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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Samstag, den 3». September 193g
Benzin nicht alle wäre, dann wäre ich schon wieder zu Hause. Aber is ja auch ganz gut, sonst hätte ich dich nicht zu sehen gekriegt. Wie geht's dir denn hier? Willst du nicht wieder kommen? Wenn dn 'ne Ahnung von Autos hast, ist doch bei uns im Dorf allerlei zu machen. Die alte Schmiede von deinem Vater geht ja so recht nicht mehr. Ist mehr ein ein Laden geworden für Ersatzteile und so. Die paar Pferde, die da noch zu beschlagen sind, ab und zu noch ein Wagenrad zu bereifen — da kann ja keiner davon leben. War ganz richtig, daß du weggeangen bist. Aber wenn jetzt einer käme und da 'ne Tankstelle baute und 'ne kleine Werkstatt daneben. Ich meine einer, der Ahnung von Autos hat, das könnte wohl was werden. Wo wir doch die neue Autostraße am Dorf vorbei kriegen... And, was wichtiger ist, eine Anfahrt."
„Ne", sagt Hannes, und er weih nicht, warum ihm auf einmal so schwer ums Herz ist, „laß mich nur hier sitzen."
„Na ja, wenn du nicht willst. Wir vom Gut wären jedenfalls mit unseren Wagen zu dir gekommen. And was der Ferdinand ist, der jetzt den großen Fuhrpark hat."
„Was ist mit Fernand? Hat er geheiratet?"
„Natürlich hat er geheiratet. Die Lina doch. Sonst hätte er's doch gar nicht machen können. So'n Fuhrpark kostet Geld. Na, der Lina ihr Vater hatte ja welches."
„Ja, ich meine der Fernand war hinter der Anna her?"
„Die Anna? Na, nun mutz ich aber doch lachen. Viste deswegen vielleicht damals so Hals über Kopf abgehauen? Die Anna und der Fernand? Du, wenn ich dir 'nen Rat geben kann, kümmere dich mal um Anna. Die wartet doch auf dich." — „Auf mich?"
„Na, nun stell dich auch noch dämlich an! Natürlich! Auf wen denn sonst? And mit Fernand, das war doch bloß Spielerei. Vielleicht wollte sie dich ein bißchen hochbringen. Lern' mich einer die Fraunsleut' kennen!"
Aber Hannes hört schon gar nicht mehr hin. Plötzlich fragt er: „Und du meinst, mit 'ner Autowerkstatt könnt' man sein Glück machen im Dorf?" — „Das ist so. Aber bald muß es sein, sonst kommt ein andere auf den Gedanken."
Da kommt der Meister über den Werkstatthof. Er wirft nur einen Blick auf Hannes und das Auto, das vor der Tankstelle steht, da steht er schon, was los ist. „Aber Mann", ruft er, „was machen Sie denn da? Stellen Sie doch den Benzinhahn ab! Der läuft ja noch und noch!"
Ganz verdutzt stellt Hannes den Benzinhahn ab, schraubt Len Tank zu und dann, ehe August seinen Wagen in Bewegung setzt, sagt er nochmal: „Wenn du ins Dorf kommst, sag meinem Vater schöne Grüße. Und Anna kannst du auch einen Wink geben. Ich werde wohl bald wieder dort sein."
Dann geht er zu seinem Chef und sagt ihm, daß er mit dem nächsten Termin die Arbeit bei ihm aufgeben wolle, um sich selbständig zu machen.
Der fragt gar nicht, warum er denn so plötzlich fort will, er steht nur in die glänzenden Augen des jungen Mannes vor ihm, da weiß er, daß der nicht mehr zu halten ist.
„Viel Glück!" sagt er nur, als Hannes dann ein paar Wochen später geht. Viel Glück, denkt auch Hannes, aber das hat nun keine Sorge mehr. Denn das Glück heißt Anna.
Frauenzimmer
Kleiner kulturgeschichtlicher Streifzug
Das Wort Frauenzimmer ist eine im Mittelalter durchaus übliche Form der Bezeichnung für die Angehörigen des weiblichen Geschlechtes. Erst später wurde es eine Art Schimpfwort, man mengte der Benennung etwas Schlech-
, tes, ja Verächtliches bei. Wenn jemand von oder zu einem s Mädchen sagte oder heutzutage sagt, sie sei ein Frauen- , zimmer, so ist das eine Beleidigung, denn vor dem Wort Frauenzimmer steht stets mit unsichtbarer Tinte geschrieben: liederliches. Also ist diese Bezeichnung durchaus etwas Herabsetzendes. Früher war dem nicht so. Noch Lessing gebraucht das Wort in seinem berühmten Lustspiel „Minna von Barnhelm" in durchaus freundlichem Sinne. So wie das Wort Frauenzimmer heutigentags im Aussterben ist, wenn man so sagen darf, so geht es mit dem Wort Jungfer. Auch dieses war im Mittelalter allgemein gebräuchlich und hat sich erst später, wohl aus fühlbarem Mangel an Wahrheitsgehalt, verflüchtigt.
Wie die Bezeichnung Frauenzimmer, so hat sich auch das spezielle Gemach für die Frau verloren. Wir Menschen von heute empfinden anders als die Leute des Mittelalters und stehen in einem ganz anderen Lebenskampf als unsere Vorfahren. Gewiß gab es auch damals viel Arbeit, viel Not und bitterböse Kriege mit all ihren Gefahren, von denen die Seuchen, die sie meist im Gefolge hatten, nicht die geringsten waren. Auch damals hatte die Frau zu sorgen für alles, was zum Wohle ihrer Familie und ihres Gesindes nötig war, und das war an sich viel mehr, als es heute der Fall ist, denn was man im Hause brauchte, das mußte man meist selbst Herstellen, und für den Winter hatte man ungleich mehr vorzubereiten als heutzutage, wo man Gemüse in Gewächshäusern zieht oder aus dem Süden per Flugzeug bekommt, wo man alles in Konservendosen bei dem nächsten Krämer erhalten kann. Von all dem war einst nicht die Rede, und darum mußten die Frauen mit der Hausfrau an der Spitze manche weibliche Handarbeit machen, die man heute niemanden mehr zumutet. Darum waren die Frauen in besonderen Gemächern und weiblichen Werkstätten in jedem größeren Haushalt tätig, in den „Frauenzimmern".
Heute arbeiten die unverheiratete Frau und das junge Mädchen nicht im Hause, sondern in der Fabrik, im Büro und in wissenschaftlichen Instituten, sie sind tätig als Verkäuferin in allen Arten von Geschäften, als Krankenschwester in staatlichen und städtischen Instituten, als Laborantin und Gehilfin in den verschiedensten Zweigen der kaufmännisch und geschäftlich angewandten Wissenschaften. Aber auch die verheiratete Frau steht sehr häufig hinter der Theke oder dem Ladentisch des Mannes. In Gastwirtschaften, Bäckereien und Fleischereien tat das die Frau allerdings auch schon früher. Was man aber gar nicht kannte, das war die Frau als Sportskameradin des Mannes, eine Betätigung, die sie wiederum von dem Zuhause und dem Frauengemach wegführt. Co hat es der andere Lebenszuschnitt mit sich gebracht, daß ein Zimmer eigens nur für die Frau in der Haushaltung oder der Wohnung in Wegfall gekommen ist.
Man wird sich fragen, ob dies ein Fortschritt oder ein zu begrüßender Wert für die Frau ist. Am das zu beantworten, muß man sich die Art der Verschiebung der Lebenshaltung im allgemeinen und zu dem männlichen Geschlecht im besonderen ansehen. Auf jeden Fall ist eine weit größere Freiheit im Umgang mit dem anderen Geschlecht eingetreten. Die Zeiten, wo man kein junges Mädchen ohne Bewachung gehen lassen zu dürfen glaubte, die find ebenso vorbei wie die Tage der Anstandsdame, ohne die eine junge Frau nicht reisen konnte, wollte sie ihren guten Ruf nicht gefährden.
Veränderte Arbeitsweise und veränderte Sitten sind also der Grund dafür, daß es ein Frauenzimmer nicht mehr gibt. Es zeigt sich, daß alles sein Für und Wider hat, die Ab- ? sonderung der Frau machte sie dem Manne unverständlicher ! als sie ihm heute ist, wo sie sich in so vielem seiner Lebens-
Bolle Kammern sind die Waffen der Heimat» Wer sie vernichtet, macht uns wehrlos! Schützt die Ernte vor Brandgefahr!
art und Haltung angepatzt hat, und auch sie selbst vermag dadurch den Mann und seine Geschäfte, wie auch seine Bedürfnisse und Wünsche leichter zu verstehen. Was verlöre«, ging dabei, waren unwägbare Dinge, war etwas von der Ünersetzlichkeit des Schmelzes auf Schmetterlingsflügeln; holde Scham und zartes Anderssein wurden abgcstreift, Geheimnis und Rätsel bloßgelegt, die Frau entschleierte sich und gewann an Natürlichkeit. H. B.
Graf Eberhard und Herzog Christoph wollten keine Juden
nsg. Graf Eberhard im Bart, weitberühmt im ganzen Reich aus dem Lied „Preisend mit viel schönen Reden", der Gründer unserer Landesuniversttät Tübingen, hat immer wieder scharfe Weisung gegeben, daß keine Juden in Württemberg zugelassen sein sollten, insbesondere sollte sein geliebtes Tübingen mit seiner Hochschule unbedingt für alle Zeiten judenfrei bleiben. Herzog Christoph ist dieser Tradition treu geblieben. 2n seiner „Instruktion" vom 28. Januar 1559 weist er seine Räte an, „sie sollen fördern helfen, daß die Juden, diese hochschädlichen, nagenden, heimlichen und immer fressenden Würmer, Verräter des Vaterlandes, öffentliche Feinde des Sohnes Gottes und seiner Gemeinde, bei allen Ständen des Reiches abgeschafft und ausgetrieben werden". Unzählige bittere Erfahrungen wären dem deutschen Volk erspart geblieben, wenn diese Grundsätze altwürt- tembergischer Regenten nicht im Zeitalter des Liberalismu-' uu-r Bord geworfen worden wären.
JettsOrMeuscha«
Das Werk des Künstlers, Kunstgeschichtliche Zweimonatschrist, Herausgeber: Hubert Schrade. 1. Jahrgang 1939, Preis des Einzelheftes 3.60 RM. ,Druck und Verlag von Wilhelm Kohlhammer, Stuttgart
Der Inhalt des 3. Heftes interessiert nicht nur den Kunsthistoriker, sondern in gleicher Weise den Laien. Der Herausgeber bringt einen Aufsatz „Dio Lhrysostomos über den Zeus des Phidias". Heinrich Horvath berichtet über die Ofener Künstlergrabsteine aus dem 14. Jahrhundert. Sehr lesenswert ist „Niederrheinische und kölnische Kunst" von H. E. Kubach. Hans Sedlmayr »schreibt eine Abhandlung über „Die Kugel als Gebäude, oder: Das Bodenlose". Es folgen noch Berichte und Besprechungen; so über die Ausgrabung der sächsischen Königspfalz Werla bei Goslar, über Ottheinrich von der Pfalz u. a. m.
Der Strafprozeß einschl. Wiederaufnahme- und Gnadenverfahren. Von Assessor Paul Satzke. Verlag Wilh. Stollfuß in Bonn. RM. 1. -.
Die eigene Durchführung der Klagesachen vor dem Amtsgericht. Von H. Schulz. Verlag Wilh. Stollfuß in Bonn. RM. 1- .
Stundung und Eintreibung von Forderungen. Erfahrungsreiche Ratschläge für Gläubiger. Von H. Schulz. Verlag Wilh. Stollfuß in Bonn. RM. 1.—.
Wie lese ich Karten? Einführung in das Verständnis und den Gebrauch topographischer Karten. Von Obervermessungsrat E. Schmidt. Verlag Wilh. Stollfuß in Bonn. RM. 0.90.
Für alle unter dieser Rubrik erscheinenden Bücher und Zeit- schristen nimmt die Buchhandlung G. W. Zaiser, Nagold, Bestellungen entgegen.
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5 23004 Zeichnung: Greiser
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ie neuen Mäntel und Aostüme
>-I 2307,7
Beyer-Modell >128027 (92 und lOOomObw.).Eleganter Mantel aus Tuch oder Samt mit angeschnittenem Stehkragen. Um die Schultern legt sich ein Fuchspelzstreifen. Erf.: 4,50mSamt,70em breit oder 2,35 m Tuch, 130 cm br.
Beyer-Modell 8 28004 (92 und 100 cm Oberw.). Sehr schtck wirkt dieses Kostüm mit dem neuen Acht- Bahnen-Rock.Die Zacke ist mit pelz- schletfen und kleinem Pelzkragen garniert. Erford.: etwa 2,85 m Stofs von 140 cm Breite.
L2S002
Beyer -Modell 8 28029 (92 und 100cmObw.).Ele- gantesKostüm,das durch Besatz von persianerstreifen eine neuartigeGar- nitur erhält. Der schmale Pelzkragen schließt vorn mit einer pelzschleife. Erf.: etwa 2,50 m Stoff, 140 cm br.
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I"I2S007
Beyer-Modell 8 28002 (92 und 100 cm Obw.). An diesem flotten Kostüm gefallen uns die Taschen aus pelz und der runde, den Schultern aufliegende Kragen. Vierbahnen-Rock. Erforderlich: etwa2,50m Stoff, 140 cm br.
Beyer-Modell >126934(104 unv 112 cm Oberw.). Schlicht tn der Form kst dieser Mantel, der nach unten glockig aus- fällt. Der Besatz mit schmalen pelzstreifen wirkt schlankmachend. Erf.: etwa 2,75m Stoff, 140 cm br.
Beyer - Modell >128007 (96 und 104cmObw.).Der beliebte sportliche MantelausFlausch oder genopptem Wollstoff mit breit aufgesteppterpasse sowie Taschen und Rückenfaltc. Erforderlich: etwa
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262ZI
Beyer - Mod eil >126931 (96,104, 112cmObw.).Für stärkere Figuren zeigen wir diese günstige Mantelform mlt Längsleilungen. DaS glockige Jabot ist aus kurzhaarigem pelz. Erfordert: etwa 3,55 m Stoff von 140 cm Breite.
t-1 Z/ZS?
Beyer -Modell >137397 (84, 92, 100 cm Oberweite). Dieser jugendliche Mantel zeigt die neue eng taillierte Form, nach unten weit ausfallend. Erforderlich: etwa
2,50 m beliebiger Wollstoff von 140 cm Breite.