5. Seite - Nr. 235

Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Samstag, den 7. Oktober 1838

Schluß der großen Rede des Führers

2. Die Befriedung des gesamten Gebietes im Sinne der Her­stellung einer tragbaren Ruhe und Ordnung.

3. Die absolute Gewährleistung der Sicherheit nicht nur des Reichsgebietes, sondern der gesamten Jnteressenzone.

4. Die Neuordnung, der Neuausbau des wirtschaftlichen Le­bens, des Verkehrs und damit aber auch der kulturellen und zivilisatorischen Entwicklung.

5. Als wichtigste Aufgabe aber: eine neue Ordnung der ethno­graphischen Verhältnisse, das heißt, eine Umsiedlung der Nationalitäten so, das; sich am Abschluß der Entwicklung bessere Trennungslinien ergeben, als es heute der Fall ist. In diesem Sinne aber handelt es sich nicht um ein Problem, das auf diesen Raum beschränkt ist, sondern um eine Ausgabe, die

, viel weiter hinausgreift. Denn der ganze Osten und Südosten Europas ist zum Teil mit nicht haltbaren Splittern des deut­schen Volkstums gefüllt. Gerade in ihnen liegt ein Grund und eine Ursache fortgesetzter zwischcnstatlicher Störungen. 2m Zeit­alter des Nationalitätcnprinzips und des Rassegedankens ist es utopisch, zu glauben, daß man diese Angehörigen eines hoch­wertigen Volkes ohne weiteres assimilieren könne. Es gehört da­her zu den Aufgaben einer weitschauenden Ordnung des euro­päischen Lebens, hier Umsiedlungen vorzunehmcn, um auf diese Weise wenigstens einen Teil der europäischen Konfliktstoffe zu beseitigen. Deutschland und die Union der Sowjetrepubliken sind übereingekommen, sich hierbei gegenseitig zu unterstützen. Die deutsche Neichsregierung wird es dabei niemals zugeben, daß der entstehende polnische Reststaat irgend ein störendes Element für das Reich selbst oder gar eine Quelle von Störungen zwischen dem Deutschen Reich und Sowjctrußlaud werden konnte.

Genfer Revisionsinstanz versagte

Wenn Deutschland und Sowjetrußland diese Sanierungs - arbeit übernehmen, dann können beide Staaten mit Recht darauf Hinweisen, daß der Versuch, dieses Problem mit den Me­thoden von Versailles zu lösen, restlos mißlungen ist. Und er mußte mißlingen, weil diese Aufgaben überhaupt nicht vom grünen Tisch aus oder durch einfache Anordnungen erledigt wer­den können. Die meisten der Staatsmänner, die in Versailles über diese komplizierten Probleme zu urteilen hatten, besaßen nicht die geringste historische Vorbildung, ja oft nicht einmal eine blasse Ahnung von dem Wesen der ihnen gestellten Auf­gaben. Sie trugen aber auch keinerlei Verantwortung für die Folgen ihres Handelns. Die Erkenntnis, daß ihr Werk vielleicht doch nicht richtig sein könnte, war deshalb ohne Bedeutung, weil in der Praxis kein Weg zu einer wirklichen Revision vorhanden war. In dem Versailler Vertrag war wohl vorgesehen, daß die Möglichkeit solcher Revisionen offen bleiben müßte, allein in der Wirklichkeit sind alle Versuche, zu einer solchen Revision zu kom­men, gescheitert, und sie mußte um so mehr scheitern, als ja der Völkerbund als die zuständige Instanz aufhörte, eine innere Be­rechtigung für die Durchführung einer solchen Prozedur in An­spruch nehmen zu können. Nachdem es zuerst Amerika abgelehnt hatte, den Friedensvertrag von Versailles zu sanktionieren oder gar in den Völkerbund einzutreten, später aber auch andere Völker ihre Anwesenheit in diesem Gremium mit den Interessen ihrer Länder nicht mehr vereinbaren zu können glaub­ten, sank diese Vereinigung immer mehr zu einem Zirkel der Interessenten des Versailler Diktats herab. Tatsache ist jeden­falls, daß keine der von Anfang an als notwendig erkannten " Revisionen durch den Völkerbund erfolgt ist. Da sich in der heu­tigen Zeit der Gebrauch einbürgert, eine flüchtende Negierung noch immer als existent zu betrachten, auch wenn sie nur aus drei Mitgliedern besteht, sofern sie nicht nur so viel Geld mit­genommen hat, um nicht den demokratischen Gastländern wirt­schaftlich zur Last zu fallen, ist anzunehmen, daß auch der Völ­kerbund tapfer wciterbestehen wird, wenn auch nur zwei Natio­nen sich in ihm zufammenfinden. Ja, am Ende tut es vielleicht auch eine. Nach dem Gesetz des Bundes aber wird jede Revi­sion des Versailler Vertrages auch dann noch ausschließlich der Genfer Vereinigung unterstehen, d. h. mit anderen Worten prak­tisch unmöglich sein. Ihnen ist der Völkerbund nichts Lebendes, sondern schon heute etwas Totes. Aber die betroffenen Völker sind nicht tot, sondern sie leben und ihre Lebensinteresscn werden sie auch dann durchsetzen, wenn der Völkerbund unfähig sein sollte, sie zu sehen, zu begreifen und zu berücksichtigen. Der Nationalsozialismus ist daher auch keine Erscheinung, die in Deutschland groß wurde, um mit boshafter Absicht den Völker­bund und seine Revisionsbestrebungcn zu verhindern, sondern eine Bewegung, die kam, weil man 15 Jahre lang die Revision der Unterdrückung der natürlichsten Menschen- und Lebensrechte einer großen Nation verhinderte. And ich persönlich möchte es mir verbitten, wenn ein fremder Staatsmann nun auftritt und erklärt, ich sei wortbrüchig, weil ich diese Revisionen so durch­geführt habe. Ich habe im Gegenteil dem deutschen Volk mein heiligstes Wort verpfändet, den Versailler Vertrag zu beseitigen und ihm das natürlichste Lebensrecht als große Nation wirder- zugeben. Das Ausmaß, in dem ich dieses Levensrecht sichersten-, ist ein bescheidenes. Wenn 46 Millionen Engländer das Recht in Anspruch nehmen, 40 Millionen Quadratkilometer der Erde zu beherrschen, dann ist es kein Unrecht, wenn 82 Millionen Deutsche das Recht verlangen, in 800 000 Quadratmeter zu leben, dort ihren Acker zu bebauen und ihrem Handwerk nachzugehen und wenn sie weiter verlangen, daß man ihnen ihren kolonialen Besitz zurückgibt, der einst ihr eigen war, den sie niemand durch Raub oder Krieg abnahmen. sondern den sie sich durch Kauf, Tausch und Verträge redlich erworben haben. Ich versuchte außerdem bei allen Forderungen, die ich aufstellte, immer erst auf dem Wege von Verhandlungen die Revisionen zu erreichen. Ich habe es allerdings abgelehnt, das deutsche Lebensrecht irgend einem internationalen, nicht zuständigen Konsortium als unter­tänige Bitte vorzutragen. So wenig ich annehme, daß Groß­britannien um die Respektierung seiner Lebensinteressen bittet, so wenig soll man das gleiche vom nationalsozialistischen Deutsch­land erwarten. Ich habe aber, das muß ch hier in feierlicher Weise erklären, das Ausmaß außerordentlich begrenzt. Ich habe besonders überall dort, wo ich nicht die natürlichsten Lebens­interessen meines Volkes bedroht sah, dem deutschen Volke selbst geraten, sich zu bescheiden und zu verzichten. Irgendwo aber müssen diese 80 Millionen leben. Denn eine Tatsache hat auch der Versailler Vertrag nicht aus der Welt zu schaffen vermocht. Er hat wohl in der unvernünftigsten Weise Staaten aufgelöst, Wirtschaftsgebiete zerrissen, Verkehrslinien durchschnitten usw., aber die Völker, d. h. die lebendige Substanz aus Fleisch und Blut, ist geblieben und sie wird auch in der Zukunft bleiben. Es kann nun nicht bestritten werden, daß, seit das deutsche Volk im Nationalsozialismus seine Wiederauferstehung erhalten und gefunden hat, eine Klärung des deutschen Verhältnisses zur Um­welt in einem großen Ausmaße eingetreten ist.

Die Unsicherheit, die heute das Zusammenleben der Völker belastet, stammt nicht aus deutschen Forderungen, sondern aus den publizistischen Verdächtigungen der sogenannten Demokratien. Die deutschen Forderungen sind sehr klar und präzise gestellt worden. Sie haben allerdings ihre Erfüllung gefunden nicht dank der Einsicht des Genfer Völkerbundes, sondern dank der Dynamik der natürlichen Entwicklung. Das Ziel der von mir geführten Außenpolitik des Reiches war aber keinesfalls ein anderes, als dem deutschen Volk die Existenz und damit das Leben sicherzustellen, die Ungerechtigkeiten und Unsinnigkelten eines Vertrags zu beseitigen, der nicht nur Deutschland wirt­schaftlich zerstört hat, sondern die Siegernationen genau so in das Verderben Hineinriß. Im übrigen aber war die ganze Ar­beit der Wiederaufrichtung des Reiches eine nach innen gewandte. 2n keinem Land der Welt war deshalb auch die Sehnsucht nach Frieden größer, als im deutschen Volk. Es ist ein Glück für die Menschheit und kein Unglück, daß es mir gelungen war, ohne innerpolitische Belastung der fremden Staatsmänner die wahn­sinnigsten Unmöglichkeiten des Versailler Vertrages friedlich zu beseitigen. Daß diese Beseitigung im einzelnen für gewisse Interessenten schmerzlich sein mochte, ist verständlich, allein um so größer ist wohl das Verdienst, daß sich die neue Rege­lung in allen Fällen mit Ausnahme der letzten ohne Blut­vergießen vollzog. Die letzte Revision dieses Vertrages aber hätte genau so auf friedlichem Wege erfolgen können, wenn nicht die von mir erwähnten zwei Umstände sich zum Gegenteil ausgewirkt hätten. Die Schuld daran tragen aber in erster Linie jene, die nicht nur nicht erfreut waren über die früheren fried­lichen Revisionen, sondern die es im Gegenteil beklagten, auf friedlichem Wege ein neues Mitteleuropa sich aufbauen zu sehen, und zwar ein Mitteleuropa, das allmählich seinen Bewohnern wieder Arbeit und Brot geben konnte.

Unsere Beziehungen zu den Nachbarn

Ich habe es erwähnt, daß es ein Ziel der Reichsregierung war, Klarheit in die Beziehungen zwischen uns und unseren Nachbarn zu bringen und ich darf hier nun auf die Tatsachen Hinweisen, die nicht durch die Schreibereien internationaler Presselügner aus der Welt zu schaffen sind:

1. Deutschland hat mit den baltischen Staaten Nichtangriffs­pakte abgeschlossen. Seine Interessen sind dort ausschließlich wirtschaftlicher Natur.

2. Deutschland hat mit den nordischen Staaten schon früher keine Jnteressenkonflikte oder gar Streitpunkte besessen und hat sie heute genau so wenig. Schweden und Norwegen haben beide von Deutschland Nichtangriffspakte ^halten und sie nur abgs- lehnt, weil sie sich selbst gar nicht als irgendwie bedroht fühlten.

3. Deutschland hat Dänemark gegenüber keinerlei Konsequen­zen aus der im Versailler Vertrag vorgenommenen Abtrennung des deutschen Gebietes gezogen, sondern im Gegenteil mit Dänemark.ein loyales und freundschaftliches Verhältnis her­gestellt. Wir haben keinerlei Forderungen auf eine Revision erhoben, sondern mit Dänemark einen Nichtangriffspakt ab­geschlossen. Das Verhältnis zu diesem Staat ist damit auf eine unabänderlich loyale und freundschaftliche Zusammenarbeit gerichtet.

4. Holland: Das neue Reich hat die traditionelle Freundschaft zu Holland weiterzuführen versucht. Es hat keine Differenzen zwischen den beiden Staaten übernommen und keine neuen geschaffen.

5. Belgien: Ich habe sofort nach der Uebernahme der Staats­geschäfte versucht, das Verhältnis zu Belgien freundschaftlich zu gestalten. Ich habe auf jede Revision und auf jeden Revisions­wunsch verzichtet. Das Reich hat keine Forderungen gestellt, dis irgendwie geeignet gewesen wären, in Belgien als eine Drohung empfunden zu werden.

6. Schweiz: Diese gleiche Haltung nimmt Deutschland der Schweiz gegenüber ein. Die Neichsregierung hat niemals auch nur im leisesten zu einem Zweifel an ihrem Wunsche zu einer loyalen Gestaltung der Beziehungen zwischen den beiden Län­dern Anlaß gegeben. Sie hat im übrigen auch selbst niemals eine Klage über das Verhältnis zwischen beiden Ländern vor­gebracht.

7. Ich habe sofort nach vollzogenem Anschluß Jugoslawien mitgeteilt, daß die Grenze auch mit dics.m Staat von jetzt ab für Deutschland eine unabänderliche sei und daß wir nur in Frieden und Freundschaft mit ihm zu leben wünschen.

8. Mit Ungarn verbindet uns ein langjähriges traditionelles Band enger und herzlicher Freundschaft. Auch hier sind die Grenzen unveränderliche.

9. Die Slowakei hat selbst an Deutschland den Wunsch um Hilfe anläßlich ihrer Entstehung gerichtet. Ihre Selbständigkeit wird vom Reich anerkannt und nicht angetastet.

Allein nicht nur zu diesen Staaten hat Deutschland die doch immerhin zum Teil durch den Versailler Vertrag belasteten Beziehungen geklärt und geregelt, sondern auch zu den Groß­mächten.

Ich habe im Verein mit dem Duce eine Aendcrung des Ver­hältnisses des Reiches zu Italien herbeigeführt. Die zwischen den beiden Staaten bestehenden Grenzen sind von beiden Rei­chen als unabänderliche feierlich anerkannt. Jede Möglichkeit von Interessengegensätzen territorialer Art wurde ausgeschaltet. Aus den einstigen Gegnern des Weltkrieges sind unterdes herzliche Freunde geworden. (Stürmischer Beifall.) Es blieb nicht bei einer Normalisierung der Beziehungen, sondern es führte dies in der Folgezeit zum Abschluß eines welt­anschaulich und politisch fundierten engen Paktes, der sich als ern starkes Element der europäischen Zusammenarbeit aus- gewirkt hat.

Ich habe es aber vor allem unternommen, das Verhältnis zu Frankreich zu entgiften und für beide Nationen tragbar zu gestalten. Ich habe hier in äußerster Klarheit einst die deutschen Forderungen präzisiert und ich bin von dieser Erklärung nie­mals abgewichen. Die Rückgabe des Saargebictes war die ein­zige Forderung, die ich als unabdingbare Voraussetzung einer deutsch-französischen Verständigung ansah. Nachdem Frankreich selbst dies Problem loyal gelöst hat, fiel jede weitere deutsche Forderung an Frankreich fort. Es existiert keine solche For­derung mehr und es wird auch nie eine solche Forderung erhoben werden. Das heißt, ich habe es abgelehnt, das Problem Elsaß- Lothringen überhaupt auch nur zur Sprache zu bringen. Nicht, weil ich dazu gezwungen gewesen wäre, sondern weil diese Angelegenheit überhaupt kein Problem ist, das jemals zwischen dem deutsch-französischen Verhältnis stehen könnte. Ich habe die Entscheidung des Jahres 1919 akzeptiert und es abgelehnt, früher oder später für eine Frage wieder in einen blutige» Krieg einzutreten, die in keinem Verhältnis zu den deutschen Lebens- notwendigkciten steht, aber wohl geeignet ist, jede zweite Generation in einen unseligen Kampf zu stürzen. Frankreich weiß dies. Es ist unmöglich, daß irgend ein französischer Staats­mann aufsteht und erklärt, ich hätte jemals eine Forderung an Frankreich gestellt, die zu erfüllen mit der französischen Ehre oder mit den französischen Interessen unvereinbar gewesen wäre. Wohl aber habe ich statt einer Forderung an Frankreick immer

nur einen Wunsch gerichtet, die alte Feindschaft für immer zu begraben und die beiden Nationen mit ihrer großen geschicht­lichen Vergangenheit den Weg zueinander finden zu lassen. Ich habe im deutschen Volk alles getan, um den Gedanken einer unabänderlichen Erbfeindschaft auszurotten und an Stelle dessen Achtung einzupflanzen vor den großen Leistungen des französischen Volkes und seiner Geschichte, genau so wie jeder deutsche Soldat die höchste Achtung vor den Leistungen der fran­zösischen Wehrmacht.

Nicht geringer waren meine Bemühungen sür eine deutsch- englische Verständigung, ja darüber hinaus für eine deutsch­englische Freundschaft. Niemals und an keiner Stelle bin ich wirklich den britischen Interessen entgegengetreten. Leider mußte ich mich nur zu oft britischer Eingriffe deutschen Interessen gegenüber erwehren, auch dort, wo sie England nicht im geringsten berührten. Ich habe es geradezu als ein Ziel meines Lebens empfunden, die beiden Völker nicht nur Verstandes-, sondern auch gefühlsmäßig einander ! näherzubringen. Das deutsche Volk ist mir auf diesem Wege willig gefolgt. Wenn mein Bestreben mißlang, so nur, weil eine mich persönlich erschütternde Feindseligkeit bei einem Teil britischer Staatsmänner und , Journalisten vorhanden war, die kein Hehl daraus ! machten, daß es ihr einziges Ziel wäre, aus Gründen, die uns ! unerklärlich sind, gegen Deutschland bei einer ersten sich bieten- ! den Gelegenheit wieder den Kampf zu eröffnen. Je weniger i sachliche Gründe diese Männer für ihr Beginnen besitzen, umso mehr versuchen sie, mit leeren Phrasen und Behauptungen eine j Motivierung ihres Handelns vorzutäuschen. Ich glaube aber ! auch heute noch, daß es eine wirkliche Befriedung in Europa i und in der Welt nur geben kann, wenn sich Deutschland und England verständigen. Ich bin aus dieser Ueberzeugung heraus sehr oft den Weg zu einer Verständigung gegangen. Wenn dies am Ende doch nicht zum gewünschten Ergebnis führte, dann war es wirklich nicht meine Schuld.

Als Letztes habe ich nun auch versucht, die Beziehungen des Reiches zu Sowjctrußlaud zu normalisieren und endlich auf eine freundschaftliche Basis zu bringen. Dank gleicher Gedanken­gänge Stalins ist nun auch dies gelungen. Auch mit diesem Staat ist nunmehr wieder ein freundschaftliches Verhältnis her­gestellt, dessen Auswirkung sür beide Völker segensreich sein wird.

Die Ordnung in Mitteleuropa

So hat im Gesamten die von mir durchgeführte Revision des Versailler Vertrags in Europa kein Chaos geschaffen, sondern im Gegenteil die Voraussetzung für klare und stabile und vor allem tragbare Verhältnisse. Nur derjenige, der diese Ord­nung der europäischen Zustände hat und die Unordnung wünscht, kann ein Feind dieser Handlungen sein.

Wenn man aber mit scheinheiliger Miene glaubt, die Metho­den ablehnen zu müssen, durch die im mitteleuropäischen Raum eine tragbare Ordnung entstanden ist, dann kann ich darauf nur entgegnen, daß letzten Endes nicht so sehr die Methode entscheidend ist als der nützlich? Erfolg. Vor meinem Macht­antritt versanken Mitteleuropa, und zwar nicht nur Deutsch­land, sondern auch die umliegenden Staaten, in einer Not der trostlosen Erwerbslosigkeit. Die Produktionen fie­len und damit verminderte sich zwangsläufig auch der Konsum der Menschen: der Lebensstandard sank, Not und Elend waren die Folgen. Es kann keiner der kritisierenden fremden Staats­männer bestreiten, daß es nicht nur im alten Reich, sondern darüber hinaus auch in allen nunmehr mit ihm vereinten Gebieten gelungen ist, diese Verfallserscheinungen zu beseitigen, und zwar unter den erschwerendsten Bedingungen. Es hat sich damit erwiesen, daß dieser mitteleuropäische Raum überhaupt nur zusainmengesaßt lebensfähig ist und daß derjenige, der ihn trennt, ein Verbrechen an Millionen von Menschen begeht. Dieses Verbrechen beseitigt zu haben, ist kein Wortbruch, sondern meine Ehre, mein Stolz und eine große geschichtliche Leistung. (Stürmischer Beifall.) Weder das deutsche Volk noch ich sind aus den Vertrag von Versailles vereidigt worden, sondern ich bin nur vereidigt auf das Wohl meines Volkes, dessen Beauf­tragter ich bin, und auf das Wohl jener, die das Schicksal in unseren Lebensraum gestellt hat und damit unlösbar mit unse­rem eigenen Wähle verband. Ihnen allen die Existenz und damit das Leben sicherzustellen, ist meine einzige Sorge. Der Versuch, dieses mein Handeln vom Katheder einer internatio­nalen Rechthaberei herab zu kritisieren, zu verurteilen oder abzulehnen, ist unhistorisch und läßt mich persönlich eiskalt. Das deulscks Volk bat mich durch sein».Vertrauen berufen und wird durch jeden solchen Versuch einer fremden Kritik oder Einmischung in dieser Einstellung zu mir nur bestärkt.

Im übrigen habe ich bei jeder einzelnen Revision vorher Vorschläge unterbreitet. Ich habe versucht, auf dem Wege von Verhandlungen das unbedingt Notwendige zu erreichen und sicherzustellen. Es ist mir dies auch in einer Reihe von Fällen gelungen. In anderen Fällen aber wurde leider mein Verhand­lungswille und oft wohl auch das geringe Ausmaß meiner Forderungen, die Bescheidenheit meiner Vorschläge als Schwäche ausgelegt und deshalb abgelehnt. Dies konnte niemand mehr leid tun als mir selbst. Allein es gibt im Leben der Völker Notwendigkeiten, die, wenn sie selbst auf friedlichem Wege ihre Erfüllung finden, dann durch die Kraft ihre Verwirklichung erhalten müssen. Das mag bedauerlich sein, aber dies gilt ebenso für das Leben der einzelnen Bürger wie für das Leben der Gemeinschaft. Der Grundsatz, daß das größere, allen gemein­same Interesse nicht verletzt werden kann durch den Eigensinn oder gar den bösen Willen der einzelnen Individuen und Gemeinschaften, ist unleugbar richtig. Ich habe auch Polen di «maßvollsten Vorschläge unterbreitet. Sir verfielen nicht nur der Ablehnung, sondern im Gegenteil: sie führten zur Eeneralmobilmachung dieses Staates mit einer Begründung, die genau ersehen läßt, daß man gerade in der Bescheidenheit meiner Vorschläge die Bestätigung für meine Schwäche zu sehen glaubte, ja am Ende sogar für meine Angst.

Abrechnung mit der Hetzpresse

Eigentlich müßte einen diese Erfahrung geradezu einschuch- tern, überhaupt noch vernünftige und maßvolle Vorschläge vor­zutragen. Auch in diesen Tagen lese ich in gewissen Zeitungen bereits, daß jeder Versuch einer friedlichen Regelung des Ver- bältnisses zwischen Deutschland einerseits und England und Frankreich andererseits ausgeschlossen sei und daß ein Vor­schlag in dieser Richtung nur beweise, daß ich angsterfüllt de» Zusammenbruch Deutschlands vor mir sehe, daß ich ihn also nur aus Feigheit oder aus schlechtem Gewissen mache.

Wenn ich nun trotzdem zu diesem Problem meine Gedanken bekanntgebe, dann nehme ich es also auf mich, in den Augen dieser Leute als Feigling oder als Verzweifelter zu gelten. Ich kann dies auch, weil das Urteil über mich in der Geschichte, Gott sei Dank, einst nicht von diesen erbärmlichen Skribenten