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Nr. 248
Montag, äen 23. Oktober 1939
113.Jahrgang
Reichsminister Dr. Goebbels an Churchill
Der Reichspropagandaminister verlangt präzise Antworten auf präzise Fragen — Ein britischer Erzlügner vor dem Richterstuhl der Weltöffentlichkeit
„Die Welt fordert zu wissen, wer die „Athenia" versenkt hat"
Berlin, 22. Okt. Reichsminister Dr. Goebbels richtete Sonntagabend 20.15 Uhr im deutschen Rundfunk einige Fragen an den Ersten Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill. Er erhob diese Frage vor der breitesten Öffentlichkeit, weil er sie mit der Forderung verknüpfte, dag sie auch vor der breitesten Öffentlichkeit beantwortet werden.
Dr. Goebbels wies auf die genau belegten Anklagen im Fall „Athenia" hin die die deutsche Presse und der deutsche Rundfunk seit Tagen und Wochen gegen Herrn Winston Churchill erhebt ohne daß dieser persönlich antwortete. Er forderte präzise Antworten auf präzise Fragen. Herr Churchill ist der Angeklagte. Er steht vor dem Tribunal der Welt- öffentlichk eit und dies will mit uns wissen ob in Zukunft eine Figur seines Schlages überhaupt noch das Recht besitzt an die öffentliche Meinung zu appellieren. Und darum ergreife ich heute abend im Falle Churchill noch einmal das Wort.
„Der Fall „Athenia" ist, so erklärte Dr. Goebbels zum Schlüsse, nicht ausgftanden. Im Gegenteil, er ist ein Fall Churchill, und der Fall Churchill ist ein Fall England geworden. Hier geht es darum, ob ein überführter Verbrecher länger noch in seinem so hohen Amt geduldet werden kann, oder ob die Empörung der ganzen Weltmeinung nicht am Ende doch stärker ist als die Skrupellosigkeit eines notorischen britischen Lügners Darüber muß nun entschieden werden, und zwar zuerst von Ihnen und dann von England selbst. Wir warten auf Antwort. Antworten Sie schnell und gründlich! Machen Sie keine Ausflüchte und reden Sie nicht wieder an der Sache vorbei.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Sie nach Lage des Falles von jedem Gericht in der ganzen Welt für schuldig befunden würden. Nun stehen Sie vor dem Richterstuhl der Weltöffentlichkeit. Auch sie kann verurteilen, Herr Churchill, und sie wird verurteilen, Herr Churchill, und sie wird verurteilen, lauter und vernehmlicher als jeder andere Gerichtshof.
Sie sind nun mit dem Befund der Anklage bekannt gemacht worden. Wir haben Vorsorge getroffen, daß diese Anklage heute abend noch auf allen Aetherwellen in allen Sprachen in alle Länder der Erde geht. Und jetzt ist es an Ihnen, zu reden! Wir warten mit Spannung auf Ihre Antwort.
Der Angeklagte, der Erste Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill, hat nun das Wort."
(Wir kommen auf die Ausführungen des Reichspropagandaministers noch zurück).
Churchill, der „Atheriia«-Artillerrst
Amsterdam, 22. Okt. Nachdem durch die eidesstattlichen Erklärungen amerikanischer Augenzeugen einwandfrei festgestellt wurde, daß die „Athenia" durch britische Zerstörer im Auftrags des Ersten Seelords der britischen Admiralität, Winston Churchill, versenkt wurde, ist dieser, wie die „London Gazette" meldet, ehrenhalber zum Oberst der Artillerie ernannt worden.
ProteslentschlietzUW des Mischen NalionMNgreffes
London, 22. Okt. „Associated Preß" zufolge erklärte der Ministerpräsident der Provinz Bombay und Mitglied des indischen Nationalkongreffes, Kur, die gesetzgebende Versammlung befasse sich mit einer Entschließung, in der das Bedauern zum Ausdruck gebracht werde, daß England ohne Zustimmung des indischen Volkes Indien in den Krieg hineingezerrt habe.
Indische Kongretzpartei droht mit Kamps
Niicktrittsgesuche der Kongrehminister
Amsterdam, 22. Okt. Auch die Labour-Partei wendet sich jetzt in einer entrüsteten Erklärung gegen die Jndienpolitik der britischen Regierung. Die Labour-Partei habe „mit tiefem Bedauern", so heißt es, von der Haltung Kenntnis genommen, die die britische Regierung Indien und dem Krieg gegenüber einnehme. Die Labour-Partei sei „stets" dafür eingetreten, daß der Wunsch Indiens nach Selbstregierung -rfüllt werden müsse. Wie diese plötzliche Bereitschaft zu erklären ist, geht u. a. aus einer Meldung des „Daily Expreß" hervor, der mit allen Zeichen des Mißbehagens die Nachricht aus Neu-Delhi registriert, daß der Präsident der Kongreßpartei nunmehr auf die negativen Ausführungen des indischen Vizekönigs hin von den acht Ministern der Kongreßpartei die angekiindigten Rücktrittsgesuche erhalten habe. Die einzige Frage sei die, wann die Kongreßmitglieder zurückträten, und ob der Kongreß gegenüber der britischen Verwaltung eine neutrale Haltung einnehme, oder zum offenen Kampf übergehen werde
Bericht von der Westfront
Auch der Warndt-Wald von den Franzosen geräumt
Berlin, 21. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Lm Grenzgebiet zwischen Mosel und Saarbrücken an einzelnen Abschnitten der Front lebhaftere Artillerie- und Spähtrupptätigkeit.
Der Feind hat am Freitag auch das Waldgebiet „Der Warndt" westlich von Saarbrücken bis auf zwei dicht an der Grenze gelegene Höhen geräumt.
An den übrigen Teilen der Westfront bis auf schwaches örtliches Störungsfeuer der Artillerie Ruhe.
Wehrmachtsbrricht vom Sonntag
Berlin, 22. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Westen außer geringer Artillerie- und Spähtrupptätigkeit keine besonderen Ereignisse.
Steigende Erfolge deutscher Kriegsschiffe
in überseeischen Gewässer»?
Berlin, 22. Okt. Von Beginn des Krieges ab sind zahlreiche deutsche Seestreitkräfte außerhalb der heimischen Gewässer eingesetzt. Diese deutschen Ueber- und Unterwaffer-Streitkräfts haben auf allen Weltmeeren erfolgreich operiert und die von England zu ihrer Bekämpfung angesetzten Streitkräfte habe» nicht verhindern können, daß die Erfolge der deutschen Kriegsschiffe bei ihren Operationen außerhalb der heimischen Gewässer von Woche zu Woche anwachsen. Selbst englische Quellen melden allein in drei Tagen, nämlich vom 13. bis 15. Oktober, die Versenkung von sieben Dampfern mit 54 306 Tonnen Schisfs-
DNB. Moskau, 22. Okt. Die deutsch-sowjetischen Wirtschaftsverhandlungen in Moskau nehmen den erwarteten positiven Verlauf. Botschafter Ritter hat sich nach Klärung der einleitenden grundsätzlichen Frage» nach Berlin znrückbegeben, während die deutsche Delegation unter Führung des Gesandten Schnurre die Arbeiten mit der Sowjetregierung fortsetzt. I« den nächsten Tagen wird eine größere sowjetische Kommission unter Führung des Volkskommissars Tewosjan nach Deutschland abreisen, um die Fragen zu studieren, die mit der deutschen Ausfuhr nach der Sowjetunion Zusammenhängen.
Moskau durchschaut Englands Spiel
Trotz türkischem Pakt und dem englischen Nänkespiel die deutsch-sowjetische Freundschaft unerschütterlich
Moskau, 22. Okt. In der sowjetamtlichen „Jswestija" erschien am Samstag ein offenbar inspirierter Leitartikel, der eine überaus bedeutsame Auseinandersetzung mit dem englisch-französischen Beistandspakt enthält und zugleich ein neues Bekenntnis zur deutsch-sowjetischen Freundschaft
Die „Jswestija" nennt den englisch-französisch-türkischer Pakt ein Dokument von ernster politischer Bedeutung, dem ein um so größeres Gewicht zukomme, als zwei der vertragschließenden Seiten sich bereits im Kriege befänden. Die strategische Lage der Türkei erkläre wohl zu einem guten Teil das Interesse, das England und Frankreich zu diesem Paktabschluß veranlaßt und das schon jetzt den französischen General Weygand und den englischen General Wawel nach Ankara geführt hat. Aber eine Reihe von Tatsachen sprächen dafür, daß die Pläne der englisch-französischen Diplomatie über das direkte Abkommen mit der Türkei weit hinausgingen.
Das Ränkespiel England
Chamberlain selbst habe, so fährt die „Jswestija" fort, im Unterhaus erklärt, daß die Unterzeichnung des Paktes mit der Türkei infolge des Moskauer Besuches des türkischen Außenministers Saracoglu um mehrere Wochen hinausgeschoben worden sei in der Hoffnung, daß Saracoglu in Moskau „einen Parallel-Beistandsvertrag zwischen der Türkei und der Sow- ! jetunion zustandebringen werde. Dies sei jedoch nicht möglich I j gewesen, da die Bedingungen der Sowjetunion mit der Ver- '
raum. Es überrascht nicht, wenn die englische Presse versucht, diese Erfolge nach Möglichkeit totzuschweigen.
Wir sind in der Lage mitzuteilen, daß die Berluche an Handelsschiffe«, die Konterbande befördern, erheblich höher sind, als von England offiziell zugegeben wird. Darüber hinaus ist anzunehmen, daß sich die Tätigkeit der deutschen Seestreitkräste in steigendem Maße über alle Ozeane erstrecken und zu immer größeren Erfolgen führen wird.
Die Erfolge der deutschen Seekriegsführung in überseeische« Gewässern haben in London so stark beunruhigt, daß dort zur Beeinflussung der neutralen Schiffahrt mit der falschen Vehaup-s tung operiert wird, die Gefährdung der auf England fahrenden Handelsschiffe werde ständig geringer. Herr Churchill möchte dies als einen Erfolg des Geleitzug-Systems hinsteüen. Die Tatsachen zeigen, daß dieses Eeleitzug-System durchaus nichts so sicher arbeitet, wie Churchill behauptet. Im Gegenteil ist) die Unsicherheit des Geleitzugsystems gerade auch ^ in der neutralen Schiffahrt erkannt worden, da jeder, der sich unter englischen Waffenschutz begibt, der Waffenangriff genau so herausfordert, wie das feindliche im Convoy fahrende Schiff.
Anerkennung für heldenhaften Einsatz
Einführung eines U-Bootkriegsabzeichens 1939
Berlin, 22. Okt. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, hat folgende Anordnung getroffen:
Ich ordne hiermit für die U-Bootbesatzungen der Kriegsmarine die Einführung eines U-Bootskriegsabzeichens an. Das Abzeichen wird durch den B. d. U. verliere«. Das Abzeichen kann allen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der vor dem Feinde tätigen U-Boote erlichen werden, die sich auf zwei oderi mehr Fahrten gegen den Feind bewährt haben. Von dieser Bedingung darf im Falle einer Verwundung abgewichen werden. Die Entscheidung über die Voraussetzungen zur Verleihung des Abzeichens trifft im Einzelfalle der B. d. ll. Das Abzeichen) wird am Rock, blauem und weißem Jackett, blauer und weißer) Meffejacke, an der Jacke, am lleberzieher und am blauen und' weißen Hemd auf der linken Brust, wie das U-Bootabzeiche«. des Weltkrieges, in und außer Dienst getragen.
pflichtung der Türkei gegenüber England und Frankreich nicht vereinbar waren. Hierzu schreibt das Blatt „Aus der Erklärung Chamberlains ergibt sich, daß die englisch-französische Diplomatie sich bestimmte Hoffnungen auf ein sowjetischtürkisches Abkommen gemacht hat. Die englische und die französische Presse schreibt, daß der englisch-französisch-türkische Vertrag „einen Prüfstein für die deutsch-sowjetische Freundschaft darstelle". Aus all dem ergibt sich, daß gewisse Kreise versucht haben, zwischen die Sowjetunion und Deutschland einen Keil zu treiben. Es ist ganz offensichtlich der mißlungene Versuch gemacht worden, mit Hilfe von parallelen Pakten zwischen der Sowjetunion und der Türkei einerseits sowie England, Frankreich und der Türkei andererseits die Sowjetunion in eine Kombination hineinzuziehen, die in erster Linie gegen Deutschland und unter Ilumständen gegen die Gegner Englands und Frankreichs im Mittelmeer gerichtet ist."
Die Sowjetunion habe jedoch, wie das Blatt mit beißender Ironie sestgestellt, das diplomatische Manöver der Westmächte beizeiten durchschaut, das sich gestützt habe auf die Spekulation mit der traditionellen Freundschaft zwischen der Sowjetunion und der Türkei. Mit nachdrücklichster Deutlichkeit schreibt die „Jswestija" dazu: „Die klare und entschlossene Haltung der Sowjetunion hat die durchtriebenen Pläne derjenigen zum Scheitern gebracht, die versuchten, zwischen Deutschland und der Sowjetunion wieder Feindschaft zu stiften".
Warnung an die Türkei!
Der in Ankara Unterzeichnete Pakt schaffe, so wird dann in dem Artikel weiter bemerkt, eine neue Lage im Mittelmeer. Die Sowjetunion als größte Schwarzmeer-Macht werde „aufmerksam alles verfolgen, was mit der Zufahrt ins Schwarze Meer im Zusammenhang steht". Die Interessen der Sowjetunion seien durch den englisch-französisch-türkischcn Pakt insofern zwar nicht direkt berührt, als die Türkei sich nicht zu einer Aktion verpflichtet habe, die sie in einen Krieg mit der Sowjetunion hineinziehen könnte; jedoch scheut sich die „Jswestija" nicht, eine sehr deutliche Warnung an die Türkei zu richten, indem sie ihren programmatischen Artikel mit folgenden Worten abschließt: „Der englisch-sranzösisch-tiirkische Pakt kann nicht als ein Instrument des Friedens betrachtet werden. Er legt davon Zeugnis ab, daß England und Frankreich die Türkei in den Umkreis des Krieges einbezoaen haben. Nach dem Vertrag
Die deutM-ruMEen Wirtschatts-
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Positiver Verlaufs—^Volkskommissar Tewosjan kommt nach Deutschland