5. Seite - Nr. 226
Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 27. September 1939
Unsere SchneLe» Truppe»
Die stolze Bewährung der jüngsten Waffengattung
NSK. Erst im Juli dieses Jahres wurde bekanntgegeben, daß eine neue Waffengattung des deutschen Heeres aus Panzertruppen und Kavallerie geschaffen werden sollte, und zwar unter der Bezeichnung Schnelle Truppen — eine Bezeichnung, die uns durch den beispiellosen Verlauf der Operationen in Polen sehr rasch geläufig geworden ist.
Was gehört nun aber alles zu den Schnellen Truppen? Sind sie dasselbe wie motorisierte oder wie mechanisierte Verbände?
Der grundlegende Befehl über die Zusammenfassung von Panzertruppen und Kavallerie gab eine erste Aufzählung über die Zusammensetzung der neuen Waffengattung: Panzerregimenter, Panzerabwehrabteilungen, Kradschützenbataillone, motorisierte Schützenregimenter, Kavallerie- und Reiterregimenter, Radfahrabteilungen und motorisierte Aufklärungsabteilungen sollten zu den Schnellen Truppen gehören. Ihre Aufgaben ergeben sich aus den Anforderungen an Truppen, die schneller als die bisherige Infanterie sind; früher oblagen diese Aufgaben durchweg der Heereskavallerie.
Die wesentlichsten Anforderungen an Schnelle Truppen sind im Verlaufe von Opera, ionen namentlich Aufklärung, Verschleierung und Sicherung sowie Sonderausgaben; wächst die Operation in die Entscheidungsschlacht hinein, werden sie bei einer Angrisfsschlacht >. glichst überraschende Angriffe besonders gegen Flanken und Rücken des Feindes zu führen haben, aber auch Angriffe zur Vollendung eines Durchbruchs und die Verfolgung des geschlagenen Feindes, während die Verteidigungsschlacht ihnen die Probleme des Auffangens gegnerischer Angriffe und Gegenangriffe zumeist.
Bei einer lleberprüfung dieser sehr umfassenden Aufgaben wird man bald erkennen, dah je nach der besonderen, im Augenblick gestellten Aufgabe Schnelle Truppen einmal sich vor allem aus „schweren", namentlich aus Panzertrup- ven im engeren Sinne zusammengestellten Verbänden zusammensetzen müssen, ein anderes Mal aus „leichten" Schnellen Truppen, die vorwiegend motorisierte oder berittene Kavallerieschützen umfassen, aber auch dann wohl nur selten auf die Unterstützung durch Panzertruppen verzichten können.
Das gemeinsame Kennzeichen aller Schnellen Truppen ist, wie der Name es besagt, Schnelligkeit der Bewegung, mit anderen Worten überraschendes Auftreten gepaart mit Kampfkraft. Diese wird jedoch heute wie früher entscheidend durch Infanterie und Artillerie verkörpert, wozu mehr denn je als wahrhaft unentbehrliche Helfer Pioniere und Nachrichtentruppen gehören. Alle diese Verbände im Rahmen Schneller Truppen können ebenso wenig wie deren eingangs genannte Erundförmationen der Motorisierung ermangeln. Wir gehen also wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Schnellen Truppen je nach der ihnen gestellten Aufgabe entweder überwiegend als Panzertruppen oder Leichten Divisionen — in denen die Panzerkampf- wagen nicht den schweren Kern bilden — oder aber aus motorisierter Infanterie mit beigegebenen Verbänden der anderen Kategorien bestehen.
Wenn in der erwähnten grundsätzlichen Begriffsbestimmung der Schnellen Truppen von motorisierten Schützenregimentern und motorisierten Aufklärungsabteilungen die Rede war, wir weiter von motorisierter Infanterie, motorisierten Pionieren und motorisierter Artillerie sprachen, so bleibt noch die Frage nach deren Unterschied gegenüber mechanisierten Einheiten offen. Das unterscheidende Moment ist hier die Verwendung des Motorfahrzeuges. Bei motorisierten Verbänden trennt sich im Kampf die Truppe von ihrem „Untersatz", d. h. die auf Kraftwagen verlastete Infanterie wird möglichst nahe bis an den Ort des Gefechtes herangeführt, trennt sich aber, um kämpfen zu können, vom Fahrzeug, ebenso die motorisierte Artillerie z. B. vom Raupenschlepper.
Mechanisierte Formationen dagegen sind solche, bei denen der Motor nicht nur Transportmittel, also eigentlich „Zu- j behör" ist, sondern hier ist das Fahrzeug „wes.n *'cher Be- > standteil" der Truppe und wird von ihr auch im Gefecht j nicht verlassen, vielmehr ficht sie gerade mit Hilfe des Mo- ' tors: etwa die Panzerregimenter mit ihren Massen von I Kampfwagen oder die Panzerspähwagen als einzeln ein- !
gefetzte Instrumente der Aufklärung. Hier trägt der Motor den Panzer des Fahrzeuges und in seinem Schutze die Besatzung mit Maschinengewehr, Geschütz usw. an den Feind.
Immer wieder aber ist es der Motor, der den Heerführer von heute mit Waffen ausgestattet hat, die gegenüber früheren Zeiten eine vielfach gesteigerte Geschwindigkeit und Feuerwirkung besitzen
Die Erkenntnis vom Wert der motorisierten, mechanisierten und Schnellen Truppen hat auch den Wiederaufbau und Ausbau der neuen deutschen Wehrmacht sehr weitgehend beeinflußt. Heute wissen wir, daß der Führer selbst in die früher theoretisch oftmals recht hartnäckig geführten Auseinandersetzungen über Wert des Motors, Zweckmäßigkeit und Umfang der Motorisierung eines modernen Heeres und Ausgestaltung von Panzer- und Luftwaffe usw. eingegriffen und weiter die Frage, ob man nicht besser bei dem überkommenen Schema der „alten" Waffen — Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pioniere usw. — verbleiben und ihnen nur moderne Verbände beigeben solle, durch den B e - fehlzurMotorisierungim weitesten Umfange beantwortet und entschieden hat.
So sind letzten Endes die jüngsten Erfolge der deutschen Panzer- und Schnellen Truppen auch wiederum sein Werk und Verdienst. F. Z.
Me spare ich Venzin?
Euter Rat für alle Kraftfahrer
Es darf und wird auch kein Kraftfahrer glauben, daß er mit Erteilung des roten Winkels nun einen Freibrief für Spazierfahrten und Touren, die seiner eigenen Bequemlichkeit dienen, bekommen hat. Im Gegenteil, gerade der rote Winkel verpflichtet zu größtem Verantwortungsbewußtsein, denn das Kraftfahrzeug ist damit als im öffentlichen Dienst gekennzeichnet, jedes unnütz verfahrene Kilometer, jener nutzlos vergeudete Tropfen Treibstoff geht der Landesverteidigung verloren. Es hat sich also jeder zu überlegen, wie er so gut wie möglich sparen kann. Gerade das kann man auch durch entsprechende Fahrweise.
Rohes und gefühlloses Behandeln des Gaspedals kostet nutzlos verschwendeten Treibstoff — das schädigt nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern auch die Allgemeinheit. Wer sich dagegen bemüht, zügig zu fahren, der wird den Verbrauch seines Fahrzeugs ganz erstaunlich herunterschrauben können. Züqig fahren heißt, daß man sich im Großstadtverkehr mit möglichst gleichbleibender Drehzahl fortbewegt, die Entfernungen richtig abschätzt, rechtzeitig und langsam abstoppt, um nicht zu scharf gleich im Renntempo loslegt, sondern vernünftig beschleunigt.
Wer so fährt, wird in jeder Fahrstunde tausende sonst nutzlos vergeudete Brennstofftröpfchen sparen, die bald zu viertel, halben und ganzen Litern werden.
Die Erfahrung, daß der, der gleichmäßig und zügig fährt, bei mäßigem Verbrauch schnell und sicher ans Ziel kommt, gilt aber nicht nur für den Stadt-, sondern auch für den Ueberlandverkehr. Man muß nur eben einen „gefühlvollen" rechten Fuß haben, um nicht mehr Gas zu geben, als unbedingt erforderlich ist. Jeder erfahrene Kraftfahrer weiß, daß er bei betriebswarmem Motor die Drossel mit dem Fuß etwas zurücknehmen kann, daß aber die Leistung des Motors trotzdem die gleiche bleibt. Man nennt das „mit halbem Gas fahren". Es zeichnet also den guren Kraftfahrer aus, daß er dem Motor gerade soviel Brennstoff beim Beschleunigen, aber auch beim gleichmäßigen Fahren auf langen Strecken gibt, als er gerade braucht, um die geforderte Leistung zu erreichen.
Di« sparsamste Geschwindigkeit wird im allgemeinen bei den meisten Wagen und Krafträdern die zwischen -19 und 50 Kilometerstunden sein. Man kann bei diesem Tempo zügig fahren, es nützt aber natürlich nichts, wenn man diesen Durchschnitt im großen Gang einhält, beim Anfahren aber bereits im kleinsten Gang bis 40 beschleunigt.
Ein Versuch mit einem Kleinwagen ergab bei forschem Tempo einen Verbrauch von 9 Litern auf 100 Kilometer.
Zum sparsamen Betrieb gehört im übrigen auch ein Fahrzeug in einwandfreiem Zustand. Wenn man darum an seinem Wagen einen unverhältnismäßig hohen Treibstoffverbrauch feststellt, dann sollte man Zylinderkopfdichtung, Kolbenringe, Kolben, Ventile und Lager einmal überprüfen. Es kann aber auch sein, daß nur ein verhältnismäßig kleiner Widerstand, wie eine schleifende Bremse oder zu dicke Schmiermittel, den Verbrauch erhöht. Ganz klar, daß man im übrigen nicht unnötig lange das Fahrzeug im Leerlauf Treibstoff fressen läßt, und auch eine unnötig lange Betätigung des Starters kostet zusätzlich Treibstoff.
Beherzigt man diese Punkte, bemüht man sich etwas darum, einen „gefühlvollen" rechten Fuß zu bekommen, und hält man sein Fahrzeug in Ordnung, dann wird man eine ganze Menge Treibstoff sparen können, und wenn das alle tun, dann wird unser Verbrauch spürbar sinken! v. St.
Verdunklung und Unfallversicherung
Verpflichtung zu erhöhter Aufmerksamkeit
Es ist schon wiederholt darauf hingewiesen worden, daß bei der jetzt angeordneten Verdunkelung zur Abwehr feindlicher Fliegerangriffe jeder Verkehrsteilnehmer zu erhöhter Vorsicht und Aufmerksamkeit im Verkehr verpflichtet ist. Gleichwohl werden Unfälle nicht ausbleiben. Deshalb ist auch die Frage verständlich, ob die Angehörigen von Betrieben, die der reichsgesetzlichen Unfallversicherung unterliegen, auch dann Unfallentschädigung beanspruchen können, wenn ihnen infolge der Verdunkelung auf dem Wege nach oder von der Arbeitsstätte ein Unfall zustötzt.
Die Vorschriften über die Gewährung von Entschädigung aus der Unfallversicherung bei Unfällen auf dem Wege nach oder von der Arbeitsstätte haben zur Zeit durch die Kriegsereignisse keine Aenderung erfahren. Daher gilt das bisherige Recht weiter, wonach der Schadenersatz nur dann ganz oder teilweise versagt werden kann, wenn eine grobe Fahrlässigkeit des Verletzten bei der Entstehung des Unfalls auf dem Wege nach oder von der Arbeitsstätte mitgewirkt hat. Daraus ergibt sich, daß die Versicherten bei der mit der Verdunkelung verbundenen höheren llnfallgefahr auch zu erhöhter Vorsicht und Aufmerksamkeit im Verkehr verpflichtet sind, damit ihnen nicht etwa der Vorwurf einer den Schadenersatz ganz oder teilweise ausschließenden groben Fahrlässigkeit gemacht werden kann. Andererseits haben sie, wenn sie die gebotene Sorgsalt beobachten, durchaus Anspruch auf Unfallentschädigung.
Sammelt Bucheckern!
Die Ernte an Bucheckern muß jetzt mehr denn je für die Oel- gewinnung nutzbar gemacht werden. Bucheckern sind auch in diesem Jahre in die Förderungsmaßnahmen des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft zur Oelgewinnung aus deutschen Oelsaaten einbezogen worden. Die Oelmühlen werden "durch Bewilligung einer Ausgleichsvergütung in die Lage versetzt, dem Sammler von Bucheckern einen Kaufpreis von 25 RM. für den Doppelzentner zu zahlen. Darüber hinaus ist dem Sammler noch ein Rückkaufrecht für die bei der Verarbeitung der Bucheckernkuchen in einer Menge von 65 v. H. des Gewichts der angelieferten Bucheckern eingeräumt worden. Den Oelmühlen wird die Ausgleichsvergütung auch dann gezahlt, wenn sie das Bucheckernöl, das sie für den eigenen Gebrauch der Sammler im Lohnschlag geschlagen haben, abgesehen vom reinen Schlaglohn, frei von allen übrigen Zuschlägen zurückliefern.
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Die wertvolle Magermilch
Mit der nunmehrigen Einführung des Kartensystems wird sich in den Haushaltungen eine Umstellung vor allem bei der Milchversorgung notwendig machen. Um die Butterversorgung sicherzustellen, mußte die Frischmilchabgabe stark eingeschränkt werden, darum können die Erwachsenen, von den besonders aufgeführten Ausnahmen abgesehen, Vollmilch nicht mehr bekommen. Das bedeutet nun aber keineswegs, daß kinderlose Familien die Verbindung mit dem „Milchmann" abbrechen. Im Gegenteil, jetzt wird die tüchtige Hausfrau rechtzeitig die regelmäßige Lieferung von entrahmter Frischmilch — sogenannter „Magermilch" — veranlassen, die kartenfrei ist und auf vielen Gebieten der Ernährung an die Stelle von Vollmilch treren kann. Kartenfrei sind außerdem Buttermilch, geschlagene Buttermilch, saure Magermilch, Magermilch-Joghurt, Magermilch-Kefir und Mischgetränke aus frischer Magermilch oder Buttermilch. Wenn die irgend entbehrliche Vollmilch zur Vuttererzeugung benutzt wird, so geschieht das nicht ausschließlich zur Ausfüllung der Fettlücke. Die Vorzugsstellung der Butter vor anderen Fetten beruht darauf, daß die Butter wertvolle Vitamine enthält. Wenn die Fettrationen niedriger sind als in Friedenszeiten, so soll sich doch keiner den Rechenstift nehmen und sich nun ausmalen, um weichen Betrag sich die Fettmenge seines Bäuchleins vermindern werde. Das wäre eine ganz falsche Rechnung. Unser Fettvieh, das Schwein, wird ja nicht mit Butter oder Schmalz gemästet. Es verwandelt die Kartoffeln, die es frißt, zu Speck. Auch beim Menschen geben die Kartoffeln den Fettausgleich und mit Kartoffeln sind wir gut versorgt.
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