2. Seite Nr. 21g

Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Dienstag, den 18. September 1838

Ott OOlttS Wir H-ttdvn rmd Vttvis

Gemeinsame Erklärung der Reichsregierung und der Regierung der UdSSR

Stellen den Stadtkommandanten gezwungen zu haben, am Sonntag früh die Bitte um Empfang eines polnischen Parla­mentärs an das Oberkommando der deutschen Wehrmacht zu richten. Die vom Oberkommando des deutschen Heeres über den Deutschlandfender in deutscher und polnischer Sprache gegebene Antwort, in der Weisungen für die Fahrt dieses polnischen Parlamentärs gegeben wurden» ist in Warschau gehört und ver­standen worden. Sie löste in der Bevölkerung große Hoffnungen aus.

Die Flüchtlinge, die Warschau verließen, sagen aus, daß die eiuzige Erklärung für das Nichteintreffen des Par­lamentärs zu dem von den Deutschen festgelegten Zeitpunkt die Tatsache ist, daß überhaupt keine verhandlungsfähige Stelle militärischer oder ziviler Art mehr in Warschau existiert und daß in einem wilden Machtkampf besonnene und unver­antwortliche Elemente miteinander ringen.

Tatsache ist, daß gegen Mitternacht in Lzernowitz auf der Welle des Senders Warschau II Bruchstücke einer Sendung zu hören waren, die als Antwort auf das vom Deutschlandsendsr übermittelte Angebot der deutschen Heeresleitung aufgef.rßt werden müssen. Einige Zeit später waren Bruchstücke offenbar derselben Erklärung in französischer Sprache festzustellen/ Die Sendung war so schwach, daß sie unverständlich blieb. Man hat offenbar mit einer behelfsmäßigen Sendeanlage gearbeitet.

Alle polnischen Flüchtlinge, die die letzten Tage in Warschau miterlebten, geben Schilderungen des unglaublichen Wirrwarrs in dieser Stadt. Die Lebensmittelvorräte sind längst erschöpft, von einer geregelten Versorgung auch nur mit dem Allernotwendigsten ist keine Rede mehr. Zu essen haben nur die Banden, die plündernd durch die unglückliche Stadt ziehen, die von unverantwortlichen Elementen ins Verderben gestürzt werden soll. Alle Flüchtlinge betonen mit dankbarer Anerkennung die Tatsache, daß die Deutschen angesichts der völ- . ligen Auflösung in Warschau bisher noch nicht mit dem Angriff begonnen haben. Sie geben allerdings zu, daß es für die breite Masse der Bevölkerung jetzt schon wie eine Erlösung wirken würde, wenn die Deutschen auch mit rück­sichtslosen Mitteln, aber dann doch mit beschränkten Opfern, dem verzweifelten Widerstand der wahnsinnig gewordenen Clique um den Stadtkommandanten brächen. Sie betonen, daß ihnen ein Ende mit Schrecken lieber gewesen sei als ein Schrecken ohne Ende.

Die Folgen der Kriegshetze

Sprunghaftes Steigen der Preise und Schiffsfrachten

London, 18. Sept. Daß in London und ganz England bereits jetzt eine erhebliche Verteuerung eingesetzt hat, wird imDaily Telegraph" vom 16. September unumwunden zugegeben. In dem Blatt heißt es, daß die Händler darüber klagten, daß die Waren bereits eine Preissteigerung zwischen 5 und 26 Prozent aufwiesen, und daß sie außerdem noch die hohen Prämien für Kriegsrisiken zu tragen hätten. Auch der sozialistischeDaily Herald" nimmt zur Frage der Preissteigerung Stellung. Er schreibt, daß das Einheimsen von Kriegsgewinnen immer schlim­mer werde. Ls seien jetzt nicht mehr allein Sandsäcke und Ver- dunkelungsmateriak, die im Preise heraufschnellten, sondern auch andere wichtige Waren wie Kleider und Schuhe seien in ein­zelnen Fällen um 10 bis 15 Prozent gestiegen. Die Fabrikanten machten die Luftschutzausgaben und Kriegsrisiko-Versicherung für diesen Preisanstieg verantwortlich. In einigen Fällen seien aber die Preissteigerungen der gewinnsüchtigen Fabrikanten über alles Berechtigte hinausgegangen.

DerDaily Expreß" klagt über ein sprunghaftes Ansteigen der Schiffahrtsfrachten. Seit Kriegsausbruch seien die Kohle- Frachten von Süd-Wales nach Frankreich um 100 Prozent gestie­gen. Die Frachtrate nach Bordeaux sei von 4,5 Schilling auf zehn Schilling gesprungen, während die Fracht nach Lissabon 16 Schilling gegenüber früher 9 Schilling koste und nach Port Said 15 Schilling gegenüber früher 9,5 Schilling. Die Fracht­rate für Kohle nach Südamerika sei verdoppelt worden.

Deutschlands strategisches Ziel ist erreicht

«Neue Basler Zeitung" über die Wertlosigkeit britischer Garantien

Basel, 18. Sept. DieNeue Basler Zeitung" stellt in ihren Betrachtungen zu den neuesten Ereignissen >n Polen unter der lleberschriftFinis Polonaise" fest: Brest-Litowsk ist gefallen. Warschau kapituliert. Das polnische Feldheer ist geschlagen. Ruß­land greift ein. Die drei deutschen Armeen aus Ostpreußen, Schlesien und der Slowakei haben sich südlich Brest-Litowsk im strategischen Ziel des Feldzuges die Hand gereicht. Das strate­gische Ziel ist erreicht. Was noch folgt, können nur noch Opera­tionen von lokaler Bedeutung sein. Der russische Einmarsch tut das übrige.

Als der Versailler Vertrag in die Brüche ging, die durch ihn im Osten geschaffenen Grenzen sich aufzulösen begannen, mußte Polen die erste Gelegenheit ergreifen, um sein Verhältnis zu Deutschland ein für alle Mal und endgültig zu ordnen. Dazwi­schen schlug es nach Pilsudski unter Ryds-Smigly eine Politik ei», die das Spiel zwischen Deutschland und Rußland aufgab, die sich mit dem englischen Earantieversprechen endgültig und offen gegen Deutschland stellte und damit notwendigerweise die größte Gefahr heraufrief, der Polen jemals ausgesetzt sein konnte, der deutsch-russischen Verständigung. Polen hat nicht allein diese Entwicklung veranlaßt, es ist auch das Opfer einer englischen Politik geworden, die ihrerseits statt auf eine endgül­tige Verständigung mit Deutschland hinzuarbeiten, sich in schrof­fem Gegensatz zur deutschen Politik stellt. Polen aber hat mit seiner Politik nicht nur einen schweren grundsätzlichen Fehler begangen, sondern noch dazu die eigene Kraft und die seiner Freunde wesentlich überschätzt. Es fühlte sich stark genug, den Kampf mit Deutschland gegebenenfalls allein aufzunehmen und liegt nun heute nach kurzer, kaum mehr als zweiwöchiger Kriegs- führung, völlig am Boden.

Das Blatt weist dann noch auf die Tatsache hin, daß Rußland seine Schiffe aus England und den von England kontrollierten Meeren zurückrief und meint dazu, Rußland scheue anscheinend nicht den offenen Konflikt mit England. Das Blatt verwerft auf den Umstand, daß Moskau auch seine Rechnung mit Japan zum Ausgleich gebracht habe, Japans Krieg gegen Tschiangkai- schek sei ja schließlich ein Krieg gegen England. Die plötzlichen Schwierigkeiten im definitiven Abschluß des englisch-türkischen Vertrages, die Reserve von Italien in derHinterhand" lassen erkennen, daß England sich die Gefahr einer Generalabrechnung auf den Hals zu laden beginne.

Die Geflüchteten

Die Bruchstücke des ehemaligen polnischen Staates auf rumänischem Boden

Bukarest, 18. Sept. Der ehemalige polnische Staatspräsident Moscicki hat von Sonntag auf Montag in der orthodoxen erz- bischöflichen Residenz in Czernowitz übernachtet. Auch mehrere

Berlin, 18. Sept. Zur Vermeidung von irgend welchen unbegründeten Gerüchten bezüglich der Ausgaben »er deutschen und sowjetischen Truppen, die in Polen riitig sind, erklären die deutsche Reichsregierung und die Regierung der UdSSR., daß die Handlungen dieser Truppen keinerlei Ziele verfolgen, die den Interessen Deutschland oder der Sowjetunion -zawiderlaufen oder dem Geiste und dem Buchstaben des zwischen Deutschland und der Sowjetunion geschlossenen Nichtangrisisvcr- trages widersprechen. 2m Gegenteil, die Aufgabe dieser Truppen besteht darin, Ordnung und Ruhe in Polen her­zustellen, die durch den Zerfall des polnischen Staates zer­stört sind, und der Bevölkerung Polens zu --elfen, die Be­dingungen ihres staatlichen Daseins neu zu regeln.

Helfer des britischen Geheimdienstes gefaßt

Anschlag auf dieSchwarze Muttergottes" geplant

Berlin, 18. Sept. In Tschenstochau wurden am Sonntag drei Polen verhaftet, die beobachtet woroen waren, wie sie sich in auffälliger Weise in der Nähe des Gnadenbildes der Schwarzen Mutter Gottes zu schaffen machten. Sie wurden sofort einer gründlichen Untersuchung unterzogen, und man fand bei ihnen neben einem Geldbetrag in Höhe von über 3000 Zloty auch zahlreiches Material, das zur Brandstiftung geeignet war. Bei der Vernehmung sagten die drei verhafteten Polen übereinstimmend aus. daßihnendieEeldervon einem englisch sprechenden Mann gegeben wurden, der mit Hilfe eines polnisch sprechenden Begleiters die Unterhal­tung mit ihnen führte. Das Geld sei eine Anzahlung dafür gewesen, daß sie das Heiligtum der polnischen Katholiken durch Brandstiftung zerstören sollten, doch sei ihnen dies bisher nicht möglich gewesen, weil das Bild von Gläubigen umlagert ge­wesen sei.

Es ist nur zu durchsichtig, was mit diesem infamen, von englischen Agenten des Secret Service angestifteten An­schlag beabsichtigt war. Nachdem sich die Londoner Lügenzen- trale mit der Meldung, daß die deutschen Truppen bei ihrem Einmarsch in Tschenstochau das Enadenbild zerstört hätten, durch die umgehende schlagende Widerlegung gründlich blamiert hat­ten, wollte man anscheinend versuchen, nun erneut den Haß der polnischen Katholiken dadurch aufzustacheln, daß man die beab­sichtigte Zerstörung der deutschen Besatzung von Tschenstochau rn die Schuhe geschoben hätte. Es ist zu hoffen, daß man in Kürze ! den anscheinend noch immer tätigen englischen Agenten durch I ihre Inhaftierung ihr schmutziges Handwerk legt.

Von dem am Dnjestr gelegenen polnischen Grenzort Caleszczyci, der in den letzten Tagen der polnischen Regierung als Aufent­halt diente, ergoß sich seit Sonntag morgen ein ungeheurer Flüchtlingsstrom über die Grenze nach dem rumänischen Ort Lrisciktec, es kommen Privatwagen, mit denen die polnischen Bankrotteure über die rumänische Grenze flüchten. Mit Wagen trafen an der rumänischen Grenze auch einzelne polnische Mili­tärabordnungen ein, die nach dem Uebertritt interniert wurden.

Der bei Snyatin eindringende Flüchtlingsstrom ist schwächer, dagegen wieder sehr stark jener, der bei Kuty über die Grenze kommt. Hier sind etwa 400 Kraftwagen über die Grenze gekom­men. Zum überwiegenden Teil waren sie mit den Regierung­mitgliedern, deren Angehörigen und ihrem Gepäck besetzt. Auf allen Straßen der Nord- und Westbukowina bewegen sich lange Züge von Kraftwagen und Leiterwagen in das Innere des rumänischen Staatsgebietes. Um 16.30 Uhr MEZ. haben die sowjetrusstschen Truppen Caleszczyci besetzt. Vorher beschossen sie den Ort mit Artillerie. Der Bahnhof von Snyatin wurde von russischen Fliegern in Trümmer gelegt. Auch die Stadt Kuty wurde bombardiert. Wie die Flüchtlinge erzählen, herrscht in ganz Ostgalizien größte Panik und Kopflosigkeit. Drei Flücht­lingszüge, die in der Nähe von Kolomea zusammengestellt wur­den, haben nicht mehr die Grenze erreicht und sind unterwegs stecken geblieben.

Wirtschaftliche Bedeutung Gdingens

Berlin, 18. Sept. Mit der Einnahme von Gdingen befindet sich ein Hafen in deutscher Hand, den die Polen seit dem Jahre 1926 mit allen Kräften und Mitteln ausgebaut haben. Dem Hafen stehen zahlreiche Speicher, Schuppen, Lagerhäuser, Tanks sowie Kühlhäuser, Lade- und Löscheinrichtungen zur Verfügung. Durch den planmäßigen polnischen Wirtschaftskrieg gegen Dan­zig konnte der Schiffseingang über den Gdinger Hafen im Jahre 1938 insgesamt 6498 Schifef mit 6,5 Millionen Netto-Register- tonnen erreichen.

In der Ausfuhr hat Polen insbesondere seine Massengüter, vor allem Kohle und Holz, über Gdingen geleitet. Das gleiche gilt für die Einfuhr, da Erze, Schrott, Schwefelkies, Kunstdünger sowie Baumwolle und Wolle fast ausschließlich über Edingen gelenkt wurden. Die besondere aktuelle Bedeutung des Gdingener Hafens liegt darin, daß er nach Wiederherstellung der Bahnanlagen in den Dienst der oberschlesischen Koh­lenausfuhr gestellt werden kann. Bekanntlich har Deutsch­land seine Kohlenlieferungen an neutrale Länder, beispielsweise an Dänemark, aufrechte-rhalten und damit einen überzeugenden Beweis seiner Kraft im Wirtschaftskrieg gegeben.

Mitglieder der polnischen Regierung, darunter der ehemalige l Außenminister Beck übernachteten in dieser Stadt. Wie verlau- j tet, wird Expräsident Moscicki nach Bukarest Weiterreisen. Einer bisher noch nicht bestätigten Nachricht zufolge ist auch der damit erstmalig in diesem Feldzug hervorgetretene Marschall Rydz- Smigly auf rumänischem Boden, um von dort weiter Deutsch­land zu erobern.

In Bukarest ist die Umgebung des königlichen Schlosses Cotro- cen streng abgesperrt. Eine neben dem Schloß liegende Villa ist zum vorläufigen Aufenthaltsort für den polnischen Expräsiden­ten ausersehen. Die rumänische Regierung hat sich noch nicht entschlossen, was sie mit der ehemaligen polnischen Regierung anfangen soll. Es mehren sich jedoch Stimmen, die entsprechend der rumänischen Neutralitätspolitik entschieden fordern, daß die ehemalige polnische Regierung nicht mehr aus dem Lande gelas­sen wird.

Im Laufe des Montags sind weitere polnische Flugzeuge in Czernowitz eingetroffen. Zum ganz überwiegenden Teil handelt es sich um Militärflugzeuge, und zwar meist um Jagdmaschinen, die zwar den Kampf vermieden und sich versteckten, aber auf diesem Fluge große Schnelligkeit zeigten. Die polnischen Piloten wurden auf dem Vahnwege zu ihrem Internierungslager in das Innere des Landes befördert. Auch sind mehrere Kolonnen Tanks und einige Batterien Flakartillerie, die ' ie Grenze über­schritten haben, in Czernowitz eingetroffen.

Arbeitslosigkeit als englischer Kriegsersolg

Amsterdam, 18. Sept. Aus allen Teilen Englands wird be­richtet, daß die Arbeitslosigkeit schnell im Ansteigen begriffe«-, ist, da viele Industrie- und Eewerbezweige stillgelegt werden, rchne daß die Kriegsindustrie diese Arbeiter aufnehmen könnte.

In sachverständigen Kreisen erwartet man die Freisetzung von zwei Millionen Arbeitern, die nicht unmittel­bar von der Kriegsindustrie ausgenommen werden können. Da­mit wäre ein sehr erheblicher Teil der englischen Arbeiterschaft zunächst arbeitslos geworden.

Verordnung des Reichsjugendführers

Die Jugend vor den Gefahren der Verdunkelung bewahrt

Berlin, 18. Sept. Der Jugendführer des Deutschen Reiches, Reichsleiter Baldur von Schirach, gibt folgendes bekannt:

Um die deutsche Jugend vor den mit der Verdunkelung ver­bundenen Gefahren zu bewahren, ordne ich an:

1. Der Dienst im Deutschen Jungvolk und im Jungmädelbund schließt ab sofort mit Sonnenuntergang, so daß alle Angehörigen des Deutschen Jungvolks und des Jungmädelbundes noch vor Eintritt der Dunkelheit ihre elterliche Wohnung erreichen. (Die Zeiten des Sonnenuntergangs sind auf jedem Kalender ersichtlich.)

2. Den Angehörigen des Deutschen Jungvolks und des Jung­mädelbundes ist der Aufenthalt auf Straßen und Plätzen nach Einbruch der Dunkelheit verboten.

3. Die Angehörigen der HI. und des BdM. haben ihre Wege von der Arbeitsstelle oder vom Dienst zur Wohnung ohne jede Verzögerung zurückzulegen.

Heftiges Nahbeben bei Wien

Zwei Todesopfer

Wien, 18. Sept. Am 18. September um 1 Uhr 14 Minuten 43 Sekunden erfolgte nach den Aufzeichnungen der Wiener Seismographischen Station ein heftiges Nahbeben. Um 1.45 Uhr folgten dem Hauptbeben noch schwache Nachbeben. Der Herd dieses starken Bebens liegt bei Puchberg am Schneeberg, 70 Kilometer südwestlich von Wien. Es war das stärkste Beben, das dort jemals beobachtet wurde. Insgesamt wurden nach dem Hauptstoß um 1.15 Uhr noch 14 Nachstöße gezählt, von denen der letzte gegen 7.30 Uhr früh beobachtet wurde. Fast alle Häuser

Puchbergs weisen Sprünge auf, ein Kamin ist eingestürzt. In Losenheim, westlich von Puchberg, siel ein 15 Kubikmeter großer Felsblock auf ein Haus. Das Haus wurde zertrümmert, der Besitzer und dessen Sohn wurden getötet. Die Straße von Puch- lxwg nach Neunkirchen ist von Felstrümmern blockiert, an deren Beseitigung schon gearbeitet wird. An den Hängen des Schnee­berges sind zahlreiche Bruchstellen bemerkbar. Der Herd des Bebens dürste daher im Schneeberggebiet liegen.

»Kamerad Doktor"

Der besten Wehrmacht der Welt steht der beste Sanitäts­dienst zur Seite Ein Querschnitt durch das Sanitätswesen des Krieges

Von allen Organisationen und Einrichtungen, die im Zuge einer kriegerischen Handlung die kämpfende Truppe begleiten, steht ihr der Sanitätsdienst am nächsten. Seine Formationen sind militärische Verbände und seine Träger Soldaten, für deren Einsatz sich in jahrhundertealter Erfahrung bestimmte Grund­regeln herausentwickelt haben."

Mit dieser Feststellung eröffnete der Generalarzt das Gespräch, das sich zunächst den wichtigsten Aufgabengebieten des Sanitätsdienstes zuwandte. Ihm obliegt in erster Linie die Ver­sorgung und der Abtransport der Verwundeten und Kranken, die Ergänzung des verbrauchten Sanitätsmaterials und die Verhütung von Krankheiten und Seuchen.

So wenig sich auch diese Leitgedanken im Laufe der Kriegs­geschichte geändert haben, so umfassend sind die Bemühungen der Sanitätsdienste, alle wissenschaftlichen und technischen Fort­schritte im weitesten Umfange der Durchführung ihrer Auf­gaben nutzbar zu machen. Der besten Wehrmacht der Welt steht beute der beste Sanitätsdienst zur Seite. Der ihr gestellten Auf­gabe entspricht die organisatorische Aufgliederung seines Ein­satzes, der, je näher er an die Front rückt, die Versorgung und Betreuung der Verwundeten und Kranken in einer Hand ver­einigt. Sie untersteht im Verband eines Bataillons oder einer Abteilung dem Truppenarzt. Kleinere Einheiten verfügen über eigene Sanitätsunteroffiziere und Krankenträger. Ihre Tätigkeit setzt unmittelbar im Kampffeld ein. Die Zeiten, da der verwundete Soldat oft stundenlang in der Front liegen blieb, find endgültig vorbei. Die Krankenträger, die dem Befehl des Sanitätsunteroffiziers unterstellt sind, sorgen während der Kampfhandlung für einen raschen Rücktransport der Verwun­deten, die zunächst in Deckung und von dort zum Truppenver­bandsplatz geschafft werden. Sie bedienen sich dabei einer nach neuzeitlichen Gesichtspunkten konstruierten Krankentrage, die, leicht transportabel, wie ein Gewehr geschultert und mit weni­gen Handgriffen arbeitsbereit gemacht werden kann. Auf dem Truppenverbandsplatz wird dem Verwundeten die erstärztliche Hilfe zuteil. Dem Truppenarzt steht zur Erfüllung seiner Auf­gaben eine Truppensanitätsausrüstung zur VerfiftVng, die, in handlichen Kästen verpackt, alle erforderlichen Instrumente, Arznei- und Verbandsmittel usw. enthält. Diese Ausrüstung wird von der Truppe auf Sanitätsgerätewagen oder truppen- eigenen Fahrzeugen mitgeführt. Zur Entlastung des Trup­penverbandsplatzes, der ja meistens im Eefechtsbereich liegt, erstrebt der ärztliche Beistand im Kampfabschnitt lediglich eine erste Versorgung, um den Verwundeten transportffäkng zu machen und seine rasche Weiterbeförderung zum Hauptver­bandsplatz, zur Verwundeten- und Krankensammelstelle ohne große Aufenthalte vorzubereiten.

Hier setzt nun die Arbeit des Sanitätsdienstes ein, der mit seiner tiefgegliederten und vielseitigen Organisation über Sanitätskompanien, Feldlazarette, Krankenkraftwagen­züge, Krankentransportabteilungen, Kriegslazarette und Sani­tätsparks aus der Hand der Truppe die Verwundetenbetreuung übernimmt. Schon auf dem Hauptverbandsplatz, der neben den Empfangs- und Operationsabteilungen solche für Leichtverwun­dete und Gaskranke umfaßt und von einer motorisierten oder bespannten Sanitätskompanie errichtet wird, beginnt d,e erste chirurgische und fachärztliche Behandlung. Sie beschränkt sich bei