft seien
Danzig, 31. Okt. In einer Feierstunde wies Reichsminister Dr. Fr ick den Gauleiter Förster am Dienstagnachmittag in sein Amt als Reichsstatthalter des Reichsgaues Danzig ein. 2m weiten Saal des ehrwürdigen reichsstädtischen Rathauses erwarteten den Reichsminister die in Danzig anwesenden Eauamtsleiter und Kreisleiter der NSDAP., die Vertreter der Behördendienststellen und die Führer der Wirtschaft und der Wehrmacht.
Der Reichsminister wandte sich in einer Ansprache an Reichsstatthalter Förster. Er erinnerte an den um Danzig geführten Kamps, den der Gauleiter zehn 2ahre lang so geführt habe, daß Danzig heute mit Stolz auf den Sieg blicken könne.
Dabei gedachte Dr. Frick der Männer, die mit dem Einsatz ihres Lebens die Stadt von den Polen befreit haben, und der Opfer aus ihren Reihen, die dieser Kampf gekostet hat.
Der Reichsminister wandte sich dann dem Aufbauwerk zu, das in den befreiten Gebieten zu leisten sei. Danzig habe den Ruhm, der Hebel für die Befreiung des ganzen deutschen Ostens gewesen zu sein, und es sei dem Gauleiter zu danken, daß es dazu gekommen sei. Schon am 1. September sei sowohl durchst Danziger Gesetz wie durch Reichsgesetz die Vereinigung Danzigs mit dem Reich verkündet worden. Mit dem 8. Oktober habe dann der Führer den Erlaß über die Verwaltung der deutschen Ostgebiete herausgegeben, in dem festgelegt worden sei, daß Danzig mit Westpreußen einen Reichsgau bilde, an dessen Spitze der Führer Gauleiter Förster als Reichsstatthalter berufen habe.
Dieser Erlaß des Führers sei durch den weiteren Erlaß vom 26. Oktober in Kraft getreten. Seit dem 26. 10. stehe also Gauleiter Förster als Reichsstatthalter an der Spitze des Neichs- gaues Danzig, wie ihn der Führer genannt habe. Der Reichsgau Danzig, erklärte Dr. Frick, sei nach dem Muster des Sude-, tengaues und der Reichsgaue der Ostmark aufgebaut. In diesem Eebiet, das neu ausgebaut werden müsse, das von einem Minden Volk heruntergewirtschaftet sei, sei die Tatkraft eines Mannes besonders erforderlich. Deshalb sei hier die Autorität des Reichsstatthalters noch stärker verankert als in dem Sudetengaugesetz.
Danzig werde Reichsgau, d. h. dieser Gau werde nicht einem Tande zugeteilt, sondern dem Reich und dem Führer unmittelbar unterstellt. Die Verwaltungsbehörden ^
hierfür die günstigsten Voraussetzungen entstanden. Mit den Wirtschaftsverhandlungen, die zurzeit durch die deutsche Kommission in Moskau und durch die sowjetrussische Kommission in Deutschland geführt würden, sei „eine breite Grundlage für di« Entwicklung des Warenaustausches zwischen der Sowjetunion und Deutschland geschaffen".
Bei der Schilderung der mit der Okkupation der Westukraine und des westlichen Weißrußlands verbundenen Ereignisse gab Molotow die Verluste der sowjetrusstschen Streitkräste bekannt, die bei der Besetzung dieser Gebiete verzeichnet wurden. An der weißrusfische« Front sind an Offizieren und Mannschaften 246 Gefallene und 503 Verwundete zu verzeichnen, an der ukrainischen Front 491 Gefallene und 1359 Verwundete, insgesamt also be- j lausen sich die sowjetrussischen Verluste aus 737 Gefallene und ! 1862 Verwundete. »
Auch die Kriegsbeute, die der sowjetrusstschen Armee in Ost- i polen zufiel, gab Molotow mit folgenden Zahlen bekannt: 966 Ge- s schütze, über 399 Flugzeuge, über 19 999 Maschinengewehre, s 309 999 Gewehre, eine halbe Million Patronen, eine Million s Artilleriegeschosse usw. i
Zusammenfassend sprach Molotow von der gewaltigen politi- s schen Bedeutung, die die Erwerbung der Gebiete des westlichen ^ Weißrußlands und der Westukraine für die Sowjetunion habe. Diese Gebiete umfaßten 196 999 Quadratkilometer und 13 Millionen Einwohner, darunter 4,8 Millionen Weißrussen und 8 Millionen Ukrainer. Die erst kürzlich durchgeführten Wahlen zu den Nationalversammlungen in der Westukraine und im westlichen Weißrußland hätten, erwiesen, daß neun Zehntel der Bevölkerung dieser Gebiete die Veränderung ihres politischen Schicksals begrüßen.
Den neuen Beziehungen der Sowjetunion zu den baltische» Staaten widmete Molotow einen besonderen Abschnitt seiner Rede.
Die Tatsache, daß Molotow es überhaupt nicht für nötig fand, die Beziehungen der Sowjetunion zu England und Frankreich zu erwähnen, fand stärkste Beachtung.
Nach der Rede Molotows nahm der Oberste Sowjet, unter Verzicht auf eine Diskussion, folgende Resolution an: „Der Oberste Sowjet beschließt aus Grund des Berichtes des Vor- ! sitzenden des Rates der Volkskommissare und Außenkommissars Molotow über die auswärtige Politik der Sowjetregierung, die I auswärtige Politik der Regierung gntzuheißen".
würden Reichsbehörden, die Beamten unmittelbare Reichsbeamte. An der Spitze dieses Reichsgaues stehe der Reichsstatthalter als Repräsentant des Führers und Beauftragter der Reichsregierung. Als Besonderheit für die beiden neue» Gaue Danzig und Posen sei vom Führer ungeordnet daß auch alle Sonderverwaltungen wie die Justiz- und Finanzverwaltung mit Rücksicht auf die Schwere der Aufgaben, die i» diesen Gebieten zur Lösung stünden, für die Uebergangszeit de» Aufbaues gleichfalls in die Behörde des Reichsstatthalters eiu- gegliedert werden, so daß es hier neben dem Reichsstatthalter keine gleichgeordnete Behörden geben werde. Der Reichsgau Danzig werde in die Regierungsbezirke Danzig, Marienwerder und Bromberg eingeteilt; auch die niederen Verwaltungsbehörden, für die Landräte sei angeordnet, daß ihnen alle Behörden derselben Stufe unterstellt seien. Der Führer werde selbst Gelegenheit nehmen, Gauleiter Förster als Reichsstatthalter zu vereidigen."
Reichsstatthalter Gauleiter Förster antwortete dem Reichsminister: Ich bin mir der großen Ehre, Statthalter des Groß- deutschen Reiches und des Führers zu sein, wohl bewußt. Ich verspreche, alles zu tun, um das Deutschtum in diesem Gau wieder herzustellen, hier ein Bauerntum anzustedeln, das wie immer der beste Beschützer dieses Grund und Bodens sein wird, eine Industrie aufzubauen, die den Gau zur Blüte bringt, und darüber hinaus alles zu tun, um hier ein kulturelles Leben erblühen zu lassen, das das Deutschtum in diesem Ga« in dtt ganzen Welt in alle Ewigkeit beweist."
Deförderung im Heer und in der Luftwaffe
von Witzleben Generaloberst
Berlin, 31. Okt. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat mit Wirkung vom 1. November 1939 befördert:
I« Heer: zum Generaloberst: den General der Infanterie von Witzleben, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe 2; >
zu Generalleutnanten: die Generalmajore: Körner, Frei- I Herr Grote, von Tiedemann, Groppe, :
zu Generalmajoren: die Obersten: Schlieper, Körner, j Meyer-Rabingen, Jaenecke,
zu Obersten: die Oberstleutnante: Dipl.-Jng. Heydenreich, Püchler, Beißwänger (Walter), von Albert i, Westhoven, Kistner, Dipl.-Jng. Müller (Gerhard), Dr. Kortü m, Berger (Hanns), Hartmann (Martin), Vogt (Walter), Henning (Felix), von Brause..
In der Luftwaffe: zum Generalleutnant: den Generalmajor Rüg gern,
zum Oberst: den char. Oberst Homb « rg, die Oberstleutnants Dembowski, von Tippelskirch, zum Oberst ( W.)>: den Oberstleutnant (W-) Mattner.
Aenderung in der Feldpostanfchrist
Angabe der Postsammelstelle fällt fort
Berlin, 31. Okt. Mit dem 1. November 1939 sällt i« der Feldpostanschrift die Angabe einer Postsammelstelle grundsätzlich fort. Die Anschrift enthält demnach nur «och Dienstgrad, Vor- und Zuname und Feldpostnummer. ''
Beispiel:
„An den Soldaten (Gefreiten^ Leutnant usw.) —
Franz Schmidt
Feldpostnummer 13875". (Diese Nummer ist nur ei« Beispiel.)
Die bisherigen Feldpostnummern bleiben weiterhin bestehen, soweit nicht durch den betreffenden Soldaten die Aenderung seiner Feldpostnummer mitgeteilt wird.
Bier feindliche Flugzeuge abge- schoffen
Berlin, 31. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Weste« Mischen Mosel und Pfälzer Wald schwache Artillerie- und Spähtrupptätigkeit. An den übrigen Teilen der Front keine besonderen Ereignisse.
Bier feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen.
Englischer 8VVV-Tonnen-Damp?er torpediert
Auch ein Fischdampser versenkt
London, 31. Okt, Der englische Dampfer „Malabar", 8VVV Tonnen, wurde von einem U-Boot im Atlantischen Ozean versenkt. Die Besatzung landete in einem Hafen Westenglands.
Aus Hüll wird gemeldet, daß der Fischdampfer „Saint Nidan" bei der Rückkehr von den Fifchereigründen versenkt worden sei, .wahrscheinlich durch feindliche Einwirkung. Die lököpfige Besatzung wurde gerettet.
Zwecklügen!
Großversuche durch Multip!«tionen
Berlin, 31. Okt. Die an sich bekannte Unzuverlässigkeit der von London und Paris ausgehenden Nachrichten ist durch die widersprechenden Meldungen über die militärischen Ereignisse im Westen in letzter Zeit besonders auffällig in Erscheinung getreten. Diese Falschmeldungen sollten den Schock ausgleichen, den die französische Öffentlichkeit durch die im Gegensatz zu früheren prahlerischen Hinweisen erfolgte Zurücknahme der französischen Truppen erhalten hat.
Diesem Zweck dienen vor allem die Behauptungen über angeblich große deutsche Verluste. Der französische Heeresbericht «ersteigt sich zu der Schätzung, daß die deutschen Verluste an Toten und Verwundeten allein während des 16. und 17. Oktober 200« bis 3000 Mann betragen hätten.
Das Oberkommando der Wehrmacht hat in seinem zufammenfaffenden Bericht über die Kampfhandlungen an der Westfront festgestellt, daß die deutschen Eesamtverluste durch feindliche Einwirkung an der Westfront seit Kriegsbeginn bis zum 17. Oktober 196 Tote, 356 Verwundete, 114 Vermißte sowie insgesamt 11 Flugzeuge betrugen. Diese Zahle« haben feit der Veröffentlichung des zusammensasiendeu Berichtes keine nennenswerte Veränderung erfahre».
Die „Schätzung" des französischen Heeresberichtes ist also reine Phantasie, die der gegnerischen Lügenpropaganda den Boden bereitet. Dasselbe gilt für die von der feindlichen Propaganda vorgenommene mehrfache Multiplikation der deutschen Flug- zeugoerlustc. Ebenso verhält es sich mit de« englischen Meldungen über Verluste der deutschen Kriegsmarine. Reuter hat bereits am 17. Oktober die lächerliche Behauptung verbreitet, daß etwa ein Drittel der deutschen U-Boote versenkt oder doch zum mindesten ernstlich beschädigt worden sei. Inzwischen sind von englischer und französischer Seite mehrfach einzelne Verluste deutscher U-Boote gemeldet worden. Demgegenüber ist die Tatsache festzustellen, daß die deutschen Verluste sich in sehr geringen Grenzen halten. Es nkuß, wie bereits amtlich hekanntgegebe« worden ist, mit dem Verlust von drei U-Booten auf Grund ihre« lange« Ausbleibens gerechnet werde«. Alles andere ist Lüge.
Dr. Frick übergibt äen Reichsgau Danzig