8, Seite — Nr. 19k
Naqolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 23. August 1939
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Inhalt md Ziel aaliomlsozialiftischer AgrarMM
So wie der Raum dem Volk zugeordnet ist, so sind auch Boden und Arbeit miteinander verbunden. „Die Erde ist die Quelle, aus welcher die menschliche Arbeit jene Stoffe gewinnt, die in den verschiedenen Graden ihrer Veredelung die Gesamtheit jener Gütermenge ausmachen, die wir den Reichtum des Volkes nennen" (Ruhland). So ist also, wirtschaftlich gesehen, die Volksgemeinschaft infolge dieses Aufeinanderbezogenseins von Arbeit und Boden soziale Arbeitsgemeinschaft. Ganz gleich, ob es sich um den Bauern, den Industriearbeiter, den Angestellten im Handel, den Beamten handelt, ein jeder steht nicht für sich als Einzelner in der Volksgemeinschaft da, nein, sie alle verbindet in sozialer Wechselbeziehung die Gemeinsamkeit der Arbeit. Ein jeder ist Nutznießer der Arbeit aller anderen; und umgekehrt brauchen ebenso die anderen seine Arbeit.
' Die Ordnung, die aus dieser Idee der Volksgemeinschaft als Ausgangspunkt und Ziel der Politik gefordert wird, ist aber niemals etwas fertig Gegebenes, Starres, Statisches, sondern ist ebenso wie die Volksgemeinschaft selbst eine Aufgabe, mit der sich die Politik ständig im Strom des Lebens behaupten muß. Sie erstreckt sich auf alle Bereiche des volklichen Lebens. Oberster Grundsatz, nach dem sich diese Ordnung vollzieht, ganz gleich, ob es sich dabei um Wirtschaft, Kultur oder Wissenschaft handelt, ist das Primat des Volkspolitischen. Es gibt also keine Berufs- und Standespolitik, bie nicht letztlich Volkspolitik ist, d. h. die nicht ihre Erfüllung in der Ausrichtung nach den volksgemcinschastlichcn Zielen sieht. Angesichts dieses grundsätzlichen volkspolitischen und volksbiologischen Denkens ist es folgerichtig, wenn uns die Agrarpolitik als ein fundamentaler Bestandteil der Gesamtpolitik entgegentritt. Sie hebt sich in ihren Zielsetzungen weit über eine rein wirtschaftliche Betrachtungsweise hinaus und findet ihre erste und letzte Erfüllung und Sinngebung in der Volksgemeinschaft und in den volkspolitischen Zielen. Die nationalsozialistische Agrarpolitik umfaßt daher das Volksganze, die Totalität des nationalen Lebens, nicht nur die Landwirtschaft als solche. In diesem Sinne müssen alle Maßnahmen ganzheitsbezogcn, d. h. aus der Ee- samtschau hcrgeleitet und so auf das Einzelne wie auf das Ganze gerichtet sein.
Die Agrarpolitik ist damit auch ein Mittel zur Sicherung der Volksgemeinschaft und Steigerung der nationalen Produktionskräfte im totalen Sinne des Wortes. Ihr fällt dabei die Aufgabe zu, das Landvolk stark zu erhalten, dafür zu sorgen, daß cs seine Ausgaben zur Erhaltung und Mehrung des Volksganzen bestmöglich erfüllt und daß es sich rückhaltlos in chen Dienst der allgemein politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zielsetzungen stellt. Sie äußert sich also nach der praktischen Seite hin in Handlungen und Maßnahmen, die der Sicherung und Steigerung des Lebensanteils und Leistungsbeitrages des Landvolks für die Volksgemeinschaft und den Staat dienen; in ihrem gedanklichen Gehalt ist sie der Inbegriff von Zielen, Grundsätzen und Werturteilen hinsichtlich der Fragen bestmöglicher Förderung
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und Gestaltung des Landvolks und Landbaus im Rahmen des Volksganzen.
Trotz ihrer fundamentalen Bedeutung ist die Agrarpolitik in das Ganze der Volkspolitik doch immer nur als Glied eingefügt; sie steht also niemals für sich allein da. Wenn also z. B. aus besonderen Gründen wehrpolitische oder besondere sozialpolitische Erwägungen und Entscheidungen in den Vordergrund rücken, so kann durchaus der Fall eintreten, daß an sich wohl begründete Belange der Agrarpolitik vorübergehend zurllcktreten müssen. Denn selten ist die oberste politische Führung bei der Steuerung des Lebensganzen in der glücklichen Lage, alle Bereiche des volklichen Lebens in gleichem Maße zugleich zu berücksichtigen bezw. ein- und dieselbe Rangordnung starr innezuhaltcn. Es kommt ferner hinzu, daß beim Aufbau eines Staates die Rangordnung oft ebenso sehr vcn außen wie von innen her bestimmt wird.
Der konkrete Inhalt der Agrarpolitik ergibt sich aps der Bedeutung, die dem Landvolk im Rahmen der Volksgemeinschaft zukommt. R. Walter Darre hat die Stellung des Landvolks in folgender Weise gekennzeichnet: „Wer einen Staat als organisches Gebilde aufbauen will, muß ihn vom Gedanken von Blut und Boden aus aufbauen." Dies erfordert, daß der Landstand zum Eckstein des Staatsaufbaues gemacht wird, denn ihm kommt die Bewältigung der vornehmen Doppelaufgabe zu: „Lebensmotor für das ganze Volk zu sein, des Volkes Bluterneuerungsquell zu werden."
Wir sehen also, daß die Landwirtschaft sowohl in biologischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt, da ihr in entscheidendem Matze die Aufgabe zufällt, den Volkskörper biologisch stark und geistig wie seelisch gesund und durch die nationalwirtschaftliche Ernährungssicherung lebenskräftig und bodenständig zu erhalten. Als konkrete Zielsetzung nationalsozialistischer Agrarpolitik ergeben sich daher drei große Leitideen und Ziele: Ein gesundes, starkes und bodenständiges Landvolk als Grundlage der Volksgemeinschaft (fester Besitz und feste Bauern!), bestmögliche Gestaltung der Nahrungsversorgung der Volksgemeinschaft durch gesteigerte Erzeugungsleistung und Marktordnung (mehr erzeugen, sparsamer verwerten!) und Ordnung der Leistungen und Gegenwerte der nationalen Arbeit (sozialistische Ordnung!).
(Diese Ausführungen entnehmen wir einem Buch, das unter dem Titel „Gefüge und Ordnung der deutschen Landwirtschaft" von Prof. Konrad Meyer als Gemeinschaftsarbeit des Forschungsdienstes herausgebracht wurde. Das Werk unterrichtet zum erstenmal zusammenfassend über die totale Neuordnung im landwirtschaftlichen Sektor und gibt zugleich ein geschlossenes Bild vom heuttigen Stand sowie den künftigen Aufgaben der Agrarpolitik. Das Buch, 752 Seiten, geb. 19.50 RM., ist in der Reichsnährstand Verlags-E.m.b.H., Berlin, erschienen.)
Von der Landwirtschaft in Rumänien und Bulgarien
Die deutsch-rumänischen Landwirtschaftsvereinbarungen lassen uns den Blick nach Siid- osten wenden. Es ist zweifellos ein Erfolg unserer Marktordnung, wenn Rumäniens Landwirtschaft sich anschickt, sich auf unsere Bedürfnisse umzustellen. Ihre bisherigen Erzeugnisse, vornehmlich Weizen und Mais, waren entweder gar nicht oder nur zu unzureichenden Preisen abzusetzen. Die genannten Vereinbarungen haben nun zur Folge, daß der rumänische Weizcnanbau eingeschränkt wird zugunsten des Anbaues von Oelsaaten und zwar in erster Linie Leinsaat und Sonnenblumen, aber auch die weniger anspruchsvollen Oelpflanzen Safnor und Perilla, die sich bereits beim Anbau in rumänischen Betrieben bewährt haben. Einen Aufschwung wird auch der Obst- und Gemüsebau erfahren können, da an seinen Erzeugnissen nach den Wünschen des Reichsbauernführers und des Reichsärzteführers in Deutschland ein höherer Verbrauch erzielt werden soll. Die Förderung dieser Kulturen wird aber auch für die rumänische Landwirtschaft besonders günstige Auswirkungen haben, weil bei gesichertem Absatz für diese Kulturen gute Erlöse
zu erzielen sind, die der von der rumänischen Regierung gewünschten Hebung des Lebensstandards im rumänischen Dorf zugute kommen. Bei den Schlachtviehlieferungen wird durch die Aufnahme deutschen Zuchtviehs in Rumänien eine Anpassung an die deutsche Geschmacksrichtung erfolgen, während die rumänische Molkereiwirtschaft durch die Lieferung deutscher Molkereigeräte und die Bereitstellung von Fachkräften eine wesentliche Förderung erfahren wird. Besonders eng wird sich in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rumänien in der Landwirtschaftswissenschaft gestalten. Hiervon werden zweifellos starke Anregungen ausgehen, die zu dauernden Erfolgen führen werden. Bauern und Landwirte beider Länder werden von dieser praktischen Zusammenarbeit Vorteile haben.
Auch für Bulgarien spielt die Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse eine wichtige Rolle und Deutschland ist als Abnehmer ein sehr wesentlicher Faktor. Es werden deshalb starke Anstrengungen gemacht, die bulgarische Landwirtschaft. zu reformieren. So soll z. V. die bulgarische Landwirtschafts- und Genossenschaftsbank von Staats wegen betraut werden, die Versorgung der bulgarischen Bauern mit einfachen landwirtschaftlichen Geräten in die Wege zu leiten. Die Bank bezieht die notwendigen Maschinen und Geräte aus dem Ausland und gibt sie an die Bauern, bäuerlichen Arbeitsgemeinschaften und Genossenschaften weiter. Die Kaufsumme wird von den Käufern im Laufe von fünf Jahren ohne Zinsaufschlag zurückerstattet. Das Ackerbauministerium deckt etwaige Verluste der Bank aus staatlichen Mitteln. Man hat errechnet, daß bei Verwendung von Sämaschinen etwa ein Viertel der bisherigen Saatgutmenge eingcspart werden kann. Aehnliche Vorteile ergeben sich auch auf anderen Gebieten.
Von Bedeutung ist auch noch die für Herbst
Schädlinge, die Lebensmittel angreifen
Wohl die bekanntesten Schädlinge, die sich an unseren Lebensmitteln oder Vorräten gütlich tun, sind Ratten und Mäuse. Sie werden durch vergiftete Köder, Meerzwiebelpräparate, Giftgetreide oder durch Fallen vernichtet, denn ihre eigene Gefräßigkeit ist ebenso wie ihre Fruchtbarkeit sehr groß, so daß sie unsere Lebensmittelvorräte außerordentlich stark schmälern können. Dazu kommt das, was durch die Verunreinigung selbst unbrauchbar und ungenießbar wird. Man schätzt den Schaden, den allein diese Schädlinge anrichten, jährlich auf etwa 250 Millionen RM.
Außer den eben genannten gibt es aber noch eine ganze Anzahl kleinerer Lebewesen aus der großen Familie der Insekten, die oft noch unauffälliger ihr Unwesen treiben. Im Mehl und in Teigwaren, sogar in Nußschokolade und Mandeln lebt die Raupe der Mehlmotte, die nicht nur in Mühlen, sondern auch im Haushalt lästig werden kann, weil durch ihre Gespinste die bezeichneten Lebensmittel verunreinigt werden. Der Kornkäfer ist als Lager- und Speicherschädling leider sehr bekannt geworden. Auch geht er zuweilen an Reis. Ist der Aufbewahrungsort des Mehles zu feucht, macht sich die Mehlmilbe breit. Aber auch fett- und fleichhaltige Lebensmittel hahen ihre besonderen Liebhaber. Wer hätte nicht schon einmal laufenden Käse gesehen. Im allgemeinen verstehen wir darunter den bei Hitze weich werdenden und dann-breit auseinanderlaufenden Käse. Es kommt aber auch vor, daß der Käse wirklich fortläuft, d. h. nach allen Seiten kriechen eilends dicke, fette Maden der Käsefliege. Ein ebenso schädliches Insekt ist die Schmeißfliege und der Brummer, deren Larven in Nestern im Fleisch sitzen, das dann meist schnell in Fäulnis übergeht und ungenießbar wird. An Wurstwaren zerfrißt die Speckkäferlarve die Därme und beraubt sie so ihrer schützenden Hülle. Auch bleiben Schinken, Speck, trockenes Fleisch und Fische nicht verschont. Die Küchenschaben fressen an vielen Lebensmitteln, richten aber, wie die bereits schon genannten Schädlinge, den größten Schaden durch Verschmutzen der Lebensmittel an, die dadurch ungenießbar werden.
Die beste Bekämpfung dieser Schädlinge erfolgt durch vorbeugende Maßnahmen, in erster Linie durch Sauberkeit. Schmutzecken darf ein Vorratsraum oder die Speisekammer niemals haben. Schlupfwinkel, z. B. Ritzen und Risse,
dieses Jahres geplante Errichtung von Saatgutreinigungsstationen in allen Teilen des Landes. Das diesbezügliche Gesetz bezweckt die Steigerung der Bodenerträge durch die Verwendung von gereinigtem Saatgut. Die bulgarische Regierung hat schließlich, auch der Landwirtschaft einen weiteren erheblichen Kredit für die Vergrößerung verschiedener Jn- dustriepflanzen-Anbauflächen zur Verfügung gestellt, mit deren Absatz in erster Linie nach Deutschland gerechnet wird. Durch die Verbilligung von Kartoffel- und Leinsamensaatgut: soll im übrigen auch der Kartoffelanbau unk» die Leinproduktion in verschiedene Teilen Bulgariens gefördert werden. Für beide Erzeugnisse gibt es in Bulgarien ausgezeichnete Anbaumöglichkeiten, die bisher nicht ausgenützt worden sind. Interessant ist auch, daß das bulgarische Ackerbauministcrium eine Marktordnung für Rosenöl in Vorbereitung hat. Bereits im Vorjahr wurde ein Gesetz zum Schutz, und zur Förderung der berühmten bulgarischen Rosenölerzeugung erlassen und ein fester lleber- nahmepreis für Rosen festgesetzt. Dieses Gesetz wird nunmehr verlängert. Die bulgarische Landwirtschafts- und Genossenschaftsbank übernimmt die Rosen zu den festgesetzten Erzeugerpreisen und sorgt auch für die Verarbeitung. Gerade die Verwertung der großen Roscnernte macht heute aber noch gewisse Schwierigkeiten. Der Anfall an Rosen ist weitaus größer als der Bedarf an Rosenöl und die noch vorhandenen Vorräte würden genügen, um den Rosenölbedarf der Welt auf viele Monate hinaus zu befriedigen. Es dürfte wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Rosenkulturen zu verkleinern und die Rosenanbauer dazu zu bringen, andere Produkte, deren Verwertung sicherer ist. anzubauen. So dürfte es wohl möglich sein, einen Ausweg zu finden, der die Rosenbesitzer befriedigen wird.
sind sorgfältig abzudichten. Die Lüftung mutz durch Gazefenster erfolgen, um schädlichen Insekten den Zuflug zu verwehren. Die Fenster müssen sich auch leicht verdunkeln lassen, da Vorratsräume dunkel sowie kühl und trocken sein müssen. Gaze- und Eisschränke sind hier wertvolle Helfer im „Kampf dem Verderb". Daneben gibt es aber auch eine Reihe chemischer wirksamer Präparate, die bei der Bekämpfung der Schädlinge gebraucht werden: können und über die wir in jeder Apotheke oder Drogerie Auskunft erhalten können.
Vier Stunden können vernichten,
was 19 Jahre Aufbau braucht!
Es läßt sich darüber streiten, ob die See, das Gebirge, der Luftkurort im flachen Lande oder die Einsamkeit eines verborgenen Gewässers die vielfältigen Wünsche des Menschen besser befriedigt — aber wir alle sind einig in der Ueberzcugung, daß der Wald unbedingt: zur Erholung gehört. Das wäre allein schon Grund genug, um den Bestand an Wäldern sorglich zu schützen, wenngleich die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Forsten die Pflege und den Schutz noch zwingender und dringlicher machen. Gewiß, um des Rohstoffes Holz willen müssen von Zeit zu Zeit Axt und Säge angesetzt werden. Aber der eigentliche Feind des Waldes ist der egoistische oder leichtfertige Mensch, der die „Lungen der Nation" mit Brand und Vernichtung immer wieder bedroht. Daran zu erinnern ist leider wieder notwendig, denn wenn schon ein so kühler und nasser Sommer wie der des Vorjahres immer neue Meldungen über Waldbrände brachte, die durch ein achtlos fortgeworfenes Streichholz,, einen Zigarrenrest oder ein überflüssiges Lagerfeuer im Walde entstanden — wie soll es dann unseren Wäldern in einem heißen und trockenen Sommer ergehen! Sicht man dabei einmal über die ganz erheblichen Verluste an Holz, und Holzzuwachs hinweg, so bleibt immer noch ein anderer Schaden übrig. Die Forstwirtschaft muß damit rechnen, daß das, was ein Waldbrand in nur vier Stunden vernichtet, selbst nach der Aufforstung mit unseren schnellwüchsigsten Bäumen mindestens 40 Jahre braucht, um nur einigermaßen wieder einem Walde zu ähneln. Ist es da wirklich zu viel verlangr, wenn von jedem als strenge Pflicht gefordert wird, durch die Verhütung von Bränden zum Beschützer des Waldes zu werden?
Verantw. Schriftleiter: Erich Silgradt, Vaihingen-Rohr a. F.
(Landesbauernschaft Württemberg, Stuttgart).