8. Seite — Nr. 288
Mittwoch, den 6. September 1SSS
Wir passieren Crone an der Brahe, auch hier von der j Bevölkerung jubelnd begrüßt. Noch vor kurzem wurde hier ge- > kämpft. Jetzt rumpeln schon wieder die Milchkarren durch die Straßen, um die Bevölkerung zu versorgen. Brausend dröhnt das „Heil Hitler!" dem Führer entgegen. Bei einem kurzen Halt erzählen uns die Bewohner, daß die Polen vor ihrem Abzug die Führer der Volksdeutschen aus der ganzen Umgebung zusammentrieben, um sie mit sich ins Innere Polens zu schleppen. Sie berichte» von entsetzlichen Ereueltaten in den letzten Tagen, von Vergewaltigungen deutscher Mädchen, und sie erzählen endlich mit Tränen in den Augen, daß die Polen vor ihrem Abmarsch die deutschen Geistlichen aus ihren Häusern hol- , ten und sie kurzerhand erschossen.
Von Prüft aus erreicht dann der Führer die Weichsel. Vor wenigen Stunden erst sind die ersten Truppen über den Fluß herüber, haben sich auf Gummiflößen den Uebergang erkämpft und die gegenüberliegenden Höhen besetzt. Jetzt, gerade als der Führer eintrifft, wird mit dem Uebergang starker Kräfte begonnen. Links voraus auf der Höhe liegt die Stadt Lulm. Deutlich j sind auf ihren Türmen weiße Fahnen der Kapitulation zu er- j blicken. Längere Zeit verweilt der Führer auf einem Hügel, der j eine weite Sicht in die Weichselniederung erlaubt, und beobachtet j aufmerksam das Vorrücken der Truppe. Rasch hat sich die Kunde j seiner Ankunft verbreitet. Alles, was im Augenblick abkommcn j kann, eilt herbei. Bald ist der ganze Hügelhang von jubelnden ^ Soldaten erfüllt, die ihrem Obersten Befehlshaber eine große s Huldigung im Angesicht des Feindes darbringen. Brausend tönen ^ die Heil-Ruse durch die klare Sommerluft weit über die Weichsel : hinüber. i
Der HZldenzug von Rakel l
Wie das deutsche Nake! befreit wurde j
— s. Sept. Während unsere Truppen bereits tief in Fein- j üesland stehen, wird ein Kampfereignis des Vormarsches i auf Bromberg bekannt, das von der heldenmütigen Tapfer- ! keil unserer Panzersoldaten ein unvergleichliches Zeugnis abl.'gt. j
Am Samstag hatten die deutschen Truppen die von Polen stark besetzte Stadt Rakel erreicht und begannen sich auf einen schweren Kampf vorzubereiten. Da stieß ein deutscher Panzerzug in voller Fahrt mitten hinein in die Stadt. Auf dem Bahnhof des Ortes bremste der Zug ab und blieb stehen. Nach wenigen Minuten schon hatte er das konzentrische Feuer der Polen auf sich vereint, und nun begann ein heldenmütiger Kampf der tapferen Besatzung gegen die feindliche Uebermacht. Immer wieder versuchten die Polen unter Einsatz schwerster Waffen, den Zug zu stürmen. Aber die Feuergarben der Panzerwagen spien Tod und Verderben. Stundenlang ging das erbitterte Ringen. Aber trotz der nahezu hoffnungslosen Lage ergab sich die Besatzung nicht. Der Panzerzugführer fiel, aber die Besatzung focht mit ungebrochener Heldenhaftigkeit weiter. Inzwischen waren die im Vorgelände liegenden deutschen Truppen in die ersten Häuser der Stadt eingedrungen, und es gelang ihnen, den Zug mit seiner Besatzung nach stundenlangem heldenhaften Ringen aus der polnischen Umklammerung und damit auch die deutsche Stadt Rakel aus Len Ketten der Unterdrückung zu befreien.
Das Deutsche Rote Kreuz einsatzbereit
15 VOV Helfer und 12 5V0 Helferinnen in Württemberg und Baden
Die Aufgaben des Deutschen Roten Kreuzes sind durch den Führer im Reichsgesetz vom 9. Dezember 1937 umrissen worden. Zu den Hauptaufoaben zählt, mitzuwirken im amtlichen Sanitätsdienst der Wehrmacht und im Sanitätsdienst des Luftschutzes, ! das DRK. hat weiter unterstützend mitzuwirken insbesondere bei der Hilfeleistung bei öffentlichen Notständen und bei Unglücks- j fällen zu Lande und zu Wasser, ferner im Dienste an der Ge- j sundheitspflege des deutschen Volkes und bei der Fürsorge für ! Kriegsbeschädigte und Kriegsgefangene. Das Gesetz sicherte dem : DRK. zur Erfüllung seiner Aufgabe eine straffere Zusammen- j fassung. So stehen die 9000 Vereine, die bisher das Deutsche s Rote Kreuz umfaßte, nun unter einer Führung. - j
Der Landesstellenbereich V (Württemberg-Baden) ' zählt mit seinen SS Kreisgemeinschaften und 220 Ortsgemein- j schäften, wie uns bei einer Unterredung mit führenden Person- ! lichkeiten des DRK. in unserem Gebiet von DRK.-Oberstführer Schühle mitgeteilt wurde, insgesamt 68707 Mitglieder. Zu ^ diesen kommen die aktiven Sanitätskräfte, und zwar IS 083 Helfer in 146 Bereitschaften und 12 479 Helferinnen in 118 Bereitschaften. Alle Helferinnen und Helfer sind so geschult und ausgebildet, daß sie jederzeit die Aufgaben erfüllen können, die dem
U rheberrechtsfchntz durch Verlagsanstalt Manz, München
18. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Was meinen Sie damit, Herr v. Braun?"
„Es ist auf den Tag vierzig Jahre her."
„Was denn, Herr Rittmeister?"
„Daß ich Ihnen gesagt hätte..., hätte!... wie sehr ich Sie liebe."
„Mein Gott! Seufzerallee! Das ist vergessen!"
„Vergessen, nein, Fräulein Ulrike! Ich bin schon den ganzen Abend sentimental. Aber ein bisserl Sentimentalität macht das Leben erst lustig. Um sie zu finden, muß man in der Erinnerung herumkramen. Wie unter vergilbten Blumen."
„Fangen Sie, um Gottes willen jetzt nicht an, Rittmeister!"
„Ich Hab doch so vierzig Jahre lang den Mund gehalten. Aber heute juckt es mich! Es war damals ein so wunderschöner Abend wie heute.. ."
„Das haben Sie jetzt so gesagt wie damals als Leutnant "
„Es war genau au dieser Stell. Nur eine andere Bank war da. Und das Bacherl hat stärker gemurmelt, weil es die Teichgraber noch nicht recht schön gerade gestochen hatten. Und die Musik hat gespielt. Im Garten des Adlerwirtes. Diesen Schmachtfetzen, den damals alle gesungen haben: „Zwei dunkle Augen, ein purpurner Mund! Es war alles furchtbar kitschig!"
„Haben Sie das damals gemerkt, Herr v. Braun?"
„Nein. Ich war so verliebt!"
„Das habe ich nicht bemerkt. Sie haben sich über mich doch lustig gemacht!"
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
DRK. durch das Neichsgesctz gestellt worden sind. 2n den Bereitschaften herrscht eine vorbildliche Pflichtauffassung und echte Kameradschaft. Bereitschaftsdienstleiterin Frau Heuß lobte den vorzüglichen Geist bei den Frauen besonders im Grenzgebiet Baden. Charakteristisch für das Pflichtbewußtsein, das sie alle beseelt, ist die Tatsache, daß bei dem Appell einer Bereitschaft des DRK., zu dem die Helferinnen zusammengerufen wurden, auch eine junge Frau nicht fehlte, die am gleichen Tage Hochzeit feierte. Sehr dankbar wäre das DRK., wenn sich noch Frauen, soweit sie sich nicht schon der NS.-Frauenschaft und der NSB. zur Verfügung gestellt haben, zur llebernahme von Näharbeiten bereitfänden.
Gewiß kann nicht jeder aktiver Helfer oder Helferin des DRK. sein, auch wenn er es noch so gerne möchte. Aber jeder kann das Deutsche Rote Kreuz unterstützen durch seinen Beitritt. Der jährliche Mindestbeitrag von 3 RM. steht zu den Opfern, die unsere tapferen Soldaten für uns und die Heimat bringen, und zu den Opfern, die auch die aktiven DRK.-Angehörigen freudig auf sich nehmen, in gar keinem Verhältnis.
Ausdehnung des Mieterschutzes
Berlin, 5. Sept. In diesen Tagen, in denen Millionen deutscher Männer Haus und Heim verlassen, um dem Rufe des Vaterlandes zu folgen, sieht die Reichsregierung es als ihre Aufgabe an, die Frontkämpfer von der Sorge um den Lebensunterhalt ihrer Angehörigen zu befreien. Aus diesem Grunde hat die Reichsregierung durch eine Verordnung das Mieterschutzgesetz auf diejenigen Mietverhältnisse ausgedehnt, für die es bisher noch nicht galt. Damit gilt der Schutz dieses Gesetzes nunmehr für sämtliche Wohnungen und Geschäftsräume. Vor willkürlichen Kündigungen sind also die Mieter geschützt. Diese müssen aber auch ihrerseits ihre Miete weiterzahlen, damit der Hauseigentümer seine Verpflichtungen erfüllen kann. Die Sorge um die Bezahlung der Miete wird den Mietern, falls notwendig, durch die besondere Kriegsfürsorgemaßnahmen in weitem Umfange abgenommen. Gleichzeitig hält es die Reichsregierung für erwünscht, daß von voreiligen Kündigungen abgesehen wird, damit die Kriegsteilnehmer die Gewißheit haben, daß sie bei ihrer Rückkehr ihr Heim wiederfinden. Endlich ist Vorsorge dafür getroffen worden, daß sowohl die Mietpreise wie auch die auf einem Gebäude ruhenden Verbindlichkeiten gegenüber dem bisherigen Stande keine Steigerung erfahren
„Wir kapitulieren nie!"
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley bei seinen Arbeitern
Berlin, 8. Sept. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley erschien am Dienstag nachmittag auf dem Betriebsappell eines großen Berliner Unternehmens in Marienfelde, wo der alte Frontsoldat und Fliegerleutnant des Weltkrieges von den Arbeitskameraden mit stürmischen Heil-Rufen begrüßt wurde. „Wir kapitulieren nie", so kennzeichnete in der riesigen Versammlungshalle ein über dem von den Fahnen der Nation umrahmten lebensgroßen Führer-Bildnis angebrachtes Spruchband das Thema und die Stimmung dieser Stunde. „Es fällt mir nicht leicht, hier zu stehen", so sagte Dr. Ley, „lieber wäre ich, wie wohl alle unter euch, hinausgezogen an die Front. 1914 konnten wir freiwillig hinausziehen, heute hält euch und mich die eiserne Pflicht in der Heimat fest. Denn so, wie unsere herrliche Armee mit ihrem unerschütterlichen Willen zum Sieg Deutschlands Grenzen schützt, so haben wir in der Heimat die heilige Verpflichtung, an Fleiß, Energie und Willen der Kraft der stählernen Front da draußen nicht nachzustehen. Nie wieder wird man einst erklären dürfen, daß die Heimat versagt habe, während unsere Soldaten tapfer und stark im heldenmütigen Ringen Deutschlands Grenzen ge- ! schützt haben. Ein Dolchstoß von hinten ist im nationalsozialisti- ! scheu Deutschland niemals möglich. Wir müssen vielmehr in einer eng verschworenen Gemeinschaft unermüdlich schaffen und arbeiten, um unseren Kämpfern die Waffen zu geben, die sie brauchen."
Dr. Ley kennzeichnete mit eindringlichen Worten, worum es in diesem uns aufgezwungenen Krieg geht, in dem sich zwei große Welten gegenüberstehen. Der jüdisch-plutokratisch-demokratische Geist der Profitgier ist aufgestanden, um die nationalsozialistische Weltanschauung, die den Wohlstand der Nation und den Frieden der schaffenden Völker untereinander will, restlos zu vernichten. Es ist ein Kampf der Menschen und der Arbeit gegen das Geld! Es ist ein Kampf, der jeden angeht. Aber unsere Gegner werden sich täuschen. Niemals legt das nationalsozialistische Deutschland die Waffen nieder, niemals wird sich ein Versailles wiederholen! Mitgerissen von den kraftvollen, glaubensstarken Worten des Neichsorganisationsleitcrs, erhoben sich die Männer und Frauen von ihren Plätzen und bereiteten ihm in Dankbarkeit und Ergriffenheit stürmische Kundgebüngen.
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„Das muß ich mir verbitten, Gnädigste!"
„Heute können Sie es doch zugeben."
„Da ist nichts zum Zugeben. Es war mir so ernst. Ein paar Busserl habe ich Ihnen gegeben, Ulrike."
„Das waren nur Details, das große Wort der Liebe, Liborius, das ich erwartet Hab..."
„DaS habe ich nicht sprechen können. Damals nicht. Und dann Hab ich fort müssen, nach Kreta. Und dann sind Sie iveggegangen."
„Ja, es war schwer einznrenken", seufzte Ulrike. „Das entscheidende Wort haben Sie versäumt."
„Da war die Mode dran schuld", sagte Herr v. Braun. „Nur die Mode! Ich Hab die Salonhosen getragen, recht eng und gespannt. Und wie ich mich zum Schwur nicder- knien will... da ist es passiert. Die beiden Knöpf rückwärts sind desertiert. Ich Hab die Hände in die Taschen stecken müssen. Und zeigen Sie mir den Mann, der mit den Händen in den Taschen einen Heiratsantrag machen kann. Ganz ausgeschlossen!"
„Und Sie haben mir auf der Stelle nichts gesagt. Ich Hab ein Tascherl bei mir gehabt. Ich hätte sie Ihnen doch annähen können. Es war ja dunkel."
„So etwas versteht ein Leutnant nicht", seufzte jetzt auch der Rittmeister.
„Sie haben mir zum Abschied nicht einmal die Hand gegeben, Herr v. Braun! Sie dummes, liebes Mannsbild!"
„Sehen Sie, Sie hätten damals auch nicht mit mir so reden können. Hätten Sie mich damals mit: liebes Mannsbild anreden können? Nein!"
„Nun, ja! Geschehen ist geschehen. Da kann man nichts machen."
Der Rittmeister räusperte sich. Dann sagte er: „Es hat lang Weh getan. Sehr Weh! Ich hätt alle Knopffabriken, halt nein, Zwirnfabriken in die Luft sprengen können! Nun, es ist schließlich eine schöne Freundschaft daraus wor- i den: wegen die Rösser allein bin ich nicht da." Er küßte ihr 1 die Hand. „Ulrike! Wir haben viel versäumt!"
Viele Universitäten und Hochschulen geschlossen
Berlin, 5. Sept. Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung teilt mit. Folgende Universitäten setzen ihren Lehr- und Forschungsbetrieb fort:
Die Universitäten: Berlin, Wien, Münch en, Leipzig, Jena,
die Technischen Hochschulen: Berlin, München,
die Tierärztliche Hochschule in Hannover,
die Wirtschaftshochschule in Berlin.
An diesen Hochschulen beginnt für Studierende aller Fakultäten das nächste Semester am Montag, den 11. September 1939.
An den übrigen Hochschulen werden nur noch die Prüfungen beschleunigt durchgeführt. Die wehruntauglichen und die von der Wehrmacht noch nicht einberufenen Studenten werden aufgefordert, sofort ihr Studium an einer der genannten Hochschulen aufzunehmen und fortzusetzen.
Ministerpräsident Hertzog zrrrrrckgetreten
London, 5. Sept. Wie der Londoner Rundfunk bekanntgibt, ist der südafrikanische Ministerpräsident Hertzog zurückgetreten. Mit der Neubildung des Kabinetts wurde General Smuts beauftragt. General Hertzog teilte vor seinem Rücktritt mit, daß der Eeneralgouverneur das Ersuchen.Hertzogs, Neuwahlen auszuschreiben, abgelehnt hatte.
Englischem Druck unterlegen
Einer Meldung aus London zufolge hat das Parlament der Südafrikanischen Union am Montag einen Antrag des I u st i z - ministers Smut auf Abbruch der Beziehungen zu Deutschland angenommen. Diesem Beschluß ging eine Debatte voraus, in deren Verlauf Premierminister Hertzog eine Erklärung über die seiner Ansicht nach von der Südafrikanischen Union im gegenwärtigen Konflikt zu verfolgende Politik abgab. Er erklärte, daß die zur Zeit bestehenden Beziehungen zwischen der Union und den verschiedenen kriegführenden Mächten unverändert weiter bestehen würden, als ob es keinen Krieg gebe. Die bestehenden Verpflichtungen und Bindungen zu Großbritannien und den anderen Mitgliedern des britischen Weltreiches, sowie zum Völkerbund sollten unverändert aufrechterhalten werden. Man werde es niemand gestatten, das Gebiet der Südafrikanischen Union für Zwecke zu benutzen, die in irgend einer Weise die Verpflichtungen der Südafrikanischen Union beinträchtigen könnten. General Hertzog deutete schon in seiner Erklärung an, daß es seit vergangenen Freitag zu ernsten Meinungsverschiedenheiten im Kabinett gekommen sei. Er brachte zum Ausdruck, daß er zwar nicht beabsichtige, Chamberlain und den anderen englischen Staatsmännern den guten Glauben abzusprechen, daß aber andererseits seiner Meinung nach nicht der geringste Beweis für die Deutschland in die Schuhe geschobenen Absichten vorliegt.
Sodann brachte General Smut einen Antrag ein, in dem er forderte, daß die Südafrikanische Union alle notwendigen Ver- teidigungsmaßnahmen ergreifen sollte. Eine Entsendung von südafrikanischen Streitkräften nach Uebersee solle jedoch nicht stattfinden. Er beantragte weiter den Abbruch der Beziehungen zu Deutschland, wobei er zur Begründung auf das alte Ereuelmärchen deutscher Angrisfsabsichlen gegen Südafrika zurllckgriff. Dieser Antrag wurde dann mit 80 gegen 67 Stimmen vom südafrikanischen Parlament angenommen.
„Englische KuliurSat-
Briten verwüsten in Schanghai deutsches Eigentum
Schanghai, 5. Sept. (Ostasiendienst des DNB.) Angehörige der englischen Truppenteile in Schanghai beantworteten die Aufforderung der Presse an die Engländer, sich im internationalen Schanghai der Höflichkeit und Zurückhaltung zu befleißigen, mit einer brutalen Zerstörung deutsche« Privateigentums. Etwa 28 Engländer drangen in den Tennisklub der Deutschen Arbeitsfront ein, verwüsteten alle Räume und zerschlugen die gesamten Einrichtungsgegenstände. Bevor die Polizei erschien, konnten die britischen Banditen in der Dunkelheit verschwinden. Die englischen Banken sperrten am Montag alle Konten ihrer deutschen Kunden und verweigerten jede Auszahlung. Diese Maßnahmen, die in krassem Widerspruch zu der am Vortag gegebenen heuchlerischen Versicherung der englischen Regierung stehen, daß sich der Krieg Englands nicht gegen das deutsche Volk richten werde, riefen in der deutschen Gemeinde starke Erbitterung hervor. In Schanghai haben die Briten wieder einmal bewiesen, daß sich ihre Kriegsführung trotz aller scheinheiligen und verlogenen Versprechungen in nichts von den brutalen Methoden des Weltkrieges unterscheiden und daß es England ganz allein darauf ankommt, einen erbarmungslosen Vernichtungsfeld- zug gegen das gesamte Deutschtum zu führ«'
„Und einander viel erspart!"
Sie erhob sich. „Wir haben jetzt etwas recht Dummes dahergeredet!"
„Und man merkt es nicht einmal!" sagte der Rittmeister.
15.
Etwas über Eifersucht.
„Ich bin eine Doppelwaise und dazu Witwe. Ich stehe ganz allein auf der Welt."
Frau Melitta sagte das mit einem Anflug von Traurigkeit und im Adlerwirt regte sich jetzt auch ein väterliches Gefühl. ,p
„Und mein Vermögen ist nicht nennenswert", fügte sie hinzu.
„Darnach habe ich nicht gefragt", sagte der Wirt stolz. „Wenn ich noch einmal heirate... ans Geld brauche ich nicht zu schauen." Er fuhr sich über die Stirne. „Und es muß bald Klarheit geschaffen werden. Das mit dem Ferdinand täl nicht gut, er könnt sich einbilden... da sag ich lieber gleich: Hand weg von der Butten! Das ist nichts für dich!"
, Jetzt hing sich Frau Melitta in den Arm des Wirtes ein. „Ich werde es schwer haben bei so großen Kindern!"
„Durchaus nicht! Die haben sich dreinznfinden. Ich Hab nicht erst lang um Erlaubnis zu fragen. Der Ferdinand kann noch im Ausland eine Zeitlang Praxis machen. Und die Magda kommt so schnell wie möglich unter die Hauben Basta!"
Jetzt schritten beide vom Ende der Allee wieder zurück.
„Und Fräulein Ulrike?"
„Die wird schon parieren. Und wenn sie das nicht wollt, dann kann sie gehen. Sie hat genug Erspartes. Aber sie wird schon bleiben; ich will's ja sogar. Meine kleine Frau braucht diese Hilfe."
„Und wann wirst du es ihnen sagen?"
(Fortsetzung folgt.)