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Nagolder Tagblatt »Dev Gesellschafter"

Montag, de« 25. September 183g

entscheiden. Der Vernichtung der polnischen Armee im Korri­dor folgte schon wenige Tage später die Einkesselung der vor der Armee Reichenau zurückweichenden polnischen Truppen im Raume von Radomsk. Vorgeworsene Kräfte der Armee von Reichenau verlegten alsdann vor den Toren Warschaus den polnischen Armee» in Posen und im Korridor den Rückzug hinter die Weichsel. Gegen diesen starken Feind schwenkte in Ser Folgezeit die Armee Blaskowitz und die Masse der Armee von Reichenau ein.

Die in fortgesetzte» Angriffen mehr und mehr zusammen- getriebeuen polnischen Divisionen versuchten durch verzweifelte Gegenstöße an verschiedenen Stellen, de» Ring, der sie umschloß, zu sprengen. So wie sich vorher die Angriffskraft der deutschen Divisionen aus das höchste bewährt hatte, so bewährte sich nun nicht minder ihre Standfestigkeit. Das Ergebnis dieser Schlach­tenfolge war die fast restlose Vernichtung der westlich der Weich­sel angesetzten polnischen Armeen. Die Gefangenenzahl» die sich aus den in der großen Operation zusammenhängende« drei Kapitulationen ergab, beträgt über 38Ü ÜÜ8. Die Eefange- nenzahl im gesamte» aber hat bisher 458888 über­schritten. Die Zahl der erbeuteten Geschütze beträgt schon jetzt rund 1288; das sonstige Kriegsmaterial läßt sich noch nicht annähernd übersehen. Die Schnelligkeit dieser Operationen nur» die Grütze des Gejamtersolgrs stehen in der Kriegsgeschichte ein­zigartig da.

Dank an die Soldaten

An diese« gewaltigen Erfolgen waren Truppen aller deut­schen Stämme, Formationen junger aktiver und solche älterer Jahrgänge in gleicher Weise beteiligt. Die deutsche Infan­terie hat ihren unvergänglichen Ruhm erneuert. Ihre Lei­stungen im Marschieren, im Ertragen aller Strapazen waren nicht geringer als ihre Leistungen im Kampf. Ihr Angriffs­mut wurde ergänzt durch eine unerschütterliche, zähe Stand­haftigkeit, die jede denkbare Krise überwanden. Ihr Angriffs­schwung wurde unterstützt durch die Schwesterwaffen. Die leichte und die schwere Artillerie haben mitgrholfen, die großen Erfolge zu ermöglichen. Dank ihrem Eingreifen und dem der Pioniere gelang es, die befestigten Erenzstellungen der Polen in kürzester Frist zu zerschlagen, zu stürmen oder zu über­rennen, um den Gegner dann in unaufhaltsamer Verfolgung zu vernichten. In großartigem Zusammenwirken haben dabei die Panzer- und Motorenverbände, Kavalle­rie, Panzerabwehr und Aufklärungsverbände, die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt. Mit ihnen kämpften Schulter an Schulter die dem Heer unterstellten Formationen der ^-Verfügungskruppe.

Rach den Befehlen des Eeneralfeldmarschalls Eöring (Chef des Geueralstabes Generalmajor Jeschouuekj wurden zwei starke Luftflotten unter den Generalen der Flieger Kesselring und Löhr gebildet und zur Führung des Luftkrieges gegen Pole« eingesetzt. Diese beiden Luftflotten haben die pol­nische Fliegertruppe restlos zerschlagen, de» Luftraum in Kürze beherrscht.

In engster Zusammenarbeit mit dem Heer haben in ununter­brochenen Einsätzen Schlacht- und Sturzkampfflieger Bunker­stellungen, Batterien, Truppenansammlungen, Marschbewegnn- gen, Ausladungen usw. angegriffen. Durch ihre Todesverachtung haben sie dem Heer unendlich viel Blut erspart und zum Gesamt­erfolg in größtem Maße beigetragen. Die Flakartillerie nahm den deutschen Luftraum unter ihren Schutz und wirkte beson­ders im Anfang des Feldzuges, mit deren Vernichtung der polnischen Fliegertruppe. Im ganzen sind rund 800 Flugzeuge vernichtet oder vom Heere erbeutet, ein letzter Rest außer Lan­des geflüchtet und interniert.

Anteil der Kriegsmarine

Zur See habe« Teile der deutschen Seestreitkräste unter dem Befehl des Generaladmirals Albrecht seit Beginn der Feind­seligkeiten die Danziger Bucht abgeriegelt und damit jeden Seeverkehr von und nach den polnischen Seehäfen unterbunden.

Mit Ausnahme eines ll-Bootes sind alle am 1. September noch in der Ostsee befindlichen polnischen Seestreitkräfte ver­nichtet oder in neutralen Häfen interniert worden. Auch hieran Hat die Luftwaffe einen ruhmvollen Anteil.

Die hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Nach­richtenverbindungen der rückwärtigen Dienste, insbesondere der Wiederherstellung von Straßen, Brücken und Eisenbahnen, bei der sich auch der Arbeitsdienst,besonders bewährte, haben der Führung ihre Aufgabe au'-erleichtert.

Die seit Jahren in stiller Pflichterfüllung arbeitende Erenz- wacht besetzte die rückwärtigen Armeegebiete und machte es der Führung möglich, alle Truppen des Feldheeres an der Front eiuzusetzen.

So habe» in vorbildlichem Zusammenwirken alle Waffen zum Gesamterfolg beigetragen. Er war nur dadurch möglich, datz das Westheer und starke Teile der Luftwaffe zuversichtlich und ent­schlossen bereit standen, jeder noch so großen feindlichen lleber- kegenheit zu trotzen, und datz die Kriegsmarine die Sicherheit des deutschen Nordseeraumes und der deutschen Küsten gewähr­leistete.

Der polnische Soldat hat sich vielfach tapfer geschlagen; an der Unzulänglichkeit seiner Führung und seiner Organisation ist er zerbrochen.

Dank der vorzüglichen Führung, dem hohen Ausbil­dungsstand und der modernen Bewaffnung der deutschen Wehr­macht sind ihre Erfolge mit eigenen Verlusten verbunden, die im Vergleich zu den gewaltigen des Gegners als ungewöhnlich gering bezeichnet werden müssen. Ihre genauen Zahlen werden in wenigen Tagen bekannt gegeben werden.

Material und Bewaffnung der neuen Wehrmacht haben den höchsten Anforderungen entsprochen. Der Munitions- und Vetriebsstoffverbrauch dieses Feldzuges betrug nur einen Bruchteil seiner monatlichen Erzeugung.

Das deutsche Volk kan« wieder mit Stolz ans seine Wehrmacht blicken. Sie aber steht mit sieghaftem Vertraue» ihren weihere» Aufgabe» entgegen.

Heeresbericht vom Samstag

Modlin und Warschau getrennt abgeriegelt Der Ober­befehlshaber der polnischen Korridorarmee gefangen Lemberg ergab sich

Berlin. 32. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Lemberg ergab sich am Freitag den bereits im Ab­marsch befindlichen deutschen Truppen. Uebergabeverhand- kvnge« sind im Einvernehmen mit den am Ostrand der Stadt stehenden sowjetrussischen Truppen im Gange. Beim Abfuchen der Waldungen anderVzura fiel am 21. Sep­tember der Oberbefehlshaber der polnischen Korridorarmee,

Der Führer im Kampfgebiet von Oxhöst

Mit Generalfeldmarschall Eö­ring und Gauleiter Förster be­sichtigte der Führer das Kampf­gebiet auf den Höhen vo-n Ox­höft, wo vor wenigen Tagen der letzte hartnäckige Widerstand der Nordgruppe der polnischen Kor­ridorarmee gebrochen wurde.

iPresse-Hoffmann, Zand.-M.-K.)

General Bortnowski, mit seinem ganzen Ctao ur un­sere Hand.

Nach heftigem Kampf mit einem sich vrrzttrlsrlt « Dru­den Gegner gelang es am Freitag, die Süduferstrage an de- Weichsel zwischenModlinnndWarschanzu über­schreiten und damit beide Städte getrennt abzuriegeln.

Mehrere tausend Gefangene wurden gemacht.

Im Westen nur an einzelnen Stellen schwache Artille­rietätigkeit. Bei Saarbrücken wurde ein französisches Flugzeug durch Flakfener zur Landung gezwungen, die Be­satzung gesangen genommen. Ein deutsches Flugzeug im Luftkampf abgeschossen.

Heldenhafter Einsatz bis zum Letzten

Göring würdigt hervorragende Tapferkeit einer Flakabteilung

Berlin, 23. Sept. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe hat folgenden Tagesbefehl erlassen:

Die I./Flakregime»t Nr. 22 hat i« einem Gefecht bei Jlza am 8. und 9. September mit hervorragender Tapferkeit an der Ab­wehr stärkster, an Zahl um das Vielfache überlegener feindlicher Kräfte teilgenommen. Zahlreiche Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, an der Spitze der Kommandeur, starben dabei den Heldentod. Ihrem heldenhaften Einsatz bis zum Letzte« war es zu danke», daß das Gefecht siegreich beendet wurde.

Ich spreche hiermit der Abteilung für ihren mannhafte« Ein­satz Dank und höchste Anerkennung aus.

Mit Stolz aber gedenkt die ganze Luftwaffe jener tapferen Männer, die in heldenhaftem Kampfe geblieben sind. Sie sollen uns ein leuchtendes Vorbild sein!

gez. EörtNg.

Heeresbericht vsm Ssrrrriag

Planmäßiger Fortgang der Bewegungen der deutschen Truppen auf die Demarkationslinie. Abgesprengte Feind­kräfte südwestlich Zamosc eingeschlossen. Steigende Zahl polnischer Ueberlänser ans Prag« und Modlin.

Berlin, 24. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Die Bewegungen der deutschen Truppen ans die De­markationslinie wurden auf der gesamten Ostfront planmäßig fortgesetzt.

2m Raume von Tomaszow Zamosc Ruk»o wurden abgesprengte Feindkräfte bei dem Versuch, sich nach Süden durchzuschlagen, im Kampfe gestellt. Teile dieses Feindes wurden südwestlich Zamosc eingeschlossen, andere gehen nach Osten zurück und werden dort auf russische Truppen stoßen.

2n den letzten Tagen steigerte sich die Zahl der polnischen Ueberlänser aus Prag« und Modlin.

2m Westen an einzelnen Stellen verstärktes Artil- lerieseuer. Oertliche feindliche Angriffe wurden abgewiesen.

Russischer Heeresbericht

Moskau, 24. Sept. Der Heeresbericht des Generalstabes der Noten Armee über die Operationen in Polen vom 22. Septem­ber hat folgenden Wortlaut:

Am 22. September haben die Truppen der Roten Armee, die im westlichen Weißrußland operieren, die Stadt Vialpstok sowie die Festung Vrest-Litowsk besetzt und dann die Säuberung des Waldgebietes von Augustowo, nordwestlich von Erodno, von den Resten des polnischen Heeres begonnen. In der West­ukraine haben die Truppen der Roten Armee, denen die Oper­rationen zur Liquidierung des polnischen Heeres übertragen find, das Gebiet von Sarny von Offiziersgruppen gesäubert. Bei der Liquidierung des Widerstandes der Abteilungen der polnischen Armee im Gebiete von Lemberg haben sich heute sechs polnische Infanterie-Divisionen und zwei einzelne Schützen­regimenter den Truppen der Roten Armee ergeben, an ihrer Spitze der General Langer.

Nach unvollständigen Angabe« wurden in der Zeit vom 17. bis 21. September an Soldaten und Offizieren des polni­schen Heeres 120 000 Gefangene gemacht, 380 Geschütze und 1400 Maschinengewehre erbeutet."

Heeresbericht der Roten Armee vom 23. September

Moskau, 24. Sept. Der Heeresbericht des Generalstabes der Roten Armee über die Operationen in Polen vom 23. Sep­tember lautet folgendermaßen:

Die Truppen der Roten Armee haben am Morgen des 23. September den Vormarsch in Richtung auf die Demar­kationslinie begonnen, die von der deutschen und der rus­sischen Regierung festgelegt worden ist. Sie besetzten die Städte Stryj und Gorodok und find auf der Linie westlich von Bialy- stock bis Vrest-LitowskKowelWlodzimierz-WlynskiLem­berg weiter vorgerückt.

2m Verlauf der Operationen zur Säuberung der Gebiete der Westukraine und des westlichen Weißrußland haben die Truppen der Roten Armee kleinere Abteilungen des polnischen Heeres nordwestlich von Erodno und nordöstlich von Brest-Litowsk auf­gerieben. Nach unvollständigen Angaben wurden am 22. Sep­tember bei der Liquidierung einer Gruppe des polnischen Heeres nordöstlich von Kowel über 8000 Soldaten und Offiziere gesan­gen genommen sowie 2000 Pferde und einige Eisenbahntrans­porte mit verschiedenem Kriegsmaterial erbeutet."

Generalsberst Freiherr vsm Fritsch Vgr Warschau gefM§rr - , ^

Staatsbegräbnis vom Führer angeordnet . Berlin, 23. Sept. Der frühere Ehef der Heeresleitung, Ge­neraloberst Freiherr von Fritsch, ist am 22. Sept. in den Kämpfen vor Warschau gefallen. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat in einem Tagesbefehl an die Wehrmacht des Generalobersten Freiherr von Fritsch ehrend gedacht.

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Werner Freiherr von Fritsch wurde als Sohn einer alten Soldatenfamilie am 4. August 1880 in Benrath geboren. Er be­gann seine miltärische Laufbahn 1898 als Fahnenjunker im Feld­artillereiregiment Nr. 25 in Darmstadt. Im Kriege wurde er im Eeneralstab verwandt, er war Gencralstabsofsizier bei- der IV. Armee und bei der I. Gardedivision und danach im Eeneralstab der Luftstreitkräste. Während seines Dienstes in der Reichswehr war er Abteilungskommandeur im 5. Artillerieregiment- in Ulm, später Abteilungsleiter im Reichswehrministerium, danach Kommandeur des 2. Artillerieregiments in Schwerin und Ar­tillerieführer II in Stettin. Am 1. November 1930 wurde Frei­herr von Fritsch zum Generalmajor befördert und zum Kom­mandeur der 1. Artilleriedivision in Frankfurt a. d. Oder er­nannt. Am 1. Oktober 1932 übernahm er als Generalleutnant das Kommando der 3. Division als Befehlshaber im Wehr­kreis III Berlin. Am 1. Februar 1934 wurde er zum Chef des Heeresleitung und zum General der Artillerie ernannt. Am 20. April 1936 erfolgte seine Beförderung zum Generaloberst. Anfangs Februar 1938 bat Generaloberst von Fritsch den Führer um seinen Abschied. In einem Schreiben an Freiherrn von Fritsch ernannte der Führer ihn am 13.. Juniin dankbarer Würdigung der hohen Verdienste in Krieg und Frieden" zum Chef des Artillerieregiments 12.

Generaloberst Freiherr von Fritsch fiel während eines Auf­enthalts bei der Truppe an der vordersten Font.

Englische SeeräubertaLen

Mißachtung der Kriegsflagge Einzig dastehende Bölker- rechismißachtung

Neuyork, 24. Sept. Die zur venezuelanischen Kriegsflotte gehö­rende VachtLeandro" des Präsidenten von Venezuela wurde dieser Tage innerhalb der venezuelanischen Hoheitsgewässer von einem britischen Kriegsschiff zum Halten gezwungen und durchsucht. Das britische Kriegsschiff gab aus den Bug der sich innerhalb der venezuelanischen Hoheitsgewässern befindlichen Präsidentenjacht einen Warnschuß ab und befahl zu halten. -^-.'otz energischen Protestes des Kapitäns der Prüsidentenjacht, -oie die Kriegsflagge von Venezuela gesetzt hatte, wurde dqs Schiff bis in den letzten Winkel von der Prisenmannschaft des- britischen Kriegsschiffes durchsucht. Es handelt sich hierbei um einen Vorfall, der im internationalen Völkerleben einzig dasteht.