2. Seite — Nr. 236
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Montag, den 9. Oktober 1939
Die Neutralen zur Zührer-Neäe
„Eine konkrete Plattform für den Frieden"
Rom, 8. Okt. Der ungeheure Eindruck und die restlose Zustimmung, die die große Rede des Führers in ganz Italien auslüste, finden in der Presse einmütige und hundertprozentige Bestätigung. „Das Italien Mussolinis", so schreibt „Messagero", „dem der Führer mit spontanem und langanhaltendem Beifall ausgenommen, überaus warmherzige Aeußerungen gewidmet hat, sieht in diesen Vorschlägen des europäischen Wiederaufbaues einen Plan, der sich, was die internationalen Beziehungen anbelangt, vollkommen mit der faschistischen Aufastung deckt. Der gesunde Menschenverstand kann unmöglich glauben, daß die Vorschläge des Führers von den verantwortlichen Regierungsmännern nicht aufmerksam geprüft werden. Sie sind geeignet, Europa in einer Aera des Wohlstandes und des Friedens bessere Tage zu eröffnen.
„Es ist vielleicht das erste Mal in der Geschichte", so betont „Popolo di Roma", „daß ein Regierungswechsel und ein Führer von der Macht Hitlers, hinter dem ein 82-Millionenvolk steht, am Ende eines so rasch liquidierten Konfliktes in so starkem Maße seinem Friedenswunsche Ausdruck verleiht."
„Die Völker horchen auf", schreibt der „Popolo d'Jtalia", der weiter erklärt, trotz des wahnsinnigen Treibens der Kriegshetzer hätten die Völker ein eigenes Gewissen. Sie seien sich darüber klar, daß die Rede Hitlers von den menschlichen Gefühlen und Idealen eines neuen Europas beseelt sei, indem sich die Völker endlich versöhnen könnten. Die Rede sei nicht eine .einschüchternde, ultimative, militärische Ansprache gewesen, sondern das fteie Wort eines siegreichen Führers, der alle Völker zu einer friedlichen allgemeinen Regelung auf endgültigen und sicheren Grundlagen auffordere. Die Worte des Führers "seien einer ehrlichen Aufnahme wert. Aber der Horizont sei leider noch nicht von dem Versailler Gewölk freigemacht; noch befinde man sich auf dem Wege der Jrrtümer. Europa erlebe ein großes Drama, das noch größer werden müsse, weil man Deutschland und einigen anderen Nationen immer alles verweigert hätte, auch das Gerechte und das Geringe.
Rom, 8. Okt. Die überragende Bedeutung, die man in Italien der Rede des Führers beimißt, kommt darin zum Ausdruck, daß das nachhaltige Weltecho und die Reaktionen, die die Worte Adolf Hitlers in der ganzen Welt ausgelöst haben, nicht nur aufmerksam verzeichnet und besprochen werden, sondern auch :am Sonntag das Bild der Presse vollkommen beherrschen. „Die Welt steht vor der Alternative: Dauerhafter Friede oder Vernichtungskrieg. Die Völker, die die Botschaft des Führers vernommen haben, erwarten, daß die verantwortlichen Regierungen einen Beweis ihres guten Willens geben." So lautet die 'Schlagzeile des „Messagero", der erneut die Sinnlosigkeit eines Krieges, „der durch nichts gerechtfertigt werden kann", hervorhebt einen Gegensatz zwischen den Regierungen der Westmächts und dem Empfinden ihrer Völker in Erscheinung treten sieht. Das Blatt schreibt, man merke deutlich die Verlegenheit der französisch-englischen Presse, ihre Leser von der Unannehmlich- ckeit der Vorschläge des Führers zu überzeugen, denn in weiten -Kreisen der Bevölkerung sei ein Krieg gegen Deutschland durchaus unpopulär, könne doch niemand erkennen, welche konkreten Ziele man eigentlich mit diesem neuen, gegen das Reich organisierten Vorgehen erreichen möchte.
Spanien: Der Friedenswillen Adolf Hitlers
Madrid, 8. Okt. Die halbamtliche spanische Nachrichtenagentur „EFE" hebt in einem Bericht vor allem die Aufrichtigkeit iAdolf Hitlers hervor und betont, daß die Vorschläge zu einer Friedlichen Neuordnung Europas von einem Manne ausgehen, der vier Jahre lang den Weltkrieg mitgemacht habe und die Schrecken des modernen Krieges kenne. Die Zeitung „AVE" schreibt in ihrem Kommentar u. a., für alle neutralen Beobachter sei der versöhnliche Ton der Rede und der ausdrückliche Friedenswille des Führers am meisten zu begrüßen.
Madrid, 8. Okt. Der Außenpolitiker des Blattes „Arriba" schreibt zur Rede des Führers: Von der Annahme oderMKO- «ung der Vorschläge Adolf Hitlers durch England und'HkWr- reich hängt das Schicksal unseres Erdteiles ab. Noch niemals sind europäische Fragen vor oder nach Versailles mit solch ruhiger Objektivität und so gewaltigem politischem Weitblick untersucht worden, wie jetzt durch den Führer. ,Me Führer-Rede enthält alle grundsätzlichen Vorbedingungen für die Neuordnung Europas als Garantie eines dauerhaften Friedens. Nichts kann den Frieden des Abendlandes stören, wenn Adolf Hitlers Vorschläge zur Regelung der Volkstumsprobleme berücksichtigt werden. Deutschland will weder slawische Völker unterjochen noch Nachbarstaaten eingliedern. Der Friede ist gesichert, wen» England will. Die volle Verantwortung für das Schicksal Europas lastet auf den britischen Staatsmännern."
Oslo: „Es liegt an den Westmächten"
Oslo, 8. Okt. In den ausführlichen Kommentaren zur Füh- terrede stimmen die meisten norwegischsn^Morgenblätter darin Sberein, daß sie durchaus eine VerhäMlungsgrundlage biete. Besondere Beachtung finden in diesem Züsamenhang die Auskühlungen des Führers über seine ständigen Bemühungen, ein freundschaftliches Verhältnis vornehmlich zwischen Deutschland vnd Frankreich herbeizuführen, und öle Schilderung der furchtbaren Verhältnisse, die über Europa,Hereinbrechen müssen, falls xs zu keiner friedlichen Verständigung komemn sollte. „Tidens Tegn" erklärt, die Rede enthalte gewisse positive Möglichkeiten für Verhandlungen. Für Norwegen sei das wichtigste, daß die Möglichkeiten auch ausgenutzt würden. — Auch „Arbeiters»" stellt fest, daß die Rede des Führers mäßig war. „Aftonposten" schreibt, die Rede Hitlers überschatte alle anderen polnischen Ereignisse der letzten Tage. Hitler bot in seiner Rede den Westmächten die Hand. Es sei nun die Frage, ob diese sie Ergreifen würden.
Schweden: „Führerrede zweifellos maßvoll"
Stockholm, 8. Okt. Auch die Stockholmer Samstagpresse steht noch ganz im Zeichen der großen Führerrede. „Nya Dagligt Allehanda" bezeichnet die Rede als zweifellos maßvoll. Hitler' habe am Schluß eine unbestreitbare Wahrheit ausgesprochen, Äs er hervorhob, daß es niemals in der Weltgeschichte zwei SiegA/ aber oft zwei Besiegte gegeben habe.
Rumänien: „Eine Grundlage für den Frieden"
Bukarest, 8. Okt. Die Führerrede hat in sämtlichen rumäni--' sschen Kreisen tiefen und nachhaltigen Eindruck hervorgerusen. Das große Blatt „Curentul" erklärt, niemand werde über die Friedensvorschläge Hitlers hinwsggehen können, ohne sich mit «der schweren Verantwortung kommender Verwüstungen im Naue ver Foryetzung oes Krieges zu belasten. Mutkg have der Führer betont: „Die europäischen Probleme können nicht durch, einen Krieg gelöst werden". Die Beendigung dieses absurde« ^Krieges dränge sich mit elementarer Logik auf. Die Vorschläge
des Führers seien, was auch immer man an ihnen herumdeuteln wird, eine Friedensgrundlage, denn der Führer habe ein wirkliches Friedensangebot gemacht. Der „Timpul", das Blatt des Außenministers Eafencu, Uberschreibt seinen Aussatz: „Die Friedensvorschläge Deutschlands". Die offiziöse „Romania" unterstreicht, daß alles nunmehr von der Antwort Englands und Frankreichs abhänge.
Verständnis in Japan
Tokio, 8. Okt. Die gesamte Presse bringt am Samstag einen etwa halbseitigen Auszug der Fllhrerrede und veröffentlicht Bilder von Adolf Hitler. Die lleberschriften zeigen, daß die Kernpunkte der Rede in Japan richtig verstanden worden sind. „Tokyo Asahi Shimbun" spricht von einem Friedensvorschlag an England und Frankreich, während „Toyo Nichi Nichi" den Vorschlag auf Abrüstung hervorhebt. „Tschugai Schogio Schimpo" bezeichnet die Rede als den letzten Vorschlag des Führers und „Migaho Shimbun" weist auf den Vorschlag auf eine neue Friedenskonferenz hin.
Die Stimme Sven Hedins
„Wer das Friedensprogramm zurückweist, lädt den Fluch der Menschheit auf sich"
Berlin, 8. Okt. Der Stockholmer Sonderberichterstatter des „Berliner Lokalanzeiger", Dr. Paul Eraßmann, hatte Gelegenheit, mit dem weltbekannten Forscher Dr. Sven Hedin über die große Rede des Führers zu sprechen. Dr. Sven Hedin sagte folgendes: „Ich kenne die Rede Adolf Hitlers sehr genau. Ich sehe sie als das größte außenpolitische Ereignis der letzten Zeit an; sie hat für die ganze Menschheit größere Bedeutung als jemals eine andere Rede zuvor. Von ganzem Herzen hoffe ich, daß die Erklärungen des Führers des Großdeutschen Reiches auf der anderen Seite so verstanden werden, wie sie gemeint waren: Eine Hand, großmütig zum Frieden ausgestreckt, aber nicht aus Schwäche, sondern umgekehrt im Bewußtsein der Kraft des Sieges.
Jetzt hängt es von Chamberlain und Daladier ab, wie sich das Schicksal der Welt gestalten wird. Hitler will den Frieden, die ganze Menschheit will den Frieden — ich kann mir unmöglich denken, daß England und Frankreich die ungeheure Verantwortung auf sich laden können, die ausgestreckte Hand auszuschlagen, und damit einen Krieg zu entfesseln, der die Welt um Jahrhunderte zurückwerfen wird, und bei dem, wie Adolf Hitler selbst sagte, niemand als Sieger hervorgehen wird. Der Staatsmann, der jetzt den Frieden zustande bringt, wird in allen Zeiten als Netter und Erlöser betrachtet werden -- der jedoch, der dieses Friedensprogramm zurückweist, wird den Fluch der Menschheit auf sich laden.
Auch die Aeußerungen über die Kolonialfrage haben mich sehr interessiert, da ich schon immer der Auffassung gewesen bin, daß die Verteilung der Erde ungerecht ist und Deutschland den notwendigen Lebensraum bekommen muß. Ich wiederhole noch einmal, ich hoffe, daß die nächsten Tage das erlösende Wort bringen und die großangelegte Rede Adolf Hitlers in ihrer klugen Mäßigung zum Frieden führt."
(Weitere Ausia bestimmen Seile 5)
Neuordnung der Kohlenversorgung
Die Verteilung der Hausbrandkohle erfolgt nach besonderen Erhebungen
Durch die Anordnung 3 der Reichsstelle für Kohle vom 21. September 1939 wird die Vrennstoffversorgung der Haushaltungen. der Landwirtschaft und des Kleingewerbes neu
Schwäbischer Panzerschütze erzählt
Von einem Württemberger, der in einem Panzerregiment in Polen kämpfte, liegt uns folgender Feldpostbrief vor.
Irgendwo in Polen, den 14. Sept.
Meine Lieben!
Ich bin nun in diesen vergangenen Wochen ein richtiggehendes Frontschwein geworden. Wir haben bereits mehrere Angriffe hinter uns. Aus meiner Erinnerung will ich einige besondere Situationen festhalten.
Eines Abends griffen wir mit sieben Panzern bei einbrechender Dunkelheit und im Nebel eine polnische Division an. Durch die Unübersichtlichkeit des Geländes kamen wir allerdings in eine schwierige Lage. Wir sahen uns bald eingeschlossen. Infolge der Dunkelheit und des Nebels konnten wir nicht viel sehen und es blieb uns nur übrig, blindlings nach der Richtung des feindlichen Feuers zu schießen, was wir herausbrachten, d. h. nach allen Richtungen.
Mein Panzer, der uns sonst brav und zuverlässig gedient hat, hate seine erste Panne, saß in einem Eranattrichter fest ^ und konnte nicht mehr heraus. Zu dem einen Pech kam noch das zweite: Kanone und ME. hatten Hemmung. Wir konnten nicht mehr schießen! Der verfluchte polnische Sand und Staub war schuld daran.
So war also unsere Situation: Von 19 Uhr abends ab saß ich mit meinen zwei Kameraden in unserem Panzer in einem Trichter fest mitten in den polnischen Truppen drinnen. Wir konnten nicht raus und schießen war uns nicht möglich. Lucken dicht und aufgepaht! Da hörten wir die Polen plötzlich auf unserem Wagen herumklettern. Wir drei hatten Hundgranaten und Pistole in der Hand und rührten uns nicht. Auf einmal prasselte etwas wie Steinchen auf unserem „Schlitten" herum. Kaum darauf gehen an der Lucke 1 und hinten einige Handgranaten hoch, ohne Schaden anzurichten. Dann wird es langsam ruhig. Polnische Laute entfernen sich. Ringsherum hört man immer noch Eranateinschläge. Im Wagen wird es immer wärmer. Das Wasser läuft an uns in Strömen herunter. Mit höchster Nervenanspannung, mit geschärften Ohren und Augen warteten wir der weiteren Dinge, die da kommen sollen. Ich rauche Pfeife um Pfeife. Wir mußten so bis Tagesanbruch aus- halten und auf dem Posten sein, da wir nicht wußten, ob wir noch von Feinden umgeben sind. Inzwischen sind die Wände innen naß. So saßen wir geschlagene fünf Stunden. Nachdem, was wir gehört hatten, gab es für uns keinen Zweifel: Eefan- gennehmen lassen kommt nicht in Frage. In der Morgendämmerung öffnete ich dann, die Pistole in der Hand, die Fahrlucke und kroch heraus. Vom Feind ist nichts zu sehen. Da höre ich Motorengeräusch. Es kommt näher mrd entpuppt sich, aus dem Nebel kommend, als ei« 7.5-Waaen. der uns herausholt.
geregelt. Vorgeschrieben ist eine Bestands- und Bedarfserhebung. Hierüber gilt folgendes:
A) Haushaltungen mit Ofenheizung.
(Dauerbrandöfen, Kachelöfen, mittels Kachel- oder sonstigen Oefen beheizte Etagenheizungen, Küchenherde.)
Jeder Verbraucher von Hausbrand für Ofenheizung und Koch- und Waschzwecke muß sich in der Zeit von Dienstag, 10. Oktober, bis Samstag, 14. Oktober, von seinem bisherigen Kohlenhändler (Verbrauchergenossenschaft, Gaswerk usw.) eine vorgedruckte Erhebungskarte beschaffen, die gewissenhaft auszufüllen ist. In Spalte 4 der Erhebungskarte ist die Gruppe anzugeben, in die sich jeder Verbraucher einzureihen hat. Diese Gruppe bestimmt sich folgendermaßen:
Gruppe I: 1 heizbares Zimmer oder Küche,
Gruppe II: 2 heizbare Zimmer einschließlich Küche,
Gruppe III: 3 heizbare Zimmer einschließlich Küche.
Gruppe IV: 4—5 heizbare Zimmer einschließlich Küche,
Gruppe V: mehr als 5 heizbare Zimmer einschließlich Küche.
Besteht ein Haushalt in Gruppe IV oder V aus weniger als vier Personen, so hat sich der Verbraucher in die vorhergehende Gruppe einzutragen.
Die ausgefüllte Karte gibt der Verbraucher sofort, spätestens bis Samstag, 14. Oktober, 12 llhr, wieder seinem Kohlenhändler, von dem er den Vordruck erhalten hat, zurück.
Das Wirtschaftsamt gibt auf Grund dieser Meldungen je nach der Versorgungslage eine bestimmte Menge Kohlen zur Auslieferung frei.
Bj Haushaltungen, Behörden, Geschäfte usw. mit Zentralheizungen und Warmwasserversorgung.
Derjenige, der die Zentralheizuugs- und Warmwasserversorgungsanlage betreibt, hat sich bis spätestens Samstag, 14. Oktober, 12 llhr, in eine bei seinem bisherigen Kohlenhändler aufgelegte Liste eintragen zu lassen. In diese Liste haben sich nicht nur Haushaltungen eintragen zu lassen, sondern auch Behörden, Geschäftsräume und dergleichen, Betriebe des Gaststätten- und Veherbergungsgewerbes, Badeanstalten, Warenhäuser, Ladengeschäfte und dergleichen, Schulen. Krankenhäuser, Heil-, Erziehungs-, Straf- und Wohlfahrtsanstalten und dergleichen, Kasernen, Lager, Heime und ähnliche Einrichtungen, in denen Zivilpersonen, Personen der Wehrmacht und der Schutzgliederungen außerhalb der Wehrmacht gemeinschaftlich wohnen. Beim Bezug von Kohlen durch mehrere Händler erfolgt der Eintrag bei sämtlichen Händlern mit der anteiligen Menge.
kleine Llachvrchte«
Großadmiral Naeder auf der Halbinsel Hela. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, besichtigte am 5. Oktober frühere polnische Befestigungen und Vatteriestellungen auf der Halbinsel Hela, um sich dort von der Einwirkung der Beschießung durch die beiden Schulschiffe „Schleswig Holstein und „Schlesien" und durch die Luftwaffe zu überzeugen.
Deutsches Verkehrsflugzeug für Estland. Ein von der estnischen Luftverkehrsgesellschaft „Ago" bei den Junkerswerken bestelltes Verkehrsflugzeug ist Samstagnachmittag in Reval eingetroffen. In den Berichten der Presse über die Ankunft des Flugzeuges wird u. a. hervorgehoben, daß Deutschland ungeachtet des Krieges alle Verträge erfülle.
Meinungsverschiedenheiten in Quebec. Berichten aus Ottawa zufolge herrschen in Französisch-Kanada innerhalb der Provinzialprovinz Quebec Meinungsverschiedenheiten über Kanadas Kriegsbeteiligung. Diese Differenzen führten schließlich zum Rücktritt des Ministers Layton, der dem Ministerpräsidenten Duplefsis vorwarf, durch die Anberaumung von Provinzialwahlen für diesen Monat unter einer Wahlparole, die sich gegen die Kriegsbeteiligung richte, ge- f fährde er die kanadische Einheit und Reichstreue.
Wir sind gerettet! Unser Wagen war mit Spiritus übergossen worden, der mit drei Handgranaten entzündet worden war. Das Aeußere war kohlschwarz gebrannt, innen aber alles soweit in Ordnung. Die Polen hatten offenbar geglaubt, wir wären bereits ins Jenseits abgedampft, aber das fabelhafte Material unseres Panzers hat uns geretet. Nachmittags bin ich wieder zum Regiment gestoßen. Wir griffen wiederum an — ebenfalls wie am vorigen Tag — starke polnische Kräfte. Innerhalb einer halben Stunde hatten wir sie restlos aufgerieben, ohne auch nur einen Mann zu verlieren. Wir drei nahmen jetzt Rache für den Spiritus. Mit offenen Klappen schossen wir — außer unseren Tankwaffen — noch mit der Pistole.
Dann gingen wir zurück, um die Fahrzeuge in Ordnung zu bringen, da kam uns erst recht so zum Bewußtsein, in welcher verdammt miserablen Lage wir in der vorausgehenden Nacht gewesen waren. Es war ein Glück, daß wir nicht ausgestiegen sind und uns still verhielten. Sieben Flugzeuge sind dann bei uns gelandet und brachten Betriebsstoff. Wir haben ihnen Post mitgegeben, auch diesen Brief. Sonst geht es mir prima. Wir sind alle in ausgezeichneter Verfassung und brennen darauf, wieder in den Kampf eingesetzt zu werden. Ihr daheim und Deutschland sollen mit Stolz auf uns blicken können. Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß wir in jeder Weise unsere Pflicht tun — und weit darüber hinaus.
Ich war auch beim Angriff auf das Fort Rozan dabei. Der dauerte 5 44 Stunden. Bunker um Bunker wurde genommen. Mir bot sich die Gelegenheit, einen Bunker allein anzugreifen. Vis 30 Meter bin ich herangerauscht. Wieder schossen wir mit offener Klappe. Mit Pistole und Leuchtpistole hielten wir auf die Bunkerschlitze, bis das MG.-Feuer vom Bunker verstummte. Eine 7,o-Zentimeter-Eranate, die unmittelbar am Wagen einschlug, brachte unseren Kasten ins Wackeln. Es ging aber ohne Verletzungen oder Verluste ab. Der Infanterie-Stoßtrupp, der hinter meinem Panzer zum Sturm eingesetzt war, kämpfte mit einer geradezu bewunderungswürdigen Todesverachtung. Es sind lauter prima Kerle! Wir haben mit unserer großartigen Infanterie eine Kameradschaft, wie sie in Friedenszeiten einfach undenkbar ist.
Wo wir zur Zeit sind, wissen wir nicht. Alles geht mit einem solch ungeheuren Tempo und diese polnischen unaussprechlichen Namen rasseln einem an den Augen vorbei, so daß man sich diese Ortsnamen kaum merken kann. Außerdem haben wir keine Zeit, uns darnach zu orientieren. Unsere einzige Orientierung richtet sich nach der Frage: Wo ist der Feind?
Unsere Devise: Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist! Wenn ich wieder zu Hause bin, gibt es viel zu erzählen. Dieser Ruhetag heute ist uns allen sehr gut. In den letzten vier Tagen habe ich kaum einige Stunden geschlafen. Im ganzen konnte ich bis jetzt in Polen 800 Kilometer fahren. Es ist herrlich, mit dabei sein zu dürfen.
Ich wünsche Euch alles Gute? Auf ein frohes Wiedersehen. Ein Siegheil auf Deutschland und auf den Führer!