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Nr. 246

Freitag, äen 20. Oktober 1939

113. Jahrgang

Grenz- und Freundschaftsvertrag ratifiziert

In Moskau vom Präsidium des Obersten Sowjets In Berlin vom Führer

DNB. Moskau, 2V. Okt. In Moskau wurde folgende amt­liche Mitteilung bekannt gegeben:

Das Präsidium des Obersten Sowjets hat den am 28. Sep­tember 1938 zwischen Deutschland und der Sowjetunion Unter­zeichneten Freundschafts- und Grenzvertrag ratifiziert, sowie Las Zusatzprotokoll mit der ihm beigefügten Karte, das am 4. Oktober in Moskau unterzeichnet worden war.

DNB. Berlin, 18. Okt. Der Führer hat am 18. Oktober die Ratifikation des am 28. September dieses Jahres in Moskau Unterzeichneten Grenz- und Freundschastsvertrages zwischen Deutschland und der Sowjetunion vollzogen. Gleichzeitig hat er auch das zu diesem Vertrage gehörende Zusatzprotokoll vom 4 Oktober ratifiziert, das eine genaue Beschreibung der für die Abgrenzung der beiderseitigen Neichsinteressen im Gebiete des bisherigen polnischen Staates festgelegten Linie enthält.

Nach der Rückgabe des M^a-T§L»sies

Gebietszunahme Litauens 12,9 Prozent

Kowno, 19. Okt. Nach der jetzt endgültig festgesetzten Grenze ist festgestellt, daß das an Litauen zurucktehrende Wilno.-Lieüiet 6880 Quadratkilometer umfasst und somit 12,9 Prozent des Ge- samterritoriums Litauens ausmacht, das nunmehr 60120 Qua­dratkilometer umfaßt. Litauen erhält in diesem Gebiet 200 000 Hektar Land. Die Zahl der Einwohner ist noch nicht bekannt. Schätzungsweise rechnet man, daß Litauen allein an Juden einen Zuwachsvon 200 000 Köpfen bekommt, wo­mit der Bevölkerungsanteil der Juden in Litauen aus ungefähr 15 Prozent ansteigen würde.

Immer eindeutigere indische Stellungnahme gegen den britischen Imperialismus

Gandhi verweigert Großbritannien die Gefolgschaft

DNB. Amsterdam, 18. Oktober. Die Unzufriedenheit in Indien über die von Großbritannien verfolgte Indien-Politik und die ungenügenden Erklärungen -es indischen Vizekönigs auf

die klaren Forderungen -er Kongretz-Partei nach Unabhängig­keit für Indien und genauer Festlegung der britischen Kriegs­ziele spiegelt sich in den Spalten der Londoner Donnerstag- Presse wider.

Eine weitere eindeutige Stellungnahme, in der die Erklärung des Vizekönigs scharf zurückgewiesen wird, liegt auch von Gandhi vor, der u. a. sagte, die lange Erklärung des Vizekönigs zeige nichts anderes, als datz Grotzbritannien seine alte Politik des Teilens und Herrschens fortsetze. Soweit er» Gandhi, sehen könne, werde das Indien der Kongrehpartei Grotzbritannien in seinem Kriege nicht unterstützen.

Indien läßt sich nicht mehr betrügen

London, 19. Okt. Der Londoner Rundfunk mutz zugeben, daß Gandhi offen seine Enttäuschung über den Inhalt des eng­lischen Weißbuches betreffend die Regelung der Indien-Politik ausgesprochen hat. Gandhi sagte, es wäre weit besser gewesen, wenn der Vizekönig überhaupt nichts gesagt hätte. Es sei zu erwarten, daß der Nationalkongretz sich ablehnend zu diesem Vor­schlag Englands verhalten werde, lieber die Möglichkeit der Einberufung einer neuen round-table-Konferenzam Ende des Krieges" erklärte Gandhi, datz eine solche Konferenz ein voller Mißerfolg sein würde. Die beabsichtigte Lösung des indischen Problems sei in Wirklichkeit keine Lösung.

Eine peinliche Frage sür Daladier

Wer trieb Frankreich in den Krieg?

Paris, 19. Okt. Der auswärtige Kammerausschutz hat dem Minsterpräsidenten eine Forderung nach Vorlegung derdiplo­matischen Dokumente über di- Krbegsursachen" überbracht. Das französische Parlament bekundet damit, datz es sich nicht ausschal­ten lägt und darauf besteht, datz über die wahren Umstände, unter denen Frankreich in den englischen Krieg hineingezogen wurde, endlich vollste Klarheit herrschen mutz.

Überblick über äie Kämpfe an äerWestfront

Seit Beginn des Krieges nur rein örtliche Gefechte im Borfeld des Westwalles Unsere Verluste: 196 Tote, 356 Verwundete, 114 Vermißte, 11 Flugzeuge Der Gegner verlor allein 60 Flugzeuge 689 französische Gefangene Britische Truppen nirgends in der vordersten Linie

Berlin, 19. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gab am Donnerstagnachmittag bekannt:

Zwischen der Saar und der Stratze Hornbach Vitsch warfen unsere Truppen die noch auf deutschem Boden befindlichen feindlichen Nachhuten nach kurzem, hartnäckigem Kampf auf und über die Grenze zurück.

An den übrigen Abschnitten der Westfront nur ört­liche Artillerie-und Spähtrupptätigkeit. An einigen Stellen ist die Fühlung mit dem Feinde vor­übergehend verloren gegangen, da unsere Gefechtsvorposten die französische Grenze nicht überschritten haben.

Damit kann der erste Abschnitt der Kampf­handlungen im Westen hervorgegangen aus der Initiative der Franzosen als abgeschlossen

, betrachtet und folgender Ueberblick über die Ereignisse ! an der Westfront seit Beginn des Krieges gegeben werden:

Mit dem Beginn der Operationen in Polen wurden auch unsere Grenzbefestigungen im Westen durch starke Kräfte besetzt.

Am 9. Septembe eröffneten die Franzo­sen die Feindseligkeiten und überschritten mit Spähtrupps an verschiedenen Stellen zwischen Luxemburg und dem Rhein westlich Karlsruhe die deutsche Grenze.

Seit dieser Zeit haben an der ganzen Westfront an keiner Stelle ernsthafte Kampfhandlungen stattgefunden.

Die rein örtlichen Kämpfe spielten sich in einem flachen, nahe der französischen Grenze liegenden Streifen im Vorfeld unseres Westwalles ab.

Von einer einziaen Ausnahme abgesehen, führten diese

llapilanleulnant Prien unä seine Besatzung beim Führer (Presse-Hoffmann, Z.-M.-K.)

Kämpfe auf beiden Seiten nur kleine Verbände, meist unter Kompaniestärke. Besetzt wurden von den Franzosen im Laufe des Monats September lediglich:

1. einige nahe der französischen Grenze gelegene deutsche Ortschaften zwischen der luxem­burgischen Grenze und Saarlautern;

2. das südwestlich Saarbrücken gelegene, nach Frankreich vorspringende WaldgebietDer Warndt" und

3. der ebenfalls vorspringende Gebietsteil südost - wärt- Saarbrücken zwischen Saar und dem Pfälzer Wald.

Nur in den beiden zuletzt genannten Gebietsteilen, die von uns planmäßig geräumt waren, hat sich der Feind unter erheblichen Verlusten in einer Tiefe von 3 5 Kilometer auf deutschem Boden fest­gesetzt.

Das ganze übrige deutsche Gebiet vor dem Westwall blieb frei vom Feinde.

An keiner Stelle sind französische Kräfte auch nur in die Nähe des West­walles gekommen, außer dort, wo der Westwall, wie bei Saarbrücken in unmittelbarer Nähe der französischen Grenze verläuft.

Dieser geringen infanteristischen Eefechtstätigkeit ent­sprach auch das Artilleriesener. Es beschränkte sich, von der Unterstützung kleinerer Unternehmun­gen abgesehen» aus Störungsseuer gegen Gelände­punkte im Vorfeld unserer Befestigungen. In einem ein­zigen Fall wurde ein Bunker in der Nähe von Saarbrücken mit 89 Schuß mittleren Kalibers ohne jeden Erfolg beschossen.

Am Oberrhein von Karlsruhe bis Bafel herrscht seit Kriegsbeginn völlige, fast friede ns- mäßige Ruhe.

Diesen von französischer Seite als großen Erfolg und wirksame Unterstützung der Polen hingestsllten geringen Eeländegewinn hat der Feind zwischen der luxemburgischen Grenze und dem Warndt, sowie zwischen der Saar und dem Pfälzer Wald freiwillig wieder aufgegeben und ist, vop unseren daraufhin energisch nachstotzenden Truppen bedrängt, bis dicht an und über die französische Grenze zuriickgegangen.

Die Lustkriegssührung an der Westfront ging bisher über Ausklärungsiäügteit sowie Jagd- und Flakabwehr auf beiden Seiten nicht hinaus. Bomben­angriffe fanden nicht statt. Der wirkungsvollen deutschen Abwehr durch Jäger und Flak sind seit Kriegsbcginn an der Westfront 99 feindliche Flugzeuge, dar­unter 12 britische, erlegen.

Die feindlichen Flugzeugverluste im Innern Deutschlands und im Küstenvorfeld sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

Die deutschen Eesamtverluste durch feindliche Einwirkung an der Westfront betragen seit Kriegsbegin« bis zum 17. Oktober 199 Tote. 356 Verwundete, 114 Ver­mißte sowie insgesamt 11 Flugzeuge.

Demgegenüber wurden bis 18. 19. allein 2 5 fran­zösische Offiziere und 664 Unteroffiziere, und Mannschaften als Gefangene eingebracht.^

An der 179 Kilometer langen Oberrheinfront wurde nur ein Mann durch einen gelegentlich eines Flak­abschusses herabfallenden Granatsplitter verwundet.

Britische Truppen konnten bisher in der vorde­ren Linie der Westfront nirgends sejtgejtellt werden.

Stunden der Kameradschaft

mit den Siegern von Scapa Flow

Berlin, 19. Okt. Am Mittwoch nachmittag, den die Sieger von Scapa Flow in der Reichshaüptstadt verbrachten, folgten der Kommandant nnd die Besatzung des erfolgreichen oeutschen U-Bootes einer Einladung des Reichspressechefs Dr. Dietrich Zu einem Tee-Empfang im Kreise der deutschen und der aus­ländischen Presse. Dabei gab der Kommandant des U-Bootes, Kapitänleutnant Prien, nochmals einen überaus lebendigen, oft von stürmischem Beifall unterbrochenen und mit Begeisterung aufgenommenen Bericht über den wagemutigen und so un­gewöhnlich erfolgreichen Vorstotz mitten in den Haupüiegeplatz der englischen Kriegsflotte, den Hafen von Scapa Flow. Retchs- pressechef Dr. Dietrich hietz die tapferen Männer willkommen, die die Welt uns mit einer so ruhmreichen Tat überraschten und die dafür als Krönung dieses ereignisreichen Tages aus dem Munde des Führers den Dank ihres Obersten Befehlshabers und des ganzen deutschen Volkes entgegennehmen konnten.