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Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Freitag, den 15. September 1938

sie diesen Unfall durch ihr unvorsichtiges Verhalten selbst ver­schuldet haben.

Die Niederlande sind verständlicherweise entschlossen, ihre Neu­tralität gegen jeden Uebergriff zu verteidigen. Um so mehr ist dieser unglückliche Zufall zu bedauern, dem ein holländisches Flugzeug zum Opfer gefallen und durch den holländische Flieger ernstlich gefährdet worden sind. Andererseits kann aber der Be­satzung des deutschen Aufklärungsflugzeuges kein Vorwurf ge­macht werden. Es handelt sich hier um eine Verkettung von un­glücklichen Umständen, die in Kriegszeiten nicht vermeidbar sinb-

Radio London fahndet noch immer nach derBremen"

Berlin, 14. Sept. Die vom Generalfeldmarschall in seiner Rede mitgeteilte Tatsache, daß sich der stolze deutsche DampferBre­men" in Sicherheit befinde, kann der englische Rundfunk immer noch nicht recht fasten. Nachdem man seinerzeit bereits trium­phierend verkündet hatte, daß dieBremen" von einem britischen Kriegsschiff in einen englischen Hafen eingebracht worden sei, stellt Radio London am Mittwoch ein Rätselraten darüber an, roo sich das Schiff befinden könnte. Da der englische Rundfunk den Mißerfolg der Jagd der britischen Seestreitkräfte nach dem Dampfer nicht begreifen kann, meldet er als Erklärung, die Bremen" habe auf offener See die Nationalität gewechselt und fahre jetzt unter italienischer Flagge. DieBremen" steuert jetzt auf einen italienischen Hafen zu schließt die sich angeblich auf holländische Meldungen stützende Mitteilung.

Merkwürdig: Man hat beobachtet, daß das Schiff die Flagge wechselte, man weih, daß es einen italienischen Hafen ansteuert und trotzdem kapert man dieBremen" nicht? Ob das nicht selbst für englische Rundfunkhörer' ein zu starker Tobak ist?

Die Ostsee unter deutschem Schutz

Schweden setzt Versicherungsprämien herab

Stockholm, 14. Sept. Die Besorgnis über die Auswirkung der rücksichtslosen Blockademaßnahmen der Engländer ist in Schwe­den wesentlich geringer geworden, nachdem Deutschland als Handelspartner immer nachhaltiger in Erscheinung tritt und der Handelsverkehr über die O>tsee, insbesondere nach Deutschland, als absolut gesichert, ja sogar als außerordentlich steigerungsfähig erkannt worden ist. Auch die Tatsache, daß deutscherseits, im Gegensatz zu England, die Kon­terbande-Bestimmungen loyal gehandhabt und der Schiffahrts­oerkehr mit den neutralen Staaten selbst durch die Minensperre geschützt wird, hat hier Befriedigung hervorgerufen. 2n Schwe­den wird das von England eingeführte Kontrollsystem weit>r- hin als widerrechtliches Vorgehen empfunden.

Bezeichnend für die Beurteilung der Lage hinsichtlich des Schiffahrtsverkehrs ist die Tatsache, daß der staatliche Kriegs- verficherungsausschuß eine Reihe von Versicherungsprämien für nach deutschen Häfen bestimmte Lasten zum Teil erheblich gesenkt hat. Besonders interessant ist auch die Tatsache, daß gerade in den letzten Tagen große Abschlüsse mit einer Reihe deutscher Firmen auf den verschiedensten Marktgebieten getätigt wurden. Das Interesse für die neuen deutschen Werkstoffe, einschließlich des synthetischen Gummis, ist wesentlich gestiegen. Die Nach­frage nach deutschen Kohlen ist weiterhin sehr groß. Man empfindet es in hiesigen Wirtschaftskreisen als außerordentlich bemerkenswert, daß die deutsche Wirtschaft trotz der starken Anspannung infolge des derzeitigen Konfliktes exportfähig geblieben ist.

Deutschland liefert Flugzeuge

Ganz wie in Friedcnszeiten"

Oslo, 14. Sept. Das vierte vor längerer Zeit in Deutschland bestellte Heinkel-Flugzeug für die norwegische Marine ist prompt geliefert und von norwegischen Fliegern aus Rosrock-Warns- miinde abgeholt worden.Aftonposten" befragte die norwegi­schen Flieger über ihren Besuch in Deutschland und erhielt fol­gende Auskunft: Wir mußten über Schweden fliegen und wegen des schwedischen Zolles sowie der militärischen Vorschriften in Schweden auf Grund der Kriegslage verspäteten wir uns etwas: trotzdem legten wir die ganze Strecke in rund drei Stunden Flugzeit zurück. Ueber der Ostsee begegneten wir vielen deut­schen Flugzeugen, aber sie hatten von unserem Flug Kenntnis und machten uns keinerlei Schwierigkeiten. Bei der Abreise aus Deutschland brauchten wir keine Formalitäten zu erfüllen, auch Flugplätze durften wir ohne weiteres überfliegen. Die Deutschen liefern ununterbrochen Flugzeuge an das Ausland, ganz wie in Friedenszeiren. Auch die Schweden holten sich drei Flugzeuge ab; Rumä­nien erhielt vor einigen Tagen zehn Flugzeuge und durfte mit diesen deutsches Gebiet ohne jede Behinderung überfliegen. Ans wurde gesagt:Kommt nur in drei Wochen wieder und holt Euch die nächste Maschine"

Britische Seeräuber am Werk

Amsterdam, 14. Sept. Wie die Amsterdamer Abendpresse be­richtet, ist Hollands größter Schnelldampfer, dieNieuwe Amsterdam", im Kanal von englischen Kriegsschiffen an­gehalten und untersucht worden. Das holländische Schiff wurde dann gezwungen, zur weiteren Durchsuchung einen britischen Kanalhafen anzulausen.

Das britische Jnsormationsministerium har amtlich mitgsteilt, daß die Ladung des -o' "-di^chen Dampfers Groenlo" unter dem Verdacht der Konterbande beschlag­nahmt worden sei. Das Ministerium für wirtschaftliche Krieg­führung erklärt hierzu, daß das Schiff am 4. September in den Downs festgehalten und untersucht worden sei. Dabei habe man festgestellt, daß es eine für Düffeldorf bestimmte Ladung an Bord gehabt habe. Der Konterbande-Ausschuß habe darauf ver­fügt, daß die Ladung beschlagnahmt, das Schiff nach Löschung jedoch freigelassen werde.

Neuyork, 14. Sept. Die Seeräubertaktik der Engländer führte jetzt zu schamlosen Uebergriffen gegenüber den Schiffen neutraler Staaten. So erhob jetzt Victor Sudman, der Generaldirektor der USA.-ReedereiBlack Dia­mond Lines" beim Außenministerium in Washington scharfe Beschwerde gegen die flagrante Verletzung der amerikanischen Neutralität durch England. Sudman gab zu Protokoll, daß der FrachtdampferBlack Osprey" im Aermelkanal angehalten und nach der englischen Küste eskortiert wurde, ohne den Schiffs­eigner zu unterrichten. Außerdem beschlagnahmten die Eng­länder den der gleichen Reederei gehörigen FrachtdampferBlack Eagle", der in Rotterdam eintreffen sollte.

Amsterdam, 14. Sept. In welch großem Umfange die Neu­tralen unter dem durch England heraufbeschworenen Krieg zu leiden haben, geht aus einer Schilderung hervor, die in den holländischen Zeitungen über die traurige Lage der hol­ländischen Seefischerei erschienen ist. Alle Fischlogger liegen auf. Die Häfen von Scheveningen und Jjmuiden sind völlig überfüllt, da die Fischer es wegen der englischen Minen

nicht wagen, die Fischgründe in der Nordsee aufzusuchen. Lin Teil der Fischereiflotte muhte daher nach Amsterdam gebracht- werden. Wie derTelegraaf" berichtet, werden durch diesen trostlosen Zustand Tausende von holländischen Fischern brotlos. Auch die Fischerei innerhalb der Hoheitsgewässer ist durch eng­lische Treibminen gefährdet.

Russisch-polnische Grenzzrvischenfäüe

Sowjetjäger zwangen vier polnische Bomber zur Landung

Moskau, 14k Sept Die Telegraphenagentur der Sowjetunion teilt mit: In den letzten Tagen häuften sich die Fälle von Ver­letzungen der sowjetrussischen Grenze durch polnische Militärflug­zeuge. Die Grenzverletzer versuchten sogar, in das innere sowjet- ! russische Gebiet einzudringen. Am Dienstag verletzten polnische Militärflugzeuge die sowjetrussische Grenze in den Distrikten von Chepetovka (Ukraine) und Jikovitchi (Weißrußland). Sowjetrussische Jagdflugzeuge zwangen die polnischen Flugzeuge zur Rückkehr auf polnisches Gebiet. Indessen werden noch wei­tere Grenzverletzungen gemeldet. So stießen am Mittwoch meh­rere polnische Bombenflugzeuge in den Distrikten Krivine und Pampol (Ukraine) auf sowjetrussisches Gebiet vor. Eine zwei­motorige polnische Maschine wurde von sowjetrussischen Jagd­flugzeugen gestellt und zur Landung aus sowjetrussischem Gebiet gezwungen. Die dreiköpfige Besatzung wurde festgenommen. Aw. selben Tage verletzten drei polnische Bombenflugzeuge die sow­jetrussische Grenze in dem Distrikt Mozyr in Weißrußland. Auch in diesem Falle wurde die Landung der Grenzverletzer durch sowjetrussische Jagdmaschinen erzwungen, und die drei Vesatzun- 8kir iik^gcsamt 12 Mann festgenominen.

Neutrale Berichte aus Polen

Schwedischer Bericht aus Polen

Stockholm, 14. Sept. Der vomSvenska Dagbladet" zur pol­nischen Front entsanvre Mitarbeiter betont in einem Berich, an sein Blatt, daß hinter der deutschen Front in Polen bereits völlige Ruhe eingetr->ten sei. Die deutsche Armee habe ihren Nachschub mit größter Schnelligkeit nach dem Kampfgebiet hin transportiert. Auf denttchmi Gebiet sehe man überhaupt keine Truppen mehr und auch in dem besetzten Gebiet seien nur schwache Kräfte notwendig, um Sie Ordnung aufrecht zu erhalten. i

Der einfachste deutsche Soldat werde in den polnischen Städten ! mit einer gewissen Bewunderung betrachiet. Der deutsche Vor- ' marsch sei mit einer Präzision vor sich gegangen, zu der ein ^ Gegenstück fehle. Hinter der Front treffe man überall bereits j den deutschen Arbeitsdienst beim Brückenbau, Wegeausbesteni ! und anderen Aufgaben. Obgleich von den Polen viele Brücken ; gesprengt seien, käme man aut fast allen wichtigen Wegen so j gut weiter, als wenn niemals Sprengungen vorgenommen wor­den wären. Der Berichterstatter unterstreicht, daß die deutsche Volksgruppe in Polen die entrückenden deutschen Truppen mit Begeisterung begrüßt hat.

Moskau erkennt die Ursachen

Dieterroristische Minderheitenpolitik der Polen"

Moskau, 14. Sept. Ein beachtenswerter Leitartikel der Prawda" über dieUrsachen der militärischen Niederlage Po­lens" setzt sich eingehend auseinander mit der Nationalitäten­frage in Polen und insbesondere mit der Lage der Ukrainer und Weißrussen in Polen. Im einzelnen schreibt das Blatt u. a.'- Obwohl erst 14 Tage seit dem Beginn der Kampfhandlungen zwischen Deutschland und Polen vergangen seien, könne man jetzt schon sagen, daß Polen militärisch vernichtet sei und all feine politischen und wirtschaftlichen Zentralen verloren hat. Eine so rasche Niederlage Polens sei nicht allein durch das Uebergewicht der Kriegstechnik und militärischen Organisation

Deutschlands und durch das Ausbleiben einer effektiven Unter­stützung Polens durch England und Frankreich zu erklären. Die polnische Staatsmaschine sei bereits in wachsendem Maß« des-

> organisiert, und das polnische Staatsgebilde habe sich ohmnüch- j tig und so zur Aktion unfähig erwiesen, daß es bei den ersten

> militärischen Mißerfolgen buchstäblich zusammenbrach. Die , Gründe für diesen Bankerott Polens, so folgert diePrawda" i weiter, liegen tiefer: sie beruhen in erster Linie auf den inneren ^ Schwächen und den Gegensätzen des polnischen Staates. Polen ! sei ein Nationalitätenstaat. Die Polen selbst machen nur 60 Pro-

> zent der Eesamtbevölkerung aus, 40 Prozent sind nationale Minderheiten, darunter 8 Millionen Ukrainer und 3 Millionen Weißrussen. Um das spezifische Gewicht dieser beiden fremden Völker zu kennzeichnen, genügt der Hinweis darauf, daß sie eine größere Volkszahl darstellen als die Bevölkerung Finnlands, Estlands, Lettlands und Litauens zusammengenommen. Trotz des Vorhandenseins so starker nationaler Minderheiten in ihrem Staate hätten die Polen die Lebensinteressen dieser Völker völlig mißachtet. Sie hätten sogar die elementarsten Grundsätze der Minderheitenbehandlung nicht begriffen. Die Nationalitäten­politik der polnischen Regierungstreue habe in der Unterdrückung der nationalen Minderheiten bestanden. D>e Westukraine und das westliche Weißrußland seien die Objekte der grausamsten Ausbeutung der polnischen Großgrundbesitzer, die aus diesen Gebieten eine rechtlose Kolonie gemacht hätten. Gewaltsame Polonisierungsversnche aus dem Gebiete der Schule, der Presse usw., militärische Strafexpeditionen, Kriegsgerichte und Terror­maßnahmen das seien die Methoden der polnischen Politik in diesen Gebieten gewesen, in deren Gefolge die ukrainische und weißrussische Bevölkerung auch zur kulturellen Verelendung ver­urteilt sei. In dieser Behandlung der Minderheiten sieht die Prawda" auch die tiefste Ursache für den militärischen Miß­erfolg Polens. Ein Nationalitätenstaat, der nicht die Freund­schaft und Gleichberechtigung aller seiner Völker pflegt, sondern im Gegenteil auf der Unterdrückung und Ungleichheit der na­tionalen Minderheiten aufgcbaut ist, kann auch keine gefestigte militärische Kraft darstellen. Hierin liegt die Wurzel der Schwäche des polnischen Staates und die innere Ursache für seine militärische Niederlage."

Der Artikel derPrawda" sowie die scharfe amtliche Erklä­rung zu den Grenzverletzungen der polnischen Flieger zeichnen, wie allgemein betont wird, den politischen Hintergrund ab zu den Mobilisierungsmaßnahmen der Roten Armee an der West­grenze der Sowjetunion.

Das Pfund gleüei weiter ab

Englands finanzielle Schwäche zeigt sich immer mehr

Berlin, 14. Sept. Die Schwäche des englischen Pfundes, die seit langem kein Geheimnis mehr ist, konnte wohl keine bessere Bestätigung finden als dadurch, daß die englische Regierung die Devisenzwangswirtschaft einführen mußte. Die neuen Maß- ! nahmen erweisen sich bereits jetzt als verfehlt. Es ergibt sich nämlich, daß die Zwangskurse nur in London auf dem Papier ^ stehen, während das Pfund an allen anderen internationalen s Devisenmärkten unaufhaltsam weiter fällt. Diese Entwick- s lung kam im Lause des Donnerstags in einem neuen Pfund' s stürz zum Durchbruch, und zwar vor allem in Neuyork , Während der Pfundkurs in London im Vergleich zum Dollar

> Anfang September auf 4,02 bis 4,06 gesetzt wurde und sich ssit- ! dem hier nicht mehr verändert hat, war er in Neuyork, wo er ! am Mittwoch mit 4,01 notierte, am Donnerstag einem neuen j Sturz unterworfen, bei dem er zur Zeit bis aus 3,86 nach- ^ gegeben hat. Bei der gegenwärtigen Notierung bedeutet der

Sturz des Pfundes, daß England für alle Käufe schon rein de­visenmäßig über 20 v. H. mehr zu zahlen hat als vor Beginn des Pfundsturzes. Dazu kommen aber noch die Preissteigerungen an den internationalen Rohstoffmärkten.

Polnische Regieenns stiehl een

DNV. Bukarest, 14. Sept. Die polnische Regierung, die j die sich vor einigen Tagen nach Krzemienecz begab, hat ihren Sitz heute an die Südgrenze verlegt. Zn den ersten Nachmittags­stunden sind alle Mitglieder der Regierung und, wie es heißt, auch die Mitglieder der Botschaften und Gesandtschasten in Za leszezyki, einem kleinen Ort an der rumänischen Grenze, einge- , troffen. Die polnische Regierung scheint damit die Absicht zu haben, falls der deutsche Vormarsch noch drohender werde, die Grenze nach Rumänien zu überschreiten. Der Entschluß Krzemie­necz zu verlassen, ist auf Grund eines neuerlichen Angriffes durch die deutsche Luftwaffe und der Nachrichten über das rasche Vorrücken der deutschen Truppen erfolgt.

Die Frau und die Tochter des polnischen Außenministers Beck trasen am Mittwoch in Czernowitz ein.

Ts!?e Zuftimde irr Warschau

Riessnbrände in allen Stadtteilen Warschaus

Riga, 14. Sept. Auch die lettischen Blätter melden aus War­schau, daß durch den Bau von Barrikaden, die jetzt allL Hauptstraßen Warschaus sperren, die Tätigkeit der Warschauer Feuerwehr beim Löschen von Bränden lahmgelegi worden ist, denn die Feuerwehrkraftwagsn seien nicht in der Lage, die Brandstätten zu erreichen. Dadurch seien in einer Reihe von Warschauer Stadtteilen Riesenüründe entstanden, die nicht gelöscht werden konnten.

Amsterdam, 14. Sept. Wie bereits früher gemeldet, wurden auf Befehl des Generals Lsuma die Tore des Warschauer Ge­fängnisses Mokotow geöffnet. Die Geivnv-nen benutzten nach Berichten holländischer Pressevertreter die Gelegenheit und ver­übten zahlreiche Plünderungen in den leersteilenden Häusern sowie in den Wohnungen der völlig verängstigten Bevölkerung. Es' werden zahlreiche Gewalttaten dieser Sträf­linge gegen Frauen und Mädchen gemeldet, die den Auftrag erhielten, sich zu oen vordersten Barrikaden zu begeben und brennende Benzinflasch:n nach den deutschen Panzerwagen zu werfen. Ein Beweis für ven organisierter, polnischen Vanden- krieg ist die Tatsache, o»ß in die sogenniinrcn Acbeirer- bataillone auch Frauen und Mädchen ausgenom­men wurden. Der Kommandant von Warschau, Esuma, hat neuerdings eine Verordnung erlasten, nach welcher es den Ein­wohnern unter strenger Strafandrohung verboten wird die von deutschen Flugzeugen abgewvrfencn Flugschriften aufzu- h^e« und zu lese«. Es ist jetzt auch erwiesen, daß in Warschau von den polnischen Banden Dum-Dum-Kugeln verwendet wer­den, die durch Mitglieder der Arbeiterbataillone vorher zurecht gemacht werden.

Amsterdam, 14. Sept. Laut Nachrichten aus Warschau hat die Massenflucht der Bevölkerung, die nun durch Abriegelung der meisten Zugangswege nur in südwestlicher Richtung erfolgen kann, zu furchtbaren Zuständen geführt. Die

völlig ausgehungerten, schlecht bekleideten und ermatteten Flüchtlinge füllen alle Straßen und versperren die Zugangs­wege. Viele sinken in der Dunkelheit ermüdet am Wegesrand zusammen, um am anderen Morgen nicht mehr aufzuwachsa.

Amsterdam, 14. Sept. Wie aus Warschau berichtet wird, ver­sagt in der polnischen Hauptstadt die Nahrungsmittel- Versorgung völlig. Die Not ist so groß, daß die Bevölke­rung sich bereits von Hunden und Katzenfleisch nährt. Zwischen 19 Uhr und 4 Uhr morgens ist das Betreten der Straße verboten. Der Bürgermeister hat durch Verordnung bestimmt, daß täglich nicht mehr als ein Gericht gekocht werden darf. Gleichzeitig wurde die Zivilbevölkerung aufgefordert, sich zum Militärdienst frei­willig zu melden.

Wer andern eine Grube gräbt

Auswirkungen des Krieges für das englische Wirtschafts­leben

Amsterdam, 14. Sept. Die Auswirkungen des Krieges begin­nen sich bereits jetzt mit ihren nachteiligen Folgen überall im englischen Wirtschaftsleben zu zeigen. Wie dieFinancial News" feststellt, hat die Evakuierung Londons für die Londoner Geschäfte riesige Verluste mit sich gebracht. Alle großen Geschäfte im Westen und im Zentrum Londons machten, wie dieFinan­cial News" feststellt, die gleichen Erfahrungen. Man bemühe sich, der neuen Lage dadurch gerecht zu werden, daß man durch Entlastungen, Einstellung der Lieferung frei Haus usw. an Kosten zu sparen sucht. Das Problem, vor dem die Londoner Geschäftswelt stehe, sei ernst.

In einem Leitartikel unterstreichtFinancial News" eben­falls die Schwierigkeiten, die der Krieg dem englischen Wirt­schaftsleben gebracht hat. Durch die Verdunkelung, so sagt das Blatt u. a., sei die Vergnügungsindustrie praktisch zum Still­stand gekommen. Die Beschränkung der Einfuhr an Luxus- lcbensmitteln würde sich in gleicher Richtung auswirken. Wei­tere Verwirrung schasse die Evakuierung der Großstädte. Ein kompliziertes soziales und wirtschaftliches System sei zum Ver­trieb von Verbrauchsgütern geschaffen worden und jetzt sei der Verbrauch um etwa 30 Prozent zurückgegangen. In den Gebie­ten, die die Evakuierten aufnehmen, gebe es entweder einen derartigen Vertrieb nicht oder er werde kollektiv von Regie­rung und Gemeinden vorgenommen. All das bedeute, daß es in den Anfangsstadien des Krieges, ganz zu schweigen von den Arbeitern der Luxusindustrie, eine große Anzahl nicht wesent­licher Arbeiter geben müsse. In ganz England werde es wahr­scheinlich 2 Millionen Arbeiter geben, deren Arbeit unter dem Kriegsgesichtspunkt nicht mehr von Bedeutung sei. Es bestehe daher unvermeidlich die Gefahr, daß sie arbeitslos würden. Das müsse eintreten, ehe diese Arbeiter im Kriegsdienst und in Kriegsindustrien Unterkunst finden können. Es wäre höchst bedauerlich, so meint das Blatt, wenn man für sie nicht so schnell wie möglich neue Arbeit finden würde. Da« Arbeitsministerium trage hierfür die Verantwortung.