s. Seite — Nr. 218
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Montag, den 18. September 1S39
Der Führer in Galizien
Glänzende Marschleistungen der Ostmärker
Führerhauptquartrer, 16. Sept.
Der Führer begab sich am Freitag von seinem Hauptquartier zu den deutschen Truppen nach Galizien, die bei der Verfolgung und Zermürbung der polnischen Heeresverbände unerhörte Marschleistungen vollbrachten. Der Führer wohnte im Laufe des Tages dem Uebergang zweier Divisionen über den San bei. Es waren die gleichen Truppen, die bereits in den ersten Tagen des Vormarsches die polnische Bunkerlinie im ostoberschlefischen Industriegebiet in tapferem Ansturm durchbrachen und die nun, in Gewaltmärschen den schnellsten Verbänden folgend, den polnischen Widerstand an der Südfront in unaufhaltsamem Vormarsch zertrümmern.
Ein anderthalbstündiger Flug bringt uns in das Herz Galiziens. Auf diesem Flug haben wir Gelegenheit, die einzigartigen Marschleistungen der deutschen Truppen zu bewundern, die in knapp zwei Wochen kämpfend Entfernungen durchmessen haben, wie sie im Krieg in diesem Tempo noch niemals bewältigt wurden. Wir überfliegen das ostoberschlesische Industriegebiet, in dem überall die Schlote rauchen, die Gruben, Zechen und Hochöfen im Betrieb sind. Dann passierten wir in etwa 500 Meter Höhe Krakau mit dem Wawel, wo setzt deutsche Soldaten die Ehrenwache am Grab Pilsudskis halten, nachdem die Polen in ihrer Verblendung das politische Vermächtnis ihres größten Führers zu ihrem eigenen Verderb so schmählich verrieten. Weiter ostwärts geht unser Flug nach Tarnow und Rzeszow. Wir erkennen deutlich den auch durch zwanzig Jahre polnischer Herrschaft nicht verwischten kulturellen Hochstand dieser galizischen Gebiete, verglichen mit den armseligen Dörfern Kongreßpolens, die wir in den Bezirken um Lodz und Radom angetreffen haben. Ileberall merkt man, daß Galizien früher unter österreichischer Verwaltung stand. Die Städte sind sauber, die Häuser sind mehrstöckig, die Straßen gepflastert, und auch in den Dörfern tritt das ärmliche Strohdach gegenüber dem besseren Schindeldach zurück.
In der Nähe von Jaroslaw nördlich von Przemysl landen wir. Nachdem es ein wenig geregnet hatte, ist jetzt wieder prächtiges Wetter, und so sind unsere vorrückenden Truppen nicht mehr vom Staub behindert. Die Stimmung der Divisionen, die hier eingesetzt sind, ist hervorragend. Es sind ostmärkische Truppen, die hier marschieren. Sie haben ungeheure Marschleistungen hinter sich. Seit vierzehn Tagen hatten sie keine Ruhe. Sie lasten dem Feind auch nicht eine Stunde Zeit, sich wieder zu sammeln. Sie marschieren und marschieren. 40, 50, 60 Kilometer am Tag. Man merkt ihnen jedoch kaum eine Ermüdung an, als sie am Führer vorbeiziehen. Sie statten ihm in diesen Tagen ihren Dank dafür ab, daß er sie vor einem Jahr heimholte ins Reich. Wir stehen an der großen Brücke über den San, die von den Polen bei ihrem Rückzug gesprengt und verbrannt wnrde, und neben der jetzt schon wieder eine feste Holzbrllcke gebaut ist, die auch die schwersten Eeschützzüge und Tanks trägt.
Es ist ein wunderbares Bild, diese deutschen Soldaten der Ostmark an ihrem Führer und Obersten Befehlshaber seind- wärts vordeiziehen zu sehen. Glänzend ist ihre Haltung. Sie kommen singend die sich zum Flußufer senkende Straße herab. Sie singen die alten deutschen Soldatenlieder und die Lieder, die diese Schlacht in Polen schon geboren hat. Mit festem Blick marschieren sie vorbei. Sie sind sich der Leistungen bewußt, die sie schon hinter sich haben, und man spürt deutlich, sie werden sich mit diesen Taten noch nicht zufrieden geben. Hell klingt ihr neues Lied zum Führer empor: „Wir sind Soldaten und wollen Soldaten bleiben!"
Der Führer grüßt jede einzelne Kompanie, die an ihm vorbeizieht. Er grüßt die marschierenden Infanteristen, die Mannschaften an den Geschützen, an den MGs., die Männer der
i schweren Artillerie, der Panzerabwehrwaffen, der Fekdartillerie,
1 der Flugzeugabwehrtruppe« — alle, die im gleichen grauen Ehrenkleid zusammen vor dem Feind stehen. Schon stehen wir weit über eine Stunde auf diesem Platz, und noch immer zieht der graue Heerbann an uns vorüber, ostwärts, dem weichenden Feind nach.
Wir alle, die wir diese Stunde erleben dürfe«, find stolz auf die Truppen, die hier in einem solchen Geist vorüberziehen. Es ist der Geist einer Nation, deren heroische Haltung wir in diesen Soldaten verkörpert sehen. Während die Truppen den ruhig dahinfließenden San überschreiten, kommt die Nachricht, daß deutsche Formationen in Brest-Litowsk eingedrungen sind.
In Jaroslaw selbst erwartet uns die Kraftwagenkolonne des Führers, die in den letzten 24 Stunden nicht zur Ruhe gekommen ist. Sie ist mitten durch Polen gefahren, vcm Lodz bis hierher, und steht jetzt zu neuem Einsatz für den Mhrer bereit.
Wir fahren den San hinunter, um eine« zweiten Uebergang bei Ubieszyn zu erreichen. Hier ging eine Fähre, von den Polen zerstört, liegt sie mitten im Fluß. Nun steht auch hier eine feste Brücke, von unseren Pionieren erbaut. Auch hier marschiert Regiment um Regiment vorwärts. Wieder schlagen unsere Herzen höher, als die grauen Kolonnen am. Führer vorbeiziehen in strammer Haltung, die besten Soldaten der Welt. In wenigen Stunden werden sie wieder am Feind stehen.
Als wir am Nachmittag im Flugzeug zurückkehren, leuchten im Schein der Nachmittagssonne im Süden die Berghöhen der Beskiden, während im Norden unter Wolkenbänken die weite Ebene sich verliert. An diesem Tag haben wir ganz besonders in der Haltung der Truppen die Kraft gespürt, die Deutschland unüberwindlich macht.
Eine ostmärkische Kompanie — vom Wiener Hoch- und Deutschmeister-Regiment — sang das Lied:
Wir marschieren für Führer und Vaterland,
Wir schützen das Großdeutsche Reich.
Uns hat der Wille des Führers gesandt Und der Wille des Volkes zugleich!
Göring an der Front in Galizien
Generalfeldmarschall Göring begab sich am Freitagvormittag in seinem Flugzeug zu den Frontflugplätzen im Raume der in Galizien kämpfenden Südarmee. Er überzeugte sich von der durchschlagende» und verheerenden Wirkung der Bombenangriffe auf die polnischen Flugplätze und besichtigte eingehend das zum Teil bis zur Unkenntlichkeit zerstörte polnische Flug- zeugmaterial und die Flugzeughallen. Der Eeneralfeldmarschall gab an Ort und Stelle Richtlinien für die Wiederinstandsetzung der zerstörten Flugplatzanlagen und erteilte der Luftflotte 4 Weisung für den weiteren Einsatz der ihr unterstellten Luftstreitkräfte.
Neben anderen Frontverbänden, deren Kommandeure und Staffelführer der Generalfeldmarschall im Namen des Führers mit Eisernen Kreuzen auszeichnete, sprach der Generalfeldmarschall insbesondere den Männern der bisher erfolgreichsten, von Hauptmann Eentzen geführten Jagdgruppe, die im polnischen Jagd raum bis zur russischen Grenze bis Freitag allein 78 feindliche Flugzeuge vernichtet hatte, Dank und Anerkennung aus. Mit Stolz tragen zahlreiche Offiziere und Mannschaften dieser Jagdgruppe von gestern ab das Eiserne Kreuz. Auf dem Rückflug besuchte der Generalfeldmarschall die Verwundeten eines i Kriegslazaretts im oberschlestschen Judustrierevier. Er verweilte ^ volle zwei Stunden im Lazarett und ließ es sich nicht nehme«, > jedem einzelnen Verwundeten die Hand zu drücken. Anschließend j begab sich der Feldmarschall zum Vortrag ins Hauptquartier des Führers.
Chamberlain treibt Greuelpropaganda
Berlin, 16. Sept. Von amtlicher Seite verlautet u. a.: Der englische Premierminister Chamberlain hat am Donnerstag im Unterhaus behauptet, die Erklärung des Führers im Reichstag, die das Bombardement offener Städte verbietet und den Armeebefehl bekannt gab, daß nur streng militärische Ziele zu bombardieren seien, sei durch eine inzwischen erlassene Ankündigung der Wehrmacht in das Gegenteil verwandelt worden. Es ist unglaublich, daß ein britischer Premierminister es wagt, vor dem versammelten Parlament seines Landes der Wahrheit derartig ins Gesicht zu schlagen.
Wir geben hiermit nachstehend der Weltöffentlichkeit die wahren Tatsachen bekannt:
1. Der Führer hat auf einen Appell des Präsidenten Noosevelt zwecks Humanisierung des Krieges am 1. September 1939 bestätigt, daß sich die deutschen Streitkräfte auf Kampfhandlungen gegen militärische Objekte beschränken würden, solange dies auch von Seiten der Gegner eingehalten würde. Die deutsche Armee und Luftwaffe haben in dem dem Deutschen Reich aufgezwungenen Kriege gegen Polen diese Regeln nicht nur auf das genaueste eingehalten, sondern in unzähligen Fällen unter Nichtanwendung von militärischen Notwendigkeiten den Befehl des Führers befolgt.
2. Der klare Beweis für die humane deutsche Kriegführung ist die Tatsache, daß bisher in Polen alle großen und kleinen Städte mit Ausnahme der militärischen Objekte, Lufthäsen, Bahnanlagen und Brücken vollkommen unversehrt erhalten sind.
3. Dies ist umso bemerkenswerter, als die polnische Negierung ohne jede Rücksicht auf ihre Bevölkerung und Städte dazu geschritten ist, Ortschaften ohne jede militärische Wichtigkeit zum Ziele ihrer Aktionen zu machen. So ist z. B. derzeit Warschau, obwohl militärisch vollkommen eingeschlossen und strategisch von Bedeutung, von polnischen Truppen und bewaffneten Banden von Zivilisten besetzt, die aus der Stadt heraus die umzingelnde deutsche Armee beschießen.
4. Aber hiermit nicht genug, hat die polnische Regierung durch ihre maßgebenden Instanzen im ganzen Polen, und zwar sowohl in den offiziellen polnischen Blättern als auch durch Aufrufe an die Bevölkerung offen zum Franktireure- und Bandeukrieg aufgefordert."
So hat z. B. der polnische Oberst Roman Umiastowski am 2. 9. um 19.30 Uhr über den Warschauer Rundfunk folgenden Aufruf erlassen: „Wir fordern die Zivilbevölkerung auf, wenn deutsche Flugzeuge abgeschossen werden, die Piloten gefangen zu nehmen. Sollten sie sich wehren, so sind sie sofort zu erschlagen. Die Fallschirmjäger landen mit Sprengmaterial, womit sie versuchen, an militärisch wichtige Objekte herpnzukom-
men. Wenn ein deutscher Fallschirmjäger angetrosfen wird, mutz er sofort an Ort und Stelle erschlagen werden."
Am 8. 9., 21.08 Uhr, erklärte der Sender Warschau: „In dem Kampf gegen Deutschland arbeitet die polnische Bevölkerung Hand in Hand mit den polnischen Soldaten, indem sie überall Barrikaden errichtet und mit allen Mitteln die deutschen Aktionen und Stellungen bekämpft."
Sender Warschau II und Warschau SP. 48 verkündtt am 8. 9. um 19.45 Uhr: „Hiermit fordern wir die Einwohner aller Städte und Dörfer auf, sofort mit dem Bau von Barrikaden und Tankfallen zu beginnen. Außerdem hat die Bevölkerung Benzin und andere schnell brennbüre Mittel in der Nähe der Tankfallen zu halten, damit der Tank sofort unschädlich gemacht werden kann, damit er sofort Feuer fängt."
Kurzwellensender London ESV. am 9.9 9. um 0L0 Uhr: „Wir erwarten, daß der Kampf für Warschau schwer sein wird, aber wir haben hinter uns nicht nur die Armee, sondern alle Bürger, die in der Lage sind, das Gewehr zu tragen."
London ESA. vom 10. 9. um 20.30 Uhr: „Die polnische Hauptstadt, die von Tausenden von Zivilisten verteidigt wird, hält noch immer den deutschen Angriffen stand."
Sender Warschau II am 11. 9. um 20.41 Uhr und Sender Wilna: „Bei den Angriffen auf Warschau fand ein deutscher Tank ein unrühmliches Ende. Die Zivilbevölkerung machte ihn kampfunfähig."
Sender Lemberg am 11. 9.: „Die übrigen polnischen Städte versprengten Panzereinheiten durch ihre bewaffneten Bürger."
Der polnische Sender in Wilna verbreitet am 11. 9. die Aufforderung des polnischen Zivilkommissars Virnacki zum Meuchelmord an Deutschen: „Jeder schlage mit dem zu, was er gerade in der Hand hat."
5. Die bestialischen Grausamkeiten, die die Aufforderung der polnischen Regierung zum Franktireurkrieg unter der Bevölkerung hervorgerufen hat, sind der Welt bekannt. Die durch zwei Agenten des Secret Service angezettelten Morde der Bartholomäusnacht von Bromberg an über IlM Deutschstämmigen, die Niedermetzelung von ungezählten Deutschen in Posen und im ganzen Korridorgebiet, die heimtückische Ermordung verwundeter deutscher Soldaten durch die polnische Zivilbevölkerung, die unzähligen Fälle, in denen deutsche Soldaten ihr Leben durch die Hecken- und Dachfchützen verloren haben, die qualvolle Ermordung von Fliegern, die, in Gefahr, sich mit dem Fallschirm zu retten versuchten, sprechen eine deutliche Sprache.
6. Polen, der Bundesgenosse Großbritanniens, hat sich also nicht nur an die mit unbeschreiblicher Heuchelest immer wieder von England proklamierte humane Kriegführung gehalten, sondern jeglichem Gesetz von Menschlichkeit und Menschenwürde ins
Gesicht schlagend hat die polnische Regierung zur bestialischste« Kriegführung aufgesordert, die es in der Geschichte der modernen Zivilisation gibt. Soeben erst wird der Rcichsregierung ein »euer Fall von polnischer Völkerrechtsverletzung bekannt, in dem nachgewiesenermaßen bei den Kämpfen am Osteingang von Jaslo aus Richtung Pilsno über die Jaslolka Gelbkreuzgase verwandt würden. Dieser Vorfall ereignete sich am Freitag, den 8. 9., 8 llhr abends, beim 1t Eeb.-Pi. 82. Das Bataillon hatte 14 Gelbkreuzkranke, wovon zwei Pioniere bereits gestorben sind. Entgegen den feierlichen vertraglichen Verpflichtungen hat also die polnische Regierung Eelbkreuzgas verwandt.
7. Die deutsche Heeresleitung hat auf Grund der obigen Tatsachen und auf Grund der bewußten Taktik der polnischen Heeresleitung und der polnischen Regierung, die Zivilbevölkerung zu Kampfhandlungen zu gewinnen, nunmehr die bekannte Ankündigung erlassen. Eine letzte Warnung für die polnische Regierung und die polnische Heeresleitung, von ihrem sinnlosen und völkerrechtswidrigen Verhalten Abstand zu nehmen.
Dies ist der wahre Sachverhalt. Wenn nunmehr der britische Premierminister Chamberlain behauptet, daß diese Ankündigung im glatten Widerspruch zu der Erklärung des Führers vor dem Reichstag am 1. September, den Krieg nicht gegen Frauen und Kinder zu führe», stehe, so heißt dies, die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf zu stellen.
Den Krieg gegen Frauen und Kinder führen nicht Deutschland, sonder« Pole« und England, indem sie die polnische Zivilbevölkerung zum Widerstand gegen die dentsche Armee auffordern und damit die deutschen Truppen zur Selbsthilfe gegen diese zwingen. Die deutsche Armee wird auch in Zukunft keine Städte, keine Ortschaften und keine Frauen und Kinder bombardieren, wenn diese Städte und Ortschaften und deren Zivilbevölkerung nicht zu militärischen Zwecken mißbraucht werden. Ueberall da aber, wo Städte und Ortschaften deutschen Truppen Widerstand leisten, wird dieser Widerstand, wenn es dem Völkerrecht entspricht, mit de« notwendigen Mitteln gebrochen werden. Dies und nichts anderes, Herr Chamberlain, sagt die Ankündigung der deutschen Heeresleitung!
Wenn nun Herr Chamberlain im Unterhaus wirklich sagte: „Wie weit auch Hitler gehen möge, die britische Regierung werde niemals zum planmäßigen Angriff auf Frauen, Kinder und Greise nur zu terroristischen Zwecken schreiten", so bedeutet das — das möge Chamberlain ein für alle Mal wissen — für jeden Deutschen den Höhepunkt der Heuchelei.
Nicht Adolf Hitler, sonder» Herr Reville Chamberlain ist derjenige, der heute den Kampf gegen Franc«, Kinder und Greise führt dnrch die soeben verkündete, jedem Völkerrecht Hohn sprechende Blockade der Nahrungsmittel für Europa.
Bezahltes „Seeheldenlum"
Mittelalterliche Methoden, um Kaperflotten in „Schwung" z« halten
Berlin, 16. Sept. In Großbritannien und in Frankreich wurde durch Erlaß amtlich die Verteilung des Reingewinns für aufgebrachte feindliche Handelsschiffe geregelt. Danach werde» drei Viertel des Nettobetrages dem Staat und ein Viertel den Offizieren und Mannschaften des aufbringenden Schiffes zufallen.
Diese Nachricht zeigt, daß die Engländer auch heute noch an ihren in Jahrhunderten entwickelten Gewohnheiten festhaltrn. Oft genug hat England im Laufe seiner Geschichte Kaperflottsu ausgerüstet und ausgesandt, um auf de» Meeren dem britischen Staatsschatz zusätzliche Einnahme« z» verschaffen. Da diese Aufträge häufig mit erheblichen Gefahre« verbunden waren, wurde den in staatlichem Auftrag handelnden Seeleuten als Anreiz und Risikoprämie ein Anteil an der Beute zugesichert. Diese Praxis, die wir in Deutschland nicht kennen, ist nunmehr von England und auch von Frankreich wieder ausgenommen worden, und aus der Tatsache, daß de« Offizieren und Mannschaften der aufbringenden Schiffe volle 25 Prozent des Reingewinnes zugeteilt werden, kann mau vielleicht schließen, daß man auch heute wieder derartige Unternehmungen als mit erheblichen Gefahren verbunden betrachtet.
Zn die Lust geflogen!
Französischer Minenkreuzer bei der llebernahme von Mine« in öle Luft geflogen — 49« Tote und Verwundete
Rom, 16. Sept. Einer Meldung der Agentnr Stefan! ans St. Louis (Senegal) zufolge, habe» ans Casablanca eingetros- fene Reisende berichtet, daß der französische Minenkreuzer „Pln- ton" 14773 Tonne«) am Mittwochoormittag i« dortigen Hafen in die Lust geflogen sei. Während der „Pluto«", so Hecht es in dem Bericht weiter, seine Kriegsladnng eiuschifste, sei eine der großen Mine« an Bord explodiert und habe das Schiff entzweigerissen und znm Sinke» gebracht. Nachdem der „Plu- ton" bereits gesunken war. hätten sich unter Wasser weitere schwere Explosionen ereignet, die in der ganze» Stadt erdbebenartig gewirkt und in de» am Hafen gelegene« Stadtviertel» große« Schade« angerichtet hätte». De« Rettungsmannschaften sei es «ach sechstägigrm Arbeite« gelungen, über 4 9 9 Tote und Verwundete, die der Besatzung des „Pluto«" und der Zivilbevölkerung angehörte«, z» bergen. Die Behörde von Casablanca versuchte«, die Bedeutung der Katastrophe, die die Bevölkerung tief erschüttert habe, herabzu- miuderu.
Kleine Nachrichten
Deutsch-niederländischer Verrechnungsverkehr. Die vor einigen Tagen durchgesührten üblichen Besprechungen der deutsch-niederländischen Regierungsausschstsse ergaben Ilebereinstimmung darüber, daß der deutsch-niederländische Verrechnungsverkehr auch unter den gegenwärtige« Verhältnissen in der bisherigen Weise durchgeführt werden soN.
Aufstand afghanischer Stäme in Indien. Nach London wird aus Simla gemeldet, daß es in Punjab (Indien) M einem Aufstand afghanischer Stämme gekommen ist Gibt es Krieg?
Eine reizende Geschichte vom Papa Wränge! sollte in der Erinnerung des heutigen Lesers nicht fehlen. Kurz vor dem Ausbruch des Krieges 1866 wollte Wrangel in Berlin einen Bekannten besuchen. Da dieser seine Wohnung gewechselt harte, fand er ihn nicht. Dies veranlaßte den Feldmarschall, einen unten im Hause befindlichen Laden zu betreten, um dort vielleicht die neue Wohnung seines Bekannten zu erfahren. Die Kausmannsfrau wußte sie auch nicht, sagte aber, sie wolle mal im Wohnungsanzeiger Nachsehen. Während sie nun in diesem herumblätterte, erkundigte sie sich, ob es denn wirklich Krieg gäbe. Darauf versetzte Wrangel: „Erst mal Nachsehen!" Als sie ihm schließlich die neue Adresse herausgefunden hatte und sie ihre Frage: „Gibt es Krieg?" noch einmal wiederholte, antwortete er: „Heute nich. morgen ooch nich, vielleicht aber übermorgen!"