4. Seite — Nr. 24S
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Dienstag, de» 24. Oktober IgZg
Württemberg
Stuttgart. L3. Ott. (Verkehrsunfall e.) Am Freitagabend ist eine 13 Jahre alte Schülerin auf einen aus dem Gehweg vor einem Haufe der Neckarstratze stehenden Unbeleuchteten Handttiferwagen ausgelaufen. Das Kmd Erlitt dabei schwere innere Verletzungen. Es besteht Lebens- Hesahr. Am Samstagabend stießen aus der Kreuzung Tubm- Ler- und Römerstraße ein Straßenbahnzug der Lmre 1 un «in Bierfuhrwerk zusammen. Ein Straßenbahnwagen wurde park und das Biersuhrwerk leicht bZchadrgt- Der Lenker des letzteren, ein 63 Jahre alter verheirateter Brerfuhrer. erlitt Hautschürsungen und Prellungen. Vor emem Hause der Schloßstraße wurde in der Nacht zum Sonntag ern Fußgänger, ein 66 Jahre alter lediger Baumeister, von emem Personenkraftwagen angesahren, zog sich daber rechtst,S «inen Unterschenkel- und Unterarmbruch zu. Als der Per- -sonenkrastwagen bei diesem Unfall anhielt, fuhr ern wer- Mrer Versonenkraftwagen auf das haltende Fahrzeug aus.
LS.-Rettungsstellen. Der Polizeipräsident in Stuttgart gibt u. a. bekannt: Die erste Hilfe für die durch die Wirkung der Luftangriffe verletzten oder erkrankten Personen wird durch organisatorische Maßnahmen des Selbstschutzes (Reichsluftschutzbund) und des Sicherheits- un'v Hilfsdienstes stchergestellt. In jeder Luftschutzgemeinschaft stehen mehrere Laisnhelferinnen zur Verfügung. In vielen Fällen wird ihr Eingreifen ausreichen. Die Kräfte des Sicherheit- und Hilfsdienstes sind motorisiert, straff gegliedert und besonders ausgerüstet, so daß sie überall da eingesetzt werden, wo die Laienhilfe entweder nicht ausreicht oder anderweitige Behandlung erforderlich ist. Zum Sicherheit- und Hilfsdienst gehören die LS.-Sanitätstruppe und die LS.-Sanitätsabteilungen, letztere von Aerzten geführt. Ihre Aufgabe besteht im wesentlichen neben der ersten Hilfeleistung im Abtransport der Erkrankten und Verletzten von den Schadensstellen nach den Luftschutzrettungsstellen. Die Luftschutzrettungsstellen sind Einrichtungen der ersten ärztlichen Hilfe. Sie sind gleichmäßig über die ganze Stadt verteilt in der Weise, daß etwa in jedem Luftschutz-(Polizei-) Revier eine vorhanden ist; sie sind bei Angriffshandlungen ständig mit einem LS.-Arzt, drei Helfern und acht Helferinnen besetzt, mit 30 Betten versehen und mit Verbandmaterial, Arzneimitteln, Instrumenten, Krankenpflegegeräten und Wäsche gut ausgerüstet, so daß auch größere Anforderungen erfüllt werden können. Neben der ersten ärztlichen Hilfe wird hier auch die Entgiftung solcher Personen durchgeführt, die mit hautschädigenden Eelbkreuzkampfstoffen in Berührung gekommen sind oder der Begiftung mit solchen Stoffen dringend verdächtig sind. Bei Luftangriffen verletzte oder dadurch erkrankte Volksgenossen müssen die LS.- Rettungsstellen aufsuchen. Hier wird in diesen Fällen in der Regel die erste ärztliche Hilfe gewährt und nach erfolgter Behandlung entschieden, ob Weiterbehandlung in einem Krankenhaus erforderlich ist oder durch den Haus- oder Kassenarzt ausreichend ist.
Einmalige Einstellung in die Schutzpolizei
Stuttgart, 23. Okt. Auf Befehl des Führers stellt die Schutz- : Polizei infolge der ihr in Polen neu gestellten Aufgaben ein- ! malig eine größere Anzahl von ungedienten Wehrpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1909 bis 1912 und > eine beschränkte Anzahl aus oen Geburtsjahrgängen 1918 bis ! 19 2 5 ein. Die Dienstzeit bei der Schutzpolizei wird nach Maßgabe besonderer Bestimmungen auf die Wehrdienstzeit an- ' gerechnet.
Bedingung für die Einstellung: Volle U und Polizeitauglichkeit, Mindestgröße 170 Zentimeter (in Ausnahmefällen 168 Zenti
meter), einwandfreie Lebensführung. Auf das Lebensalter »Kd bei der Besoldung Rücksicht genommen. Merkblätter, die alles weitere enthalten, sind bei der nächsten Dienststelle der Schutzpolizei oder Gendarmerie, sowie bei jeder noch bestehenden Dienststelle der U erhältlich, wo auch jede Auskunft erteilt wird. Die Einstellungsgesuche können unter Beifügung eines selbstverfaßten Lebenslaufes und zweier Paßbilder bei jeder Polizei und Dienststelle abgegeben «»erden.
CteuerstekkLriese gegen jüdische SlÄerW-ttge
Stuttgart, 23. Okt. Gegen nachstehende Personen sind Steuersteckbriefe erlaßen worden: Dr. Hermann Israel Fleischer, zuletzt wohnhaft in Göppingen, zur Zeit in London. Geschuldete Reichsfluchtsteuer 122 365 RM.; Walter Israel Fleischer und dessen Ehefrau Ruth Magdalene Sara, geb. Lorch, zuletzt wohnhaft in Stuttgart, Dillmannstraße 12, zur Zeit in London. Geschuldete Reichsfluchtsteuer 110 900 RM.; Grete Sara Fleischer, geb. Katzauer, Ehefrau des Dr. Hermann Fleischer, zuletzt wohnhaft in Göppingen, zur Zeit in London. Geschuldete Reichsfluchtsteuer 16 250 RM.; Nathan Israel Rosenfelder, zuletzt wohnhaft in Stuttgart W, zur Zeit in Amerika. Geschuldete Reichsfluchtsteuer 11304.25 RM.; Max Israel Rosen - selber, zuletzt wohnhaft in Stuttgart, Charlottenstraße 12, zur Zeit in Amerika. Geschuldete Reichsfluchtsteuer 10 873.50 RM. Es ergeht die Aufforderung, die obengenannten Steuerpflichtigen, falls sie im Inland betroffen werden, vorläufig festzunehmen und sie unverzüglich dem Amtsrichter des Bezirks, in welchem die Festnahme erfolgt, vorzuführen.
Morgenfeier der SA.-Gruppe Südwest
Stuttgart, 23. Okt. Die diesmalige Sonntagmorgenfeier der SA.-Gruppe Südwest war getragen von der Idee des Opferganges, den jeder deutsche Soldat, wenn er von ihm gefordert wird, mit freudigem Herzen für sein Vaterland zu gehen gewillt ist. Diese Opfer- und Einsatzbereitschaft bis zum Tode kam in den zur Lesung gebrachten Gedichten von Heinrich Lersch und Baldur von Schirach erhebend zum Ausdruck. „Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen und „Tod ist der Sieg und nicht des Schicksals Rute" — das sind Worte, deren Sinn von Tausenden und aber Tausenden unserer toten Kameraden begriffen worden ist und deren Erkenntnis es ihnen leicht machte, in die Unsterblichkeit einzugehen. Dies spricht auch aus dem Abschiedsbrief, den ein Frontsoldat des großen Krieges an seine Eltern gerichtet hat und in dem es schlicht und selbstverständlich folgendermaßen heißt: „Obwohl mir der Abschied von Euch schwer fällt, werde ich doch freudig hinausgehen, weil es das Vaterland verlangt. Das Leben ist nicht das höchste Gut, wenn man mit ihm nicht einen Zweck verbindet. Nur das Leben für eine Idee und ein Ideal aber hat Zweck. In der Schlachtenreihe ist daher mein Platz. Wenn ich falle, so will ich als ein Held sterben. Ich bin nie feige gewesen. Ich erachte es für meine heiligste Pflicht, für mein Vaterland einzutreten. Meine Ruhestätte laßt auf dem Felde der Ehre sein, auf dem ich gefallen bin." Die Morgenfeier klang aus mit dem Gedenken an unsere großen Toten, wobei ihnen zu Ehren die von dem Streichquartett der SA.-Gruppe Südwest meisterhaft zu Gehör gebrachten unsterblichen Variationen über das Deutschlandlied von Josef Haydn intoniert wurden.
Mergentheim, 23. Okt. (Todesfall.) 2n Bad Mergentheim ist im 84. Lebensjahr Oberst a. D. Oskar v. Viel« gestorben. Er ist 1874 in das Grenadier-Regiment Nr. 123 eingetreten. Besonders verbunden war er aber mit den Olga-Grenadieren, in deren Reihen er 21 Jahre seiner aktiven Dienstzeit verbracht hat. 1907 bis 1909 stand er als Kommandeur dem Lanowebrbezirk Meraentheim vor. Noch
vor dem Eintritt des Weltkriegs machte sich Oberst v. Vielai in besonderem Maße verdient um die Einrichtung des Münsinger Truppenübungsplatzes. Im Kriege selbst wurde er als Bataillonskommandeur und stellvertretender Regimentskommandeur beim württembergischen Landwehr- Jnfanterie-Regiment 125 verwendet.
Jsny, 23. Okt. (Eine Erinnerung.) Vor 75 Jahren, am 23. Oktober 1865 legte eine Feuersbrunst 85 Häuser, darunter auch die Schule, in Schutt und Äsche. Das Feuer war damals nachts in einem Holzstadel ausgebrochen. 23 auswärtige Feuerwehren waren zur Bändigung des wütenden Elements zu Hilfe geeilt. Auch Militär aus Kempten war zur Hilfe entsandt worden. Die Zahl der obdachlos gewordenen Personen stellte sich auf 241.
Handel und Verkehr
Börsen
Berliner Börse vom 23. Okt. Die Börse begann die Woche in sehr ruhiger, aber auch in überwiegend freundlicher Haltung. Auf wenigen Märkten kam es zu lerchten Abschwächungen. Die Anleihemärkte lagen wieder freundlich.
Stuttgarter Börse vom 23. Okt. Die Börse war zum Beginn der Woche bei sehr geringen Umsätzen weiter freundlich. Bis auf eine Kursverringerung waren in kleinem Ausmaße Kursbesserungen, die jedoch nicht über 1 hinausgingen, festzustellen. Am Aktienmarkt notierten fester Dt. Linoleum plus 1124 Geld, Südd. Zucker 215 Geld und Verein dt. Oel 128 Geld ebenfalls je plus IG. Farben bei 157 Geld je plus 0,5 besser. Württ. Metallwaren bei minus 1 zu 139 angeboten.
Märkte
Stuttgarter Wochenmarktpreise vom 21. Okt. Großhandelspreise bei Abgabe an den Kleinhandel. Obst und Südfrüchte: Aepfel (Cox Orangen-Renette) und Prcisgruppe 1—5 50 Kilo 15—25, Kochäpfel 9—13, Falläpfel 5, Tafeläpfel ausl. 16—22, Birnen Preisgruppe 1—5 15—23, deutsche Pfirsiche 10—12, Spätzwetschgen 15—16, Weintrauben ausl. 27—29, deutsche Quitten 18—25, ausl. 22—24, Walnüsse 32—35 RM. Marktlage: Zufuhr in Obst genügend, in Gemüse reichlich. Nachfrage sehr lebhaft.
Ulmer Schlachtviehmarkt vom 16./17. Okt. Zufuhr: 1 Ochse, 41 Bullen, 54 Kühe, 17 Färsen, 831 Kälber, 97 Schweine. Preise für zL Kilogramm Lebendgewicht: Ochsen a) 44,5, Bullen a) 40-42,5, Kühe a) 41—42,5, b) 36-38,5, c) 23ch—32,5, d) 20—23, Färsen a) 43, b) 37-38,5, Kälber a) 60—65, b) 54-59, c) 30—50, Schweine a) 55, b 1.) 55, b 2.) 55. c) 54. d) 52. e) 49. Markt verlauf: Großvieh, Kälber und Schweine zugeteilt.
Vaihinger Wochenschmeincmarkt vom 21. Okt. Zufuhr: 130 Milchschweine. Preise: 28—36 RM. je Paar.
Oehringer Schweinemarkt vom 21. Okt. Zufuhr: 274 Milchschweine, 2 Läufer. Preise: Milchschweine 25—40 RM. je Paar.
Nördlinger Schweinemarkt vom 21. Okt. Zufuhr: 536 Milchschweine, 86 Läufer. Preise: Milchschweine 32—50, Läufer 80 bis 110 RM. je Paar. Verkauf: 500 Milchschweine, 36 Läufer.
Byliuger Schweinemarkt vom 21. Okt. Zufuhr: 199 Milchschweine. Preise: 12—17 RM. je Stück.
Ravensburger Vieh- und Schweinemarkt vom 21. Okt. Zufuhr: 3 Farren (verkauft 3), 10 Ochsen (6), 4 Kühe (2), 16 Kal- beln (9), 44 Anstellrinder (25), 410 Milchschweine (380). Preis«: Farren 280—380, Ochsen 460-680, Kühe 350—500, Kalbeln 360 bis 600, Anstellrinder 130-300, Milchschweine 13—22 NM.
Gestorbene: O. Friedrich Traub, Professor der Theologie und
Stiftsephorus i. R. 80 I., T ü b i n g e n.
, Druck und Verlag des „Gesellschafters": E.W. Zaiser, Inhaber s KarlZaiser ; Verantwortlicher Schriftleiter: Fritz Schlang ; Verantwort!. Anzeigenleiter: Oskar Rösch, sämtliche in Nagold Zurzeit ist Preisliste Nr. 7 gültig.
Unsere heutige Nummer umfaßt 8 Seiten.
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