8. Seite - Nr. 223
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Samstag, den 23. September 1838
Familien zwischen Geschützdonner
Ein Brief aus der Danziger Weichselniederung
Eine Danzigerin, Besitzerin eines kleinen Anwesens bei einem der kleinen Weichselorte, schildert im folgenden einer Freundin die Kriegsereignijse, so wie sie sich für die Umwohner Danzigs, die mit fieberhafter Spannung das Geschehen verfolgten, darstellten.
B . . .. den 17. 9. 1938.
Liebe L. Auf Deine Karte melde ich mich als lebendig zur Stelle. Mein Haus steht und dicke Weintrauben reifen an seiner Südwand, schwere Birnen hängen an den Bäumchen bis fast zur Erde. — Ja, auf den Nerven ist arg getrommelt worden und eben trommelt es wieder, nach zwei Tagen himmlischer Ruhe; wahrscheinlich beschießt die „Schleswig Holstein" Hela.
Das war das Nervenzerrüttende hier: in der Stille hört man jeden Schuß, das Haus wankte, die Fenster klirrten, man sah jeden Sturzbomber seine Lall abseüen und bürte den Einschlag, man sah die Schiffe feuern, sah die Westerplatte brennen, sah jeden Heuschober, den die Polen auf der Danziger Höhe in Brand steckten. Bei Westwind hörte man sogar das Maschinengewehrfeuer, und als die Dirschauer Brücke in die Luft flog, schüttelten bei uns die Fenster.
Wir alle hatten die Häuser bis unters Dach voll Flüchtlinge. Ich hatte nur eine Doktorfamilie mit vier Kindern aus Danzig und eine Bekannte aus Zoppot. Aber die anderen bekamen die Leute, die wegen der Westerplatte aus Reufahrwasser evakuiert wurden. Unser kleines B., das regulär 80V Einwohner zählt, hatte 3000 Flüchtlinge! Es war ein Leben hier wie im Zeltlager. In den Waschkesseln wurde für alle gekocht. Viel Bromberger waren hier, die tagelang um ihre Lieben zitterten. Es waren tolle Tage. Meine junge Nachbarin bekam am erste« Tage durch den Schock des Kanonendonners Wehen, ich mußte im Kahn die Hebamme holen — kurzum es passierte allerhand. Dazu konnte ich trotz meiner schlechten Gesundheit an Schonung nicht denken, schon weil man wie ein Schießhund auf di« Kinder aufpassen mußte, die entweder in die Waffertonnen fiele» oder in den Hund rannten oder die Karnickel meiner Karnickelfarm totknutschten — und dann noch Verdunkelung! Jedes fiel einmal die Treppe runter, rannte mit dem Kopf an einen Türdrücker — permanentes Geheule; dann aßen sie grünes Obst und kriegten 40 Grad Fieber . . „ dazu draußen ununterbrochener Geschützdonner, Fliegergeschwader über dem Kopf, Verwundetenkähne am Ufer zum Ausladen, kurzum, ich mußte schließlich eine Woche ins Bett, weil ich völlig erschöpft war.
Danzig selbst ist so gut wie unversehrt. Nur um die polnische Post ist heftig gekämpft worden. In Neufahrwaffer find natürlich eine Anzahl Häuser eingestürzt und eine Anzahl Fenster kaputt. Zoppot hat auch ein paar Brummer wegbekommen. Die Bank in unserem Danziger Haus (polnische Staatsbank, seit 21 Jahren unsere „Mieter") ist unversehrt mit allen Tresors und allem Inventar ohne Kampf besetzt.
Seit auch Gdingen gefallen ist, ist die wirkliche, die eigentliche Gefahr für Danzig vorüber. Was da noch auf Hela und den Oxhöft sitzt, find ein paar schwer einnehmbare Bunker wie auf der Westerplatte, man wird die Besatzung aushunger«, wen« man die Bunker nicht klein kriegt (eben gibt ihm die „Schleswig Holstein" wieder Brocken mit 28-Zenttmeter-Geschützen). Halten können sich die paar hundert Mann da nicht. Ja, es fiud große Zeiten. Was in Polen geschieht ist gewaltig, uvd die Biester, di« unsere» Leuten die Augen ausstechen und die Zungen abschneiden, die sollen zehn Tode sterbe», ich gönne es ihnen.
Wie vertierte Polen mordeten
Unmenschliche Behairdlurrg der durch Polen verschleppte« Deutschen
Berlin, 21. Eept. lieber die bestialische Ermordnung des Volks- de»tfchen Gutsbesitzers Dr. Kirchhofs in Ciolkowo (Kreis Go- styn) wird von einem Augenzeugen folgendes berichtet: Dr. Kirchhofs, Weltkriegstnvalide, trug eine Prothese.anstelle des im Kriege zerschmetterten rechten Beines. Die vertierten Polen haben'Dr. Kirchhofs mit einer Axt nicht nur diese Prothese, sondern bei lebendigem Leibe auch noch dos gesunde linke Bein abgehackt. Sie haben ihn dann entmannt, beide Ohren ab- geschnitten und die Rase ausgerissen. Nach dieser Tat haben die Verbrecher den so entsetzlich Verstümmelten sich selbst überlasten. Dr. Kirchhofs hat sich mit seinen furchtbaren Wunden noch eine Zeitlang quälen müssen, bis ihn der Tod erlöste.
Der Pole Franz Kruzewski aus Posen, der als ehemaliger deutscher Kriminalbeamter und während des Weltkrieges Feldpolizeiwachtmeister trotz seiner polnischen Abstammung den Po-
AM
Urhederrechttschutz durch Verlagsanstalt Manz, München
30. Fortsetzung. ^»chdruck ^.boteu.)
„Jetzt soll ich mich dahersetzen? Nun ja, wenn es nicht lange dauert! Die Arbeit macht sich nicht von selbst und zum Feste feiern bin ich gar nicht in der Stimmung. Ferdinand, sag dein Sprüche! aus. Kannst mich gleich einschließen!"
Und nun folgte Ferdinand dieser Aufforderung. „Lieber Vater, du kannst überzeugt sein, daß ich dir stets das Beste gewünscht habe für alle deine Schritte im Leben und ich hoffe, auch mit meiner neuen Mama in ein recht inniges und herzliches Verhältnis zu gelangen. Es ist kein Wunder, daß wir alle ein wenig überrascht sind; es ist ganz unerwartet gekommen, was uns aber nicht hindern wird, daß wir..." ...
Aber er stockte.
„Lieber Ferdinand", sagte Frau Melitta..., „und du gestattest doch, daß ich dich nun dutze... du willst wohl ausdrückcn, daß ich eine Frau sei, die deinen Vater glücklich machen kann. Und dein Wunsch, mit mir auf herzlichem Fuß zu stehen, den teile ich in aller Aufrichtigkeit."
Dem Adlerwirt verschaffte dieser Austausch höflicher Rede eine gewisse Genugtuung.
„He, Ulrike", wandte er sich an die Schwester, „du willst schon wieder davon?"
„Natürlich! Du kümmerst dich ja nicht um das Geschäft. Und ich Hab noch so viel zu tun. Zuerst alles Herrichten und in Ordnung übergeben. Und dann muß ich packen. Meine paar Sacherl sind bald beieinander. Denn daß ich nicht bleib, kannst du dir denken."^
len verdächtig war und mit über 280 Deutschen von Posen am 1. September verschleppt wurde, dann aber unweit Sompolno bei einem deutschen Fliegerangriff entkommen konnte, gibt als Augenzeuge an, daß alle Verschleppte« in unmenschlichster Weise auf dem Fußmarsch von Posen über Glowno, Kostrzyn von den Polen geschlagen und vielfach schwer verletzt wurden. Kruzewski bestätigt, daß die Verschleppten während des mehrtägigen Abtransports keinerlei Verpflegung, außer wenig Wasser, erhalten haben und daß sie von den Begleitmannschaften fortgesetzt mit der Drohung eingeschüchtert wurden, daß sie am Ziel des Transportes ihr eigenes Grab schaufeln mutzten und dann erschossen würden.
Herr Florians Ausrede
Eine lustige Geschichte von Hans Berneburg.
Herr Florian, der junge Privatsekretär, konnte von einigem Pech reden. Da war er nun, seit einem Jahr bei Bauer u. Co. tätig, stets auf den Elockenschlag pünktlich morgens zur Stelle, und ausgerechnet heute, da der Chef unerwartet um 8 Uhr im Büro erschien, kam Florian mit erheblicher Verspätung zum Dienst. Dazu brummte ihm der Schädel, denn der zuckersüße Fruchtwein, den ihm seine stets besorgten Wirtsleute am Abend vorgesetzt hatten, war von unheimlicher Wirkung gewesen.
Als Herr Bauer, der Chef des Hauses, nach seinem Privatsekretär klingelte, gab Florian, weiß wie eine frisch gekalkte Wand, aber doch einigermaßen gefaßt, folgende Erklärung ab: „Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, aber ich hatte heute morgen mein Kragenknöpfchen verloren, und ich mußte, da kein Ersatz zur Stelle war, fast eine Viertelstunde nach ihm suchen, ich bin unter das Bett gekrochen, ich suchte..."
„Mein Lieber", unterbrach ihn der Chef mit einer Schärfe, die im bemerkenswerten Gegensatz zur freundlichen Anrede stand, „erzählen Sie nur keine langweilige Kurzgeschichte, sondern gehen Sie an Ihre Arbeit!" —
Nach einer Viertelstunde meldete sich der Chef am Hausapparat, stellte drei, vier Fragen, und jetzt, o barmherziger Schädel, konnte Florian präzise Antwort geben, als sei sein Kopf klar wie ein Frühlingstag. Herrn Bauers Mißstimmung schien im Schwinden zu sein. Wenige Minuten darauf stand er vor dem Schreibtisch Florians und hielt eine kleine Ansprache: „Ich war mit Ihrer Arbeit bisher zufrieden. Auch mit Ihrer ganzen Art und Haltung. Aber ich verstehe nicht, warum Sie mich plötzlich anlügen. Sie wollen einen verlorenen Kragenknopf gesucht haben und tragen doch heute, vielleicht ist es Ihnen selbst noch nicht einmal zum Bewußtsein gekommen, ein Sporthemd, für das Sie keinen Kragenknopf brauchen...
Der bleiche Florian wurde rot wie eine Mohnblume. Aber er log weiter und stammelte als Entgegnung: „Sie haben mich nicht ausreden lasten, ich mutzte ein Sporthemd wählen, weil ich den Kragenknopf nicht gefunden habe, so erklärt sich die Verspätung."
„So!" sagte der Chef, und seine Hand hatte Gewicht, als sie auf den Schreibtisch niederfuhr, „dann gehen wir einmal jetzt an die Arbeit, um das Versäumte nwchzuholen."
Donnerwetter, in diesem Tempo hatte der junge Herr Florian noch niemals zu arbeiten gehabt. Er hatte keine Minute Zeit, an seinen kranken Magen, an seinen Brummschädel zu denken, die sehnlich erwartete Frühstückspause fiel aus, und es war kurz vor Mittagsschlutz, als Herr Bauer aufstand und ein Gespräch begann.
„Wohnen Sie eigentlich noch bei der Familie Schuhmacher, die ich Ihnen bei Ihrem Eintritt empfahl?" Florian nickte ergeben und war von bösen Ahnungen erfüllt. „Wissen Sie, daß ich dort als Junggeselle gewohnt habe, als ich in diese Stadt kam und hier mein Geschäft aufbaute?" Florian wußte es, er versuchte ein verbindliches Lächeln, aber es mißglückte, auch die verbindliche Antwort mißlang, und es blieb bei jenem Nicken des Kopfes, das durchiden Kandi- oaten Jobs in die Literatur eingegangen ist.
„Aber sagen Sie einmal", fuhr der Chef fort,,,haben die guten Schuhmachers immer noch ihren gräßlichen Fruchtwein, von dessen Qualität sie eine so gute Meinung haben, daß jeder ihrer Untermieter ihn nicht ablehnen kann, ohne die braven Leute gründlich zu verstimmen?"
Hier bekam Florian plötzlich seine Stimme wieder, sie klang zwar rauh wie ein uf aus einer geborstenen Regentonne, aber es gelang doch, mit ihrer Hilfe der Entgegnung Ausdruck zu geben: ja. Herr Schuhmacher ist mittler
weile Rentner geworden, und di« Herstellung des Beerenweins ist seine einzige, seine große Passion!"
„Nicht auszudenken ist das", lachte Herr Bauer, „wenn Sie da einmal mitmachen muffen so verschweigen Sie es mir nicht, ich gebe Ihnen dann am nächsten Vormittag Urlaub, denn die nächsten vierundzwanzig Stunden nach dem Schuhmacherschen Umtrunk hält kein ausgewachsener Mann im Büro aus!"
Dem Florian traten leichte Schweißperlen auf die Stirn. Machte der Chef sich über ihn lustig? Ahnte er die Zusammenhänge?
Die Arbeit ging weiter. Die Mittagsglocke schlug. Erst nach einer Stunde klappte der Chef die Bücher zu und traf die Vorbereitungen zu Tisch zu gehen.
Aber ehe er das Büro verließ, blieb er vor Florians Schreibtisch stehen: „Mein lieber Florian, Sie haben heute einen freien Nachmittag. Führen Sie Ihren Brummschädel spazieren! AVer Strafe muß sein, denn ich hasse nichts mehr als die kleinen Betrügereien und fordere von meinen Mitarbeitern Vertrauen auch in diesen Dingen. Uebrigens war die Geschichte mit dennwerlorenen Kragenknopf sehr schlecht erfunden, was ich Ihrem Brummkopf zugute halten will. Sie wissen wahrscheinlich jetzt noch nicht, daß Sie zwar ein Sporthemd tragen, aber eines mit abknöpfbarem Kragen, und während ich mich mit Ihnen unterhalte, blinkt mir dauernd der Messingknopf entgegen..."
Florian gab sich geschlagen. Er faßte sich nicht mehr an den Kopf, er faßte sich an den Kragen und stammelte: „Es war der Fruchtwein, von dem Sie sprachen!"
„Ich weiß, ich weiß", lachte der Chef, „denn ich bin vielleicht ein Menschenkenner, bestimmt ein Weinkenner, aber kein Hellseher. Ich traf nämlich auf meinem Gang zum Geschäft den Herrn Schuhmacher, er war nicht ganz so leichenblaß wie Sie, aber ich merkte es ihm doch an, daß er einen Kater unalltäglichen Formats spazieren führte, und als er mir erzählte, daß Sie ein netter Kerl seien, der auch einen guten Tropfen selbllgekelterten Beerenweines wohl zu schätzen wisse, war ich im Bilde. Und wären Sie nicht auf ven vermalsd-iten^Kra-enknopi gekommen, so säßen Sie schon einige Stunden auf der Bank drüben in den Anlagen!"
Auge und Junge
Kleine Lebenswahrheiten von Lothar Sachs
Wer auf alle Rücksicht nehmen will, wird allen auf die Füße treten.
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Um sich über kleine Geschenke freuen zu können, dazu gehört ein großes Herz.
Satze mir, welche Entschuldigungen du für deine Fehler vorbrmgst, und ich sage dir, wer du bist.
Frauen können mit den Augen besser lügen als mit der Zunge.
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Es ist ein Glück, daß die meisten gar keine Zeit haben, sich unglücklich zu fühlen.
Die meisten wählen, rmi zum Ziel zu gelangen, lieber
bequeme Umwege als gerade Wege.
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Der Dilettant wagt sich an Probleme, vor denen das Genie halt macht.
wissen Sie schon
daß ein richtiger Hindu selten unmittelbar aus einer Kanne, Becher oder sonstigem Trinkgefäß trinkt. Er läßt das Wasser in seine hohle Hand laufen und schlürft es aus dieser. Trinkt er dennoch einmal aus einer Schale oder dergleichen, so wirst er das Trinkgefätz regelmäßig nach dem Gebrauch fort. So seltsam die Gewohnheit auch anmutet, ist sie aus hygienischen Gründen doch sehrtempfehlenswert.
daß unsere Sonne 750mal mehr Maste besitzt als sämtliche zu ihrem System gehörigen Gestirne (Erde, Planeten, Planetoiden und Monde). Aus diesem Grunde fällt auch der Schwerpunkt, um den sich sämtliche Systemsterne bewegen, nicht in die Mitte der Sonne, sondern nur in diese hinein. Wäre die Sonne eine Hohlkugel, könnten Erde und Mond darin Platz finden, wobei der Mond noch immer seine Bahn im gleichen Abstand von der E-de sortsetzen könnte. Hans Winter.
„Aber, Fräulein Schwägerin", bat Frau Melitta.
„Sagen Sie ruhig Fräulein Feldner zu mir, Frau Barberini; soweit mit der Verwandtschaft sind wir noch nicht."
„Niki!"
Der Adlerwirt war aufgestandcn. „Niki, du wirst das zurückuehmen! Du wirst dich entschuldigen!"
„Ich werde gar nichts! Ich bin deine Zwilliugsschwester. Ein Mädel ist früher gescheit als ein dummer Bub! Ich Hab dich bemuttert und dir geholfen schon vom Kindergarten her. Ich bin am Bett deiner Frau gestanden, wie sie entbunden hat. Ich Hab die zwei Fratzen da gefatscht. Den Ferdl und die Magda. Ich Hab dir geholfen, das Haus in die Höhe zu bringen. Tausendmal hast du mich gefragt: ,Soll ich das tun? Oder soll ich jenes tun?' Wir haben über alles miteinander gesprochen. Ueber alles, was ehrlich war.. !" /
„Halt!" ' ' ' >
„Nichts Halt! Ich red, so lang ich überhaupt noch reden will."
„Doch! Und leider! Deinen Untergang! Deine Schande!" Sie wandte sich an Dr. Schubert: „Lieber Herr Dr. Schubert, es tut mir leid, daß ich Sie zu einem Zeugen einer solchen familiären Aussprache gemacht habe. Es wird nicht mehr Vorkommen; so etwas gibt es nur einmal."
Sie wandte sich zum Gehen.
„Darf ich Sie begleiten?" fragte Dr. Schubert.
„Sie sind sehr freundlich, aber bleiben Sie. Es kann ja noch stärker donnern und blitzen. Und wenn Sie dann meiner Nichte...", sie ging zu Magda hin und küßte sie auf die Stirne..., „Lenele, kommst dann noch zu mir auf einen Sprung, nicht wahr?"
„Ich kqmme schon noch, Tante!"
Ulrike ging.
„Sie ist hysterisch! Man kann sie nicht ernst nehmen", schrie der Adlerwirt.
„Beruhige dich", bat Frau Melitta. „Mau nennt das eine Nervenkrise. Vielleicht ist es besser, daß eine junge Frau nicht unter der Vormundschaft einer Schwägerin steht."
Der Pikkolo war in die Nähe des Tisches gekommen; aber er witterte Unrat und drückte sich schnell wieder.
„Ich will nichts gegen dich tun, Jakob, nichts! Aber ich will auch nichts damit zu tun haben. Nimm meinetwegen eine Frau, die vierzig Jahr alt ist, die etwas vom Geschäft versteht, oder meinetwegen auch nichts, aber die für mehr da ist, als nur für deinen Kassenschrank! Das ist meine Meinung; die einer alten Jungfrau! Und wenn du mich deutlicher reden hören willst, dann kannst du zu mir kommen, während ich die Koffer packe."
Sie stand nun vor ihm, mit mehr Traurigkeit als Entrüstung in den Zügen. '
Der Adlerwirt ging auf sie zu; die Fäuste hatte er geballt. >
„Von mir hast du nichts mehr zu erklärten", knirschte er.
24.
Eln alter Mann, der freit, ist nicht gescheit!
Ulrike war bis zur Küche gelangt, als sie Herrn v. Braun begegnete. „Sie wissen doch schon?" fragte sie.
„Natürlich!"
„Und?"
„Rennt in sein Unglück. Nichts zu wollen! Austoben lassen. Je mehr man jetzt dagegenrcden tat, um so mehr Hackelt er sich fest. Ein Paar Wochen Galgenfrist hat er ja noch durch das Aufgebot! Und wir brauchen Galgenhumor. Er ist ein... nun, sagen wir, ein Hitzkopf, bis ihm eben die Luft ausgeht; was haben Sie vor, Ulrike?"
„Herrlich! Ich auch. Wohin?"
(Fortsetzung folgt.)