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Nr. 209

Donnerstag, den 7. September 1939

113. Jahrgang

Deutsche Truppen in Krakau eingerückt

Berlin» 6. Sept. Das OKW. gibt bekannt: Die Leutchen Truppen sind in den Mittagsstunden des Mittwochs ohne Kampf in die Stadt Krakau eingerückt. Der Komrnandis-. rende General sowie der Divisionskommandeur haben am Grabe Pilsudskis militärische Ehren erwiesen. Eine Ehren­wache ist aufgezogen. Die Weichselbrücken sind nicht zerstört.

Vorwärts zum Lieg!

Ein Tagesbefehl an die Truppen der Ostfront. Dank und Anerkennung für alte Frontkämpfer und junge Soldaten. Ehrenwache am Grabe Pilsudskis

DNB. Berlin, 8. Sept. Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Vrauchitsch, hat folgenden Tagesbefehl an die Truppen der Ostfront erlassen:

Soldaten!

Krakau, Vromberg und Graudenz sind in unserer Hand.

Der Korridor trennt nicht mehr Ostpreußen und Danzig vom deutschen Mutterland.

Der Feind ist aus der ganzen Front zurnckgeworfen und im Rückzug. Altbewährte Frontkämpfer des Weltkrieges und junge Soldaten haben in gleicher Weise Anteil an den in kurzer Zeit errungenen Erfolgen.

Im entschlossenen Einsatz hat unsere tapfere Luftwaffe Euer» Kampf hervorragend unterstützt.

Ich spreche Euch allen Dank und Anerkennung aus für Eure Leistungen, die sich würdig an die großen Taten des Heeres de: deutschen Geschichte reihen.

Mit der Einnahme von Krakau hat das deutsche Heer auch das Grab des ersten Marschalls von Polen, Pilsudski, in seine Obhut genommen. Sein Ziel war der Friede mit Deutschland. Die Mißachtung seines Vermächtnisses führte zum Kriege.

Das deutsche Heer achtet und ehrt diesen großen Soldaten. Aus Anordnung des Führers ist heute an seinem Grabmal in feierlicher Form eine Ehrenwache aufgezogen.

Soldaten! Tage großer Leistungen liegen hinter Euch. Jetzt heißt es, dem Feind an der Klinge zu bleiben und alle Kräfte anzusetzen bis zur letzten Entscheidung.

Zm Vertrauen und Zuversicht steht ganz Deutschland hinter Luch. Vor uns steht als Vorbild an persönlichem Mut und star­ker Entschlossenheit unser Führer und Oberste Befehlshaber.

Vorwärts zum Sieg!

v. Vrauchitsch, Generaloberst.

Krakaus deutsches Gesicht

Die Weichselstadt mit den 40 Kirchtürmen

Zwischen Oder und Weichsel gibt es keine einzige bedeu­tende Stadt, die mit einigem Recht als polnische Kultur­schöpfung betrachtet werden dürfte. Die überwiegenden deut­schen Kultureinflüsse können auch von den fanatischsten pol­nischen Chauvinisten nicht bestritten werden. Schon in der Stadtanlage Krakaus wird der deutsche Charakter dieser Stadt in voller Deutlichkeit sichtbar. Wer Prag oder Bres­lau kennt, dem drängen sich unwillkürlich Vergleiche auf. Auch in Krakau ist der Marktplatz einRing", der von rechtwinklig sich schneidenden Gasten umrahmt, wird. In der Mitte des Ringplatzes erhebt sich das 120 Meter lange Tuchhaus", von einem hohen Turm gekrönt. Das Erdge­schoß ist laubenartig überwölbt und von runden Säulen getragen.

Nicht nur dieser Ring, sondern der ganze Stadtplan stem­pelt Krakau eindeutig zu einer echten deutschen Kolonisa­tionsstadt. Daß Polen in späteren Zeiten viele seiner Na­tionalheiligtümer hier untergestellt hat, ist kein Geheimnis. Diese Tatsache bestätigt nur die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder angewandten Methoden, deutsche Kulturstät­ten polnisch zu übertünchen. Unweit des Tuchhauses ragt die gotische Marienkirche empor, das Wahrzeichen der Stadt, aus der sich rund 40 Kirchtürme erheben. Die Ma­rienkirche ist vom 13. bis zum 16. Jahrhundert erbaut wor­den. Sie enthält den bekannten Altar von Veit Stoß, des­jenigen Nürnberger Künstlers, den die Polen in den letzten Jahren vergeblich posthum zu einem Polen zu stempeln ! versucht haben. Auch eine Grabplatte von seinem Lands- j mann Peter Bischer befindet sich in dem Gebäude.

Im Südosten der Krakauer Innenstadt, an einem Weich­selknie, erhebt sich ein Kalkfelsen, von dem Burg, Dom und Schloß, die unter dem Sammelnamen Wawel bekannt sind, ins Land hinaussehen. An derselben Stelle, wo bereits im 9. Jahrhundert eine Basilika auf dem Felsen errichtet wurde, bauten Jagellonen und Piasten die Kathedrale, in der dann von 1320 bis 1764 die Königskrönungen vorgenom­men wurden. Hier oben wurden auch die Könige bestattet und hier wurde das.Herz des Marschalls Pilsudski beige­letzt. jenes Marschalls, dessen Friedens- und Verständi­

gungspolitik von den gegenwärtigen polnischen Machtha­bern zugunsten einer KatastrophenPvlitik preisgegeben wurde.

In der Geschichte des Ostens spielt die Stadt eine her­vorragende Rolle. Durch den ersten Tatareneinfall im Jahrs 1241 wurde Krakau und vor allem das wirtschaftliche und kulturelle Leben seiner Bewohner schwer in Mitleiden­schaft gezogen. Ein unmittelbarer Aufschwung erfolgte je­doch, als kurz darauf die Epoche der deutschen Ostkolonisa­tion einsetzte. Eine Blüte entfaltete sich deren Schönheit immer nur durch neue Tatareneinfälle beeinträchtigt wurde. Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt Krakau das Magdeburger Recht. Damit wurde der Grundstein zu einem geordneten wirtschaftlichen und sozialen Leben gelegt. In keinem Jahrhundert war der deutsche Kultureinfluß aus­geschaltet. Als Baumeister, Künstler und Gewerbetreibende konnte man die deutsche Unterstützung einfach nicht entbeh­ren. Der Wiener Kongreß erklärte Krakau, nachdem es in der napoleonischen Zeit zum Herzogtum Warschau gehört hatte, zu einem neutralen Freistaat unter dem Schutz der drei Großmächte Preußen, Oesterreich und Rußland. Diese Zubilligung wurde in den nächsten Jahrzehnten von den Polen ausgenutzt. Krakau wurde das Zentrum von Auf­ständen und revolutionären Verschwörungen, die erst mit einem abermaligen Einmarsch der drei Schutzmächte ende­ten. Durch die sogenannte Wiener Uebereinkunft vom Jahre 1846 wurde der Krakauer Freistaat Oesterreich einverleibt.

Selbstverständlich ist von den Polen nach dem Jahre 1919 nichts unversucht geblieben, um die allzu deutlichen Spuren deutscher Kultur zu verwischen. Diese Versuche hätten aber nur dann Erfolg haben können, wenn man alle wichtigen Kulturstätten der Stadt vernichtet hätte.

Neberall rasch voran

Nordausgänge der Beskiden gewonnen Vorstoß auf Lodz Sturm auf Krakau Cichanow genommen Narew-Fluß erreicht 10 000 Gefangene, 60 Geschütze gewonnen

Berlin, 6. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht teilt mit:

Die Operationen des Heeres in Polen nahmen am 5. Septem­ber ihren planmäßigen Fortgang. Gebirgstruppen und beweg­liche Truppen erkämpften sich in breiter Front die Nordaus - gängeder Beskiden, und befinden sich in flüssigem Angriff gegen Neu-Sandez.

Die von Süden und Westen gegen Krakau vorstoßenden Kräfte haben den Feind auf die Stadt zurückgeworfen. Das oft oderschlesische Jndu st riegebiet ist in unserer Hand. Weiter nördlich wurde am frühen Nachmittag die Linie LhecinyLopuhnoPiotrkow genommen. Beiderseits Sieradz wurde eine stark ausgebaute Vnnkerlinie durchbrochen und der Angriff auf dem Ostuser der Warthe in Richtung Lodz fort­gesetzt.

Die bei Cnlm » nd Graudenz auf das Ostufer der Weich­sel übergegangenen Kräfte setzten die Verfolgung des geschlage­nen Feindes fort.

Stockholm, 6. Sept. Die Amtliche Schwedische Telegraphen­agentur veröffentlicht folgendes Telegramm:

Der schwedische Außenminister teilt mit, daß der schwedische Gesandte in Warschau nach Lublin, dem gegenwärtigen Sitzder polnischen Regierung, abgereist ist. Aus dieser Mel­dung der Amtlichen Schwedischen Telegraphenagentur geht ein­wandfrei hervor, daß die derzeitige polnische Regierung es vor­gezogen hat, das gefährdete Warschau zu verlassen «nd sich, nach­dem sie das polnische Volk in unsägliches Leid gestürzt hat, nach Lublin inSicherheit" zu bringen.

Wird Warschau geräumt?

Brüssel, 6. Sept.Jndöpendance Belge* meldet ans War­schau, infolge des schnellen Vormarsches der deutschen Truppen nördlich von Warschau habe man mit der Räumung der Stadt begonnen.

Rücktrittsangebot Rqdz-Smiglys?

Wie Associated Preß meldet, bestätigt cs sich, daß die derzeitige polnische Negierung Warschau verlassen hat und nach Lublin geflüchtet ist. Die amerikanische Agentur meldet ferner, daß Marschall Rydz-Smigly seinen Rücktritt angcboten habe.

Englands Botschafter aus Warschau geflohen?

Stockholm, 6. Sept.Dagens Nyheter" läßt sich aus Warschau berichten, daß der britische Botschafter in Warschau am Dienstag morgen die polnische Hauptstadt verlassen habe. Ebenso sei der amerikanische Botschafter avgereist. Auch große Mengen der Veoölkerungslöhen aus der Stadt. Die Straßen

Die aus Ostpreußen LberMlawa vorgestoßenen Trup­pen haben Cichanow genommen. Der Gegner geht hier scharf bedrängt nach Süden zurück. Schnelle Truppen haben bei Rozan de» Narcw erreicht. 1v 00V Gefangene und 60 Geschütze sind bis­her die Beute unserer im Norden kämpfenden Truppen.

Die Angriffe der deutschen Luftwaffe haben am Mon­tag wiederum starke Störungen der feindlichen Verkehrslinien und rückwärtigen Verbindungen bewirkt. Die Bahnhöfe Zdunska- Wola, Skarzysko, Tarnow und Wreschen brennen, zahlreiche Bahnstrecken sind unterbrochen. Die polnische Fliegertruppe ist mit Ausnahem einzelner Jäger bei Lodz überhaupt nicht in Er­scheinung getreten.

Luftangriffe auf deutsches Hoheitsgebiet fanden am 5. Sep­tember an keiner Stelle statt. Deutsche Seestreitlräfte vernich­teten in der Ostsee ein drittes polnisches U-Boot.

Bromberg ist von den deutschen Truppen genommen. Die Netze wurde in Gegend Vromberg nach Süden überschritte».

Der wichtige Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt Kielccam Fuße des Lysa-Eora wurde i« den Morgenstunden des Mitt­wochs von unseren Truppen in Besitz genommen.

Sm Süden fiel Neu-Sandez in unsere Hand.

Die Polen in der Zange

Italienische Presse zu den deutschen Erfolgen

Rom, 6. Sept. Die neuen großen militärischen Erfolge, die die deutschen Truppen in Polen errungen haben, während an der Westfront bis jetzt kein einziger Schuh gefallen ist, werden in ganz Italien mit größter Spannung und Sympathie verfolgt. Die römische Mittagspreste unterstreicht in ihren Schlagzeilen, daß nunmehr das gesamte ostoberschlesische Industriegebiet von den deutschen Truppen besetzt ist, die ihren siegreichen Vormarsch ins Herz Polens sortsetzen, während die deutsche Luftwaffe un­bestritten den polnischen Luftraum beherrscht. Der Frontbericht­erstatter des Mittagsblattes desEionale d'Jtalia" sagt, die Zange des deutschen Vormarsches erfasse mit geometrischer Sicher­heit immer mehr das Herz Polens. Das deutsche Heer sei in bezug auf Organisation wie Leistung das Rationellste, was man sich denken könne. Es arbeite unwiderstehlich mit der Genauig­keit eines Uhrwerks.

Nur geringe Verluste

der deutschen Truppen an der Ostfront

Berlin, 6. Sept. Mit Rücksicht auf das überraschende und schnelle Vordringen unserer Truppen in Polen konnte bisher noch kein Gesamtüberblick über die Verluste gewonnen und der Oef- fentlichkeit bekanntgegeben werden.

Nunmehr kann jedoch mitgeteilt werden, daß die Verluste auch bei den Armeen, die schwere Kämpfe um Befestigungen und be­festigte Feldstellungen hinter sich haben, als verhältnismäßig sehr gering anzusprechen sind. Diese geringen Verluste lasten sich nur durch die hervorragende Friedensausbildung und Füh­rung des deutschen Heeres, die Ileberlegenheit seiner Waffen und ihr vorbildliches Zusammenwirken im Kampf erklären.

Wie bereits amtlich mitgeteilt, werden die Angehörigen der gefallenen Soldaten unverzüglich durch den Feld- wie auch Er­satztruppenteil benachrichtigt.

uno Wege seien überfüllt von Flüchtlingen. In der Ferne höre s man deutlich de« Kanonendonner von den Fronten.

Berschleierungsmanöver des Warschauer Lügensenders

Berlin. 6. Sept. Seiner bisherigen lügnerischen Taktik fol­gend, versucht der Warschauer Sender auch die Flucht der der­zeitigen polnischen Regierung nach Lublin der irregeleiteten Be­völkerung in ihrer Tragweite zu verheimlichen. Verbunden mit einem der bereits gewohnten Aufrufe,die Ruhe zu bewahren", macht der Sender die Mitteilung,ein Teil der Behörden" habe Warschau verlassen und versucht seinen Hörern einzu reden, es handle sich nur um einevorübergehende militärisch-technische Maßnahme". Der Siegeszug der tapferen deutschen Truppen dürfte das verführte polnische Volk bald belehren, daß es von allem Anfang an mit lügnerischen Behauptungen in einen aus­sichtslosen Widerstand getrieben worden ist, dessen Folgen sich die Verantwortlichen jetzt bereits durch feige Flucht zu entziehen versuchen.

Das südafrikanische Kriegskabinett

London, 6. Sept. Reuter veröffentlicht die Zusammensetzung des neuen süafrikanischen Kabinetts. General Smuts: Pre­mierminister, Außen- und Verteidigungsminister; Reitz: Finan­zen und Erziehung; Hofmeyr: Handel und Industrie; Sturta- jord: Landwirtschaft und Forstwirtschaft; Collins: Innenmini­ster; Lawrence: Eisenbahnen und Häfen; Sturrock: Post und öffentliche Arbeiten; Clarkson: Arbeit und Soziales; Conroy: Justiz; Colinsteyn: Bergwerke; Stallard: Minister ohne Ge­schäftsbereich.

4-oln. Negierung nach Lublin geflüchtet