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Die Mion des Duce

und ihr Echo

England und Frankreich dürften selbst nicht angenommen haben, daß die Wirkung der Rede Mussolinis durch ihre ersten halboffiziellen Noten, die erwartungsgemäß ziemlich negativ waren, abgestoppt und erledigt sein würde. Beson­ders die Neutralen haben sehr gut verstanden, daß der Duce in dem Bestreben, die kriegslustigen Demokratien aus die unabsehbaren Folgen eines erweiterten Krieges hinzu­weisen, auch ihre Interessen vertritt. Von deutscher Seite sagt jetzt dieDeutsche Diplomatisch-Politische Korrespon­denz" unter Anspielung aus Roosevelt:Für andere mag die Neutralität nur dann erträglich sein, wenn sie Geschäfts mit dem Tod erlaubt; Mussolini kennt seine Verantwor­tung als Staatsmann einer Großmacht und als Europäer, der den Dingen nahesteht. Er kann deshalb den Anspruch erheben, die wahre Friedensfront zu vertreten und im Namen der überwältigenden Mehrheit der Völker zu spre­chen, welche die räumliche und zeitliche Begrenzung oes Konflikts erwartet."

Die Rede des Duce war in faschistischem Stil gehalten, das heißt, sie war realistisch, sie war verantwortungsbewußt und sie war mutig, schreibt die DAZ. Ebenso ist in Deutsch­land verstanden worden, daß die Haltung des Duce, hinter dem die mobilisierte Macht des faschistischen Imperiums steht, die Politik der Achse als Grundlage hat. DasGior- nale d'Jtalia" ergänzt jetzt die Ausführungen des italieni­schen Regierungschefs durch eine weitere Präzisierung über die drei Möglichkeiten, die die Demokratien im Falle eines erweiterten Krieges versuchen könnten. Alle drei Mittel: der direkte Frontalangriff auf den Westwall, die Umgehung des Westwalls unter Verletzung neutraler Län­der und die wirtschaftliche und finanzielle Blockade sind, wie dieses autorisierte Blatt nachweist, gleich aussichtslos und gleich verhängnisvoll für sie.

Es ist anzunehmen, daß sich über diese Tatsachen auch in Frankreich und England denkende Persönlichkeiten Rech­nung ablegen. Daß Frankreich und England heute und morgen politisch Zusammenarbeiten werden, dürfte der Duce dabei voll in Rechnung setzen. Auch in der Rede des Führers in Danzig ist, wie die ausländische Presse hervor­gehoben hat, zwar das Bedauern mit dem Poilu aus­gesprochen worden, der sich für ein sinnloses und unerreich­bares Kriegsziel totschießen lassen soll, aber es wurde von aufmerksamen ausländischen Beobachtern ebenso durchaus bemerkt, daß nicht etwa die Entente cordiale, d. h. die Tatsache, daß Frankreich das politische Zusammengehen mit England als bindende Verpflichtung betrachtet, in Zweifel gezogen worden ist.

Der italienische Regierungschef und seine Presse haben die Demokraten über die militärischen und menschlichen Notwendigkeiten hinaus, die ihnen selbst die Lokalisierung des Konflikts, wenn anders sie noch irgendwie klar blicken, ratsam erscheinen lasten, darauf aufmerksam gemacht, daß die Erreichung ihrer beiden Kriegsziele völlig unmög­lich ist.

Als das eine Kriegsziel wird die Wiederher­stellung Polens bezeichnet. Das Polen von Versailles wird nicht wieder entstehen. Aus zwei Gründen. Erstens, weil Deutschland niemals die jetzt vom polnischen Terror befrei­ten Gebiete und die dortigen deutschen Menschen wieder dem Sadismus ihrer Unterdrücker ausliefern kann, und zweitens, weil ein großer Teil des bisherigen polnischen Staatsgebietes sich in sowjetrusstscher Hand befindet. Woll­ten die Demokratien das Polen von Versailles wiederher­stellen, so müßten sie auch Sowjetrußland mit den Waffen zur Räumung zu zwingen versuchen; daß sie das selbst für undurchführbar halten, ergibt sich nach den Darlegungen des Duce schon aus der Tatsache, daß sie an Sowjetrußland den Krieg nicht erklärt haben.

Als das zweite Kriegsziel nennen London und Paris die Befreiung vom nationalsozialistischen Regime. Der Duce und die faschistische Presse haben ihnen gesagt, daß eine solche Forderung absurd ist, daß sie in völliger Verkennung des deutschen Volkes aufgestellt ist, und daß sie niemals hoffen können, dieses Ziel zu erreichen.

Man darf sich in diesen Tagen daran erinnern, daß Italien die Polen vor Ausbruch des Konfliktes täglich drei­mal davor gewarnt hat, sich in dieses Abenteuer zu stürzen. Rom ist in den letzten Augr.stwochen nicht müde geworden, zu unterstreichen, daß die polnische Armee zusammengeschla­gen werden würde, ohne daß die Demokratien ihr recht­zeitig irgendeine Hilfe bringen könnten. Diese Voraussage ist in dem INägigen glanzvollen Feldzug der deutschen Armee in Polen in beispielloser Art eingetrofsen. Der rea­listische Klarblick des italienischen Regierungschefs hat somit in der ersten Phase des Konflikts volle Bestätigung durch die Tatsachen gesunden; wenn er nun für die zweite Phase, die unter englischer Führung gewünschte Erweiterung zum europäischen und Weltkrieg, in letzter Stunde entsprechende Warnungen an die Demokratien richtet, dürfte er damit ebenso recht behalten. Noch ist"es diplomatisch und militä­risch Zeit, den Weg zu beschreiten, den der Duce gezeigt hat.

Dr. Tiso an den Führer

Dank des slowakische« Volkes

Pretzburg, 27. Sept. Ministerpräsident Dr. Joseph Tiso hat folgendes Telegramm an den Führer gerichtet:

,Herr Reichskanzler! Tief gerührt durch die freundlichen Worte der Anerkennung, welche Sie dem slowakischen Volk, seiner Armee und mir zum Ausdruck brachten, will ich Ihnen, Herr Reichskanzler, unseren Dank aussprechen. So wie ich es am 13. März d. I. getan habe, versichere ich Ihnen neuerdings, Herr Reichskanzler, daß niemand, der den dauernden Frieden in Eu­ropa auf Grund der völkischen Regelung auszubauen gedenkt, sich im slowakischen Volk täuschen wird. Unser Verhalten an Deutsch­lands Seite ist ein Beweis unserer lleberzeugung, daß wir für eine gerechte Sache Mitarbeiten, und daß wir nicht vergessen haben, was Deutschland und sein Führer für uns getan haben."

Belgien dementiert

Nachrichten über deutsche Truppenansammlungen iu der Nähe der belgischen Grenze absolut unwahr"

Brüssel, 27. Sept. Das belgische Jnformationsministerium stellt wiederholt zu den lügenhaften Tendenzmeldungen, die besonders aus englischer Quelle stammen, über angebliche deutsche Trup­penansammlungen an der belgischen Grenze fest:Mehrere aus­ländische Zeitungen haben deutsche Truppenansammlungen in Aachen in der Nähe der belgischen Grenze gemeldet. Nach Aus­künften aus zuverlässiger Quelle können wir unserer Bevölkerung Zagen, daß diese Nachricht absolut unwahr ist."

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, den 28. September 1839

Jum Lagebericht -es GckkW.

Berlin, 27. Sept. Zum heutigen Lagebericht des Oberkom­mandos der deutschen Wehrmacht schreibt der Deutsche Dienst:

Der Angriff deutscher Flugzeuge auf englische Seestreitkräfte in der mittleren Nordsee verdient als militärische Leistung be­sonderer Art festgehalten zu werden. Zum erstenmal in der Kriegsgeschichte ist am Dienstag ein Lustangrifs au? einen ma­növrierenden Flottenverdand unternommen worden. Wohl sind auch bisher schon einzelne Unterseeboote von Fliegern bombar­diert worden. Die Engländer andererseits machten Anfang Sep­tember den erfolglosen Versuch eines Luftangriffes auf deutsche Kriegshäfen und verloren dabei mehr als die Hälfte der ein­gesetzten Flugzeuge. Der Kampf jedoch, der sich am Dienstag zwischen Flugzeugen und Kriegsschiffen auf hoher See abgespielt hat, ist obgleich in der Theorie häufig diskutiert in der Praxis beispiellos. Die deutsche Luftwaffe darf sich rühmen, dabei einen durchschlagenden Erfolg erzielt zu haben. Ein bri­tisches Schlachtschiff wurde durch mehrere Treffer schwer beschä­digt. Daß ferner ein englischer Flugzeugträger zerstört wurde, ist für Großbritannien um so schwerer, als es bei sechs vorhan­denen Schissen dieser Art am 18. September bereits eines der größten, denCourageous", einbüßte. Die Feststellung, daß die erfolgreichen deutschen Flieger von ihrem kühnen Unternehmen unversehrt zurückgekehrt sind, wird überall mit besonderer Freude ausgenommen.

Der deutsche Angriff auf Warschau ist mit. der Schnelligkeit und Präzision vorgeschritten, die das deutsche Heer bei seinen Aktionen stets an den Tag gelegt hat. Innerhalb von 18 Stun­den ist der größte Teil der 15 Forts, die die Stadt umgeben, ge­nommen worden. Während die Warschauer Machthaber bisher alle deutschen Vorschläge ohne Rücksicht auf die ihnen anvertraute Zivilbevölkerung hochmütig zurückgewiesen hatten, scheint ihnen nun im raschen deutschen Durchstoß durch die Vefestigungslinie im Süden doch die Besinnung zurückgekehrt zu sein. Freilich wird man abwarten müssen, ob bei den Uebergabe-Verhandlun- gen, die auf deutscher Seite General Vlaskowitz führt, sich die Befehlsgewalt in der polnischen Hauptstadt als so gefestigt er­weist, daß das Kapitulationsangebot des polnischen Komman­danten verbindlich für alle Teile der Kämpfenden ist. In der

Kriegsgeschichte gibt es mehr als einen Fall, wo großstädtischer Mob in einer belagerten Festung, nachdem er in den Besitz von Waffen gekommen war, sich diesem Angebot widersetzt hat. Innerhalb weniger Stunden wird feststehen, ob wenigstens jetzt, nachdem durch die Planlosigkeit und Überheblichkeit der pol­nischen Verteidigung schon so viel Menschenleben geopfert sind, sich die Warschauer Gewalthaber geneigt fühlen, die friedliche llebergabe der ehemaligen polnischen Hauptstadt zu garantieren.

Die Militärverwaltung in Polen

Die Militärverwaltung, die auf Anordnung des Führers in den besetzten, ehemals polnischen Gebieten eingerichtet worden ist, wird in den nächsten Wochen und Monaten eine bedeutungs­volle Aufgabe zu lösen haben. Das Land bis zur Demarkations­linie umfaßt etwa 150 000 Quadratmeter. Es ist in seiner Struk­tur schon auf Grund der geschichtlichen Entwicklung nicht ein­heitlich. Die kulturelle Entwicklung ist in den verschiedenen Tei­len überall durch das Deutschtum beeinflußt worden, aber der Einfluß der Deutschen ist nicht überall gleich stark gewesen. Hinzu kommt, daß die polnische Zerstörungswut in den ver­gangenen drei Wochen manche Teile des Landes furchtbar ver­heert hat, während andere Gebiete, so insbesondere der ehemals preußische Regierungsbezirk Posen und der Hauptteil der alten Provinz Westpreußen nur wenig beschädigt wurden. Zu dem von der Militärverwaltung betreuten Gebiet gehört nicht der ehemalige Freistaat Danzig, der seine Wiedervereinigung mit dem Reich bereits vollzogen hat, und auch nicht das 1922 von Deutschland entgegen dem Ergebnis einer Volksabstimmung ab­getretene Ostoberschlesien. Das Industriegebiet in Katto- witz, Königshiitte und Rybnik ist vielmehr mit Schlesien wieder vereinigt worden, von dem nur ein Höchstmaß wirtschaftlicher Unvernunft es vorübergehend trennen konnte.

Der Oberbefehlshaber Ost, Generaloberst von Rundstedt, der an die Spitze der Militärverwaltung berufen ist, wird mit sei­nem Oberverwaltungschef für die gesamte Zivilverwaltung, Reichsminister Dr. Frank, manche Problem zu lösen haben, wenn es jetzt nach Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung gilt, Wirtschaft und Verkehr in dem besetzten Gebiet wieder in Gang zu bringen.

Der König der Belgier setzte seine Besichtigungsreis^ durch die verschiedenen belgischen Ortschaften fort. Sein ^tzter Besuch galt dem Militärlazarett in Mons, wo er sickä, besonders mit dem Fliegerunterofsizier unterhielt, der iirc Verlaufe eines Luftkampfes gegen einen englischen Vom» ber, der die belgische Neutralität verletzt hatte, verwundet worden war.

Britisches Bluto-fer Warschau

Der deutsche Heeresbericht hat dem deutschen Volk und der Welt davon Kenntnis gegeben, daß die Kampfhand­lungen gegen Warschau begonnen haben. Nachdem schon in den letzten Tagen, und Wochen von den Engländern und insbesondere dem britischen Lügenministerium alles getan worden war, um die verantwortlichen Stellen in der ehe­maligen polnischen Hauptstadt zur Fortführung dieses völ­lig nutzlosen und wahnwitzigen Widerstandes auszustacheln, ist das deutsche Vorgehen die Antwort auf ein Treiben, das an verbrecherischer Grausamkeit gegenüber der Zivil­bevölkerung kaum seinesgleichen hat. Der Heeresbericht hat selbst die völlige Nutzlosigkeit des Warschauer Verteidi­gungskampfes militärisch knapp gebrandmarkt und dem pol­nischen Kommandanten die ganze Verantwortung für das jetzt entstehende Elend zugeschoben. Vom allgemein-mensch­lichen Standpunkt aus kann, das Bedauern des Oberkom­mandos der Wehrmacht, das aus so vielen sehlgeschlagenen Bemühungen zur Schonung der Warschauer Bevölkerung schließlich die unvermeidlichen Konsequenzen zog, nur unter­strichen werden. Was jetzt in Warschau von den Polen vom Zaune gebrochen wurde, hat mit der Ehre der polnischen Armee nichts mehr zu tun. Es ist ein rein politisches Ma­növer im Dienste der Engländer, die sich in dem fernen London scheinheilig und schadenfroh die Hände reiben und die glücklich darüber sind, daß die von ihnen so schamlos preisgegebenen Polen noch einmal töricht in die Räder des Schicksals greifen und blutiges Material für die Fortfüh­rung der britischen Lügerchetze gegen Deutschland liefern.

Es ist im Ausland seit Wochen den Völkern erzählt worden, daß Warschau eine offene Stadt sei und deshalb das Vorgehen der Deutschen eine besonders schwere Ver­letzung des Völkerrechts bedeute. Nichts an diesen Lügen ist wahr. Jede polnische Karts zeigt deutlich im Umkreis von Warschau die Sternchen der Forts, die den Platz zu einer Festung machen. Auch bei dem jetzigen Angriff siel als erstes das Fort Mokotowski, das die gleichnamige Vorstadt deckt. Im übrigen aber haben die Polen selbst offen zugegeben und sie fanden dabei die bereitwillige Unterstützung des britischen Lügenministeriums daß sie aus jedem Stadtviertel eine Festung gemacht haben. Sie haben sogar Frauen und Halbwüchsige, ältere Männer und sogar Verbrecher aus den Zuchthäusern und Gefängnissen bewaffnet und tagelang für den Angriff aus die Tanks mit durchaus unsoldatischen Mitteln gedrillt und erzogen. Diese ungeheuerlichen Vorbereitungen mögen von den auf­geputschten demokratischen Ländern alsHeroismus" be­trachtet werden. Sie sind in Wahrheit das Gegenteil da­von, nämlich ein blanker Selbstmord ohne Sinn und Ver­stand. Selbst der nach Rumänien geflüchtete ehemalige pol­nische Marschall Rydz-Smygli hat zugegeben, daß er nach dem Verrat Englands am liebsten schon am zweiten Tage des Krieges den aussichtslos gewordenen Kamps aufgeben wollte. Seine in Warschau verbliebenen Unterführer be­weisen jetzt, daß ihnen selbst diese Einsicht fehlt. Sie fühlen sich nicht mehr als Polen, sondern als Kreaturen Lon­dons. Aus ihr Haupt und auf das Haupt der Engländer fällt demnach die Blutschuld an der Warschauer Katastrophe, die den letzten Akt einer Tragödie beendet, die durch pol­nische und britische Schuld unzähligen wehrlosen Menschen das Leben gekostet hat.

Nun hat aber durch das deutsche Heer vor Warschau der volniicbe Uebermut schon seinen Dämpfer erhalten. Schon am ersten Tage des Angriffs gelang es im Norden die erste, im Süden sogar die zweite Fortlinie zu nehmen. Das war dem polnischen Kommandanten doch zu stark, so daß er um llebergabe nachsuchte. Vis diese Zeilen in die Hände der Leser kommen, ist auch das Schicksal Warschaus besiegelt, das mit oder ohne llebergabe dem deutschen Ansturm ver­fallen ist als letzter Rest Polens. Durch die freiwillig-not- gedrungene llebergabe werden Menschenleben geschont, ein Ziel, das unsere Wehrmacht schon immer voranstellte. Ge­rade die mit großer Geduld gemachten Versuche des OKW. beweisen die humane Kriegführung des Reiches.

3ttM Verbot der Erhöhung des ArSeitsentoeUes

In Ergänzung der Anordnung zur Sicherstellung einer stetigen Lohnentwicklung vom 20. März 1939 ordnet der Reichstreuhän- der der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Südwest­deutschland auf Grund des Paragraph 1 der Verordnung über die Lohngestaltung vom 25. Juni 1938 mit sofortiger Wir­kung folgendes an:

1. Jede Erhöhung der Löhne und Gehälter, auch im Einzel­sall, ist verboten. . Ausgenommen sind Lohn- und Gehalts­erhöhungen, die durch das Aufrücken in eine höhere Lohn- oder Gehaltsstufe nach Erfüllung der in einer Tarifordnung vor­gesehenen Voraussetzung bedingt sind. Das Verbot erstreckt sich ferner auf die Neueinführung oder Erhöhung von Zuschlägen und Zulagen jeder Plrt, wie Leistungszulagen, Treueprämien, Wege- und Trennungsgelder, Auslösungen, Fahrgelder, Sozial- zulagcn (Frauen- und Kinderzulagen) sowie auf sonstige Zu­wendungen (Gratifikationen, Gewinnbeteiligung, einschließlich Tantiemen für Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder). Von dem Verbot werden auch Lohn- und Gehaltserhöhungen sowie die Neueinführung und Erhöhung von Zuschlägen, Zulagen und sonstigen Zuwendungen betroffen, die vor Inkrafttreten dieser Anordnung für einen späteren Zeitpunkt zugesichert waren.

2. Ein Abdruck dieser Anordnung ist in allen Betrieben an geeigneter Stelle auszuhüngen.

Wie bekommt man Brötchen?

Die Anrechnung auf die Brotkarte

Bei der Ausgabe der neuen Brotkarte sind zwar die Teilmen­gen, die man auf die Arzelnen Abschnitte beziehen kann, bekannt­gegeben worden, die näheren Einzelheiten über die Abgabe der verschiedenen Brotsorten und Backwaren sollten aber einer wei­teren Bekanntmachung der zuständigen Hauptvereinigung Vor­behalten sein. Sie bestimmt jetzt, wie in derLandware" mit­geteilt wird, daß als Brot im Sinne der Verordnung neben den sonstigen Backwaren sämtliche bisher zugelassenen Vrotsorten, also Roggenbrot, Roggenmischbrot, Weizenmischbrot, Weißbrot, Schrotbrot und die z. B. zugelassenen Spezialbrotsorten gelten. Für alle Brotsorten ist dasselbe Abgabeverhältnis maßgebend. Hinsichtlich der Anrechnung auf die Brotkarte ist es also gleich­gültig, ob Roggenbrot oder Schrotbrot »der auch Mischbrot ab­gegeben wird. Als bezugsscheinpflichtige Mehle gelten auch die sogenannten küchenfertigen Mehle und Panier­mehl.

Durch die Anordnung wird weiter bestimmt, daß nach Wahl des Verbrauchers an Stelle von Brot aus die einzelnen Kartenabschnitte auch andere Backwaren entnommen werden können, und zwar gilt dann für diese ersatzweise bezoge­nen Backwaren folgendes Verhältnis: an Stelle von je 100 Gewichtseinheiten Brot 70 Gewichtseinheiten Knäckebrot, etwa 92 Gewichtseinheiten Kleingebäck, etwa 80 Gewichtseinheiten Zwieback.

Hinzu ist folgendes zu sagen: Knäckebrot wird im allgemeinen in Packungen in den Verkehr gebracht, die etwa 210 Gramm Nettoinhalt haben. Für eine derartige Packung wären mithin drei Kartenabschnitte im Werte von je 100 Gramm Brot abzu­geben. Als bezugsscheinpflichtiges Kleingebäck gelten Brötchen, Semmeln, Schrippen, Knüppel usw. Diese Backwaren haben zur Zeit keine einheitlichen Gewichte. Solange eine Vereinheitlichung nicht erfolgt ist, müssen die Verkäufer von Kleingebäck einen Ausgleich zwischen ihren üblichen Brötchengewichten und den vorstehenden Richtsätzen zu finden suchen, wobei es unvermeid­lich sein wird, von dem Richtsatz 100:92 im Einzelsalle gering­fügig nach oben oder nach unten abzuweichen. Bei regelmäßigen Lieferbeziehungen besteht überdies die Möglichkeit, daß der Verbraucher Lurch Abgabe entsprechender Kartenabschnitte seinen Kleingebäckbedarf für mehrere Tage im voraus begleicht und hierdurch einen Eewichtsausgleich bewerkstelligt.

Von der Bezugsscheinpflicht sind vorläufig ausgenommen Fein- und Dauerbackwaren. Eine Ausnahme bildet nur Zwieback aller Art, der bezugsscheinpflicht ist und nur auf Kartenab­schnitte der Reichsbrotkarte abgegeben werden darf. An Stelle von 100 Gramm Brot sind 80 Gramm Zwieback abzugeben. Bei dieser Gelegenheit sei besonders darauf hingewiesen, daß auf die mit einem Kreuz versehenen Abschnitte der Klein«, kinderkarte auch je 125 Gramm Nährmittel abgegeben werden. Diese Abschnitte gelten abweichend vom Ausdruck aus der Karte vom 25. 9. bis 22. 10. 1939.

Bei Abgabe von Brot und bezugsscheinpflichtigen Backwaren in Gaststätten, Kantinen usw. sind vom Verbraucher mit Wir­kung vom 2. Oktober ab ebenfalls Vrotkartenabschnitte entspre­chend der erhaltenen Menge abzuliefern.