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Nr. 239

Donnerstag, den 12. Oktober 1939

113. Jahrgang

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Die Unternehmung der schweren und leichten deutschen Streitkräfte in der Nordsee

Berlin, I I. Okt. Im Verlaufe der von der Kriegsmarine zur Kontrolle des Handelsverkehrs in der Nordsee laufend durch- gesührten Maßnahmen wurde in den vergangenen Tagen eine Unternehmung schwerer und leichter Streitkcäfte bis in die nördliche Nordsee durchgeführt. Während die leichten Streit­kräfte eine große Anzahl von Dampfern anhielten und sie auf Banngut untersuchten, dienten ihnen die schweren Streitkräfte als Rückhalt. Die Unternehmung führte die deutschen Streit- kräfte bis weit in die nördliche Nordsee, ohne daß feindliche Streitkräfte angetroffen wurden.

Im Verlauf der Unternehmung gerieten am Morgen des 9. Okt. den deutschen Seestreitkräften entgegengeschickte feindliche Streit­kräfte zunächst in Sicht deutscher Seeaufklärer, welche die Feind- streitkräfte westlich der Südspitze Norwegens meldeten.

Auf Grund der durch Funk übermittelten Meldungen star­teten einige Staffeln einer Luftflotte und der Seeluststreitkräfte. Unter schwierigsten Bedingungen stießen die deutschen Flieger bis in die nördliche Nordsee vor. Einer der Verbände stieß über den 6l. Breitengrad, das heißt also über die Höhe der Shetlands-Inseln hinauf.

Im Hoch- und Tiefangriff griffen die deutschen Flieger die englichen Kriegsschiffe an und warfen, ungestört durch das konzentrierte Flakfeuer des Feindes, im sicheren Zielanflugihre Bombenlast ab. Starke Rauchentwicklung, schwere Detonationen und deutlich erkennbare Brände waren das sichtbare Zeichen des Erfolges. Sechs Treffer schweren Kalibers und vier Treffer mittleren Kalibers wurden auf schweren englischen Kreuzern erzielt. Erst spät in der Dunkelheit, zum Teil nach acht- bis zehnstündigem, ununterbrochenem Flug über der See kehrten die deutschen Fliegern in ihre Heimathäfen zurück.

Trotz der großen Entfernung, über die der Angriff getragen werden mußte eine Angriffsleistung, die bisher die Geschichte des Lustkrieges noch nicht kannte und trotz des außerordent­lich ungünstigen Wetters waren die Verluste erfreulich gering. Lediglich aus dem Rückflug sielen 4 Flugzeuge aus, von denen 2 bereits gestern als auf neutralem Gebiet notgelandet gemeldet worden sind.

Es hat sich bewiesen, daß die Nordsee ein Seegebiet ist, in welchem die See- und Luftherrschaft in deutscher Hand liegen. Weiter hat sich bestätigt, daß die Reichweite der deutschen Luft­waffe über die Nord- und Westgrenze Englands hinausgeht und der Feind im gesamten Gebiet der Nordsee gestellt werden kann.

Der letzte Ausweg des Churchillismus

Verschweigen, verfälschen, verdrehen

Amsterdam, 11. Okt. Wie das Reuterbüro mitteilt, hat der Vollugsausschuß der Allindischen Kongretzpartei eine Entschließung gefaßt, in der die britische Regierung aufgefordert wird, ihre Kriegsziele zu definieren. Bezeichnend ist, daß die Reuter-Meldung die vom Ausschuß zugleich ausgesprochene For­derung, endlich die Demokratie in allen Kolonialländern, ins­besondere in Indien, zu verwirklichen, in das Gegenteil um­fälscht: Daß nämlich die Allindische Kongretzpartei sich für die Westdemokratien ausgesprochen hätte.

Ein System, das sich immer wieder von den Sprechern der Millionen seiner Untertanen sagen lassen mutz, datz es die Frei­heit und einfachsten Menschenrechte unterdrücke, kann niemanden, der gesunden Menschenverstand hat, davon überzeugen, datz es das Ideal der Freiheit gegenüber dergewaltsamen Unter­drückung verteidige.

Lloyd George will für den Frieden sprechen

Amsterdam, 11, Okt. WieUnited Preß" aus London meldet, hat Lloyd George die Absicht, auf einer Sondersitzung des Aktionsausschusses für den Frieden am Donnerstag zu sprechen. Vorgesehen ist, datz Lloyd George seine Ansichten über eine so­fortige EinberufungeinerKonferenzzurErörte- rung der Friedensvorschläge näher auseinandcrsetzen soll. Lloyd George soll mit dieser Sondersitzung einen Feldzug gegen die Träger der Ansicht einesKrieges um jeden Preis" beginnen wollen.

Aus Südafrika

General Hertzog und Dr. Malan sind Freunde geworden

Amsterdam, 11. Okt. Ministerpräsident General Smuts hat es mit seiner Kriegserklärung an Deutschland fertig gebracht daß zwei der politischen Führer der Südafrikanischen Union, die bisher Gegner waren, Freunde wurden: General Hertzog der bis Anfang September dieses Jahres Ministerpräsident war und Dr. Malan, der nationale Oppositionsführer. Beide sink nicht englandhörig, sondern treten für" die Neutralität Süd' afrilas ein. Als nutzeren Beweis sür die nunmehrige Freund­schaft zwischen diesen beiden Politikern versammelten sich in

Liesen Tagen, wie der AmsterdamerTelegrcms" berichtet, 50 00t bis 60 000 Afrikaner vor dem im Vau befindlichen Voortrekker- Denkmal in der Nähe von Pretoria. Dr. Malan hielt eine Ansprache. Er brachte zum Ausdruck, datz es der Wunsch der Afrikaner sei, der Regierung Smuts ihre Unterstützung nicht zu geben, solange sie ihre Kriegserklärung an Deutschland auf­recht erhalte. Alle Afrikaner strebten vielmehr nach derAbschüt- telung des britischen Jochs". General Hertzog nahm ebenfalls das Wort zu kurzen Ausführungen. Er habe sich eigentlich aus dem politischen Leben zurllckziehen wollen, doch die jüngsten Ereignisse hätten ihn zu der Ueberzeugung gebracht, daß er den Kampf fortsetzen müsse. Dieser innere südafrikanische Kamps könne zwei, aber auch fünf Jahre währen. Er, Hertzog, werde jedoch den Rest seines Lebens dem Afrikaner-Volk schenken.

Britische Seeräuberei auch in Fernost

Zahlreiche japanische Handelsschiffe angehallen

Tokio, 11. Okt. (Ostasiendienst des DRV.) Die Zeitung Nitschi-Nitschi" meldet, datz britische Kriegsschiffe wiederholt in der Nähe der japanischen Küste erschienen seien und japanische Handelsschiffe angehalten hätten. Bisher seien Fälle in der Nähe von Formosa und kürz­lich sogar bei Nagasaki zu verzeichnen gewesen. In letzterem Falle handele es sich um die wichtige Schiffahrtslinie von Japan nach China, so datz die britischen Aktionen als Bedrohung gegen Japan aufgefatzt werden mutzten. Die japanische Flott« sei natürlich, so erklärt das Blatt, über das Erscheinen der britischen Kriegsschiffe in japanischen Gewässern stark befremdet, und das japanische Volk habe sür solches Vorgehen kein Ver­ständnis.

Fadenscheinige Entschuldigungen

Diesmal antwortet England auf Beschwerden Japans

Tokio, 11. Okt. (Ostasiendienst des DRV.) Die Tatsache, datz britische Kriegsschiffe in der Nähe japanischer Gewässer japa­nische Handelsschiffe aufgebracht haben, hat in der japanischen Presse starkes Befremden hervorgerufen. Die Blätter erblicken in dem britischen Vorgehen um so mehr eine Unhöflichkeit, als Japan sich neutral erklärt habe. Am Mittwoch nun erklärte der britische Militärattache in Tokio, die britischen Maßnahmen seien, wenn sie auch befremdlich erschienen, nicht gegen Japan gerichtet. Wenn japanische Schiffe angehalten worden seien, so nur deshalb, um sich zu vergewissern,daß es sich wirklich um japanische und nicht um getarnte deutsche Schiffe handelte" (!!).

Verivicklungeu in Indien-

Stockholm, 11. Okt. In einer kurzen Meldung aus London stelltStockholm Tidningen" fest, datz sich in Indien Verwick­lungen ergeben würden. Es sei erneut die Forderung erhoben worden, datz Indiens Stellung im britischen Weltreich in die Form eines Dominions gekleidet werde. Die Forderung werde in einem langen Leitartikel der ..Times" zurückgewiesen.

Das kann man verstehen

London, 11. Okt. Im Unterhaus wurde Ministerpräsident Chamber lain gefragt, ob er nicht ein Blaubuch mit den Dokumenten über die englisch-russischen Verhandlungen ver­öffentlichen wolle. Unterstaatssekretär Butler erwiderte in sei­nem Namen, datz Außenminister Lord Halifaxnach sorgfältiger Ueberlegung" zu dem Entschluß gekommen sei, diese Dokumente nicht zu veröffentlichen. Der Liberale Mander meinte hierauf, es sei doch sehr wichtig, datz die wirklichen Tatsachen bekannt würden, aber Butler verneinte erneut.

Ratiouierungsmaßnahmen in England

London, 11. Okt. Die wie man sagt reiche Insel Groß­britannien hat von Tag zu Tag mehr unter den Folgen des von seinen Einpeitschern gewünschten Krieges zu leiden. Nach der soeben vorgenommenen Rationierung von Fetten wird nun als nächstes die Zuteilung von Wolle verschiedenster Art sowie von Garnen angekündigt. - i /->x - ...

In der Bevölkerung herrscht erhebliche Unzufriedenheit über die Regelung des Zugverkehrs. Die Züge brauchen rund Sie Hälfte mehr an Fahrzeit, und einen festen Fahrplan gibt es - speziell an Sonntagen überhaupt nicht mehr. Am Sonntag hört der Verkehr um 22 Uhr völlig auf.

Tagesbericht des OKW.

Berlin, 11. Okt. Das Oberkommando der Wchrmacht gibt bekannt:

Im Osten nähern sich die deutschen. Truppen in Mittel­polen der längs des Bugs verlaufenden deutsch-russische« Jnteressengrenze.

Im Westen: Rach ruhig verlaufener Nacht tagsüber schwache Artillerietätigkeit.

Gemeinsame Operationen der See- und Luftstreitkräfte in der Nordsee

Berlin, 11. Okt. Vom 7. Oktober beginnend, fanden gemeinsame Operationen von schweren und leichten See- streitkräften sowie Luftstreitkräften in der nördlichen Nord­see und an der norwegischen Westküste statt. Im Verlaufe dieser Operationen eingesetzten Luftstreitkräften gelang es, englische Seeftreitkräste zu stellen und» wie bereits berichtet» zu schädigen. Die Operationen werden fortgesetzt.

Wilna kommt zu Litauen

Beistandspakt Sowjetunion-Litauen zum Abschluß gebracht

Moskau, 11. Okt. Die Verhandlungen zwischen der Sowjet­union und Litauen, die vom 3. bis 10. Oktober gedauert hatten, sind Diensto.gnacht zum Abschluß gebracht worden. Sie endeten mitderUebergabe der Stadt und des Gebieter von Wilna an Litauen und mit der Unterzeichnung eines Beistandspaktes nach dem Muster der mit Estland und Lettland abgeschlossenen Verträge.

Korona, 11. Okt. Die Nachri^t von dem in Moskau abgeschlos­senen sowjetrussisch-litauischen Beistandsabkommen und der Rückgabe der Stadt Wilna sowie eines großen Teiles des Wil- naer Gebietes wurde in Kowno in Extrablättern verbreitet. In dem Organ des Verbandes zur Befreiung des Wilna-Eebie- tes heißt es, datz jetzt nach 19jährigem Kampfe ein altes Unrecht wieder gutgemacht worden sei. Viele Litauer hätten hierfür gelitten und ihr Leben gelassen. Im ganzen Lande haben die öffentlichen und privaten Gebäude geflaggt. Alle Organisatio­nen veranstalten Festakte. Behörden und Schulen sind geschlos­sen. Um 12 Uhr fand vor dem Kriegsmuseum in Kowno eine große Massenkundgebung statt, auf der auch Vertreter der Regie­rung sprachen.

Durchführung des fowjeLrussisch-estnischen Paktes

Reval, 11. Okt. Nach einer amtlichen Mitteilung wurde zwischen der sowjetrussijchen und der estnischen Abordnung, die in Reval über die Durchführung der Bestimmungen des Bei­standspaktes verhandelt haben, eine Einigung erzielt und ein entsprechendes Protokoll über Fragen des Landheeres und der Luftwaffe unterzeichnet. Uebereinstimmend wurde auch hinsichtlich der Seestreitkräfte erzielt. Im Laufe des Mittwochs treffen im Revaler Hafen vier sowjetrussische

Kriegsschiffe zu einem offiziellen Besuch ein. Ihre Begrü­ßung wird nach den internationalen Regeln durch Austausch von Salutschüssen erfolgen. Die Führer der sowjetrussischen Abordnung übermittelten dem Oberbefehlshaber des estnischen Heeres, General Laidoner, im Aufträge ihrer Regierung eine Einladung zu einem offiziellen Besuch in Moskau. General Laidoner hat die Einladung angenommen und wird hier nach Unterbringung der sowjetrussischen Truppen an den vor­gesehenen Orten in Estland Folge leisten.

Die finnische Abordnung in Moskau

Moskau, 11. Okt. Mittwochoormittag traf mit dem fahrplan­mäßigen Zug aus Leningrad die finnische Regierungsdelegation mit Staatsrat Paasikivi an der Spitze in Moskau ein, die auf Ersuchen der Sowjetregierung die Verhandlungen über die Finnland und die Sowjetunion berührenden politischen und wirtschaftlichen Fragen führen wird.

Gespräch mit Konrad Henlein

Vorbildliche Einsatzbereitschaft im Sudetenland

Berti«, 11. Okt. (Von unserem in den Gau Sudetenland ent­sandten FAE.-Sonderberichterstatter.)

Das Deutsche Nachrichtenbüro hat aus Anlaß der einjährigen Wiederkehr des Tages der Rückkehr des Sude­tenlandes einen Sonderberichterstatter in den Sudetengau entsandt, der einen tiefen Eindruck von der großartigen und bei­spiellosen Einsatzbereitschaft erhielt, mit der dieser jüngste Gau des Reiches sich in das Zeichen des Krieges gestellt hat. Der DNB.-Sonderberichterstatter hatte Gelegenheit zu einer Unter­redung mit Gauleiter Henlein.

Zu Beginn dieser Unterredung erinnerte Konrad Hen-