7. Seite - Nr. 188
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter«
Freitag, den 28. August 1839
Die Württ. Staalstheater vor neuen Aufgaben
Stuttgart, 23. Aug. In einer Besprechung nahm der Leiter der Württ. Staatsthcater, Generalintendant Deharde, Gelegenheit, die Aufgaben der Württ. Staatstheater in der kommenden Spielzeit 1939/40 aufzuzeigen und im Anschluß hieran die neu verpflichteten Mitglieder in Oper und Schauspiel vorzustcllen. Zunächst gab der Generalintendant einen kurzen Rückblick über das in der vergangenen Spielzeit in künstlerischer und kulturpolitischer Hinsicht Erreichte und verlieh in diesem Zusammenhang seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß Stuttgart hinsichtlich der Zahl seiner Premieren, vor allem solche weltanschaulichen 2n- chalts, mit an erster Stelle im Reich steht. Hierauf gab Generalintendant Deharde die Ziele bekannt, die sich die Württ. Staatstheater für die bevorstehende Spielzeit gesteckt haben. Im Schauspiel soll neben den Klassikern vor allem wieder das weltanschauliche Drama, außerdem das Lustspiel, das heitere Stück, gepflegt werden. Es sind hier acht Wiederaufnahmen, drei Neuinszenierungen, acht Erstaufführungen und zwei Uraufführungen geplant Beide Uraufführungen stammen bezüglich ihres Autors aus dem schwäbischen Raum. So wird der junge schwäbische Dichter Bernhard Schreckenbach mit seinem Erstlingswerk aus der Kriegszeit „Spuk im Niemandsland", Georg Weitbrecht mit seinem Schaupiel um Herzog Ulrich „Der schwarze Reiter" vertreten sein. In den Erstaufführungen werden wir u. a. Autoren wie Georg Büchner und Knut Hamsun, bei den Wiederaufnahmen Dichtern wie Georg Schmückle, Bernard Shaw, Maugham, Lope de Bega usw., in den Neuinszenierungen Klassikern wie Goethe, Schiller und Shakespeare begegnen. Oper und Operette bringen neun Neuinszenierungen, darunter „Rienzi", .stüohengrin", „Falstaff", „Boris Eodunoff", sechs Erstaufführungen, worunter „Peer Eynt" von Werner Egk und 15 Wiederaufnahmen, unter denen Werke von Richard Wagner, Richard Strauß, Smetana, Verdi, Zuccini und dergl. mehr zu finden sind.
Zum Schluß stellte Generalintendant Deharde di« neuverpflichteten Mitglieder der Württ. Staatstheater vor. Es sind dies aus den Sektoren Vorstände: Oberspiclleiter Dr. Fritz Schröder (seither in Königsberg), Kapellmeister Joseph Dünnwald (Saarbrücken), und Vallettmeisterin Gertrud Pichl (Esten); Schauspiel: Horst Kreuter (Frankfurt a. M.), und Sigmar Schnewer (Augsburg); Oper: Hanna Clauß (Plauen), Gerda Sommerschuh (Chemnitz), und Emmerich von Eodin (Wien). Ferner wird ab 1919 für den aus dem Verband der Württ. Staatstheater ausscheidenden Walter Richter Fritz Brand vom Staatstheater Kassel gewonnen werden. Im übrigen können im Laufe der Nächsten Spielzeit die altbewährten Künstler, Staatsschauspielerin Emmy Remolt ihr -lOjähriges, Kammersänger Albin Swoboda sein 80. und Staatsschauspieler Roderich Arndt sein 25jähriges Bühnenjubiläum an den Württ. Staatstheatern feiern.
Baden
Karlsruhe, 23. Aug. (Den Verletzungen erle- g e n.) In der Albsiedlung stieß am Samstag ein Radfahrer mit der Straßenbahn zusammen und erlitt so schwere Verletzungen, daß er jetzt gestorben ist.
Ettlingen, 23. Aug. (Feuer im Lastzug.) Am Dienstagmorgen geriet zwischen Bruchsal und Neumalsch der Anhänger eines Lastzuges dadurch in Brand, daß sich durch die Reibung ein Hinterreisen entzündete. Im Nu wurde der Wagen ergriffen und die ganze aus Damenstofsen bestehende Ladung vernichtet. Das rasche Eingreifen der Karlsruher Feuerlöschpolizei und von Mannschaften der Freiw. Feuerwehren aus Malsch und Ettlingen verhinderte ein Ilebergreifen des Brandes aus Motorwagen und Wald.
Mannheim, 23. Aug. (Fremdenverkehrsfra- g e n.) In Zusammenarbeit mit der DAF. fand dieser Tage hier eine Arbeitstagung statt, bei der eine Arbeitsgemeinschaft für Fremdenverkehrsfragen gegründet worden ist, die sich mit wichtigen Fragen des Arbeitseinsatzes in den Fremdenverkehrsbetrieben Badens befaßt. Die Tagung wurde durch Prof. Dr. Thoms, Heidelberg, dem Leiter des Büros der Arbeitskammer Baden, geleitet.
Forbach, 23. Aug. (Plötzliches Ende einer Ferien f a h r t.) An einer Wegkreuzung unterhalb des Ortes Forbach raste ein Motorradfahrer gegen einen Lieferwagen. Der Kraftradfahrer erlitt so schwere Verletzungen, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Bei dem Verunglückten handelt es sich um einen Engländer, der eine Ferienfahrt durch Deutschland machte.
Oberrotweil, 23. Aug. (Verkehrsunfall.) Ein mit zwei Personen besetzter Kraftwagen fuhr gegen den Pfosten einer Bahnschranke. Einer der Insassen wurde aus dem Wagen gegen ein eisernes Gitter geschleudert und blieb tot liegen. Der zweite Insasse kam mit dem Schrecken davon.
U r h eb er rechtsschutz durch Derlagsanstalt Manz, München 8. Fortsetzung (Nachdruck verboten)
Er hatte mit der Kuh das zweite Gras hereingefahren. Hatte sie in den Stall geführt und besorgt und dachte sich: das Grummet kommt noch heute auf den Boden.
Und da kam die Kathi gesprungen. „Komm doch herein, Hansl", sagte sie, „eine gute Suppe habe ich hergerichtet, Erdäpfel, Bohnenschoten, ein bisserl Sellerie, dann Petersilie, das Ganze habe ich mit Rahm gebunden und noch Paradeiser dazu getan! Ich könnt noch ein Eigelb dazuquirlen."
„Und gelbe Rüben?"
„Selbstverständlich."
„Bring 's nur heraus!"
Und so setzten sich die beiden nebeneinander.
Wie sie so löffelten, fiel ein Apfel herunter. Mitten in die Schüssel hinein.
„Hat sich damit etwas angezeigt?" fragte Kathi.
„Ja", spottete der Hans Bauer, „daß wir morgen und übermorgen ruhige Tage haben."
„Richtig! In Oberbrunn ist ja Kirchweih. Da kommt zu uns keine Seel nicht heraus. Da spielen beim Adlerwirt zwei Kapellen die ganze Nacht hindurch; die von der Feuerwehr und die von den Veteranen."
„Du gehst doch abends auch zum Tanz?" fragte der Hans Bauer.
„Schon, und mit dir!" gab die Kathi zurück. Dann seufzte sie. „Wie weit bist du mit der Leni?"
„Sag Magda, ich kann Leni nicht hören! Sie war jetzt drei Jahre am Genfer See und man könnt Madelaine zu
Waldshnt, 23. Aug. (Waldshuter Chilbi.) Die Waldshuter Chilbi 1939, die 471. ihrer Art, war vom herrlichsten Sommerwetter begünstigt. Neben den Schweizer Trachtengruppen und Alphornbläsern waren Trachtengruppen aus dem ganzen alemannischen Land zu dieser festlichen Veranstaltung erschienen. Eingeleitet wurde die Chilbi mit einem Heimatabend am Samstag; der Sonntagvormittag brachte Standkonzerte und Vorführungen und Vorträge der deutschen und schweizerischen Trachtengruppen. Als Höhepunkt diqx festlichen Veranstaltung, der am Sonntag über 10 000 Zuschauer beiwohnten, bewegte sich am Nachmittag ein großer Festzug durch die Straßen der alten Waldstadt.
Konstanz, 23. Aug. (S p i e l m i t S tr ei chh ö I z e r n.) Im Stadtteil Egg brannte am Montagnachmittag ein von zwei Familien bewohntes einstöckiges Siedlerhaus nieder. Das Feuer wurde durch einen sechsjährigen Jungen verursacht, der auf dem Speicher mit Streichhölzern spielte und sehen wollte, „ob das festgestampfte Heu auch brennt".
Aus dem Gerichts?!««!
Das Ende einer Spazierfahrt
Karlsruhe, 23. Aug. Der 18jähr»tze Ludwig Jörger von hier hatte im Mai in Karlsruhe vier Motorräder entwendet und damit Spazierfahrten unternommen. Die letzte Fahrt endete an einem Kandelaber, wobei er si<^ einen Oberschenkelbruch und einen Beckenbruch zuzog, worauf er schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Als Sühne für die Diebstähle sprach das Schöffengericht drei Monate Gefängnis aus.
Exemplarische Strafe für leichtsinnigen Kraftfahrer
Mannheim, 23. Aug. Da^ Schöffengericht in Neustadt verurteilte den 56jährigen Karl Hechler aus Mannheim wegen fahrlässiger Tötung zu anderthalb Jahren Gefängnis. Hechler fuhr im Februar, obwohl er erheblich unter Alkohl stand, mit seinem Auto zwischen Mußbach und Meckenheim gegen das Auto des Papierwarenhändlers Karl Marnett aus Neustadt. Dabei wurde Frau Marnett getötet, Marnett selbst erlitt einen schweren Schädelbruch und auch Hechler wurde verletzt. Straferschwerend wurde dem Angeklagten noch angerechnet, daß er, während er im Krankenhaus lag, sein ganzes Vermögen seinem Schwiegersohn vermachte, um sich so von einer Entschädigung an die Familie Mar- nett zu drücken.
Nichts gegen ein Spielchen, aber —
Die amtliche Korrespondenz der DAF. wendet sich in einer grundsätzlichen Stellungnahme gegen die leider immer noch anzutreffenden Zeitgenossen, die ihr Monatsgehalt oder ihren Wochenlohn beim Würfel- oder Kartenspiel lassen.
So etwas paffe nicht mehr in unsere Anschauung. Es solle nichts gegen ein harmloses Spielchen gesagt werden, das vielen Menschen Entspannung und Erholung bietet. Die Angelegenheit bekomme aber sofort ein anderes Gesicht, wenn Spielleidenschaft und Gewinnsucht den Spieler in ihren Bann ziehen und nicht mehr loslassen. Damit werde dcW Spiel zu einer moralischen und sozialen Frage, an der man nicht vorübergehen könne. Ls sei unmoralisch, um Beträge zu spielen, die mit der Wirtschaftslage des Spielenden nicht in Einklang stehen, wenn ganze Nächte am Kartentisch zugebracht würden und der eine oder andere Familienvater den größten Teil des Monatsgehalts oder Wochcknlohns verspielt habe. Das widerspräche in jeder Hinsicht unserer heutigen Auffassung von Pflicht und Ehre und sollte unter Kameraden nicht geduldet werden. Auch das Würfelspiel müsse hierbei erwähnt werden, bei dem es üblich sei, jedesmal eine Lage Bier oder Schnaps auszuspielen.-Da dir einzelnen Spiele meist nicht lange dauerten, so häuften sich die Lagen beängstigend. Die Folgen könne man sich ausmalen.
Die Deutsche Arbeitsfront und „Kraft durch Freude" hätten dafür gesorgt, daß alle Schaffenden für wenig Geld viele Möglichkeiten der Entspannung und der Freude haben. Wir brauchten daher die unmoralischen und unsozialen Gepflogenheiten einer vergangenen Zeit nicht mehr. Je rascher wir sie in ihren letzten Ueberresteki beseitigten, um so besser. Darüber hinaus dürfe man wohl auch dle Leistung des gesündesten und stärksten Mannes am Tage nach der verspielten Nacht mit einem Fragezeichen versehen. Man brauche weder Moralpauker noch Philister zu sein; und wir, so schließt die Stellungnahme, „zeigen niemals mit dem Finger auf einen Mann, der mal über die Stränge schlägt und dabei eine saubere Haltung bewahrt. Wo aber die Grenzen überschritten werden, ist ein rechtzeitiges und energisches Wort zur Besinnung auf die Anforderungen, die die heutige Zeit ^ns stellt, am rechten Platze".
KrsflsahrzeugmdusLrie im ersten Halbjahr 1S3S
Die Gesamtleistung der deutschen Kraftfahrzeugindustrie im ersten Halbjahr 1939 übersteigt trotz mancher Schwierigkeiten, insbesondere auf dem Gebiete der Materialbeschaffung und des Arbeitseinsatzes, die Ergebnisse der entsprechenden Zeit des Vorjahres nicht unbeträchtlich. Der Absatz im ersten Halbjahr 1939 erreichte eine Höhe von -729 Millionen NM. Davon entfielen auf die ostmärkischen und sudetendeutschen Werke rund 42 Millionen RM. Eine etwas stärkere Exportintensität der neu eingegliederten Werke ergab für das glte Reichsgebiet in bezug auf de» Auslandsabsatz einen Anteil von 94 Prozent am Ausfuhrwert, der 104,7 Millionen RM. ausmachte. Der Jnlandsabsatz lag um 16,4 Prozent, der Auslandsabsatz um 13,3 Prozent höher.
Bei den Personenkraftwagen ist der Anstieg der Exportquote besonders bemerkenswert. Bei einem Auslandsabsatz von rund 60 Millionen RM. stieg der Anteil am Gesamtabsatz von 14,9 auf 17,7 Prozent. Für die Liefer- und Lastkraftwagen spielen die nach der Eingliederung der Ostmark und des Sudetenlandes hinzugetretenen Werke eine größere Rolle als für andere Fahrzeugarten. Der wertmäßige Anteil dieser Werke am Eesamt- absatz belief sich bei den Lastkraftwagen mit 17,9 Millionen RM. von insgesamt 167,6 Millionen RM. auf 10,7 Prozent. Die Produktion von Kraftomnibussen stieg mit 3576 Stück von allen Fahrzeugarten verhältnismäßig am stärksten. Bei der Produktion von Zugmaschinen ist weiterhin ein dringender Bedarf der Landwirtschaft festzustellen. Don den 18 567 produzierten Schleppern wurden rund 16 000 im Inland und 2000 im Ausland abgesetzt. Die Produktion bei den Dreirad-Kraftfahrzeugen ist gegenüber dem ersten Halbjahr 1938 um 13,8 Prozent zurückgegangen.
In den Ergebnissen der ersten beiden Vierteljahre 1939 Habs» sich bedeutende Veränderungen ergeben. Das erste Vierteljahr schloß mit einem Eesamtabsatzwert von 345,8 Millionen RM. ab, der sich im zweiten Vierteljahr um 8^ Prozent auf 374,3 Millionen RM. erhöhte. An dieser Steigerung fit das Inland nur in begrenztem Maße (35,3 Prozent) beteiligt, während die Ausfuhr wertmäßig von 43 auf 61.5 Millionen RM. anüiea
81,5 MM. RM. Ausfuhrüberschuß im Juli
An Monat Juli stellte sich die Einfuhr auf 439,1 (Vormonat 443,4) Mill. RM.. die Ausfuhr auf 500,5 (537,4) Mill. Dazu kommen die Außenhandelsumsätze des Protektorats mit 43,6 Mill. RM. Einfuhr und 42,6 Mill. RM. Ausfuhr, so daß sich für das gesamte Reichsgebiet eine Einfuhr von 482,7 und eine Ausfuhr von 543,1 Mill. RM. ergibt. Die Handelsbilanz (ohne Protektorat) schließt somit im Juli mit einem Ausfuhrüberschuß von 61,5 (94,0) Mill. RM. ab. Für die Monate Januar bis Juli insgesamt ergibt sich ein Ausfuhrüberschuß von 120,3 Mill. NM
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ihr sagen. Aber sie ist sicher die gleiche geblieben. Auch wenn sie jetzt französisch so gut spricht wie deutsch."
„Jetzt paßt sie erst zu dir", bemerkt Kathi.
„Weshalb? Weil ich vielleicht sechs Klassen Latein gemacht Hab und Lateinprofessor werden wollt? Das vergißt man, wenn man das Haus hat übernehmen müssen und mit der Heugabel hantiert. Waren ja schöne Zeiten! Ich siebzehn und sie zehn. Mit zwei langen Zöpfen. Da haben wir uns zusammengesetzt. Ich habe mich schon gefühlt wie auf dem Katheder. Ganz ernst habe ich es genommen. Kana natak, der Frosch schwimmt, das war der erste lateinische Satz, den sie hat lernen müssen. Und dann habe ich sie gefragt: ^ma8 me? Liebst du mich? Und sie hat gesagt: a*ao ribi! Ich liebe dir! Da habe ich mit dem Stock gedroht: 1e muß es heißen, nicht tibi. Da hat sie gesagt: Hansl, weißt auf gut deutsch, ich Hab dich gern."
„Tat sie das heute auch noch sagen?" fragte Kathi.
„Hab sie noch nicht darnach gefragt. Vielleicht tu ich's übermorgen. Ich bin ja kein Professor worden. Der Vater ist gestorben und mit meinen siebzehn Jahren Hab ich an- treten müssen. Der Franz Zopp war mein Vormund. Und hat alle Leut vom Schloß herübergeschickt. Und es ist gegangen. Die erste Zeit hat die Waberl ausgeholfen, bis eben du gekommen bist. Und da Hab ich keine Zeit gehabt, nach rechts oder links zu schauen und inzwischen ist die Leni, nein, die Magda, in die Schweiz gegangen und hat mir drei Briefe geschrieben. Die ganze Zeit über. Und jetzt dürft ich wirklich anfragen."
„Schmeckt es dir?" fragte die Kathi.
„Ich glaub, du hast den Majoran vergessen", sagte der junge Wirt „Zur Goldenen Birne".
„Bei Gott, ja!"-
Die Kathi ist die Kusine von Hans Bauer, die die Küche führt, an den Wochentagen die Wurst aufschneidet und den Käse oder sogar ein Paar Würstel heiß zu machen hat; bis der Samstag kommt, und sie die Hände voll Arbeit hat..
Dann muß sie den Hähnderln nachrennen, bis sie die richtigen zwei Dutzend erwischt hat, muß die ganze Nacht hindurch daran putzen und schaben. Und in der Früh muß sie in den Garten hinaus, um den Salat zu stechen. Zum Schluß kann sie zu viel oder zu wenig hergerichtet haben .. zu viel war eigentlich an den Sonntagen noch nie der Fall!... aber die Hühnermagerl legt sie zum Dünsten auf die Seite für den Herrn Franz, der an den Sonntagen mit eiserner Konsequenz um sechs Uhr das Tor schließt und für in Butter gedämpfte Mägen eine besondere Vorlieb hat.
Und für all diese Arbeit soll die Kathi den Hans Bauer einmal zum Mann kriegen, erzählt man sich. „Sollen doch heiraten", meinen die Sonnberger, „die zwei jungen und riegelsamen Leut; 's gäb ein sauberes Paar."
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„Es ist aber eigentlich ganz gut, daß ich keinen Majoran daran getan habe", meinte jetzt die Kathi. „Da kann ich ein paar Löffel voll dem kleinen Hansl geben; so vertragt er die Suppe!"
„Schlaft er jetzt?" fragte Hans Bauer. „Mir ist es nicht ganz recht, daß er wieder ein paar Tage da ist. Die Leute zerreißen sich das Maul. Niemand weiß, daß es das Kind deiner Schwester Maria ist. Alle glauben, es wär von uns!"
Kathi seufzte jetzt. „Was soll man machen? Die Marie kann das Kind nicht im ,Schwarzen Adleft drinnen haben. Die wissen ja gar nicht, daß sie schon verheiratet war; daß' sie geschieden worden ist, aus der Schuld dieses... na, ich will nichts sagen... Gott, Hab ihn selig... die Marie hält da drinnen die Stelle nicht bekommen ... das Kind ist sonst in Raspersdorf."
„Aber jetzt ist es eben wieder drei Tag bei uns!"
„Hans, du weißt doch, daß seine Pflegeeltern drei Tage ' auf die Wallfahrt gegangen sind. Da haben wir das Buberl doch zu uns nehmen müssen."
(Fortsetzung folgt.)