8. Seite Nr. 23S

Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Samstag, den 7. Oktober 1839

ge,cyrieoen wird, sondern durch mein Lebenswerk feststeht, und weil es mir ziemlich gleichgültig ist, welche Beurteilung ich nun im Augenblick von diesen Leuten erfahre. Mein Prestige ist groß genug, um mir so etwas erlauben zu können, denn ob ich diese meine folgenden Gedanken nun wirklich aus Angst oder aus Verzweiflung ausspreche, das wird ja in jedem Falle der spätere Lauf der Dinge erweisen. Heute kann ich es höchstens bedauern, daß die Leute, die in ihrem Blutdurst nicht genug Krieg sehen können, leider nicht dort sind, wo der Krieg wirklich ausgekämpft wird, und auch schon früher nicht dort gewesen waren, wo geschossen wurde. Ich verstehe sehr wohl, daß es Interessenten gibt, die an einem Krieg mehr verdienen als an einem Frieden, und ich verstehe weiter, dag für eine gewisse Abart internationaler Journalisten es interessanter ist, über den Krieg zu berichten als über die Handlungen oder gar kulturellen Schöpfungen eines Friedens, die sie nicht ermessen und nicht verstehen, und endlich ist es mir klar, dag ein gewisser jüdisch-internationaler Kapitalismus und Journalis­mus überhaupt nicht mit den Völkern fühlt, deren Interessen sie zu vertreten vorgeben, sondern als Herostraten der mensch­lichen Gesellschaft den größten Erfolg ihres Lebens in der Brandstiftung erblicken.

Ich glaube aber auch noch aus einem anderen Grunde, meine Stimme hier erheben zu müssen. Wenn ich heute gewisse internationale Presseorgane lese oder die Reden verschiedener heißblütiger Kriegsverherrlicher höre, dann glaube ich im Namen jener sprechen und antworten zu dürfen, die die lebendige Substanz für die geistige Beschäftigung dieser Kriegszielsetzer abgegeben haben, jene lebendige Sub­stanz, der ich über vier Jahre im großen Krieg auch als unbekannter Soldat angehört habe. Es wirkt großartig, wenn ein Staatsmann oder ein Journalist auftritt und in glühenden Worten die Notwendigkeit der Beseitigung des Regi­mes in einem anderen Lande im Namen der Demokratien oder von so irgend etwas ähnlichem verkündet. Die Ausfüh­rung dieser ruhmvollen Parolen sieht dann allerdings wesent­lich anders aus. Es werden heute Zeitungsartikel geschrieben, die der begeisterten Zustimmung eines vornehmen Leserpubli­kums sicher ist. Die Verwirklichung der in ihnen enthaltenen Forderungen wirkt allerdings viel weniger begeisternd, lieber die Urteilskraft oder Fähigkeit dieser Leute will ich hier nicht sprechen. Was immer aber sie auch schreiben mögen, das wirk­liche Wesen einer solchen Auseinandersetzung wird dadurch nicht berührt.

Bor dem polnischen Feldzug erklärten diese Skriben­ten, die deutsche Infanterie sei vielleicht nicht schlecht, allein die Panzerwasfe überhaupt die motorisierten Verbände wären minderwertig würde bei jedem Einsatz glatt versagen. Jetzt nach der Vernichtung Polens schreiben die gleichen Leute mit eiserner Stirne, daß die polnische Armee überhaupt nur im Feuer der deutschen Panzerwasfe und der übrigen Motori­sierung des Reichs zusammengebrochen wären, daß aber dem­gegenüber die deutsche Infanterie in einer geradezu bemerkens­werten Weise sich verschlechtert hätte und bei jedem Zusammen­stoß mit den Polen den Kürzeren gezogen habe.

Darin so meint wörtlich ein solcher Schreiber sehe man mit Recht ein günstiges Symptom für die Führung des Krieges im Westen und der französische Soldat werde sich dies wohl zu merken wissen." Das glaube ich auch, sofern er das auch zu Gesicht bekommt und er sich später noch dessen erinnern kann. Er wird vermutlich diese militärischen Wahrsager dann an den Ohren nehmen. Leider wird dies aber deshalb unmög­lich sein, weil diese Leute die Tüchtigkeit oder Minderwertig­keit der deutschen Infanterie persönlich ja gar nicht auf dem Schlachtfelds erproben, sondern nur in ihrer Redaktionsstube beschreiben werden.

Sechs Wochen ach was vierzehn Tage Trommelfeuer und die Herren Kriegspropagandisten würden schnell M einer anderen Auffassung kommen. Sie reden immer vom notwendigen weltpolitischen Geschehen, aber sie kennen nicht de» militärischen Ablauf der Dinge. Allein, umso besser kenne ich ihn und deshalb halte ich es auch für meine Pflicht, hier zu reden, selbst auf die Gefahr hin, daß die Kriegshetzer in dieser meiner Rede wohl wieder nur den Ausdruck meiner Angst und ein Symptom für den Grad meiner Verzweiflung sehe.

Weshalb soll nun der Krieg im Westen staitsiudrn?

Für die Wiederherstellung Polens? Das Polen des Ver­sailler Vertrages wird niemals wieder erstehen. (Stürmischer Beifall.) Dafür garantieren zwei der größten Staaten der Erde. Die endgültige Gestaltung dieses Raumes, die Frage der Wie­dererrichtung eines polnischen Staates, sind Probleme, die nicht durch den Krieg im Westen gelöst werden, sondern ausschließlich durch Rußland in einem Fall und durch Deutschland im anderen. Uebrigens würde jedes Ausschalten dieser beiden Mächte in den in Frage kommenden Gebieten nicht einen neuen Staat erzeugen, sondern ein restloses Chaos. Die Probleme, die dort zu lösen sind, werden weder am Konferenztisch, noch in Nedak- tionsstuben gelöst, sondern in einer jahrzehntelangen Arbeit. Es genügt nicht, daß sich einige im letzten Grunde am Schicksal der Betroffenen ohnehin desinteressierten Staatsmänner zusam­mensetzen und Beschlüße faßen, sondern es ist notwendig, daß jemand, der am Leben dieser Gebiete selbst beteiligt ist, die Arbeit der Wiederherstellung eines wirklich dauerhaften Zustan­des übernimmt. Die Fähigkeit der westlichen Demokratien zur Herstellung solcher geordneten Zustände ist zum mindesten in letzter Zeit durch nichts bewiesen worden. Das Beispiel Palästinas zeigt, daß es besser sein würde, sich mit den vorliegenden Aufgaben zu beschäftigen und diese vernünftig zu lösen, als sich um Probleme zu kümmern, die innerhalb der Lebensinteressen anderer Völker liegen und von diesen sicher beßer gemeistert werden. Jedenfalls hat Deutschland in seinem Protektorat Böhmen und Mähren nicht nur die Ruhe und Ordnung sichergestellt, sondern vor allem auch den Grund zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte gelegt und zu einer immer enger werdenden Verständigung zwischen beiden Natio­nen. England wird noch sehr viel zu tun haben, bis es in seinem palästinensischen Protektorat auf ähnliche Verhältnisse wird Hinweisen können. Man weiß übrigens ganz genau, daß es eine Sinnlosigkeit sein würde, Millionen von Menschenleben zu vernichten und Hunderte Milliarden an Werten zu zerstören, um etwa ein Gebilde wieder aufzurichten, das schon bei der seinerzeitigen Entstehung von allen Nichtpolsn als Fehlgeburt bezeichnet worden war.

Was soll also sonst der Grund sein? Hat Deutschland an Eng­land irgend eine Forderung gestellt, die etwa das britische Weltreich bedroht oder seine Existenz in Frage stellt? Nein, im Gegenteil, weder an Frankreich noch an England bat Deutschland eine solche Forderung gerichtet.

Soll dieser Krieg aber wirklich nur geführt werden, nm Deutschland ein neues Regime zu geben? Das heißt: um das jetzige Reich wieder zu zerschlagen und mithin ein neues Versailles zu schaffen. Dann werden Mil­

lionen Menschen zwecklos geopfert, denn weder wird das Deutsche Reich zerbrechen, noch wird ein zweites Versailles entstehen. Aber selbst wenn nach einem drei- oder vier- oder achtjährigen Krieg das gelingen sollte, dann würde dieses zweite Versailles für die Folgezeit schon wieder zur Quelle neuer Konflikte wer­den. Auf alle Fälle aber könnte eine Regelung der Probleine der Welt ohne Berücksichtigung der Lebensinteressen ihrer stärk­sten Völker in fünf oder zehn Jahren nicht um ein Haar anders enden als dieser Versuch vor 20 Jahren heute geendet hat. Nein, dieser Krieg im Westen regelt überhaupt kein Pro­blem. Es sei denn, die kaputten Finanzen einiger Nüstunnsindu- strieller und Zeitungsbesitzer oder sonstiger internationaler Kriegsgewinnler.

Zwei Problewe stehen heute zur Diskussion:

1. Die Regelung der durch das Auseinanderfallen Polens entstehenden Fragen und

2. Das Problem der Behebung jener internationaler Besorg­nisse, die politisch und wirtschaftlich das Leben der Völker erschweren.

Die Ziele der Neichsregierung in Polen

Welches sind nun die Ziele der Reichsregierung in Bezug aus die Ordnung der Verhältnisse in dem Raum, der westlich der deutsch-sowjetrussischen Demarkationslinie als deutsche Ein­flußsphäre anerkannt ist.

1. Die Schaffung einer Reichsgrenze, die, wie schon betont, den historischen, ethnographischen und wirtschaftlichen Bedingungen entspricht.

2. Die Ordnung des gesamten Lebensraumes nach Nationali­täten, d. h. eine Lösung jener Minoritätenfragen, die nicht nur dkssn Raum berühren, sondern die darüber hinaus fast alle süd- und südosteuropäifchen Staaten betreffen.

3. In diesem Zusammenhang: Der Versuch einer Ordnung und Regelung des jüdischen Problems.

1. Der Neuaufbau des Verkehrs- und Wirtschaftslebens zum Nutzen aller in diesem Raum lebenden Menschen.

8. Die Garantierung der Sicherheit dieses ganzen Gebiets und

6. Die Herstellung eines polnischen Staates, der in seinem Ausbau und in seiner Führung die Garantie bietet» daß weder ein neuer Brandherd gStzen das Deutsche Reich entsteht, noch eine Jntrigentenzentrale gegen Deutschland und Rußland gebil­det wird.

Darüber hinaus muß sofort versucht werden, die Wirkungen des Krieges zu beseitigen oder wenigstens zu li.ndern, d. h. durch eine praktische Hilfstätigkeit das vorhandene übergroße Leid zu mildern. Diese Aufgaben können wie schon betont wohl an einem Konferenztisch besprochen, aber niemals gelöst werden. Wenn Europa überhaupt an der Ruhe und an Frieden gelegen ist, dann müßten die europäischen Staaten dafür dank­bar sein, daß Rußland und Deutschland bereit sind, aus diesem Unruheherd nunmehr eine Zone friedlicher Ent­wicklung zu machen. Daß die beiden Länder dafür die Verantwortung übernehmen und die damit auch verbundenen Opfer bringen. Für das Deutsche Reich bedeutet diese Auf­gabe. da sie nicht imperialistisch aufgefaßt werden kann, eine Beschäftigung auf SO bis 100 Jahre. Die Recht­fertigung dieser deutschen Arbeit liegt in der politischen Ord­nung dieses Gebietes sowohl als in der wirtschaftlichen Erschlie­ßung. Letzten Endes kommt aber beides ganz Europa zuaute. Zi:le der Außenpolitik

Die zweite und in meinen Augen weitaus wichtigste Aufgabe ist aber die Herstellung nicht nur der UeScrzsugung, sondern auch des Gefühls einer europäischen Sicherheit. Dazu ist not­wendig, daß

1. eine unbedingte Klarheit über die Ziele der Außenpolitik der europäischen Staaten eintritt. Insoweit cs sich um Deutsch­land handelt, ist die Neichsregierung bereit, eine restlose und volle Klarheit über ihre außenpolitischen Absichten zu geben. Sie stellt dabei an dix Spitze dieser Erklärung die Feststellung, daß der Versailler Vertrag für sie als nicht mehr bestehend angesehen wird, bzw. daß die deutsche Reichsregierung und mit ihr das ganze deutsche Volk keine Ursache und keinen Anlaß für irgend eine weitere Revision erblicken, außer der Forderung nach einem dem Reich gebührenden und entsprechenden kolo­nialen Besitz, in erster Linie also aus Rückgabe der deut- schen Kolonien.

Diese Forderung nach Kolonien ist begrünbet nicht nur im historischen Rechtsanspruch aus die deutschen Kolonien, sondern vor allem in dem elementaren Rechtsanspruch auf eine Beteiligung an den Rohstoffquellen der Erde. Diese Forderung ist keine ultimative und sie ist keine Forderung, hinter der die Gewalt steht, sondern eine Forderung der politischen Gerech­tigkeit und der wirtschaftlichen allgemeinen Vernunft.

2. Die Forderung nach einem wirklichen Aufblühen der inter­nationalen Wirtschaft in Verbindung mit der Steigerung des Handels und des Verkehrs setzt die Jnordnungbringung der Vinnenwirtschaften bzw. der Produktionen innerhalb der ein­zelnen Staaten voraus. Zur Erleichterung des Austausches dieser Produktionen aber muß man zu einer Neuordnung der Märkte kommen und zu einer endgültigen Regelung der Wäh­rungen, um so die Hindernisse für einen freien Handel allmäh­lich abzubauen.

3. Die wichtigste Voraussetzung aber für ein wirkliches Auf­blühen der europäischen und auch außereuropäischen Wirtschaft ist die Herstellung eines unbedingt garantierten Friedens und eines Gefühls der Sicherheit der einzelnenVölker. Diese Sicher­heit wird nicht nur ermöglicht durch die endgültige Sanktio­nierung des europäischen Status, sondern vor allem durch das Zurückführen der Rüstungen auf ein vernünftiges und auch wirtschaftlich tragbares Ausmaß. Zu diesem notwendigen Gefühl der Sicherheit gehört vor allem aber eine Klärung der Anwendbarkeit und des Verwendungsbereiches gewisser moder­ner Waffen, die in ihrer Wirkung geeignet sind, jederzeit in das Herz eines jeden einzelnen Volkes vorzustoßen, und die damit ein dauerndes Gefühl der Unsicherheit zurücklassen werden. Ich habe schon in meinen früheren Reichstagsreden in dieser Richtung Vorschläge gemacht. Sie find damals wohl schon, weil sie von mir ausgingen der Ablehnung verfallen. Ich glaube aber, daß das Gefühl einer nationalen Sicherheit

tu Europa erst dann einkehren wird» wenn auf diesem Gebiet durch klare interuationale und gültige Verpflichtungen eine umsaßende Fixierung des Begriffs erlaubter und unerlaubter Waffen Anwendung findet.

Vorschlag einer internationalen Regelung über den Einsatz der modernen Waffen

So, wie die Genfer Konvention einst es fertig brachte, wenigstens bei den zivilisierten Staaten die Tötung Verwun­deter, die Mißhandlung Gefangener, den Kampf gegen Nicht­kriegsteilnehmer usw. zu verbieten, und so, wie es gelang, diesem Verbot im Laufe der Zeit zu einer allgemeinen Respek­tierung zu verhelfen, so muß es gelingen, den Einsatz der Luft­waffe, die Anwendung von Gas usw., des ll-Vootes, aber auch die Begriffe der Konterbande so sestzulegen, daß der Krieg des furchtbaren Charakters eines Kampfes gegen Frauen und Kinder und überhaupt gegen Nichtkriegsteilnehmer entkleidet wird. Die Perhorreszierung bestimmter Verfahren wird von selbst zur Beseitigung der dann überflüssig gewordenen Waffen führen. Ich habe mich bemüht, schon in diesem Kriege mit Polen die Luftwaffe nur auf sogenannte militärisch wichtige Objekte anzuwenden, bzw. nur dann in Erscheinung treten zu lassen, wenn ein aktiver Widerstand an einer Stelle geleistet wurde. Es muß aber möglich sein, in Anlehnung an das Rote Kreuz eine grundsätzliche, allgemein gültige internationale Regelung zu finden. Nur unter solchen Voraussetzungen wird besonders in unserm dicht besiedelten Kontinent ein Friede einkehren können, der dann, befreit von Mißtrauen und von Angst, die Voraussetzung für eine wirkliche Blüte auch des wirtschaftlichen Lebens geben kann. Ich glaube, es gibt keinen verantwortlichen europäischen Staatsmann, der nicht im tiefsten Grunde seines Herzens die Blüte seines Volkes wünscht. Eine Realisierung dieses Wunsches ist aber nur denkbar im Rahmen einer allge­meinen Zusammenarbeit der Nationen dieses Kontinents. Diese Zusammenarbeit sicherzustellen, kann nur das Ziel jedes ein­zelnen wirklich um die Zukunft seines eigenen Volkes ringenden Mannes sein.

Die Nationen müssen zusammentreten,

Um dieses große Ziel zu erreichen, werden noch einmal die großen Nationen in diesem Kontinent zusammentreten müssen, um in einer umfassenden Regelung ein Statut auszu­arbeiten, anzunehmen und zu garantieren, das ihnen allen das Gesiihl der Sicherheit, der Ruhe und damit des Friedens gibt. Es ist unmöglich, daß eine solche Konferenz Zusammentritt, ohne die gründlichste Vorarbeit, d. h. ohne die Klärung der einzelnen Punkte und vor allem ohne eine vorbereitende Arbeit. Es ist aber ebenso unmöglich, daß eine solche Konferenz, die das Schicksal gerade dieses Kontinents auf Jahrzehnte hinaus bestimmen soll, tätig ist und unter dem Dröhnen der Kanonen oder auch nur unter dem Druck mobilisierter Armeen. Wenn aber früher oder später diese Probleme doch gelöst werden müssen, dann wäre es vernünftiger, an diese Lösung heran- zugehen, ehe noch erst Millionen an Menschen zwecklos verbluten und Milliarden an Werten zerstört sind.

Der Kriegszustand im Westen

Die Aufrechterhaltung des jetzigen Zustandes im Westen ist undenkbar. Jeder Tag wird bald steigende Opfer erfordern. Einmal wird dann vielleicht Frankreich zum erstenmal Saarbrücken beschießen und demolieren. Die deutsche Artillerie wird ihrerseits als Rache Mühlhausen zertrümmern. Frankreich wird dann selbst wieder als Rache Karlsruhe unter das Feuer der Kanonen nehmen, und Deutschland wieder Straßburg. Dann wird die französische Artillerie nach Freiburg schießen und die deutsche nach Kalmar oder Schlettstadt. Man wird dann weiterreichende Geschütze aufstellen, und nach beiden Seiten wird die Zerstörung immer tiefer um sich greifen, und was endlich von den Fern­geschützen nicht mehr zu erreichen ist, werden die Flieger vernich­ten, und es wird sehr interessant sein für einen gewissen interna­tionalen Journalismus und sehr nützlich für die Fabrikanten der Flugzeuge, der Waffen, der Munition usw., aber grauenhaft für die Opfer, und dieser Kampf der Vernichtung wird sich nicht nur auf das Festland beschränken, nein, er wird weit hinaus greifen über die See. Es gibt heute keine Insel mehr und das europäische Volksoermögen wird in Granaten zerbersten, und die Volkskraft wird aus den Schlachtfelder» verbluten. Eines Tages aber wird zwischen Deutschland und Frankreich doch wieder eine Grenze sein, nur daß sich an ihr dann statt der blühenden Städte Ruinenfelder und endlose Friedhöfe aus­dehnen. Es mögen diese meine Auffassungen nun die Herren Churchill und Genossen ruhig als Schwäche oder als Feigheit auslegen. Ich habe mich mit ihren Meinungen nicht zu beschäf­tigen. Ich gebe diese Erklärungen nur ab, weil ich selbst­verständlich auch meinem Volk dieses Leide ersparen will. Sollte aber die Auffassung der Herren Churchill und seines Anhangs erfolgreich bleiben, dann wird eben diese Erklärung meine letzte gewesen sein.

Wir werden dann kämpfen. Weder Waf­fengewalt, noch die Zeit werden Deutsch­land bezwingen. Ein November 1818 wird sich in der deutschen Geschichte nicht mehr wiederholen. Eine Hoffnung auf eine Zersetzung unse­res Volkes ist kindlich. Herr Churchill mag der Ueberzeu- gung sein, daß Großbritannien siegen wird.

Ich aber zweifle keine Sekunde, daß Deutschland siegt!

Das Schicksal wird entscheiden, wer recht hat. Nur eines ist sicher: es hat in der Weltgeschichte noch niemals zwei Sieger gegeben, aber oft nur Besiegte. Schon im letzten Krieg scheint mir dies der Fall gewesen zu sein.

Mögen diejenigen Völker und ihre Führer nun das Wort ergreifen, die der gleichen Auffassung sind, und mögen die­jenigen meine Hand zurückstoßen, die im Krieg die bessere Lösung sehen zu müssen glauben.

Als Führer des deutschen Volkes und als Kanzler des Reiches kann ich in diesem Augenblick dem Herrgott nur danken, daß er uns in dem ersten schweren Kampf um unser Recht so wunderbar gesegnet hat, und ihn bitten, daß er uns und alle anderen den richtigen Weg finden läßt, auf daß nicht nur dem deutschen Volk, sondern ganz Europa ein neues Glück des Friedens zuteil wird.