8. Seite — Nr. 226
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Mittwoch, den 27. September 1839
Die deutsche Wirtschaft im Kriege
Die Kriegsereignisse — Englands „dreijähriger Krieg" — Das erste Loch in der Rechnung
Der polnische Feldzug ist beendet. Polen existiert bereits nach drei Wochen des Krieges nicht mehr. Das ist die erste überragende Tatsache der Kriegsereignisse. Das zweite Ergebnis von weittragender Bedeutung ist der Einmarsch der sowjetrussischen Truppen in Ostpolen, der bis zu einer zwischen Deutschland und der Sowjetunion festgesetzten Demarkationslinie gehen wird. Dieses Einrücken Rußlands bedeutet, daß alle Bestrebungen von englischer oder anderer Seite zur Wiederherstellung Polens im Rahmen von Versailles von vornherein zur Erfolglosigkeit verdammt sind. Wer eins solche Politik betreiben will, hat ja nun nicht mehr nur mit dem Widerstand Deutschlands, sondern auch mit dem Sowjetrußlands zu rechnen. Nach der militärischen Eroberung Polens durch Deutschland wäre es an sich für England noch möglich gewesen, die Fortsetzung des Krieges damit zu begründen, daß sein Ziel nunmehr die Wiederherstellung Polens sei, nachdem die militärische Zertrümmerung des polnischen Reiches nicht hatte verhindert werden können. Man hätte dem englischen Volk und der Welt durch eine geschickte Propaganda schließlich wohl ein- reden können, daß es gelingen könnte, Deutschland wie 1914 in einem langen Krieg schließlich doch zu zermürben und dann in einem neuen Diktafrieden das polnische Reich vergrößert wieder a:'erstehen zu lassen. Nach dem Eingreifen Sowjetrußlands ist das schlechterdings unmöglich geworoen, denn es setzte voraus, daß England dis Sowjetunion angreifen und auch schlagen müßte. Einer solchen Hoffnung gibt sich wohl auch der fanatischste Kriegshetzer in England nicht hin. Die Sinnlosigkeit des vom Zaun gebrochenen Krieges unter dem Gesichtspunkt des englischen Kriegszieles, „Hilfe für Polen", liegt vor aller Welt offen auf der Hand. Diese Situation war die Veranlassung für die Rede des Führers bei seinem Einzug in das befreite Danzig. Diese Rede gab den Westdemokratien noch einmal die Möglichkeit, ihre Haltung zu revideren und einigermaßen ehrenvoll aus dem von ihnen angerichteten europäischen Brand herauszukommen. Die Rede zeigte die letzte Friedenschance. Das war ihr Sinn. Völlig verfehlt wäre es, in ihr ein schwächliches Friedensangebot zu sehen. Ein solches kommt für Deutschland nicht in Frage und wird nie in Frage kommen, denn Deutschland ist entschlossen, in stahlharter Einigkeit niemals zu kapitulieren.
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Das letzte Wort zur Führer-Rede ist zweifellos noch nicht gesprochen. Aber es ist bereits erkennbar, daß England stur an „seinem" Krieg festhalten will. Es ist tatsächlich nur ein Krieg Englands. Weder Frankreich noch irgend ein anderer Staat in Europa oder gar in Amerika haben ein gerechtfertigtes eigenes Interesse daran. Die Frage ist also, ob England noch weitere Bundesgenossen finden wird, die gewillt sind, Blut und Gut ihrer Völker zu opfern. England hofft offenbar noch immer darauf. Nur so läßt es sich erklären, daß man aller Welt laut verkündet, man rechne mit einem dreijährigen Krieg. Uns schreckt das nicht. Wir werden und können einen Krieg mit England auch noch länger aushalten.
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Dagegen scheint uns der englische Plan bereits jetzt sein erstes Loch erhalten zu haben. England rechnet, wir glauben seinem Wort gern, mit einem dreijährigen Krieg. Ebenso zweifellos rechnete es aber mit einem viel längeren Widerstand Polens. Mindestens acht Wochen, so glaubte man, würde Polen sich halten können. Und in diesen acht Wochen wollte England den nächsten Trabanten kriegsreif machen. Rumänien sollte diese Rolle spielen. Von hier aus wollte man mit den geflüchteten polnischen Truppen einen neuen Widerstand formieren und so auch das rumänische Volk in den Krieg hineinzerren. Nichts kennzeichnet deutlicher diesen englischen Plan, als die anmaßende Haltung der polnischen Flüchtlinge auf rumänischem Boden, die gar nicht begreifen wollen, daß sie klägliche Internierte in einem neutralen Staat sind statt „Helden" und Kriegseinpeitscher Rumäniens. Vor allem aber zeigt der heimtückische Mord an dem rumänischen Ministerpräsidenten Calinescu, daß auch hier England seine Hand im Spiel hat. Der Mann, der für die Neutralität Rumäniens eintrat, mußte fallen. Rumänien sollte die deutsche Wehrmacht zu einer Zersplitterung ihrer Kräfte veranlassen, und sicherlich hoffte
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32. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
25.
Vater und Kind
„Leg los", sagte der Adlerwirt, „je schneller du mit deinem Gered fertig bist, desto besser!"
Warum hatte er die Anderen Weggehen lassen?
Was gab seiner Tochter die Befugnis, sich zur Richterin aufzuspielen?
Durfte er die ihm nun Angelobte beleidigen lassen?
Aber er war doch entschlossen, aller Welt zu trotzen! Es war daher ganz gut, eine Meinung zu hören! Vielleicht trat ihm dieses Urteil noch einmal entgegen.
Dann war er besser gewappnet.
Er hatte sich erhoben.
Er stemmte die Fäuste auf den Tischrand.
Frau Melitta saß ganz bleich da: alles durfte zur Sprache kommen! Nur eines nicht: das Thema Ferdinand! Das würde der Adlerwirt nicht ertragen, alles andere... mein Gott, ja! Ahnte Magda vielleicht etwas?
Und Magda hatte ihren Kopf noch stolzer erhoben als ihr Vater.
„Vater", begann sie jetzt, „ich kann jetzt nicht Papa sagen ...", aus ihrer Stimme klang ein Unterton in Alt, » „Vater, das ist eines der heiligsten Wörter! Denkst du nicht an deine Kinder?"
„Für Euch sorg ich!"
„So meine ich es nicht!"
„Dann sprich deutlicher! Du meinst, daß du jetzt zu kurz kommst mit deinem Hans Bauer! Heirat ihn meinet
man in England, daß bei den Kämpfen in Rumänien auch die rumänische Erdölindustrie weitgehend zerstört werden könnte. Wenn dann Rumänien seine Rolle ausgespielt hatte, sollte nach englischer Rechnung die Türkei an die Reihe kommen, evtl, auch noch einige andere Valkanstaaten. So gedachte man, die deutsche Wehrmacht zu „beschäftigen". England selbst wollte unterdessen in Ruhe die Wirkung seiner Blockade abwarten. Diese Rechnung hat, wie gesagt, ein böses Loch erhalten. Deutschlands Armeen brauchen keineswegs ihre Kraft auf dem Balkan und weit nach Vorderasien hinein zu zersplittern, sondern können bereits jetzt zu einem großen Teil von den polnischen Schlachtfeldern zurückgezogen werden und stehen im zentraleuropäischen Raum zu jedem erforderlichen Einsatz bereit.
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Unter diesen Verhältnissen bekommt die englische Blockade natürlich ebenfalls ein anderes Gesicht. Der Osten und der Südosten sind Deutschland nicht durch kriegerische Handlungen versperrt, sondern sie stehen ihm für seinen wirtschaftlichen Verkehr offen, genau so wie der Norden und der Süden. Das ist ein gewaltiger Erfolg. Aber man darf ihn auch nicht überschätzen. Die englische Blockade verliert gewiß einen Teil ihrer Schrecken. Sie ist aber immerhin imstande, nicht nur uns, sondern ganz Europa von den überseeischen Zufuhren abzuschneiden. Es ist bereits weitgehend klar geworden, daß der Hungerkrieg gegen Frauen und Kinder, den England mit brutaler Rücksichtslosigkeit in der Form der Blockade eröffnet hat, und den es mit allen Mitteln raffiniertester Technik, mit „schwarzen" und „grauen" Listen, mit Ueberwachungsgesellschaften in den neutralen Staaten, mit Ausfuhrverboten, Beschlagnahmen und offener Seeräuberei zu führen gedenkt, ganz Europa in Mitleidenschaft zieht. Das will England, weil es weiß, daß es nur so auch Deutschland treffen kann.
Denn Deutschland ist am schwersten zu treffen, weil es am besten gerüstet ist. Wir wußten seit 1933, was wir von England zu erwarten haben. Wir wußten, welche Bewandtnis es mit der sogenannten Freiheit des Welthandels hatte, mit dem freien Devisenverkehr, und was der schönen Worte noch mehr waren. Das alles bedeutete Abhängigkeit von England. Soweit es möglich war, haben wir uns bereits im Frieden von dieser Abhängigkeit frei gemacht/ Unsere Währung ist von außen unangreifbar (der Notenumlauf hat bereits wieder um 363 Millionen RM. abgenommen), unser Handel ist auf die lebensnotwendigen Bedürfnisse unseres Volkes ausgerichtet, unsere Ernährung ist in einem viel höheren Maße als 1914 durch unsere eigene Landwirtschaft gesichert. Wir besitzen reichliche Vorräte an allen lebensnotwendigen Dingen, und wir sind bei der Umstellung auf die Kriegswirtschaft nickt nur auf staatliche Maßnahmen angewiesen, sondern besitzen im Reichsnährstand. in der Organisation der gewerblichen Wirtschaft, in der Partei, DAF., NSV. usw. neben der zentralen Lenkung auch überall einen schlagkräftigen Apparat, der bis in die letzten Zellen der Volkswirtschaft, bis in den kle:n- sten Betrieb hineinreicht. Man hat oft über diese deutschen Organisationen im Ausland gespottet. Heute wäre man sicherlich froh, wenn man sie ebenfalls hätte.
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Im Lause dieser Woche ist die Verordnung erschienen, die die Einschaltung der Organisationen der gewerblichenWirtschaftindie staatlichen Kriegswirtschaft regelt. Damit ist eine der letzten organisatorischen Maßnahmen für die Umstellung auf die Kriegswirtschaft, insbesondere die Umstellung der Betriebe, getroffen worden. Diese Arbeiten sind natürlich längst im Gange. Sie schreiten erfolgreich fort.
Wir machen uns in keiner Beziehung Illusionen. Wenn England einen dreijährigen Krieg will, so kann es ihn haben. Zwar wird unsere Wehrmacht dabei auch noch ein Wort mitzureden haben, und zwar sicherlich kein kleines Wort. Aber niemand ist sich der Zufälligkeiten und Unberechenbarkeiten des Krieges mehr bewußt als wir. Wir rechnen daher immer mit dem ungünstigsten Falle, und zwar von vornherein. Nur das bewahrt uns vor Enttäuschungen. Wir rechnen also nicht nur mit einem dreijährigen Krieg, sondern wir rüsten uns dafür, auch einen Krieg zu führen, der noch länger dauert. Wir wollen und werden auch einen solchen Krieg gewinnen. Aus diesem Grunde hat der Reichsminister für Ernährung und Land-
wirricyasl neue Bestimmungen für die Durchführung des Kartensystems für Lebensmittel erlassen, die am 25. September in Kraft getreten sind. Damit ist die deutsche Kriegsversorgung auf ihre endgültige Grundlage gestellt, eine Grundlage, die uns gestattet, jeden Krieg durchzuhalten, auch wenn wir nur auf die eigene Produktionsbasis angewiesen sind. Auch in dieser Beziehung machen wir uns gar keine Illusionen. In ganz Europa herrscht Kriegswirtschaft, überall gibt es Lebensmittelkarten, in der Schweiz z. B. schon ein Einheitsbrot. Deutschland aber hat das beste System. Das mag sich England gesagt sein lassen.
P. B.
Württembergs Wirtschaft bei der Umstellung auf die Kriegsbedürsnisse
Stuttgart, 24. Sept. Unter dem Vorsitz von Gauleiter Reichs- ftatthalter Murr in seiner Eigenschaft als Reichsverteidi- gungskommissar für den Wehrkreis V fand im Sitzungssaal des Württ. Wirtschaftsministeriums in Stuttgart eine Besprechung über die Lage der Wirtschaft bei der Umstellung auf die Kriegs- bedürfnisse statt. An der Besprechung nahmen neben Vertretern des Württ. Wirtschaftsministeriums und des Badischen Finanz- und Wirtschaftsministeriums die Präsidenten und Geschäftsführer der Wirtschaftskammern Baden und Württemberg/Hohen- zollern sowie sämtlicher badischer und württembergischer Industrie- und Handelskammern teil. Der Leiter des Vezirks-Wirt- schaftsamtes für den Wehrwirtschaftsbezirk V, Oberregierungsrat Zimmer, der Reichstreuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Südwestdeutschland, Dr. Kimmich und Regierungsrat Dr. Britsch vom Reichswirtschaftsministerium berichteten über ihre Aufgaben und die getroffenen und vorgesehenen Maßnahmen. Zum Schluß der Sitzung sprach der Reichsverteidigungskommissar den Berichterstattern seinen Dank für ihre eingehenden und klärenden Ausführungen aus. Unter Ergänzung einiger Hinweise betonte er zugleich die Notwendigkeit einer engen persönlichen Fühlungnahme innerhalb der Wirtschaft, insbesondere zwischen Betriebsführer und Gefolgschaft. Auf eine enge Zusammenarbeit mit den Hoheitsträgern der Partei wies er im besonderen hin. Seine Ausführungen, die schließlich darin gipfelten, die wirtschaftlichen Vernichtungspläne Englands unter allen Umständen wirkungslos zu machen, wurde mit einmütigem Beifall ausgenommen.
Die Abgabe von Sützwaren
Durch eine Anordnung der Wirtschaftlichen Vereinigung der Deutschen Südßwarenwirtschaft ist der Verkehr mit Süßwaren für die Zeit vom 25. September bis 22. Oktober 1939 geregelt worden. Mit Zustimmung des Reichsernährungsministers wird verfügt, daß Tafel- und Blockschokoladen, Riegel- und Rippenschokoladen oder Bruchschokolade vorerst an die Verbraucher nicht abgegeben werden dürfen. Das gleiche gilt für Kakaopulver aller Art, auch mit Zusätzen und kakaopulverhaltige Mischungen. Alle übrigen Kakaofertigerzeugnisse, wie Pralinen, Stückkrtikel, Phantasie- und Saisonartikel, dürfen an die Verbraucher abgegeben werden, soweit diese Fertigerzeugnisse sich am 25. September beim Kleinverteiler auf Lager befinden, jedoch nur in kleinen Mengen zur Deckung des gegenwärtigen Bedarfs. Was neu eingeht an Erzeugnissen der eben genannten Art, darf nicht an die Verbraucher abgegeben werden mit Ausnahme bestimmter Phantasierartikel und figürlicher Artikel. Dagegen dürfen Zuckerwaren aller Art in kleinen Mengen zur Deckung des gegenwärtigen Bedarfs ohne weiteres an Verbraucher abgegeben werden. Hier braucht sich die Abgabe nicht auf die Lagerbestände am 25. September zu beschränken. Auch später gelieferte Zuckerwaren können in dem genannten Rahmen abgegeben werden. Das gleiche gilt für Speiseeis. Hersteller und Großverteilei werden ausdrücklich verpflichtet, Süßwaren aller Art in der bisherigen Weise und nach Maßgabe der bestehenden Verteilungsvorschriften an die Kleinvrteiler und sonstige bisher von ihnen belieferte Verkaufsstellen in den Verkehr zu bringen. Dies gilt auch für Kakaopulver aller Art.
Wildernde Hunde in Paris
Die Pariser Stadtverwaltung hat bekanntlich in den ersten Septembertagen einen großen Teil der Bevölkerung aus^ der französischen Hauptstadt evakuiert. Viele Einwohner reisten in einer derartigen Hast ab, daß sie ihre Haustiere, Hunde, Katzen und Kanarienvögel nicht mitnehmen konnten. Zu Hunderten treiben sich jetzt Hunde und Katzen in den Straßen von Paris umher. Der Tierschutzverein hat bereits 25 900 Hunde und 5000 Katzen in seine Obhut genommen.
wegen. Ich habe nichts mehr dagegen! Nimm, wen du willst. Ich gebe dir mit, was möglich ist! Nehm ich mir die Freiheit, nach meinem Willen zu handeln, sollst sie auch haben. Sonst noch etwas? Hast mir doch nur dieses Zugeständnis abtrotzen wollen!"
Er setzte sich erleichtert, weil Magda jetzt schwieg.
„Ich Hab dich nicht um die Erlaubnis gebeten", begann nun Magda wieder, „daß ich den Hans Bauer heiraten darf. Das ist meine Sach!"
„Schön! Dann sind wir ja im klaren! Du tust, was du willst, und ich tu, was ich will!"
Der Adlerwirt wandte sich Frau Melitta zu. „So sind die Kinder! Und ich soll an sie denken!"
„Ich meine nicht uns, Papa! Ich denke an die, die du mit dieser Frau hier haben wirst! An die mußt auch du denken! Wie alt werden sie sein, wenn du stirbst? Werden sie gesund sein? Sie werden jung dastehen und keinen Vater haben!"
! „Oio inio! Mein Gott, welche Phantasie!" rief jetzt Frau Melitta halblaut. „Wer denkt an Kinder?"
„Laß das unsere Sache sein, Magda", schrie der Adlerwirt.
Magda hatte da an Dingen gerührt, die ihm selber schon flüchtig durch den Kopf gegangen waren; die er aber aus dem Denken weggeschoben hatte, weil sie ihm unangenehm waren.
Und jetzt sah er mit einem Male die junge, schlanke, zierliche, kleine Frau neben sich als werdende Mutter, hörte sie über Unpäßlichkeit klagen, gewahrte sie monatelang im Liegestuhl... dann kam die Aufregung, der Geruch der Windel und des Badewassers. . . und diese Bilder mußte er vor seinem geistigen Auge an diesem Abend erstehen lassen.
Er geriet in Wut, wie einer, der den Boden unter sich ' verlieren fühlt.
„Halt deinen Mund mit diesen Frechheiten, sonst...!"
Der Adlerwirt ging um die Ecke des Tisches herum.
Magda hielt stand.
„Weshalb willst du dann noch heiraten?"
„Weil, weil...!" Aber dem Adlerwirt blieb die Antwort im Halse stecken.
Er fand keine Worte der Entgegnung. Er empfand das Lächerliche, wenn er nun gesagt hätte: „Ich liebe diese Frau!"
„Vater, ich habe ein unendliches Mitleid mit dir! Ich bitte dich, tu den Schritt zurück! Sie sollen sich über dich lustig machen! Es würde nicht lange dauern! Ich will dein Glück!"
Der Adlerwirt hatte sich gesetzt. Er stützte seinen Schädel in die Hände. Und Frau Melitta wußte, daß sich nuri ihr Geschick entschied.
„Vater!"
„Was für eine Szene, wie in einem schlechten Ritterroman", spottete Frau Melitta nun, „Fräulein Madda- lena, haben Sie die Güte zu bedenken, daß ein Ehrenmann zu seinem Worte steht. Ein Ehrenmann, der es nicht zulasten kann, daß man den guten Ruf einer Dame verletzt."
Magda warf einen kurzen Blick auf die Italienerin.
„Flick den guten Ruf", sagte sie „nach irgendeiner» Paragraphen des Gesetzbuches. Gebrochenes Eheversprechen, verminderte Heiratssähigkeü, was weiß ich! Nimm mein Geld dazu, ich bin jung und unternehmungslustig. Nimm alles, nur eines nicht, den Vater!"
Der Adlerwirt hob jetzt den Kopf.
„Du verlierst mich doch nicht, auch wenn ich diese Ehe eingehe."
„Das ist keine Ehe."
Jetzt erhob sich Frau Melitta.
„Herr Feldner", sagte sie, „ich bin 8er Sache nun müde. Man streitet um ungeborene Kinder. Ueberspanntheiten! Kinder!"
(Fortsetzung folgt.)