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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Freitag, de» 29. Oktober 1S38
Kapitänleutnant Prien, der stolz das ihm vom Führer verliehene Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes trug, gab dann noch einmal in soldatischer Kürze, aber mitreißend lebendig und anschaulich eine Schilderung der Großtat, die den Ruhm der deutschen Marine und der tapferen Führung und Besatzung dieses deutschen U-Bootes unvergänglich gemacht hat. Dem Dank der Pressevertreter, die die packende Schilderung mit Beifallsstürmen aufnahmen, gab Reichspressechef Dr. Dietrich beredten Ausdruck. In kameradschaftlichem Beisammensein berichteten Offiziere und Besatzung des U-Bootes dann begeistert und begeisternd, freimütig und in vielen fesselnden Einzelheiten von dem Leben an Bord, von früheren erfolgreichen Fahrten gegen den Feind, vom Handelskrieg und von dem unvergeßlichen Empfang, den ihnen die deutsche Heimat bereitet hat.
Berlin, 19. Okt. Den Millionen von Hörern, die am Mittwoch gbend in allen Gauen des Eroßdeutschen Reiches und an allen Fronten dem Wunschkonzert der Wehrmacht lauschten, wurde ein besonders schönes Erlebnis zuteil. In das Konzert wurde überraschend eine Uebertragung aus dem Berliner Wintergarten cin- geblendet. Dort, weilten an diesem Abend Kapitänleutnant Prien und die tapfere Besatzung des deutschen U-Bootes, das in der Bucht von Scapa Flow das britische Schlachtschiff „Royal Oak" versenkt und den Schlachtkreuzer „Repulse" torpediert hatte. Der Rundfunk legte Zeugnis davon ab, wie von überall her und aus allen Schichten der Bevölkerung spontan Gaben über Gaben zusammengeflossen waren, um den Männern wenigstens ein bescheidenes Zeichen des Dankes für ihre Tat zu geben. Unter immer wiederkehrendem stürmischem Jubel aller beim Wunschkonzert und im Wintergarten Anwesenden wurden neben namhaften Geldspenden ganze Wohnungseinrichtungen, Tausende von Zigaretten, vielwöchige Urlaubsaufenthalte in den schönsten Gegenden des Deutschen Reiches und ungezählte andere Dinge als Gaben von überall her verkündet.
Reichsminister Dr. Goebbels war auf kurze Zeit in den Wintergarten gekommen, um auch damit der U-Boot-Besatzung zum Ausdruck zu bringen, wie sehr das ganze deutsche Volk ihren mutigen und erfolgreichen Einsatz ehrt.
Kapttörileutnant Prien bei Göring
Herzliche Glückwünsche der Luftwaffe
Berlin, 19. Okt. Generalfeldmarschall Göring nahm Donnerstagvormittag die Meldung und den Bericht des Kapitänleutnants Prien entgegen. Er sprach dem erfolgreichen U-Boots- kommandanten und der tapferen Besatzung für die unerschrockene Tat von Scapa Flow die herzlichsten Glückwünsche der Luftwaffe aus und überreichte ihm als Zeichen seiner besonderen Anerkennung fein Bild mit Unterschrift und persönlicher Widmung.
Frau Göring stattete am Donnerstagnachmittag dem Reservelazarett in Berlin-Tempelhof einen längeren Besuch ab und überbrachte den Verwundeten die Grüße des Eeneralfeld- marschalls.
So sank die «Courageous-
Ein holländischer Kapitän berichtet
Amsterdam, 19. Okt. lleber die Versenkung des britischen Flugzeugträgers „Courageous" am 17. September durch ein deutsches U-Boot gibt jetzt Kapitän Philipps des holländischen Ozeandampfers „Vendam" eine eindrucksvolle Augenzeugen- fchilderung.
An diesem denkwürdigen Tage konnte in den Mittagsstunden von Bord der „Vendam" beobachtet werden, wie der britische Handelsdampfer „Kafiristan" 375 Seemeilen westlich des Kanals durch ein deutsches U-Boot versenkt wurde. Die Mannschaft wurde durch den amerikanischen Dampfer „American Banker" gerettet. Bereits wenige Stunden später wurde vom holländischen Schiff aus in einer Entfernung von etwa 7 Seemeilen der britische Flugzeugträger „Courageous" gesichtet, der von zwei Kreuzern begleitet war. Drei englische Bomber Hütten nun den holländischen Dampfer überflogen und seien dann wieder an Deck der „Courageous" niedergegangen. Eine Zeitlang habe sich nichts besonderes ereignet.
Plötzlich sei jedoch beobachtet worden, wie sich die „Courageous" durch künstliche Rauchentwicklung einem unsichtbare» Gegner habe entziehen wollen. Rur wenige Sekunden später sei aber eine ohrenbetäubende Explosion auf dem britische« Flugzeugträger erfolgt. Eine riesige Rauch- und Feuersäule sei gen Himmel gestiegen und im Laufe weniger Augenblicke sei dann die „Courageous", nachdem sich das Schiff, tödlich getroffen, uoch einmal aufgebäumt hatte» gekentert. Wie eine Wand habe sich dann das riesige Flugzeugdeck in die Lust erhoben, um dan« «ach Hinte» abzusacken, während die Besatzung und Flugzeuge in einem wilde« Wirbel in die Flute« gefegt worden seien.
Der holländische Dampfer habe 14 Rettungsboote ausgesetzt, Loch sei es nicht gelungen, lleberlebende zu finden. Die Geretteten seien bereits durch englische Kriegsschiffe ausgenommen würden. Der holländische Kapitän nimmt an, daß ein großer Teil der Besatzung der „Courageous" in der bis zu fünf Zentimeter Licken Heizölschicht umgekommen ist, die sich nach der Versenkung an ^ Wasseroberfläche gebildet habe. Die schwimmenden Besatzungsangehörigen seien durch die giftigen Ausdünstungen des Heizöls getötet worden.
Der holländische Kapitän spricht in diesem Zusammenhang von einem aussichtslosen Kampf um das Leben. In dieser Oelschicht sei auch das Schiffstagebuch der „Courageous" schwimmend durch die Holländer gefunden worden. Das Tagebuch habe der Kapitän versiegelt und später Len englischen Behörden übergeben. Die englische Admiralität habe dafür dem holländischen Kapitän ein besonderes Anerkennungsschreiben zukommen lassen.
Das alles habe aber nicht verhindert, daß die „Bendam" de« ganzen Leidensweg der neutralen Schiffe i« den englische« Kon- trollhäfeu durchmache« muhte. Noch am selben Lage sei das Schiff gezwungen worden, nach den Downs zu gehen, wo es bis zum 4. Oktober verbleiben mußte. Von dort habe es nach Era- vesend müssen, wo die neutralen Fahrgäste endlich an Land durften. Am S. Oktober habe der holländische Dampfer in Til- bnry einen großen Teil seiner Ladung, der von den Engländern beschlagnahmt worden sei, löschen müssen, um erst am 17. Oto- Ler, also nach einem erzwungenen Aufenthalt von einem Monat, sei ihm die Fahrt nach dem Heimathafen Rotterdam gestattet worden.
Seapa Flow wird unsicher für deu Tommy
Der Angriff der deutschen Kampfflieger auf den Schlupfwinkel der Home Fleet
DNB. ,i-:, '19. Okt. (PK.) Am Dienstag früh waren deutsche Kampfflieger zum Flug gegen Kriegsschiffe auf die in Scapa Flow liegenden englischen Flotteneinheiten gestartet, wobei e i n englisches Schlachtschiff schwer getroffen wurde. Di« deutschen Stukas griffen gerade dieses Schiff von verschiedenen Seiten und aus verschiedenen Höhen an und konnten mehrere Treffer erzielen.
Chambevlairis dürftige Ausrede
Amsterdam, 19. Okt. Im Unterhaus gab Chamberlain am Mittwoch seinen üblichen Wochenüberblick über die politische und militärische Lage. Daß sie diesmal besonders dürftig ausgefallen ist, entschuldigt Chamberlain damit, daß angeblich noch keine Anzeichen aus Berlin über die Haltung der deutschen Regierung zu den Fragen vorliegen, die er zu definieren versucht habe. Zur See, erklärte Chamberlain, sei die Angriffsund Verteidigungstätigkeit unnachgiebig fortgesetzt worden. Er mußte dabei zugeben, daß die Flotte in Ausübung ihrer Aufgabe schwere Verluste an Offizieren und Mannschaften erlitten hat. Als billigen Trost für das Parlament und die englische Öffentlichkeit wiederholte er dann ohne neue Einfülle den Phantasiebericht des Ersten Seelords Churchill, dessen Wunschträume nun glücklich nirgendwo in der Welt noch Glauben finden. Wenn Chamberlain behauptete, daß die Regierung ohne Zögern ihre Verluste in vollem Umfange veröffentliche, dann strafen ihn allein die Berichte der neutralen Presse, zum Teil sogar die Augenzeugenberichte der eigenen Presse, empfindlich Lügen. Das gleiche gilt für die Behauptung, daß die eng - lischeLuftwaffe keine Verluste erlitten habe, die so absurd ist, daß sie lebst von der englischen Bevölkerung nicht geglaubt wird, auf keinen Fall von den Edin- burghern, die ja Augenzeugen der Kampfhandlungen waren. „In diesen ernsten Tagen dürfen wir uns keiner dummen Prahlerei hingeben", erklärte Chamberlain pathetisch. Offenbar hält er die Wiederholung der einfältigen Schwindelmeldungen seines Seelords für keine dummen Prahlereien. Es gehört schon eine gehörige Portion Unverfrorenheit dazu, der englischen Öffentlichkeit gegenüber abstreiten zu wollen, daß die „Repulse" torpediert wurde, und das ausgerechnet an einem Tage, wo der
rapsere Kommandant des siegreichen deutschen U-Bootes vor der deutschen und der ausländischen Presse eine genaue Schilderung seines Angriffes mit den lückenlosen Feststellungen der erfolgten Treffer auch auf der „Repulse" gegeben hat.
Ganz wohl ist dem englischen Premierminister offenbar bei seiner Erklärung selbst nicht gewesen, denn er hat weiteren schmerzlichen Einbußen der grand fleet dadurch vorzubeugen versucht, daß er seine Wochenübersicht mit der Erklärung schloß, es gäbe im Kriege viele Ueberraschungen, und sie könnten nicht immer angenehm sein. Eine Feststellung, die wir auf England bezogen, einmal vollinhaltlich unterstreichen können.
Nervöse Londoner Kriegsbilder
Amsterdam, 19. Okt. Die britische Presse und der Film beschweren sich darüber, daß es ihnen an Material für Kriegsbilder und Kriegswochenschauen mangle. Hoffentlich ist ihrem bemerkenswerten Hunger ein Vorfall nicht entgangen, der in der Debatte im Oberhaus am Mittwoch zur Sprache kam. Hierbei wurde mitgeteilt, daß die hohen Richter Londons vor kurzem mitten in einer Verhandlung plötzlich mit fliegender Robe und Perücke eilig im Luftschutzkeller verschwanden. Die ehrenwerten Lords hatten gerüchtweise gehört, daß in einigen Stadtteilen Londons Warnsignale gegeben worden seien, und sich daraufhin samt Perücken schleunigst in Sicherheit gebracht. Man sollte annehmen, daß dieses wallende Bild, von einem Reporter eisern auf die Platte gebannt, das kriegerische Verlangen der Engländer für einige Zeit befriedigen wird. Bedauernswert bleibt aber doch, daß sich zum Beispiel versunkene englische Schlachtschiffe nicht photographieren lassen.
Am frühen Morgen des Dienstags startete unser Verband, der schon am Vortage die Engländer im Firth of Forth beworfen und Kriegsschiffe mit schweren Bombentreffern bedacht hatte, erneut zum Fluge gegen die Schlupfwinkel der englischen Home Fleet. Es war an diesem Morgen außerordentlich günstiges Wetter für den Angriff. Die Wolkenlage war sehr gut und wir hatten einen sehr schnellen Flug in Richtung Schottland. Es dauerte gar nicht lange, bis wir den bekannten Zufluchtshafen der englischen Flotte vor uns sahen; doch lagen leider nicht viele Schiffseinheiten hier. Wir suchten das größte der Ziele, ein Schlachtschiff, und stürzten uns mit unserer Bombenlast darauf, die so schnell abgeladen wurde, daß uns die englischen Schiffsflaks nicht erwischen konnten. Wir sahen zwei Volltreffer aus dem Schiff, sahen hohe Rauch- und Feuersäulen aufsteigen und sahen auch noch, wie gleichzeitig unsere Kameraden von verschiedenen Seiten angriffen.
«Kriegsschauplatz England-
Madrid, 19. Okt. Auch die spanische Presse stellt die deutschen Erfolge zur See und in der Luft groß heraus. „Jnformaciones" schreibt, die deutschen U-Boote und Flieger verwandelten England in einen Kriegsschauplatz, was Albion nie erträumte. Im Kampf der Stukas gegen die „Königin der Meere" seien die ersteren siegreich geblieben. Die Zeitung „Alcazar" betont, die Größe dieses Krieges liege im Einsatz Deutschlands für die Verteidigung seiner Ehre. Die Deutschen seien Heineswegs angrisfs- lustig, sondern wehrten sich nur gegen die Ungerechtigkeiten von Versailles. Deutschland, dessen geistige Bedeutung im ungeheuren Mißverhältnis zu seinem territorialen Besitz stehe, könne auf Grund seiner stolzen Geschichte niemals in Knechtschaft leben, noch englische Vormundschaft dulden.
Montevideo, 19. Okt. Die anhaltenden Erfolge der deutschen U-Boot-Waffe und der Luftwaffe haben die öffentliche Meinung in Uruguay sichtbar beeindruckt. Die Meldungen von den hervorragenden deutschen Waffentaten setzen sich gegenüber der englischen Lügenpropaganda immer stärker durch. In großen lleber- schriften unterstreichen die Zeitungen die englischen Verluste sowie den französischen Rückzug an der Westfront.
Oslo, 19. Okt. Die Heldentaten des U-Boot-Kommandanten Prien in Scapa Flow und die Luftangriffe auf die englischen Kriegshäfen bilden den Sensationsstoff der norwegischen Zeitungen, welche darüber ausführliche Berichte unter großen Schlagzeilen bringen. So lautet zum Beispiel die Balkenüberschrift in „Tidens Tegn": „Die deutschen U-Boote verheeren Scapa Flow". Am Kopf der Meldung von „Morgenbladet" heißt es: „Fliegeralarm an fast der ganzen englischen Ostküste; England ist Kriegsschauplatz geworden".
Verstärkte französische Agitation in Belgien
Brüssel, 19 . Okt. Die Presse bringt Enthüllungen über die französische Agitation in Belgien. „Pays Reel" weist insbesondere auf die separatistischen Machenschaften imwallonischen TeilBelgiens hin. So zeige die Separatistenzeitung „Action Wallone", deren Chefredakteur, der marxistische Abgeordnete Truffaut, vor einigen Tagen aus Paris zurückgekehrt sei, jetzt eine noch stärkere antibelgische Tendenz als bisher. Das von dem ehemaligen Abt Mahieur geleitete Blatt „Walloni Nouvelle" schreibt neuerdings, die Wallonen hätten dieselbe Heimat wie die Franzosen. Das Streifband, mit dem diese Zeitung verschickt werde, trage die Aufschrift „Für die Wiederherstellung Galliens, Ausschuß Frankreich-Wallonien, I Rue Liard, Paris". Die Zeitung „Bataille Wallone" fodere sogar die Wallonen zur Revolution gegen den belgischen Staat auf. Schließlich werde durch das wallonische Agitationsbüro unter dem Schlagwort „Das Frankreich von morgen" eine Postkarte verbreitet, auf der Belgien in zwei Teile getrennt sei. Der südliche Teil werde zu Frankreich geschlagen und sei bereits in französische Departements aufgeteilt. Auf dieser Karte sei der wallonische Teil mit einer großen französischen Trikolore überdruckt, der nördliche Teil, nämlich Flandern, werde zu Holland geschlagen.
Britische Nordseestreitkräste in Gefahr
Betrachtungen der oderitalienischen Presse Mailand, 19. Okt. Die erfolgreichen militärischen Aktionen der deutschen Land- und Seestreitkräfte nehmen weiterhin das ganze Interesse der oberitalienischen Presse in Anspruch. Die Versenkung der „Royal Oak" und die Fliegerangriffe auf die britischen Marineliegehäfen geben zu der Feststellung Anlaß, daß der Krieg nun in eine neue Phase eingetreten sei, nachdem die vom Reich verschiedentlich unternommenen Friedensbemühungen bei den Westmächten keinen Widerhall gefunden hätten.
Die „Gazzetta del Popolo" schreibt, daß im Falle der Wiederholung der Angriffe ein großer Teil der britischen Nordseestreitkräfte, von denen der Erfolg der Blockade gegen Deutschland abhänge, Gefahr laufe, zurückgezogen zu werden. „Corners della 'Eera" meint, vom Kriegszustand sei man nun zum Krieg Lber-
gcgangen. „Stampa" hebt, wie übrigens auch die anderen Blätter, hervor, daß Deutschland trotz seiner größeren militärischen Aktivität jederzeit bereit sei, den Krieg zu beenden, daß es aber an den Regierungen in London und Paris liege, über die Frage „Krieg oder Frieden" zu entscheiden. „Popolo d' Jtalia" stellt fest, daß die britische Marine in den letzten Tagen eine Reihe von Mißerfolgen habe hinnehmen müssen, die das Kräfteverhältnis zugunsten der schwächeren deutschen Flotte verschoben hätten. Das offiziöse Mailänder Blatt hebt weiter hervor, daß England, wie sich aus dem Abschluß der Handelsaomachungen mit Somjetrußland ergebe, so tue, als ob es das militärische - Eingreifen Rußlands in Polen weiter vollständig übersehe. Dies ! zeige aufs neue, daß der von England und Frankreich gegen s Deutschland entfesselte polnische Krieg nur ein Vorwand gewe- ! sen sei.
! Gemeinschaft zum Kampf und Sieg!
! Generaloberst von Reichenau schwamm mit feinen Soldaten als einer der ersten durch den Strom
Breslau, 19. Okt. (PK.) Sowohl in dem Abschlußbericht des Oberkommandos der Wehrmacht über den Feldzug in Polen als auch in dem sich im besonderen mit dem siegreichen Vormarsch der aus dem schlesischen Raum vorgesloßenen Südarmee befassenden Bericht wurde der ungestüme Vormarsch der Armee des Generals der Artillerie und jetzigen Generalobersten von Reichenau gebührend hervorgehoben. Aus dem Kriegstagebuch sächsischer Truppen sowie aus dem Sudetengau Einberufener entnehmen wir nachfolgende Schilderung über die Erzwingung des Ueberganges über die Weichsel vom 12. auf den 13. September bei Anuapol und Solec.
Die Brücke bei Annapol haben die Polen verbrannt, aber das macht den Sachsen wenig aus. Noch am Abend des 12. September kommen sie an die Weichsel. Der Strom ist dort für einen Ilebergang weiß Gott nicht geeignet: Weite Bänder weißen Sandes umrahmen das breite Strombett. Noch sind die Pioniere nicht da, sie können mit ihren schweren Pontons nicht so schnell vorwärts. Da handeln die Infanteristen.
Drüben auf der anderen Seite des Stromes sehen sie Weichselkähne. Kurz entschlossen ziehen sich ein paar Mann aus, schwimmen ohne Waffen über den breiten Strom und „organisieren" sich selbst die Fahrzeuge, mit denen sie dann die erste Sicherung über die Weichsel an das dortige User bringen. Das ist mehr als bloße Pflichterfüllung, das ist Schneid, das ist Kampfgeist.
So wird das Ostufer bis zum 13. September früh erreicht, „wie befohlen", wie man so schön bei den Soldaten sagt. Die Polen wissen, was auf dem Spiel steht, und setzen Panzerwagen ein, um den Brückenkopf wieder in ihre Hand zu bekommen. Aber es hilft ihnen nichts, ihr Angriff am 13. September ist abgeschlagen, und über die Brückenköpfe hinaus geht es weiter vorwärts.
Bei der Erzwingung dieses Brückenkopfes ereignete sich eine für die Einheit von oberster Führung und einfachstem Soldaten bezeichnende Episode. Während des Brückenschlagens beobachteten die Soldaten auf dem jenseitigen Ufer der Weichsel, wie drei Mann herübergeschwommen kommen. Ihnen folgt kurz danach ein Floßsack. Die drei nackten Männer klettern ans Ufer, bekommen ihre Kleider aus dem Floßsack gereicht und ziehen sich an, einer von ihnen die roten Generalshosen: Es ist der Armeeführer, der zu seiner vordersten kämpfenden Truppe kam, Generaloberst von Reichenau, der damit dasselbe vollbrachte, was kurz zuvor seine jungen Soldaten auch getan hatten. Der Führer sagt: Eine Gemeinschaft zum Kamps — Eine Gemeinschaft um den Sieg — Und am Ende dann für den Frieden!
Kleine Nachrichten ans aller Wett
Bremerhaven nach Wefermünde eingegliedert. Im Neichs- gesetzblatt vom 18. Oktober wird die vierte Verordnung über den Neuaufbau des Reiches vom 28. September 1939 veröffentlicht. Nach Paragraph 1 wird die Stadt Bremerhaven aus dem Lande Bremen aus- und in das Land Preußen sowie in die Stadt Wesermünde eingegliedert. Das zum Gemeindebezirk Bremen gehörende Hafenglände führt von nun an den Namen Bremerhaven. Bremen erhält von Preußen die Gemeinden Lesum, Grohn, Schönebeck, Au- mund, Blumenthal, Farge, Hemelingen und Mahndorf. Die bisher dem Landkreis Bremen gehörenden Gemeinden Vegesack, Brüen, Grambkermoor und Lesumbrok werden in die Stadt Bremen eingegliedert. Die Verordnung tritt am 1. November in Kraft.
Vollstreckung eines Todesurteils. Am 19. Oktober ist der 1914 geborene Albert Neumann aus Ragnit hingerichtet worden, der vom Schwurgericht in Königsberg wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden war. Albert Neumann hat in der Nacht zum 3. Oktober 1938 in Schreitlacken (Kreis Samland) den mit ihm befreundeten Milchkontrollassisten- ten Ewald Lehmann nach einem vorausgegangenen Wirts- ' Haustrunk ermordet.