2. Seite — Nr. 224
Nagolder Tagblatt »Dev Gesellschafter"
Montag, de« 25. September 183g
entscheiden. Der Vernichtung der polnischen Armee im Korridor folgte schon wenige Tage später die Einkesselung der vor der Armee Reichenau zurückweichenden polnischen Truppen im Raume von Radomsk. Vorgeworsene Kräfte der Armee von Reichenau verlegten alsdann vor den Toren Warschaus den polnischen Armee» in Posen und im Korridor den Rückzug hinter die Weichsel. Gegen diesen starken Feind schwenkte in Ser Folgezeit die Armee Blaskowitz und die Masse der Armee von Reichenau ein.
Die in fortgesetzte» Angriffen mehr und mehr zusammen- getriebeuen polnischen Divisionen versuchten durch verzweifelte Gegenstöße an verschiedenen Stellen, de» Ring, der sie umschloß, zu sprengen. So wie sich vorher die Angriffskraft der deutschen Divisionen aus das höchste bewährt hatte, so bewährte sich nun nicht minder ihre Standfestigkeit. Das Ergebnis dieser Schlachtenfolge war die fast restlose Vernichtung der westlich der Weichsel angesetzten polnischen Armeen. Die Gefangenenzahl» die sich aus den in der großen Operation zusammenhängende« drei Kapitulationen ergab, beträgt über 38Ü ÜÜ8. Die Eefange- nenzahl im gesamte» aber hat bisher 458888 überschritten. Die Zahl der erbeuteten Geschütze beträgt schon jetzt rund 1288; das sonstige Kriegsmaterial läßt sich noch nicht annähernd übersehen. Die Schnelligkeit dieser Operationen nur» die Grütze des Gejamtersolgrs stehen in der Kriegsgeschichte einzigartig da.
Dank an die Soldaten
An diese« gewaltigen Erfolgen waren Truppen aller deutschen Stämme, Formationen junger aktiver und solche älterer Jahrgänge in gleicher Weise beteiligt. Die deutsche Infanterie hat ihren unvergänglichen Ruhm erneuert. Ihre Leistungen im Marschieren, im Ertragen aller Strapazen waren nicht geringer als ihre Leistungen im Kampf. Ihr Angriffsmut wurde ergänzt durch eine unerschütterliche, zähe Standhaftigkeit, die jede denkbare Krise überwanden. Ihr Angriffsschwung wurde unterstützt durch die Schwesterwaffen. Die leichte und die schwere Artillerie haben mitgrholfen, die großen Erfolge zu ermöglichen. Dank ihrem Eingreifen und dem der Pioniere gelang es, die befestigten Erenzstellungen der Polen in kürzester Frist zu zerschlagen, zu stürmen oder zu überrennen, um den Gegner dann in unaufhaltsamer Verfolgung zu vernichten. In großartigem Zusammenwirken haben dabei die Panzer- und Motorenverbände, Kavallerie, Panzerabwehr und Aufklärungsverbände, die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt. Mit ihnen kämpften Schulter an Schulter die dem Heer unterstellten Formationen der ^-Verfügungskruppe.
Rach den Befehlen des Eeneralfeldmarschalls Eöring (Chef des Geueralstabes Generalmajor Jeschouuekj wurden zwei starke Luftflotten unter den Generalen der Flieger Kesselring und Löhr gebildet und zur Führung des Luftkrieges gegen Pole« eingesetzt. Diese beiden Luftflotten haben die polnische Fliegertruppe restlos zerschlagen, de» Luftraum in Kürze beherrscht.
In engster Zusammenarbeit mit dem Heer haben in ununterbrochenen Einsätzen Schlacht- und Sturzkampfflieger Bunkerstellungen, Batterien, Truppenansammlungen, Marschbewegnn- gen, Ausladungen usw. angegriffen. Durch ihre Todesverachtung haben sie dem Heer unendlich viel Blut erspart und zum Gesamterfolg in größtem Maße beigetragen. Die Flakartillerie nahm den deutschen Luftraum unter ihren Schutz und wirkte besonders im Anfang des Feldzuges, mit deren Vernichtung der polnischen Fliegertruppe. Im ganzen sind rund 800 Flugzeuge vernichtet oder vom Heere erbeutet, ein letzter Rest außer Landes geflüchtet und interniert.
Anteil der Kriegsmarine
Zur See habe« Teile der deutschen Seestreitkräste unter dem Befehl des Generaladmirals Albrecht seit Beginn der Feindseligkeiten die Danziger Bucht abgeriegelt und damit jeden Seeverkehr von und nach den polnischen Seehäfen unterbunden.
Mit Ausnahme eines ll-Bootes sind alle am 1. September noch in der Ostsee befindlichen polnischen Seestreitkräfte vernichtet oder in neutralen Häfen interniert worden. Auch hieran Hat die Luftwaffe einen ruhmvollen Anteil.
Die hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Nachrichtenverbindungen der rückwärtigen Dienste, insbesondere der Wiederherstellung von Straßen, Brücken und Eisenbahnen, bei der sich auch der Arbeitsdienst,besonders bewährte, haben der Führung ihre Aufgabe au'- —erleichtert.
Die seit Jahren in stiller Pflichterfüllung arbeitende Erenz- wacht besetzte die rückwärtigen Armeegebiete und machte es der Führung möglich, alle Truppen des Feldheeres an der Front eiuzusetzen.
So habe» in vorbildlichem Zusammenwirken alle Waffen zum Gesamterfolg beigetragen. Er war nur dadurch möglich, datz das Westheer und starke Teile der Luftwaffe zuversichtlich und entschlossen bereit standen, jeder noch so großen feindlichen lleber- kegenheit zu trotzen, und datz die Kriegsmarine die Sicherheit des deutschen Nordseeraumes und der deutschen Küsten gewährleistete.
Der polnische Soldat hat sich vielfach tapfer geschlagen; an der Unzulänglichkeit seiner Führung und seiner Organisation ist er zerbrochen.
Dank der vorzüglichen Führung, dem hohen Ausbildungsstand und der modernen Bewaffnung der deutschen Wehrmacht sind ihre Erfolge mit eigenen Verlusten verbunden, die im Vergleich zu den gewaltigen des Gegners als ungewöhnlich gering bezeichnet werden müssen. Ihre genauen Zahlen werden in wenigen Tagen bekannt gegeben werden.
Material und Bewaffnung der neuen Wehrmacht haben den höchsten Anforderungen entsprochen. Der Munitions- und Vetriebsstoffverbrauch dieses Feldzuges betrug nur einen Bruchteil seiner monatlichen Erzeugung.
Das deutsche Volk kan« wieder mit Stolz ans seine Wehrmacht blicken. Sie aber steht mit sieghaftem Vertraue» ihren weihere» Aufgabe» entgegen.
Heeresbericht vom Samstag
Modlin und Warschau getrennt abgeriegelt — Der Oberbefehlshaber der polnischen Korridorarmee gefangen — Lemberg ergab sich
Berlin. 32. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Lemberg ergab sich am Freitag den bereits im Abmarsch befindlichen deutschen Truppen. Uebergabeverhand- kvnge« sind im Einvernehmen mit den am Ostrand der Stadt stehenden sowjetrussischen Truppen im Gange. Beim Abfuchen der Waldungen anderVzura fiel am 21. September der Oberbefehlshaber der polnischen Korridorarmee,
Der Führer im Kampfgebiet von Oxhöst
Mit Generalfeldmarschall Eöring und Gauleiter Förster besichtigte der Führer das Kampfgebiet auf den Höhen vo-n Oxhöft, wo vor wenigen Tagen der letzte hartnäckige Widerstand der Nordgruppe der polnischen Korridorarmee gebrochen wurde.
iPresse-Hoffmann, Zand.-M.-K.)
General Bortnowski, mit seinem ganzen Ctao ur unsere Hand.
Nach heftigem Kampf mit einem sich vrrzttrlsrlt « Druden Gegner gelang es am Freitag, die Süduferstrage an de- Weichsel zwischenModlinnndWarschanzu überschreiten und damit beide Städte getrennt abzuriegeln.
Mehrere tausend Gefangene wurden gemacht.
Im Westen nur an einzelnen Stellen schwache Artillerietätigkeit. Bei Saarbrücken wurde ein französisches Flugzeug durch Flakfener zur Landung gezwungen, die Besatzung gesangen genommen. Ein deutsches Flugzeug im Luftkampf abgeschossen.
Heldenhafter Einsatz bis zum Letzten
Göring würdigt hervorragende Tapferkeit einer Flakabteilung
Berlin, 23. Sept. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe hat folgenden Tagesbefehl erlassen:
Die I./Flakregime»t Nr. 22 hat i« einem Gefecht bei Jlza am 8. und 9. September mit hervorragender Tapferkeit an der Abwehr stärkster, an Zahl um das Vielfache überlegener feindlicher Kräfte teilgenommen. Zahlreiche Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, an der Spitze der Kommandeur, starben dabei den Heldentod. Ihrem heldenhaften Einsatz bis zum Letzte« war es zu danke», daß das Gefecht siegreich beendet wurde.
Ich spreche hiermit der Abteilung für ihren mannhafte« Einsatz Dank und höchste Anerkennung aus.
Mit Stolz aber gedenkt die ganze Luftwaffe jener tapferen Männer, die in heldenhaftem Kampfe geblieben sind. Sie sollen uns ein leuchtendes Vorbild sein!
gez. EörtNg.
Heeresbericht vsm Ssrrrriag
Planmäßiger Fortgang der Bewegungen der deutschen Truppen auf die Demarkationslinie. — Abgesprengte Feindkräfte südwestlich Zamosc eingeschlossen. — Steigende Zahl polnischer Ueberlänser ans Prag« und Modlin.
Berlin, 24. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Bewegungen der deutschen Truppen ans die Demarkationslinie wurden auf der gesamten Ostfront planmäßig fortgesetzt.
2m Raume von Tomaszow — Zamosc — Ruk»o wurden abgesprengte Feindkräfte bei dem Versuch, sich nach Süden durchzuschlagen, im Kampfe gestellt. Teile dieses Feindes wurden südwestlich Zamosc eingeschlossen, andere gehen nach Osten zurück und werden dort auf russische Truppen stoßen.
2n den letzten Tagen steigerte sich die Zahl der polnischen Ueberlänser aus Prag« und Modlin.
2m Westen an einzelnen Stellen verstärktes Artil- lerieseuer. Oertliche feindliche Angriffe wurden abgewiesen.
Russischer Heeresbericht
Moskau, 24. Sept. Der Heeresbericht des Generalstabes der Noten Armee über die Operationen in Polen vom 22. September hat folgenden Wortlaut:
„Am 22. September haben die Truppen der Roten Armee, die im westlichen Weißrußland operieren, die Stadt Vialpstok sowie die Festung Vrest-Litowsk besetzt und dann die Säuberung des Waldgebietes von Augustowo, nordwestlich von Erodno, von den Resten des polnischen Heeres begonnen. In der Westukraine haben die Truppen der Roten Armee, denen die Operrationen zur Liquidierung des polnischen Heeres übertragen find, das Gebiet von Sarny von Offiziersgruppen gesäubert. Bei der Liquidierung des Widerstandes der Abteilungen der polnischen Armee im Gebiete von Lemberg haben sich heute sechs polnische Infanterie-Divisionen und zwei einzelne Schützenregimenter den Truppen der Roten Armee ergeben, an ihrer Spitze der General Langer.
Nach unvollständigen Angabe« wurden in der Zeit vom 17. bis 21. September an Soldaten und Offizieren des polnischen Heeres 120 000 Gefangene gemacht, 380 Geschütze und 1400 Maschinengewehre erbeutet."
Heeresbericht der Roten Armee vom 23. September
Moskau, 24. Sept. Der Heeresbericht des Generalstabes der Roten Armee über die Operationen in Polen vom 23. September lautet folgendermaßen:
„Die Truppen der Roten Armee haben am Morgen des 23. September den Vormarsch in Richtung auf die Demarkationslinie begonnen, die von der deutschen und der russischen Regierung festgelegt worden ist. Sie besetzten die Städte Stryj und Gorodok und find auf der Linie westlich von Bialy- stock bis Vrest-Litowsk—Kowel—Wlodzimierz-Wlynski—Lemberg weiter vorgerückt.
2m Verlauf der Operationen zur Säuberung der Gebiete der Westukraine und des westlichen Weißrußland haben die Truppen der Roten Armee kleinere Abteilungen des polnischen Heeres nordwestlich von Erodno und nordöstlich von Brest-Litowsk aufgerieben. Nach unvollständigen Angaben wurden am 22. September bei der Liquidierung einer Gruppe des polnischen Heeres nordöstlich von Kowel über 8000 Soldaten und Offiziere gesangen genommen sowie 2000 Pferde und einige Eisenbahntransporte mit verschiedenem Kriegsmaterial erbeutet."
Generalsberst Freiherr vsm Fritsch Vgr Warschau gefM§rr - , ^
Staatsbegräbnis vom Führer angeordnet . Berlin, 23. Sept. Der frühere Ehef der Heeresleitung, Generaloberst Freiherr von Fritsch, ist am 22. Sept. in den Kämpfen vor Warschau gefallen. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat in einem Tagesbefehl an die Wehrmacht des Generalobersten Freiherr von Fritsch ehrend gedacht.
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Werner Freiherr von Fritsch wurde als Sohn einer alten Soldatenfamilie am 4. August 1880 in Benrath geboren. Er begann seine miltärische Laufbahn 1898 als Fahnenjunker im Feldartillereiregiment Nr. 25 in Darmstadt. Im Kriege wurde er im Eeneralstab verwandt, er war Gencralstabsofsizier bei- der IV. Armee und bei der I. Gardedivision und danach im Eeneralstab der Luftstreitkräste. Während seines Dienstes in der Reichswehr war er Abteilungskommandeur im 5. Artillerieregiment- in Ulm, später Abteilungsleiter im Reichswehrministerium, danach Kommandeur des 2. Artillerieregiments in Schwerin und Artillerieführer II in Stettin. Am 1. November 1930 wurde Freiherr von Fritsch zum Generalmajor befördert und zum Kommandeur der 1. Artilleriedivision in Frankfurt a. d. Oder ernannt. Am 1. Oktober 1932 übernahm er als Generalleutnant das Kommando der 3. Division als Befehlshaber im Wehrkreis III Berlin. Am 1. Februar 1934 wurde er zum Chef des Heeresleitung und zum General der Artillerie ernannt. Am 20. April 1936 erfolgte seine Beförderung zum Generaloberst. Anfangs Februar 1938 bat Generaloberst von Fritsch den Führer um seinen Abschied. In einem Schreiben an Freiherrn von Fritsch ernannte der Führer ihn am 13.. Juni „in dankbarer Würdigung der hohen Verdienste in Krieg und Frieden" zum Chef des Artillerieregiments 12.
Generaloberst Freiherr von Fritsch fiel während eines Aufenthalts bei der Truppe an der vordersten Font.
Englische SeeräubertaLen
Mißachtung der Kriegsflagge — Einzig dastehende Bölker- rechismißachtung
Neuyork, 24. Sept. Die zur venezuelanischen Kriegsflotte gehörende Vacht „Leandro" des Präsidenten von Venezuela wurde dieser Tage innerhalb der venezuelanischen Hoheitsgewässer von einem britischen Kriegsschiff zum Halten gezwungen und durchsucht. Das britische Kriegsschiff gab aus den Bug der sich innerhalb der venezuelanischen Hoheitsgewässern befindlichen Präsidentenjacht einen Warnschuß ab und befahl zu halten. -^-.'otz energischen Protestes des Kapitäns der Prüsidentenjacht, -oie die Kriegsflagge von Venezuela gesetzt hatte, wurde dqs Schiff bis in den letzten Winkel von der Prisenmannschaft des- britischen Kriegsschiffes durchsucht. Es handelt sich hierbei um einen Vorfall, der im internationalen Völkerleben einzig dasteht.