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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Montag, den September 1938
Frankreich leistet Polen Beistand
Berlin, 3. Sept. Am Sonntag mittag gegen 13 Uhr hat der französische Botschafter in Berlin, Coulondre, dem Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop davon Mitteilung gemacht, daß sich Frankreich, falls Deutschland nicht gewillt sei. seine Truppen aus Polen zurückzuziehen, ab 17 Uhr verpflichtet sehe, Polen Beistand zu leisten.
Neutralitätserklärung Belgiens
Brüssel, 3. Sept. Amtlich wird mitgeteilt: Die belgische Regierung hat offiziell allen interessierten Regierungen die Neutralitätserklärung mitgeteilt. Die Neutralitätserklärung wird in einer Sonderausgabe der belgischen Staats- zr^ung veröffentlicht.
Die ersten Greuelmelduttgen
London und Warschau treiben ein gefährliches Spiel
Berlin, 3. Sept. Das englische Nachrichtenbüro Exchange Tele- ! graph gibt eine Meldung aus Zürich wider, nach der. deutsche ! Flugzeuoe im Posener Bezirk Gas- und Brandbomben geworfen ' hätten. Ferner erkühnt sich der Sender Posen zu melden, daß die Ortschaften Wilnice und Menuschka Ziele unerhörter Luft- , angriffe gewesen seien. Die deutschen Flugezuge hätten Brand- ! und Gasbomben abgeworfen, zwei von ihnen feien abgeschossen i worden und die Besatzung soll gefangen sein. Alles gelogen nach > bekannter Weise! s
Am Sonntag morgen um 6.15 Uhr behauptete der Rundfunk- I sender Warschau, daß Tschenstochau, der polnische Wall- ' fahrtsort- in barbarischer Weise von deutschen Flugzeugen bom- i barbiert worden sei. Das wundertätige Muttergottesbild dort sei durch Bomben zerstört worden. Zu der Stunde, da Radio Warschau diese Behauptung aufstellte, befand sich Tschenstochau bereits in deutscher Hand. Bei dem Einrücken der deutschen Truppen wurde festgestellt, daß lediglich die militärischen An- ! lagen unter den Angriffen der deutschen Luftwaffe gelitten hatten. Das wundertätige Bild der schwarzen Muttergottes von - Tschenstochau ist unbeschädigt. Nicht einmal in der Nähe des Bildes ist eine Bombe niedergefallen. Mit allem Ernst muß dar- . auf aufmerksam gemacht werden, welche Verantwortung die Er- ' sinder solcher Ereuelmeldungen tragen, denn die deutsche Rücksichtnahme ist an die Voraussetzung der Gegenseitigkeit gebunden. i
Neuer Botschafter der UdSSR.
Die europäische Krise
Kurze Auslandsnachrichten
Paris: Die französische Kammer trat Samstag nachmittag zu einer Sitzung zusammen und genehmigte die von der Regierung vorgeschlagenen Kriegskredite. Kammerpräsident Her- riot gab dabei seiner Enttäuschung über den deutsch-russischen Nichtangriffspakt Ausdruck und behauptete, daß dieser „allgemeine Mißbilligung" hervorgerufen habe. Er sprach ferner von der „langen Geduld", die Frankreich bewiesen habe. Die Kammer lehnte einen Antrag auf eine Geheimsitzung ab und hörte dann den Ministerpräsidenten Dalad ier, der an die alten Beziehungen zu Polen erinnerte und' die Behauptung wiederholte, daß es um mehr gehe, als um einen deutsch-polnischen Konflikt.
London: In England wurde bei Zusammentritt des Unterhauses mitgeteilt, daß Ministerpräsident Lhamberlain erst später eine neue Erklärung abzugeben gedenke. Es wird vermutet, daß das britische Kabinett durch vier Mitglieder ergänzt wird. Der Nationalrat der Arbeiterpartei hat beschlossen, dem erweiterten Kabinett nicht beizutreten. Das englische Parlament verabschiedete 17 Gesetze, die sich auf die gegenwärtige Krise beziehen, und bewilligte der Regierung einen Kredit von 500 Millionen Pfund Sterling. Ein Gesetz, das die Wehrpflicht für alle Männer zwischen 18 und 41 Jahren festlegt, wurde angekündigt. Die britische Regierung hat der holländischen Regierung die Versicherung ausgesprochen, daß sie im Falle eines europäischen Krieges die Neutralität Hollands achten werde.
Warschau: Die polnische Regierung hat in ganz Polen das Standrecht verkündet. Die persönlichen Freiheiten der Bevölkerung sind ausgehoben worden. „Gefährliche Bürger" könen beliebig festgehalten und verschickt werden. Besondere Sorge bereitet der polnischen Regierung auch weiter die Auszahlung von Bargeld. Nur 10 Prozent der Einzahlungen dürfen ausgezahlt werden.
Am Samstag nachmittag trat der polnische Sejm zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Ministerpräsident General Skladkowski gab eine Erklärung ab, in der er u. a. behauptete, die Polen stünden dem Marschall Rydz-Smigly voll zur Verfügung. Der Abgeordnete Rzeczkowski brachte ein Gesetz ein, nach dem es den Abgeordneten gestattet sein soll, Dienst bei der polnischen Armee zu tun und doch das Mandat zu behalten. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen. Wie der polnische Rundfunk meldet, haben aber nur wenige Abgeordnete bisher von der Möglichkeit, die das Gesetz bietet, Gebrauch gemacht.
in Berlin
Moskau, 3. Sept. Wie amtlich mitgeteilt wird, hat das Präsidium des Obersten Sowjets Herrn Alexander Schkwarzew zum Botschafter der UdSSR, in Deutschland ernannt, da dem bisherigen Botschafter Merekalow eine anderweitige Tätigkeit übertragen wurde.
Botschafter Schkwarzew ist im Jahre I960 in Rybinsk (an der nördlichen Weichsel) geboren. Der Nationalem nach ist er Eroß- russe. Vor Beginn seiner diplomatischen Laufbahn bekleidete Herr Alexander Schkwarzew eine leitende Stellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Moskauer Textilinstitutes. Zuletzt war Botschafter Schkwarzew, der übrigens auch deutsche Sprachkennt- nisse besitzt, im hiesigen Außenkommissariat tätig.
Gleichzeitig ist Herr Wladimir Perlow, der bisherige Sekretär des Außenkommissars Molotow, zum Botschaftssekretär in Berlin ernannt worden.
Aus den meisten europäischen Ländern liegen Berichte über , wirtschaftliche Maßnahmen vor, die darauf Hinzielen, die vor- , handenen Lebensmittel- und Rohstoffvorräte zu rationieren.
Amerika will sich heraushalLe«
Eine Aeußerung Roosevelts
Washington, 2. Sept. Präsident Roosevelt hat den Kongreß ! i bisher nicht einberufen, da er die Entwicklung abwarten will. ! ! Er deutete die Möglichkeit der Einberufung für die nächsten ^ j 48 Stunden an, falls es in Europa zu größeren Verwicklung^? - : kommen sollte. Auf eine Frage, ob sich Amerika heraushalten werde, antwortete Roosevelt: „Ich hoffe es nicht nur aufrichtig, ' sondern ich glaube, wir können es. Die USA.-Regierung wird jede Anstrengung machen, Amerika herauszuhalten." "
Der Führer stiftete ein Verwundetenabzeichen
Berlin, 3. Sept. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat durch Verordnung vom 1. September 1939 ein Verwundetenabzeichen gestiftet. Das Verwundetenabzeichen gleicht dem Verwundetenabzeichen des Heeres im Weltkriege mit der Abweichung, daß der? Stahlhelm ein Hakenkreuz trägt.
Das Verwundetenabzeichen wird ebenfalls indreiStufen, in Schwarz, in Silber und in Gold verliehen.
Die Verordnung
Zur Ehrung für diejenigen, die bei tapferem Einsatz ihrer Person für das Vaterland durch feindliche Waffeneinwirrung verwundet oder beschädigt wurden, stifte ich das Verwundetenabzeichen.
Artikel 1.
Das Verwundetenabzeichen wird in drei Stufen verliehen:
in Schwarz für ein- und zweimalige Verwundungen oder Beschädigungen.
InSilberfür drei- und viermalige Verwundungen oder Beschädigungen.
In Gold für mehr als viermalige Verwundungen oder Beschädigungen.
Frühere Verwundungen, für die bereits ein Verwundetenabzeichen verliehen wurde, werden für die Verleihung angerechnet.
Artikel 2.
Das Verwundetenabzeichen ist das gleiche wie das des Heeres im Weltkriege. Der Stahlhelm trägt ein auf der Spitze stehendes Hakenkreuz.
Artikel 3.
Das Verwundetenabzeichen wird auf der linken Vrustseite getragen.
Artikel 4
Mit der Durchführung der Verordnung beauftrage ich den Chef des Oberkommandos der Wehrmacht tm Verein mit dem Staatsminister und Chef der Präsidialkanzlei des Führers und Reichskanzlers.
Berlin, den 1. September 1939.
Der Führer: gez. Adolf Hitler.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht: gez. Keitel.
Der Reichsminister des Innern: gez. Dr. Frick.
Der Staatsminister und Chef der Präsidialkanzlei des Führers und Reichskanzlers:
gez. Dr. Meißner.
Gnadenerlaß des Führers
Berlin, 3. Sept. Der Führer hat am 1. September 1939 für die Wehrmacht einen Gnadenerlaß ergehen lasten.
Danach sind bei Wehrmachtsangehörigen Gefängnisstrafen bis zu sechs Monaten. Haft-, Arrest- und Festungshaftstrafen sowie in bestimmtem Umfange Geldstrafen erlasten. Ferner sind Reststrafen erlassen, die nicht mehr als drei Monate betragen. Laufende Verfahren, in denen keine schärferen Strafen zu erwarten sind, werden eingestellt. Von dem Enadenerweis bleiben ausgenommen Verbrecher, Fahnenflüchtige, Meuterer und ähnliche Elemente.
Für die Angehörigen des Veurlaubtenstandes besteht eine entsprechende Vergünstigung, sobald sie in den Wehrdienst eintreten.
Gleichzeitig mit dem Gnadenerlaß haben der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht und der Neichsminister der Justiz Durchführungsbestimmungen erlassen.
Oer Führer zu seinen Soldaten abgereist
Die Abfahrt vom Wilhelm-Platz — Begeisterter Jubel um den Führer
Am Samstag nachmittag traf der neucrnannte Botschafter der UdSSR in Berlin, Alexander Schkwarzew, aus Moskau mit dem von der deutschen Reichsrcgicrung nach Stockholm entgegengesandten Sonderflugzeug auf dem Flughafen Tempelhof ein. In seiner Begleitung befindet sich Herr Wladimir Perlow, der zum Botschaftssekretär in Berlin ernannt worden ist. Im gleichen Flugzeug traf der Militärbevollmächtigte der UdSSR., der Kommandierende General Maxim Purkasew, mit seinem Stab ein, dem General Michael Beliiakow, Oberst Nikolai Skornjakow, j Major Iwan Vashanow und H.rupimann Alexander Sedych an- ! gehören.
Der Führer empfing am Sonntag, den 3. September, den neuernü.'.'.ien sowjetrust'.. :n Botschafter Alexander Schkwarzew zur Entgegennahme se. e laubigungsschreibens.
Kein Bombenwurf
auf zivile Bevölkerung
Antwort des Führers auf eine« Appell Roosevelts
Berlin, 3. Sept. Präsident Roosevelt hat an alle Regierungen, die an etwaigen Feindseligkeiten beteiligt sein sollten, einen Appell gerichtet, öffentlich ihren Entschluß bekanntzugeben, daß ihre Truppen unter keinen Umständen Luftbombordements auf die zivile Bevölkerung oder auf unbefestigte Städte unternehmen werden unter der Voraussetzung, daß die gleichen Kriegsregeln auch von allen ihren Gegnern aufs genaueste befolgt werden.
Der Führer hat noch am gleichen Tage dem Geschäftsträger der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin seine Antwort mit der Bitte übermittelt, diese unverzüglich dem Präsidenten Roosevelt zur Kenntnis zu bringen.
Die Antwortdes Führers hat folgenden Wortlaut:
„Die in der Botschaft des Herrn Präsidenten Roosevelt vertretene Aufastung, daß es ein Gebot der Menschlichkeit ist, b-ä militärischen Aktionen unter allen Umständen den Abwurf von Bomben auf nichtmilitärische Objekte zu unterlassen, entspricht durchaus meinem eigenen Standpunkt und ist von mir von jeher vertreten worden. Ich stimme daher dem Vorschlag, daß die an den jetzt im Gange befindlichen Feindseligkeiten beteiligten Regierungen öffentlich eine entsprechende Erklärung abgeben, bedingungslos zu. Meinerseits habe ich bereits in meiner heutigen Reichstags-Rede öffentlich bekanntgegeben, daß die deutschen Luststreitkräfte den Befehl erhalten haben, sich bei ihren Kampfhandlungen aus militärische Objekte zu beschränken. Es ist eine selbstverständliche Voraussetzung für die Aufrechterhaltung dieses Befehls, daß sich die gegnerischen Luftstreitkräfte an die gleiche Regel halten. AdolfHitle r."
DmfiLkrr erklärt seine Neutralität
Rio d« Janeiro, 2. Sept. Brasiliens Außenminister Oswaldo Aranha erklärte in einem Interview, daß die brasilianische Regierung unbedingt neutral bleiben werde. Er gab zugleich dem
O. stmsche und der Hoffnung Ausdruck, daß auch das gesamte übrige Amerika die Neutralität wahren werde. In der gesamten Oesfentlichkö.l findet diese Si.":n:g::ehme einhellixe Zustimmung.
P. äsident V.nxns hat da; Kabinett einbernfcn. Es wird erwartet, daß in dieser Sitzung die Neutralitätsewllirung des Außenministers ihre gesetzliche Form finden wird.
Berlin. Der Führer ist am Sonntag abend zu seinen Soldaten an die Ostfront abgcreist. Es ist Abend geworden. Zn Berlin hat die Verdunkelung wieder in vollem Umfange ringe fegt, eine wirkliche totale Verdunkelung, wie sie eben nur von der bis ins letzte disziplinierten Bevölkerung einer Millionenstadt durchgeführt werden kann.
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Der erste Soldat der Nation
Der Führer in Feldgrau spricht und wird begeistert umjubelt. Hinter ihm Eeneralseldmarschall Göring.
(Presse-Hoffmann, Zander-M.K.)
Gleich allen Straßen und Plätzen Berlins liegt auch der Wilhelmplatz in tiefer Dunkelheit. Wie schwarze Silhouetten heben sich die Umriste der Reichskanzlei und der Ministerien gegen den fast wolkenlosen von mattem Mondschein erhellten Sternenhimmel ab. Noch immer weht vom Dach der Reichskanzlei die Fahne des Führers. Noch stehen in dichten Mauern die Menschen.
' Sie wanken und weichen nicht. Man hat den Eindruck, sie wür- i den, wenn sich die Abfahrt verzögern sollte, noch am kommenden ! Morgen hier ausharren, um dem ersten Soldaten des deutschen s Volkes bei feiner Abreife zur Front als Ausdruck unwandet- ! barer Treue, gläubigen Vertrauens und tatbereiter Entschlosfen- ^ heit ihre Grüße entbieten zu können. Es ist eine Erlebnisge- ! meinschast, die in ihrer selbstverständlichen Zuversicht symbol- i hast sein mag für die gewaltige, eng verschworene Schicksals- ! gemeinschaft des 9Ü-Millioncn-Volkes. Männer und Frauen, Alte und Zunge, Arbeiter der Stirn und der Faust aus den I Fabriken und aus den Betrieben stehen Schulter an Schulter: ! Volksgenossen und Kameraden, verbunden durch das stolze Be- I wußtsein der unbesiegbaren Stärke des Vaterlandes und durch ! das gleiche einigende Band der Hingabe und Liebe zum Führer, i Endlich öffnet sich das Portal der Reichskanzlei, einige Se- s künden erwartungsvollen Schweigens. In langsamer Fahrt ! biegt ein Kraftwagen mit vorschriftsmäßig abgeblendete» Scheinwerfern in die Wilhelm-Straße ein. Zft es der Wagen des Führers? Nein. Es sind erst die Männer seiner unmittel- s baren Begleitung. Aber im zweiten oder im dritten Wagen — das muß der Führer fein! Einen Augenblick blenden die Schein- werserbündel einen Wochenfchauwagens auf. Za es ist der Führer!
! Und da kennen die Menschen kein Halten mehr, durchbrechen ! die dünnen Ketten der absperrendcn Schutzpolizeibeamtcn, drän- ^ gen nach born, ein einziger Zubelschrei erfüllt die Luft, und > dann klangen die Heilrufe empor.
^ Wenn auch die Menge in den Hinteren Reihen den Führer i gar nicht sehen kann, der zündende Funke der Begeisterung ! springt von Herz zu Herz - Heil, heil, heil. Und die Rufe ! pflanzten sich fort, die Wilhelm-Straße entlang, und sie klingen ! wie ein Schwur: Führer befiel, wir folgen in blindem Gehor- !- sam, in bedingungsloser Bereitschaft in stahlhartem Willen und ! Glauben an den Sieg der gerechten Sache. Führer befiehl, wir j folgen dir, wenn es sein muß, bis in den Tod.
j Unauslöschlich wird sich das Erlebnis dieser welthistorischen Stunde, da der Mann, der Deutschlands Größe geschmiedet hat, an die Ostfront zu seinen Soldaten abgefahren ist, in die Herzen all der Tausende eingraben.
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