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Nr. 197

Donnerstag, äen 24. August 1939

113. Jahrgang

Deutsche Verkehrs-Flugzeuge beschossen

Frecher Aebergriff polnischer Flak Unerhörte Herausforderung

Danzig, 23. Aug. Das deutsche Verkehrsflugzeug DA-Pup von Bieberstein", das am Mittwoch 12 Ahr vom Flughafen Tcmpelhof nach Danzig und Königsberg abgeflogen ist, wurde aus dem Flug nach Danzig außerhalb despolni­schen Hoheitsgebietes in der Nähe der Danziger Grenze von polnischer Flak beschossen. Wie der Pilot des Flugzeu­ges, Flugkapitün Gutschmidt, mitteilt, sind die Geschosse in un­mittelbarer Nähe rechts und links von der deutschen Verkehrs­maschine krepiert.

Kriegsschiff feuert auf deutsches Verkehrsflugzeug

Berlin, 23. Aug. Nachdem gerade eben erst die Meldung über die Beschießung eines friedlichen deutschen Verkehrsflugzeuges durch polnische Flaks eingetroffen ist, wird jetzt ein zweiter ähn­licher Fall dreister polnischer Provokation bekannt.

Das dreimotorige GroßflugzeugD-APUP" der Deutschen Lufthansa wurde am Mittwoch nachmittag nach dem Abflug von Danzig nach Berlin 20 Kilometer von der Küste entfernt in 1500 Meter Höhe über der Ostsee von polnischen Küstenbatterieu und von einem polnischen Kriegsschiff beschossen. Die Besatzung des Flugzeuges bestand aus Flugkapitän Vöhner, Flugmaschinist Nicke! und Flugzcugsunker Suppa. Ferner befanden sich an Bord der Maschine 17 Fluggäste, darunter vier Kinder.

Dieses unerhörte Vorgehen der Polen in den beiden obigen Fällen beweist, daß die Polen vollkommen die Nerven verloren haben und den Krieg bewußt herbeiführen wollen, obwohl ihnen von allen Seiten bestätigt wird, daß sie nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren haben. Diese Herausforderungen fallen auf das Schuldkonto Englands, das die Entscheidung über den Krieg mit seiner Garantieerklärung in polnische Hände gelegt hat. Wird sich England durch polnische Kriegstreiber so in ein Weltverbrechen jagen lassen oder seine Schützlinge zur Raison rufen?

Panikartige polnische Kriegsvorbe- reitungen

Drahtverhaue und Sprengladungen Umfangreiche Truppenbewegungen an der Grenze

Kattowitz, 23. Aug. Die polnischen Militärbehörden habe» in Ostoberschlesien fieberhafte Kriegsvorbereitungen und Ve- festigungsmaßnahmen getroffen. Fast sämtliche Zufahrtsstraßen

zu den Grenzen sind gesperrt. Alle wichtigen Hilssstraßen wur­den mit Straßensperren und mit einem Netz von Tankfalle« versehen. Kilometerlang ziehen sich entlang den Straße» durch Dörfer uud Wälder drei bis vier Linien Drahtverhaue und Sperrlinien. Sämtliche Brücken und Unterführungen und wich­tige Streckenübergänge wurden unterminiert und sprengfertig gemacht.

In den Hochwäldern entlang dem Grenzgebiet wurden beson­deren Beobachtungstürme errichtet, von wo aus Tag und Nacht eine Spähtätigkeit nach Deutsch-Oberschlesien aus- geübt wird. Tagtäglich steigen darüber hinaus in der Abend­dämmerung Fesselballone auf, die ebenfalls strategische Beobachtungen nach Deutsch-Oberschlesien hin unternehmen. In allen waldreichen Gegenden wurden Bäume und auch wertvolle Obstbaumpflanzungen kurzerhand bis zu einer Höhe von einem Meter abgesägt und zu Drahtverhauen und ähnlichen Anlagen verwendet. Sämtliche Befestigungsanlagen werden Tag und Nacht von Militär bewacht. Des Nachts erfolgen ständig um­fangreiche Truppenvelegungen und llmbesetzungen. Alle militä­risch wichtigen Ortschaften stehen unter strenger Bewachung. Jeder durchfahrende Kraftwagen wird angehalten und unter­sucht. Ebenso wird der Personenverkehr aufs schärfste überwacht.

Will Polen Danzig überrumpeln?

Danzig, 23. Aug. Die am Dienstag durch die Danziger Po­lizei aufgedckte heimliche Bewaffnung der Polen in Danzig durch polnische Zollinspektoren, die umfangreichen militärischen Vor­bereitungen Polens im Grenzgebiet und die Evakuierung der Zivilbevölkerung im Grenzgebiet verstärken immer mehr den Eindruck, daß die Polen irgend eiue Ueberrumpelunz in Danzig Vorhaben in der Absicht, die Westmächte vor vollendete Tatsachen zu stellen, um sie zur Erfüllung ihrer Garautieverpslichtunge« zu zwingen. Dieses Vorgehen würde genau der polnischen Me­thode bei der Besetzung der Ukraine und des Wilna-Gebietes nach dem Weltkrieg entsprechen. Im Danziger Hafen ist feit Dienstag auffallende Betriebsamkeit der Polen bemerkbar. Zahl­reiche Motorboote mit Polen besetzt, unternehmen eingehende Rundfahrten durch den Hafen. Die Unruhe der deutschen Ar­beiter in Danzig ist ständig im Wachsen, da alle Anzeichen dar­auf hindeutcn, daß die Polen Sabotageakte vorbereiten. Be­sonders die polnischen Militärs Hetzen zum Krieg und sind für einen sofortigen Ueberfall aus Danzig. Die Armee nimmt für ihre Ziele auch die Hilfe ausländischer Agenten in Anspruch. Dziennik Poznanski" erklärt, Polen könne nur durch einen Krieg gegen Deutschland gewinnen und es sei daher zu jedem Opfer bereit.

Dev ReichsauSenrnirrifterr in Mossau

Moskau, 23. Aug. Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop traf mit den Herren seiner Begleitung nach pro­grammäßig verlaufenem Flug mit dem SonderflugzeugGrenz­mark" am Mittwoch um 13 Uhr aus dem Moskauer Flughafen ein. Zu seiner Begrüßung hatten sich von sowjetrussischer Seite eingefunden der erste stellvertretende Volkskommissar des Aeußc- ren, Potemkin, der erste stellvertretende Volkskommissar für Außenhandel, Stepanow, der stellvertretende Volkskommissar jiir Inneres, Merkulow, der stellvertretende Präsident des Moskauer Stadtrates, Korolew, und der Moskauer Stadtkommandant.

Von deutscher Seite wurde der Reichsaußenminister be­grüßt durch den deutschenVotschafteriu Moskau, Graf von der Cchulenburg, mit den Mitgliedern der Botschaft sowie dem Militärattache, Generalleutnant Köstriug, und dem Marineattachs, Fregattenkapitän von Baumbach. Auch der italienische Botschafter Rosso und der italienische Militärattache, Oberst Valfrs di Vonzo, waren zur Begrüßung auf dem Flugplatz erschienen. Nach erfolgter Vorstellung begab sich der Reichsautzeu- minister in dem von der Sowjetregierung zur Verfügung gestell­ten Kräftwagen in das ihm bereitgestellte Gebäude der deutschen Botschaft.

Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop hatte am Dienstag abend gegen 21 Ahr mit dem Condor-FlugzeugGrenz­mark" die Rcichshauptstadt verlaßen und war in Königsberg um 23:30 Uhr zwischengelandet, um am Mittwoch früh nach Moskau weiterzufliegen. In seiner Begleitung befinden sich llnterstaats- sekretär Gaus, der Chef des Protokolls, Gesandter von Doernberg, Gesandter Schmidt, die Vortragenden Lega­tionsräte Schnurre und Hencke, sowie die Mitglieder des persönlichen Stabes. Die deutsche Mission zählt insgesamt 32 Per­sonen.

Der britische Botschafter beim Führer

Berchtesgaden, 23. Aug. Einem Wunsch der britischen Regie­rung folgend empfing am Mittwoch der Führer auf dem Verghof den britschen Botschafter Sir Neville Henderson. Der Bot­schafter überreichte dem Führer einen Brief des briti­

schen Premierministers an den Führer, der im gleichen Sinne wie die gestrigen englischen Verlautbarungen über die Kabinettssitzung abgesagt war.

Der Führer ließ den britischen Botschafter in keinem Zwei­fel darüber, daß die von der britischen Regierung eingegangeuen Verpflichtungen Deutschland nicht zu einem Verzicht auf die Vertretung natioualer lebenswichtiger Interessen veranlassen könnten.

Ansprache des Oberbefehlshabers des Heeres

Am Vorabend der Tannenberg-Feier

Berlin, 23. Aug. Am Vorabend der Tannenberg-Feier, am Samstag, 26. August, wird der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Vrauchitsch, von 19.30 bis 20.00 Uhr über den deutschen Rundfunk eine Ansprache an die Sol­daten des deutschen Heeres richten.

Diese Ansprache wird übertragen vom Deutschlandfender, von Len Reichssendern Königsberg, Breslau, Böhmen, Wien, Graz, München, Stuttgart, Frankfurt a. M. und Köln. Für alle Trup­pen des Heeres ist Gemeinschaftsempfang befohlen.

Konferenz der Oslo-Staaten eröffnet

Brüssel, 23. Aug. Die Konferenz der sieben Oslo-Staate» wurde am Mittwoch vormittag im belgischen AußenministerisM durch Ministerpräsident Pierlot eröffnet. Die Konferenz befaßte sich zunächst mit einem allgemeinen Ueberblick über die gegen­wärtige internationale Lage.

3bn Saud bewaffnet seine Krieger

Damaskus, 23. Aug. Nach einer hier bus dem Hodschas ein- getroffenen Meldung liefert König Fbn Saud vo« Arabien sei­nen arabischen Kriegerstämmen Waffen aus. Dem Anführer eines jeden bewaffneten Stammes wurde ferne: em nach moder­nen Gesichtspunkten ausgebildeter militärischer Berater bei­gegeben.

Die Wendung

Der ungeheure Eindruck, den die Nachricht vom deutsch­russischen Nichtangriffspakt in allen Ländern der Erde ge­macht hat, entspricht der Bedeutung dieser Tatsache. Es ist eine neue Lage in Europa, eine neue Lage in der Welt entstanden, so schreibt die DAZ. Daher die Schockwirkung dieser Nachricht auf die Mitglieder der von England ge­führten Einkreisungsfront. Es war der Welt mitgeteilt worden, daß Deutschland sich nicht wie 1914 von der Einkrei­sung überraschen lassen werde. Während nun die andern redeten, hat Deutschland gehandelt. Das Gefühl der Be­friedigung hierüber beherrscht heute das ganze deutsche Volk, es hat diese Nachricht sofort begrüßt als einen ent­scheidenden Wendepunkt.

In einer Zeit, in der die gegen Deutschland gerichteten Drohungen immer maßloser wurden, ist ihnen die Spitze abgebrochen worden. Ein Nichtangriffspakt zwischen Berlin und Moskau macht den Strich durch eine allzu unvorsichtige Rechnung. Wir brauchen nur Lloyd George zu zitieren, der im Unterhaus unermüdlich erklärte, daß die Einkreisungs­front ohne Rußland keinen politischen Sinn und keinen mi­litärischen Wert habe. Einige englische Blätter wollen heute beweisen, daß man auf die Moskauer Karte ernsthaft sowieso schon nicht mehr gezählt hätte, und die sonderbarste Auslegung der Motive befindet sich in einer Warschauer Reutermeldung. Danach wäre man in Polen der Ansicht, daß Moskau einen Pakt mit Berlin machte, weil die Sow­jets Polen für stark genug hielten, einem deutschen Angriff entgegenzutreten. Denn andernfalls hätten sie sich sicher in die gemeinsame Front mit England'und Frankreich einge­reiht!

Solche Windungen noch in dieser Stunde mögen auf sich beruhen. Es gibt Länder, die einen realeren Blick für die Forderungen der Zeit haben, und zu ihnen gehört Rußland, das sich weigert, vor Interessen gespannt zu werden, die nicht seine eigenen sind. Diese Klärung wird in London und Paris nicht mehr übersehen, wenn auch derTemps" seinen Lesern gegenüber sich zu dem Bekenntnis entschließt, es sei tragisch, daß die Reaktionen Adolf Hitlers nicht vor- auszufehen seien. Wir finden es eher tragisch, daß die Ein­kreiser so lange geglaubt haben konnten, Deuftchland würde überhaupt nicht reagieren.

Das Land in der Mitte Europas ist durch seine Erfah­rungen hellhörig geworden, und die Bemühungen der West­mächte, unter Führung Englands, einen Zweifrontenkrieg zu inszenieren, haben uns ihre wahren Absichten deutlich genug enthüllt. Diese Bemühungen gingen an dem Geist der Zeit vorbei, sie waren reaktionär und stellten alles mög­liche in Rechnung, nur nicht die Dynamik unserer Epoche. Der Politik des neuen Kurses ist nun eine noch neuere Po­litik entgegengesetzt worden.

Schon die deutsch-russischen Wirtschaftsverhandlungen, die am 19. August zu einem Abkommen führten, gingen davon aus, daß der natürliche Güteraustausch zwischen zwei sich ergänzenden Volkswirtschaften aus kurzfristiger Grundlage nicht gedeihen könne. Beide Länder legten Wert auf ein langfristiges Zusammenarbeiten, und sie waren sich darin einig, daß eine politische Klärung nicht erst die Folge bes­serer wirtschaftlicher Beziehungen, sondern ihre Voraus­setzung sei. In dem Willen, den Weg der Vernunft zu ge­hen, hat man sich getroffen. Die beiden Völker knüpfen da­mit an eine alte Tradition wieder an, unter der sie beide gut gefahren sind. Es ist die Tradition einer natürlichen Partnerschaft, die, bewußter als früher, der Inhalt der deutschen Kontinentalpolitik ist.

Dadurch, daß die Einkreiser sich dieser Kontinentalpolitik widersetzten, hat die führende Macht unter ihnen die Chance verpaßt. England hat diese Chance darüber hinaus mit ei­ner Herausforderung beantwortet, uud es liegt sicher nicht an Deutschland, wenn jenseits des Kanals die Reaktion aus diese Herausforderung ganz falsch eingeschätzt wurde, lieber die deutsche Kontinentalpolitik ist in England so viel Ver­kehrtes geredet und geschrieben worden, daß man nun die­ser Kontinentalpolitik so, wie sie wirklich ist, völlig ver­blüfft gegeuübersteht. Es zeigt sich, daß die alten Begriffe und die alten Mittel der Diplomatie, wie sie non England in den letzten Monaten mit einer gewissen Kunstfertigkeit noch einmal versucht wurden, in unserer Zeit nicht mehr verfangen.

Das wird heute auch gerade von neutraler Seite bestä­tigt. Die Neutralen haben sich den Anschlägen der Earan- tiefront gegenüber ihrer Haut wahren müssen. Die Belgra­der Presse stellt heute fest, daß diese Verträge auf dem Balkan nun zusammengebrochen find. Ans denselben Ton der Erleichterung ist die Presse der nordischen Staaten ge­stimmt, die in ihren Meldungen die Größe des deutschen Erfolges unterstreicht. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt da­durch erreicht worden, daß die Verhandlungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion mit größter Vertraulich­keit und tiefstem Ernst geführt worden sind vor allem