2. Seite Nr. 225

Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Dienstag, den 26. September 1939

lichen falschen Erklärung zu veranlassen, die jederzeit entlarvt werden konnte, zeigt, welchen Wert Herr Churchill daraus legte, das von uns veröffentlichte Dokument, das ihn vor der Welt­öffentlichkeit so stark belastet, als nicht existierend hinzustellen. Die Veröffentlichung des Dokumentes hat die ängstlichen Be­mühungen der Londoner Behörden, alle Angelegenheiten des Mhenia"-Berbrechens zu verschleiern, zunichte gemacht. Mit dieser Sachlage ist nunmehr das letzte Glied in der Kette ge­schlossen und der endgültige Beweis erbracht, daß niemand an­ders dieAthenia" torpediert hat als

Herr Churchill.

Unficherhett und Nervosität in England

Brüssel, 25. Sept. Die britische Presse zeigt in den letzten Ta­gen Zeichen einer merkwürdigen Unsicherheit und Unruhe. Es fehlt die von der Öffentlichkeit immer wieder stürmisch gefor­derte Aufklärung, warum eigentlich Polen geopfert worden ist, ohne daß Großbritannien und Frankreich auch nur einen Finger zur Hilfe Polens gerührt haben, warum man einst die Polen in reichem Maße gegebenen Versprechen nicht eingehalten hat und warum eigentlich der Oberste Kriegsrat Wochen zögerte. Diese und viele andere Fragen tauchen, wenn auch nicht direkt, so doch deutlich spürbar in der englischen Öffentlichkeit auf. Immer wieder wird gefragt, welche Ziele nun eigentlich die beiden Mächte anftreben. Diese auffallende Unklarheit und Verwirrung, die jetzt in der englischen Öffentlichkeit hinsichtlich der Krieg­führung der beiden Alliierten herrscht, wird hier von neutralen Beobachtern bestätigt.

Es bestätigt sich ferner der Eindruck, daß die Umstellung Großbritanniens auf den Krieg nur langsam Fort­

schritte macht und weite Kreise den Eindruck haben, daß sowohl die militärische wie die zivile Vorbereitung und die Ab­wehrmaßnahmen noch in hohem Grade zu wünschen übrig lassen. Die von der Londoner Presse überbetonte Festigkeit der britischen Haltung zeigt zwar, daß die Londoner Regierung sich auf eine lange Kriegführung vorbereitet, kann aber nicht darüber hinweg­täuschen, daß das englische Volk sich nach dem Frieden sehnt Alle vorliegenden amtlichen Acußerungen, besonders die immer wieder und am Montag von neuem geschilderten Maßnahmen der britischen Admiralität gegen die drohende Unterseebootgefahr zeigt auffallende Nervosität. Die Öffentlichkeit Englands wie die Frankreichs scheint nun doch wissen zu wollen, was eigent­lich die Regierungen nach dem unrettbar verlorenen und end­gültig besiegelten Schicksal Polens noch Vorhaben, wohin die Fahrt geht und welche Garantien für einen Erfolg gegeben sind. Es fällt der britischen und französischen Regierung offensichtlich schwer, auf alle jetzt auftauchenden Fragen eine Antwort zu geben.

Heute Staatsbegräbnis

für Freiherrn von Fritsch

Berlin, 25. Sept. Für den am 22. September vor dem Feinde gefallenen Generaloberst Freiherr von Fritsch hat der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht Staats­begräbnis befohlen. Der Staatsakt findet am 26. September, 11 Uhr vormittags, auf dem Platz vor dem Ehrenmal Unter den Linden statt. Anschließend erfolgt die feierliche lleberfüh- rung zum Jnvaliden-Friedhof.

De. Goebbels entlarvt einen Verleumder

Berli», 25. Sept. Die englische Hetzpropaganda läßt kein Mit­tel unversucht, Lügen und Verleumdungen über Deutschland, seine Ziele und führenden Männer in die Welt zu setzen. Sie hat mit diesen Methoden im Weltkrieg die öffentliche Meinung in vielen Staaten und Völkern vergiftet und damit dem Reich ungeheuren Schaden zugefügt. Auch jetzt ist sie wieder am Werk, um ein Gleiches mit denselben Methoden zu versuchen.

Eines der beliebtesten Mittel der englischen Lügenpropa­ganda, Verwirrung zu stiften, ist das der politischen Ver­bs umdung. Es ist der deutschen Abwehr in diesen Tagen gelungen, wiederum einen besonders krassen Fall dieser politi­schen Verleumdung zu entlarven und ihren Urheber öffentlich bloßzustellen.

Am Mittwoch, den 26. September, veräfentlichte dasJour­nal American" in Neuyork ein JNS.-Telegramm des berüch­tigte« amerikanischen HetzjournalistenKnickerbocker, in welchem die Behauptung aufgestellt wurde, daß sechs führende Nationalsozialisten insgesamt 35 Millionen Dollar auf eigene Rechnung im Ausland deponiert hätten. Es hieß, sie hätten im Existenzkampf des deutschen Volkes diese Gelder ins Ausland verschoben, um sich gegebenenfalls zu diesen fetten Notgroschsn zurückziehen zu können. Der saubere Berichterstatter erklärte, daß einer von ihnen allein in Buenos Aires 4 635000 Dollar hinterlegt hätte. Er, Knickerbocker, besitze dafür die dokumenta­rischen Unterlagen.

Am Donnerstagabend beginnend, griff daraufhin der deutsche Rundfunk in seinen fremdsprachigen Sendungen, insbesondere nach England und Amerika, Herrn Knickerbocker persönlich an und forderte ihn öffentlich auf, bis zum Samstag- «ckend imJournal American" oder einer maßgebenden engli­schen Zeitung genaue Angaben darüber zu machen, wann wer wo auf welche Bank diese Gelder für diese Zwecke eingezahlt habe, oder doch wenigstens nur die Banken anzugeben, auf denen sich diese angeblichen Depots befinden sollen. Diese Auf­forderung wurde durch unmittelbaren Aufruf des ehrenwerten Herrn Knickerbocker verschiedentlich wiederholt. Die infame Lüge dieses Giftjournaliften geht inzwischen durch die ganze amerikanische Presse, sie wurde selbstverständlich mit Wohl­behagen und gut gespielter Entrüstung von englischen und fran­zösischen Zeitungen übernommen und trieb dann ihr Unwesen sogar in der neutralen Presse. Mittlerweile wurde auch bekannt, daß sie eigentlich im englischen Lügenministerium erfunden und Herrn Knickerbocker in die Schuhe geschoben worden war.

Wenige Stunden, nachdem die Lüge von den 35 Müionen Dollar verschobener Gelder führender Nationalsozialisten auf diese Weise lanciert worden war, wuchs diese Summe zuerst auf 100 und zum Schluß sogar auf etwa 500 Millionen Mark an. Der LondonerDaily Telegraph" und die andere maßgebende englische Tagespresse setzte sich mit dieser erfundenen halben Milliarde im Ton moralischer Entrüstung auseinander und erklärte pathetisch, etwas derartiges habe es seit der römischen Verfallszeit nicht mehr gegeben, wo es Sitte gewesen sei, führenden Staatsmännern eine Kolonie zu übertragen, die sie dann auf eigene Rechnung ausplündern durften.

In diesem Augenblick erkannte die deutsche Abwehr, daß es mit der einfachen Aufforderung an Herrn Knickerbocker, nur im Dienste der Wahrheit besagte Dokumente öffentlich vorzuzeigen, die er zu besitzen vorgab, nicht getan war. In der Ueberzeugung, daß sein dickes Fell, wenn überhaupt, dann nur durch einen Anruf seiner materiellen Interessen verwundbar wäre, appel­lierte der deutsche Rundfunk wiederum durch den fremdsprachigen Nachrichtendienst an Herrn Knickerbocker am Freitagabend erneut persönlich. Hierbei wurde nach gründlicher Darstellung des Sachverhaltes Herrn Knickerbocker das Angebot gemacht, er solle die Dokumente von den Einzahlungen veröffentlichen oder wenigstens die Banken angeben, auf die führende Natio­nalsozialisten angeblich Devisenbeträge eingezahlt hätten oder doch veranlaßt hätten einzuzahlen: es werde ihm von jedem so nachgewiesenen ausländischen Konto 10 v. H. in bar aus­gezahlt. Mister Knickerbocker wurde darauf aufmerksam gemacht, daß, nachdem er ein einziges ihm angeblich bekanntes Allslandskonto zuletzt auf 35 Millionen beziffert habe, er inner­halb von wenigen Stunden demnach dreieinhalbfacher Millionär werden könnte. Das war mehr Geld, als Mister Knickerbocker jemals zusammenzulügen hoffen dürfte. Schließlich erweiterte der deutsche Rundfunk dieses wahrhaft großzügige Angebot auf 10 v. H. der gesamten 500 Millionen, was er um so leichter konnte, als ja diese Gelder, von denen Mister Knickerbocker behauptet, daß er dafür die dokumentarischen Unterlagen besitze, überhaupt nicht existieren. Der Termin des in alle Welt gemel­deten Angebots lief am Samstagabend ab, ohne daß Mister Knickerbocker selbstverständlich die Dokumente, die er angeblich besitzt, veröffentlicht hatte, obwohl sie bare 50 Millionen für ihn wert waren. Ja, er versuchte nicht einmal mehr eine faule Ausrede.

Wer Herrn Knickerbocker kennt, weiß, daß er sich diese Gele­genheit, ein Riesenvermögen zu erwerben, nie hätte entgehen lassen, wenn er auch nur eine Spur von Unterlagen für seine Verleumdungen besessen hätte. Er hat sich inzwischen vorsorg­

licherweise, in der Hoffnung, sich einer Bloßstellung vor der ganzen Oefentlichkeit zu entziehen, von England nach Amerika >nngeschifft, und der Londoner Rundfunk weiß in dieser für die englische Lügeniournalistik außerordentlich blamablen Angele­genheit nichts anderes zu erwidern, als daß er am Samstag­abend eine neue Lüge erfindet, nämlich die an Herrn Knickerbocker gerichtete Aufforderung sei zeitlich so begrenzt gewesen, daß die gesetzte Frist schon vor ihrer Bekanntgabe ab­gelaufen gewesen sei. Auf diese dummdreiste Fälschung kann nur erwidert werden, daß Herr Knickerbocker seine Verleum­dung am vergangenen Mittwoch aufgestellt hat, am Donners­tag bereits wurde er aufgefordert, die Unterlagen dafür beizu- ! bringen, und bis Samstagabend hatte er Gelegenheit, das zu i tun. Herr Knickerbocker hat die ihm gesetzte Frist nur deshalb ! nicht eingehalten, weil selbstverständlich kein einziges der von ; ihm erlogenen Dokumente überhaupt existiert. Es lag ihm und ! der englischen Lügenpropaganda auch gar nichts daran, sich ! weiter mit dieser Angelegenheit überhaupt zu befassen; denn i man glaubte in London, daß die von dort in die Welt gesetzten , Lügen nun von ganz allein weiterlaufen und sich entsprechend , auswirken würden. Man hatte offenbar nicht damit gerechnet,

! daß die nationalsozialistische Abwehr so prompt reagieren ^ und auf ein so überzeugendes Mittel verfallen würde, um ! Hern Knickerbocker zu zwingen, einzugestehen, daß es sich bei i seinen Behauptungen um glatte Erfindung und bewußte bös- ! willige Verleumdung handelt.

s Am Sountagmittag nahm Reichsminister Dr. Goebbels vor : einem großen Kreis von in Berlin tätigen Anslandsjournalisten Gelegenheit, diese infame Verleumdung der englisch-amerikani- ! schen Lügenpropaganda gebührend an den Pranger zu stellen, i Dr. Goebbels führte dabei aus, es handle sich hier um eins Angelegenheit, durch die das Ansehen des Weltjournalismus aus das schwerste getroffen werde. Er selbst aber fühle sich auch heute noch so sehr als Journalist, daß er sich eine ganz bestimmte und hohe Auffassung von der Ehre des Journalismus immer bewahrt habe. Dazu gehöre vor allem, daß der Journalismus wahrheitsgemäß berichte und bewußte Verleumdungen und Lügen weit von sich weise. Er betonte, das schlimmste, was man einem führenden Politiker vorwersen könne, sei Bestechlichkeit, eine durch nichts zu Lberbietende Gemeinheit aber stelle es dar, politischen Persönlichkeiten zu unterstellen, daß sie während eines Krieges Geld ins Ausland verschöben, um sich für alle Fälle zu sichern.

Dr. Goebbels bezeichnte in diesem Zusammenhang den amerikanischen Journalisten Knickerbocker als einen inter­nationalen Lügner und Fälscher. Er überließ das , Urteil über ihn und seine verleumderische Tätigkeit den anwesen- ! den Auslandsjournalisten und erklärte, er gebe ihn der Ver- ^ achtung des gesamten Weltjournalismus preis

Nationen M NÄhrnngsmittel-SeWserforger

z Ein Erlaß des Reichsernährungsministers

I Berlin, 25. Sept. Durch einen Erlaß des Reichsernährungs­ministers an die Landes- bezw. Provinzialernährungsämter sind mit Wirkung vom 25. September ab, entsprechend der Lebens­mittelbezugsregelung für Verbraucher, auch die Rationen für Selbstversorger mit Nahrungsmitteln festgesetzt worden. Der Er­laß bestimmt außerdem den Kreis der Selbstversorger und klärt im einzelnen, wer als Selbstversorger bezw. Teilselbstversorger gilt und wie diese zu verfahren haben. Den Grundsätzen des nationalsozialistischen Staates entsprechend wird somit unter Vermeidung der Fehler des Weltkrieges nicht nur vom Ver­braucher, sondern von allen Volksteilen, also auch vom Selbst­versorger, eine Anpassung des Nahrungsmittelverbrauches an die allgemeinen Produktions- und Versorgungsverhältnisse ge­fordert.

Sofort Meldung

der Personen, die das westliche Grenzgebiet verließen

Berlin, 25. Sept. Die Personen, die infolge der politischen Lage das Grenzgebiet im Westen haben verlassen müssen, wer­den aufgefordert, sich, soweit sie es nicht bereits getan haben, umgehend bei der polizeilichen Meldebehörde ihres Aufenthalts­ortes anzumelden, 1>ie ihre Personalien an die Zentralauskunft­stelle beim Polizeipräsidium in Berlin Einwohnermeldeamt weitergibt. Nur dadurch ist die Zentrolc-uskunst^elle in der Lage, die an sie ergehenden Anfragen nach dem Verbleib von Verwandten und Bekannten zu beantworten. Die Beamten und sonstigen Behördenbediensteten werden darüber hinaus aufgefor­dert, sich umgehend bei der für ihren llnterbringungsort zustän­digen höheren Verwaltungsbehörde ihres Fachgebietes zu melden.

Wer kommt in den weiblichen Arbeitsdienst?

Berlin, 25. Sept. Zur Dienstpflicht im Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend werden alle ledigen weiblichen Angehörigen der Geburtsjahre 1914 bis 1922 deutscher Staats­angehörigkeit herangezogen. Zunächst weiden die Jahrgänge 1920 bis 1921 erfaßt werden. Ort und Zeit der Meldung sind

für die Dienstpflichtigen aus der Tagespresse und den Anschlä­gen zu ersehen. Dienstpflichtige, die am Erfassungstage infolge Erkrankung nicht erscheinen können, haben sich unter Vorlage eines amtsärztlichen Zeugnisses schriftlich zu melden. In Aus­nahmefällen kann ein Zurückstellungsantrag gestellt werden.

Von der Heranziehung zum Reichsarbeitsdienst für die weib­liche Jugend sind befreit:

a) Wer ein Arbeitsbuch besitzt und mindestens seit 22. Sep­tember 1939 als Lohn- oder Gehaltsempfänger voll tätig ist (Voll-Berufstätige),

b) wer sich seit 22. September 1939 in einer ordnungsmäßigen Berufsausbildung (Lehrlinge, Anlernlinge, Volontäre und Prak­tikanten) oder auf einer Tagesfachschule befindet (in beruflicher Ausbildung Stehende),

c) wer sich mindestens seit Ostern 1939 auf einer öffentlichen Schule befindet (in schulischer Ausbildung Stehende),

6) Kinder von Bauern, Landwirten und Landarbeitern, die als mithelfende Familienangehörige in der Landwirtschaft drin- gend benötigt werden.

Freiwillige werden weiterhin eingestellt. Die bisher bei den Bezirksleitungen abgegebenen freiwilligen Meldungen behalten ihre Gültigkeit. Führeranwärterinnen melden sich bei den Reichs- arbeitsdienstmeldeümtern oder bei den Bezirksleitungen.

So handeln deutsche A-Voote!

Amsterdam, 25. Sept. Ein Vesatzungsmitglied des von einem deutschen Unterseeboot versenkten englischen DampfersArkle- side" aus Hartlevool schildert im-Daily Herald" seine Erlebnisse und muß dabei im Gegensatz zum britischen Lügen- und Reklame­ministerium feststellen, daß sich der Kommandant des U-Bootes an alle Regeln des Handelskrieges gehalten habe. Im einzel­nen erklärt das Vesatzungsmitglied derArklefide", der U-Voot- Kommandant habe ihnen jede Hilfe zuteil werden lassen. Das U-Boot habe die Besatzung mitgenommen, bis andere Fisch­kutter ausgetaucht seien. Dann erst habe man die Besatzung in den Rettungsbooten zu den Fischkuttern geschickt, allerdings nicht, ohne sie vorher noch mit Lebensmitteln zu versehen.

Ablösung der deutschen Truppen in Dlalyftok

Die planmäßige Uebergabe

Moskau, 25. Sept. Ein Sonderkorrespondent derPrawda" schildert die Uebcrgabe der Stadt Bialystok, wo die sowjetischen Truppen die dort befindlichen deutschen Truppen ablösien. Am 22. September, so schreibt der Korrespondent, um 7 Uhr mor­gens, hätten sich deutsche und sowjetische Offiziere bei Bialystok getroffen und genau die Uebergabe der Stadt besprochen. Der Vertreter des deutschen Kommandos habe den sowjetischen Re­gimentskommandeur mit allen Einzelheiten der Lage bekannt gemacht, um 2 Uhr nachmittags hätten die sowjetischen Wach­posten die deutschen in der Stadt abgelöst, damit die wichtigsten Objekts der Stadt vor Sabotageakten geschützt blieben. Dann habe sich der Einmarsch der Sowjettruppen in die Stadt voll­zogen.

Wie es in Warschrm Aussicht

Estnische Heimkehrer gaben Schilderungen

Reval, 25. Sept. Am Sonntag kehrte eine Reihe von estnischen Staatsangehörigen, die Warschau zusammen mit über 1000 an­deren Ausländern verlassen konnten, nach Estland zurück. In Unterredungen mit Pressevertretern wiesen .die. Heimgethrten- durchweg auf die schwere Lage hin, in der sich die Bevölkerung Warschaus infolge der Haltung der dortigen polnischen Gewalt­haber befindet. Um etwas Brot zu erhalten, habe man stunden­lang anstehen müssen, wobei die Schlangen der Wartenden bis zu einem Kilometer lang gewesen seien. An einer Stelle habe man etwa 1500 Menschen gezählt. Butter und frisches Rind­fleisch habe es nicht gegeben, und man habe Pferdefleisch ge­gessen. Auch die Vorräte an Kartoffeln seien gering. In den Gaststätten habe man nur eine Suppe erhalten können. Die Heimkehrer betonten ferner, daß sich die deutschen Luft­angriffe auf die Bombardierung rein militäri­sch e r Z i e l e beschränkt hätten und daß es unter der Zivilbevöl­kerung verhältnismäßig wenig Opfer gegeben habe. Hingewiesen wurde ferner auf die in fast allen Straßen Warschaus errichteten Barrikaden, hinter denen man große Haufen leerer Flaschen auf­gestapelt habe, die nach ihrer Füllung mit Benzin oder Petro­leum zurTankabwehr" benutzt werden sollten. Auf der Fährt zu den deutschen Vorposten sei man durch Stadtteile gekommen, in denen jedes Haus einer Festung gleicht. Uebcreinstimmend äußerten sich alle Heimgekehrten voll Anerkennng über den freundlichen Empfang und die Fürsorge, die ihnen von deut­scher Seite zuteil geworden sind.

Kleine Nachrichten ans Mer Wett

Die befreiten Diplomaten in Berlin. Am Sonntagabend

trafen die durch Vermittlung des Oberkommandos des deutschen Heeres aus Warschau befreiten Mitglieder des Diplomatischen Korps, im Sonderzug aus Königsberg kom­mend, auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin ein. 2m Auf­träge des Reichsministers des Auswärtigen von Ribbentrop wurden die Diplomaten von dem Chef des Protokolls, Gesandten von Doernberg, auf dem Sonderbahnsteig begrüßt.

Der italienische Ministerrat ist zum 30. September ein­berufen worden. Auf der Tagesordnung stehen Maßnahmen innerpolitifcher Art.

Staatsbegräbnis für Calinescu. Bei der Beisetzung des ermordeten Ministerpräsidenten Calinescu in seiner Vater­stadt Curtea-de-Arges hielten am offenen Grabe Außen­minister Eafencu, ein Bauer und je ein Vertreter der deut­schen und der ungarischen Volksgruppe Rumäniens Reden. In letzteren kam zum Ausdruck, daß Calinescu den Belan­gen dieser Volksgruppen großes Verständnis entgegen­gebracht habe. Die Beisetzung erfolgte im Familiengrab.

Wer führte die meisten Kriege? Die BelgraderPolitika" stellt fest, daß im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte Frankreich 185 mal, England 176 mal und Deutjchland nur 24 mal Krieg geführt haben.

Für die Hinterbliebenen der Opfer von Bochum-Hordel.

Der Ehrenausschuß derStiftung für Opfer der Arbeit" hat für die Hinterbliebenen der durch Schlagwetterexplosion aus der Zeche Hannover in Bochum-Hordel tödlich verunglückten Volksgenossen einen Betrag von 10 000 Reichsmark als erste Hilfe zur Verfügung gestellt.

Diplomatisch« Beziehungen zwischen Ungarn und der Sowjetunion. Amtlich wird die Wiederaufnahme der diplo­matischen Beziehungen zwischen Ungarn und der Sowjet­union gemeldet. Der Legationsrat an der ungarischen Gesandtschaft in Warschau, Kristoffy, wurde zum Gesandten in Moskau ernannt. Die Sowjetregierung gab ihr Agre­ment zu dieser Ernennung.