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Wofür gibt es Bezugscheine?

Wegweiser durch das neue Lebensmittelkartensystem

Berlin, 22. Sept. Für Butter, Schlachtfette (Schmalz, Speck, Talg), Margarine oder Pflanzen- oder Kunstspeisefett oder Speiseöl, Käse, Zucker, Marmelade, Nährmittel, Kaffee-Ersatz und -Zusatzmittel, Mehl, Brot, Backwaren, Kindernührmittel, Kartoffelstärkeerzeugnisse, Fleischwaren und alle sonstigen Waren, die regelmäßig oder unregelmäßig auf jeweilige Kav kenabschnitte abgegeben werden.

Welche Lebensmittelmengen bekommt der Normal­verbraucher?

Der Normalverbraucher erhält pro Woche 2466 Gramm Brot oder I960 Gramm Brot und 375 Gramm Mehl, 56V Gramm Fleisch oder Fleischwaren, 86 Gramm Butter, 128 Gramm Mar­garine (oder Pflanzenfett usw), 65 Gramm Schweineschmalz oder Speck oder Talg insgesamt also 276 Gramm Fett wozu noch 62,5 Gramm Käse oder 125 Gramm Quarg kommen; 166 Gramm Marmelade, 256 Gramm Zucker.

Und der Schwerarbeiter?

3800 Gramm Brot oder 2800 Gramm Brot und 750 Gramm Mehl; 1000 Gramm Fleisch oder Fleischwaren; 80 Gramm Butter und 187,5 Gramm Margarine usw. und 125 Gramm Schmalz usw. insgesamt also 392,5 Gramm sowie 02,5 Gramm Käse oder 125 Gram Quarg, 100 Gramm Marmelade und 250 Gramm Zucker wöchentlich.

Wieviel der Schwerstarbeiter?

4800 Gramm Brot oder 3800 Gramm Brot und 750 Gramm Mehl; 1200 Gramm Fleisch oder Fleischwaren; 80 Gramm But­ter, 250 Gramm Margarine usw., 410 Gramm Schmalz usw. insgesamt also 740 Gramm Fett sowie 62,5 Gramm Käse oder 125 Gramm Quarg, 100 Gramm Marmelade und 259 Gramm Zucker wöchentlich.

Welche Menge« erhalten Kinder?

Kinder bis zu sechs Jahren (die eingeklammerten Zahlen gelten für Kinder von 610 bzw. 14 Jahren) erhalten 1100 Gramm Brot (1700 Gramm) oder 600 Gramm Brot und 375 Gramm Mehl (1200 und 375 Gramm); 250 Gramm Fleisch oder Fleischwaren (über 6 Jahre normal), 80 Gramm Butter, 62,5 Gramm Käse oder 125 Gramm Quarg (80 Gramm Butter, 125 Gramm Margarine; 62,5 Gramm Käse oder 125 Gramm Quarg), täglich 0,75 Liter Vollmilch (0,25 Liter), Marmelade und Zucker normal.

Wer bekommt den» überhaupt Milch?

Grundsätzlich sei bemerkt, daß Magermilch ohne jeden Bezug­schein frei zu erhalten ist, ebenso auch Buttermilch, geschlagene Buttermilch, saure Magermilch, Joghurt und Kefir aus Mager­milch, Mischgetränke aus entrahmter Frisch- oder Buttermilch. Versäumen Sie nicht, umgehend Ihrem Milchhändler die Men­gen Magermilch anzugeben, die Sie zu beziehen wünschen! Vollmilch dagegen bekommen außer den Kindern werdende und stillende Mütter sowie Wöchnerinnen (täglich einen halben Liter) sowie einige besondere Berufe.

Darf mautauschen?"

Ein wahlweiser Bezug von anderen Lebensmitteln auf Ab­schnitte, die für eine bestimmte Lebensmittelgruppe gelten, ist nicht möglich. Für Bayern, Württemberg und Baden, die Ost­mark und das Sudetenland ist jedoch die Regelung getrosten, daß auf die Abschnitte 5, 6, 7 und 8 anstelle von Brot von Nor­malverbrauchern je 875 Gramm Mehl und von den Schwer- und Schwerstarbeiten je 750 Gramm Mehl bezogen werden können. Auf dem Abschnitt L 32 derLebensmittelkarte" können unbeschadet dieser Regelung die Verbraucher dieser Gebiete 750 Gramm Mehl beziehen

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Was gibt es aus die Abschnitte der Reichsbrottaris?

Die folgenden Zahlen beziehen sich auf den Normalverbrau­cher. Die in Klammern hinzugefügten Ziffern gelten für Schwer­arbeiter und für Schwerstarbeiter.

Es gibt auf die Abschnitte 14 je 1000 Gramm Brot (1000, 2000);' 58 je 500 Gramm (1000 ); 9-12 je 500 Gramm

Brot oder je 375 Gramm Mehl (1000 Gramm Brot oder 750 Gramm Mehl, Schwerstarbeiter ebenso); auf die mit a und b bezeichneten Abschnitte bekommt der Normalverbraucher je 50 Gramm Brot, der Schwer- und der Schwerstarbeiter je 100 Gram Brot.

Und die Kinder?

Kinder bis zu sechs Jahren erhalten auf die Abschnitte 14 je 100 Gramm Brot, auf 58 je 500 Gramm oder je 375 Gramm Mehl, ferner auf die mit einem Kreuz bezeichneten Abschnitte je 125 Gramm Kindernährmittel. Diese Abschnitte gelten ab­weichend von dem Aufdruck vom 25. 9. bis 22. 10. Kinder von 610 Jahren bekommen auf die Abschnitte 18 je 500 Gramm Brot, 912 dasselbe oder je 375 Gramm Mehl, auf a und b je 100 Gramm Brot, auf die mit einem Kreuz bezeichneten Abschnitt, zunächst nichts.

Was gibt es aus die Reichsfleischkarte?

Jeder Verbraucher mit Ausnahme der Kinder bis zu sechs Jahren erhalten aus die Abschnitte 13, 57, 911 und 13 bis 15 je 100 Gramm Fleisch oder Fleischwaren. Der Normal­verbraucher bekommt auf die Abschnitte a, b, c und d je 50 Gramm Fleisch oder Fleischwaren, der Schwerarbeiter für a und b je 250 Gramm, für c und d je 100 Gramm, der Schwerst­arbeiter auf ac je 250 Gramm und d 150 Gramm. Eine Zu­teilung für die übrigen Abschnitte bleibt Vorbehalten. Kinder bis zu sechs Jahren bekommen auf 14 und ad je 125 Gramm

Wozu verwende ich dieLebensmittelkarte?"

Die besondereLebensmittelkarte" ist in zahlreiche Abschnitte unterteilt.

In der Zeit vom 25. 9. bis 22. 10. gibt es auf die Abschnitte 110 je 25 Gramm Nährmittel (um die wichtigsten zu nennen: Graupen, Grieß, Reis, Haferflocken, Teigwaren usw.), in der Zeit vom 9. 10. bis 22. 10. auf die Abschnitte 1726 die gleiche Menge.

Sago.Kcn : stelstärkemehl oder ähnliche Erzeugnisse werden in Mengen von je 25 Gramm nach näherer Weisung der zustän­digen Hauptvereinigung auf die Abschnitte 11, 12, 27 und 28 ^geteilt.

In der Zeit vom 25. 9. bis 22. 10. gibt es auf 13: Kaffee- Ersatz oder -Zusatzmittel (125 Gramm) und 14: 25 Gramm. In der Zeit vom 2. 10. bis 22. 10. gibt es auf 29, in der Zeit vom 9. 10. bis 22. 10. auf 30 je 125 Gramm.

Was gibt es sonst noch?

Einzelne Abschnitte der Lebensmittelkarte werden außerdem oon Fall zu Fall für den Bezug von Eiern, Kunsthonig und Tee aufgerufen. Es sei erwähnt, daß Zuckerwaren und Zwiebeln ohne Karten abgegeben werden können. Für den Bezug von Hülsenfrüchten, Trockengcmüse, Gewürzen und Kakaowaren ergehen von Fall zu Fall ebenfalls besondere Anweisungen.

Hebt die Feldpostbriefe auf!

Kein Schriftstück kann es geben, kein Dokument, das das Erlebnis der Front den 'Daheimgebliebenen so unmittelbar weitergibt, wie der Feldpostbrief, die Feldpostkarte. Mit ihnen läßt der kämpfende Soldat seine Familie zu Hause in noch stär­kerem Maße, als amtlicher Heeresbericht und Zeitungsmeldung unmittelbar an den kriegerischen Ereignissen teilnehmen. In der ihm eigenen Sprache und in der seinem Naturell liegen­den Auffassung der Dinge gibt er seinen Angehörigen sein ureigenstes Bild der Geschehnisse wieder. Darüber hinaus aber sind Feldpostbriefe und Feldpostkarten unsichtbare und dennoch

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Samstag, den 23. September 1938

unerpyutterliche Brücken, die Liebe, Glauben und Vertrauen von der Front zur Heimat schlagen.

Ihr Echo bilden die Briefe und Karten, die wir unseren Anverwandten und Kameraden ins Feld senden. Auch ihre Aufgabe ist es, dem kämpfenden Soldaten als allerwichtigstes das Wissen darum ins Feld zu übermitteln, daß die Heimat an den Erfolg seines Einsatzes bedingungslos glaubt und seiner würdig ist. Dies aber ist nicht nur ein Gebot für die Daheim- gcblicbenen um eigener Selbstachtung willen, sondern darüber hinaus eine notwendige, tatsächliche Unterstützung des kämpfen­den Soldaten. Er muß alle seine körperlichen und seelischen Kräfte auf Abwehr und Angrisf konzentrieren. Erst im totalen Einsatz beider menschlicher Kraftbegrifse liegt die größtmögliche Gewähr für ihn, seinen Kampf erfolgreich zu bestehen. Ebenso, wie jede körperliche Behinderung sich nachteilig für ihn auswir­ken müßte, ist auch jede seelische Beeinträchtigung seines Gleich­gewichtes für ihn von unübersehbarem Nachteil. Wer also mit kleinlichen Nebensächlichkeiten und mit uns etwas eigener Würde selbsttragbarem Leid seine Feldbriefe und Feldpostkarten anfütlt, läuft damit Gefahr, dem im Felde seine Pflicht erfüllenden . Manne zu schaden. ,

Die bisher vorliegenden Feldpostbriefe von der Front bewei­sen, mit welch beispielloser Zähigkeit und Tapferkeit unsere Fronttruppen alle Strapazen durchgehalten, und wie sie ihren Mann gestanden haben. Es ist selbstverständlich, daß in vielen dieser Briefe die Schilderung der Strapazen einen breiten Raum einnehmen. Wir Aelteren wissen selbst noch vom vorigen Kriege, wie es uns oft genug ein persönliches Bedürfnis war, unseren Angehörigen überstandene Widrigkeiten zu berichten. Wir haben das bestimt nicht darum getan, daß nun etwa in unserem Dorfe unsere Mutter von Haus zu Haus lief und etwa erklärte, lest einmal, wie schwer es mein Junge gehabt hat. Wir schrieben uns einfach diese Dinge von der Seele und wir hätten uns geschämt, wenn wir im Felde gewußt hätten, daß unsere Mutter mit unseren Briefen hausieren geht.

Es wird bestimmt einer späteren Zeit Vorbehalten sein, den großen Reichtum, der sich für unser Volk zurzeit in der Feldpost ansammelt, als heiliges Kulturgut dieser großen Zeit kommen­den Geschlechtern zu vermitteln. Es ist eine der bedauerlichsten Auswirkungen des Kriegsverlustes von 1918 gewesen, daß die Feldpostbriefe von vier Jahren Weltkrieg aus der Psychose des allgemeinen Defaitismus heraus mißachtet und zum weitaus größten Teile verloren gingen. Es gibt nur noch wenige Fami­lien, die heute noch eine Sammlung der Briefe und Nachrichten besitzen, die man ihnen ins Feld sandte und die sie selbst nach Hause schickten. Hier erwächst jeder deutschen Familie schon heute eine heilige Aufgabe, die ihr noch kommende Geschlechter danken werden: Hütet eure Feldpostbriefe! Mit den geringsten Mitteln wird es jedem, der einen Angehörigen im Felde hat, möglich sein, schon heute beispielsweise in einer Dokumentenmappe oder etwa einem Schnellhefter, jede Post von der Front sorgsam zu sammeln. Sicher werden auch die Kameraden im Felde in den meisten Fällen gerne von Zeit zu Zeit die angesammelte Post von zu Hause wieder zurücksenden, um sie dieser Sammlung bei­zufügen.

Was aber könnte wohl den von der Front heimkehrenden Sol­daten mehr beglücken, als die in der Sammlung seiner Briefe so schön zu Tage tretende Liebe und Treue der Daheimgeblie­benen! Darüber hinaus aber wird ihm diese Sammlung bis in sein spätestes Alter sein stolzestes Dokument von seinem Einsatz für Führer und Reich sein!

SyieMlm der Württ. Staalstheater

Großes Haus. Sonntag, 24. Sept.: E 34: Rienzi, 1620 Uhr; Montag, 25. Sept.: KdF.-Kulturgemeinde 142: Torquato Tasso, 1921.15 Uhr; Dienstag, 26. Sept.: A 34: Die verkaufte Braut, 1921.45 Uhr; Mittwoch, 27. Sept.: E 34: Lost fan tutte, 19 bis 22.15 Uhr; Donnerstag, 28. Sept.: V 33: Prinz Friedrich von Homburg, 1921.45 Uhr; Freitag, 29. Sept.: Die Boheme, 19 bis nach 21.30 Uhr; Samstag, 30. Sept.: D 35: Wind überm Sklaveusee, 1921.30 Uhr; Sonntag, 1. Okt.: AM/l 18: Die verknuste Braut, 1719.45 Uhr; Montag, 2. Okt.: 1. Sinfonie- Konzert, 19 bis aeaen 21 Ubr.

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(Presse-tzoffmann, Zander-Multiplex-K.)

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