Der Gefellschatter
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Nr. 216
Freitag, äen 15. September 1939
113. Jahrgang
Gefangenen-Anstaufch von Polen abgelehnt
Vorschlag der Reichsregierung wurde vom schwedischen Gesandten übermittelt
DNB. Berlin, 14. Sept. Im Hinblick aus die zahlreiche» Verschleppungen von Volksdeutschen aus dem von den deutschen Truppen besetzten Gebiet nach dem Innern Polens ist die mit der Wahrnehmung der polnischen Interessen in Deutschland beauftragte hiesige schwedische Gesandtschaft vom Auswärtigen Amt gebeten worden, der polnischen Regierung einen Austausch verschleppter Volksdeutscher gegen Nationalpolen vorznschlagen.
Die schwedische Gesandtschaft hat dem Auswärtigen Amt nunmehr mitgeteilt, daß es die polnische Regierung ablehnt, auf den dcutschen Vorschlag einzugehen.
Der Vorschlag der deutschen Reichsregierung an die polnische Regierung ist ein Beweis dafür, daß uns das Schicksal der verschleppten Volksdeutschen so wichtig ist, daß wir selbst eine Regierung, die amtlich zum Mord aufruft, noch zu einer Regelung auffordern. Die glatte Ablehnung dieses fairen Vorschlags beweist aber ebenso eindeutig, daß die derzeit herrschende polnische Clique weder auf das Ergehen ihrer eigenen Landsleute Rücksicht nimmt, noch irgend etwas aus den Ereignissen der letzten Tage gelernt hat. Sie ist nach wie vor halsstarrig und hat nun wieder vor aller Welt klargestellt, daß sie weit davon entfernt ist, irgendwelche humanen Maßnahmen zu unterstützen. Aufrufe zum Mord hinter der Front, das ist eine Sache für diese Volksverführer, ein Austausch von Gefangenen jedoch wird verweigert. Die Welt wird sich daraus ihr Urteil bilden, aber unabhängig davon wird Deutschland diesen verbrecherischen Spuk in Kürze vollends hinwegfegen.
Der Fall von Gdingen
Maueranfchläge beweisen die Mordfchuld des Militärs
Danzig, 14. Sept. Am Donnerstag vormittag wurde Edingen von der Danziger Seite her genommen. Nach schweren Kämpfen war der Feind von den beherrschenden Flüaeln aus der Stadt
SO OO6 Gefani
Ring um Warschau geschloffen
Berlin, 14. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Operationen in Südpolen fanden nur mehr geringen Widerstand und gewannen rasch nach Osten Raum. Die Straße Lublin—Lemberg wurde mit starken Kräften bei Rawa-Ruska und Tomascow erreicht, die Weichsel nördlich Sandomierz au mehreren Stellen überschritte«.
Als vorläufiges Ergebnis der Beruichtungsschlacht bei Radom sind 6 0 0 0 0 Gefangene, darunter zahlreiche Generale, 143 Geschütze und 38 Panzerwagen eingebracht. Der umfassende Angriff gegen die um Kutno umstellte« polnischen Divisionen schreitet vorwärts.
Der Ring um die polnische Hauptstadt wurde gestern auch im Osten geschlossen. Ostwärts Modlin über den Rarew oorgehend, nähern sich unsere Truppen auch von Nordwesten der Stadt. Die über die Straße Warschau—Siedice vorgedrungenen deutschen Kräfte habe« mit Teilen nach Südwesten und Westen eingedreht.
Die 18. polnische Division, darunter der Divisionsstab, streckte gestern nördlich Ostrow-Mazowieka die Waffen. 6008 Gefangene und 30 Geschütze wurden eingebracht.
Die auf Brest-Litowsk angesetzten Kräfte nähern sich schnell der Stadt. Als letzte der polnischen Grenzfestungen wurde Ossowiec gestern durch ostpreußische Truppen genommen. Trog ungünstiger Wetterlage griff die Luftwaffe mit Erfolg den Ostrand von Warschau und rückwärtige polnische Ver- bindungsstraßcn an. Zwei polnische Flugzeuge wurden abgeschossen.
Im Westen sind in dem zwischen Saarbrücken und Hornbach weit vor dem Westwall nach Frankreich vorspringenden Gebietsteil stärkere französische Kräfte als bisher gegen unsere Gefechtsvorposten vorgegange«. In Minenfeldern und in unserem Abwehrfeuer blieben sie liegen.
Gdingen in deutscher Hand
Berlin, 14. Sept. Devtsche Truppen sind am Donnerstag 18.15 Uhr in Edingen eingerückt. Der polnische Kommandant hat die Stadt übergeben. Nördlich Edingen wird noch gekämpft.
Bericht eines finnischen Generals
von der polnischen Front
Helsinki, 14. Sept. General Wallenius, der Kriegsberichterstatter von „Uusi Suomi", schreibt in seinem ersten Bericht
geworfen und hatte die Stadt geräumt. Der Einmarsch der deutschen Truppen begann um 8.30 Uhr früh und führte im ersten Vorstoß bis zur Marsch-Pilsudski-Straße, wo sich das Stadtkommissariat befindet. Hier wurde die Stadt durch den Stadtpräsidenten Skupien übergeben.
Die Stadt Gdingen ist so gut wie gar nich^zerstört. Damit ist erneut der Beweis erbracht worden, daß die deutschen Truppen bei dem Bruch des Widerstandes der Polen sich streng an den Befehl des Führers gehalten haben, nur militä- rischeZielezubeschießen. Elektrizitätswerk und Wasserwerk sind intakt geblieben. An den Hauswänden kleben noch Plakate, die die Bürgerschaft aufriesen, mit dem polnischen Militär zusammenzuwirken. Edingen werde „bis zum letzten polnischen Soldaten" verteidigt werden. Alle Einwohner wurden ausgefordert, „gemeinsam mit der polnischen Armee dem Feind die Stirn zu bieten", jede Schwelle muffe eine Festung sein. Dieser Aufruf stammt vom 9. September und ist unterzeichnet von Oberst Dombek. Die Gdinger Bürgerschaft hat sich jedoch nicht ins Unheil stürzen kaffen, sondern nach dem Abzug der polnischen Truppen die Stadt übergeben.
Die Stadt wird von Truppen und Danziger Polizei gesicherr. Der Arbeitsdienst folgte den Truppen aus dem Fuße, um die von den Polen zerstörten Brü n wieder aufzubauen und Straßenkampfanlagen inmitten der Stadt zu beseitigen. Die Geschäfte hatten durchweg geschlossen. Ihre Schaufenster waren mit Brettern verschalt. Wie der Stadtpräsident mitteilte, hatte die Bevölkerung seit zwei Tagen keine Lebensmittel mehr erhalten. Es wurde Vorsorge getroffen, daß die lebensnotwendigen Betriebe und Läden ihre Arbeit sogleich wieder aufnehmen.
Italienische Bewunderung
für die Schlagkraft der deutsche« Heere
Rom, 14. Sept. Die neuen großen Erfolge der deutschen Ostarmee finden in Italien allersiärkste Beachtung, wo man in
ene bei Aadorrr
— Festung Offowiec genommen
von der polnischen Front, man solle diesen Krieg nicht in verschiedene Schlachten trennen; es wäre eine zusammenhängende, von Deutschland geplante und präzise ausgeführte strategische Operation, auf deren Verlauf Polen nicht nennenswert einwirken könnte. Die polnischen. Verluste einschließlich der sin- geschloffenen Gruppen könne man jetzt auf rund 15 Divisionen beziffern. Die polnische Marine sei geflohen oder versenkt worden.
' Im Laufe von drei Tagen ist Wallenius tausend Kilometer durch Polen im Kraftwagen gefahren und konnte hierbei feststellen, daß in Mittel- und Südpolen das Leben erstaunlich wenig vom Kriege berührt worden ist. Die Schäden seien derart gering, daß man sie nur als private Schäden bezeichnen könne. Auf den Feldern werde wieder gearbeitet, und das Vieh se/ wieder auf der Weide.
Posen ein zweites Bromberg
Hunderte von Volksdeutschen wurden verschleppt, mißhandelt und ermordet
Berlin, 14. Sept. Je mehr von dem Schicksal der Poseser Volksdeutschen bekannt wird, umso grausiger wird das Bild des Wittens der polnischen Fanatiker in Posen-Stadt und Land. Zahlreiche Volksdeutsche haben fünf, ja sogar sechs Tage lang sich ohne alle Nahrung versteckt gehalten und sind nur dadurch der Verschleppung und Ermordung entgangen. Schon jetzt läßt sich sagen, daß Gewalt und Brutalität der an den Posener Volksdeutschen begangenen Schandtaten Posen als ein zweites Vromberg erscheinen läßt, denn Vlutspuren lassen auf »gezählte weitere Morde schließen, zumal stündlich noch Leichen Volksdeutscher in den Dörfern des Posener Landes fest gestellt werden. Die Liste der in Posen verhafteten Volksdeutschen, deren Verbleib bisher nicht festgestellt werden konnte, die aber vermutlich in die Gegend von Pansk von der polnischen Truppe verschleppt wurden, führt die Namen aller in Posen einflußreichen deutschen Persönlichkeiten auf. Unter den Pastoren, Gymnasial-, Werks- und Verlagsdirektoren, angesehenen Kanf- leuten, Aerzten, Lehrern, Diakonen, Studenten finden sich die Konsistorialräte Hein und Nehring, Superintendenten D. Rohde, Eymnasialdirektor Vogt, Verbandsdirektor Dr. Swart, der deutsche Kulturpolitiker.Dr. Lattermann, die Pastor, ^rum- mack, D. Horst, Steffani, die Bankdirektoren Böhmer, Klose, Geisler und Weber, Verlagsdirektor des „Posener Tageblattes", -Lr. Scholz, Vorsitzender des Deutschen Arbeitervereins, Kallus, der Geschäftsführer der Genossenschaft „Credit", Adolf Kraft, die Aerzte des Posener Diakoniffenhauses Dr. Robert Weife und Dr. Händtschke, schließlich der Seelsorger der deutschen Katholiken, Franziskanerpater Breitinger, ferner aus Wreschen Pastor Wegener. Alle diese Verschleppten wurden am 1. und 2. September in rücksichtslosester Weise aus ihren Wohnungen gewaltsam entführt, geprügelt und mit unbekanntem Ziel nach Jnnerpolen transportiert. Aus Protokollen ist ersichtlich, daß etwa 500 Deutsche verschleppt wurden.
uveraus sympathisch gehaltenen Kommentaren die unwiderstehliche Schlagkraft der deutschen Heere unterstreicht, die, kaum daß sie die großen Fallen westlich von Warschau geschloffen, bereits neue östlich der polnischen Hauptstadt vorbereiten. Trotz ihres verzweifelten Widerstandes sei es den Polen, wie „Tri- buna" betont, nicht gelungen, den Ring zu durchbrechen oder die motorisierten Kolonnen aufzuhalten. So hätten die Deutschen mit ihren Vorhersagen, daß der Krieg in weiteren zwei Wochen beendet sein werde, nur zu recht. Die gesamte Abendpresse hebt in riesigen lleberschriften die jüngsten schweren Schläge hervor, die Deutschlands siegreiche Truppen den Polen im Westen wie im Osten von Warschau versetzt haben, wobei insbesondere die Gefangennahme von 66 000 Mann sowie die Erbeutung ungeheuren Kriegsmaterials unterstrichen werden.
Empörung Wer die britischen Seeraubermethoden
auch i« Holland
Amsterdam, 14. Sept. Die Veröffentlichung der deutschen Konterbande-Liste durch die Reichsregierung hat in Holland starken Eindruck gemacht. Besonders die Tatsache, daß Neben dem unbedingten Banngut auch bedingtes Banngut aufgeführt wird, wird in Holland verständnisvoll vermerkt und als Ausdruck der Entschlossenheit gewertet, gegen die englischen Aushungerungsmethoden Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig sieht man darin eine ernste Mahnung an die Neutralen, dem englischen Druck nicht zu weichen, sondern die einmal verkündete Neutralität auch tatsächlich auf allen Gebieten, einschließlich des Warenaustausches, aufrechtzuerhalten. Das brutale Vorgehen der Engländer erfüllt die wirtschaftlich und politisch interessierten Kreise der Niederlande mit wachsender Sorge, denn zweifellos ist Holland durch die englischen Blockademaßnahmen, die das Land und seinen Handel aufs schwerste schädigen, ernst getroffen. Die Empörung über die britischen Seeräubermethoden ist im holländischen Volk allgemein.
Belgien will normalen Wirtschaftsverkehr mit dem Kongo-Gebiet
Brüssel, 14. Sept. Der belgische Kolonialminister de Vlee- schauer erklärte vor dem Verband der belgischen Kolonialinteressenten, daß Belgien im Hinblick auf den gegenwärtigen Krieg die wirtschaftliche Tätigkeit im Kongo-Gebiet aufrechterhalten müsse. Die belgische Neutralitätspolitik, die durch die großen Nachbarstaaten anerkannt und garantiert sei, dürfe weder ein Vorwand noch eine Ursache dafür werden, Belgien daran zu hindern, die normale Versorgung des Mutterlandes und der Kolonien fortzusetzen. Der Verkehr zwischen Belgien und dem Kongo müsse aufrechterhalten und womöglich verstärkt werden. Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Aeußerungen des belgischen Kolonialministers sich in erster Linie an die Adresse Englands richten.
Gewaltiger NnterWeb zwischen 1S14 und 1S3S
Paris ohne Mut und Leidenschaft
Brüssel» 14. Sept. Ein Sonderberichterstatter der „Jndepen- dance", der sich drei Tage in Paris aufgehalten hat, schildert seine Eindrücke und stellt den gewaltigen Unterschied fest, der zwischen 1914 und 1939 bestehe. Kein Geschrei und keine Umzüge. Keine französische Zeitung spreche von den aus dem Weltkriege her berüchtigten Marmeladeschnitten, mit denen die Franzosen ganze deutsche Vatillone gefangen nehmen wollten. Der Grund hierfür liege darin, daß die Erinnerungen an 1914 noch zu frisch seien. Sie seien noch in dem Gedächtnis zu vieler Männer, die 1914 in den Krieg zogen. Die Pariser Bevölkerung sei sich sehr wohl bewußt, daß es sich nicht um einen Spaziergang, sondern um eine harte und tragische Realität handle. Frankreich sei nicht in den Krieg gezogen, um Gebiete zu erobern oder ein Regime zu zerstören, das es zwar ablehne, von dem es aber zugebe, daß andere sich damit abfinden können; es sei ,n den Krieg gezogen ohne Mut und ohne Leidenschaft. Frankreich wisse, was ihm bevorstehe, nämlich ein Krieg, der das Land, ungeachtet seines Ausganges, ausgepumpt und geschwächt zurücklassen werde.
Zwischenfall außerhalb der Hoheitsgewäffer
Holländisches Flugzeug von deutschem Flugzeug beschossen
Berlin, 14. Sept. Am 13. September um 14.21 Uhr traf ein deutsches Flugzeug etwa 10 Seemeilen nördlich von Ameland, also außerhalb der holländischen Hoheitsgewäffer, auf ein Flugzeug, dessen Nationalität zunächst nicht zu erkennen war. Das fremde Flugzeug drehte plötzlich ab und flog auf den deutschen Aufklärer zu, der das Feuer auf den vermeintlichen Angreifer eröffnete. Das beschossene Flugzeug landete hierauf sofort in der See und überschlug sich dabei. Erst im Riedergehen erkannte die deutsche Besatzung das Hoheitsabzeichen. Es handelt sich um ein holländisches Fokker-Flugzeug. Die Deutschen setzten in diesem Augenblick unverzüglich zur Landung an, übernahmen die Besatzung von vier Mann, von denen zwei leicht verletzt waren, starteten und lieferten die Holländer wohlbehalten im deutschen Heimathafen ab. Ein weiteres deutsches Flugzeug, das zur Hilfeleistung herbeigeeilt war, erlitt bei der Seelandung Bruchschaden und mutzte zur Rettung der Besatzung Zuflucht in holländischem Hoheitsgewäffer suchen. Die holländischen Flieger geben zu. daß