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Nr. 210

Freilag, äen 8. Zeptember 1939

113. Jahrgang

Die Provinz Posen wird frei

Die Polen auf der ganzen Linie im RückzW

Französisches Volk

nicht unterrichtet

DNB. Berlin, 7. Sept. Die Besetzung der von den Polen j im Rückzug geräumten Provinz Posen schreitet vorwärts. Won- z growitz und Obornik nördlich Posen sowie Koschmin südostwärts ^ Posen wurden besetzt. Auch von Westen hat der Anmarsch in ! die Provinz Posen Raum gewonnen. ^

Rawa-Mazowiecka erreicht

DNB. Berlin, 7. Sept. Die südlich Lodz vorstoßendcn Truppen haben Sie Stadt Rawa-Mazowiecka erreicht.

Polnischer Rückzug auf der ganzen Front

Berlin, 7. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Der Rückzug des polnischen Heeres hielt am 6. September aus der ganzen Front an. Durch den entschlossenen Einsatz der Luftwaffe tatkräftig unterstützt, blieben die Truppen des Ostheeres dem weichenden Feind in scharfer Verfol­gung auf den Fersen und stellten ihn an verschiede­nen Stellen zum Kampf.

In Südpolen wurde Neu-Sandez genommen und dort und nördlich davon der Duanjec überschritten. Kampflos besetzten unsere Truppen die Stadt Krakau. Dem Grabe des Marschalls Pilsudski wurden militärische Ehren erwiesen. Rach der Einnahme von Kielce sind unsere Truppen im raschen Vordringen durch den Westteil der Lqsa Eora und nähern sich weiter nördlich den Städten Tomaszow md Lod z.

Im Norden ist die Tucheler Heide nordwestlich Eraudenz nunmehr von den versprengten Resten der polni­schen Korridor-Armee gesäubert. Die Zahl dererbeute - ten Geschütze hat sich aus 8V erhöht. Die 9. und 27. polnische Division, ein Panzerbataillon, zwei Jäger- bataillone und die Kavalleriebrigade Pomorska sind ver­nichtet. Nur Reste haben sich ohne Waffen und Gerät durch die Weichsel schwimmend gerettet. Das noch in den Wäl­dern stehende Kriegsgerät kann erst in Wochen festgestellt und geborgen werden.

Ostwärts der Weichsel ist die Straße Thorn Stras­burg überschritten und ein Brückenkopf über die Drewenz gebildet. Die aus Ostpreußen oorgehenden Truppen haben den Narew beiderseits Pultusk und bei Rozan erreicht.

Die Luftwaffe hat am Mittwoch in durchschlagenden Tiefangriffen die weichenden Feindkolonnen angegriffen und versprengt. Der Angriff gegen Eisenbahnanlagen, Bahnhöfe und Brücken wurde fortgesetzt» dabei dieWeich - selbrücken südlich Warschaus durch Bombentref­fer schwer beschädigt. Der Warschauer Westbahn- hofstehtinFlammen.

Kapitulation der Westerplatte

Berlin, 7. Sept. Die Besatzung der Westerplatte, die sich bisher tapfer gehalten hatte» hat sich auf Grund der allgemeinen militärischen Lage Polens am Donnerstag vor­mittag 11 llhr ergeben.

Tagesbefehl des Oberbefehlshabers der Luftwaffe

Berlin, 7. Sept. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Ge- ncralfeldmarschall Hermann Göring, hat an die Luftwaffe folgenden Tagesbefehl erlassen:

Soldaten der Luftwaffe!

Rach schnellen, vernichtenden Schlägen ist die Luftherrschaft an der Ostfront euer. Kein feindliches Flugzeug vermochte die Ver­teidigung des deutschen Luftraumes anzutasten. In treuer Kampf- aerbundenheit und schnell entschlossener Einsatzbereitschaft hat ihr hervorragenden Anteil an dem raschen Vordringen des deutschen Heeres genommen. Ihr habt das Recht, auf die Erfolge stolz zu sein. Ich danke euch und mit mir das deutsche Volk, das mehr denn je in unbeirrbarem Vertrauen auf seine Luftwaffe blickt.

Unser Führer und Oberster Befehlshaber ist bei euch an der Dstjront. Unter seinen Augen weiter vorwärts!

Erster slowakischer Heeresbericht

Preßburg, 7, Sept. Slowakische Truppen haben, wie das slo- ?Esche Heereskommando bekanntgibt, im Raume nordöstlich der ^atra einen erfolgreichen Angriff in die Flanke des Feindes urchgeführt und ihn zum Rückzug gezwungen, wodurch das Vor- ucken von Einheiten der deutschen Wehrmacht erleichtert wurde, km Ostabschnitt der Front wurden erfolgreiche Operationen ".rchgeführt. Die slowakischen Truppen nahmen zahlreiche pol- '!che Offiziere und Soldaten gefangen. Die Polen vernichteten Rückzug alle Verkehrswege und Brücken, bauten Barrikaden zündeten sogar Dörfer an.

Bisher 28 VVS Gefangene

126 Geschütze und unzähliges Kriegsmaterial erbeutet

Berlin, 7. Sept. Rach Feststellungen des Oberkom­mandos des Heeres beträgt die bisherige Eesamtbente in Polen bis zum 6. September 25NV0 Gefangene, 126 Ge­schütze, viele Tankwagen und Panzerspähwagen. Die Zahl der erbeuteten Maschinengewehre, Gewehre «nd Panzer­abwehrkanonen kann vorläufig auch nicht annähernd über­sehen werden.

General Gofiorowski gesangen

Einer der ältesten Mitarbeiter Pilsndskis

Berlin, 7. Sept. Der polnische General Gofiorowski, Komman­deur der VII. Division, geriet in Gefangenschaft. Er war bis 1936 Generalstabschef unter Marschall Pilsudski und einer feiner ältesten Mitarbeiter.

Polen-Flugzeuge mißbrauchen deutsche Abzeichen

Preßburg, 7. Sept. In den Morgenstunden des Mittwochs wurde in der Nähe von Sabinow (Nordost-Slowakei) ein pol­nisches Flugzeug gesichtet, das von einer slowakischen Jagdstaffel sofort abgeschossen wurde. Kurze Zeit später traf ein Flugzeug gleicher Bauart ein, das aber mit deutschen Kennzeichen versehen war. Daher ließen es die slowakischen Flieger un­behelligt, das getarnte Flugzeug eröffnet« jedoch plötz­lich das Feuer, ohne zu treffen, -«nd entfernte sich dann rasch nach Norden.

Polen scheut sich also nicht, in einem weiteren Falle die Regeln des Kriegsrechts zu übersehen. Daß es sich hier um ein plan­mäßiges Vorgehen handelt, wird nach einer Meldung aus Hu- mene (gleichfalls Nordost-Slowakei) wahrscheinlich, da auch im dortigen Raum ein mit deutschen Kennzeichen getarntes polni­sches Flugzeug erkannt wurde.

Die Flucht aus Warschau

Warschau, 7. Sept. Alle Personen, denen es möglich war, War­schau zu verlassen, darunter auch alle offiziellen Stellen der Regierung, sind aus der polnischen Hauptstadt geflohen. Der Zu­rückbleibenden hat sich eine tiefe Resignation bemächtigt. Eine große Anzahl von Flüchtlingen aus der Stadt Lodz, die von deu Deutschen stark bedrängt wird, strömte am Mittwoch nach War­schau und vergrößerte den allgemeinen Wirrwarr. Vom Norden Warschaus her war deutlich Schlachtgetöse vernehmbar.

Alles, was nur kann, verläßt die Stadt

Stockholm, 7. Sept.Ria Dagligt Allehanda" berichtet aus War,chau, daß die Abreise der ausländischen Missionen aus War­schau einen ebenso tiefen Eindruck auf die Bevölkerung gemacht habe, als die Flucht der polnischen Regierung. Nicht nur die Verwundeten, sondern auch der größte Teil der Zivilbevölkerung, alles was überhaupt nur könne, verlasse die Stadt. Da d^ ringe im wesentlichen für das Militär und die Regierung reser- viert seien, gehe die Flucht der Zivilbevölkerung zum großen Teil zu Fug vor sich. Auf Wagen führten die Fliehenden ihr Eigen- tum mit sich. Besonders groß sei die Zahl der Juden unter den Fluchtenden. Die Räumung der Stadt vollziehe sich im Zeichen eines resignierenden Fatalismus, der dem Ganzen das Ge­präge gebe.

Japan protestiert

Warnung vor weiteren Ueberfällea ans Deutsche

Schanghai, 7. Sept. Wie gemeldet, hatten Soldaten der eng­lischen Vesatzungstruppen in Schanghai das Gebäude des deut­schen Tennisklubs auf dem Boden der Internationalen Nieder­lassung brutal überfallen und die gesamte Einrichtung in bar­barischer Weise vernichtet. Der japanische Generalkonsul hat nunmehr einen Schritt gegen die Wiederholung solcher Ausschrei­tungen unternommen.

Im Auftrag der japanischen Regierung, die nach Meldungen aus Tokio die Zurückziehung englischer und französischer Strsit- kräfte angeraten habe, suchte der japanische Generalkonsul .Mi» rura den englischen und französischen Generalkonsul auf und ersuchte sie, sorgfältige Erwägungen anzustellen, um alle Ur­sachen auszumerzen, die in China unter den Angehörigen krieg­führender Mächte zu Zwischenfällen führen könnten.

Der Generalkonsul führte ferner aus, daß die japanische Regie­rung zwar entschlossen sei, sich in den europäischen Krieg nicht einzumischen, daß aber die Haltung der Mächte im China-Kon­flikt die japanische Regierung ernstlich beunruhige. Der deutsche Generalkonsul wurde von den Japanern über den unternomme­nen Schritt unterrichtet. In japanischen Kreisen wird unter Hinweis auf den lleberfall englischer Soldaten auf das deutsche Tennisklub-Haus angedeutet, daß bei Wiederholung solcher Zwi­schenfälle ein Einschreiten Japans, das sich für die Aufrecht­erhaltung der Ruhe und Ordnung im besetzten Teil Chinas verantwortlich fühle, in den Bereich der Möglichkeit rücke.

Das entscheidende Gespräch zwischen Ribbentrop «nd Conlondre

In Paris wurde versäumt, das französische Volk Wer die letzte Phase der diplomatischen Verhandlungen zu unter­richten. Es weiß also das französische Volk in seine« breiten Masten, von einigen wenige» Eingeweihten abgesehen» bis zum heutige« Tage nicht, daß seine Regierung an sich bereits dem letzten italienischen Vermittlungsvorschlag zugestimmt hatte, einem Wege, den bekanntlich auch Deutschland als gangbar akzep­tiert hatte. Das französische Volk hat ferner bisher keine Kennt­nis davon, daß es allein England war, an besten Halsstarrigkett diese letzte Möglichkeit einer friedliche» Lösnng scheiterte.

England, das seinerseits den italienischen Dermittlungsvor- schlag zu torpedieren trachtete, verharrte bekanntlich auf der ehrenrührigen ultimativen Forderung, daß die deutschen Trup­pen aus den befreiten Gebieten zurückgezogen werden müßten und übte auf Frankreich allen ihm zur Verfügung stehenden Druck aus, sich dieser Jntransigenz anzuschließen. Damit war, auch nach Auffassung der italienischen Regierung, die Initiative des Duce durch England zu Fall gebracht. . ^

Am 3. September, vormittags 9 Uhr, erschien der britische Botschafter Sir Neville Henderson im Auswärtigen Amt und überreichte eine Note, in der die britische Regierung mit zweistündiger Befristung die Forderung auf Zurückziehung der deutschen Truppen stellte und sich für den Fall der Ablehnung nach Ablauf dieser Zeit als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich erklärte.

Am gleichen Tage jedoch, ausfälligerweise erst um 12.20 Uhr mittags, suchte der französische Botschafter in Berlin, Cou- Iondre, den Reichsaußenminister auf. Der zeitliche Unterschied der französischen und englischen Mitteilung an Deutschland er­klärt sich aus der intransigenten Haltung der beiden Verbün­deten. Frankreich hatte wieder einmal sich der englischen politi­schen Führung in einem verhängnisvollen Augenblick unterstellt.

Von ganz besonderem Interesse aber wird es für das franzö­sische Volk sein, zur Kenntnis zu nehmen, was der Reichsautzen- minister von Ribbentrop dem französischen Botschafter Coulondre anläßlich ihres letzte« Gespräches zum Ausdruck gebracht hat.

Hierzu erfahren wir zuverlässig noch folgende aufschlußreiche Einzelheiten, die zu erfahren das französische Volk ein Recht hat. In der Unterredung, die am Sonntag, den 3. September 1939, zwischen dem Reichsaußenminister und dem französischen Botschafter stattfand, hat der Reichsaußei»- minister den französischen Botschafter in ausführlicher Dar­legung auf die Gründe für die Ablehnung des englischen Ulti­matums durch Deutschland mit einem deutschen Memorandum hingewiesen, das dem französischen Botschafter zur Kenntnis übergeben wurde. Die deutsche Reichsregierung, so führte Reichs­außenminister von Ribbentrop aus, könne es nur bedauern, wenn die Haltung Frankreichs zu Deutschland durch dieselben Er­wägungen bestimmt sein sollte, wie die der englischen Regierung. Deutschland habe immer einen Ausgleich mit Frankreich gesucht. Sollte die französische Regierung trotzdem auf Grund ihrer ver­traglichen Verpflichtungen in Polen eine feindliche Haltung Deutschland gegenüber einnehmen, so würde die deutsche Regie­rung dies als einen durch nichts gerechtfertigten Angriffskrieg gegen Deutschland ansehen. Deutschland selbst würde sich jeder Angriffshandlung gegen Frankreich enthalten. Sollte Frankreich jedoch eine andere Haltung einnehmen, so würde Deutschland ge­zwungen sein, in entsprechender Weise zu antworten. Die deutsche Reichsregierung wünsche nichts von Frankreich und dem franzö­sischen Volk und würde,es aus tiefstem Herzen bedauern, wenn trotz der immer wiederholten deutschen Bemühungen, mit Frank­reich zu einem Ausgleich zu kommen, das französische Volk als alte Kulturnation sich am deutschen Westwall verblute.

Der französische Botschafter Coulondre übergab sodann zum Schluß der Unterredung die schriftliche Mitteilung der französi­schen Regierung, daß Frankreich gezwungen sei, vom 3. Septem­ber 1939, 5 Uhr namittags ab die Polen gegenüber eingegauge- nen Verpflichtungen zu erfüllen.

Nachdem Reichsaußeuminister von Ribbentrop diese Mitteilung gelesen hatte, fügte er abschließend nochmals eindringlich hinzu, daß Deutschland nicht die Absicht habe, Frankreich anzugreife», und daß die heutige französische Regierung für das Leid, das deu Ländern zugesügt wird, falls Frankreich Deutschland angreise, die volle Verantwortung trage.

Die Deutsche Diplomatisch-Politische Korrespondenz nimmt zu diesen für die Kenntnis des französischen Volkes entscheidend wichtigen Feststellungen abschließend folgendermaßen Stellung: Frankreich befinde sich heute in einer Lage, zum Angriff gegen das deutsche Volk antreten zu müssen, der ihm weder durch un­mittelbare Bedrohung noch infolge einer Beihilfcpslicht auf Grund einerAttaque non provoquee" aufgezwungen wäre. Es muß wissen, daß, ebenso wie es selbst gewiß keinen Haß gegen das deutsche Volk empfinde, auch dieses den jahrhundertelangen Streit mit dem französischen Volk endgültig begraben wissen möchte. Ein durch nichts gerechtfertigter französischer Angriff würde die Friedensaussichten zwischen den beiden Völkern wohl um Generationen zurückwerscn, die deutsche Nation aber ge­schlossen zur Selbstverteidigung ausrufen."