3. Seite - Nr. 227
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Donnerstag, de» 28. September 1939
Mayolö undAmyeduny
An dem festen und sicheren Besitz des Bodens durch lange Geschlechter von dem Urahn bis zum letzten Enkel hinab befestigt sich die Sitte, das Gesetz, die Ehre, die Treue, dis Liebe. Arndt.
28. Sept.: 1858 Vorgeschichtsforscher Gustav Kossinna geboren.
Dienstnachrichten
Ernannt wurde die Lehrerin Lydia Heim an der Frauenarbeitsschule in Herrenberg zur Hauptlehrerin. — Versetzt wurde Steuerinspektor Nill beim Finanzamt Linz-Stadl an das Finanzamt Hirsau.-- Uebertragen wurde die ev. Pfarrei Hirsau dem Stadtpfarrer Kaiser in Wangen im Allgäu.
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Zusezogene
Renten- nnd VenKonsernpfünsev melde«
NSE. Kriegsbeschädigte des Weltkrieges und Kriegshinterbliebene sowie Pensionäre, die infolge der jetzigen Lage ihren bisherigen Wohnort verlassen haben, teilen sofort ihre neue Adresse dem bisher und auch weiterhin für sie zuständigen Versorgungsamt mit, damit in der Zahlung der Renten und Pensionen keine Verzögerung eintritt und von diesem zum 1.10. 1930 rechtzeitig erfolgen kann.
Dev Gans drv Anken- und KeldgsfrdästeZ^
Nach Regentagen zeigt sich heute wieder die Sonne. Die Austrocknung geht rasch von statten. Wieder ziehen die Bauersleute mit ihren Gerätschaften, Wagen und Pflügen aufs Feld. Die Kartoffelernte ist jetzt in vollem Gang. Manches Kleefeld ist bereits umgerissen. Braune Erde sieht man hervorleuchten zwischen gelben vereinzelten Stoppelfeldern. Da und dort „fährt" der Schäfer über das immer einsamer werdende Brach- und Stoppelfeld. Auch denken die Landleute daran, ihre vollgewordenen Düngerstellen zu räumen und draußen den Dung auszubreiten. Wieder herrscht rege Arbeitstätigkeit auf allen umlis- 'genden Fluren. Man sieht, beim Bauern lösen sich die dringenden Arbeiten ab, bis es friert und schneit.
Juni essten Male untev Rull!
Vergangene Nacht sank die Temperatur zum ersten Male in diesem Herbste unter Null. Nagold hatte - 1 Grad zu verzeichnen, auf den Höhen des Nagoldtales war es kälter. In diesem Zusammenhangs ist es interessant, zu erfahren, daß in Teilen der Vereinigten Staaten von Nordamerika eine tropische Hitze herrscht. Aus Los Angeles wird gemeldet, daß diese seit mehr als einer Woche in Kalifornien herrschende Hitze in ^ den Distrikten Los Angeles und San Franziska über neunzig Todesopfer forderte. Die Temperatur betrug verschiedentlich über 107 Grad Fahrenheit. Im Norden Europas wurde am Dienstag abend ein sehr großes Meteor gesichtet, das ungefähr 15 Sekunden am Himmel zu sehen war. Das Licht des Meteors war drei- bis viermal so stark wie das der hellsten Sterne.
Eine Besserung des Wetters ist zu erwarten. Das Barometer ist stark gestiegen. Hoffentlich hält die Besserung längere Zeit an, damit auch die Hackfrüchte gut eingebracht werden können.
Ln 140 Labven
rum kebtennral ernste -Kviegszeit
Süddeutschland und damit auch Württemberg erlebt jetzt zum siebtenmal ernste Kriegszeit. Klio, die Muse der Geschichte, die mit hartem Griffel alles Weltgeschehen in ihrem großen Buche verzeichnet, schüttelt wohl den Kopf über diesen aus Neid, Hatz und Mißgunst uns aufgezwungenen Krieg, aber in ihren Annalen mutz sie auch festhalten, wie kraftvoll und entschlossen, wie einig und geschlossen das deutsche Volk im Norden und Süden zur Abwehr aller feindlichen Anstürme, vorab auch der teuflischen Aushungerungsblockade Englands gegenüber bereitsteht. Nicht Panzer" und Flieger, nicht Granaten und Bomben, nicht Kanonen und Maschinengewehre allein sind heute unsere Waffe, sondern auch die wohlorganisierte innere Front, die Bereitwilligkeit und Disziplin Aller gehören dazu. Dabei wollen wir aber die Großtaten unserer Truppen im Osten nicht in weniger Hellem Licht erscheinen lassen. Der Feldzugsbericht des Oberkommandos der Wehrmacht ist ein Heldenlied in Prosa. Er wird ein Ruhmesblatt in der Geschichte des deutschen Soldatentums bleiben. Mit der obersten Heeresleitung dankt das ganze deutsche Volk seinen tapferen Söhnen für ihre glänzende und ruhmvolle Waffentat, mit der sich ganz Deutschland durch viele schmerzliche Opfer verbunden fühlt. Daß aber die Zahl der Gefallenen und Verwundeten im Verhältnis zu den Riesenverlusten des Gegners so gering geblieben ist, dafür danken wir der vorzüglichen Führung, der glänzenden Ausbildung und der modernen Bewaffnung der deutschen Wehrmacht. Das jüngste der neuzeitlichen europäischen Heere, zugleich allerdings das Heer mit der stolzesten Tradition, hat seine schwere und ernste Feuerprobe glänzend bestanden und steht bereit, im Westen mit dem gleichen Schwung und der gleichen soldatischen Tüchtigkeit zu kämpfen, die es im Osten bewiesen hat.
Täglich genau die Leitung lese«!
Wer genau die Zeitung liest, dem kann auch keine neue Verordnung entgehen und insbesondere nicht die über die Ernährungsregelung. Wer sich in der Zeitung über die täglichen Verordnungen unterrichtet, dem kann es auch nicht geschehen, daß er in den Geschäften andere Mengen verlangt, als ihm zustehen. Dies ist namentlich auch eine Höflichkeit gegenüber dem Verkäufer, der täglich sich gegenwärtig die halbe Lunge herausreden muß, um auf alle, manchmal ganz und gar unnötigen Fragen der Käufer und Käuferinnen zu antworten.
Soldaten sveuen sich auf den ^Gesellschafter!"
Von unseren Soldaten erhalten wir Feldpostbriefe. Die Feldgrauen freuen sich sehr, daß die Heimatzeitung ihnen so schnell und prompt das Neueste aus aller Welt und besonders aus dem Heimatbezirk übermittelt. Für die freundlichen Grütze danken wir bestens und erwidern sie herzlichst.
Seifenzulage füv -Kinder
Die Seifenzulage für Kinder vom 2. bis zum vollendeten 8. Lebensjahr werden gegen Vorlage von Kl.-K.-Reichsbrotkarte bzw. der K.-Reichsbrotkarte in den Geschäften abgegeben. Eines besonderen Bezugscheines bedarf es nicht. Beim Bezug ist die
Kl.-K.-Reichsbrotkarte bzw. K.-Reichsbrotkarte für das betreffende Kind im Liefergeschäft zur Eintragung der bezogenen Menge auf der Rückseite des Stammabschnitts vorzulegen. Der Abnehmer hat dem Geschäft die Abgabe in einer Liste unterschriftlich zu bestätigen.
Fürsorge für den Soldaten und seine Angehörigen
In der Presse wurde zum Teil schon bekannt gegeben, daß umfassende Maßnahmen getroffen wurden, die der Betreuung, Fürsorge und Versorgung der Soldaten und sonstigen zur Wehrmacht gehörigen Personen und ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen dienen.
Darüber hinaus erhalten auf Antrag auch diejenigen Volksgenossen oder ihre Hinterbliebenen Betreuung, Fürsorge und Versorgung durch die Personenschädenversorgung, die nicht zur Wehrmacht gehören, aber infolge eines Angriffs auf das Reichsgebiet oder eines besonderen Einsatzes der Wehrmacht oder durch die Flucht vor Maßnahmen des Gegners, Schaden an Leib oder Leben erlitten haben.
Ferner wird durch Gesetze und Verordnungen der Unterhalt der Angehörigen eines Soldaten oder einer unter gewissen Bedingungen im Dienste der Wehrmacht stehenden Zivilperson geregelt. Dieser Unterhalt der Familie wird vom Staat übernommen und auf alle Angehörigen ausgedehnt, die durch die Einberufung des Ernährers geschädigt wurden. Die Fortführung des Haushalts unter Beachtung der durch den besonderen Einsatz gebotenen Einschränkungen, die Erhaltung des Besitzstandes und die Erfüllung übernommener Verpflichtungen werden in vertretbarem Ausmaß gesichert. Der Familienunterhalt betrifft also nicht nur Bedürftige und Notleidende, sondern alle Angehörigen, wenn ein Ausfall oder jene größere Beschränkung der bisherigen Einnahmen durch die Einberufung des Ernährers eintritt oder eingetreten ist.
Familienunterstützung erhalten auch diejenigen Personen, die im Falle eines besonderen Einsatzes der Wehrmacht infolge einer behördlich angeordneten Räumung oder Freimachung von gefährdeten Gebieten oder Wohngebäuden die Sicherung ihres notwendigen Lebensbedarfs verloren haben.
Rat und Auskunft werden erteilt:
durch die Fürsorge- und Versorgungsdienststellen der Wehrmacht (Wehrmachtfürsorge- und -Versorgungsämter und Wehrmachtfürsorgeoffiziere),
durch die Dienststellen der NSKOV.,
durch die Hauptversorgungs- und Versorgungsämter des Reichsarbeitsministeriums,
duAH die Oberbürgermeister und Landräte (Hauptfürsorgeverbände),
durch die Dienststellen des Reichstreuhänders ehemaliger Berufssoldaten,
durch die Haupt- und örtlichen Fllrsorgebehörden für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene:
über den Verbleib und das Ergehen von Vermißten, Verwundeten, Erkrankten, Briefverkehr mit Kriegsgefangenen, Begräbnisstätten von Gefallenen: durch die Dienststellen des Roten Kreuzes.
— Zusatzlebensmittel für Kranke. Kranke werden nach wie vor gegen Abgabe der von den Ernährungsämtern ausgestellten Bezugsscheine mit Zusatzlebensmitteln beliefert. Die Lebensmittelverteilungsstellen haben daher die auf den Bezugsscheinen angegebenen Lcbensmittelmengen ohne Lebensmittelkarten abzugeben. Weiter wird darauf hingewiesen, daß werdende und stillende Mütter sowie Wöchnerinnen Milchkarten nur gegen Vorlage einer Bescheinigung eines Arztes oder einer Hebamme bei ihrem zuständigen Ernährungsamt erhalten.
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— Tragen der Spange zum EK. II. Klasse. Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse aus dem Kriege 1914/18, denen jetzt für Tapferkeit vor dem Feinde wiederum das EK. II verliehen wird, erhalten, um beide Auszeichnungen zweckvoll tragen und voneinander abheben zu können, diesmal die bereits gemeldete Spange zum EK. II. Wie jetzt ergänzend bekanntgegeben wird, wird diese Spange auf dem mitgclieferten schwarz-weißen Band befestigt und das Band im obersten Knopfloch des Tuchrocks oder des Wassenrocks befestigt.
— Aufklärung über die Eruszform. Wie das OKW. mitteilt, liegt Veranlassung vor, darauf hinzuweisen, daß die Form des Grußes für Angehörige uniformierter Verbände keinerlei Aen- derung erfahren hat. Den militärischen Gruß erweisen demnach nur Weh nachtsangehörige in Weh.nachtsuniform. Dagegen grüßen die Angehörigen der Polizei, des Reichsarbeitsdienstes, des Bahn- und Postschutzes usw. auch dann weiterhin mit dem deutschen Gruß, wenn sie in ihrer bisherigen Uniform bei der Wehrmacht Dienst tun und durch eine gelbe Armbinde mit der Aufschrift „Deutsche Wehrmacht" oder mit aufgedrucktem Hoheitszeichen als im Gefolge der Wehrmacht befindlich gekenzeich- net sind.
— Michael zündt's Licht an ... Am Freitag, 29. September, ist der Michaelstag. Eine große Anzahl von Bauern- und Wetterregeln beschäftigt sich mit dem Michaelstag. So heißt es: „Michael zündt's Licht an und schneidt' den Tag ab." — „Wenn an Michael das Wetter gut, steckt der Bauer eine goldene Feder an den Hut." — „Wenn an Michaeli der Wind von Norden und Osten weht, ein harter Winter vor uns steht." — „Bringt St. Michael Regen, dann kann man im Winter den Pelz an- legen." — „Michael sät — früh und spät.".
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— Die übertragbare» Krankheiten in Württemberg. Sn der Woche vom 10. bis 16. September 1939 sind in Württemberg folgende Fälle von übertragbaren Krankheiten einschließlich der erst beim Tode bekannt gewordenen Krankheitsfälle (Todesfälle in Klammern) angezeigt worden: Diphtherie 40 (2), Scharlach 78 (2), Tuberkulose der Atmungsorgane 57 (21), Tuberkulose anderer Organe 1 (5), Ab. Bang 1 (—), Kinderlähmung 11 (—), Unterleibstyphus 8 (—), Paratyphus 4 (—), Kindbettfieber 3 (1), bakt. Lebensmittelvergiftung S (1), Milzbrand 1 (—), Keuchhusten 152 (—),
Nke Maul- und .Klairenfenihe
ist erloschen in Aufhausen, Kreis Göppingen und Wildbad, Krs. Calw.
Unbilden der Witterung
Herrenberg. Der andauernde Regen verursachte auf Markung Unterjesingen die Bildung eines acht bis zehn Meter hohen Wasserfalls, der zwischen den beiden letzten Häusern der Weinsteige über eine Gipsmergelwand unter starkem Rauschen und
Brausen herabstürzte. Die Trauben springen unter dem Einfluß des vielen Regens auf.
Herbstknrzeit
Wildbad. Die Hauptkurzeit, die in diesem Jahr wegen der politischen Ereignisse einige Wochen früher als sonst zu Ende gegangen ist, hat Wildbad nahezu 20 000 Badegäste gebracht. Auch jetzt noch weilt eine stattliche Anzahl von Badegästen hier, zumal da für die Herbstkurzeit wie überhaupt während des ganzen Jahres das Eberhardsbad zur Verfügung steht und das nur wenig verkleinerte Orchester nach wie vor zweimal täglich spielt. Der Bau des Hauses für Unterwassermassage wächst zusehends; auch jetzt noch wird fleißig an ihm gearbeitet.
Letzte Llachvlchte«
„Vorwärts für unser ewiges Deutschland"
Tagesbefehl Eörings an die Luftwaffe
DNB. Hauptquartier der Luftwaffe, 27. Sept. Am Tage der Kapitulation von Warschau erließ Generalfeldmarschall Eöring einen Tagesbefehl, in dem es u. a. heißt:
Als wir in diesen Krieg für Deutschlands Freiheit zogen, wußte ich, daß ich mich aus meine Luftwaffe verlassen konnte. Kameraden, wie ich Euch allen im Geiste ins Auge sah, als wir diesen uns aufgezwungenen Krieg begannen, um Euch zu verpflichten, das Letzte für Volk und Vaterland zu geben, so drücke ich jedem von Euch jetzt die Hand als Oberbefehlshaber seinen Soldaten, als Kamerad seinen Kameraden. Nach deutscher Soldatenart binden wir jetzt nach errungenem Sieg den Helm fester. Welche Aufgaben uns auch erwachsen mögen, welche Befehle uns auch unser Führer und Oberster Befehlshaber gibt: Vorwärts für unser ewiges Deutschland.
Frankreich verbietet Kommunistische Partei
DNB. Brüssel, 28. Sept. Im gestrigen Pariser Ministerrat wurde'das Verbot der Kommunistischen Partei Frankreichs und ihrer Nebenorganisationen beschlossen.
Heinkel-Jagdslugzeuge für Rumänien
Die unbegrenzte Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie
DNB. Berlin, 28. Sept. Am Mittwoch verließen elf Hein- kel-Jagdeinsitzer des Vaumusters 112 den Heinkel-Werftflugplatz zum Uebersührungsflug nach Rumänien. Die rumänische Luftwaffe, die nach den vorangegangenen Mitteilungen jetzt über insgesamt 30 Heinkel-Jagdeinsitzer verfügt, hatte zur llebernahme der Maschinen Flugzeugführer nach Deutschland entsandt.
Posen trauert um seine ermordeten Brüder Beisetzung von vier Opfern polnischen Hasses
DNB. Posen, 28. Sept. Am Mittwoch nachmittag wurden in Posen vier der 150 von den Polen erschlagenen Volksdeutschen in einer gemeinsamen Gruft beigesetzt. Aus den Ansprachen bei der Begräbnisfeier sprach ebenso der Abscheu über die polnischen Verbrechen wie der unerschütterliche Glaube an Deutschlands gerechten Sieg, der solche Bestialitäten an deutschen Volksgenossen für alle Zukunft unmöglich machen soll. Im Austrage des Reichsministers Dr. Goebbels, sowie des Chefs der Zivilverwaltung von Posen, Arthur Greiser, und des Militär- besehlshabers von Posen, General von Bockelberg, wurden Kränze niedergelcgt.
Polens Adel ln Ungarn
Flucht über die Karpathenpässe — Erbitterung über Englands Verrat
Die polnischen Flüchtlinge, die nach amtlichen Schätzungen kn einer Zahl von über 20 000 über die ungarischen Karpathsn- pässe gekommen sind, werden seit einiger Zeit von den zuständigen ungarischen Behörden im ganzen Lande verteilt. Für Angehörige des Heeres wurden, nach einem Bericht der „MNN.", Internierungslager beispielsweise in Ungvar errichtet, während die Zivilflüchtlinge in die Obhut des Roten Kreuzes genommen oder entsprechend ihren materieelln Verhältnissen in Budaposter Hotels untergebracht wurden. Dabei ist sestzustellen, daß es vor allem der polnische Hochadel vorgezogen hat, nicht nach Rumänien, sondern nach Ungarn zu flüchten, wobei die vielfachen Verwandtschaftsbeziehungen zu ungarischen Adelskreisen und dadurch die Möglichkeit eines Unterkommens in den zahlreichen ungarischen Schlössern mitbestimmend gewesen sein dürfte.
Bezeichnend fürdieStimmungunterdenpolnischen Flüchtlingen ist der verbürgte Ausspruch mehrerer polnischer Offiziere gegenüber ungarischen Persönlichkeiten, daß sie, wenn man ihnen jetzt Waffen in die Hand geben würde, nicht zögern würden gegen England, das Polen verkauft und verraten habe, ins Feld zu ziehen, lleberhaupt muß auf Grund zahlloser Aeußerungen festgestellt werden, daß die polnische Bevölkerung bewußt von der geflüchteten Regierung und der Mili- tärleitung irregeführt worden ist, indem man ihnen phantastische Dinge über die „tatkräftige" Unterstützung Englands erzählte.
Man hatte ihnen weismachen wollen, die Engländer hätten mit ihrer Flotte bereits Truppen auf der Westerplatte gelandet, der Westwall sei durchbrochen, Hamburg und Berlin in Brand geschossen und ähnlichen blühenden Unsinn mehr. Erst nach ihrer Flucht über die ungarische Grenze erfuhren sie, daß England Polen kaltlächelnd im Stich gelassen hat. Im übrigen geht aus den Schilderungen der nach Budapest geflüchteten polnischen Offiziere eindeutig hervor, welch ungeheuren Eindruck die Stoßkraft der deutschen Armee auf den polnischen- Eoldaten gemacht hat. Unter der vernichtenden Wirkung der deutschen Angriffswaffen zu Lande und aus der Luft fei jeder Widerstand vergeblich und nutzlos gewesen.
Buntes Slllevler
Ernst Haeckel 1S14 Wer EusbrnS
Der berühmte Jenaer Naturforscher Ernst Haeckel schreibt iw den Augusttagen von 1914: „Am 4. August 1914 lag es in dev Hand Englands, die welthistorische Entscheidung entweder zugunsten des Friedens, des Rechts und des Guten fallen zu lassen oder zugunsten des Krieges, des Verbrechens und des Bösen. England hat sich für das letztere entschieden und damit die Blutsschuld des größten Verbrechens auf sich geladen, das jemals die Menschheit erlebt hat, und dessen entsetzliche Folgen in ihrem ganzen Umfange gar nicht abzusehen sind. Der Fluch von Millionen unglücklicher Menschen fällt auf das Haupt des britischen Jnselreiches, dessen schrankenloser nationaler Egoismus keines anderen Ziele kennt, als die Ausdehnung der britischen Herr-! schaft über den ganzen Erdkreis, die Ausbeutung aller anderenj Nationen zu seinem Vorteil und die Auffüllung seines unersätt-s lichen Geldbeutels mit dem Eelde aller übrigen Völker".