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Nr. 247
Zamslag, äen 2l. Oktober 1939
113. Jahrgang
Oie Lage beäars keiner weiteren Klärung
Abwegige Vermutungen zum deutschen Wehrmachtsbericht über die Kampfhandlungen
an der Westfront
DNB. Berlin, 29. Okt. Der deutsche Wehrmachtsbcricht über den ersten Abschnitt der Kampfhandlungen an der Westfront wird von verschiedenen Zeitungen im Auslande mit der besonderen Betonung wiedergegeben, daß die Deutschen den ab- riickenden Franzosen nicht über die französische Grenze gefolgt seien. Man spricht in diesem Zusammenhang von Mutmaßungen eines „neuen deutschen Versuches", mit Frankreich ins Gespräch zu kommen und von Gerüchten, daß der französischen Regierung in den nächsten Tagen aus besonderem Wege ein neuer Vorschlag, mit dem Reich Frieden zu schließen, unterbreitet werden würde.
Zu diesen immer wieder an den Haaren herbeigezogenen Kombinationen über neue deutsche „Friedensbemühungen" stellen wir fest:
Der deutsche Wehrmachtsbericht über den Abschluß des ersten Abschnittes der Kampfhandlungen im Westen ist gegenüber den romanhaften Ergüssen der gegnerische» Berichterstattung eine sachliche Darstellung dessen, was an der Westfront tatsächlich geschehen ist.
Darin eine „Friedensossenfioe" sehen zu wollen, erscheint geradezu absurd. Die Lage bedarf keiner weiteren Klärung mehr. England und Frankreich haben die Friedenshand des Führers zurückgewiesen. Sie haben den Fehdehandschuh hingeworsen und Deutschland hat ihn aufgenomme«.
Englische Stimme gegen „KonfettiLrieg-
Amsterdam, 20. Okt. „Daily Expreß" richtet in einer redaktionellen Betrachtung einen Appell an das Kabinett Chamberlain zur unverzüglichen Einstellung des sogenannten „Konfettikrieges". Es sei sinnlos und koste nur unnötige Verluste, wenn man noch weiterhin die deutsche Bevölkerung durch englische Flugzeuge mit Flugzetteln „bombardiere" und gegen ihre Regierung aufwiegeln wolle. Das Blatt begründet seine Auffassung wie folgt: „Der von Hitler in Polen errungene militärische Triumph hat auf das deutsche Publikum eine stärkere Auswirkung als Druckschristen, in denen behauptet wird, daß Deutschland zu schwach sei, um den Krieg zu gewinnen."
„Mhenia"-Derbrechen erwiesen?
Die furchtbare Anklage gegen Churchill. — Britische Zerstörer versenken die „Athenia"
Berlin, 20. Okt. Das furchtbare Verbrechen, dessen Wmston Churchill vor aller Welt angeklagt ist. hat seine unwiderlegbare Bestätigung gefunden. Das verbrecherische Attentat, das gegen den englischen Dampfer „Athenia" ohne Rücksicht aus das Leben von Hunderten Menschen verübt wurde, um mit der Lüge von einem deutschen U-Boot-Angrisf Amerika in den Krieg gegen Deutschland zu ziehen, ist vor aller Welt enthüllt. Durch eine amtliche Untersuchung in den Vereinigte« Staaten wurde das ungeheuerliche Verbreche« erwiese«.
Es wurde durch eidliche Aussage» eines Bürgers der Vereinigten Staaten, der als Opfer der Katastrophe selbst einwand, freier Zeuge war, endgültig aufgedeckt. Danach haben am Mor-
„Deutschland in starker PofittoN-
Jtalienifche Stimmen zum Bericht von der Westfront
Mailand, 20. Okt. Der zusammensassende Bericht über den ersten Abschnitt der Operationen an der Westfront wird von der gesamten oberitalienischen Presse in großer Aufmachung auf den Titelseiten wörtlich wiedergegeben. „Popolo d'Jtalia" schreibt unter der lleberschrift: „Die französischen Truppen wieder über die Grenze zurückgejagt", daß nun der wirkliche Krieg beginne. Das deutsche Armeeoberkommando betone, daß die erste Phase der kriegerischen Aktion nunmehr zu Ende sei. Die Festigkeit und Sicherheit der Verteidigung längs der Siegfriedlinie, an welche die Franzosen nicht herankommen konnten, die prächtigen Aktionen der deutschen U-Boote, der wirksame Einsatz der Flugwaffe zeigten die starke Position, in welcher sich Deutschland im Westen befinde. Die „Stampa" hebt hervor, daß die deutschen Truppen an der französischen Grenze Haft gemacht haben.
Engländer rauben Gold und Post
von neutralen Schiffen
Brüssel, 20. Okt. Trotz verschiedener belgischer Proteste find die britischen Blockademaßnahmen gegen die belgischen und andere neutrale Schiffe bisher nicht nur nicht gemildert, sondern noch weiter verschärft worden. Ein Beispiel ist die Zurückhaltung des belgischen Kongodampfers „Elisabethville", der seit 4. Oktober, also schon seit über zwei Wochen, in dem englischen Kontrollhafen Weymouth interniert liegt. Vor wenigen Tage« wurde es einem kleinen Teil der Fahrgäste, die im Besitz von Pässen waren, gestattet, auf dem Wege über London und Folke- stone nach Belgien zurückzukehren. Dir übrigen Fahrgäste der „Elisabethville" sitzen noch heute im Hafen von Weymouth. Wie -die nach Belgien zurückgekehrten Fahrgäste der „Elisabethville" berichten, befinden sich auf der Reede von Weymouth ungefähr 30 andere neutrale Schiffe. Kaum war die „Elisabethville" am 4. Oktober, nachdem sie mit knapper Not einer britischen Mine entronnen war, in Weymouth eingetroffen, als ein britischer Marineoffizier das Schiff besuchte und als erstes die Funkanlage versiegelte. Am nächsten Tage wurden sämtliche Bord- -papiere und die Ausweise der Fahrgäste beschlagnahmt. Den Fahrgästen wurde verboten, mit dem Festland in Verbindung zu treten oder selbst durch Signale sich mit den anderen belgischen Schiffen zu verständigen. Auch jeder Bezug von Zeitungen oder Zeitschriften, selbst von englischen, wurde untersagt. Einige Tage später bestiegen mehrere britische Marineoffiziere, Matrosen und bewaffnete Marinesoldaten das Schiff, besetzten sämtliche Decks und begannen mit der Inspektion der Ladung. Ohne sich um die Fragen des Kapitäns zu kümmern, nahmen sie 227 Sack mit Gold und Postsendungen mit s i ch. Die Belgier glaubten optimistischerwsise, daß dies geschehe, um die Beförderung des wertvollen Goldes nach Belgien zu beschleunigen. Es handelte sich aber, wie die „Gazette de Liege" weiter berichtet, um einen „sanften Irrtum". Bis heute ist weder das Gold noch die Post in Belgien eingetroffcn, und niemand, selbst die zuständigen Behörden, haben die geringste Ahnung, was daraus geworden ist. Ein ähnliches Schicksal hatte der belgische Frachtdampfer „Piriapolis".
Die Heimat opfert
Die erste große Schlacht des Kriegswinterhilfsröerks ist geschlagen — die Reichsftraßensammlung des vergangenen Sonntags. Nach ihrem großen Erfolg, der ein einziges großes Ja des ganzen Volkes zum Aufruf des Führers verkörperte, bringt dieser Sonntag eine neue Etappe des Feldzuges der Heimat: den Opferfonntag.
Das Wort Opfer steht groß und verpflichtend über dem Siege der deutschen Waffen. Wenn wir in der Heimat es aussprechen, so entsteht vor unserem geistigen Auge das Bild der polnischen Schlachtfelder, auf denen die deutschen Truppen unter dem höchsten Einsatz von Blut und Leben für Deutschlands Ehre stritten, es entsteht das Bild unserer kühnen Marine und der deutschen Flieger, die in den letzten Tagen Sieg auf Sieg errangen. „Opfer" steht über den vielen Gräbern im polnischen Land, über den Gräbern der tapferen deutschen Soldaten und über den Gräbern der Volksdeutschen Brüder und Schwestern, die auf vorgeschobenem Posten im fremden Land bis zum letzten Atemzuge für ihr Deutschtum kämpften und einen grauenvollen Tod starben.
Und nun ist ein Tag da, der uns selbst, der die Heimat zum Opfer aufrust — zu einem kleinen Opfer nur, zur freudigen Spende für deutsche Volksgenossen, die ohne die Hilfe ihres Volkes Mangel leiden würden. Wir nennen dieses Opfer — und doch, was ist dies Opfer an Geld gegenüber den ungeheuren Opfer« an Blut und Leben, die für uns alle, für Deutschland gebracht wurden? Nichts als Dank, ein kleiner Dank, den wir unserem Volke, den wir dem Führer abstatten können.
Opfersonntag. Ein Tag, der ein ganz starker Aus- druck der unerschütterlichen inneren Gemeinschaft unseres Volkes sein soll. Sechs Jahre lang trug dieser Tag den Namen „Eintopfsonntag". An ihm saß symbolisch das ganze deutsche Volk gemeinsam um einen großen Tisch, und der Eintops wurde zum Sinnbild der Gemeinschaft, der Treue, des Füreinanderstehens. Im Kriege ist an die Stelle des Einiopfsonntages der Opfersonntag getreten. An ihm geben wir Spenden, damit auch der Aermste in Deutschland sich die Lebensmittel kaufen kann, die ihm auf seine Karten zustehen, damit auch in Notzeiten jeder einzelne Volksgenosse satt werde!
Auch der Opfersonntag ist eine Schlacht. Eine Schlacht, die zum Feldzug der Heimat gehört. So wie an Deutschlands Grenzen jeder Angriff seiner Feinde zerschellt, so prallen auch alle Angriffe auf die „innere Front" der Heimat ab, auf die unsere Feinde so große Hoffnungen setzten. Ein Volk, das so einmütig zusammensteht in Notzeiten, das Opfer zu bringen vermag und das in langen Jahren zusammengeschweißt ist zu einer unerschütterlichen Gemeinschaft — das hält auch den Stürmen des Krieges stand und weiß, wo seine Pflicht liegt.
Die Heimat tut ihre Pflicht, wie die Front an Deutschlands Grenzen ihre Pflicht tut. Und wir wollen uns mit unserem kleinen Opfer, mit dem wir nur einen Teil unseres Dankes abstatten können, würdig zeigen der großen Opfer, die von unseren tapferen Kämpfern jeden Tag gebracht werden — damit die Heimat geschützt sei, damit unsere Frauen und Kinder geschützt seien, damit Großdeutschland lebe!
Wir alle wollen am Opfersonntag opfern.
gen nach der Katastrophe drei britische Zerstörer, um die Spuren von Churchills Verbrechen zu beseitigen, die noch nicht gesunkene „Athenia" bombardiert und versenkt.
Auf die näheren Einzelheiten der Darstellungen der amerikanischen Presse, die die eidlichen Zeugenaussagen des USA.- Mrgers Gustav Anderson bringt, kommen wir zurück.
Die Schriftleitung.
Der Heeresbericht
Keine besondrrsn Ereignisse an der Front
Berlin, 20. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Westen trat nach Abschluß der Kämpfe im Grenzgebiet südostwärts Saarbrücken wieder Ruhe ein. Abgesehen von örtlicher Artillerie- und Spähtrupptätigkeit auf der ganzen Front keine besonderen Ereignisse.
Ta-en deutscher N-Boote
London meldet Verlust zweier weiterer Frachtdampfer
Amsterdam, 20. Okt. Die Heldentaten deutscher U-Boote stehe« weiter im Mittelpunkt der Berichterstattung der Londoner Blätter. Ferner meldet die Londoner Presse in größter Ausmachung die Versenkung der beiden britischen Schisse „Ssorkshire" (10183 Tonnen) und des Frachtdampfers „City of Fandalay" (7629 Tonnen). Die Blätter heben dabei hervor, daß die Besatzungsmitglieder der beiden Schisse gerettet worden seien.
Nie Giorikholmev
Neutralität und Unabhängigkeit betont
Stockholm, 20. Okt. Die Konferenz der durch ihre Staatsoberhäupter vertretenen nordischen Staaten in Stockholm, die 'am Mittwoch begonnen hatte, wurde am Donnerstag nachmittag mit Rundfunkansprachen der Könige von Schweden, Norwegen, Dänemark und Island und des Saatspräsidenten von Finnland abgeschlossen. In diesen Ansprachen brachten die Staatsoberhäupter die Solidarität ihrer Länder zum Ausdruck sowie den Willen zur unbedingten Neutralität und endlich den Wunsch, der Krieg, „der schwer aus den Interessen der Neutralen liegt, möge bald einer friedlichen Zusammenarbeit Platz machen". Der finnische Staatspräsident Kallio dankte außerdem den anderen Konferenzteilnehmern für diplomatische Unterstützung.
Auch die amtliche Verlautbarung über die Besprechungen der Außenminister der nordischen Staaten betont die enge Zusammenarbeit ihrer Länder und die Forderung auf Achtung der Neutralität. Auch die Schwierigkeiten, in die der Norden durch den von England inszenierten Krieg und durch die allen Völkerrechtsgrundsätzen traditionell hohnsprechende britische Kriegführung gezogen wurde, wurden erörtert. Unterrichtete Kreise weisen hierzu darauf hin, daß die Nordländer dringend den Frieden wünschten und sich jeglicher Einmischung in den Konflikt der Großmächte enthalten wollte«.
.. Der äußere Rahmen der Konferenz war sehr festlich. Nach der Begrüßung der Gäste auf dem Flugplatz bezw. auf dem Bahnhof traten die Staatsoberhäupter und Delegationen am Mittwoch vormittag im königlichen Schloß zusammen. Nach einem feierlichen Gottesdienst gab König Gustav von Schweden im Schloß zu Ehren seiner hohen Gäste ein Ealadiner. Ansckiliekend
^önigskonserrenz
— Englisch-französisch-türkischer Pakt
huldigte die Bevölkerung Stockholms den Königen und dem finnischen Präsidenten. Am Donnerstag vormittag kamen dann die Staatsoberhäupter nach Abschluß der Außenminister-Besprechungen wieder im Schloß zusammen, um die Tagung mit den Rundfunkansprachen abzuschließen.
Die Stockholmer Presse stand völlig im Zeichen dieser beiden glanzvollen Tage. Man hat besonders eine Botschaft der kürzlich in Panama zusammengetretenen amerikanischen Staaten begrüßt, die der nordischen Konferenz ihre Grüße und besten Wünsche sandten. Bekanntlich sprach sich die panamerikanische Konferenz ebenfalls für Frieden und Neutralität aus, wie sie daraus folgernd auch gegen die brutale englische Vannwarenliste protestierte.
Englisch -französisch -türkischer Pakt
Beistandsverpslichtungen der Türkei hinfällig im Falle eine» drohenden türkisch-sowjetrussischen Konfliktes
London, 20. Okt. Jo Ankara ist ei» engkisch-französisch-tllrkk» ^ scher Pakt unterzeichnet worden. Der Pakt sieht zunächst vor, daß Großbritannien der Türkei, wenn dieses Land in Feindseligkeiten mit einer europäischen Macht infolge eines Angriffes verwickelt wird, Beistand leisten wird. Die weiteren Bestimmungen des Paktes gehen dahin, daß im Falle eines Angriffsaktes einer europäischen Macht, die zum Kriege in einem Mittelmeergebiet führt, und in den Großbritannien und Frankreich verwickelt werden, die Türkei ihnen Beistand leisten wird, ebenso wie umgekehrt Großbritannien und Frankreich der Türkei in einem solchen Falle Beistand leisten werden.