3. Seite — Nr. 222
Nagoider Tagblatt „Der Gesellschafter'
Freitag, den 22. September 1939
Aus Liasold uud Llursebrms
Nagold, den 22. September 1939 Viel Feind, viel Ehr! Frundsberg.
22. Sept.: 1473 Georg von Frundsberg geboren. — 1826 Johann Peter Hebel gestorben. — 1914 ll 9 (Weddigen) versenkt drei englische Kreuzer.
Dicnstnachrichten
Versetzt wurde Vezirksnotar Benz in Dornstetten an das Vezirksnotariat Lustnau und ernannt Justizinspektor Erwin Luz bei dem Amtsgericht Calw zum Bezirksnotar in Dornstetten.
Gbventafel des Slttevs
Heute begeht Spinnereibesitzer Louis Rentschler den 83. Geburtstag. Wir wünschen dem Jubilar, der sich noch großer Rüstigkeit erfreut, alles Gute für die Zukunft. Möge ihm die ihm eigene Beweglichkeit recht lange erhalten bleiben! — Am Sonntag feiert die ledige frühere Krankenpflegerin Pauline Hafner, Pfaffenstich, in guter Gesundheit ebenfalls den 83. Geburtstag. Wir wünschen auch ihr einen weiterhin erträglichen Lebensabend!
DaS Slvbettsarnt Kasold
Um Mißverständnissen oorzubeugen, teilen wir noch mit, daß zum Bereich des Arbeitsamts Nagold natürlich auch die Kreise Horb und Freuden st adt gehören.
^-FreinMige
Die ^-Totenkopfstandarten stellen einmalig eine beschränkte Anzahl von Freiwilligen der Jahrgänge 1921 und 1922 ein. Bedingung: Volle ^-Tauglichkeit, Mindestgröße 168 Zentimeter mit 17 Jahren, zwölfjährige Dienstverpflichtung. Die Bewerber dürfen von der Wehrmacht noch nicht ausgehoben sein und keinen Freiwilligen-Annahmeschein der Wehrmacht besitzen. Bei Eignung Aufstieg in die Fiihrerlaufbahn. Dienstzeitversorgung. Spätere Uebernahme in den Dienst der Polizei (einschließlich Geheime Staatspolizei), mittleren und gehobenen Staatsdienst oder Einsatz als Wchrbauer. Merkblätter durch jede ^-Dienststelle, sowie unmittelbar vom ^-Hauptamt, Amt Ergänzung, Berlin SW 11, Prinz-Albrecht-Straße 9.
Außerdem werden auch Freiwillige für die ^-Verfügungs- truppen untersucht und-angenommen: Zwischen dem 2. und 11. Oktober in Schwab. Hall, Aalen, Göppingen, Heidenheim, Ulm, Biberach-Riß, Ravensburg, Tuttlingen, Sigmaringen (Hohen;.), Hechingen (Hohen;.), Reutlingen, Eßlingen, Stuttgart, Hsil- bronn und Freudenstadt. Auskunft bei den ^-Dienststellen oder Bürgermeisterämtern.
Kameradschaft des Dorfes
nsg. Das Landvolk weiß, wie sehr es heute gilt, auch die kleinste Möglichkeit auszunützen, um die Nahrungsmittelerzeu- gung auf ihrem hohen Stand zu erhalten. Weder bei der Ernte noch bei der Aufbewahrung und Verwertung der gewonnenen Güter darf es Verluste geben. Kein Stückchen Erde, keine Maschine, keine Arbeitskraft darf ungenützt bleiben. Wo der einzelne allein es nicht mehr schaffen kann, muß der Nachbar einspringen. „Helft euch gegenseitig!", so lauret die Parole. Dem deutschen Landvolk wird es nicht schwer fallen, diesen Appell zu erfüllen und sich in selbstverständlicher Kameradschaft dem höheren Ziel unterzuordnen. Es kennt die nachbarliche Hilfe und- die gemeinschaftliche Arbeit an großen Aufgaben seit langem und weiß sie zu schätzen. Der immer wsiterschreitende Aufschwung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens, das sich auf diesem Gedanken aufbaut und bei aller Wahrung der Rechte des einzelnen die Kräfte zusammenschließt und gemeinsam ansetzt, ist hierfür ein Beweis. Schon in den letzten Jahren hat die genossenschaftliche Beschaffung und Nutzung von Landmaschinen aller Art stetige Fortschritte gemacht. Sie hat sich als ein geeignetes Mittel erwiesen, den Mangel an Arbeitskräften zu überbrücken und darüber hinaus auch dem kleinbäuerlichen, kapitalschwächeren Betrieb die Anwendung leistungsfähiger Maschinen und Geräte zu ermöglichen, aus die er sonst verzichten müßte. Dies läßt erkennen, welchen Weg die Kameradschaft des Dorfes beschreiten muß, um ihre oroüe Bemäbrungsprobe zu bestehen.
Die HerhstzeMose
In den Wiesen sehen wir jetzt die ersten Vorboten des Herbstes: Herbstzeitlosen stehen dort, wo einst Feld- und Wiesenblumen aller Art in saftig-hohem Grase grüßten. Vereinzelt fliegen noch schaukelnd Schmetterlinge über sie hinweg, wie einst im Juli. Sie werden wohl die letzten „fahrenden Gesellen" des vergehenden Sommers sein.
Die Herbstzeitlose hat ihren Namen „Zeitlose" wohl daher, daß sie sich nicht an die eigentliche Blütezeit hält. Auch andere Namen trägt sie noch; sie wird z. B. im Schwäbischen auch „Lausblume" genannt oder „Spinnerin", da sie nach altem Volksglauben die in der herbstlichen Zeit in den Lüften hängenden Spinnfäden, die den sogenannten Altweibersommer kennzeichnen, spinnt Die Herbstzeitlose enthält bekanntlich ein starkes Gift und schon die alten Griechen hatten großen Respek vor ihr, denn sie nannten die Herbstzeitlose „Ephimoren", das heißt die in einem Tag Tötende. Tiere auf der Wiesenweide vermeiden die giftige Herbstzeitlose und umgrascn sie. Im Bauernspruch heißt es, daß bei einem frühen Erscheinen der Herbstzeitlosen mit einem sonnigen und schönen Herbst zu rechnen ist.
Ziegenhaltung lohnt sich immer
Man hat oft ein wenig geringschätzig über den Ziegenzüchter gclächelt, hat die Ziege als die „Kuh des kleinen Mannes" abzutun versucht und darüber vergessen, daß sie einer der bewährtesten und besten Helfer bei der Steigerung der Fetterzeugung ist. Im gegenwärtigen Augenblick müssen wir jede Möglichkeit, unsere Milch- und damit Fetterzeugung zu steigern, ausnutzen. Wenn in den letzten Jahren die Zahl der Ziegenhaltcr ein wenig gesunken ist, so sollte sich heute jeder, der irgendwie dazu in der Lage ist, es sich überlegen, ob er nicht wieder eine Ziege an- schaffen will.
Bei äußerst bescheidenen Ansprüchen vollbringt di« Ziege Leistungen, die ihresgleichen suchen. Ziegen find in der Lage, jährlich 700 bis 1000 Liter Milch zu erzeugen, das sind jeden ^.ag zwei bis drei Liter. Für die Hausfrau ist dieser Mehr- ansall an Milch sicher nicht unwillkommen. Landarbeiter, Siedler, Handwerker und Industriearbeiter, die auf dem Lande oder in den Vorstädten wohnen, können mit Leichtigkeit das notwendige Futter herbeischaffen, denn Abfälle, die sich als Futter eignen, stehen in jedem Haushalt zur Verfügung. Sicher aber wird die Nachbarin bereit sein, auch ihre Küchenabfälle abzugeben, wenn die eigenen nicht ausreichen. Ziegenhaltung lohnt sich immer, jeder mag also überlegen, ob er nicht irgendwo auf dem Hof oder im Stall noch ein Plätzchen hat, wo eine Ziege stehen
Feuerwehr-Ehrenzeichen
Altensteig. Den Brandmeistern Karl Flaig und Karl Hammer wurde für 25jährige Dienstzeit in der Freiw. Feuerwehr das Feuerwehrehrenzeichen 2. Stufe verliehen.
Zwei Knaben bei einem BerkehrsnnglüL getötet
Ulm, 21. Sept. Am Mittwoch nachmittag ereignete sich an der Kreuzung Häßler- und Pfarreggerstraße ein Zusammenstoß zwischen einem mit Kies beladenen Lastkraftwagen und einem Fahrrad, das mit zwei Knaben besetzt war. Das mit großer Schnelligkeit beragabwärts fahrende Rad fuhr in den Lastkraftwagen hinein, wobei beide Knaben so schwer verletzt wurden, daß sie sofort tot waren. Es handelt sich um den 11 Jahre alten Sohn des Bäckermeisters Robert Hennßlcr und um den 12jäh- rigen Sohn des Schneidermeisters Vraig. Die letztere Familie ist um so schwerer betroffen, als erst vor zwei Jahren ebenfalls ein 12 Jahre alter Sohn bei einem Verkehrsunfall in Biberach ums Leben gekommen war.
Wendlingen, Kr. Nürtingen, 21. Sept. (Jndie Lauter gestürzt.) Als Eipsermeister Wilhelm Schad in der Nacht zum Montag in feine Wohnung zurückkehren wollte, geriet er in der Dunkelheit vom Wege ab und stürzte in die hochgehende Lauter. Schad ertrank; die Leiche wurde bereits geborgen.
Gunnurgsn, Kr. Tuttlingen, 21. Sept. (Tödlicher Sturz.) Am Dienstagnachmittag stürzte in Emmingen die Ehefrau des Albert Distel bei Drescharbeiten so unglücklich von der Obertenne auf den Scheunenboden, daß sie allem Anschein nach die Wirbelsäule brach. Kurz nach dem Unfall erlag sie ihren Verletzungen. Der Familie der tödlich Verunglückten wendet sich allgemeine Teilnahme zu., da ein Sohn im Felde steht.
Rulfingen, Kr. Sigmaringen, 21. Sept. Beim Anlassen der Dreschmaschine zersprang dem 45 Jahre alten Landwirt Robert Bohner die Riemenscheibe, wobei der Antreibriemen mit großer Wucht gegen den Traktor geschleudert wurde. Beim Nachfassen nach dem Riemen wurde Bohner die Hand abgerissen. Der Bedauernswerte wurde in das Landeskrankenhaus Sigmaringen abgeliefert, wo ihm der Arm abgenommen werden mußte.
Singen a. tz., 21. Sept. (Tödlicher Unfall.) Der Erbhofbauer Max Waibel vom Schwärze-Hof ist durch einen Unglüasfall ums Leben gekommen. Er hat kurz nach der Machtübernahme im Jahre 1933 die damalige Jung- bauerngruppe der NS.-Bauernschaft geführt und gehörte bis zu seinem Tode dem Vcrwaltungsrar der Bezirksspar- kassr Singen als Mitglied an. PE. Waibel (unterläßt Frau und zwei unmündige Kinder.
Karlsruhe, 21. Sept. (Rückgang der Maul- und K l a u e n s e u ch e.) In der letzten Woche ist die Manl- und Klauenseuche in Baden wieder in einer Gemeinde, nämlich in Steinenstadt, Landkreis Müllheim erloschen. Am 19. September 1939 waren folgende fünf Gemeinden verseucht: Landkreis Bruchsal: Eondelsheim. Stadtkreis Karlsruhe: Karlsruhe. Landkreis Müllheim: Auggen, Feldberg, Müll- Heim.
Pforzheim, 21. Sept. (V e r k e h r s u n s a l l.) Als am Mittwochabend der 55 Jahre alte Karl Huttenloch und der 00 Jahre alte Karl Scherb aus Niefern zu Fuß der Zufahrtsstraße der Reichsautobahn Niesecn zugingen, wurden sie von einem Personenkraftwagen aus Mühlacker angefahren. Huttenloch erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Scherb wurde mit schweren Verletzungen einem Krankenhaus zugeführt. Die Schuld trifft den Fahrer, weil er bei seinem abgeblendeten Licht mit zu hoher Geschwindigkeit gefahren war.
Pforzheim, 21. Sept. (Beim Rangieren verunglückt.) Beim Rangieren auf dem Eüterbahnhof ereignete sich ein Unfall, wobei einem Rangierer ein Arm zerquetscht wurde. Im städtischen Krankenhause mußte dem Verunglückten der rechte Unterarm abgenommen werden.
Ranenbsrg bei Wiesloch, 21. Sept. (Tödlicher Unfall.) Pfarrer Kirchgessner ist auf der Straße Wiesloch— Roth mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Er stammt« aus Buchen.
Stein am Kocher, 21. Sept. (Schwerer Sturz.) Der 52jährige Landwirt Josef Hohenreuter fiel beim Dreschen so unglücklich von der Maschine, daß er einen schweren Schädelbruch erlitt. Man verbrachte Hohenreuter ins Nek- karsulmer Krankenhaus, doch war er nicht mehr zu retten.
Bad Dürkheim, 21. Sept. (Tödlicher Unfall.) Innerhalb einer Woche ereignete sich hier bereits der zweit« tödliche Unfall. Der 33 Jahre alte Arbeiter Ziegle aus Ludwigshafen fuhr mit seinem Motorrad am Dienitag- morgen auf der Neichsstraße 37 in Richtung Bad Dürkheim. Im Bereich des Stadtteiles Grethen kam auf der Geraden aus unerklärlichen Gründen ins Schleudern und fuhr ggeev einen Baum. Der Fahrer war sofort tot.
TauberLischossheim, 21. Sept. (Zusammenstoß.) In der Nähe von Königheim fuhren Frau E. Geier und Schrei- nermeister Herold mit dem Motorrad auf ein Auto. Beide Personen ..d»p ick-mee
Tauberbischofsheim, 21. Sept. (Das nasse Grab.) 2m nahegelegenen Distelhausen fiel das Kind des Braumeisters Fritz Kolb in die Hochwasserfluten der Tauber. Es konnte bis heute noch nicht gefunden werden.
Oberkirch, 21. Sept. (Tödlich verletzt.) Bei Straßen- bauarbeiten wurden zwei Erdarbeiter durch plötzliches Lösen einer Erdmasse erfaßt und zu Boden geschleudert. Einer der Arbeiter wurde getötet, der andere schwer verletzt.
Faulenbach bei Brühl (Baden), 21. Sept. Der 34 Jahre alte Paul Ott aus Lausten am Neckar versuchte seine hier bei ihrem Bruder weilende 32 Jahre alte Ehefrau, mit der er in Scheidung lebte, durch Messerstiche zu töten. In der Meinung, seine Absicht erreicht zu haben, schnitt sich Ott die Kehle durch und starb kurz darnach im Städtischen Krankenhaus Achern. Die Verletzungen der Frau am Hals und Nacken sind, wie sich im Krankenhaus herausstellte, zum Glück nicht lebensgefährlich. Die furchtbare Tat geschah in einem kleinen Zimmer, wohin Ott seine Frau gelockt hatte.
Aus dem Gerichtsftml
Drei Jahre Gefängnis für fahrlässige Tötung Karlsruhe, 21. Sept. Vor der Ersten Strafkammer des Landgerichts Erfurt fand der schwere Verkehrsunfall von Mühlhausen in Thüringen am 31. Juli d. I. sein gerichtliches Nachspiel. Ohne einen Führerschein zu besitzen, unternahm der 22jährige Theodor Winterholler am genannten Tage mit einem Personenkraftwagen, der an seiner Arbeitsstelle keiner Autorevaraturwerk-
statt) zur Ablieferung bereit stand, eine Schwarzfahrt. Bereits nach 700 Meter verlor W. die Herrschaft über den schweren Wagen und überfuhr an einer kleinen Brücke die dort mit ihren Fahrrädern stehenden Karlsruher Hitlerjungen Emil Peter und Ludwig Muser, die mit anderen Kameraden ein« Radtour durch Thüringen machten. Die beiden Jungen erlitte» tödliche Verletzungen. Das in Mühlhausen tagende Gericht erkannte gegen den leichtsinnigen Menschen (wie der Führer meldet) auf die höchstzulässige Strafe für fahrlässige Tötung, nämlich drei Jahre Gefängnis, wozu noch sechs Wochen Geso-w- nis wegen unbefugten Gebrauchs eines Kraftfahrzeugs und Vergehens gegen die Straßenordnung kommen..
Ei« eigenartiger „Racheakt-
Freiburg, 21. Sept. Der 30jährige Otto Hildenbrandt aas Weil a. Rh. hatte sich durch einen Nachbarn in seiner Ehre gekränkt gefühlt. Er stieg aus „Rache", wie er sich vor dem Freiburger Amtsgericht zu rechtfertigen versuchte, dreimal in das Anwesen des Nachbarn ein und entwendete, zweimal unter Verwendung eines Nachschlüssels, den erheblichen Geldbetrag von 1440 RM. Der größte Teil des Geldes ist wieder ersetzt. Wegen eines einfachen und zweier schwerer Diebstähle wurden Hildenbrandt kostenpflichtig zu sechs Monaten Gefängnis abzüglich zwei Monate Untersuchungshaft verurteilt.
Einheitsbrot in der Schwerz. Dom 1. Oktober ab wird in der Schweiz ein Einheitsbrot gebacken. Es wird dunkler sein, als das heutige Weiß- oder Halbweißbrot, aber Heller als das seinerzeitige Kriegsbrot. Die bisherigen Haupt- Lrotsorten werden nicht mehr ausgegeben. Weißes Mehl für "sie Herstellung von Brot darf überhaupt nicht mehr abgegeben werden.
Letzte A ach et cht en
Daladier über Frankreichs Kriegsziele
DRV. Berlin, 22. Sept. Daladier hielt am Donnerstag abend eine Rundfunkansprache, in der er sich nach 2Ü Tagen Krieg an die Franzosen und Französinnen wandte. Er warnte das französische Volk vor dem Abhören der deutschen Rundfunksendungen in französischer Sprache, in denen bekanntlich immer wieder die Frage gestellt würde, wosür das französische Volk kämpft.
Das Ziel des Krieges, den die französische Regierung erklärt hat, sieht Herr Daladier in der Erreichung eines totalen Sieges, um einen Frieden auf solider Grundlage zu errichten linden deutschen Anspruch aus Beherrschung der ganzen Welt z» vernichten. Ministerpräsident Daladier äußerte sich leider nicht zu der Frage, ob der von ihm erstrebte solide Friede ei« Friede der noch solideren Versklavung als der von Versailles sein soll. Ebensowenig sagte er über die Gründe zu der törichte« Behauptung, daß Deutschland angeblich die ganze Welt beherrschen wolle.
Roosevelt verlangt Abänderung des Neutralitätsgesetzes Die Sondersitzung des Kongresses
DNB. Washington, 22. Sept. Für die Sondersitzung des amerikanischen Kongresses, die am Donnerstag in Washington zusammentrat, waren besondere polizeiliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden.
„Er habe", so erklärte Roosevelt, „den Kongreß einberusen» um die Abänderung eines Gesetzes zu prüfen und zu verhandeln, das nach seiner ehrlichen lleberzeugung die historische Außenpolitik der Vereinigten Staaten derart ändere, daß die friedlichen Beziehungen der Vereinigten Staaten zu anderen Ländern dadurch beeinträchtigt würden". Roosevelt fuhr fort, er glaube, daß der Mantel des Friedens weit genug sei, alle zuzudecken. Eine Gruppe möge das Aushängeschild des Friedensblockes ausschließlich für sich in Anspruch nehmen. Amerika habe immer das Aeußerste getan, um den Krieg abzuwenden. Wenn cs dennoch zum Kriege gekommen sei, so müsse die Regierung alles, was in ihrer Macht liege, tun, um die Vereinigten Staaten aus dem Kriege herauszuhalten. Nach seiner ehrlichen lleberzeugung werde sie bei diesen Bemühungen Erfolg haben. (Lauter Beifall). Roosevelt sagte dann weiter: „Im April entwickelte sich eine neue Spannung. Verschiedene Staaten, mit denen wir freundschaftliche Beziehungen unterhalten hatten, hatten ihre Integrität verloren oder waren dabei, sie zu verlieren. Ich sagte im Januar, daß unsere Neutralitätsgesetze vielleicht zum Vorteil von Angreifern wirken würden. Ich bitte Sie erneut, unsere Gesetzgebung noch einmal zu prüfen. Ich bedaure, daß der Kongreß dieses Gesetz verabschiedet hat. Ich bedaure, daß ich dieses Gesetz unterzeichnet habe. Ich bestehe darauf, daß amerikanische Bürger und amerikanische Schiffe sich von der unmittelbaren Gefahr des direkten Konfliktes fernhalten. Beifall. Ich schlage vor, dieses Land wieder aus die solide Grundlage einer realen und traditionellen Neutralität zu stellen. Ich bin der Ansicht, daß amerikanische Schisse so weit wie möglich von Gefahren der Kriegszonen abgehalten werden sollten. Diesmal sehe er keinen Grund für weitere Exekutivmaßnahmen aufgrund der Proklamation eines beschränkten nationalen Notstandes. Falls irgend ein neues Gesetz notwendig werden sollte, werde er sofort den Kongreß zu einer neuen außerordentlichen Sitzung einberusen.
Bürgerkrieg in Warschau
Straßenkämpfc zwischen Befürwortern und Gegnern der Uebergabe
Amsterdam, 21. Sept. Wie aus Warschau gemeldet wird, herrschen dort zwischen einzelnen Gruppen der Bevölkerung a«s- gebreitete Kämpfe. Ein großer Teil der Bevölkerung, der gegen die Militärherrschast ist, verlangt die Uebergabe der Stadt. Ans diesem Grunde ist es zu schweren Kämpfen in den Straßen gekommen. In einer Straße kam es zu einer richtige« Schlacht, bei der es viele Tote und Verwundete gab. Die Bewohner, die Pattei ergriffen hatte», warfen aus den Fenstern Steine, Hausrat und brennend«, in Petroleum getauchte Tücher auf die Kämpfenden. An diesen Kämpfen nahmen auf beiden Setten auch Polizeibeamte teil.
Gestorbene: Gustav A. Braun, Fabrikant, 63 I., Köln (gebürtig von Altensteig).
Druck und Verlag des „Gesellschafters": G.W. Zaiser, Inhaber Karl Zaiser; Verantwortlicher Schriftleiter: Fritz Schlang; Verantwort!. Anzeigenleiter: Oskar Rösch, sämtliche in Nagold Zurzeit ist Preisliste Nr. 7 gültig.
Unsere heutige Nummer umfaßt K Seite«.