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Nr. 198
Freilag, äen 25. August 1939
113. Jahrgang
Drohender Handstreich Polens auf Danzig
Das Danziger Gebiet von einer polnischen Division eingeschloffen
ttert. Donnerstag früh war das Straßenbild in Ostoberschlefieu ausschließlich von solche» Transporten beherrscht. Man hat sich nicht nur darauf beschränkt, alle wehrpflichtigen Männer einzuziehen, sondern auch alle wehrunfähig geschriebenen Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Für die Transporte wurde« sämtliche erreichbaren Last- und Personenkraftwagen beschlagnahmt.
Danzig, 24. Aug. Wie aus dem Korridorgebiet zuverlässig verlautet, hat mit dem Donnerstag in Polen die Mobilmachung begonnen. Donnerstagvormittag find von sämtlichen Feldern die Landarbeiter durch Gendarmeriebeamte alarmiert und sofort in ihre Earnisonstädte geschafft worden.
Ostoberschlesien ein Heerlager
Kattowitz, 24. Aug. Ostoberschlesie« befindet sich kn de« letzten Stunden in einem regelrechten Kriegszustand. Auf Anordnung der Militärbehörden sind sämtliche Schul- und Versammlungsräume mit Militär belegt worden. Die Grenzorte sind mit Truppen vollgestopft, und ständig treffen neue Truppentransporte ein. Alle Personen- und Lastkraftwagen sowie Krafträder sind von den Militärbehörden für ihre Zwecke beschlagnahmt worden. Frauen und Kinder und selbst gebrechliche Leute sind zu Schanz- und Befestigungsarbeiten eingesetzt worden. Die Belegschaften der' einzelnen -Industrieunternehmen müssen ebenfalls gruppenweise zu diesen Arbeiten antreten.
In vielen Ortschaften ist e.s den Bauern verboten, auf ihre Felder und in die Wälder zu gehen, wo fieberhaft au Befestigungen gearbeitet wird. Besonders intensiv werden die Arbeiten in dem Abschnitt um Nicolai durchgeführt. 2n diesem Abschnitt ist auch die größte Truppenkonzentratio« festzustellen. Die hier angelegte Stellung mit Richtung auf Glei- w i tz kann unmöglich als Verteidigungslinie angesehen werden, sondern stellt in ihrer ganzen Bauart und in ihrer strategischen Lage eine klare Ausfall st elluug des polnischen Militärs nach Eleiwitz hin dar.
Polnische Panikstimmung
Kattowitz, 24. Aug. Die Panikstimmung in Ostoberschkesten steigert sich immer mehr und hat jetzt auch die leitenden polnischen Stellen völlig ergriffen. Nachdem diese Kreise erst kürzlich leßen, beginnen sie jetzt selbst, Ostoberschlefien den Rücken zu ihre Familien und ihren beweglichen Besitz in Sicherheit bringen kehren. Viele Generaldirektoren der Jndustriewerke und andere Männer der polnischen Wirtschaft haben es vorgezogen, ins Innere des Landes zu gehen. Ihrem Beispiel find bereits zahlreiche Bürgermeister und Beamte gefolgt. Alle Züge ins Innere Polens sind ständig überfüllt und können den Ansturm der Polen fast nicht mehr bewältigen. Die Angstkäufe nehmen nie gekannte Ausmaße an. Die Preise gehen sprunghaft in die Höhe, was besonders in den unteren Vevölke- rungsfchichten größte Erregung auslöst. Der Sturm auf Banken und Sparkasien wird immer größer. Die Sparkassen haben bereits Auszahlungskeschrünkunger. angeordnst, was die Beunruhigung noch steigert.
v. Ribverttvop in Berlin eingeirotten
Berichterstattung beim Führer
Danzig, 24. Aug. Wie gemeldet wird, ist die Stadt non einer gemischten polnische« Division im Süden und Westen umschlossen worden. Zu dieser Division gehört das Kavallerieregiment 52 aus Zlotow, Infanterieregiment 55 aus Lissa» Infanterieregiment 85 und Artillerieregiment 18 aus Graudenz. Durch diese Zusammenziehung einer kriegsstarken polnischen Division unmittelbar au der Grenze des Danziger Gebietes ist die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Handstreiches auf die Freie Stadt in größte Nähe gerückt.
Unerhörte polnische Grenzverletzung
Polnische Soldaten provozieren auf deutschem Boden — Feuergefecht mit deutschen Beamten
Hindenburg, 24. Aug. Im deutsch-polnischen Grenz- abschnitt bei Maloschan hat sich in der Nacht zum Donnerstag ein schwerer Grenzzwischensall ereignet. Polnische Grenzsoldaten betraten bei Makoschau in provozierender Weise deutschen Boden. Als sie sich trotz Aufforderung nicht dazu bequemten, auf polnisches Gebiet zurückznkchren, machten die deutschen Beamten von ihrer Waffe Gebrauch. Das Feuer wurde von den Polen erwidert, so daß es zu einer regelrechten Schießerei kam. Bei dem Kugelwechscl wurde ein polnische. Soldat, der sich auf deutschem Boden befand, schwer verletzt und mußte ins Krankenhaus ein- geliesert werden. Auf deutscher Seite gab es ebenfalls einen Schwerverletzten.
Die unerhörte polnische Grenzverletzung hat in der Bevölkerung größte Erregung hervorgeruscn.
Förster, Staatsoberhaupt von Danzig
Danzig, 24. Aug. Amtlich wird mitgeteilt: Aus Grund des Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Staat vom 24. Juni 1933 und des Gesetzes zur Verlängerung dieses Gesetzes vom 5. Mai 1937 wird folgendes mit Gesetzeskraft verordnet:
Artikel 1:
Der Gauleiter von Danzig ist das Staatsoberhaupt der Freie» Stadt Danzig.
Artikel 2:
Die Verordnung tritt mit dem 23. August 1939 in Kraft. Der Senat der Freien Stadt Danzig gez. Greiser,
Huth, Wiers-Keiser, Hoppenrath, Bseck, Rettelsky, Großmann, Schimmel.
Aufsehen über das neue Danzig-Gesetz
London unterstreicht polnische KriegsvorSereitnnge«
London, 24. Aug. Die Verordnung, mit der Gauleiter Förster zum Staatsoberhaupt der Freien Stadt Danzig bestimmt wird, hat in den ersten Ausgaben der Abendblätter großes Aufsehen gemacht und wird von einem Teil der Blätter als Hauptmeldung gebracht. So bezeichnet „Evening News" Förster als Diktator von Danzig. Weiter berichten die Blätter im gleichen Zusammenhang, daß Polen die Grenze gegenüber Danzig geschloffen habe und daß Edingen mobilisiere. Eine Warschauer Reuter- Meldung berichtet, daß die Ernennung Försters zum Staatsoberhaupt die sofortige Ueb er nähme Danzigs ins Reich vorbereite.
Man faselt von „Staatsstreich" in Danzig
Paris, 24. Aug. Als erstes Abendblatt kommentiert der „2n- transigeant" die Ernennung Gauleiter Försters zum Danziger Staatschef und schreibt: Dieses Gesetz werfe das ganze Gebäude der Danziger Verfassung über den Haufen und verwirkliche nach dem Modell des Dritten Reiches 'die Personalvereinigung des Staatschefs und des Chefs der Nationalsozialistischen Partei. In einer über alle Spalten gehenden Ueberschrift spricht das Blatt von einem „Staatsstreich in Danzig".
Mobilmachung in Polen
Eteiwitz, 24. Aug. Wie aus Ostoberschlefien gemeldet wird, haben die polnischen Militärbehörde« in der Nacht zum Donnerstag eine geheime Mobilmachung angeordnet. Sämtliche Polizei- und Gendarmeriekräfte wurde« aufgebote», um noch nachts die Gestellungsbefehle in die Häuser zu tragen. 2« den meisten Fällen wurden die zum Kriegsdienst Einberufenen aus den Betten herausgeholt und in bereitstehende« Kraftwagen sofort zu den einzelne» Wehrtommandos transpor-
Berlin. Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribben- trop traf am Donnerstag um 18.45 Uhr mit seiner Begleitung mit dem Condor-Flugzeug „Grenzmark" von Moskau kommend aus dem Flughafen Tempelhof ein.
Er begab sich vom Flughafen Tempelhof zum Führer, der inzwischen von Berchtesgaden kommend in Berlin eingetroffen war, zur Berichterstattung.
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Aus dem Weg nach Moskau
Die Maschine des Reichsautzenministers von Ribbentrop, das Condor-Flugzeug „Grenzmark", bei ihrem nächtlichen Abflug vom Flughafen Tempelhof nach Moskau.
(Presse-Hoffmmann, Zander-M.-K.)
RiMntrips AMllst m Königsberg
Begeisterte Begrüßung durch die Bevölkerung
Königsberg, 24. Aug. Auf dem Königsberger Flughafen traf ! am Donnerstag gegen 15.20 Uhr Reichsaußenmiuister von Ribbentrop mit dem Sonderflugzeug „Grenzmark" von Moskau kommend ein. Zu seinem Empfang waren Ehrenformationen der SA, f/. Politische Letter, HI., des Arbeitsdienstes und der Polizei angetreten. Reichsaußenminister von Ribbentrop wurde von Gauleiter und OLerprästdent Erich Koch, seinem Stabe, der Generalität und Admiralität der drei Wehrmachtsteile mit starken Offiziersabordnungen sowie von den Vertretern der Staatsbehörden anßs herzlichste berußt.
: Die Nachricht von der Zwischenlandung des Sonderflugzeuges
in Königsberg hatte fich am späten Vormittag wie ein Lauffeuer verbreitet und im Augenblick prangte die Stadt Königsberg im Fahnenschmuck. Kopf an Kopf stand die Bevölkerung Spalier an den Straßen und grüßte in dem Reichsantzenminister gleichzeitig den Führer, der dieses große Friedenswerk veranlaßt hat und zur Durchführung kommen ließ. Ostpreußen als Grenzland und freiheitsliebendes Volk weiß diese Tat des Führers in ganz besonderem Maße zu schätzen. 2m Landeshaus fand noch eine feierliche Begrüßung durch de« Gauleiter «ud Oberpräsidenten Erich Koch statt. Der Gauleiter sagte u. a., datz gerade in der vom Mutterlande abgetrennten Provinz Ostpreußen die hohe Bedeutung dieses außerordentlichen Erfolges anerkannt werde. „Wenn Sie zum Führer kommen, dann sagen Sie ihm, daß die Provinz Ostpreußen wie i» der Vergangenheit so auch jetzt und in aller Zukunft unbeirrbar ihre« Weg gemäß dem Befehl des Führers gehen wird. 2ch darf Sie nochmals auf das herzlichste willkommen heißen und 2hne« gleichzeitig nochmals für alle jetzt unterschriebenen und noch kommende« Dokumente einen würdigen Aufbewahrungsschrcin ans Bernstein überreichen."
Der Reichsantzenminister war über diese so außerordentlich herzliche und begeisterte Begrüßung sichtlich beeindruckt. Er dankte dem Gauleiter mrd Oberpräsidente» hierfür, in dem er ausführte:
„Meine Herren! Der Führer hat «ich »ach Moskau entsandt, bas war für manchen in Deutschland eine Ueberraschung. Aber wir alte« Nationalsozialisten, wir wissen alle: WasderFüh- rer macht, ist richtig! Und das hat sich auch diesmal wieder erwiesen. Da hat der Führer wieder einmal blitzschnell gehandelt und hat Rußland «ms dieser Einkreisungsfront heraus- getrage«. Das ist immerhin das Resultat dieses Besnches, dieser 24 Stunden, dieses Aufenthaltes des erste« deutschen Ministers» der Moskau besucht. Wir wiffen, daß wir zur Zeit wieder in einer »«ruhigen Zeit lebe«. Aber wie Ihr Eanleiter soeben ausgcdrückt hat: „Ich weiß, daß diese Provinz Ostpreußen klar, tre« und znoerfichtlich zu« Führer stehe« wird, komme, was da komme« mag." Es ist ganz sicher — das wiffen wir alle — und wir können das unbändige Vertraue» in den Führer haben: Er wird auch diese Krise wieder meistern, wie er schon so viele Krisen gemeistert hat.