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Nr. 237

vienstag, äen 10. Oktober 1939

113. Jahrgang

Umsiedlung deutscher Bolksteile

Deutsche Besprechungen mit der estnischen und lettischen Regierung

Berlin, 9. Okt. Im Zuge der vom Führer in seiner Reichstags- Rede angekündigten Maßnahmen der Umsiedlung deutscher Volks­teile sind zwischen der Reichsregierung und der estnischen und lettischen Regierung Besprechungen ausgenommen worden, die Umsiedlung unter Wahrung der Vermögenswerte einzuleiten.

Warschauer drylomlifchesEorys dankt derRelchsregiermig

Berlin, 9. Okt. Der norwegische Gesandte und Doyen des diplomatischen Corps in Warschau hat in einem Schreiben der Reichsregierung den Dank des diplomatischen Corps und der an­deren Ausländer zum Ausdruck gebracht für die durch Vermitt­lung des Oberkommandos der Wehrmacht erfolgte Befreiung aus Warschau und ihre Betreuung durch die deutschen Behörden. ^ Außerdem haben die Missionen den Dank noch persönlich ab- ! gestattet.

Der lettische Außenminister über den Beistandspakt mit der UdSSR.

Riga, 9. Okt. Die lettische Presse bringt am Montag Aus­führungen des lettischen Außenministers Munters über den Bei­standspakt mit der Sowjetunion. Munters stellte zu Beginn sei­ner Ausführungen fest, daß Polen kein Machtfaktor in Osteuropa mehr sei und zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich Freundschaft und lledereinstimmung geschaffen worden sei. Diese Umstände hätten die baltischen Staaten in eine neue Lage und vor neue Probleme gestellt, die eins- Klärung und Präzisierung verlangt hüten. Diese hätten zu den Verhandlungen in Moskau und dann zum bekannten gegenseitigen Beistandspakt zwischen Lettland und der Sowjetunion geführt. Die Form eines gegen­seitigen Beistandspaktes sei gewählt worden, weil in ihr der Wunsch beider Staaten zum Ausdruck komme, den Frieden und den Status quo an der Ostsee aufrechtzuerhalten. Noch mehr bestätigt dies der Pakt durch den Hinweis auf den Friedens­vertrag und ebenso auf den Nichtangriffsvertrag zwischen den beiden Staaten und dem Artikel 5 des nun abgeschlossenen Ab­kommens, der unmißverständlich bestimme, daß die souveränen Rechte beider Staaten nicht berührt würden. Die der Sowjet-

Wie steht's?

Adolf Hitler hat der Welt den Frieden gewiesen. Das neutrale Ausland kann sich der Logik der Führer-Rede nicht entziehen und tausendfältiges Echo und starke Friedens­hoffnung Hallen zurück. In Paris und London hat man dre Führer-Rede in ihrem Wortlaut der Oeffentlichkeit vor­enthalten, so daß ein Pariser Blatt vonpeinlich kurzen" Auszügen spricht, was aber wiederum nicht hindert, in üblen Beschimpfungen und Verleumdungen gegen Führer und Reichsregierung sich zu ergehen.

Es sieht so aus, als ob London und Paris auf ihrem Standpunkt beharren, den sie zu Kriegsbeginn bezogen. Jedenfalls darf die Oeffentlichkeit därüber nicht merken, daß dieser Standpunkt durch Deutschland erschüttert ist, was sich ja aus der Kriegszieländerung in London ergibt. Zuerst war es Polen, dann derHitlerismus" und jetzt ist es ganz allgemeindie deutschen Weltherrschaftsbestrebungen". Man glaubt wohl in London und Paris, durch wutschnaubende Artikel, durch Lllgennachrichten und Verleumdungen die Oeffentlichkeit ganz von den deutschen Friedensplänen ab­zulenken. Trotzdem arbeiten die Diplomaten bei den beiden Feindmächten mit Hochdruck und es dürfte kein Zweifel fein, daß allerlei vernünftige Stimmen unter der gepanzerten Decke Stimmungen wiedergeben, die die feindliche Oeffent­lichkeit bewegen. So bringt dieTimes" in einer Zuschrift Mm Ausdruck, daß infolge der englischen Politik gar keine Möglchkeit mehr bestehe, Polen in seinem früheren Zustand wiederherzustetlen, zumal es für England nie lebenswichtig gewesen sei. Noch deutlicher hat Lloyd George, ähnlich wie m seiner Unterhaus-Rede, in einem Artikel imSunday Expreß" vor einer überstürzten Antwort gewarnt. Er be­streitet, daß Englands Ehre auf dem Spiel stehe. Lloyd George sieht die Gefahr für England hauptsächlich in der deutsch-russischen Zusammenarbeit. Er rät direkt nicht zum Frieden, sondern zu einer diplomatischen Aktion, die Deutsch­land mattsetze.

Die englische Presse zeigt sich, wohl auf Weisung, noch immer völlig ablehnend und betont, daß England sich für den Kampf entschieden habe und dabei bleibe. Ob's wirklich ernst ist, nachdem die diplomatischen Besprechungen in Lon­don nicht abreißen, dürfte sich nach der für die nächsten Tage M erwartenden Chamberlain-Rede vor dem Unterhaus zeigen. Solange sich die Veran wörtlichen in Paris und London nicht geäußert haben, und solange sie es nicht wa­gen, dem englischen und französischen Volk die Führer-Rede M unterbreiten und damit einen Friedensvorschlag, so lange kann man die Entscheidung wohl denen überlassen, die eben vom Krieg leben und ihn wollen. Die Verantwortung da­für liegt dann bei den Staatsmänern in London und P!aris.

unwn gewährten strategischen Stützpunkte würden in keiner Weise das normale Leben in Libau und Windau beschränken, da die entsprechenden Bezirke auf dem Wege der, Vereinbarung ge­nau festzule^n seien.

Zum Schluß hob der Minister die gleichzeitig mit dem Vertrag abgegebene gemeinsame Erklärung hervor, die wichtig sei, da es sich bei ihr sozusagen um eine politische Ergänzung zu dem Ver­trag handle. Sie enthalte gewisse politische Grundsätze, die auf vertraglichem Wege nicht so genau hätten formuliert werden können, die aber bei der Anwendung des Abkommens große Bedeutung besäßen. Diese Erklärung spreche von dem gegenseitigen Vertrauen und von der Möglichkeit der Zusammen­arbeit der Staatsordnungen. Eine derartige Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit habe auch bei den Ver­handlungen geherrscht. Ohne einer weitgehenden Betrachtung des Beistandspaktes vorauszueilen, wolle er, Munters, doch unterstreichen, daß dieser den Frieden und die Sicherheit stärken werde und daß er den politischen Realitäten entspreche.

Deutsche Wirtschastsabordnung bei Molotow

Unverzüglicher Beginn der Warenlieferungen Moskau, 9. Okt. Die Mitglieder der deutschen Wirtschafts­abordnung, die in zwei Junkers-Sonderflugzeugen am Sonntag nachmittag auf dem Moskauer Flughafen eintrafen, wurden noch am gleichen Tage von dem Präsidenten des Rates der Volks­kommissare, Molotow, empfangen. Heber den Empfang wurde folgende fowjetamtliche Mitteilung verbreitet:Der Sonder- Levollmächtigte der deutschen Reichsregicrung für Wirtschafts-

Moskau» 9. Okt. Unter der Ueberschrift:Frieden oder Krieg" bringt die offiziöseJswestija" einen bedeutungsvolle» Leitartikel, der sich einerseits mit dem Friedensprogramm des Führers und andererseits die wahren Absichten der Kriegshetzer in den sogenannten Demokratien schonungslos brandmarkt.

Das Blatt geht davon aus, daß der Krieg i» Polen, wie niemand mehr bestreiten könne, jetzt zu Ende sei: Die polnische Armee ist zerniert oder in Gefangenschaft, die Regierung Polens ist nach ihrem vollständigen Bankerott geflüchtet, und es gibt in Polen mit Ausnahme vielleicht einer dünnen feudal-bürger­lichen Oberschicht auch keinen sozialen Faktor mehr, der das alte, künstlich geschaffene Staatsgebilde zu erhalten wünschte, das auf der Rechtlosigkeit und Unterdrückung aller seiner Völker^ darunter auch des polnischen Volkes, aufgebaut war. Die Regie­rungen Deutschlands und der Sowjetunion stehen nunmehr vor der Aufgabe, Frieden und Ordnung auf dem Gebiet des frühe­ren Polens wieder herzustellen und der Bevölkerung eine fried­liche, ihren nationalen Besonderheiten angemessene Existenz zu sichern.

Der unerhört rasche Zerfall Polens, der am besten beweise, daß dessen staatlicher Organismus nicht lebensfähig war, hebe auch die Gründe für eine Fortsetzung des Krieges in Westeuropa auf." Sogar Blinde können jetzt sehen, daß der polnische Staat in seiner frühere» Gestalt und auf dem früheren Territorium nicht mehr wieder hergestellt werden wird." Deshalb könne, so folgert das Blatt, eine Fortsetzung des Krieges in keiner Weise gerechtfertigt werden und fei nur als sinnloses Blutoergieheu zu bezeichnen, während die Beendigung des Krieges de» Inter­essen aller Völker entspräche.

In diesem Zusammenhang komme dem Friedensprogramm, das der Führer in der Reichstagsrede vom 6. Oktober vor­brachte, eine hohe Bedeutung zu. Das Blatt schreibt darüber: Die Vorschläge Hitlers können angenommen, abgelehnt oder der einen oder anderen Abänderung unterzogen werden. Aber es ist unmöglich, nicht anzuerkennen, daß sie auf jeden Fall eine reale und praktische Grundlage darstellen für Verhandlungen, die auf eine rascheste Beendigung des Krieges hinauslaufen würden." DieJswestija" meint: Das bisherige Echo, das die Rede des Führers i» England und Frankreich heroorgerustn habe, lasse nicht darauf schliche», daß die Regierungen der Westmächte dem Friedensprogramm des Führers mit Ver­ständnis begegnen wollte«. Dort hätte man vielmehr ein neues Kriegsziel aufgebracht: Die sogenannte Vernichtung des Hit» lerismus. Diese Absicht werde sogar als hauptsächliches und einziges Ziel des gegenwärtigen Krieges angegeben, demgegen­über die ursprüngliche Forderung der Wiederherstellung Polen» sogarbescheidenerweise" in den Hintergrund gerückt worden seil

Mit bemerkenswerter Schärfe entlarvt das Moskauer Blatt dieses angeblicheKriegsziel der Demokratien". Es wäre eine sinnlose und törichte Grausamkeit, Menschen deshalb zu vernich­ten, weil irgend jemand deren Weltanschauung nicht paßt. Nur im finstersten Mittelalter hätte man Häretiker und Anders­

fragen, Botschafter Ritter, und de Leiter der «deutschen Wirt­schaftsdelegation, Gesandter Schnurre, sind am 8. Oktober von dem Präsidenten des Rates der Volkskommissare der UdSSR., Molotow, empfangen worden. 2n der Unterredung bestand Ein­verständnis darüber, daß das Wirtschaftsprogramm, das während der letzten Anwesenheit des Reichsauftenministers von Nibben- trop in Moskau vereinbart wurde, von beiden Seiten mit Be­schleunigung und in weitem Umfange verwirklicht werden soll. Dabei wurde insbesondere vereinbart, daß die UdSSR, unver­züglich mit der Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen und Deutschland mit Lieferungen an die UdSSR, beginnen werden."

Sämtliche Blätter bringen an hervorragender Stelle auf der ersten Seite die amtlichen Mitteilungen der TASS über die Ankunft der deutschen Wirtschastsdelegation in Moskau und über den Empfang der Führer der Delegation, des Botschafters Ritter und des Gesandten Schnurre, bei dem sowjetrussischen Regie- rungchschef Molotow,

Heeresbericht vom Montag

Berlin, S. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: , , '

2m Osten wurde der Vormarsch gegen di« Interessen- grenze fortgesetzt.

2m Westen örtliche Spähtrupptätigkeit und schwaches beiderseitiges Artilleriefeuer.

2« der L «ft nur geringe Anfklärungstätigkeit.

gläubige deshalb auSKILttet, und selbst damals ohne Erfolg, denn, so betont dieJswestija",mit Feuer und Schwert lassen sich keine Ideologien mftr keine Weltanschauungen ausrotten. Man kan denHitlerismus" lieben oder hassen wie jedes andere politische System. Aber für-dieVernichtung des Hitlerismus" Krieg führen das heißt in der Politik eine verbreche­rische Dummheit Legchen". Das Blatt folgert dann wei­ter, die Losung von derVernichtung des Hitlerismus" für dis Demokratien in weitem Umfange Kinnen nur als Aushänge­schild und Maske für andere Ziele* dienen. Die herr­schenden Kreise Englands und Frankreichs hätten auch früher niemals besondere Begeisterung dafür gezeigt, fiir ideale Ziele Vküt zu vergießen oder, was für sie noch wichtiger fei, Geld -auszugeben. Diese Staate» würden vielmehr auch heute ein ideologisches Ziel, nämlichdie Vernichtung des Hitlerismus^ nur zum Vorwand nehmen, «m dke bisherige Form ihr« Weltherrschaft aufrecht z» erhallen, um ihre« riesigen Kolonial­besitz ungeteilt und ohne Berücksichtigung btt deutschen AnsprLch« tm Interesse ihrer herrschenden Kaste ansznbeute«. Hierin läge« die wahre» Motive, welche die Regierungen Englands und -Frankreichs für di« Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland bewegten. DieJswestija" schließt ihren Artikel mit den Wor­ten:Der Versuch, das Friedensprogramm Deutschlands zu ignorieren, heißt die Verantwortung für die weitere Entfesse­lung des Krieges auf sich nehmen und infolgedessen auch die Verantwortung für die kolossalen Opfer und Zerstörungen, die mit dem Kriege verbunden sind".

De« Franzosen wird die Wahrheit ver­heimlicht

Moskau prangert die Fälscherpraxis der Pariser Presse an

Moskau» 9. Ott. Ein Bericht derPrawda" aus Paris enthält einige bemerkenswerte Feststellungen über dir Kriegsmüdigkeit des französischen Volkes. Nur die täglichen Zensurlücken der Zeitungen könn­ten dem Publikum eine ungefähre Vorstellung davon ver­mitteln, daß die Regierung dem Volke die Wahrheit über den ganzen Krieg verheimlicht.Die Zeitungen", so heißt es in diesem Bericht,schwatzen und schwatzen, aber sobald sie die Aufgaben des Krieges berühren,, verstummen sie plötzlich oder sie blöken nur. Der Zensor läßt seine Schere auf dem Zeitungsblatt führen und stutzt und schneidet. Bald wird die französische Presse nur noch aus weißen Flecken bestehen!"

Andererseits räume die Zensur jedoch einer gewisse» Sorte von Journalisten immer noch genügend Platz ein, dis Lügen und Verleumdungen gegen andere Völ­ker verbreiteten. Das französische Volk dagegen wolle keinen Krieg; es verstehe nicht, zu welchem Zweck es das Blut seiner Söhne vergießen solle.Aber das Volk darf dies nicht ans-

Eine Warnung an die Kriegshetzer

Die MoskauerJswestija" entlarvt die Absichten der Demokratien